Derrick: Zeichen der Gewalt (D 1975)

Regie: Theodor Grädler
Buch: Herbert Reinecker
Produktion: ZDF/ORF, Helmut Ringelmann
Erstsendung: 04.05.1975, ZDF

Ein Anwalt bekommt einen Anruf. Verbrecher sind in sein Haus eingedrungen, er wird erpresst, als Anwalt einem Gefangenen eine Pistole in den Knast zu schmuggeln, sonst wird seine Frau ermordet, die sie als Geißel halten. Notgedrungen folgt er den Einweisungen, er nimmt jedoch die Patronen raus. Jedoch – er hat eine vergessen, die im Lauf. Ein Gefängniswärter wird auf der Flucht erschossen. Derrick ermittelt. Der Anwalt begeht aus Gram Suizid. Der Oberstrolch ist auf der Flucht und bereitet der Polizei einiges Kopfzerbrechen. Er ist gut bewaffnet und echter Psycho. Voller Körpereinsatz ist gefragt.

Derrick zu seinen Kollegen: „Ihr solltet auf keinen Fall vergessen, dass der Mann sofort schießt – ohne Zögern schießt!“

Die 8. Folge der noch jungen Serie „Derrick“, ausgestrahlt im Mai 1975, ist in gewisser Hinsicht ein Novum. Von Anfang an gibt es hier Sex & Crime, man könnte im Kontext fast von einem „Action-Feuerwerk“ sprechen. Noch dazu gibt es im Cast einige interessante Leute, alles Grund genug, um hier dazu ein paar Worte zu verlieren.

Im letzten Akt geht es hier ganz schön rund. Zu funky Rockmusik mit Fuzz-Gitarre gibt es wilde Schießereien und Verfolgungsjagden. Ist jetzt kein John Wick, natürlich.

Tatsächlich hat sich Horst Tappert hier bei einem kleinen Stunt den Fuß verletzt, danach war es vorbei mit „mach ich eben“.

Über den Dächern von Nizza, äh, München

Herausstechend ist hier sicherlich Raimund Harmstorf (1939-1993) in seinem ersten Derrick-Auftritt (von dreien). Er spielt hier einen eiskalten Killer, er ist der Strolch Hausmann, der aus dem Gefängnis freigepresst worden ist. Er spielt hier den gewissenlosen, von keinerlei Moral eingeschränkten Gangster wirklich großartig.

Raimund Harmstorf als Oberstrolch Günter Hausmann

Heute wahrscheinlich am ehesten als Gegenspieler aus diversen Bud-Spencer-Schinken in Erinnerung („Sie nannten ihn Mücke“), spielte er damals des Öfteren solche zwielichtigen Gestalten (z. B. in dem Actionknaller Blutiger Freitag (1972), den ich hier auch mal würdigen müsste).

Die damals hauptsächlich in Erotikfilmchen stattfindende Sybil Danning (* 1947) ist hier als die Ehefrau von Harmstorf zu sehen – kurios: beide haben sich schon mal in dem schon besprochenen Siegfried-Fummelfilm bereits kennengelernt. Vielleicht wurde sie auf Empfehlung von Harmstorf gecastet, wer weiß das schon. Es war auch ihre einzige Derrick-„Erscheinung“.

Tatsächlich war sie wohl auch drehbuchgemäß als „Macht sich gerne naggisch“ gecastet, denn ihre Figur arbeitet in einem Nachtlokal und ab Minute 18 sehen wir dann erst mal einen Strip von ihr. Grundsätzlich gibt es hier aus heutiger Sicht überraschend viel nackte Haut zu sehen. Immer dran, denken, wir sprechen von einer Abendserie im eher spießigen ZDF.

Sybil Danning lässt die Hüllen fallen

Tatsächlich treffen wir auch noch einen alten Bekannten auf dieser Seite – der bekanntlich von mir sehr geschätzte Rudolf Schündler (1906-1988) ist hier in einer kleineren Rolle zu sehen, als Kellner im besagten Nachtlokal, der sich vor Schiss fast einnässt, als Derrick ihn verhört. Während er in seiner kleinen Küche sitzt und seine Briefmarkensammlung sortiert – auch ein Bild, das man heute nicht mehr so sieht.

Gaby Dohm (* 1943) könnte vom Namen her eher Fragezeichen hervorrufen, aber das Gesicht sehr bekannt – auch sie ist bis heute aus dem deutschen Serienschaffen nicht wegzudenken. Sie ist hier noch eher am Anfang der Karriere, ihre bekannteste Rolle sollte erst 1985 in der Schwarzwaldklinik kommen. Sie spielt hier die Ehefrau des erpressten Anwalts, sie hilft dann bei den Ermittlungen. Sie soll die Stimmen ihrer Geißelnehmer auf dem Tonband wiedererkennen.

Viele tolle Schauspieler, bis zum Ende spannend, nette Actionszenen – da soll noch mal jemand sagen, Derrick sei langweilig. Dieses Klischee kommt eher aus den späten Jahren und den vielen Parodien. Die ersten Jahre bieten einige echte Knallerfolgen.

Die Serie gibt es als DVD-Boxen, seit einiger Zeit aber auch in guter Qualität und legal vom ZDF lizenziert auf dem YouTube-Kanal „KultKrimi“. Hier wird man fündig.

Mein Freund, der Lipizzaner (D 1994)

Regie: Franz Antel
Buch: Franz Antel, Eduard Ehrlich
Produktion: Karl Spiehs für Lisa-Film GmbH
Premiere: 15. April 1994, RTL

Wo wir gerade auf dem YouTube-Kanal von Lisa-Film sind – da gibt es auch noch diesen späten Ausläufer zu bekucken. Regie Franz Antel, Produktion Karl Spiehs und gesendet von RTL. Junge, Trashalarm auf 110 %.

Dieses Machwerk ist Teil einer Zusammenarbeit von Antel und Spiehs, in der einige Fernsehfilme entstanden. Antel war inzwischen 81, Spiehs 63. Für Antel war es offensichtlich schon gegen Ende seiner langen, langen Schaffensperiode.

Herausgekommen ist hier ein verlogen-verkitschtes Machwerk, das man gesehen haben muss, um es zu glauben. Dialoge wurden zusammenkopiert aus den schlechtesten Förster-Groschenheften, die je geschrieben wurden, dazu der billige Fernsehlook der 90er und Darsteller, die ihre banalen Sätzchen aufsagen wie sprechende Roboter. Quasi ein filmgewordener Fotoroman aus der Wendy. Uff.

Dreh- und Angelpunkt ist die Geschichte um Paul Scheibner (Alexander Wussow), einem jungen Typ, der Pferde ganz doll lieb hat und in der „Spanischen Reitschule“ eine Ausbildung macht. Dazu gibt es die obligatorische Liebesgeschichte mit der feschen Julia (Julia Biedermann), die den schönen Beruf Gestütssekretärin hat. Parallel gibt es noch ne Story über die Eltern von Paule, dem brummigen Urbayer Heinz Scheibner (Max Grießer), dessen Weingut in wirtschaftlicher Not ist. Dazu gibt es noch eine affektierte Boutique-Besitzerin und einen reichen, porschefahrenden Schnösel als Antagonisten aus dem Klischeehandbuch und einen Zirkus für die hübschen Bilder. Und ganz viele Pferde.

Ich habe ehrlich keine Ahnung, für welche Zielgruppe das gedreht wurde. 13jährige Mädchen, die Pferde toll finden? Die sind bestimmt nach 10 Minuten schon eingeschlafen oder haben auf RTL2 umgeschaltet. Mitgealterte Franz-Antel-Fans? Schalten die RTL ein? Und falls ja, denken die nicht: „Oh, das ist aber anders als früher. Ich geh heute mal zeitig ins Bett, ist ja schon halb neun“?

Wie auch immer – das Ding ist nahe an einer Selbstparodie. Wenn man es als solche begreift, ist es fast schon wieder lustig. Diese Dialoge sind unglaublich. Die zwei frisch getrennten Flitzpiepen Anton und Julia stehen im Wald und sagen solche Dinge, ohne lachen zu müssen:

Julia: „Ich bin keine Prinzessin, und das Leben (bedeutungsschwangere Pause) ist kein Märchen.“

Anton: „Das hab ich auch gemerkt. Vielleicht war ich zu egoistisch, vielleicht hab ich nur an mich selbst gedacht. ich glaube, es ist schon schwer, den Menschen fürs Leben zu finden.“

Julia: „Wahrscheinlich hast du recht. das ist das schwerste, was es gibt.“

Anton, nach kurzer Bedenkzeit: „Stimmt.“

Julia: „Deswegen will ich es erst gar nicht versuchen. Das bringt meistens nur Schmerzen.“

Anton, mit einem leisen Lachen: „Ja, das kenn ich.“

Julia. „Ich auch. Glaub mir. Man muss schnell abhauen, bevor es zu spät ist!“

Anton: „Ich fürchte, es ist schon zu spät.“

Ihre Köpfe nähern sich. Sie küssen sich zaghaft. Szenenwechsel mit Kreuzblende auf ein Bauernhäuschen.

Der nächste Morgen. Sie liegen postkoital in einem Holzbett, das mit Blumen bemalt ist. Sein Vater bereitet derweil das Frühstück, das vom Kaloriengehalt für eine 5-köpfige Familie reichen würde.

Minute 41

Herr im Himmel. Dagegen sind die Heimatfilmchen aus den 1950ern direkt Weltliteratur.

Gut, werfen wir noch einen kurzen Blick in den Cast. Diese Filmchen waren ja auch oft eine Art ABM-Maßnahme für verdiente Altstars. In der Rolle des Hengstliebhabers Paul haben wir Alexander Wussow (* 1964), ja, genau, der Sohn von „Professor Brinkmann“ Klausjürgen Wussow. Dessen Sippschaft ist irgendwie überall (seine Tochter spielte auch in der Schwarzwaldklinik mit). Er spielte sich durch einige der üblichen Heile-Welt-ZDF-Serien, seit einigen Jahren wurde es etwas ruhiger um ihn.

Der vielleicht größte Name im Cast ist Karin Dor (1938-2017), die zu den wichtigsten Schauspielerinnen der 1960er zählt. Ihre Karriere umspannte viele sehr populäre Franchises, von Karl May bis Edgar Wallace, ja sogar bis hin zu James Bond und auch bei Hitchcock spielte sie mal mit („Topas“). Dass man dann im Alter in so einem Schmonz mitspielen muss, ist schon bitter. Sie wird uns sicher hier noch öfters über den Weg laufen.

Hier spielt sie Zirkustante Louise und darf strahlend mit den Peitschen wedeln. Eine ziemlich kleine Rolle.

Ein relativ bekanntes Gesicht der 90er ist noch Max Grießer (1928-2000). Der bayrische Volksschauspieler war in der Zeit recht bekannt durch die Comedysendung „Wie bitte?!“ (1993-1997), die sehr erfolgreich auf RTL lief. Zuvor war er wohl vor allem durch seine Mitwirkung am „Komödienstadel“ dem einschlägigen Publikum bekannt, spielte aber auch schon in den 70ern in diversen Nackedei-Komödien mit, die wir sicher früher oder später hier beäugen werden. Leider fand der gute Mann ein trauriges Ende, er litt an Depressionen und nahm sich 2000 das Leben. Er ist hier tatsächlich ein kleiner Lichtblick zwischen den ganzen anderen Knallchargen, die hier „spielen“.

Julia Biedermann (* 1967) kennt man heute wohl noch primär wegen ihrer Teilnahme bei Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, der Staffel von 2008 (mir wird eben erst bewusst, wie lange es diesen Quark schon gibt). Bekannt geworden ist sie als Tochter in dem ZDF-Serienklassiker Ich heirate eine Familie, später dann schon im Lisa-Film-Dunstkreis in der Roy-Black-Schmonzettenserie Ein Schloß am Wörthersee. (Nicht zu verwechseln mit Jeanette Biedermann (* 1980), der Sängerin und GZSZ-Tante. Auch nicht verwandt.)

Georg Marischka (1922-1999) sei noch der Vollständigkeit erwähnt, ein Mann mit sehr wechselhafter Karriere, er arbeitete als Drehbuchautor, Regieassistent und immer wieder auch als Darsteller in allerlei Film- und Fernsehschaffen. Sein Halbbruder Franz Marischka (1918-2009) war allerdings deutlich erfolgreicher und hat einiges an Filmen als Regisseur betreut. Er ist uns hier schon mal bei Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob über den Weg gelaufen, er hat aber auch z. B. die berühmt-berüchtigte „Lass jucken, Kumpel“-Filme gedreht und viele ähnliche Machwerke, die wie geschaffen sind für dieses Gruselkabinett der deutschen Nachkriegskinokuriositäten.

Finde ich auf jeden Fall einen netten Zug von Lisa Film, dass die solche Archiv-Filmchen wie diesen hier kostenlos und in guter Qualität auf YouTube hochladen. Tatsächlich kam der Film auch 2016 von MCP auf DVD raus, so 5-Euro-Grabbeltischware.

Fröhliche Chaoten (D 1998)

Regie: Otto Retzer
Buch: Erich Tomek
Produktion: WTS Film (Wörthersee Filmproduktion GmbH)
Premiere: 8. Mai 1998, 20:15 Uhr, ARD

Ui, noch was Kurioses für die kleine Lisa-Film-Chronik. Diesen ursprünglich fürs Fernsehen gedrehten Film stellt Lisa Film auf dem hauseigenen YouTube-Kanal kostenlos zur Verfügung. Tatsächlich ist es kein „richtiger“ Lisa Film, das läuft unter der Firma WTS, was – Trommelwirbel – für Wörthersee Filmproduktion GmbH steht. Passender geht es nicht. Ob das ein Ableger für TV-Projekte war? Auf jeden Fall passend – denn der berühmt-berüchtigte Wörthersee darf natürlich auch hier nicht fehlen.

Unser inzwischen alter Bekannter Otto W. Retzer, der Typ mit Glatze und Schnorres, der in vielen der „klassischen“ Lisa-Filme als Produktionsleiter und Gelegenheits-Kleindarsteller wirkte und hier schon öfters zu bewundern war, begann in den 90ern als Fernsehregisseur für seichte Unterhaltungskost zu arbeiten, unter anderem für Ein Schloß am Wörthersee und später der legendär-grottigen Klinik unter Palmen, die sogar in Kalkofes Mattscheibe (im Radio) verewigt wurde (hier zu hören).

Dieses Filmchen nimmt im recht sinnfreien Titel direkt Bezug auf die beiden Zärtliche Chaoten-Filme aus den 80ern. Keine Ahnung, warum, inhaltlich ist das typische ARD-Fernsehfilmkost der späten Neunziger. Wer mit der Erwartung hier rangeht, fröhlich-bekloppte Comedy zu finden, dürfte enttäuscht werden. Eigentlich ist das eher eine romantische Komödie und sollte eher „Scheidung für drei“, „Scheiden tut weh“, „Ein Anwalt kommt selten allein“ oder „Auch Anwälte müssen lieben“ heißen.

Tatsächlich eine kleine Randnotiz hier wert, denn wir treffen außer Retzer noch einige bekannte Nasen aus den 50ern bis 70ern, die hier schon mehrfach aufgetaucht sind, betrachten wir das als eine Art „Was macht eigentlich…?“ Produktionsleitung und Drehbuch stammen von Erich Tomek (* 1930), der für viele Trashperlen der 60er bis 80er verantwortlich ist, von Fummelfilmchen wie Alle Kätzchen naschen gern (1969) bis hin zu „Die Supernasen“ (1983).

Vor der Kamera haben wir mit Uschi Glas (* 1944) und Harald Juhnke (1929-2005) auch einige „große“ Namen des deutschen Nachkriegskinos. Auch Christian Kohlund (* 1950) ist aus dem Fernsehschaffen der 80er bis heute kaum wegzudenken, vielleicht am bekanntesten als Professor Vollmers aus der Schwarzwaldklinik, aber auch aus insgesamt 7 Folgen von „Derrick„.

Uschi Glas, Christian Kohlund

Inhaltlich haben wir die übliche Verwechslungs-Sauce, frisch angerührt von inzwischen 67jährigen Tomek, der die Dinger inzwischen bestimmt im Autopilot geschrieben hat. Also: Kurt Weimar (Christian Kohlund) ist erfolgreicher Schnöselanwalt, mit Schlips und Mercedes und so, spezialisiert auf Scheidungen. Einer besonders ertragreichen Scheidung verdankt er eine Wochenende in einer Villa am Wörthersee (ja, wo auch sonst). Nebenbei wurstelt noch sein jovialer Vater Otto (Harald Juhnke) rum, der sich als sein Sohn abgibt, um eine heiße Schnitte namens Sandra (Gerit Kling) aufzureißen. Kurt will indes seiner Kollegin Bettina (Uschi Glas) an den Schlüppi und will sie zum Wörthersee einladen. Am Ende treffen sie alle aus unterschiedlichen Beweggründen in dieser Villa aufeinander und der wilde Verwechslungsspaß beginnt.

Opa Otto hat den Schalk im Nacken

Was den Film ein wenig rettet, ist die schon recht behäbige, aber dennoch charmante Performance von Juhnke, der hier schon ziemlich am Ende seiner langen Karriere war und mehr durch Boulevardschlagzeilen denn oscarwürdigen Schauspiels von sich reden machte. Natürlich ist er im Prinzip der gleiche Charakter wie immer, die Spitzbübigkeit ist auch trotz der Betagtheit noch spürbar.

Ansonsten ist das alles ziemlich nach Schema F zusammengedängelt. Sind die Lisa-Filme der 70er und 80er wenigstens noch hemmungslos bekloppt, ist das hier einfach nur furzlangweilig, von der einfallslosen 08/15-Regie bis hin zur furchtbaren Fahrstuhlmusik. Die Gags sind alle uralt und durch schlechtes Timing zur Sicherheit unschädlich gemacht, nicht, dass sich noch jemand totlacht. Immerhin ist der schlüpfrige, notgeile Altherrenhumor der 70er weitgehend verschwunden, anderen Humor konnte Tomek scheinbar nicht, so unfassbar unlustig wie das Gestümper hier ist.

Och nee, nicht schon wieder der fucking Wörthersee …

Für beinharte Fans von Juhnke und Glas vielleicht noch was für Zwischendurch. Oder wenn man mal partout nicht einschlafen kann. Nee, liebe Leute, det war nix. Das imdb-Rating übrigens: 1,7/10. Hart. Aber tatsächlich scheint er – den Kommentaren auf YouTube zufolge – durchaus seine Fans zu haben.

Ist tatsächlich mal auf DVD erschienen, gibt es für wenige Euro gebraucht bei den üblichen Verdächtigen. Wer mal reinschauen für umme möchte (warum auch immer): Lisa Film auf YouTube.

Verführt – Eine gefährliche Affäre (D 1999)

Titel auf DVD: Verführt – Fatal Online Affair

Regie: Michael Karen
Buch: Natalie Scharf, Steve Kallaugher
Produktion: Valerian Film / SAT1
Premiere: 2. März 1999

Auf diesen obskuren Film stieß ich durch Zufall in den berühmten Grabbelkisten. Es gibt keine Infos auf Wikipedia, nicht mal einen Eintrag, und das bei den doch relativ namhaften Darsteller*innen. Neugierig, wie ich bin, schließe ich mal diese Lücke im deutschen Filmschaffen. Tatsächlich fand ich das Thema auch interessant, schließlich war das Internet 1999 immer noch neu und aufregend, und hier geht es um Chats, Online-Dating und Sexting anno 1999. Also auch „historisch-technisch“ eine interessante Sache.

Die Hauptrolle spielt Katja Woywood (* 1971), die man heute eher aus behäbigen Serien der öffentlich-rechtlichen kennt, früher vielleicht am bekanntesten durch ihre langjährige Rolle in Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei. Jüngere werden sie vielleicht primär durch die 9. Staffel der Serie Pastewka (2019) kennen. Katja Riemann und Peter Sattmann sind auch keine Unbekannten und in vielen vielen Serien und Filmen zu sehen, durchaus ein hochkarätiger Cast für so einen obskuren TV-Film.

Natürlich schwimmt der Film noch auf der Welle der unzähligen „Erotikthriller“, die nach dem Erfolg von „Basic Instinct“ (1992) die Kinos und das deutsche Privatfernsehen bevölkerten.

Doch erst mal kurz zur Handlung. Die junge Sonia (Katja Woywood) liefert Pizza aus, ist aber unzuverlässig. Ihre ältere Schwester Karin (Ragna Pitoll), tagsüber biedere Bürochefin, hängt abends gerne in zwielichtigen Chatrooms in dieser verrückten neuen Erfindung namens Internet rum, schaut pixelige Schweinkram-Filmchen und verabredet sich mit fremden Männern. Eines Abends bleibt sie verschwunden, ihre Schwester macht sich auf die Suche nach ihr und verabredet sich nach und nach mit allen Typen aus diesem Chatroom, um auf ihre Spur zu kommen.

Natürlich ist der Film auch als technische Zeitreise spannend. Riesige graue Computer und das gaaanz frühe Internet, natürlich alles ziemlich unrealistisch und sehr offensichtlich nicht „echt“. Auch die Inhalte des „heißen Chats“ sind eher komisch denn erregend, aber seht selbst:

„Haha, meine Schwester treibt es mit einem PC!“

Tatsächlich war ich überrascht, wie „zeigefreudig“ Frau Woywood hier ist, kennt man sie doch eher aus bieder-spießigen ZDF-Serien. Im ersten Akt läuft sie sehr plakativ auf „jung“ getrimmt durch die Gegend, mit Spangen im Haar und so einer komischen Brause-Halskette, und eigentlich immer mit ziemlich wenig Sachen an. Als würde sie in einem „Schulmädchenreport“ mitspielen, bisschen weird. Vielleicht sollte das der „90er-Techno-Raver-Girl“-Look sein.

Im Lauf des Films wird sie dann immer „taffer“ und „erwachsener“ angezogen, um da eine Art Entwicklung oder Reifung anzudeuten. Na denn.

Quasi als „Wendepunkt“ ziemlich in der Mitte des Films gibt eine Strip-Szene von ihr. Ihr Kumpel filmt sie dabei und es wird ins Netz übertragen, um sich Zugang zu diesem „geheimen“ Chatroom zu verschaffen und dort weiter nach der verschollenen Schwester zu forschen. Ich sage mal so: Es bleibt schon wenig der Fantasie überlassen.

Nach einigen offensichtlichen „Nieten“ unter den Verdächtigen gerät sie schließlich an den etwas schleimigen Juppie (Peter Sattmann), der sich Valentino nennt, ist er der geheimnisvolle Typ, der was mit ihrer Schwester hatte? Im Laufe der Ermittlungen hocken die beiden auch mal im Adamskostüm in der Sauna.

Also wird mit nackter Haut nicht gegeizt. Aber der Schwerpunkt liegt doch auf der Krimihandlung.

Solider, erotisch angehauchter Thriller mit einigen wirklich spannenden Szenen und pfiffigen Wendungen, ich war eher positiv überrascht. Das Finale ist recht ruppig, fast schon ins Horror-Genre reichend. Hab wirklich schon deutlich schlechtere amerikanische Thriller gesehen.

Er krankt natürlich an dem heute etwas cheesy wirkenden 90er-TV-Look. Aber sowohl Kamera und Regie als auch die schauspielerischen Leistungen sind doch über deutscher TV-Einheitskost. Einzig der ziemlich belanglose und sehr nach Plastik klingende 08/15-Soundtrack stört etwas.

Für Fans von Katja Woywood dürfte das Pflichtprogramm sein. Wenn man’s denn findet, denn die obskure DVD vom Label „epiX“ ist von 2004 und seit ewig out of print. Bei Amazon Prime ist er gelistet, aber „nicht verfügbar“. Er lief damals auf SAT1, keine Ahnung, ob es da eine Art Mediathek gibt?

Auf der DVD steht auch was von „Director’s Cut“, tatsächlich hat SAT1 das für die Prime-Time-Ausstrahlung bisschen „entschärft“ in den erotischen Szenen. Dazu gibt es einen Audiokommentar sowie „ungekürzte Szenen“ (nichts wildes) und Casting-Videos. Für so eine alte DVD von einem Fernsehfilm schon beachtlich.

Der Audiokommentar ist ziemlich aufschlussreich. So erfahren wir zum Beispiel, dass das Drehbuch ursprünglich aus den USA stammt und von Drehbuchautorin Natalie Scharf überarbeitet und auf deutsche Verhältnisse umgearbeitet wurde. Das stimmige Drehbuch ist tatsächlich eine Stärke des Films, gut gemacht. Es war eine ihre ersten Arbeiten, sie ist bis heute als Autorin für Drehbücher und Jugendbücher erfolgreich im Geschäft.

Noch eine kleine Anmerkung für alle Fans von Familie Heinz Becker – ich habe mich sehr amüsiert, hier Matthias Zelic zu sehen, der in der Serie öfter mal kleine Rollen übernimmt. Hier ist er – ohne Brille – als notgeiler Typ aus dem Chat zu sehen, der über den Geschmack von Früchten philosophiert.

„Am liebsten sauge ich den Saft gleich aus der Frucht raus. Wenn er dann von meinen Lippen tropft … wusstest du, dass jede Frucht ihren Eigengeschmack hat, Sandra? Nur einmal mit der Zunge spüren, und ich weiß sofort, ob sie alt oder jung ist.“

Ihre Antwort: „Was soll denn dieses Schwachsinnsgelaber?“

Lol.

„Hinten links – Fasasenbräu!“ – „Sie können hier nicht parken!“ – „Bist du gar net es Rosl“?

Feuer, Eis & Dosenbier (D 2002)

Regie: Matthias Dinter
Buch: Matthias Dinter, Martin Ritzenhoff
Produktion: Philip VogesMischa Hofmann für Odeon Fiction, Goldkind Filmproduktion, Warner Bros.
Premiere: 21. Februar 2002

So, nun nehmen wir mal tief Luft und tauchen in die Niederungen der deutschen Komödie der 2000er ein. Dieses Werk ist mir über den Weg gelaufen, und tatsächlich machte mich ein Fakt aufmerksam: Wir können hier wieder mal „Find den Fux!“ spielen. Jawoll, unser Lieblings-Knittergesicht Herbert Fux, immer ein Garant für Kino vom Feinsten, hier mal in den 2000ern zu besichtigen, in einem seiner letzten Kinofilme.

Ansonsten bekommt man hier so ziemlich das, was man erwartet von einer Komödie mit Axel Stein aus der Zeit. Platt, platter, Comedy für die Zielgruppe „junge, doofgesoffene Männer“. Ich habe nicht viel erwartet, aber selbst dafür ist das hier schon starker Tobak. Aber der Reihe nach.

Es beginnt mit einer Parodie auf Heidi, wenn man das Parodie nennen will. Heidi und ihr Kumpel Peter finden „Spielsachen der Kinder aus der Stadt“, wie sie meinen, und „spielen“ mit allerlei Müll, unter anderem ein Kondom und eine Dose Bier, die sich Peter mal reinpfeift. Das knockt ihn direkt aus und er fällt in ein Körbchen am Fluss (das da warum genau steht?) und schwimmt davon.

16 Jahre später: Wir lernen den feisten Josch (Axel Stein) und einen kalkweißen Rasta-Man namens Türlich (Rick Kavanian) kennen, zwei junge Männer, die gerade ihren Zivildienst ableisten und sonst nur mit Kiffen, Saufen und Videospielen beschäftigt sind. Der Einzug in die Bundeswehr droht, die beiden fliehen nach Österreich und erleben Abenteuer. Sie landen beim Alm-Öhi (Herbert Fux) und der inzwischen auch erwachsenen Heidi (Eva Habermann) aus dem Prolog, es stellt sich heraus, dass „Türlich“ eigentlich der Geißen-Peter aus dem Körbchen ist (wer hätte es geahnt). Doch das alpine Idyll ist in Gefahr: Ein US-Magnat namens Tronald Dump (Christoph M. Ohrt) will das Gebiet aufkaufen und ein Skigebiet daraus machen.

Ziemliches Niveau-Limbo hier, gut, kommt jetzt nicht überraschend. Wenn man es als kulturelles Artefakt begutachtet, hat man hier natürlich einiges, was aus heutiger Sicht kurios ist. Natürlich ist der Antagonist namens Tronald Dump (mega witzig, ne) eine Anspielung auf Donald Trump, damals noch als skurriler harmloser reicher Typ mit Sockenschuss bekannt. Er manipuliert hier die tumben, grenzdebilen Burschen mit dummen Sprüchen, Geschenken, falschen Versprechungen und „heißen Babes“. Ähnlichkeiten zu gewissen Entwicklungen? Ach was.

Man könnte schon sagen, dass wir hier einen geistigen Nachfolger der Produktionen von Lisa Film haben. Hat als Genre – „infantile Comedy für infantile Jugendliche“ – vielleicht durchaus seine Daseinsberechtigung, geschenkt. Comedy darf auch mal platt sein – aber sie sollte dann wenigstens lustig sein. Das ist einfach nur stumpf, zusammengeklaut, krampfig, schlecht gespielt mit den schlechtesten Gags aus den Filmen der 60er bis 80er. Bei Lisa Film isses wenigstens ab und zu aus Versehen lustig, das hier ist einfach kaum zu ertragender Schwachsinn, der sich trotz nur 75 Minuten Laufzeit anfühlt wie eine Folter.

Paar Beispiele: Ein Typ lispelt und stottert, was eine Art Running Gag wird. Sprachfehler, einfach zum Totlachen. In einer Sequenz meint Josch, ein „Babe“ zu vernaschen, aber mit verbundenen Auto, und eine tatsächlich ist es eine Oma (die Mutter von Dump), haha, alte Frauen, die Sex haben, einfach zum Totlachen.

Tatsächlich spielen große Teile des Films im österreichischen Skiort Ischgl, das auch zum Lisa-Film-Feeling beiträgt (die drehten oft in Kitzbühel).

Herbert Fux als Alm-Öhi

Gegen Ende gibt es einen ganz hübschen Meta-Gag – in der finalen Verfolgungsjagd auf Skiern gibt es bewusst schlechte Rückprojektionseffekte. Ob das wirklich Absicht war oder ob das quasi ein Gag auf eigene Kosten war, sei dahingestellt. Sie tun so, als hätte der Agent des Verfolgten abgerufen, und nutzen die Verwirrung, um ihn zu überholen. Dazu gibt es eine kleine „Behind the scenes“-Szene. Hübsche Idee.

Für Regisseur und Co-Autor Matthias Dinter war es sein Regie-Debüt, seine Karriere als Regisseur von Kinofilmen nahm allerdings schon 2004 nach seinem zweiten Werk Die Nacht der lebenden Loser schon sein Ende. Seitdem war er vor allem als Drehbuchautor fürs Fernsehen und Comiczeichner aktiv.

Um Axel Stein (* 1982) führte in der ersten Hälfte der Nuller Jahre kaum ein Weg vorbei, sowohl im TV als auch im Kino. Beginnend mit der Rolle in Hausmeister Krause ab 1999 so bis 2006 war vielleicht der Gipfel seiner Karriere, mit unzähligen Fernseharbeiten und auch Kinofilmen wie dieser Mumpitz hier. Harte Jungs (2000) und Knallharte Jungs (2002) waren sehr erfolgreich. Eigentlich war das eine Art Reboot von Eis am Stiel, nun halt mit Axel Stein statt Zachy Noy. Diese Filme wären eigentlich auch mal eine Sichtung für die Seite hier wert. Mal sehen, wann ich mir das mal antue.

Rick Kavanian (* 1971) kennt man heute primär aus der Bullyparade (1997-2002) und den Filmen von Michael Herbig. Ja, er ist tatsächlich 11 Jahre älter als Stein, sollte man gar nicht meinen. Er war hier also schon 31 Jahre alt, deutlich älter als seine Rolle, und hatte vorher Politikwissenschaft, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe. Wie Stein geistert er bis heute durchs deutsche Unterhaltungsschaffen. 

Eva Habermann (* 1976) dürfte auch heute noch den meisten ein Begriff sein, auch sie hat viel seltsames Zeug gedreht in ihrem Leben, ich denke mal, ihre Performance hier dürfte sie heute eher als „Ich war jung und brauchte das Geld“ abhaken. Als blond bezopfte, tief ausgeschnittene Heidi spielt sie hier das heiße Dummchen. Scheinbar war das der Karriere-Plan zu der Zeit – sie hat auch mehrfach für einschlägige Magazine die Hüllen fallenlassen.

Christoph M. Ohrt als Tronald Dump
Eva Habermann als Heidi

Wenn die Zahlen bei imdb stimmen, hat dieses Machwerk nicht mal seine Kosten eingespielt. Das war wohl selbst angetrunkenen 15-jährigen Pubertätsgeplagten zu doof.

Den Film gibt es nur auf VHS und DVD, beide lange out of print. Die DVD ist sogar auf dem Gebrauchtmarkt im Netz vergleichsweise teuer, findet sich aber auch sicherlich in vielen 1-Euro-Grabbelkisten, falls man das dringende Bedürfnis verspürt, sich das hier mal reinzutun. Vielleicht ist es für den einen oder anderen ein Nostalgieflash, es sei gegönnt. Ein für alle Beteiligten peinlicher Kackfilm isses dennoch.

Ob Dirndl oder Lederhos‘ – gejodelt wird ganz wild drauflos (D 1974)

Regie: Wolfgang Bellenbaum (als John Weeran)
Buch: unbekannt (als „Gesamtleitung“ wird Bellenbaum genannt, vermutlich ist das auf seinem Mist gewachsen)
Produktion: City Film, Berlin
Premiere: 13. April 1974

Bei der Recherche zu Jagd auf Jungfrauen / Der Motel-Report wurde ich auf dieses obskure Werk aufmerksam, das ich als grottige VHS-Digitalisierung aufgetan habe, mit französischen (!) Untertiteln. Aus dem gleichen Stall wie obiges Werk, ebenfalls eine Produktion der „City Film“, aber mit einigen überraschenden Entdeckungen. Genug, um diesem Machwerk auch hier ein paar Zeilen zu widmen. Auch hier ist wieder Meisterregisseur Wolfgang Bellenbaum (unter dem Pseudonym John Weeran) am Werk.

Direkt in den ersten Minuten einige „Was zum …“-Momente. a) In der Synchro ist tatsächlich Thomas Danneberg zu hören. b) Es spielt unser inzwischen alter Bekannter Herbert Weißbach (1901-1995) mit. Der Film taucht in seiner Filmographie auf Wikipedia gar nicht auf. Uns ist er hier schon in Der Partyphotograph (1968) begegnet, hatte aber auch eine lange, lange Karriere und tauchte als „schrulliger Opa“ mit markanter Stimme auch in einigen heute noch geläufigen Filmen auf, sei es bei Heinz Erhardt oder gar in Otto – Der Film. Alternde Schauspieler haben es nicht leicht. Die Rente ist karg, und so musste er sich wohl das Haushaltsgeld mit so einem Kernschrott wie diesem hier aufbessern.

Aber nun zum Film. Im Vorspann sehen wir ein paar typische bairische „Seppel“, die in ihrem VW Bus in Berlin-Neukölln ankommen, sie sollen als Blaskapelle in der Neuen Welt auftreten. Ihre erste Sorge ist, ob die Preußen auch Bockbier vertragen, die zweite, wann es hier endlich was zum Knattern gibt.

Neue Welt, Berlin

Herr Berger (Herbert Weißbach) telefoniert, nebenan steht ein Typ und kegelt for some fucking reason. Er ist Inhaber des Hotels. Das ist wohl Sitz einer Firma namens CBB – kurz für „Charmante Büro-Betreuung„. Wie subtil.

Und schon haben wir einen Kunden:

Ein Businesstyp spricht mit einer drallen Dame (Erna Haffner), er wünscht eine fähige Stenotypistin. Sie telefoniert, um eine passende Miet-Sekretärin zu finden, aber – na sowas – diese ist gerade am „Diktieren“. Und hat dabei keinen Stift in der Hand, zwinker-zwinker, kicher-kicher.

Die Dame ist offensichtlich so ne Art Puffmutti dieses getarnten Freudenhauses und bequatscht den Typ, er solle sich doch mal entspannen und sich eine Massage gönnen. Die er dann von einer blonden Eva bekommt. Schließlich entspinnt sich folgender Dialog:

Notgeiler Businesstyp: „So eine Massage von zarten Frauenhänden macht mich immer so an. Hören Sie sofort auf, sonst vergewaltige ich sie!“

Blonde Uschi lacht auf. „Wie wollen Sie denn das machen? Ist das auch vergewaltigen, wenn man gar keine Gewalt braucht?“ Schlafzimmeraugen. „Ich finde Sie sehr nett, sie erinnern mich an meinen Onkel, er war mein erster Mädchenschwarm.“

Businesstyp: „Nett, wie sie das gesagt haben.“

Das dürfte so in etwa das Niveau der „Handlung“ illustrieren. Unglaublich auf so vielen Ebenen. Welche Frau fängt nicht an zu lachen, wenn man droht, sie zu vergewaltigen?

Massage – nur gut mit Fototapete und seltsamen Inzest-Phantasien, laut diesem Film

Tatsächlich gibt es hier viele Überschneidungen zum „Motel-Report“. Der (vorgeblich) italienische Portier Giovanni (Felix Langenstein) ist wieder am Start, offensichtlich ist das auch exakt das gleiche Hotel wie im anderen Film, auf imdb als das „Hotel Stössensee“ identifiziert, scheint es nicht mehr zu geben. Dieser Portier wird tatsächlich von Thomas Danneberg synchronisiert, er klingt exakt wie John Cleese in dem Tabakladen-Sketch von Monty Python („Iiiich werde diese Schallplatte nicht kaufen, sie ist zerkratzt!“). Verrückt. Dieser Einsatz ist nicht in der Deutschen Synchronkartei gelistet, aber ich müsste mich schon sehr irren, wenn er es nicht ist.

Die blasfreudigen (hoho, haha) Bayern steigen in diesem Hotel ab und sind gleich mal reizend, indem sie den Portier als „Itaker“ und „Makkaroni“ bezeichnen. Bayern, man muss sie einfach lieben. Bestimmt alles Verwandtschaft vom Aiwanger. Da legst di nieder!

Es folgt die übliche Nummernrevue. Nebenbei gibt es noch einen Subplot um Herr Berger und die dralle Puffmutti, die dann später heiraten, sich streiten und versöhnen, und das Hotel schließlich mit bayrischen Thema zu neuem Leben erwecken. Wenn ich das richtig verstanden habe, hab mir diesen unerträglichen Quark nicht komplett angesehen.

Hier wurde offensichtlich versucht, an die damals sehr erfolgreichen „Lederhosen“-Filme anzuknüpfen, nur dass der ganze Bums in Berlin mit Trachten aus dem Kostümverleih (vermutlich) gedreht wurde. Tatsächlich – wir schreiben das Jahr 1974 – ist das schon hier und da sehr nahe an einem „richtigen“ Porno, nur halt ohne Genitalien. Und siehe da – tatsächlich gab es nach der gesetzlichen Legalisierung (1975) eine „harte“ Version auf Super8-Film, auf rund 20 Minuten runtergekürzt und „Bockbiersex“ umgetauft, mit sehr offensichtlich aus anderen Quellen reingeschnittenen Close-Ups versetzt und auch komplett neu synchronisiert. Was macht man nicht alles für ne schnelle Mark.

Auf diesem Wege spielt der nette, unschuldige Opa Herbert Weißbach mit 73 Jahren tatsächlich in einem richtig echten Porno mit. Ob er sich dessen bewusst war?

Noch ein paar Zeilen zu Erna Haffner (1912-1989). Sie spielt hier die resolute, pummelige Puffmutti und love interest von „Herr Berger“ und hat viele Szenen mit ihm zusammen. Auch sie ist so ein Fall – sie spielte in vielen „ernsten“ Filmen der 50er und 60er mit, war gelehrte Schauspielerin mit Theatererfahrung und ausgebildete Sängerin. Das ist irgendwie bitter, wenn mit so einem Lebenswerk dann in so einem Käse mitspielen muss, um die Miete zu zahlen.

Fragt mich nicht, was wir hier sehen.

Unter den Damen sagte mir nur Marianne Dupont als Namen was, die tingelte in der Zeit durch einige Softsex-Filmchen. Sie ist die blonde Massage-Else. Auch die rothaarige Uschi Stiegelmaier hatte eine etwas längere „Karriere“, in so Spitzenproduktionen wie „O mei, haben die Ostfriesen Riesen“ bis hin zu Ausflügen in die „harten“ Filme von Hans Billian nach 1975. Die anderen sind Eintagsfliegen, sofern imdb nicht lügt.

Stumpfsinnige, runtergekurbelte Fleischbeschau der billigsten Art aus den Niederrungen des 70er-Jahre-Kinos. Die Ära ist ein Phänomen. Je tiefer man gräbt, desto wilder wird es.

In Deutschland ist der Film (in dieser ursprünglichen Version) nur als VHS auf dem Label „VIP“ erschienen, nie auf DVD. Kurioserweise gibt es die später mit der Heckenschere zusammengebastelte HC-Version auf DVD. Das verstehe wer will.

Pension Schöller (D 1960)

Regie: Georg Jacoby
Buch: Georg Jacoby, Joachim Wedekind, Gustav Kampendonk nach dem Bühnenstück von Wilhelm Jacoby und Carl Laufs
Produktion: Walter Koppel, Gyula Trebitsch für Real-Film GmbH, Hamburg
Premiere: 15. Juli 1960

So, nach den 70ern-Nackedeis gehen wir mal wieder in die biederen 60er. Dieser Film ist für mich primär wegen Theo Lingen interessant. Der zugrundeliegende Stoff ist uralt und wurde schon 1930 und 1952 verfilmt, und jedes Mal von Georg Jacoby (1882-1964). Die Namensgleichheit ist kein Zufall – Georg ist der Sohn von Wilhelm Jacoby (1855-1925), einem der Autoren des Stücks. Das Theaterstück wurde bereits 1890 (!) uraufgeführt. Also wirklich von anno Tabak, wie man so schön sagt.

Georg Jacoby war ein sehr, sehr produktiver Filmemacher. Deutlich über 200 Filme gehen auf sein Konto, beginnend im Jahr 1913 (!). Seine Karriere endete 1960, das ist also einer seiner letzten Filme. Aufmerksame Leser*innen dieser Seite mag der Name bekannt vorkommen – richtig, der schon besprochene Film Bühne frei für Marika (1958) war auch von ihm. Der gebürtige Mainzer war lange mit Marika Rökk verheiratet.

Hier haben wir also die x-te Version eines offenkundig sehr populären Stoffs. Eigentlich müsste man jetzt alle Versionen sehen, aber das wäre vielleicht etwas zu viel des guten.

Theo Lingen als Professor Schöller

Der Grundplot ist so simpel wie einfach: Der vermögende ältliche Junggeselle Philipp Klapproth (Rudolf Vogel) finanziert seinem Neffen Peter (Helmuth Lohner) das Medizin-Studium. In der ersten Szene bekommt er Post (Postbote: Henry Vahl), er bittet ihn um 20.000 DM. Er will angeblich Nervenarzt werden und könnte eine Praxis übernehmen. Aber das ist geschwindelt, eigentlich macht er lieber wilde Jazzmusik und will die Kohle in ein Jazzlokal investieren, um sich damit eine Existenz aufzubauen. Philipp will aber erst mal sehen, ob das alles stimmt, und taucht auf. Also muss die Pension des Onkels seines Bandkollegen schnell zur fingierten Nervenheilanstalt werden, die Posse beginnt in der titelgebenden „Pension Schöller“. Professor Schöller (Theo Lingen) und die Gäste sind natürlich nicht eingeweiht und werden von Klapproth für „Irre“ gehalten, woraus sich mehr oder weniger lustige Begebenheiten ergeben.

Direkt offensichtlich ist natürlich die zu erwartende Anpassung an den zeitgenössischen Musikgeschmack. Zwischendurch wird immer wieder mal ein Liedchen geboten, im leicht angejazzten Big-Band-Sound, überliegend gut gealtert, kann man heute noch ohne Ohrensausen hören. Ist meist auch angenehm kurz und nicht so penetrant-werbemäßig wie in vielen Schlagerfilmen, die komplett sinnfrei irgendwo einen Song reinballern, weil die Plattenfirma einen Scheck schickt.

Für das Drehbuch sind gleich drei Herren verantwortlich. Natürlich geht es auf das Theaterstück zurück, ergänzt durch die Arbeit von Regisseur Georg Jacoby und dazu noch Joachim Wedekind (1925-1963) und Gustav Kampendonk (1909-1966). Beide sind uns hier schon begegnet. Wedekind war am Drehbuch für „An jedem Finger zehn“ (1954) beteiligt und hat vor allem in den 50ern einiges (mit-)geschrieben. 1963 wählte er aus mir unbekannten Gründen den Freitod. Immer viel Drama hinter den Kulissen beim Heile-Welt-Film irgendwie. Der Herr mit dem schönen Namen Kampendonk sollte Heinz-Erhardt-Fans was sagen – er ist Autor von „Natürlich die Autofahrer“ und „Drillinge an Bord“ (beide 1959). Er war sehr fleißig in den 50ern und hat ordentlich Unterhaltungsware getextet.

Theo Lingen, Rudolf Vogel

Rudolf Vogel (1900-1967) ist uns bislang noch nicht begegnet, was ein kleines Wunder ist. Er ist einer der Schauspieler, die in x Filme pro Jahr zu sehen waren, oft in Nebenrollen. Als sehr erfahrener Theatermann spielte er oft etwas exzentrische Spießbürger, wie hier auch den kauzigen Onkel. Hat Hans-Moser-Vibes.

Zu Theo Lingen (1903-1978) habe ich hier schon einiges geschrieben, ich mag den Mann einfach. Hier hat er mehr eine Nebenrolle, aber als exzentrischer Professor und Pensionsleiter eine, die ihm wirklich auf den Leib geschrieben ist. Das ist sicherlich kein Highlight in seiner (etwas erschlagenden) Filmographie, aber für Fans sicherlich mal sehenswert. Tatsächlich erinnerte seine Rolle mich öfter mal an die des Direktor Taft in den „Lümmel“-Filmen. Hier hat er quasi schon geübt.

Ann Smyrner als Erika

Die weibliche Hauptrolle als Nichte Erika Klapproth wird von Ann Smyrner (1934-2016) gespielt. Die gebürtige Dänin hat ihre Schauspielkarriere kurioserweise der BILD-Zeitung zu verdanken. Diese brachte von 1952 bis 1961 einen Comic namens „Lilli“, die so populär war, dass es bald auch Puppen davon gab. Diese „Bild-Lilli“ gilt als Vorgängerin der Barbie. 1958 entstand dann der darauf basierende Film Lilli – ein Mädchen aus der Großstadt – und die Titelrolle wurde in der BILD ausgeschrieben. Und Ann Smyrner bekam den Zuschlag. Verrückte Geschichte. Sie drehte in den 60ern noch einiges an Filmen, auch viel in Italien, aber Anfang der 70er erlosch ihr Stern. Offenbar hatte sie da eine Art religiöse Erweckung und lebte seitdem zurückgezogen auf dem Esoterik-Trip. So Biographien kann man sich echt nicht ausdenken.

Als Neffe und Möchtegern-Mediziner sehen wir Helmuth Lohner (1933-2015). Der Name sagte mir nichts, aber auch wirkte in der Nierentisch-Zeit in vielen Filmen mit, auch in kleineren Rollen in einigen Heinz-Erhardt-Filmen. Apropos – auch das Hamburger Urgestein Henry Vahl hat eine kleine Rolle, direkt am Anfang, als Briefträger. Neben seiner Rolle in „Unser Willi ist der Beste“ (1971) ist er heute sicherlich wegen seiner Mitwirkung im Ohnsorg-Theater ein Begriff.

Rudolf Vogel, Henry Vahl

Durchschnittliche Unterhaltungskost. Die Grundidee ist eigentlich ganz nett, aber die Handlung ist halt uralt und daher sehr nach Schema F gestrickt. Bisschen mehr Theo Lingen wäre nett gewesen. Ansonsten recht uninspiriert abgefilmtes Theater ohne wirklichen Bild-Gestaltungswillen. Tut nicht weh, haut aber auch sicherlich niemand mehr vom Hocker.

Den Film gibt es seit 2014 auf DVD, wie oft beim Label „Filmjuwelen“ erschienen. Eine vorherige Auswertung auf VHS gab es nach allen gängigen Quellen nicht.

Jagd auf Jungfrauen / Der Motel-Report (D 1973)

Regie: Wolfgang Bellenbaum (als John Weeran)
Buch: unbekannt
Produktion: City Film, Berlin
Premiere: 14. Dezember 1973

Oha, da habe ich mal wieder was ausgebuddelt. Dieser seltsame Film ist mir auf einer ganz billigen Sammlung von Erotikfilmen zugelaufen, jeweils 3 Filme auf einer DVD. Natürlich haben wir es hier mit einem Vertreter der Softsex-Welle der frühen 70er zu tun, der unter verschiedenen Titeln ausgewertet wurde. „Jagd auf Jungfrauen“ ist wohl der Originaltitel, später wurde er auch unter dem etwas weniger reißerischen und auch besser passenden „Der Motel-Report“ vermarktet, um auf der „Report“-Welle mitzuschwimmen. Tatsächlich sind die Infos über diesen Film im Netz sehr spärlich, Wikipedia kennt den Film überhaupt nicht. Also mal wieder verschärfte Forschung.

Es handelt sich um eine Produktion der „City Film“ aus Berlin, dieser Laden ist mir tatsächlich komplett neu. Die Firma trat auch nur in der Zeit in Erscheinung, hauptsächlich mit solchen billigen Erotik-Kloppern wie dem Ding hier, um ein paar schnelle Mark zu verdienen. Ralf Gregan (* 1933) und Wolfgang Bellenbaum (1928-1984) scheinen hier die beiden Macher hinter den Kulissen gewesen zu sein, jedenfalls sind sie meist als Regisseure tätig. Womit wir eine Brücke haben zu dem Comedy-Versuch „Nich mit Leo„, den Gregan in den 90ern mit Jürgen von der Lippe fabrizierte, hier schon zu Ehren gekommen.

Tatsächlich ist der Film historisch interessant – als 1975 die Gesetzgebung hinsichtlich „pornographischer“ Darstellungen in Deutschland legalisiert wurde, kam der Film 1976 einfach noch mal in die Kinos, nachträglich (vermutlich) mit Hardcore-Szenen gepimpt. Sagt jedenfalls imdb, liegt mir nicht vor, insofern – keine Ahnung.

Kurz zum „Plot“. Auf geht’s um Reisebus nach Berlin! Eine bunt zusammengewürfelte Truppe macht einen Ausflug ins damalige West-Berlin, vom kecken Backfisch im Minirock bis hin zum Skat spielenden Opa. Die ganze Bande steigt in einem Motel ab und schon quietschen die Betten.

Viel interessanter: Die älteren Herrschaften machen derweil mit dem Bus eine Stadtfahrt durch Berlin. Vor allem drei ältere Damen werden begleitet, die quasi als comic relief zwischendurch das „wilde Leben“ der Großstadt kommentieren und sich über den Verfall der Sitten aufregen.

Es sind wie so oft lose zusammengehaltene Episödchen. Eigentlich „passiert“ in dem Film kaum was. Wenn man so will, gibt es eine kleine Charakterentwicklung, die drei Damen bekennen am Ende, weltoffener und moderner geworden zu sein, und eine hanebüchene Love Story gibt es auch noch, mit einer mittelalten Dame, die als „spätes Mädchen“ eingeführt wird, mit zusammengebundenen Haaren und Brille, die sich am Ende die Haare löst und auf einmal als „hübsch“ wahrgenommen wird und endlich einen Mann findet, der sie begatten will.

Da staunt die Oma, was es in Berlin so alles zu sehen gibt

„So ein Sündenpfuhl von einer Großstadt!“

Zwischendurch gibt es immer wieder Dialog-„Perlen“. Liebe Männer, so reißt man Frauen auf:

Bikini-Mädel: „Is schön hier.“

Typ mit Haaren: „Is Absicht, dass es hier so schön ist. Du bist auch schön. Du bist genau das, was mit der Oberkirchenrat an Sonn- und Feiertagen verschrieben hat.“ Streichelt ihren Arm.

Bikini-Mädel: „Das ist aber freundlich!“ Er will sie küssen. „Nicht doch!“

Typ mit Haaren: „Gehen wir runter in die Kajüte und machen einen gepflegten Ölwechsel?“

Welche Dame kann da widerstehen? Habe ich schon erwähnt, dass dieser Film keinen Drehbuchautor hat? Jedenfalls keinen, der sich mit seinem Namen in den Vorspann traute. Warum nur?

Die drei resoluten älteren Damen erkunden derweil weiterhin die wilde Großstadt. Nach einem Besuch im Zoo, wo sie ein Affe mit Ständer aus der Fassung bringt (ernsthaft), landen sie im Kino in einem schmutzigen Film. „Warum nicht, zuhause könnte man das ja nicht!“

An der Kasse entsteht dieser schöne Dialog, der das westdeutsche Kino der Zeit einfach perfekt auf den Punkt bringt. Er sei daher mal zitiert:

Oma 1: „Bitte dreimal Loge.“

Oma 2: „Dass solche Filme überhaupt gedreht werden!“

Oma 1: „Wieso? Wenn sie solche Filme nicht gedreht hätten, würden wir hier nicht rein gehen!“

Oma 2: „Für die Filmindustrie sind die Sexfilme wie die Heimatfilme der 50er Jahre!“

Oma 3: „Woher wissen sie das?“

Oma 2: „Aus dem Grünen Blatt!“

Oma 1: „Ja natürlich! Je mehr wir damals bei den Heimatfilmen geheult haben, desto mehr haben sich die Produzenten eins gelacht über die Tränen. Nur fließen die Tränen heute woanders …“

Oma 2: „Aber geheult wird heute nicht mehr. Sex ist Trumpf, hihihi.“

Der „Film im Film“ (heiße Krankenschwestern vernaschen das Lichtdouble von Lenin in einem Aufzug) und die Reaktion darauf

Der Film, der im Kino läuft, scheint tatsächlich ein existierender Film zu sein. Die blonde Krankenschwester wird in der ofdb als Gina Janssen identifiziert, die in der Zeit in allerlei soften und auch harten Juckelfilmchen ihren Lebensunterhalt verdiente. Die andere ist wohl Christine Szenetra, auch eine vielbeschäftigte Darstellerin der Zeit. Wenn das ein wirklich existierender Porno ist, kann es sich eigentlich nur um eine dänische Produktion handeln (1973). Wer den Film zufällig 😉 kennt, gerne mailen. Der Vollständigkeit halber. Hier ist er natürlich nur in soften Ausschnitten zu sehen.

Vom Cast gibt es kaum was zu berichten. Der Film kommt komplett ohne „große“ Namen aus, selbst die üblichen Verdächtigen des Genres war das wohl zu billig. Oder sie zu teuer für die Produktion?

Viele der Nasen tauchen tatsächlich nur in diesem einen Film auf. Einzig Hans-Joachim Ketzlin wirkte in vielen der Produktionen der „City Film“ mit. Die Damen tauchten hier auf, hielten ihre sekundären Geschlechtsmerkmale in die Kamera und verschwanden wieder im Nirgendwo.

Tatsächlich gibt es unter den älteren Herr- und Frauschaften, die auch mit im Bus sind, einige Leute mit langer Kinogeschichte, die sich hier noch auf ihre alten Tage einen schnellen Scheck sicherten. Einer der skatspielenden Opas ist Erich Poremski (1895-1980), jetzt vielleicht niemand, den man kennen sollte, aber der Kollege hat schon in den 20ern Stummfilme gedreht und viel Theater, Hörspiel und Synchron gemacht. Auch war er ab den 50ern immer wieder mal im Kino und im Fernsehen zu sehen. Müsste der glatzköpfige Herr in der Mitte sein. Seine Stimme ist in der Tat grandios. Klingt ein bisschen wie Loriot, als er Opa Hoppenstedt spielte.

„Wenn de mal alt bist, kannste nur noch essen! Bumsen kannste dann schon lange nich mehr!“

Opas Weisheiten

In einer etwas größeren Rolle haben wir noch eine gewisse Lilo Hartmann (1910-1984) zu vermelden, sie hat es immerhin zu einem Wikipedia-Eintrag geschafft. Sie ist die knuffige Oma mit dem meisten Text, im Foto mittig. Sie war schon in den 30ern im Kino zu sehen, in Nebenrollen völlig unbedeutender, vergessener Filme. Ab den 50ern trat sie hier und da noch in Erscheinung. Ihr Todesdatum ist ungewiss, ab 1984 „verliert sich die Spur“, wie es auf Wikipedia so schön steht. Was wohl aus ihr geworden ist? Mysteriös.

Ebenfalls im Cast ist eine Conny Bellenbaum genannt, bin nicht sicher, wer das im Film ist. Offensichtlich besteht eine Verwandtschaft zum Regisseur, mutmaßlich seine Ehefrau. Sie ist eigentlich Visagistin und hat da auch einiges gemacht, hier in einer ihren wenigen Auftritten als Schauspielerin.

Billig runtergekurbeltes Trittbrettfahrer-Werk. Strunzenlangweilige Erotikszenen, doofe Sprüche und unlustige Gags. Am unterhaltsamsten fand ich tatsächlich die Abenteuer der drei knuffigen Omas, die in Berlin ihren dritten Frühling erleben. Hatte ein bisschen was von „Hilde Becker geht mit Roswitha Meier ins Pornokino“. Interessant sind durchaus die Einblicke ins West-Berlin der frühen 70er.

Immer wieder interessant, was verzweifelte kleine Billiglabels wie „Great Movies“ so aus der Mottenkiste holen. Verfügbarkeit ist hier also entsprechend gut, ist sowohl einzeln als auch in verschiedenen Zusammenstellungen zu haben. Auf VHS ist der Film in den 80ern schon mal beim Label „VIP“ erschienen, was offenbar auch die Quelle für die DVD war, denn einige typische VHS-Bildstörungen sind mit drauf.

Siegfried und das sagenhafte Liebesleben der Nibelungen (D 1971)

Regie: Adrian Hoven
Buch: Fred Denger, Brigitte Parnitzke
Produktion: Hermes-Synchron und atlas Film und TV-Produktion GmbH
Premiere: 8. April 1971

Kennt ihr noch Raimund Harmstorf? Klar, Fans von Bud Spencer nicken, schließlich ist der kernige Mann bestens bekannt aus Filmen wie „Sie nannten ihn Mücke“ oder „Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen„. Aber wusstet ihr auch, dass der gute Mann zu Beginn seiner Karriere in Filmen wie diesem mitgewirkt hat, noch dazu in der Hauptrolle? In dem von Merkwürdigkeiten nicht armen deutschen Nachkriegskino ist noch immer noch etwas zu finden, was einem selbst als erfahrenen Obskure-Filme-Ausgraber verwundert die Augen reiben lässt. Noch dazu sind hier mit Thomas Danneberg und Arnold Marquis auch noch die Stimmen von Terence Hill und Bud Spencer zu hören. Ein Film aus einem Paralleluniversum.

Regisseur Adrian Hoven ist auch eine ziemlich interessante Erscheinung. In den 50ern und 60ern wirkte er als Schauspieler in zahlreichen Unterhaltungsfilmchen mit, später wurde er dann auch Produzent und teils auch Autor oder wie hier auch Regisseur. Der bis heute vielleicht bekannteste Film mit seiner Beteiligung ist wohl der Horror-Exploitation-Schlonz „Hexen bis aufs Blut gequält„, der kurz vor diesem Machwerk hier in die Kinos kam (Premiere: 19. Februar 1970) und damals als Skandalfilm galt. (Lange obskur gibt es diesen auf Blu-ray von Turbine Medien.)

Raimund Harmstorf als Siegfried

Hier haben wir also einen lustig gemeinten Erotikfilm zum Thema Nibelungen-Sage. Harmstorf spielt hier in seinem ersten Kinofilm den titelgebenden Siegfried mit großartiger Haarhelmfrisur, einen etwas tumben, muskulösen Strahlehelden, der gerne mal im Heu die Salami versteckt, nachdem er gerade einen Drachen abgemurkst hat. Auch viele andere Personen aus der klassischen Legende tauchen hier auf.

Flotter Vierer, und das ohne die Hosen auszuziehen, muss man auch erst mal hinbekommen

Wir sehen hier also – wie zu erwarten – eine krude Mischung aus langweiligen, zeitbedingt natürlich sehr zahmen Beischlafszenen und albernen, schlecht gefilmten „Mittelalter“-Szenen, die immer etwas an Karneval erinnern. Beides garniert mit der zeittypischen, leicht „funky“ angehauchten Schakalaka-Musik.

Wir erleben viele der klassischen Topoi, von einbrüstigen Amazonen bis zur amorösen Verwendung der „Tarnkappe“, eine Art Unsichtbar-mach-Bademütze. Mit ihr gelingt es mit einer List, die scharfe Brunhild (Heidy Bohlen) zu vernaschen, die von den Liebesdiensten ihres Bald-Gatten und Königs Gunter (Carlheinz Heitmann) wenig angetan ist. (Was heißt, dass wir hier Heidy Bohlen bei einem Beischlaf mit einem Unsichtbaren bewundern dürfen. Durchaus Oscar-würdig.) Natürlich denkt sie, dass Gunter der Granatenstecher war, und natürlich fliegt der Schwindel am Ende auf. Zwischendurch wird noch etwas gekämpft und gefoltert, hier fühlte ich Hoven wohl dem Erfolg der gequälten Hexen verpflichtet. Ist hier aber vergleichsweise harmlos und mehr angedeutet.

Der Cast besteht von Harmstorf abgesehen doch eher aus Eintagsfliegen. Einige der Damen sind „übliche Verdächtige“ des frühen Softsex-Report-Tittenfilms, wie etwa Sybil Danning (* 1947). Die Österreicherin, gelernte Zahnarzthelferin, hatte er ziemlich lange Karriere im internationalen B-Movie, ab 1972 drehte sie viel in Italien und in dann in den 80ern sogar in den USA. Ihr letzter Kinofilm-Eintrag ist tatsächlich das Halloween-Remake von 2007, dort spielt sie eine Krankenschwester. Kurios!

Vergesst das MCU – hier ist wahre Kinomagie am Werk

Brunhild Heidy Bohlen (* 1945) ist uns schon mal in Charley’s Onkel (1969) über den Weg gelaufen. Ihre Schauspielkarriere war allerdings recht kurzlebig und 1974 schon vorbei. Erwähnenswert ist noch „Rosy Rosy„, wie sie damals bekannt war, bürgerlich Rosemarie Heinikel (1946-2023). Sie war eine durchaus wichtige Figur der sog. 68er-Bewegung, Damals als das „Münchner Busenwunder“ bekannt, war sie fester Bestandteil des wilden Kommunen-Lebens in Schwabing der Zeit. Sie spielt hier die „Maid im Heu“, im ersten und vielleicht auch spannendsten erotischen Stelldichein des Films. Fun fact: Nach ihrer Autobiographie hatte sie mal ein Abenteuer mit Frank Zappa. Mensch, das ist ein wilder Ritt hier, von Bud Spencer zu Halloween zu Frank Zappa. Für so Kram liebe ich solche Filme.

Harmstorf und „Rosy Rosy“ beim Bodenturnen im Heu

Bisschen bekannter ist ansonsten nur noch Peter Berling (1934-2017), der in vielen bekannten und guten Filmen mitgewirkt und sich auch als Autor von Mittelalter-Romanen einen Namen gemacht hat. Hier ist er ganz am Anfang seiner Karriere als „Hansel“ zu sehen. Noch so ein Fall von „Er war jung und brauchte das Geld“ vermutlich. Er spielt hier den „lustigen Dicken“, immerhin von Gerd Duwner synchronisiert. Grundsätzlich wurde wohl der komplette Film nachvertont, so gut wie niemand spricht mit eigener Zunge. Viele große Namen darunter, wie schon erwähnt Thomas Danneberg, Arnold Marquis, Randolf Kronberg, Edgar Ott – das ist schon die Creme der damaligen Zeit. Rettet den Film leider auch nicht.

Vielleicht ist das die Geschichte dahinter? Denn als Produktionsfirmen treten neben der sonst eher für durchaus anspruchsvolle Filme bekannte Atlas Filmproduktion noch das Hermes-Synchronstudio auf, was mich direkt im Vorspann stutzig machte. Hypothese: Das war von Atlas durchaus als „ernsthafte“ Nibelungen-Parodie gemeint, was in die Hose ging (pardon the pun) , und Hermes versuchte es mit einer lustigen Synchro etwas zu retten? Ist schon eher ungewöhnlich, dass ein Synchronstudio einen Film mitproduziert.

Ansonsten versagt der Film ziemlich – er ist weder lustig noch sonderlich erotisch. Ist halt schlechtes Mittelalter-Cosplay mit hier und da ein paar nackten Brüsten. Wer allerdings schon immer mal Raimund Harmstorfs Kimme sehen wollte, wird hier fündig. Oder Forschende, die sich mit der Nibelungensage auseinandersetzen und die wohl absurdeste Bearbeitung dieses Stoffes analysieren wollen.

Leider (?) ist der Film für Neugierige nicht so leicht zu bekommen. Es gibt einige uralte und obskure VHS-Veröffentlichungen und gar eine DVD, so lieblos hingerotzter Kram in 4:3, die aber auch ewig out of print ist. Er lief wohl in den 90ern tatsächlich mal im Nachtprogramm von RTL, mir liegt eine VHS-Aufzeichnung vor.

Nachbarn sind zum Ärgern da (D 1970)

Regie: Peter Weck
Buch: August Rieger
Produktion: KG Divina-Film, München
Premiere: 30. Dezember 1970

Zur Abwechslung mal eine deutsche Komödie, mit der weder Lisa Film noch Rialto Film etwas zu tun haben, selten genug. Die in München ansässige Divina-Film produzierte hier einen Film von Peter Weck (*1930), der in der Zeit eine kurze Karriere als Kino-Regisseur hatte. Im heutigen kollektiven Gedächtnis ist er wohl primär als Schauspieler in kultigen 80er-TV-Serien wie „Ich heirate eine Familie“ präsent. Aber auch war auch hinter den Kulissen recht fleißig, auch im Fernsehen führte er oft Regie. Bis 2015 war er noch oft auf der Mattscheibe zu sehen.

Dieser Film ist recht obskur. Er hat keine Rezension auf imdb. Allerdings ist er von der Verfügbarkeit gut – es gibt ihn seit 2015 auf DVD, mal wieder vom Label Filmjuwelen ausgegraben. Ob wir hier wirklich ein „Filmjuwel“ haben? Wir werden sehen.

Wie deutsch darf es sein? – Ja!

Zur Abwechslung geht es hier mal nicht um Lausbuben-Schüler noch um Schulmädchen im Hormonkoller wie so oft in der Zeit um 1970, sondern das urdeutsche Thema Nachbarschaftsstreit. Schon das erste Bild des Films ist so spießig-deutsch, dass es schon lustig ist. In dieser jägerbezaunten Reihenhaus-Hölle in der Spießergasse leben also 4 Familien, um deren Konflikte es in diesem heiter gemeinten Streifen geht.

Otto Sauser (Georg Thomalla) gießt in seinem perfekt gepflegten Garten im Anzug mit Krawatte (!) entspannt seine Geranien, doch, potzblitz, vor dem Haus gibt es einen Unfall, ein Mercedes und ein Käfer, ein Herr im Anzug mit Hut steigt aus und schaut fassungslos auf die Scherben.

Bundesrepublik Deutschland 1970, in einer Minute perfekt illustriert.

Die Verunfallten entpuppen sich als neue Nachbarn. Unser Gärtner von eben hat diese Reihenhausanlage gebaut und vermietet sie nun an drei weitere Parteien. Die Familien Stenhoff, Springbock und Hirnbiss ziehen ein und das Chaos beginnt.

Frau Stenhoff (Angela Cenéry) bringt drei Menschen mit, die Kinder Stefan und Bübchen sowie den Sonnyboy Jürgen (Fritz Wepper). Die Familie bezieht Hausnummer 1, Amtsrat Springbock (Eddi Arent) mit Frau wohnt in Nummer 2. Familie Hirnbiss, er ist Fleischerei-Innungsmeister (Hans Korte), hängt seinen Hut in Nummer 4 auf, zusammen mit der Teenie-Tochter Sieglinde-Dorothee (ja, im Ernst). Otto Sauser, gärtnernder Junggeselle, lebt in Nummer 3.

Schnell entsteht ein klamaukiger, überdrehter Nachbarschaftskrieg bis hin zur finalen Eskalation. Wer hat das Radio zu laut? Wer mäht in der Mittagsruhe den Rasen? Oder haut ohne Genehmigung mit fünf Durchschlägen einen Nagel in die Wand? Oder hält gar Tiere in der Wohnung? Und der Jürgen, der wechselt seine Damen wie seine Hemden! Ja, gehört sich denn das? Im dritten Akt wird sich anständig deutsch gegenseitig verklagt, bis der der Jägerzaun glüht.

Parallel gibt es natürlich ein paar Lovestorys. Ein Installateur mit dem Namen Hans Wurst (im Ernst, Wolfgang Jansen) erscheint, hier entsteht eine Romanze mit der feschen Göre Sieglinde-Dorothee Hirnbiss (Elke Aberle), und wo Uschi Glas und Fritz Wepper auftauchen, dürfte er Rest wohl klar sein.

„Ach Gott, mit solchen Nachbarn muss man hausen!“

So ganz ohne harmlose Schlüpfrigkeiten geht es dann doch nicht, exemplarisch sei die Szene genannt, als einer der Knirpse den Spülkasten demoliert und so aus Versehen ein Loch in die Wand haut und mal bei Frau Nachbarin Hallo sagt, die gerade unter der Dusche steht, nur durch eine groteske Menge Schaum bekleidet. So rennt sie dann hysterisch durchs Haus, ihr Mann: „Du kannst doch hier nicht rumlaufen wie der weiße Riese!“ Was für ein Gag. (Der „Weiße Riese“ ist eine Waschmittelmarke, wer es nicht weiß. Also eigentlich Schleichwerbung.)

Immer wieder gibt es bizarre Szenen. Bei Minute 51 sehen wir Famlie Fleischerei-Innungsmeister Hirnbiss beim festlichen Mahl auf der Terrasse. Es gibt natürlich deftigste Fleisch- und Wurstwaren und Bier. Töchterchen ist nur mäßig begeistert und nascht nur am Radieschen (= Deko). Folgender Dialog folgt:

Vater Hirnbiss: „Iss lieber!“

Mutter Hirnbiss: „Ganz recht, dass was wird aus dir!“

Vater Hirnbiss (energisch): „Nun iss mal tüchtig!“

Mutter Hirnbiss: „Da hat er ganz recht, Sieglinde-Dorothee!“

Vater Hirnbiss rülpst. „Du musst doch mal ein bisschen Figur kriegen. Hier, kuckt dir mal deine Mutter an!“ Zeigt auf ihre Oberweite.

Tochter Hirnbiss: „Also, jetzt ist mir der Appetit ganz vergangen!“

Ganz normale Dialoge am deutschen Essenstisch

„Tochter, zieh dir mal den kompletten Schweinsbraten rein, damit du auch so Prachteuter wie deine Mutter kriegst.“ Klar, dass das hier lustig-überspitzt gemeint ist, aber – echt jetzt?

Die Familie Springbock hat indes andere Essgewohnheiten. Die Frau ist eine geborene von Papen, wie sie regelmäßig betont, und natürlich essen sie vegetarisch zu klassischer Musik. Natürlich, haha, leidet der Mann darunter, immer nur Gras zu fressen und geht heimlich im Restaurant deftig essen, hohohohihihi. Da lacht der Karl-Heinz, während er im Kino herzhaft in eine reingeschmuggelte Bockwurst beißt.

Ein paar Kleinigkeiten stechen etwas aus der Masse heraus. Einmal sehen wir hier einer der eher seltenen Ausflüge von Hans Korte (1929-2016) ins leichte Komödienfach, ich habe ihn ohne Brille und Bart erst auf den zweiten Blick erkannt. Sonst war er eher im ernsten Fach oder in Krimis zuhause, nicht zuletzt in 7 Folgen „Derrick“, eine davon wurde hier schon behandelt.

Fleischerei-Innungsmeister Hirnbiss (Hans Korte) nebst Gattin (Monika John)

Zudem war es die letzte Kinoarbeit von „Hubsi“, Hubert von Meyerinck, (1896-1971) zu dem ich hier ja auch schon einiges geschrieben habe. Er hat eine kleine Rolle als Notar. Er erkrankte noch während der Produktion, in der Nachbearbeitung musste er daher von Paul Bürks synchronisiert werden, da sich sein Dialog noch geändert hatte. (Kleiner Tipp zwischendurch: Wer mehr zu einzelnen Personen wissen will – am Ende jedes Textes sind in der Einzelansicht alle genannten getaggt, durch einen Klick kann man dann alle Filme mit jeweiliger Beteiligung filtern.)

Fritz Wepper sieht hier exakt genau so aus wie im wohl zur gleichen Zeit entstandenen „Wir hau’n die Pauker in die Pfanne“ (Premiere 8. Juli 1970). Heute eher als Harry Klein aus „Derrick“ bekannt oder durch den Seriendauerbrenner „Um Himmels Willen“ (2002-2021), ist er hier noch relativ am Anfang seiner Karriere zu bewundern, er spielte von 1955 bis 1972 in einigen Kinofilmen mit, filmhistorisch am nachhaltigsten wohl noch ganz jung im legendären Antikriegsfilm „Die Brücke“ (1959) von Bernhard Wicki.

Die erstgenannte Hauptdarstellerin Uschi Glas lässt ziemlich lange auf sich warten. Sie war damals sehr angesagt und gefühlt alle 14 Tage mit einem neuen Film im Kino. Auch sie war schon mehrfach Gast hier, und sicherlich zwangsläufig nicht zum letzten Mal. Sie spielt hier Gaby Bergmann, die als Nachhilfelehrerin für Stefan, dem älteren Sohn von Frau Stenhoff, der sich in sie verknallt.

Am meisten Screentime hat Tausendsassa Georg Thomalla (1915-1999), ebenfalls einer der ganz fleißigen Schauspieler der Zeit. Generell mag ich ihn, er kann durchaus lustig sein. Hier ist er überdreht bis nervig und spielt alles auf 120 Prozent, was über die Spielzeit doch mehr anstrengend als erheiternd ist.

Georg Thomalla, Uschi Glas

Thomas „Tommi“ Ohrner (*1965) hatten wir hingegen noch nicht, er ist heute eher als Moderator bekannt, hier sehen wir ihn als naseweisen Jungen namens Bübchen, gerade mal 5 Jahre alt in einem seiner ersten Kinoauftritten. Nach einer Karriere als Kinderdarsteller 1979 sollte er als „Timm Thaler“ im gleichnamigen Mehrteiler Fernsehgeschichte schreiben, bis heute ist er in Funk und Fernsehen aktiv.

Der kleine Tommi Ohrner

Wolfgang Jansen (1938-1988), hier als „Hans Wurst“ zu sehen, spielte in der Zeit öfter kleinere Rollen in Filmen, auch der erotischen Art, so Knaller wie „Frau Wirtin treibt es jetzt noch toller“ oder „Was Schulmädchen verschweigen„. Er war von den 50ern bis in die 80er gut im Geschäft. Privat hatte er ein hartes Schicksal. Er verlor früh seine Eltern, und auch sein Lebensende war unerfreulich: 1983 wurde seine langjährige Ehe geschieden, kurz darauf starb seine neue Lebensgefährtin bei einem Unfall. Bei einem Zugunglück verlor er dann 1985 das rechte Bein, drei Jahre später starb er verarmt mit nur 49 Jahren.

Uschi, mach die Bluse auf, der Fritze kommt im Dauerlauf. Und hat echte Coca Cola dabei.

Geschrieben hat dieses dünne Geschichtchen der Österreicher August Rieger (1914-1984), der von den 50ern bis in die 70er hinein einiges an Drehbüchern verfasste. Tatsächlich ist er uns auch schon mal begegnet, sowohl die rheinländische Fremdschamorgie „Zwei Rebläuse auf dem Weg zur Loreley“ als auch der ähnlich unlustige „Immer Ärger mit den Paukern“ (ebenfalls mit Thomalla und Glas) gehen auf sein Konto. Wie ich dort schon schrieb: „Seine Filmographie ist reines Trash-Gold, wie ich gerade feststelle, der wird sicherlich nicht zum letzten Mal unsere Wege durch die tiefen Täler des deutschen Filmschaffens kreuzen.“ Quod erat demonstrandum.

Gags von der Witzeseite vom Goldenen Blatt 1962, schlecht getimter Slapstick und deutsche Ultra-Spießigkeit sind die Hauptzutaten dieses erschreckend unlustigen Lustspiels. Selbst für hartgesottene Humorforscher schwer am Stück zu ertragen, gibt es hier und da halbwegs solide Standards des Slapstick, die aber alle schon tausendmal gemacht wurden, nur halt in besser. Für alle Beteiligten kein Ruhmesblatt, aber hartgesottene Uschi-Glas-Fans oder nostalgische Fans der „guten alten Zeit“ kaufen die DVD wohl trotzdem.