Regie: Otto Retzer Buch: Erich Tomek Produktion: WTS Film (Wörthersee Filmproduktion GmbH) Premiere: 8. Mai 1998, 20:15 Uhr, ARD
Ui, noch was Kurioses für die kleine Lisa-Film-Chronik. Diesen ursprünglich fürs Fernsehen gedrehten Film stellt Lisa Film auf dem hauseigenen YouTube-Kanal kostenlos zur Verfügung. Tatsächlich ist es kein „richtiger“ Lisa Film, das läuft unter der Firma WTS, was – Trommelwirbel – für Wörthersee Filmproduktion GmbH steht. Passender geht es nicht. Ob das ein Ableger für TV-Projekte war? Auf jeden Fall passend – denn der berühmt-berüchtigte Wörthersee darf natürlich auch hier nicht fehlen.
Unser inzwischen alter Bekannter Otto W. Retzer, der Typ mit Glatze und Schnorres, der in vielen der „klassischen“ Lisa-Filme als Produktionsleiter und Gelegenheits-Kleindarsteller wirkte und hier schon öfters zu bewundern war, begann in den 90ern als Fernsehregisseur für seichte Unterhaltungskost zu arbeiten, unter anderem für Ein Schloß am Wörthersee und später der legendär-grottigen Klinik unter Palmen, die sogar in Kalkofes Mattscheibe (im Radio) verewigt wurde (hier zu hören).
Dieses Filmchen nimmt im recht sinnfreien Titel direkt Bezug auf die beiden Zärtliche Chaoten-Filme aus den 80ern. Keine Ahnung, warum, inhaltlich ist das typische ARD-Fernsehfilmkost der späten Neunziger. Wer mit der Erwartung hier rangeht, fröhlich-bekloppte Comedy zu finden, dürfte enttäuscht werden. Eigentlich ist das eher eine romantische Komödie und sollte eher „Scheidung für drei“, „Scheiden tut weh“, „Ein Anwalt kommt selten allein“ oder „Auch Anwälte müssen lieben“ heißen.
Tatsächlich eine kleine Randnotiz hier wert, denn wir treffen außer Retzer noch einige bekannte Nasen aus den 50ern bis 70ern, die hier schon mehrfach aufgetaucht sind, betrachten wir das als eine Art „Was macht eigentlich…?“ Produktionsleitung und Drehbuch stammen von Erich Tomek (* 1930), der für viele Trashperlen der 60er bis 80er verantwortlich ist, von Fummelfilmchen wie Alle Kätzchen naschen gern (1969) bis hin zu „Die Supernasen“ (1983).
Vor der Kamera haben wir mit Uschi Glas (* 1944) und Harald Juhnke (1929-2005) auch einige „große“ Namen des deutschen Nachkriegskinos. Auch Christian Kohlund (* 1950) ist aus dem Fernsehschaffen der 80er bis heute kaum wegzudenken, vielleicht am bekanntesten als Professor Vollmers aus der Schwarzwaldklinik, aber auch aus insgesamt 7 Folgen von „Derrick„.
Uschi Glas, Christian Kohlund
Inhaltlich haben wir die übliche Verwechslungs-Sauce, frisch angerührt von inzwischen 67jährigen Tomek, der die Dinger inzwischen bestimmt im Autopilot geschrieben hat. Also: Kurt Weimar (Christian Kohlund) ist erfolgreicher Schnöselanwalt, mit Schlips und Mercedes und so, spezialisiert auf Scheidungen. Einer besonders ertragreichen Scheidung verdankt er eine Wochenende in einer Villa am Wörthersee (ja, wo auch sonst). Nebenbei wurstelt noch sein jovialer Vater Otto (Harald Juhnke) rum, der sich als sein Sohn abgibt, um eine heiße Schnitte namens Sandra (Gerit Kling) aufzureißen. Kurt will indes seiner Kollegin Bettina (Uschi Glas) an den Schlüppi und will sie zum Wörthersee einladen. Am Ende treffen sie alle aus unterschiedlichen Beweggründen in dieser Villa aufeinander und der wilde Verwechslungsspaß beginnt.
Opa Otto hat den Schalk im Nacken
Was den Film ein wenig rettet, ist die schon recht behäbige, aber dennoch charmante Performance von Juhnke, der hier schon ziemlich am Ende seiner langen Karriere war und mehr durch Boulevardschlagzeilen denn oscarwürdigen Schauspiels von sich reden machte. Natürlich ist er im Prinzip der gleiche Charakter wie immer, die Spitzbübigkeit ist auch trotz der Betagtheit noch spürbar.
Ansonsten ist das alles ziemlich nach Schema F zusammengedängelt. Sind die Lisa-Filme der 70er und 80er wenigstens noch hemmungslos bekloppt, ist das hier einfach nur furzlangweilig, von der einfallslosen 08/15-Regie bis hin zur furchtbaren Fahrstuhlmusik. Die Gags sind alle uralt und durch schlechtes Timing zur Sicherheit unschädlich gemacht, nicht, dass sich noch jemand totlacht. Immerhin ist der schlüpfrige, notgeile Altherrenhumor der 70er weitgehend verschwunden, anderen Humor konnte Tomek scheinbar nicht, so unfassbar unlustig wie das Gestümper hier ist.
Och nee, nicht schon wieder der fucking Wörthersee …
Für beinharte Fans von Juhnke und Glas vielleicht noch was für Zwischendurch. Oder wenn man mal partout nicht einschlafen kann. Nee, liebe Leute, det war nix. Das imdb-Rating übrigens: 1,7/10. Hart. Aber tatsächlich scheint er – den Kommentaren auf YouTube zufolge – durchaus seine Fans zu haben.
Ist tatsächlich mal auf DVD erschienen, gibt es für wenige Euro gebraucht bei den üblichen Verdächtigen. Wer mal reinschauen für umme möchte (warum auch immer): Lisa Film auf YouTube.
So, nun nehmen wir mal tief Luft und tauchen in die Niederungen der deutschen Komödie der 2000er ein. Dieses Werk ist mir über den Weg gelaufen, und tatsächlich machte mich ein Fakt aufmerksam: Wir können hier wieder mal „Find den Fux!“ spielen. Jawoll, unser Lieblings-Knittergesicht Herbert Fux, immer ein Garant für Kino vom Feinsten, hier mal in den 2000ern zu besichtigen, in einem seiner letzten Kinofilme.
Ansonsten bekommt man hier so ziemlich das, was man erwartet von einer Komödie mit Axel Stein aus der Zeit. Platt, platter, Comedy für die Zielgruppe „junge, doofgesoffene Männer“. Ich habe nicht viel erwartet, aber selbst dafür ist das hier schon starker Tobak. Aber der Reihe nach.
Es beginnt mit einer Parodie auf Heidi, wenn man das Parodie nennen will. Heidi und ihr Kumpel Peter finden „Spielsachen der Kinder aus der Stadt“, wie sie meinen, und „spielen“ mit allerlei Müll, unter anderem ein Kondom und eine Dose Bier, die sich Peter mal reinpfeift. Das knockt ihn direkt aus und er fällt in ein Körbchen am Fluss (das da warum genau steht?) und schwimmt davon.
16 Jahre später: Wir lernen den feisten Josch (Axel Stein) und einen kalkweißen Rasta-Man namens Türlich (Rick Kavanian) kennen, zwei junge Männer, die gerade ihren Zivildienst ableisten und sonst nur mit Kiffen, Saufen und Videospielen beschäftigt sind. Der Einzug in die Bundeswehr droht, die beiden fliehen nach Österreich und erleben Abenteuer. Sie landen beim Alm-Öhi (Herbert Fux) und der inzwischen auch erwachsenen Heidi (Eva Habermann) aus dem Prolog, es stellt sich heraus, dass „Türlich“ eigentlich der Geißen-Peter aus dem Körbchen ist (wer hätte es geahnt). Doch das alpine Idyll ist in Gefahr: Ein US-Magnat namens Tronald Dump (Christoph M. Ohrt) will das Gebiet aufkaufen und ein Skigebiet daraus machen.
Ziemliches Niveau-Limbo hier, gut, kommt jetzt nicht überraschend. Wenn man es als kulturelles Artefakt begutachtet, hat man hier natürlich einiges, was aus heutiger Sicht kurios ist. Natürlich ist der Antagonist namens Tronald Dump (mega witzig, ne) eine Anspielung auf Donald Trump, damals noch als skurriler harmloser reicher Typ mit Sockenschuss bekannt. Er manipuliert hier die tumben, grenzdebilen Burschen mit dummen Sprüchen, Geschenken, falschen Versprechungen und „heißen Babes“. Ähnlichkeiten zu gewissen Entwicklungen? Ach was.
Man könnte schon sagen, dass wir hier einen geistigen Nachfolger der Produktionen von Lisa Film haben. Hat als Genre – „infantile Comedy für infantile Jugendliche“ – vielleicht durchaus seine Daseinsberechtigung, geschenkt. Comedy darf auch mal platt sein – aber sie sollte dann wenigstens lustig sein. Das ist einfach nur stumpf, zusammengeklaut, krampfig, schlecht gespielt mit den schlechtesten Gags aus den Filmen der 60er bis 80er. Bei Lisa Film isses wenigstens ab und zu aus Versehen lustig, das hier ist einfach kaum zu ertragender Schwachsinn, der sich trotz nur 75 Minuten Laufzeit anfühlt wie eine Folter.
Paar Beispiele: Ein Typ lispelt und stottert, was eine Art Running Gag wird. Sprachfehler, einfach zum Totlachen. In einer Sequenz meint Josch, ein „Babe“ zu vernaschen, aber mit verbundenen Auto, und eine tatsächlich ist es eine Oma (die Mutter von Dump), haha, alte Frauen, die Sex haben, einfach zum Totlachen.
Tatsächlich spielen große Teile des Films im österreichischen Skiort Ischgl, das auch zum Lisa-Film-Feeling beiträgt (die drehten oft in Kitzbühel).
Herbert Fux als Alm-Öhi
Gegen Ende gibt es einen ganz hübschen Meta-Gag – in der finalen Verfolgungsjagd auf Skiern gibt es bewusst schlechte Rückprojektionseffekte. Ob das wirklich Absicht war oder ob das quasi ein Gag auf eigene Kosten war, sei dahingestellt. Sie tun so, als hätte der Agent des Verfolgten abgerufen, und nutzen die Verwirrung, um ihn zu überholen. Dazu gibt es eine kleine „Behind the scenes“-Szene. Hübsche Idee.
Für Regisseur und Co-Autor Matthias Dinter war es sein Regie-Debüt, seine Karriere als Regisseur von Kinofilmen nahm allerdings schon 2004 nach seinem zweiten Werk Die Nacht der lebenden Loser schon sein Ende. Seitdem war er vor allem als Drehbuchautor fürs Fernsehen und Comiczeichner aktiv.
Um Axel Stein (* 1982) führte in der ersten Hälfte der Nuller Jahre kaum ein Weg vorbei, sowohl im TV als auch im Kino. Beginnend mit der Rolle in Hausmeister Krause ab 1999 so bis 2006 war vielleicht der Gipfel seiner Karriere, mit unzähligen Fernseharbeiten und auch Kinofilmen wie dieser Mumpitz hier. Harte Jungs (2000) und Knallharte Jungs (2002) waren sehr erfolgreich. Eigentlich war das eine Art Reboot von Eis am Stiel, nun halt mit Axel Stein statt Zachy Noy. Diese Filme wären eigentlich auch mal eine Sichtung für die Seite hier wert. Mal sehen, wann ich mir das mal antue.
Rick Kavanian (* 1971) kennt man heute primär aus der Bullyparade (1997-2002) und den Filmen von Michael Herbig. Ja, er ist tatsächlich 11 Jahre älter als Stein, sollte man gar nicht meinen. Er war hier also schon 31 Jahre alt, deutlich älter als seine Rolle, und hatte vorher Politikwissenschaft, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe. Wie Stein geistert er bis heute durchs deutsche Unterhaltungsschaffen.
Eva Habermann (* 1976) dürfte auch heute noch den meisten ein Begriff sein, auch sie hat viel seltsames Zeug gedreht in ihrem Leben, ich denke mal, ihre Performance hier dürfte sie heute eher als „Ich war jung und brauchte das Geld“ abhaken. Als blond bezopfte, tief ausgeschnittene Heidi spielt sie hier das heiße Dummchen. Scheinbar war das der Karriere-Plan zu der Zeit – sie hat auch mehrfach für einschlägige Magazine die Hüllen fallenlassen.
Wenn die Zahlen bei imdb stimmen, hat dieses Machwerk nicht mal seine Kosten eingespielt. Das war wohl selbst angetrunkenen 15-jährigen Pubertätsgeplagten zu doof.
Den Film gibt es nur auf VHS und DVD, beide lange out of print. Die DVD ist sogar auf dem Gebrauchtmarkt im Netz vergleichsweise teuer, findet sich aber auch sicherlich in vielen 1-Euro-Grabbelkisten, falls man das dringende Bedürfnis verspürt, sich das hier mal reinzutun. Vielleicht ist es für den einen oder anderen ein Nostalgieflash, es sei gegönnt. Ein für alle Beteiligten peinlicher Kackfilm isses dennoch.
Regie: Wolfgang Bellenbaum (als John Weeran) Buch: unbekannt (als „Gesamtleitung“ wird Bellenbaum genannt, vermutlich ist das auf seinem Mist gewachsen) Produktion: City Film, Berlin Premiere: 13. April 1974
Bei der Recherche zu Jagd auf Jungfrauen / Der Motel-Report wurde ich auf dieses obskure Werk aufmerksam, das ich als grottige VHS-Digitalisierung aufgetan habe, mit französischen (!) Untertiteln. Aus dem gleichen Stall wie obiges Werk, ebenfalls eine Produktion der „City Film“, aber mit einigen überraschenden Entdeckungen. Genug, um diesem Machwerk auch hier ein paar Zeilen zu widmen. Auch hier ist wieder Meisterregisseur Wolfgang Bellenbaum (unter dem Pseudonym John Weeran) am Werk.
Direkt in den ersten Minuten einige „Was zum …“-Momente. a) In der Synchro ist tatsächlich Thomas Danneberg zu hören. b) Es spielt unser inzwischen alter Bekannter Herbert Weißbach (1901-1995) mit. Der Film taucht in seiner Filmographie auf Wikipedia gar nicht auf. Uns ist er hier schon in Der Partyphotograph (1968) begegnet, hatte aber auch eine lange, lange Karriere und tauchte als „schrulliger Opa“ mit markanter Stimme auch in einigen heute noch geläufigen Filmen auf, sei es bei Heinz Erhardt oder gar in Otto – Der Film. Alternde Schauspieler haben es nicht leicht. Die Rente ist karg, und so musste er sich wohl das Haushaltsgeld mit so einem Kernschrott wie diesem hier aufbessern.
Aber nun zum Film. Im Vorspann sehen wir ein paar typische bairische „Seppel“, die in ihrem VW Bus in Berlin-Neukölln ankommen, sie sollen als Blaskapelle in der Neuen Welt auftreten. Ihre erste Sorge ist, ob die Preußen auch Bockbier vertragen, die zweite, wann es hier endlich was zum Knattern gibt.
Herr Berger (Herbert Weißbach) telefoniert, nebenan steht ein Typ und kegelt for some fucking reason. Er ist Inhaber des Hotels. Das ist wohl Sitz einer Firma namens CBB – kurz für „Charmante Büro-Betreuung„. Wie subtil.
Und schon haben wir einen Kunden:
Ein Businesstyp spricht mit einer drallen Dame (Erna Haffner), er wünscht eine fähige Stenotypistin. Sie telefoniert, um eine passende Miet-Sekretärin zu finden, aber – na sowas – diese ist gerade am „Diktieren“. Und hat dabei keinen Stift in der Hand, zwinker-zwinker, kicher-kicher.
Die Dame ist offensichtlich so ne Art Puffmutti dieses getarnten Freudenhauses und bequatscht den Typ, er solle sich doch mal entspannen und sich eine Massage gönnen. Die er dann von einer blonden Eva bekommt. Schließlich entspinnt sich folgender Dialog:
Notgeiler Businesstyp: „So eine Massage von zarten Frauenhänden macht mich immer so an. Hören Sie sofort auf, sonst vergewaltige ich sie!“
Blonde Uschi lacht auf. „Wie wollen Sie denn das machen? Ist das auch vergewaltigen, wenn man gar keine Gewalt braucht?“ Schlafzimmeraugen. „Ich finde Sie sehr nett, sie erinnern mich an meinen Onkel, er war mein erster Mädchenschwarm.“
Businesstyp: „Nett, wie sie das gesagt haben.“
Das dürfte so in etwa das Niveau der „Handlung“ illustrieren. Unglaublich auf so vielen Ebenen. Welche Frau fängt nicht an zu lachen, wenn man droht, sie zu vergewaltigen?
Massage – nur gut mit Fototapete und seltsamen Inzest-Phantasien, laut diesem Film
Tatsächlich gibt es hier viele Überschneidungen zum „Motel-Report“. Der (vorgeblich) italienische Portier Giovanni (Felix Langenstein) ist wieder am Start, offensichtlich ist das auch exakt das gleiche Hotel wie im anderen Film, auf imdb als das „Hotel Stössensee“ identifiziert, scheint es nicht mehr zu geben. Dieser Portier wird tatsächlich von Thomas Danneberg synchronisiert, er klingt exakt wie John Cleese in dem Tabakladen-Sketch von Monty Python („Iiiich werde diese Schallplatte nicht kaufen, sie ist zerkratzt!“). Verrückt. Dieser Einsatz ist nicht in der Deutschen Synchronkartei gelistet, aber ich müsste mich schon sehr irren, wenn er es nicht ist.
Die blasfreudigen (hoho, haha) Bayern steigen in diesem Hotel ab und sind gleich mal reizend, indem sie den Portier als „Itaker“ und „Makkaroni“ bezeichnen. Bayern, man muss sie einfach lieben. Bestimmt alles Verwandtschaft vom Aiwanger. Da legst di nieder!
Es folgt die übliche Nummernrevue. Nebenbei gibt es noch einen Subplot um Herr Berger und die dralle Puffmutti, die dann später heiraten, sich streiten und versöhnen, und das Hotel schließlich mit bayrischen Thema zu neuem Leben erwecken. Wenn ich das richtig verstanden habe, hab mir diesen unerträglichen Quark nicht komplett angesehen.
Hier wurde offensichtlich versucht, an die damals sehr erfolgreichen „Lederhosen“-Filme anzuknüpfen, nur dass der ganze Bums in Berlin mit Trachten aus dem Kostümverleih (vermutlich) gedreht wurde. Tatsächlich – wir schreiben das Jahr 1974 – ist das schon hier und da sehr nahe an einem „richtigen“ Porno, nur halt ohne Genitalien. Und siehe da – tatsächlich gab es nach der gesetzlichen Legalisierung (1975) eine „harte“ Version auf Super8-Film, auf rund 20 Minuten runtergekürzt und „Bockbiersex“ umgetauft, mit sehr offensichtlich aus anderen Quellen reingeschnittenen Close-Ups versetzt und auch komplett neu synchronisiert. Was macht man nicht alles für ne schnelle Mark.
Auf diesem Wege spielt der nette, unschuldige Opa Herbert Weißbach mit 73 Jahren tatsächlich in einem richtig echten Porno mit. Ob er sich dessen bewusst war?
Noch ein paar Zeilen zu Erna Haffner (1912-1989). Sie spielt hier die resolute, pummelige Puffmutti und love interest von „Herr Berger“ und hat viele Szenen mit ihm zusammen. Auch sie ist so ein Fall – sie spielte in vielen „ernsten“ Filmen der 50er und 60er mit, war gelehrte Schauspielerin mit Theatererfahrung und ausgebildete Sängerin. Das ist irgendwie bitter, wenn mit so einem Lebenswerk dann in so einem Käse mitspielen muss, um die Miete zu zahlen.
Fragt mich nicht, was wir hier sehen.
Unter den Damen sagte mir nur Marianne Dupont als Namen was, die tingelte in der Zeit durch einige Softsex-Filmchen. Sie ist die blonde Massage-Else. Auch die rothaarige Uschi Stiegelmaier hatte eine etwas längere „Karriere“, in so Spitzenproduktionen wie „O mei, haben die Ostfriesen Riesen“ bis hin zu Ausflügen in die „harten“ Filme von Hans Billian nach 1975. Die anderen sind Eintagsfliegen, sofern imdb nicht lügt.
Stumpfsinnige, runtergekurbelte Fleischbeschau der billigsten Art aus den Niederrungen des 70er-Jahre-Kinos. Die Ära ist ein Phänomen. Je tiefer man gräbt, desto wilder wird es.
In Deutschland ist der Film (in dieser ursprünglichen Version) nur als VHS auf dem Label „VIP“ erschienen, nie auf DVD. Kurioserweise gibt es die später mit der Heckenschere zusammengebastelte HC-Version auf DVD. Das verstehe wer will.
So, nach den 70ern-Nackedeis gehen wir mal wieder in die biederen 60er. Dieser Film ist für mich primär wegen Theo Lingen interessant. Der zugrundeliegende Stoff ist uralt und wurde schon 1930 und 1952 verfilmt, und jedes Mal von Georg Jacoby (1882-1964). Die Namensgleichheit ist kein Zufall – Georg ist der Sohn von Wilhelm Jacoby (1855-1925), einem der Autoren des Stücks. Das Theaterstück wurde bereits 1890 (!) uraufgeführt. Also wirklich von anno Tabak, wie man so schön sagt.
Georg Jacoby war ein sehr, sehr produktiver Filmemacher. Deutlich über 200 Filme gehen auf sein Konto, beginnend im Jahr 1913 (!). Seine Karriere endete 1960, das ist also einer seiner letzten Filme. Aufmerksame Leser*innen dieser Seite mag der Name bekannt vorkommen – richtig, der schon besprochene Film Bühne frei für Marika (1958) war auch von ihm. Der gebürtige Mainzer war lange mit Marika Rökk verheiratet.
Hier haben wir also die x-te Version eines offenkundig sehr populären Stoffs. Eigentlich müsste man jetzt alle Versionen sehen, aber das wäre vielleicht etwas zu viel des guten.
Theo Lingen als Professor Schöller
Der Grundplot ist so simpel wie einfach: Der vermögende ältliche Junggeselle Philipp Klapproth (Rudolf Vogel) finanziert seinem Neffen Peter (Helmuth Lohner) das Medizin-Studium. In der ersten Szene bekommt er Post (Postbote: Henry Vahl), er bittet ihn um 20.000 DM. Er will angeblich Nervenarzt werden und könnte eine Praxis übernehmen. Aber das ist geschwindelt, eigentlich macht er lieber wilde Jazzmusik und will die Kohle in ein Jazzlokal investieren, um sich damit eine Existenz aufzubauen. Philipp will aber erst mal sehen, ob das alles stimmt, und taucht auf. Also muss die Pension des Onkels seines Bandkollegen schnell zur fingierten Nervenheilanstalt werden, die Posse beginnt in der titelgebenden „Pension Schöller“. Professor Schöller (Theo Lingen) und die Gäste sind natürlich nicht eingeweiht und werden von Klapproth für „Irre“ gehalten, woraus sich mehr oder weniger lustige Begebenheiten ergeben.
Direkt offensichtlich ist natürlich die zu erwartende Anpassung an den zeitgenössischen Musikgeschmack. Zwischendurch wird immer wieder mal ein Liedchen geboten, im leicht angejazzten Big-Band-Sound, überliegend gut gealtert, kann man heute noch ohne Ohrensausen hören. Ist meist auch angenehm kurz und nicht so penetrant-werbemäßig wie in vielen Schlagerfilmen, die komplett sinnfrei irgendwo einen Song reinballern, weil die Plattenfirma einen Scheck schickt.
Für das Drehbuch sind gleich drei Herren verantwortlich. Natürlich geht es auf das Theaterstück zurück, ergänzt durch die Arbeit von Regisseur Georg Jacoby und dazu noch Joachim Wedekind (1925-1963) und Gustav Kampendonk (1909-1966). Beide sind uns hier schon begegnet. Wedekind war am Drehbuch für „An jedem Finger zehn“ (1954) beteiligt und hat vor allem in den 50ern einiges (mit-)geschrieben. 1963 wählte er aus mir unbekannten Gründen den Freitod. Immer viel Drama hinter den Kulissen beim Heile-Welt-Film irgendwie. Der Herr mit dem schönen Namen Kampendonk sollte Heinz-Erhardt-Fans was sagen – er ist Autor von „Natürlich die Autofahrer“ und „Drillinge an Bord“ (beide 1959). Er war sehr fleißig in den 50ern und hat ordentlich Unterhaltungsware getextet.
Theo Lingen, Rudolf Vogel
Rudolf Vogel (1900-1967) ist uns bislang noch nicht begegnet, was ein kleines Wunder ist. Er ist einer der Schauspieler, die in x Filme pro Jahr zu sehen waren, oft in Nebenrollen. Als sehr erfahrener Theatermann spielte er oft etwas exzentrische Spießbürger, wie hier auch den kauzigen Onkel. Hat Hans-Moser-Vibes.
Zu Theo Lingen (1903-1978) habe ich hier schon einiges geschrieben, ich mag den Mann einfach. Hier hat er mehr eine Nebenrolle, aber als exzentrischer Professor und Pensionsleiter eine, die ihm wirklich auf den Leib geschrieben ist. Das ist sicherlich kein Highlight in seiner (etwas erschlagenden) Filmographie, aber für Fans sicherlich mal sehenswert. Tatsächlich erinnerte seine Rolle mich öfter mal an die des Direktor Taft in den „Lümmel“-Filmen. Hier hat er quasi schon geübt.
Die weibliche Hauptrolle als Nichte Erika Klapproth wird von Ann Smyrner (1934-2016) gespielt. Die gebürtige Dänin hat ihre Schauspielkarriere kurioserweise der BILD-Zeitung zu verdanken. Diese brachte von 1952 bis 1961 einen Comic namens „Lilli“, die so populär war, dass es bald auch Puppen davon gab. Diese „Bild-Lilli“ gilt als Vorgängerin der Barbie. 1958 entstand dann der darauf basierende Film Lilli – ein Mädchen aus der Großstadt – und die Titelrolle wurde in der BILD ausgeschrieben. Und Ann Smyrner bekam den Zuschlag. Verrückte Geschichte. Sie drehte in den 60ern noch einiges an Filmen, auch viel in Italien, aber Anfang der 70er erlosch ihr Stern. Offenbar hatte sie da eine Art religiöse Erweckung und lebte seitdem zurückgezogen auf dem Esoterik-Trip. So Biographien kann man sich echt nicht ausdenken.
Als Neffe und Möchtegern-Mediziner sehen wir Helmuth Lohner (1933-2015). Der Name sagte mir nichts, aber auch wirkte in der Nierentisch-Zeit in vielen Filmen mit, auch in kleineren Rollen in einigen Heinz-Erhardt-Filmen. Apropos – auch das Hamburger Urgestein Henry Vahl hat eine kleine Rolle, direkt am Anfang, als Briefträger. Neben seiner Rolle in „Unser Willi ist der Beste“ (1971) ist er heute sicherlich wegen seiner Mitwirkung im Ohnsorg-Theater ein Begriff.
Rudolf Vogel, Henry Vahl
Durchschnittliche Unterhaltungskost. Die Grundidee ist eigentlich ganz nett, aber die Handlung ist halt uralt und daher sehr nach Schema F gestrickt. Bisschen mehr Theo Lingen wäre nett gewesen. Ansonsten recht uninspiriert abgefilmtes Theater ohne wirklichen Bild-Gestaltungswillen. Tut nicht weh, haut aber auch sicherlich niemand mehr vom Hocker.
Den Film gibt es seit 2014 auf DVD, wie oft beim Label „Filmjuwelen“ erschienen. Eine vorherige Auswertung auf VHS gab es nach allen gängigen Quellen nicht.
Kennt ihr noch Raimund Harmstorf? Klar, Fans von Bud Spencer nicken, schließlich ist der kernige Mann bestens bekannt aus Filmen wie „Sie nannten ihn Mücke“ oder „Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen„. Aber wusstet ihr auch, dass der gute Mann zu Beginn seiner Karriere in Filmen wie diesem mitgewirkt hat, noch dazu in der Hauptrolle? In dem von Merkwürdigkeiten nicht armen deutschen Nachkriegskino ist noch immer noch etwas zu finden, was einem selbst als erfahrenen Obskure-Filme-Ausgraber verwundert die Augen reiben lässt. Noch dazu sind hier mit Thomas Danneberg und Arnold Marquis auch noch die Stimmen von Terence Hill und Bud Spencer zu hören. Ein Film aus einem Paralleluniversum.
Regisseur Adrian Hoven ist auch eine ziemlich interessante Erscheinung. In den 50ern und 60ern wirkte er als Schauspieler in zahlreichen Unterhaltungsfilmchen mit, später wurde er dann auch Produzent und teils auch Autor oder wie hier auch Regisseur. Der bis heute vielleicht bekannteste Film mit seiner Beteiligung ist wohl der Horror-Exploitation-Schlonz „Hexen bis aufs Blut gequält„, der kurz vor diesem Machwerk hier in die Kinos kam (Premiere: 19. Februar 1970) und damals als Skandalfilm galt. (Lange obskur gibt es diesen auf Blu-ray von Turbine Medien.)
Hier haben wir also einen lustig gemeinten Erotikfilm zum Thema Nibelungen-Sage. Harmstorf spielt hier in seinem ersten Kinofilm den titelgebenden Siegfried mit großartiger Haarhelmfrisur, einen etwas tumben, muskulösen Strahlehelden, der gerne mal im Heu die Salami versteckt, nachdem er gerade einen Drachen abgemurkst hat. Auch viele andere Personen aus der klassischen Legende tauchen hier auf.
Flotter Vierer, und das ohne die Hosen auszuziehen, muss man auch erst mal hinbekommen
Wir sehen hier also – wie zu erwarten – eine krude Mischung aus langweiligen, zeitbedingt natürlich sehr zahmen Beischlafszenen und albernen, schlecht gefilmten „Mittelalter“-Szenen, die immer etwas an Karneval erinnern. Beides garniert mit der zeittypischen, leicht „funky“ angehauchten Schakalaka-Musik.
Wir erleben viele der klassischen Topoi, von einbrüstigen Amazonen bis zur amorösen Verwendung der „Tarnkappe“, eine Art Unsichtbar-mach-Bademütze. Mit ihr gelingt es mit einer List, die scharfe Brunhild (Heidy Bohlen) zu vernaschen, die von den Liebesdiensten ihres Bald-Gatten und Königs Gunter (Carlheinz Heitmann) wenig angetan ist. (Was heißt, dass wir hier Heidy Bohlen bei einem Beischlaf mit einem Unsichtbaren bewundern dürfen. Durchaus Oscar-würdig.) Natürlich denkt sie, dass Gunter der Granatenstecher war, und natürlich fliegt der Schwindel am Ende auf. Zwischendurch wird noch etwas gekämpft und gefoltert, hier fühlte ich Hoven wohl dem Erfolg der gequälten Hexen verpflichtet. Ist hier aber vergleichsweise harmlos und mehr angedeutet.
Der Cast besteht von Harmstorf abgesehen doch eher aus Eintagsfliegen. Einige der Damen sind „übliche Verdächtige“ des frühen Softsex-Report-Tittenfilms, wie etwa Sybil Danning (* 1947). Die Österreicherin, gelernte Zahnarzthelferin, hatte er ziemlich lange Karriere im internationalen B-Movie, ab 1972 drehte sie viel in Italien und in dann in den 80ern sogar in den USA. Ihr letzter Kinofilm-Eintrag ist tatsächlich das Halloween-Remake von 2007, dort spielt sie eine Krankenschwester. Kurios!
Vergesst das MCU – hier ist wahre Kinomagie am Werk
Brunhild Heidy Bohlen (* 1945) ist uns schon mal in Charley’s Onkel (1969) über den Weg gelaufen. Ihre Schauspielkarriere war allerdings recht kurzlebig und 1974 schon vorbei. Erwähnenswert ist noch „Rosy Rosy„, wie sie damals bekannt war, bürgerlich Rosemarie Heinikel (1946-2023). Sie war eine durchaus wichtige Figur der sog. 68er-Bewegung, Damals als das „Münchner Busenwunder“ bekannt, war sie fester Bestandteil des wilden Kommunen-Lebens in Schwabing der Zeit. Sie spielt hier die „Maid im Heu“, im ersten und vielleicht auch spannendsten erotischen Stelldichein des Films. Fun fact: Nach ihrer Autobiographie hatte sie mal ein Abenteuer mit Frank Zappa. Mensch, das ist ein wilder Ritt hier, von Bud Spencer zu Halloween zu Frank Zappa. Für so Kram liebe ich solche Filme.
Harmstorf und „Rosy Rosy“ beim Bodenturnen im Heu
Bisschen bekannter ist ansonsten nur noch Peter Berling (1934-2017), der in vielen bekannten und guten Filmen mitgewirkt und sich auch als Autor von Mittelalter-Romanen einen Namen gemacht hat. Hier ist er ganz am Anfang seiner Karriere als „Hansel“ zu sehen. Noch so ein Fall von „Er war jung und brauchte das Geld“ vermutlich. Er spielt hier den „lustigen Dicken“, immerhin von Gerd Duwner synchronisiert. Grundsätzlich wurde wohl der komplette Film nachvertont, so gut wie niemand spricht mit eigener Zunge. Viele große Namen darunter, wie schon erwähnt Thomas Danneberg, Arnold Marquis, Randolf Kronberg, Edgar Ott – das ist schon die Creme der damaligen Zeit. Rettet den Film leider auch nicht.
Vielleicht ist das die Geschichte dahinter? Denn als Produktionsfirmen treten neben der sonst eher für durchaus anspruchsvolle Filme bekannte Atlas Filmproduktion noch das Hermes-Synchronstudio auf, was mich direkt im Vorspann stutzig machte. Hypothese: Das war von Atlas durchaus als „ernsthafte“ Nibelungen-Parodie gemeint, was in die Hose ging (pardon the pun) , und Hermes versuchte es mit einer lustigen Synchro etwas zu retten? Ist schon eher ungewöhnlich, dass ein Synchronstudio einen Film mitproduziert.
Ansonsten versagt der Film ziemlich – er ist weder lustig noch sonderlich erotisch. Ist halt schlechtes Mittelalter-Cosplay mit hier und da ein paar nackten Brüsten. Wer allerdings schon immer mal Raimund Harmstorfs Kimme sehen wollte, wird hier fündig. Oder Forschende, die sich mit der Nibelungensage auseinandersetzen und die wohl absurdeste Bearbeitung dieses Stoffes analysieren wollen.
Leider (?) ist der Film für Neugierige nicht so leicht zu bekommen. Es gibt einige uralte und obskure VHS-Veröffentlichungen und gar eine DVD, so lieblos hingerotzter Kram in 4:3, die aber auch ewig out of print ist. Er lief wohl in den 90ern tatsächlich mal im Nachtprogramm von RTL, mir liegt eine VHS-Aufzeichnung vor.
Ein weiterer Film aus der Spätphase der Lisa Film. 1987 war sowohl die Zeit von Thomas Gottschalk als auch der klassischen Lisa-Film-Komödie langsam ausgelaufen. „Zärtliche Chaoten“, unter der Regie vom soliden Handwerker Franz Josef Gottlieb entstanden (es ist sein vorletzter Kinofilm), zählt zu den etwas unbekannteren Werken mit Thomas Gottschalk. Streng genommen ist es kein „richtiger“ Lisa-Film, denn im Abspann ist als Produktionsfirma „K.S. Film“ genannt, was aber natürlich für Karl Spiehs steht. Hinter den Kulissen sind u. a. auch mit Erich Tomek und Otto Retzer zwei der üblichen Verdächtigen am Werk, also rechnen wir das der Einfachheit halber mal zum Lisa-Kanon. Zufällig ist mir gerade die DVD zugelaufen, dann wollen wir diese Lücke hier auch mal schließen.
Hier ist Gottschalk mal ohne Mike Krüger unterwegs, als weitere Hauptdarsteller sind hier Michael Winslow (* 1958) und Helmut Fischer (1926-1997) am Start. Michael Winslow war damals gerade populär aufgrund der „Police Academy“-Reihe und Helmut Fischer, ein bayrischer Volksschauspieler, war aufgrund seiner sehr erfolgreichen Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983) auch angesagt. So ist wohl diese – aus heutiger Sicht – etwas kuriose Zusammenstellung zu erklären. Wie so oft bei Spiehs – alles auf maximale Vermarktbarkeit getrimmt.
Aus dem Werberatschlag
Auch hier wird wieder ein Musikstück in die Charts gedrückt – oder es zumindest versucht, ganz in der Tradition der Schlagerfilme der 70er. Auf dem Filmplakat ist „Without You“ als Untertitel zu lesen, damit ist der gleichnamige Song in der Version von Harry Nilsson gemeint. Er war in der hier schon im Vorspann gespielten Version schon recht alt (1971), heute dürfte am ehesten die Cover-Version von Mariah Carey, die 1993 eine Nummer 1 war, bekannt sein. Er wird im Laufe des Films recht penetrant immer und immer wieder gespielt. Sonst werden tatsächlich einige Songs aus „2 Nasen tanken Super“ recycelt, typische Mitt-80er-Lala halt.
Die recht lange Pre-Opener-Sequenz vor dem Vorspann (gut 6 Minuten) hat einen netten Kniff – direkt im ersten Bild reitet Pierre Brice als Winnetou ins Bild. Schnell stellt sich heraus – man hat nicht die falsche DVD eingelegt, sondern es ist ein Film im Film, Brice spielt sich quasi selbst und beschwert sich über einen misslungenen Stunt. „Ich bin es gewöhnt, mit Profis zu arbeiten!“ Unsere drei Helden sind dort alle in der laufenden Produktion eingesetzt und verlieren prompt ihre Jobs wegen akuter Unfähigkeit.
So „Film im Film“-Ideen und Promis, die sich selbst spielen, finde ich immer interessant. Quasi „Curb Your Enthusiasm“ in der teutonischen Karl-May-Version. Und das schon 1987. Interessante Idee. Leider wird sie nach dem Vorspann auch fallengelassen. Ein pseudodokumentarischer Film über die Dreharbeiten zu Winnetou in dem Stil hätte echt interessant werden können, vielleicht mehr als der eigentliche Film, leider ist es hier mehr ein Vorspiel als Teil des Plots.
Dann fängt die eigentliche Geschichte an. Als Drehbuchautor ist hier tatsächlich Thomas Gottschalk persönlich verzeichnet, wobei er sich offensichtlich von der französischen Komödie „3 hommes et un couffin“ (Drei Männer und ein Baby) von Coline Serreau (erschienen 1985) hat inspirieren lassen.
Kurz zusammengefasst: Die drei Spießgesellen lernen durch eine Autopanne die junge Rosi kennen. Nach einer wilden Partynacht wachen sie alle mit Filmriss und ohne Beinkleid auf, und Rosi ist schwanger. Wer ist der Vater?
Jeder der drei glaubt, der Erzeuger zu sein, und versuchen die werdende Mutter zu unterstützen, was natürlich meist ob der komödiantischen Effekts in die Hose geht. Am Ende gebärt sie Drillinge, einer davon ist schwarz. Sie sind also alle drei beteiligt. (Was jeder biologischen Logik widerspricht, aber hey. Und suggeriert den wohl bizarrste Rudelbums in der Geschichte des Sex. Brrr. Weiche, Kopfkino. Die Szene wird im Film nur angedeutet, die Nacht wird übersprungen, und lustigerweise von einem Bild eines Regenbogens „illustriert“ – der Film war aus Versehen seiner Zeit voraus.)
Rudelbums – vorherRudelbums – nachher
Der zweite Akt beginnt – wie könnte es anders sein in einem Spiehs-Film – am Wörthersee. Dort hat Schmidhuber (Fischer) früher mal in einem Hotel seine Ausbildung gemacht, sie wollen dort wieder in Lohn und Brot kommen. Der Chef des Hotels ist Ludwig Haas (1933-2021 – der Doktor aus der Lindenstraße) und auch wenig begeistert. Dennoch lässt er sich überzeugen, die drei Pfeifen als Kellner und Küchenpersonal einzustellen. (Das Hotel ist übrigens genau das, in dem einige Jahre später die Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ entstand, das Falkensteiner Schlosshotel Velden.)
Ein paar Gags seien hier mal zur Veranschaulichung des humoristischen Niveaus dargeboten: Fischer als Kellner hat Stress mit dem Chefkoch, den er veräppelt. Dieser schwört Rache. Fischer soll als Kellner einer feinen älteren Dame das Frühstück servieren, mit Deckel. Er tut dies, und das Frühstück entpuppt sich, entdeckelt, als kunstvolle Reproduktion eines männlichen Genitals aus Wurst, Ei und Spinat.
Die Dame rauscht empört von dannen, wütend wirft Fischer die Zutaten in hohem Bogen aus dem Fenster. Im Garten sonnt sich nichtsahnend der Herr Direktor, und das passiert:
Nachdem man sich vor dieser Zwerchfellattacke erholt hat, bekommen wir Michael Winslow als eine Art dürre, schwarze Tina-Turner-Parodie auf die Linse gedrückt. Der Chefkoch kommt des Weges und baggert sie an („Hallo, schönes Fräulein. Ganz allein?“ Diese Dialoge sind einfach Shakespeare.)
Fake Tina Turner geht darauf ein, sie gehen ins Haus, dort wird Champagner und Kaviar kredenzt. Der wohlbeleibte Koch wird zwecks Koitus-Vorbereitungen nach nebenan zum Duschen geschickt, Winslow erweckt mit seinen Stimmkünsten den Eindruck, der eifersüchtige, Verbalinjurien brüllende Freund wäre erschienen und droht dem Koch den gewaltsamen Tod an, er offeriert verängstigt als Wiedergutmachung den Inhalt seines Vorratsschranks. So kommt Winslow zu einem großen Körbchen voller teurem Luxusfutter. (Was damit geschieht? Weiß weder der Drehbuchautor noch der Zuschauer.)
Nach diesem heiteren Stelldichein am Wörthersee geht die Story zurück nach München. Die drei erhalten einen Brief (nein, eine „message“, man war 1987 schon cool) von Rosi, dass sie schwanger ist. Wie schon erwähnt, kommt jeder der drei in Frage.
Auch mal wieder am Start: Herbert Fux
Um Geld zu verdienen, hecken Sie einen Plan mit einem Gerät gegen Mundgeruch aus, was zu einer Reihe bizarrer Szenen führt, von einer halbgaren Miami-Vice-Parodie bis hin zu Michael Winslow, schon wieder als Drag Queen. Männer von Frauenklamotten, haha, einfach soooo lustig.
„Die Bräunungscreme, die Sie mir empfohlen haben, ist wirklich fabelhaft! Schauen Sie mich an! Ist die Wirkung nicht toll?“
Danach versuchen sie sich als klischeehafte Mariachi-Band, zum Playback, weil: Rod Stewart kann ja auch nicht singen und bewegt nur den Mund, während „e Banderl“ läuft. Und so haben wir den Hattrick – innerhalb von nicht mal fünf Minuten: Transphobie, einen mehr oder weniger rassistischen Witz (siehe oben, wenn er wenigstens lustig wäre) und nun die gute alte kulturelle Aneignung. Lisa Film bleibt sich da echt treu (weitere Ausführungen dazu siehe „Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob“ – im Vergleich ist das hier noch relativ harmlos).
Um die Stunden-Marke spult der Film etwas vor, die Monate vergehen, mit den klassischen Kalenderblatt-Bildern, zwischendurch weitere Abenteuer der drei als Playback-Musiker, während Rosis Bauch wächst.
Michael Winslow darf noch mal seine Geräuschemacher-Künste in einer Szene im Kaufhaus zeigen. Er klaut aus Versehen Spielzeug und wird erwischt, worauf sich seine Flucht eine recht aufwändige Action-Sequenz aufbaut. Schließlich wird er doch gefasst, der „klauende Ausländer“ (da schmunzelt der anständige deutsche Kinogänger im Jahre 1987). Er wird zu Schadenersatz verdonnert. Die Geldnot ist wieder da. Gut, dass gerade völlig unmotiviert dieses dezente Schild in der Landschaft rumsteht. 10.000 Mark für die Ergreifung eines Exhibitionisten. Oha. Pimmelwitze im Anmarsch. Mal sehen, was der dritte Akt so an humoristischen Niederungen zu bieten hat.
Die drei beschließen also, dass Gottschalk den Exhibitionisten spielen soll, damit sie die Belohnung kassieren können. Sie schleppen ihn gefesselt zur Polizei, der skeptische Polizist will wissen, wie er es gemacht hat. Er öffnet den Mantel falsch und der Schwindel fliegt auf. Ein wilder Bikertyp (Hans-Georg Panczak) mit einer Art Wikinger-Helm, vom Bock gestürzt mit Aua-Arm, kommt ins Präsidium, erzählt von einem Bootrennen, Siegesprämie 10.000 DM. Welch passender Zufall, dass wir nun zum Wörthersee zurückkehren können für die nächste super-duper spannende Actionszene. Immerhin gibt es ein paar ganz nette Stunts, eine Jagd mit Motorrad und so einem Luftkissenfahrzeug durchs Kaff. Wie bei James Bond. (Fast.)
Sie haben es so eilig, weil die Geburt ansteht, also hopp ins Krankenhaus. Dort soll die bange Frage nach der Vaterschaft endlich geklärt werden, das Ergebnis ist … interessant.
Thomas Gottschalk muss ich wohl nicht noch mal vorstellen. Michael Winslow dürfte auch heute noch recht bekannt sein (bei den jüngeren vielleicht auch durch sein kürzlichen Auftritt bei LOL), er ist hier im Prinzip die gleiche Figur wie in „Police Academy“ (1984), der lustige, pfiffige Geräuschemacher. Er wird hier von Synchronlegende Randolf Kronberg (1942-2007) synchronisiert, einer der Standardstimmen der Zeit für „lustige Schwarze“, am prägendsten wohl Eddie Murphy. Wenn man den Film schaut, ohne hinzusehen, wähnt man sich mitunter in „Beverly Hills Cop“ aus einem seltsamen Paralleluniversum.
Dey Young (* 1955), die Rosi, dürfte heute kaum jemanden was sagen, ich kannte sie bislang auch nicht. Sie spielte über lange Zeit immer wieder mal in Filmen und Serien mit, meist aber eher kleine Rollen. Immerhin taucht sie in noch heute bekannten Filmen wie Running Man oder Pretty Woman auf.
Kleine Rollen haben noch Ulrich Beiger als Drogist in einer seiner letzten Kinorollen, wie schon erwähnt Ottfried Fischer als Chefkoch, Herbert Fux als Penner und auch Glatze-Schnorres-Man und Spiehs-Geselle Otto Retzer hat einen seiner Cameo-Auftritte als Müllmann.
Ulrich Beiger hat auch eine späte, kleine Rolle in der „Miami Vice“-SzeneDer ebenso erwartbare wie hirnschmelzende Schluss-Gag: „Drei Männer – drei Babys!“ Nimm das, Biologie!
Dieses mäßig unterhaltsame Trash-Komödien-Machwerk hat es zumindest auf DVD geschafft, es gibt eine recht leicht zu findende Veröffentlichung von Marketing Film. Kurioserweise ist dort eine deutsche und eine ungarische (?!) Sprachfassung zu finden. Wer hat warum eine ungarische Synchronfassung hiervon gemacht? Diese Frage finde ich fast interessanter als der Film.
Daneben gibt es auch eine DVD zusammen mit dem zweiten Teil. Ja, dieser Kappes hat damals 2-3 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt, also hat sich wohl eine Fortsetzung gelohnt. Mal sehen, ob ich mich da auch noch mal ran wage. Der hat inhaltlich null Komma nix mit diesem Film zu tun, hat aber das gleiche Trio als Hauptdarsteller.
Es gibt sicherlich furchtbarere und unerträglichere Filme im Spiehs-Kanon, dieser Film hat durchaus seine (nostalgischen) Fans. Immerhin hat er ein paar Szenen, die ganz unterhaltsam sind, einmal habe ich sogar gelacht (!). Und das Luftkissenboot war cool.
Lisa-Produktionsleiter Otto Retzer in seinem Cameo als Fachkraft für Müll und lahme Gags
1968 gelang der Franz Seitz Filmproduktion mit „Die Lümmel von der ersten Bank“ ein Überraschungserfolg. Neben den insgesamt sechs „offiziellen“ Fortsetzungen versuchten auch andere Produktionsstudios, ein Stück vom Kuchen abzuhaben. Lisa Film versuchte sein Glück mit dem hier bereits behandelten Immer Ärger mit den Paukern im Oktober 1968. Der immer geschäftstüchtige Horst Wendlandt (1922-2002) mit seiner Rialto Film erkannte die Chance, und warf nun seinerseits auch „Paukerfilme“ ins Rennen. Am 28. März 1969 feierte „Klassenkeile“ Premiere, nachdem er bereits am zweiten „offiziellen“ Teil beteiligt war.
Dies ist also einer der Filme der Reihe, mit denen Franz Seitz nichts zu tun hatte. Mit Uschi Glas gelang es, einen der damaligen Kassenmagneten zu verpflichten, und in kleinen Rollen sind hier einige der Schauspieler zu sehen, die auch bei der Konkurrenz mitwirkten, vor allem Rudolf Schündler und Hans Terofal, die uns hier ja schon zur Genüge vor die Linse gelaufen sind.
Das Drehbuch schrieb mal wieder die bewährte Kraft Kurt Nachmann zusammen mit einem gewissen Paul Hengge, der mir bis eben unbekannt war. Er war zu der Zeit fest bei Rialto Film angestellt und schrieb einiges an Skripten, von einzigen Edgar-Wallace-Filmen bis hin zu aufklärerischen Obskuritäten wie „Van de Velde: Das Leben zu zweit – Die Sexualität in der Ehe“ (1969).
Mal sehen, was die beiden sich da ausgedacht haben. Wir lernen Manuela (Anita Kupsch) kennen, die in der Schule vor allem durch Unwissen und Aufsässigkeit glänzt. Nach einem weiteren Streich fliegt sie von der Schule, sie hat eh keine Lust auf Abitur und will lieber ihren Freund, einen Obst- und Gemüsehändler, heiraten.
Derweil sitzt Katja (Uschi Glas) im Büro, sie ist Nachwuchsjournalistin und schreibt eine Reportage über die heutige Schule, basierend auf den Erlebnissen ihrer Freundin Manuela. Sie ist bekanntlich gerade geflogen, und Katja beschließt, sich selbst als Schülerin in eine 13. Klasse unter dem Namen von Manuela einzuschleusen und aus erster Hand zu recherchieren. Verwechslungskomödie incoming, die Dinger hat Kurt Nachmann echt im Akkord geschrieben.
Natürlich gibt es einen „coolen“ Lehrer, Dr. Wagner (Walter Giller), den unbeliebten Streber, ein komisch schiefgehendes Chemie-Experiment und generell viele der klassischen plot points des Genres werden aufgegriffen. Der „coole“ Lehrer wird natürlich vom alteingesessenen Lehrkörper scheel angekuckt, sie wollen ihn loswerden, die Schüler*innen wollen dies verhindern. Man könnte es etwas böse formulieren: Es ist eine billige Raubkopie der originalen „Lümmel“-Filme, gemischt mit einem guten Schluck „Feuerzangenbowle“. Die dünne Handlung wird episodenhaft durch mehr oder weniger originelle Streiche gestreckt.
Rudolf Schündler spielt hier auch einen Lehrer namens Dr. Krapp-Krapproth, einer der größeren Rollen, der direkt mit diesem wunderbar absurdem Monolog auffällt und einem noch heute daran erinnert, welches Geistes Kind der Lehrkörper dieser Zeit war. Diese Filme entstanden zu einer Zeit des Umbruchs, Stichwort „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“. Dr. Krapp-Krapproth trifft den Direktor auf dem Flur und beklagt sich:
„Schon wieder, es ist unerhört! Herr Direktor, ich unterrichte gerade deutsche Geschichte – was heißt deutsch – preußische Geschichte! Und ich versuche gerade bei den jungen Leuten, die uns ja nun mal eben anvertraut sind, die Andacht wachzurufen, die ja schließlich Preußens Gloria gebührt! Und was machen Dr. Wagner und seine Oberprima? Negermusik! Zack zack zack bumm bumm!“
Dr. Krapp-Krapproth
Rudolf Schündler als preußischer Oberlehrer Dr. Krapp-Krapproth
Schön auch, dass der Direktor nach „Negermusik“ auch direkt kleinlaut „Schwarze! Schwarze Musik …“ einwirft. Man darf ja nichts mehr sagen in Deutschland! Mensch, schon 1969 „woke“, da würden heute direkt wieder die Kommentarspalten glühen. Absurd, dass darüber 2023 allen Ernstes immer noch diskutiert wird.
Wenn du denkst, du spankst, dann denkst du nur du spankst. Uschi Glas kriegt Klassenkeile. Jeder darf mal.
Ein weiterer Lehrer wird von Ulrich Beiger (1918-1996) gegeben, der mir vor allem aus „Das verrückteste Auto der Welt“ (1975) bekannt ist, aber in jenen Jahren viel im Kino zu sehen war, und später auch im Fernsehen (und ja, natürlich auch in zwei Folgen von „Derrick“).
Walter Giller (1927-2011) hatten wir auch schon mehrfach – er spielt hier den sympathischen Junglehrer überzeugend. Näheres zu ihm habe ich bereits beim Film Liebe auf krummen Beinen (1959) geschrieben.
Walter Giller, Ulrich Beiger
Hans Terofal (1923-1976) hat hier nur eine kleine Rolle, er ist der Kapellmeister einer bayrischen Blaskapelle, die während einer Klassenarbeit im Schulfoyer zünftige Blasmusik spielt. Er hat sichtlich Spaß dran, zumindest muss er nicht saufen und albern rumzappeln.
Hans Terofal hat Gaudi – „Wir sind bezahlt worden, dass wir hier blasen, daher blasen wir hier!“
Herbert Weissbach (1901-1995) ist direkt in der ersten Szene der Lehrer. Zu ihm habe ich auch hier und da schon öfter was geschrieben, schön, dass er hier mal mehr als einen Satz sagen darf. Auch er ist uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, z. B. in Der Partyphotograph.
Manuelas Vater ist noch prominent besetzt – das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999) gibt sich die Ehre, sein Film direkt vor dem noch absurderen, hier schon behandelten Charley’s Onkel. Hier jagt er keine Nutten, sondern spielt eine typische Millowitsch-Figur, der joviale, gutgelaunt-kieksende Sympath.
„Ein Kuss! Empööörend!“ – „Ich sag’s ja, der Sex … kommt auch auf uns zu … UNAUFHALTSAM!“ (Vielleicht der beste Gag des Films.) (Inge Wolffberg, Rudolf Schündler)
Ach ja, noch ein paar Worte zu den Damen. Uschi Glas dürfte auch heute noch geläufig sein, die andere weibliche Hauptrolle Manuela Schulz wird von Anita Kupsch gespielt. Der Name sagte mir zugegebenermaßen nichts. Ihre Filmographie ist auch recht lang, das meiste ist wohl eher dem Vergessen anheim gefallen. Serienfreunde könnten sie noch aus „Praxis Bülowbogen“ kennen, wo sie von 1987 bis 1996 mitspielte. Der Rest der jüngeren Damen sind mehr Deko. Gegen Ende des Films taucht noch Wilma (* 1957) auf, damals so was wie das Pendant zu Heintje, die irgendwas von Glück und Sonnenschein trällert. Das Lied kam als Single nicht mal in die Top 100, und womit? Mit Recht. Immerhin gibt es einen schönen Meta-Gag: Der Direktor (Werner Finck) direkt nach dem Lied:
„Nachdem wir nun unserem lieben Heintje, äh, Wilma – Heintje war ja im letzten Film – gehört haben, wollen wir nun zur Tagesordnung weitergehen…“
Eine Erwähnung wert ist noch die ältliche Lehrerin Dr. Sieglinde Boll, gespielt von Inge Wolffberg (1924-2010), die mir vage bekannt vorkam – Heinz-Erhardt-Fans könnten sie noch als „Fräulein Grauvogel“ aus „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) kennen. Hier hat sie einige schöne Szenen mit Rudolf Schündler, kleine Lichtpunkte in diesem Machwerk.
Insgesamt ein lauwarmer „Feuerzangenbowle“-Aufguss, trotz vieler bekannter Spaßnasen erstaunlich humorbefreit, vorhersehbar und abgekupfert und trotz nur 88 Minuten Lauflänge zäh. Dennoch war es kommerziell ein „mehr als zufriedenstellender“ Erfolg. Vielleicht wollten die auch alle nur sehen, wie Uschi Glas der Hintern versohlt wird. Wer weiß. Darauf ein zackiges „Zack zack zack bumm bumm“.
Wer’s sehen will: Ist sowohl auf einer ganz alten UFA-Videokassette (bei Taurus) zu haben als auch als DVD in einer „Uschi-Glas-Box“ bei Universum Filmerschienen.
Während Teil 4 der Reihe, „Das verrückteste Auto der Welt“ [hier schon kurz besprochen] bei mir durch Kindheitsnostalgiebonus noch recht gut wegkommt, kenne ich die anderen 3 Teile der Dudu-Reihe nicht so gut. Bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob ich diesen hier jemals schon gesehen habe, und riskierte mal ein Auge.
Ist ja immer so eine Sache mit „Kindheitsfilmen“, wie oft denkt man beim Wiedersehen „ach du lieber Himmel“. Nüchtern betrachtet ist das schon starker Tobak, der hier einem geboten wird. Wüste Mischung aus den Herbie-Filmen aus dem Hause Disney, bisschen Eurospy-Versatzstücke aus dem Kindergarten und – hier besonders auffällig – eine Prise der damals sehr erfolgreichen Bud Spencer/Terence Hill. Und eine kleine Prise Schulmädchenreport musste auch rein. Ein durch und durch kalkuliertes Kommerzprodukt, dazu noch Dauerwerbesendung für VW und BMW.
Unser Held Jimmy Bondi ist unterwegs von Afrika nach Portugal, natürlich in seinem treuen High-Tech-Wunderauto DUDU über den Ozean, der selbstverständlich schwimmen kann. Er turnt auf dem Dach herum, macht sich schließlich halb naggisch, um zu duschen, DUDU hat natürlich auch eine Dusche und eine Rückenschrubbautomatik verbaut. Aus dem Befehlt „RÜCKEN SCHRUBBEN nicht fest“ macht der Schelm doch einfach „RÜCKEN SCHRUBBEN fest“. So ein Schlawiner!
Als nächstes lernen wir die bad guys des Films kennen. Ein Obergauner namens Marchese de la Sotta (Karl-Otto Alberty) will Druckplatten erwerben, mit denen man 5-Dollar-Noten drucken kann. Verkäufer ist ein gewisser Plato (Joachim Fuchsberger), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser hat aber nur eine Seite der Druckplatte, die andere ein Freund, dessen Schwester er nun trifft. Besagter Freund wurde bereits von den Strolchen „umgelegt“.
Die Schwester Tamara (Heidi Hansen), um die 20, macht sich gleich mal an den rund 50 Jahre alten Plato ran. „Meine kleine Tamara“, frohlockt er, als er sie sieht. Ein ziemlich befremdlicher Dialog folgt, sie erzählt, wie sie auf einen Fels geklettert ist als Kind, er sie gerettet hat und sie beide gestürzt sind – und er ihr dann den Hintern versohlt hat. Sie klettert wieder hoch, er: „Lass das lieber bleiben, Kleines, sonst muss ich noch mal.“ Während sie ihm quasi den engbehosten Hintern entgegenstreckt. Total normaler Dialog für einen Kinderfilm in den 70ern. „Sagen Sie nicht immer Kleines zu mir, ich bin kein Kind mehr.“ (Dass die Dame in ihrer allerersten Szene sehr offensichtlich keinen BH trägt, ist sicherlich auch nur Zufall.)
Er war über 2 Jahre im Gefängnis, erzählt er, sie: „So lange haben sie keine Frau geküsst? Dann dürfen Sie mich jetzt küssen. Na los! Sie sind nicht der erste!“ Immerhin lässt Plato Zunge und andere Körperteile eingefahren, aber dennoch – was? Klar, welcher 50-Jährige wünscht sich nicht, die Frau zu vernaschen, der er als Kind den Hintern versohlt hat? Ist doch ganz normal, liebe Kinder der 70er. Oft wird heute über versteckte Botschaften in Kinderfilmen gejammert, aber das war damals okay in den vielbesungenen „guten alten Zeit“. Schon klar.
Nach diesem Cringe-Fest kommt es zur ersten Action-Szene. Am Strand treffen der Marchese und seine Spießgesellen auf Plato, eine Schlägerei beginnt, Jimmy und DUDU stoßen zufällig dazu und mischen mit. Die ganze Sequenz ist deutlich bei Spencer/Hill-Filmen abgekupfert, inklusive Soundeffekten (BATSCH BATSCH) und dummen Sprüchen. Dass einer der prügelfreudigen Spießgesellen noch die Synchronstimme von Bud Spencer (Wolfgang Hess) hat, ist sicherlich auch nur Zufall.
Das Mädel versteckt sich in DUDU und lässt dort die Tasche liegen, samt einem belastenden Brief. Und so wird DUDU in die Gangsterstory verwickelt und eine Verfolgung beginnt. Nun ist der „Kleinen“, Tamara, klar, dass Plato nicht Plato ist. Der hat sich damals bei der Kletteraktion die Hand gebrochen und könne daher nicht so prügeln wie soeben gesehen. Er ist ein Polizist, und Tamara erpresst ihn mehr oder weniger, denn sie will dabei sein und sich die Belohnung verdienen. Die Antwort ist so herrlich 70er:
„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie geldgieriges Frauenzimmer!“
Aber natürlich stimmt er dann zu. Und die wilde, teils absurde Hatz vor exotischer Kulisse beginnt. „Bedrohliche Situation – DUDU oder anderes absurdes technisches Wunderwerk kommt zur Rettung“, da capo.
In Lissabon treffen dann Nicht-Plato und „Kleines“-Tamara auf Magnolia (Kathrin Oginski), eine „verrückte Erfinderin“ mit etwas zwielichtiger Einstellung, die gleich mal Platos Brieftasche klaut. Sie stellt sich als eigentliche Erfinderin von DUDU heraus.
Kathrin Oginski als Daniel-Düsentrieb-Verschnitt
Im dritten Akt kommt dann natürlich die große Konfrontation, mit viel DUDU-Aktion und Klopperei. Am Ende wollen Jimmy und Plato mit DUDU durchbrennen, aber die beiden Damen holen sie mit dem Fernbedienungsgürtel zurück. Ob die eigentlich die ganze Zeit unterschwellig angedeutete Liaison zwischen Plato und Tamara nun vollzogen wird oder nicht, bleibt offen.
Nomineller Hauptdarsteller dieses Streifens ist Joachim Fuchsberger (1927-2014) als Plato. Der war damals hoch im Kurs nach allerlei sehr erfolgreichen Edgar-Wallace-Filmen in den 60ern, seine Verpflichtung hier muss für Zehetgruber ein echter Coup gewesen sein, auch wenn Fuchsberger hier schon ziemlich am Ende seiner Kino-Karriere war. Dieser Film ist eigentlich auch unter seinem Niveau. Seine spätere Karriere im Fernsehen festigte seinen Ruf, legendär und relevant bis heute z. B. „Heut‘ abend„, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen, die ganze 11 Jahre lief. Etwas in Vergessenheit geraten, feierte er 2007 in der Wallace-Parodie „Neues von Wixxer“ ein Kino-Comeback.
Rudolf Zehetgruber (1926-2023) als „Robert Mark“ spielt Jimmy Bondi. Er ist das eigentliche Mastermind der DUDU-Reihe, als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent (mit seiner BARBARA-Film) und Darsteller ist das schon sehr „sein Baby“. Sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber die Figur funktioniert ganz gut. Tatsächlich scheint er sich seiner schauspielerischen Limitierungen bewusst gewesen zu sein und lässt sich in allen Filmen von Klaus Kindler nachsynchronisieren – immerhin lange der Sprecher von Clint Eastwood. Er ist tatsächlich erst vor kurzem, am 2. Juli 2023, im gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.
Kathrin Oginski (1926-2009) hieß eigentlich Barbara Katharina Zehetgruber und war die Ehefrau von Rudolf Zehetgruber. Sie trat auch nur in seinen Filmen in Erscheinung, was eigentlich fast schade ist, ich finde, sie hat eine gute Ausstrahlung. Hier wird sie allerdings auch von der routinierten Helga Trümper (Kate bei ALF) synchronisiert. Nach ihrem bürgerlichen Vornamen ist auch Zehetgrubers Produktionsfirma BARBARA-Film benannt.
„Ihr denkt wohl, ich bin doof! Bin ich aber nicht.“
Karl-Otto Alberty (1933-2015) spielt Marchese de la Sotta, den bösen Strippenzieher im Hintergrund. Durch seine markante Erscheinung spielte er in vielen Filmen zwielichtige bis bösartige Charaktere, oft genug auch den fiesen Nazi, auch in auch heute noch bekannten amerikanischen Produktionen wie Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold) (1970) oder Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) (1972). Bud-Spencer-Fans könnten ihn noch aus „Plattfuß am Nil“ als „der Schwede“ kennen.
Das sind die bösen Bösewichte in diesem Film. Kein Scherz.
Heidi Hansen als „Barbara“ in „Schulmädchen-Report 2“ (1971)
Ebenfalls nicht unterschlagen werden soll Heinz Reincke (1925-2011), der im Kino der Zeit ziemlich präsent war und hier einen etwas trotteligen Ganoven spielt, und dem dabei durchaus ein paar heitere Momente abgewinnen kann. Auch im Fernsehen der 1980er ein gern gesehener Gast.
Der Film ist eine ziemlich alberne Posse, selbst als Kinderfilm betrachtet. Er ist schamlos zusammengeklaut aus allen damals populären Genres, dazu seltsame erotische Untertöne. Halbwegs unterhaltsam auf niedrigem Niveau, für Kinder heute vielleicht eher fragwürdig, eher nostalgische Unterhaltung für damalige Fans. Ich gestehe Freunden dieses Films einen „Kindheitsbonus“ zu. Habe ich bei Teil 4 ja auch, der sicherlich auch nicht wirklich ein „besserer“ Film ist.
Dieses obskure Filmwerk habe ich mal wieder dem YouTube-Algorithmus zu verdanken, der ihn mir ins Bewusstsein spülte. Neugierde erregte hier die Tatsache, dass wir hier ein frühes Werk aus dem Hause Franz Seitz Filmproduktion haben, das uns hier schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Heute am bekanntesten dürften wohl die „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe und später dann Literaturverfilmungen wie „Die Blechtrommel“ sein, mit dem hier schon behandelten Knaller „Big Mac“ (1985) mit Thomas Gottschalk als kuriose Nachgeburt der deutschen Nachkriegskomödie.
Die Produzentenkarriere von Seitz begann 1951, dies ist hier also noch seiner ersten „Schaffensperiode“ zuzurechnen. Wie üblich in diesen Jahren wurde auf Masse produziert, dies ist einer von drei (!) Filmen, die 1960 entstanden. Interessant ist hier auch, dass Hans Terofal aka Hans Seitz hier noch einen Credit als „Produktionsleitung“ hat, seinem eigentlichen Job für viele Jahre (neben einigen kleinen Schauspielrollen), bevor er unter seinem Pseudonym als Schauspieler bekannt wurde und immer den letzten Volldepp spielen musste und mit nur 53 Jahren schließlich Opfer seines Alkoholismus wurde.
Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Drei Paare werden vorgestellt, die Herren sind arrogante Flitzpiepen, riechen nach fremden Parfüms und kümmern sich nicht um den Haushalt und die Kinder. Die Muddis werden sauer und wollen ihnen eine Lektion erteilen, und fahren kurzentschlossen zu dritt nach Italien (wohin sonst). Unterwegs bleiben sie mit dem Auto liegen und werden von zwei charmant-zwielichtigen Italienern „gerettet“ (irgendwie klingen die für mich, wenn sie mit Akzent Deutsch reden, mehr nach Holländern als nach Italienern, liegt vielleicht aber auch an mir). Natürlich wollen die süßholzraspelnd auch den keuschen Muddis an den Baumwollschlüpfer, Vorurteile wollen ja gepflegt sein.
Die Milch kocht über, der Wasserhahn spritzt – man hat es schon nicht leicht als Mann mit ohne Frau
Zuhause bricht derweil das Chaos aus, weil Männer sind ja so unfähig, die Küche sieht aus wie Sau (eieiei). Damit dieser emanzipatorische Akt nicht Schule macht, kehren sie natürlich wieder reumütig zurück und alles ist wieder im Lot. Zwischendurch wird gesungen.
Gefilmt in Eastman-Color sehen wir natürlich auch nebenbei ein Kaleidoskop von postkartenartigen Motiven aus Italien, von Pferderennen mitten in der Stadt bis einer Rom-Sightseeing-Tour mit der Kutsche und lustigem Gesinge („Auf allen Straßen“). Interessant zu sehen, wie Rom damals aussah, ich war dieses Jahr erst dort. Durchaus ein Punkt auf der „Habenseite“ des Films.
Rom anno 1960
Auf allen Straßen such‘ ich die Eine
Sie muss die Schönste und Liebste sein
Wenn ich sie finde, wird sie die meine
Find‘ ich sie nicht, dann bleib‘ ich lieber noch allein
Ich ziehe meine Straße immer weiter
Durch die schöne Welt
Und bleibe dabei immer froh und heiter
Weil mir das Leben so gefällt
Was man so Singt, während man mit der Kutsche durch Rom fährt
Die Lieder sind angenehm kurz und überwiegend von der dieser etwas südländisch-„exotisch“ angehauchter Machart, die damals angesagt war.
Geschrieben hat dieses nette kleine Schlager- und Schmunzelfilmchen eine der wenigen Frauen, die damals in diesem harten Geschäft einen Fuß an Land bekommen haben, eine gewisse Ilse Lotz-Dupont (1893-1968). In der Vorkriegszeit vor allem als Schauspielerin bekannt, schrieb sie in den 50ern und 60ern rund 25 verfilmte Drehbücher. Von „Moselfahrt aus Liebeskummer“ (1953) über „Wenn die Alpenrosen blüh’n“ (1955) bis „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) klingt das doch eher nach solider Hausmannskost, was der Markt halt wollte. Das Himmelbett war wohl etwas erotisch angehaucht und sorgte 1962 für Aufsehen. (Dazu gehörte 1962 nun auch nicht viel. Wenn ich den mal finde, schau ich mal rein und berichte.)
Der Regisseur Hans Grimm (1905-1998) war mir bislang unbekannt. Er hat eine recht kuriose Karriere. Als gelernter Elektriker arbeitete er lange als Tontechniker, bevor er in den 30ern und 40ern zum Cheftonmeister der Tobis emporstieg und dort an zahllosen Filmen beteiligt war. Nach 1945 war er dann als Regisseur tätig für ein gutes Dutzend, überwiegend seichter Filme wie diesen hier. Hier kam ihm wohl zu gute, dass er – nach grober Sichtung – wohl überwiegend an unproblematischen, „leichten“ Filmen beteiligt war und es bei Massenproduktion an erfahrenen und zugleich politisch unbelasteten Regisseuren fehlte, die nicht emigriert sind.
Die Schauspieler*innen sind fast alle Kinder ihrer Zeit und hatten ihren Zenit in den 50ern und 60ern, danach wenn überhaupt noch etwas Fernsehen.
Spontan bekannt war mir tatsächlich nur Harald Juhnke (1929-2005), der hier noch recht jung in seiner sehr produktiven Zeit zu sehen ist, so grob 1957-1963 drehte er einen Film nach dem nächsten, 33 (!) Filme innerhalb von 6 Jahren.
Claus Biederstaedt (1928-2020) war ebenfalls in dieser Zeit sehr produktiv. Tatsächlich dürfte der Name vor allem Synchron-Nerds etwas sagen, war er doch lange im Geschäft und ist in vielen bedeutenden Filmen und Serien zu hören, als Stimme von u. a. Marlon Brando, Peter O’Toole und Peter Falk. Die meisten Filme seiner Filmographie dürften außerhalb des Freundeskreises der seichten Schlagerfilmchen überwiegend vergessen sein, relativ spät war er noch mal im Roy-Black-Vehikel „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ (1974) zu sehen. Und – natürlich – später dann auch in einigen Folgen von „Derrick“, daher war mir das Gesicht auch vertraut. Generell war er in vielen ZDF-Produktionen der Zeit zu sehen, von „Der Kommissar“ bis „Die Schwarzwaldklinik“. Kleine biographisch-geschichtliche Anekdote: Wie so viele seiner Generation musste auch er in den Krieg, mit 15 Jahren an die Ostfront. Seine Mutter war in der festen Überzeugung, er wäre wie alle (!) seiner Mitschüler gefallen, worauf sie sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben nahm und in irgendeinem Massengrab verscharrt wurde. Unglaublich, was diese Generation durchlitten hat.
Die weibliche Hauptrolle bestreitet Marianne Hold (1933-1994), einer der großen Stars der damaligen Zeit, hier schon gegen Ende ihrer recht kurzen Karriere. Nach den Kriegswirren landete sie als junge Frau in Rom und lebte dort bis zu ihrem Tod. Ihre Filmkarriere war nach 1965 beendet.
Die aus Jugoslawien stammende Elma Karlowa (1932-1994) war ebenfalls ein sehr gesehener Gast in diesen Filmen. Im Gegensatz zu Marianne Hold konnte sie auch später noch im Kino und Fernsehen Rollen ergattern, wenn auch ihre Blüte lange vorbei war. Neben Abstechern in die 70er-Softerotik („Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“, „Was Schulmädchen verschweigen“, beide 1973) war sie sogar in den 90ern noch in einigen Folgen von „Tatort“ zu sehen. Der bedeutenste Film in ihrer Filmographie ist sicherlich „Angst essen Seele auf“ (1974) von Rainer Werner Fassbinder, in dem sie eine kleine, aber schöne Rolle hat als „Frau Kargus“, die schwarzhaarige, etwas pummelige Frau, die Brigitte Mira im Treppenhaus trifft.
Erwähnenswert ist noch eine kleine Rolle von Liesl Karlstadt (1892-1960), es war auch ihre letzte Rolle überhaupt. Zusammen mit Karl Valentin (1882-1948) bildete sie eines der großen Komiker-Duos Deutschlands. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Hier spielt sie Tete, die resolute Hausangestellte von Harald Juhnke. Dass die beiden zusammen mal einen Film gedreht haben, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.
Harald Juhnke, Liesl Karlstadt„Machen Sie eine typische Handbewegung bei Sichtung dieses Films.“
Typisches Fließband-Produkt seiner Zeit. Tut niemandem weh, unterhält auf niedrigem Niveau, handwerklich sauber. Musik meist im erträglichen Rahmen. Schnulzfaktor schon im roten Bereich, aber (im Rahmen des Genres) noch zu ertragen. Gibt sicherlich schlimmeres, das ist hier ist wohl aber nur für Chronisten und beinharte Juhnke-Fans von Interesse.
Der Film ist wohl weder auf VHS noch auf DVD erschienen, nur eine Ausstrahlung im „Heimatkanal“ bei Premiere anno 2005 ist dokumentiert. Es gibt ihn aber in überraschend guter Qualität auf YouTube.
Eine der Komödien mit Mike Krüger, die immer etwas unter dem Radar fliegt. Während die Filme gemeinsam mit Thomas Gottschalk schon als „Kult“ gehandelt werden und auch als DVD bei Müller im Regal stehen, kennen diesen hier nur wirkliche Spezialisten – was wohl vor allem daran liegt, dass es ihn bis heute (Stand August 2023) nur als VHS-Kassette (nur für Verleih) gibt, er ist nie als DVD oder gar digital erschienen. Über die Gründe kann man nur spekulieren – ganz banales Rechteproblem oder ist der Film so grottig, dass er einfach dem Vergessen anheim gefallen ist? Finden wir es heraus. Die Kassette ist mir bislang nie zugelaufen, aber ein netter Mensch hat sich die Arbeit gemacht und einen digitalen Mitschnitt des Tapes auf YouTube hochgeladen.
Es ist auch sozusagen der letzte Ausläufer der „Mike-Krüger-Reihe“, wenn man so will, es sollte für lange Zeit sein letzter Kinofilm sein, und auch die letzte Hauptrolle. Die Zeit war abgelaufen.
Der Film spielt in der fiktiven Zukunft des Jahres 1999. Schon mal der erste (unfreiwillige) Lacher. Erste Szenen in einem Supermarkt, die ganze Welt ist auf schnellen Konsum ausgelegt, aber es gibt auch Eier vom Bauernhof, „wie früher“. Ja, Konsumkritik ist hier ein Hauptthema, wenn auch sehr mit dem Holzhammer.
Die Story kreist sich um Egon (Christina Plate), was trotz des Namens eine junge Frau ist. Diese wird beim Betrug mit Kreditkarten erwischt von einem halbseidenen Detektiv erwischt – und anschließend erpresst. Er benötigt Leute, die für ihn den „Rückholer“ machen. Der Off-Erzähler lässt uns wissen, dass das ein neuer Beruf ist, das sind die Leute, die auf Raten gekaufte Gegenstände, die im Zahlungsrückstand sind, wieder zurückholen. Aus der Not geboren lässt sie sich darauf ein. Ihre Zufallsbekanntschaft Mike (Mike Krüger) bittet sie um Hilfe, ohne ihm die Wahrheit zu sagen, und die heiter gemeinten Episoden beginnen. Zwischendurch schaut auch der Kumpel von Mike, ein gewisser Löffler (Karl Dall) vorbei, um ebenfalls Heiterkeit zu inspirieren. (Die Szenen mit Dall waren für mich kleine Highlights, denn selbst lahme Sprüche aus dem Drehbuch kann Dall immer noch den kleinen Kniff geben. Egal, was Dall sagt, es ist immer ein bisschen lustig, einfach, weil er er ist.)
Natürlich entsteht noch ein Liebes-Subplot zwischen Egon und Mike. Die Lage wird im zweiten Akt dramatisch, Mike will sich irgendwann sogar umbringen. Was vielleicht die schwarzhumorigsten und damit lustigsten Szenen des Films sind. Auch wenn er mit Metallrohr durch ein schweres Gewitter auf einem Brückengeländer balanciert, es sterben nur alle Menschen um ihn herum.
Drehbuch und Regie dieses Werks sind heute alle nahezu vergessen, immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn die Links in Wikipedia rot sind. Als Regisseur zeichnet sich ein Christian Rateuke (* 1943) verantwortlich, der zuvor schon einige Filme mit Dieter Hallervorden gedreht hat (ein Jahr zuvor z. B. „Der Experte“), es war sein letzter Kinofilm. Er hat auch das Drehbuch zusammen mit Christoph Treutwein, der wohl primär als Autor von lustigen Büchern bekannt ist, geschrieben, nach einer Idee von Paul Nicholas.
Christina Plate (* 1965), als Egon eine der Hauptrollen, war mir nicht wirklich ein Begriff. Sie fand mehr in den zeitgenössischen Fernsehserien statt, fast zeitgleich zu diesem Film zum Beispiel in der „Schwarzwaldklinik“, vorher in einer größeren Rolle in „Praxis Bülowbogen“. Ansonsten die klassische Öffentlich-Rechtliches-Fernsehen-Karriere. Ein paar Derricks in den 90ern, und als Kirsche auf der Torte: Das Traumschiff. Random fact: 2004 war sie nackend im Playboy, wie Wikipedia vermeldet. Na denn.
Der Antagonist des Films, der schmierlappige Anzugträger, wird von András Fricsay (* 1942) gegeben. Der Name sagte mir nichts, aber seine markante „finstere“ Erscheinung ist wohlbekannt. Und tatsächlich, neben viel Theater und „richtigen“ Filmen spielte er z. B. auch in „Zwei Nasen tanken Super“ mit, und – natürlich – auch in einigen Derrick-Episoden. Kuriosum für alle Klassik-Freunde: Er ist tatsächlich ein Sohn des berühmten Dirigenten Ferenc Fricsay (1914-1963), wer hätte es gedacht.
In einer kleinen Ein-Zeilen-Rolle ist hier noch mal Herbert Weißbach (1901-1995) zu sehen, der uns hier schon öfter vor die Linse gelaufen ist, ein Urgestein des deutschen Nachkriegsfilms, heute wohl am bekanntesten in „Unser Willi ist der Beste“ als Ex-Kollege von Heinz Erhardt oder in der Altenheim-Szene in „Otto – Der Film“. Auch sonst tauchen immer wieder mal bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen auf, aber meist so kurz, dass es kaum der Rede wert ist.
Wir sehen hier die letzten Zuckungen der BRD-Nachkriegskomödie, quasi das Gegenstück zu dem ähnlich obskuren, hier schon besprochenen Film „Big Mäc“ (1985) mit Gottschalk, oder auch sein Rohrkrepierer „Eine Frau namens Harry“ (1990).
Platte Gags, ein paar kraft- und saftlose Actionszenen, mit furchtbarer Spät-80er-Dudelmucke verziert. (Die Musik stammt von Jürgen Knieper, dazu ein Fun Fact: Er hat auch die Titelmelodie der Lindenstraße komponiert, wohl sein nachhaltigstes Werk.)
Hier und da gibt es kleine Science-Fiction-Elemente, die wohl am interessanten an dem ganzen Quark sind. So ist im Supermarkt keine Barzahlung mehr möglich. Mike versucht es, und wird prompt als verdächtige Person über die Durchsage gemeldet und die Polizei erscheint. Die Einkäufe laufen durch eine Schleuse und sind anschließend in einer Art großen Plastiksack verpackt und direkt bezahlt. Selbst der Backofen redet, eine frühe Ahnung von Alexa. Für eine richtige Dystopie ist gar alles jedoch nur halbgar, gut, sollte ja eine Komödie werden.
Muss man schon hartgesottener Fan von Mike Krüger oder Karl Dall sein, oder leidensfähiger Chronist, um sich das hier reinzutun. Gut, das gilt im Prinzip für alle seine Filme, so „kultig“ (ein heute sehr überstrapaziertes Wort) sie auch sind. Auch dieser wird sicherlich irgendwann als Blu-ray ausgewertet. Es ist allerdings auch keine Produktion der Lisa Film wie viele andere, z. B. auch der gut 2 Jahre zuvor entstandene „Geld oder Leber“, sondern eine Co-Produktion der UFA und dem Sender Freies Berlin (SFB), den es in der Form seit 2003 nicht mehr gibt (im RBB aufgegangen). Vielleicht liegt da ein Problem mit den Rechten? Reine Spekulation. Gut, viel hätte die Welt auch nicht verpasst, wenn es die Obskurität bleibt, die er heute ist.
Vielleicht sind ein paar Außenszenen noch für Berlin-Nostalgiker interessiert, denn er wird im damaligen Noch-West-Berlin gedreht worden sein. (Fürs Lichtequipment ist die „Berliner Union-Film“ im Abspann verzeichnet, da hat man doch direkt Dieter Thomas Heck im Ohr. In ihrem Zett Deh Eff.)
Physikalisch greifbar ist er nur als Verleih-Tape von 1989 (Nummer ST 22-387), erschienen bei Starlight. Ach ja, imdb-Score: 3,1/10. Das ist selbst für das Genre „Deutsche Komödie“ schon hart.