50er-Jahre-Revuefilm. Uff. Aber der Cast machte mich neugierig. Natürlich das primär ein Vehikel für den schon damals angestaubten Star Marika Rökk (1913-2004), die hier schon etwas ihre beste Zeit hinter sich hatte und zudem noch als begeisterte Mitläufern und Hitlerfangirl etwas politisch angezählt war. Dennoch hatte sie auch in den 50ern noch einige Erfolge, scheint viele Deutsche nicht gestört zu haben. Gut, das Schicksal teilt sie mit vielen Künstler*innen ihrer Generation, auch wenn sie sich nicht glaubwürdig mit „innerem Exil“ herausreden konnte, zu eindeutig waren doch ihre Aussagen (bei Interesse sei auf Wikipedia verwiesen).
Doch zu diesem Film. Unbedeutender Revuefilm in Technicolor-Bonbonfarben, wie immer: fadenscheinige Handlung, um eine Reihe von Sing- und Tanzeinlagen irgendwie grobmaschig zusammenzudengeln.
Die „Handlung“ dreht sich um eine kleine Künstleragentur, der die zugkräftigen Künstler fehlen. Marion Müller (Rökk) leitet diese Agentur, und sie kommen auf die Idee, sie als „Marika Karoly“ als ungarische Diva zu vermarkten. Verwechslungskomödie, Klappe die 3525te. Wird dann natürlich zuerst zum Erfolg, dann fliegt sie als Hochstaplerin auf („Was erlaubt sich dieses Frauenzimmer!“), alles schlimm, aber huch, es gibt doch ein Happy End. Zwischendurch wird getanzt und gesungen.
Aber es gibt hier doch einiges zu entdecken. Schaun wir doch mal.
Roberto Blanco
Jawoll: Roberto „Ein bisschen Spaß muss sein“ Blanco (* 1937), süße 20 Jahre jung, noch gaaaanz am Anfang seiner Karriere, singt einen Schmachtfetzen namens „Echo-Blues“. Er wird nur in einer Totalen vor einem grünen Hintergrund gezeigt, ganz lässig mit Händen in den Hosentaschen, dann bekommen wir für den Rest des Songs eine künstlerisch wertvolle Ballett-Einlage vor die Linse:
Tatsächlich vielleicht die interessantesten drei Minuten des Films.
Ebenfalls noch vor dem großen Durchbruch bekommen wir auch den jungen Harald Juhnke (1929-2005) geboten. Er spielt Frank Flemming, einen Klatschreporter des örtlichen Käseblatts. Und Johannes Heesters (1903-2011, nein, kein Tippfehler) ist der große Co-Star von Rökk. Hier ist er quasi in der „mittleren“ Phase seiner ewig dauernden Karriere, aber am Zenit der Kinokarriere, die hier langsam aber sicher ausläuft. Irgendwie spielt er hier sehr steif, reißt dauernd unnatürlich die Augen auf beim Reden und overactet wie Sau. Keine Ahnung, ob das so sein Stil oder ob er hier nen schlechten Tag hatte, dafür kenne ich zu wenig seiner Filme. (Bis jetzt. Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass er mir nicht zum letzten Mal vor die Flinte läuft.)
Einer der kuriosesten Szenen des Films. Ich frage mich echt, ob das damals total harmlos war, oder ob sie das bewusst so durch die Zensur gemogelt haben. Echt, jetzt Uschi Muschi-Musch?
Regisseur Georg Jacoby (1882-1964), gebürtiger Mainzer, war nicht nur ein routinierter Regisseur, sondern ab 1940 auch der Ehemann von Marika Rökk. Schon praktisch, wenn man Berufs- und Privatleben zu schön verbinden kann.
Seine Regie-Karriere umspannte die Jahre von 1913 (!) bis 1960. Er arbeitete 33-45 auch für die Nazi-UFA brav weiter und hatte, wie seine Ehefrau, auch nach dem Krieg wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft erst mal Betätigungsverbot. Aber schon 1950 drehte er munter weiter, als wäre nichts gewesen.
Die finale große Revue hat wohl 90 % des Budgets verschlungen, große Bühnen, Kostüme und sogar ne kleine Science-Fiction-Einlage. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ob deswegen der Rest des Films eher poplig aussieht?
Die „Raumfahrt“ ist sehenswert, da kann Kubricks 2001 echt einpacken:
Über die Klischee-„Buschmänner“ aus der Mottenkiste schweigen wir mal dezent.
Irgendwo auch ein typischer Vertreter der Zeit. Ansonsten historisch kaum von Belang und auch sonst von eher fragwürdigem Unterhaltungswert. Für alle Hardcore-Fans von Roberto Blanco natürlich Pflichtprogramm. Sollte es 2022 noch so etwas geben.
Der Film hat es in Deutschland offenbar weder auf VHS noch auf DVD geschafft (jepp, einer von denen) und auch sonst ist online kaum Information zu finden. Die letzte auf ofdb dokumentierte Fernsehausstrahlung war 2007, im Dritten um 13.00 Uhr weggesendet. Auf diversen Streaming-Portalen ist er aber zu finden, aber auch (mutmaßlich legal) auf YouTube zu finden in überraschend guter Qualität.
Der wohlhabende Unternehmer Dr. Hertel (Hans Dieter Zeidler), ein stiernackiger Choleriker, hält sich Irene, eine junge hübsche Studentin (Uschi Glas), wie ein Haustier. Er bezahlt Miete und Studium, dafür muss sie sich zur Verfügung halten. Doch sie lernt einen jungen Mann (Bernd Herzsprung) kennen und lieben. Dr. Hertel wird eifersüchtig und erwürgt Irene.
Seine verhuschte, aus Angst vor dem Ehemann fast gelähmte Ehefrau Franziska (Heidelinde Weis) gibt ihm nach Druck ein falsches Alibi. Andere Beweise gibt es nicht, oder doch? Derrick ahnt, dass er der Mörder ist, kann es aber nicht beweisen. Wird er das Psycho-Duell gewinnen?
Eine fast kammerspielartige Krimiperle aus der Frühzeit von „Derrick„. Gerade das Zusammenspiel von Hans Dieter Zeidler und Heidelinde Weis als Ehepaar gepaart mit der oft bemerkenswerten Kameraarbeit lässt doch hier und da Theaterfeeling aufkommen. Gerade Heidelinde Weis, die über weite Strecken kaum was sagt, weiß mit Gestik und Mimik unheimlich viel zu erzählen, schauspielerisch ganz großes Kino.
Ein paar Kleinigkeiten trüben das grundsätzlich positive Bild. Grundsätzlich ist die Mordszene schon bemerkenswert, immerhin sehen wir hier Sauberfrau und „Schätzchen der Nation“ Uschi Glas als Mordopfer. Leider ist der Mord an sich sehr kurz und unrealistisch. Wenn es so einfach und schnell wäre, einen Menschen zu ersticken, würde nie mehr jemand anders morden. In einer Flashback-Szene später sieht man eine kurze Sequenz, die hier nicht auftaucht, ich könnte mir vorstellen, dass die Szene vom ZDF etwas „entschärft“ wurde (dieser POV-Shot), um die Uschi-Glas-Fans nicht unnötig zu verstören. Immerhin lief das damals um 20.15 Uhr.
Derrick hat hier einen besonderen Moment – er verliert die Beherrschung. Kommt selten vor, aber wenn, dann richtig:
„Sie Schwein! Sie VERDAMMTES Schwein!“
Aber auch eine Prise Humor fehlt nicht, Derrick und Stephan kabbeln sich hier und da.
Klein: „Was macht denn Frau Hertel für einen Eindruck?“ Derrick: „Klein, blass … nicht überzeugend!“ Klein: „Das siehst Du alles durchs Telefon?“ Derrick: „Du, ich kann Dich nicht leiden!“
Das Ende geht unter die Haut, ohne jetzt hier groß zu spoilern. Eine der besten Folgen von Regisseur Theodor Grädler, der sonst eher zu den schwächeren Derrick-Filmern gehört und oft für schnarchnasige und langweilige Folgen verantwortlich ist.
Uff. Immer wenn ich denke, ich habe den Bodensatz der allseits beliebten deutschen Komödie erreicht, kommt etwas um Eck wie dieser Film und belehrt mich eines besseren.
Auch den gibt es aktuell im Stream bei Prime, wo er mir von der allmächtigen Algorithmus-Gottheit auch prompt ans cinephile Herz gelegt wurde. Ein Blick in den Cast machte mich neugierig. Obwohl es eine Produktion der – natürlich – Lisa Film GmbH ist, sind hier doch einige Schauspieler*innen am Start, die man primär aus der Lümmel aus der ersten Bank-Reihe der „Konkurrenz“ Seitz Filmproduktion kennt. Zudem hat Regisseur Rolf Olsen nur ein Jahr zuvor den durchaus unterhaltsamen Heinz-Erhardt-Film „Das kann doch unseren Willi nicht erschüttern“ (auch hier schon besprochen) gedreht, den ich im Großen und Ganzen ganz gerne mag. Ruth Stephan und Hans Terofal sind hier auch wieder dabei. Rolf Olsen – genau, treue Leser*innen dieser Seite kennen ihn auch schon als Regisseur des unglaublichen Trash-Exploitationfestes „Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen„.
Naja – wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine der damals relativ trendigen Militärklamotten, wie es sie in der Zeit zuhauf gab, oft auch aus Italien. Wer auf bairisch babbelnde Scherzbolde in Uniform steht, wird hier viel erbauliches Anschauungsmaterial finden. „Die Parole heißt Lachen!“, sagt das Filmplakat. Dann muss es ja auch stimmen.
Direkt im Vorspann dürfen wir schon Rudolf Schündler mit angeklebtem Kinnbart und mit einer Art Rennfahrer-Overall bekleidet als „verrückten Erfinder“ bewundern, der sein Labor in die Luft fliegen lässt und sich dann freut, dass er mit seiner Erfindung, ein Dutzend Luftballons, auch fliegen kann. Zu allem Übel ist er auch noch schlecht nachsynchronisiert. So ungefähr legt das schon mal das Niveau des Films fest. Der arme Mann, immerhin hat er Filme mit Fritz Lang und Dario Argento gemacht und muss hier nun den Suppenkasper mimen und kriegt noch eine fremde Stimme aufgedrückt. Dagegen war die Rolle des Studienrat Knörz direkt Shakespeare.
Ein anderer Handlungsstrang dreht sich um das Duo aus Eddi Arent und Ilja Richter, die als Staubsaugervertreter lustige Abenteuer erleben und Sprüche reißen, die selbst Fips Asmussen als zu platt abgelehnt hätte. Eddi Arent kann durchaus witzig sein (seine Sidekick-Einlagen in den Edgar-Wallace-Filmen sind legendär), er bekommt hier halt nichts vom dürftigen Drehbuch geboten. Ilja Richter ist schrill, zappelig und nervig wie immer und lustig wie ne Eiterbeule bei Mondenschein. Hansi Kraus alias „Pepe Nietnagel“ hat auch eine kleine Rolle ohne besondere Vorkommnisse. Und Kurt Nachmann, der uns hier auch als Drehbuchautor schon mehrfach begegnet ist (er hat viel mit Franz Antel gemacht), darf auch seinen Backenbart mal wieder Gassi führen.
Natürlich gibt es eine Verwechslung – besagter Erfinder soll ein neues Rettungssystem erfinden, den Automatischen Rettungs-SCHirm – abgekürzt A.R.SCH (ja, im Ernst). Das hat alles noch nicht so ganz geklappt. Daher bricht das große Zittern aus, als eine Besichtigung durch hochrangige Militärs angekündigt wird. Natürlich werden die beiden Vertreter für diese gehalten. Echt, super lustig. So was hat man noch nicht gesehen!
Hans Terofal ist zwar hier auch „trottelig“, muss sich aber zumindest nicht dauernd besaufen, sondern darf einen schnittigen Bundeswehr-Fummel auftragen und auch mal mit dem Jeep durchs bayerische Dorf kacheln. Mal was anderes. Er hat hier überhaupt eine ungewohnt große Rolle und darf auch mal schauspielerisch was anderes zeigen als den Depp vom Dienst, der von allen verachtet und gequält wird. Er ist hier durchaus ein Lichtblick. In einem Paralleluniversum hätte er vielleicht so etwas wie der neue Karl Valentin werden können.
Ein kleines Highlight ist eine Szene, in der Terofal den auf dem Bauch liegenden Gunter Philip mit heruntergezogener Hose verarztet. Dieser hat eine Ladung Schrot in den Allerwertesten bekommen, und Terofal entfernt die zahlreichen Kugeln mit einem riesigen Magneten, was so absurd-cartoonhaft ist, dass ich mir zumindest ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Tatsächlich das einzige im ganzen Film. Eine Szene wie aus einem Tex-Avery-Cartoon. (Leider lässt Prime keine Screenshots zu, daher müsst ihr euch dieses Bild leider vorstellen.)
Der ganze Kappes ist damals erstmals von VPS auf Video ausgewertet worden. Es gibt auch eine DVD von einem Ramschlabel. Aber ganz im Ernst, selbst als Freund der Zeit und Komödienfan – erspart es euch. Das grenzt an Körperverletzung.
Lisa Film war immer gut darin, bestehende Trends auszunutzen. So ist es nicht verwunderlich, dass nach dem großen Erfolg von „Die Lümmel von der ersten Bank“ der Konkurrenz (Franz Seitz Filmproduktion) schnell ein „Trittbrettfahrer“-Film kam. So entstand „Immer Ärger mit den Paukern“ sogar noch im gleichen Jahr wie das „Original“, was schon ahnen lässt, dass das mit recht heißer Nadel gestrickt wurde. Die Lümmel kamen im April 1968 in die Kinos, dieser hier im Oktober. Im Dezember kam dann schon die „echte“ Seitz-Fortsetzung (Zum Teufel mit der Penne).
Als Regisseur wurde der damalige Unterhaltungschef des NDR, Harald Vock, verpflichtet, es war seine erste Regiearbeit. Er sollte in den nächsten Jahren noch einige ähnliche Filme für Lisa Film inszenieren und sich danach wieder auf seinen Fernsehjob konzentrieren.
Während des Vorspanns sehen wir Roy Black in einem Ford Mustang Cabrio (so mit das coolste im ganzen Film) durch die österreichischen Berge düsen, dazu läuft seine deutsche Coverversion von Louis Armstrongs Klassiker What a Wonderful World, damals noch recht aktuell (1967 erschienen), hier in der germanischen Schmalzversion namens Wunderbar ist die Welt.
Dann sehen wir Peter Weck als Studienrat Dr. Berger beim Angeln. Seine Verlobte kommt an, schimpft, dass er immer nur mit seinen Fischen zugange ist und nicht mit ihr, und wirft ihren Verlobungsring in den Weiher, was ihn erstaunlich wenig tangiert, dafür beißt zeitgleich ein Fisch an, was Anlass zu etwas lustigem Gehampel im Wasser ist.
Peter Hartung (Roy Black) hat inzwischen genug vom Mustang-Fahren und ist mit seinen beiden Beifahrern, Kumpel Hans Werner (Roland Astor) und Bruder Paul (Jan Koester), eingekehrt. Da erfahren wir auch den großen Masterplan. Klassischer Komödienplot: Irgendwer muss verwechselt werden oder die Rollen tauschen. Hans Werner will nach zwei erfolglosen Versuchen das Abitur abhaken und erste Erfahrungen als Journalist sammeln, derweil soll Peter für ihn unter seinem Namen die neue Schulbank drücken, damit sein Vater nichts merkt. Der halbwüchsige Paul ist dort ebenfalls im Internat.
Roy Black, Uschi Glas, am Anbandeln
Auf dieser Prämisse aufbauend folgen dem üblichen Rezept der Pauker-Filme einzelne Episödchen mit mehr oder weniger lustigen Schüler-Streichen am gebeutelten Lehrkörper. Natürlich gibt es noch etwas Love Story zwischendurch, ach ja, und „Schätzchen“ Uschi Glas spielt auch mit. Roy Black und Uschi Glas, quasi die deutschen Brad Pitt und Angelina Jolie der Zeit.
Ein Beispiel für einen dieser Streiche: Sie deponieren einen Lautsprecher in einem überdimensionalen Briefkasten, der vor der Schule steht. Via Mikro spricht Roy Black den vorbeilaufenden Peter Weck an, er bräuchte Hilfe, er sei durch den Schlitz in den Briefkasten gelandet und käme nun nicht wieder raus. Weck zweifelt an seinem Verstand. Thomalla kommt vorbei, dem er es erzählt. Natürlich schweigt der Briefkasten und Weck wird zuerst für betrunken und dann für verrückt erklärt.
Der kleine Bruder ruft derweil die Polizei, ein verrückter nackter Mann würde rumlaufen. Weck ist inzwischen im Büro des Schulleiters, dort trifft dann auch die Polizei ein, die natürlich ihn für den entsprungenen Verrückten hält, weil er erregt vom Mann im Briefkasten erzählt. Natürlich kommt auch die gute alte Zwangsjacke zum Einsatz, weil das einfach super lustig ist, wenn Leute zwangseingewiesen werden. Zum Totlachen! Bevor es zum Äußersten kommt, klärt sich allerdings der Streich auf, weil der kleine Bruder beim Entfernen des Lautsprechers erwischt wird.
Derweil bandelt der gute Roy mit der Verlobten von Dr. Berger an, also seinem Lehrer. Die eigentlich wesentlich älter sein müsste als er, aber hey. Am Ende versöhnt sie sich natürlich wieder mit ihrem Anglermann, und Uschi und Roy reiten auf dem Mustang in den Sonnenuntergang, während die Schmalzmusik aus dem Intro wieder läuft.
Man braucht auf jeden Fall schon viel guten Willen, Roy Black als Oberstufenschüler zu akzeptieren, sieht er hier aus heutiger Sicht doch eher wie 40 aus. Tatsächlich war er 25. Mensch, irgendwie sahen die Leute früher immer 10-20 Jahre älter aus. Wie auch immer, natürlich wurde Roy nicht unbedingt wegen seines genialen method actings engagiert, sondern mehr als Name fürs Plakat und als Sangesknabe, denn auch Singles wollten ja verkauft werden. Im Laufe des Films muss er noch öfter mal die Stimmbänder schwingen lassen. Immerhin wird die Altersfrage im Film selbst angesprochen und für einen Gag genutzt, sie wussten, dass er als „Pennäler“ ein ziemlicher Casting-Missgriff war.
Georg Thomalla
Georg Thomalla ist hier quasi das Gegenstück zu Theo Lingen in den „richtigen“ Lümmel-Filmen, als Schulleiter Direktor Dr. Schwabmann. Er ist hektisch, ziemlich naiv und hat einen Sporttick, andauernd hüpft und turnt er durch die Gegend, selbst beim Telefonieren. In seinem Büro sind mehrere Terrarien mit exotischen Tieren, die natürlich auch Teil einiger Streiche oder Gags werden.
Der kleine Bruder Paul ist zwischendurch die „Lausbubenstreiche“ verantwortlich, die leider komplett vorhersehbar und unkreativ sind. Die Bereiselungsanlage im voll besetzten Saal anschalten oder Waschmittel in die Suppe zu schütten damit es lustig schäumt ist jetzt nicht gerade originell. Da gab’s bei den Lümmel-Filmen ganz andere Kaliber, bis hin zum vorgetäuschten Suizid.
Generell wird leider zu oft hektisch zappeln, overacten und Grimassen schneiden mit Humor und gekonntem Slapstick verwechselt. Die Wortwitze sind lahm und haben fast alle einen Bart.
Die pure Anarchie!
Noch ein paar Worte zur Besetzung. Roy Black (1943-1991) dürfte auch Nicht-Zeitgenossen durchaus heute noch ein Begriff sein, quasi als Inbegriff des schnulzigen Schlagers. Der Mann, der ja eigentlich Gerhard Höllerich hieß, ist aber auch ein Symbol für die erbarmungslose Schlagerwelt – im Herzen Rocker, verabscheute er seine eigene Musik. Aber nach dem Erfolg mit „Ganz in weiß“ gab es kein Zurück. Bis heute ist ungeklärt, ob sein früher Tod ein Suizid war oder nicht. Eigentlich ein trauriges Leben, trotz all des Erfolgs und Ruhms.
In seiner „heißen Phase“ hat er auch einige Filme gedreht, meist anspruchsvolle Unterhaltung wie dieser hier, bisschen lustig, bisschen singen, klassisches Lisa-Film-Terrain. Hab da noch einige vorliegen, die kommen sicherlich auch früher oder später hier zu Ehren. Ab 1975 war aus seiner Karriere ziemlich die Luft raus, erst kurz vor seinem Tod bekam er mit der Lisa-RTL-Coproduktion „Ein Schloß am Wörthersee“ wieder eine Hauptrolle.
Uschi Glas (* 1944) war damals auch auf dem Zenit und wurde mit Bravo-Ottos zugeschüttet. Ihre Karriere lief fast zeitgleich zu Blacks, inklusive der Delle nach 1975. Eine lange Fernsehkarriere folgte, sie ist bis heute hier und da noch zu sehen. Ansonsten bliebt sie wohl mit fragwürdiger Faltencreme und peinlichen CDU-Wahlkampf im kollektiven Gedächtnis. Auch ne Leistung.
Zu Peter Weck hab ich hier schon das Wichtigste geschrieben.
Zu Georg Thomalla (1915-1999). Puh, wo fängt man da an? Einer der Menschen, auf die der Begriff „Hansdampf in allen Gassen“ passt. Komiker, Theaterrampensau, Schauspieler, Sänger, Synchronsprecher – es gibt kaum einen Bereich der Unterhaltung, in dem er nicht tätig war. Und das von den 40er bin in die 90er. Natürlich war auch auch Stammgast in den unzähligen deutschen Kino-Lustspielen der 60er und 70er, eigentlich erstaunlich, dass er uns hier auf unserer Reise durch die Niederungen noch gar nicht begegnet ist. Wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein.
1988 war er zu Gast in der Bremer Talkshow „3 nach 9“ (die es ja bis heute gibt) und plauderte glänzend gelaunt aus seinem Leben. Sehr interessant.
Doch zurück zum Film. Peter Weck und Georg Thomalla können beide durchaus witzig sein, doch selbst mit viel Grundsympathie und gutem Willen gibt es kaum mehr als ein paar Schmunzler. Verschenktes Potential. Das Drehbuchteam August Rieger und Janne Furch hat da den beiden leider wenig brauchbares Material geliefert.
August Rieger (1914-1984) hat in der Zeit einiges an Drehbüchern geliefert, er hat sich zum Beispiel auch die „Story“ für den schon besprochenen Rhein-Mops-Film „Zwei Rebläuse auf dem Weg zur Loreley“ aus der Hirnrinde geleiert. Seine Filmographie ist reines Trash-Gold, wie ich gerade feststelle, der wird sicherlich nicht zum letzten Mal unsere Wege durch die tiefen Täler des deutschen Filmschaffens kreuzen.
Janne Furch (1915-1992) hat insofern eine Sonderstellung im damaligen Kino, weil sie eine der ganz ganz wenigen Drehbuchautorinnen war. Ab 1954 schrieb sie einige Komödien, Romanzen und Schlagerfilme und war gerade in der „Hochzeit“ um 1960 herum überaus produktiv. Eines ihrer letzten Werke war tatsächlich „Klein Erna auf dem Jungfernstieg“ (1969), ein kein besonders guter Film, der aber viele schöne Aufnahmen aus Hamburg bietet und zudem mit Heidi Kabel und Heinz Erhardt zwei Hamburger Urgesteine an Bord hat. Ist so spontan auch der einzige Film, den ich kenne. Der Rest klingt nach biederer Heimatfilm-Hausmannskost: Schön ist die Liebe am Königssee, So liebt und küßt man in Tirol oder Die Försterchristel klingen so verlockend nicht.
Jan Koester als „Lausbub“ Paul – in einem der optisch interessantesten Bilder des ganzen Films
Wenn man das hier gesehen hat, weiß man die „echten“ Lümmel-Filme direkt mehr zu schätzen. Weck und Thomalla retten die Nummer etwas. Roy Black schaut nur mit seinem üblichen Hundeblick und zwei Gesichtsausdrücken in die Welt und Uschi Glas bleibt blasses Hübsch-Mäuschen (hat immerhin eine Szene im Bikini, wer’s mag). Die ganze Liebesdreieckstory ist a) schräg, weil der Schüler die Ex-Verlobte seines Lehrers datet und b) derart am Reißbrett entworfen und vorhersehbar.
Sicherlich keine Sternstunde des deutschen Kinos, das war sicher auch nicht der Plan. Das ist ein reines Konsumprodukt, ein schneller cash grab. Zumindest dauert der Film auch nur stramme 76 Minuten. Für etwas Kurzweil nebenbei kann man sich den schon mal geben. Ansonsten: Die Lümmel von der ersten Bank, Teile 1 und 5, sind für mich noch immer die besten Paukerkomödien. Die sind wesentlich satirischer, böser und auch lustiger als diese weichgespülte Schnulzi-Version hier. Und ohne singenden Roy Black, dafür mit dem großen Theo Lingen. Und Hansi Kraus ist verglichen mit dem „Lausbub“ hier direkt Starkomiker. „Man fasst es nicht!“
Aktuell ist er bei Prime im Abo enthalten. Ansonsten gibt es auch eine preiswerte DVD auf einer dieser Gurkenlabels. Die VHS ist damals bei UFA als schöne Hartbox erschienen.
Internationaler Titel: She’s 19 and Ready / Arbeitstitel: Mandelauge und Sugarbaby Regie: Franz Josef Gottlieb Buch: Henry Kwan Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film Premiere: 20. April 1979
Und weiter geht es im großen Franz-Josef-Gottlieb-Marathon!
Ende der Siebziger war ziemlich die Luft raus aus dem deutschen Kino, die großen Hypes waren durch. Gottlieb verdingte sich als Kamerahinsteller bei Filmen wie diesen, „Popcorn und Himbeereis“ oder „Zärtlich aber frech wie Oskar“ – alles eine Art „Eis am Stiel“ für Arme. Sprich: Jugend, dumme Sprüche, Notgeilheit und ein paar Nippel.
Es ist zugegebenermaßen ziemlich lange her, dass ich „Eis am Stiel“ gesehen habe. Ich meine aber, dass zumindest die ersten paar durchaus auch als ernst gemeinte „Coming of age“-Filme funktionieren. Davon kann hier selbst beim besten Willen nicht die Rede sein, denn ja, wir haben es mit einer Produktion der Lisa Film zu tun. Schmieriges Altherrenkino, als Jugendfilm getarnt.
Die Story dreht sich um ein Liebesdreieck – Stefan (Ekkehardt Belle), Claus (Claus Obalski) und Eva (Sabine Wollin). Wir lernen sie in folgender Situation kennen: Eva liegt im Bikini im Liegestuhl in einem Hallenbad, Claus beknutscht ihren Arm und arbeitet sich langsam hoch. Doch, ach, da kommt der lustige Stefan und seine Kumpels, reißen ihn weg und werfen ihn ins Wasser. Eva schläft oder ist sediert, keine Ahnung, jedenfalls merkt sie erst nach einer Ewigkeit, dass nicht mehr Claus an ihr rumlutscht, sondern Stefan, der auch wagemutiger ist und auch ihren Busen liebkost. „Ach, du bist’s, Stefan“, wacht sie dann auf, als sei nichts gewesen.
Claus …
… oder Stefan? Egal, Hauptsache Befummlung.
OK, fängt ja schon gut an. Ach ja – davor müssen wir noch einen gefühlt 10 Minuten dauernden Vorspann mit furchtbarer Musik ertragen, der nur aus Footage von skifahrenden Menschen besteht, die lustige Pirouetten drehen oder Saltos machen. (Skifahren ist irgendwie auch so ein Trend um 1980 rum. Da gibt es einiges.) Denn wir befinden uns im ersten Teil des Films mal wieder in Kitzbühel, Tirol. Lisa Film hatte da wohl einen Deal, das kann kein Zufall sein (Querverweis: „Blau blüht der Enzian“). Kitzbühel oder Wörthersee gehen immer!
Jedenfalls zieht sich die Nummer „Stefan und Claus wollen beide Eva an den Schlüppi, aber die lässt sie zappeln“ durch den ganzen Film. Grob das erste Drittel spielt sich nach dem Schema ab – einer der beiden fummelt mit Eva, der andere stört und/oder bestraft ihn. Claus wird zum Beispiel mal ohne Hose auf dem Herrenklo eingesperrt. Was eine Gaudi! Ein Mann! Ohne Hose! Im Klo! Ich hab jetzt noch Seitenstechen vom Lachen.
Trotz all dem Gekasper und Gefummel sind die drei dufte Kumpel. Was die beiden Klappspaten im Hormonkoller nicht wissen: Eva hat noch einen „offiziellen“ Freund, und macht sich offenbar nur einen Spaß daraus, die beiden am Sabbern zu halten.
Doch dann kommt der klassische Kniff für jeden Drehbuchautor, wenn einem sonst nichts einfällt: Evas Onkel stirbt und vererbt ihr ein Taxiunternehmen in Hongkong und Restaurants in Manila (die Hauptstadt der Philippinen, für die Geographie-Loser wie ich). Also spielt der zweite Akt des Films in Hongkong und der dritte in Manila. Praktisch, oder?
Ach ja, zwischendurch lernen wir noch Evas Cousine Britta kennen, eine Stewardess. Die liegt, als sie angerufen wird, praktischerweise nackend mit irgendeinem Heinz in der Kiste und darf der hormongeplagten Zielgruppe noch etwas Haut zeigen. Darstellt wird Britta von Gina Janssen (* 1953). Sie war in der Zeit Spezialkraft für nackte Tatsachen und wirkte in allerlei Soft- und Hardcore-Schweinkramfilmchen mit, mit so schönen Titeln wie „Bumsi Maus“, „Eine geile Nacktmusik“ oder „Das Wirtshaus der sündigen Töchter“.
Gina Janssen
Naja, schwupps sind wir dann in Hongkong mit den drei Nasen. Der Taxibetrieb entpuppt sich als heruntergewirtschaftete Klitsche mit einer Handvoll Rikschas, deren Fahrer zudem noch Monate an Lohn zusteht. Wenig erbaulich. Was macht man da als deutscher Tourist. Richtig – ab in den Puff.
Zumindest sind die Straßenszenen in Hongkong ganz nett. Auch eine Fundgrube für Freunde des klassischen japanischen Automobils. Interessantes Detail: Die Taxen haben den Lenker links. Klar, Hongkong war damals noch britische Kolonie.
Auf dem Weg in den Puff treffen wir dann noch Dschinghis Khan, die rein zufällig da gerade ihren gleichnamigen damaligen Tophit performen. (Mehr dazu später.)
Nach dem lustigen Rudelbums (siehe oben, natürlich nicht im Film zu sehen) wachen die zwei Torfnasen nackend auf, und sehen sich der kompletten Familie der Beschlafenen gegenüber. Mit Opa und allem.
Neben dem ganzen Geld wollen die Beschlafungsfachkräfte nämlich auch noch alle Habseligkeiten der beiden, einschließlich der Klamotten, die nacheinander an verschiedene Familienmitglieder verteilt werden als Geschenke. Claus hat darüber hinaus auch noch einen Tripper. Tja, das hat man halt davon, wenn man sich mit Ausländern einlässt! Nur Diebstahl und Krankheiten! Beischlaf nur mit anständigen Deutschen, merkt euch das, liebes Publikum! (Rassismus in Lisa-Film-Produktionen. Müsste man echt mal wissenschaftlich aufarbeiten.)
So, nun haben die beiden keine Klamotten mehr und keine Kohle. Was tun? Klar, Stefan vermietet den nichtsahnenden Claus als Lustknaben an eine älteren Dame, die ihm 2000 Dollar für Liebesdienste verspricht (das Geld brauchen sie wohl für die Pässe, um nach Manila weiter reisen zu können). Was sie nicht wissen: Er soll dem schwulen Ehemann der Dame als Lustknaben dienen. Besagter Herr sieht ein bisschen aus wie der etwas dunklere Bruder von Dirk Bach, der „schwul sein“ auf 150 % spielt. Was zur Hölle? Das Anliegen misslingt natürlich, und der Schwule wird ordentlich gedemütigt, wie es sich für einen 80er-Jahre-Kackfilm gehört. Mir fällt gerade auf, dass Fächer wohl unabdingbares Accesscoire für Homosexuelle sind. (Querverweis: Buffy Dee in „Die Miami-Cops“.)
Der fette „Schwuli“, Homophobie und Fatshaming gleich mal in einer Szene abgehakt, Respekt.
Knapp entkommen sie der „Schwulen-Hölle“ – dank eines chinesischen Knaben, der ihnen mit seinen Kung-Fu-Skills aus der Patsche hilft (übrigens: Kampfszenen, die selbst Bruce Lee neidisch machen würden. Nicht.) Den haben sie kurz davor kennengelernt und er fungiert nun als eine Art Sidekick der beiden.
Mit der Lustknaben-Kohle geht es nun weiter Richtung Philippinen. Eva wartet schon ungeduldig am Schiff auf die beiden. Erwähnter Sidekick-Chinese beklaut erst mal einen anderen Passagier und kommt daher mit. Uff, dieser Film schafft mich. Gibt es irgendein Klischee, das der Film nicht möglichst unangenehm bedient?
Wir erinnern uns (vielleicht) – Eva hat ein Restaurant von ihrem Onkel geerbt. (Die Rikscha-Klitsche in Hongkong vergessen wir und das Drehbuch einfach.) Das Restaurant ist natürlich auch ein Reinfall. Was machen die drei? Das beste draus und Urlaub. Die Herren rennen mit allerlei „exotischen“ Nackedeis am Strand rum und was man halt so macht als Kolonialherr.
Viel Strandfootage, die Nackte-Busen-Dichte erhöht sich. Eva bekommt von einer Freundin ins Gewissen geredet, dass sie sich nun mal für einen von den beiden Kaspern entscheiden müsse. (Was ist mit ihrem „offiziellen“ Freund vom Anfang passiert? Entweder hab ich was verpasst oder der Drehbuchautor.) Wir nähern uns also langsam dem großen Finale dieser Schwachsinnsparade.
Noch ein bisschen Philippen-Locations, noch ein bisschen mehr Dummgeschwätz, gewürzt mit nackten Damen, und irgendwann der große Clou – die drei beschließen, nun für immer dort zu leben. Also, zu dritt. (Fragt mich nicht, warum.)
Puh, das war harter Stoff.
„Eis am Stiel“ auf Wish bestellt, könnte man zusammenfassend sagen. Man muss schon sehr simpel gestrickt sein, um sich hiervon unterhalten zu lassen. Gut, 1979 wurde man noch nicht so mit nackten Brüsten bombardiert wie heute, ich denke mal, das dürfte noch den einen oder anderen einsamen Jüngling ins Kino gelockt haben. Ansonsten aber eine komplett spannungs- und humorfreie Zone, zudem unangenehm bis latent menschenfeindlich im Weltbild. Wüsste echt nicht, warum man sich den Kappes heute noch antun sollte (außer vielleicht Hardcore-Fans von Gina Janssen, deren Auftritt allerdings ja auch nur wenige Minuten dauert).
Fürs Drehbuch zeichnet ein gewisser „Henry Kwan“ verantwortlich. Kein Wikipedia-Artikel, kaum was zu finden. Die imdb bestätigt meinen Verdacht – es ist ein Pseudonym. Dahinter verbirgt sich niemand geringeres als Erich Tomek (* 1930) persönlich. Als Produktionsleiter einer der führenden Köpfe bei Lisa. Gut, dieses „Drehbuch“ hätte ich auch nur unter Pseudonym veröffentlicht. Wenn man das Geburtsjahr des Herrn und dementsprechend seine Prägung in jungen Jahren ausrechnet, kann man vielleicht erahnen, warum dieser Film so sexistisch, homophob, rassistisch und klischeebeladen ist. Brr. Generell ein Problem vieler solcher Filme der Zeit. Filme, die die Jugend ansprechen sollen, aber von alten Knackern mit seltsamen Weltbildern von anno Tuck geschrieben und inszeniert werden. (Siehe auch: Franz Antel.) „Ein fröhlicher Film für junge Leute“ verspricht das Kinoplakat.
Apropos: Wenn man mehrere Filme der Lisa Film sieht, fällt einem immer wieder ein markanter Herr auf, mit Glatze und Rotzbremse, der teilweise mehrere Kleinrollen pro Film spielt. Der Herr ist niemand geringerer als Otto Retzer (* 1945), der als Produktionsleiter und teils auch als Regisseur einer der wichtigsten Lisa-Akteure hinter den Kulissen war. Neben „Find den Fux“ (der spielt hier ausnahmsweise mal nicht mit) ist also auch „Find den Retzer“ immer wieder ein amüsantes Spiel für zwischendurch.
Produktionsleiter und Aushilfsfrauenbelästiger: Otto Retzer (rechts)
Und weil es so schön ist, gleich noch ein kleines Beispiel für das Humorverständnis dieses Films in Bewegtbild. Da bleibt keine Hose trocken. Ihr wurdet gewarnt.
Noch ein paar Worte zum Cast. Große Starpower ist hier Fehlanzeige. Von den drei Hauptcharaktere ist wohl Ekkehardt Belle (1954-2022) noch am bekanntesten, das war nach „Was Schulmädchen verschweigen“ (oha) von 1973 sein zweiter Einsatz für Lisa Film. So richtig wollte seine Kinokarriere nicht starten, dieser Film hier, seine erste Hauptrolle, war sicherlich nicht hilfreich. Er hat noch einiges im Fernsehen gemacht. Ich kannte ihn tatsächlich als regelmäßigen Gast bei Derrick, wo er immerhin in sieben Folgen zu sehen ist. Er spielt dort eigentlich immer sehr gut, auch fordernde Rollen. Die Busenfilmchen haken wir wohl mal unter „Jugendsünde“ ab.
Der bebrillte Claus Obalski (* 1954) spielte in weiteren Filmen der Zeit mit, wenn ein „linkischer Nerd“ gefragt war, so zum Beispiel in den Teilen 10 und 11 des Schulmädchen-Reports. Seine Kinokarriere war dann aber mit Abflauen der Sexlustspiel-Welle auch durch, seitdem steht allerlei TV in seiner Filmographie, von „Lindenstraße“ bis – ganz aktuell – „Die Rosenheim-Cops“.
Die „Eva“ wird von einer gewissen Sabine Wollin gespielt. Mangels Wikipedia-Eintrag musste ich da etwas tiefer wühlen. Dies war wohl ihr einziger Ausflug ins Kino, nur ein obskurer TV-Film von 1986 namens „Rückfahrt in den Tod“ wird noch bei der imdb gelistet. Mehr ist nicht rauszufinden.
Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Dieser Film erschien in einer englischen Sprachfassung auch international, unter dem schönen Titel „She’s 19 and ready„. Die Fassung liegt mir auch vor, eine sehr unwirkliche Erfahrung, so einen germanischen Kackfilm mit englischer Sprache zu schauen.
Abschließend noch ein paar Eindrücke des herrlich unmotivierten Auftritts von Dschinghis Khan in einer Disco in Hongkong (!), wo dann auch erbarmungslos das komplette verdammte Lied performt wird. Ralph Siegel gefällt das.
Ist eigentlich ganz neckisch inszeniert, vielleicht wäre Herr Gottlieb auch ein ganz brauchbarer Musikclip-Regisseur geworden, wenn er paar Jahrzehnte später gelebt hätte.
Franz Josef Gottlieb ist uns hier ja schon öfter begegnet als einer der fleißigsten Regisseure dieser Ära des deutschen Kinos, seine Filmographie ist ein Festmahl für Freunde schrägen Filmguts. Neben den zeittypischen Schlager- und/oder Mops-Filmen, viele davon auch heute noch relativ bekannt und auf DVD zu bekommen, gibt es einige Filme zwischendurch, die mehr oder weniger vergessen sind und auch damals schon eher mäßig erfolgreich waren.
Einer davon ist „Trubel um Trixie“ von 1972, der bis heute nicht auf DVD erschienen ist. Die Video-Ausgabe auf dem Label „VPH“ ist noch als VHS, Betamax und Video 2000 erschienen, also sehr früh und ist entsprechend selten. Da bleiben nur Fernsehmitschnitte, der läuft alle Jubeljahre mal, und ein netter Zeitgenosse hat eine ORF2-Ausstrahlung digitalisiert, die im Netz zu finden ist.
Der Film fällt tatsächlich etwas aus der Reihe – er spielt weder an einer Schule (die „Lümmel-Filme“ waren auch langsam durch), noch gibt es blanke Busen und der Film wird nicht durch Gesangseinlagen von Schlagersänger*innen „verschönert“. Stattdessen gibt es eine relativ sinnvolle Handlung und mehrere Action-Einlagen. Und Uschi Glas.
Klingt komisch? Ja, isses auch.
Natürlich ist es auch eine Produktion der Lisa Film, mit den üblichen Verdächtigen hinter den Kulissen. Otto Retzer und Erich Tomek haben die Finger im Spiel, es kann also nur gut werden, nech.
Die Hauptrollen sind – neben Uschi Glas – mit Peter Weck und Fritz Eckhardt (1907-1995) besetzt. Weck war in der Zeit in allerlei Lustspielen zu bewundern und führte auch mal selbst Regie, aber Fritz Eckhardt ist doch eher selten im Genre zu sehen. Der Österreicher dürfte vor allem Tatort-Fans noch als „Oberinspektor Marek“ ein Begriff sein. Vor seiner späten TV-Karriere spielte er in allerlei Heimat- und Unterhaltungsfilmen der 50er und 60er mit, das war eine seiner letzten Kinorollen.
Weck und Eckhardt hatten in der Zeit zusammen Erfolge in der Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1971), in der sie zusammen als Vater und Sohn eine Möbel-Fabrik leiten. Diese Grundidee wurde hier übernommen, nur dass sie hier eine Spielwaren-Fabrik haben.
Selbige wird nun Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Zu Beginn sehen wir ein Büro des internationalen Multi-Konzerns ITPC (dafür ist das ziemlich poplig), die haben sogar schon einer dieser neuen Computer, quasi eine Anbauschrankwand mit lustig blinkenden Knöpfchen, so wie man sich 1972 halt Computer vorgestellt hat.
Dieser hat nun für das kommende Weihnachtsgeschäft aus Meinungsforschung und bisherigen Produkten den neusten Spielzeug-Knüller errechnet: Mozartpuppen mit Maschinengewehr und Bonanza-Hut, die das Wolgalied spielen. (Was tatsächlich mit der klügste Gag des Films ist, wenn man das heutige Marketing bedenkt.)
Auf der Suche nach einer Fabrik, der diese Puppen herstellt, stoßen sie eben auf die besagte Fabrik von Wiesinger & Sohn. Es gibt aber auch eine Fabrik des Bruders, die ebenfalls für ein Angebot angefragt wird. Beide lehnen aufgrund der Menge von 2 Millionen Stück ab, weil die Produktionskapazität nicht da ist und die Erweiterung zig Millionen kosten würde. Aber hey, zeitlich passend stirbt gerade ein Onkel und vererbt ihnen einen Zug und ein Schiff (?). (Beides billige Ausreden, um mal aus dem Studio rauszukommen und ein paar, naja, „Action“-Szenen zu drehen.)
ITPC schickt derweil eine Mitarbeiterin nach Wien, um zu schauen, was da los ist. Diese „Spionin“ ist die titelgebende Trixie (Uschi Glas), die sich als „hässliches Entlein“ verkleidet als Sekretärin in die Firma mogelt. Natürlich gibt es „lustige“ Verwechslungen, denn Wiesinger jun. (Peter Weck) verknallt sich in die „hübsche“ Trixie, schnallt aber nicht, dass die „hässliche“ Trixie Sekretärin in seiner Firma ist. Sicha.
Nach allerlei Verwicklung, in der besagter Zug und besagtes Schiff zu Bruch gehen (wie bei James Bond, sach ich euch), stellt sich dann heraus – der Onkel ist gar nicht tot, sondern wollte die beiden Streithähne nur versöhnen. Wer hätte das kommen gesehen! Und Peter Weck kriegt die Uschi. Knutsch. Abspann.
„Hübsche“ Uschi
„Hässliche“ Uschi
Peter Weck, verwirrt
Peter weckt Uschis Glas! Äh: Peter Weck küsst Uschi Glas! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.
Action-Szene! Hui! Und all das ohne CGI!
Hans Terofal und Jochen Busse in einer Szene! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.
Ein seltsamer Film, der in einer Art Übergangszeit entstand. Wenn man sich die Produktionen der Lisa Film anschaut, war das eine der letzten „normalen“ Komödien, in denen es ohne Nuditäten ging. Danach setzen sie mehr auf Softerotik, immer weniger wurde gedreht, bis sie 1981 mit den „Supernasen“ und den folgenden Gottschalk-Filmen wieder größere Erfolge hatten.
Selbst ein paar entblößte Brüste hätten diesen Film nicht mehr gerettet. Peter Weck und Fritz Eckhardt haben eine ganz gute Chemie, ihre gemeinsamen Szenen sind ganz nett, aber viel zu wenige. Weniger klamaukig als andere Filme der Zeit ist er, nur dass er auch in allen anderen Humor-Disziplinen ziemlich Schiffbruch erleidet.
Als Drehbuchautoren werden Fritz Eckhardt, der „Vater“ im Film, sowie der Lustspiel-Spezi Kurt Nachmann genannt, der ja bei sehr vielen Produktionen der Lisa Film seine Fingerchen im Spiel hatte und uns hier auch schon einige Male über den Weg gelaufen ist. Es war einer seiner letzten Filme. Hier spielt er sogar mal als Schauspieler mit, als Otto Wiesinger, mit seinem lustigen Preußen-Bart. Die beiden Autoren haben eine Szene zusammen, als sie das Testament vorgelesen bekommen, aus irgendeinem Grund mitten in Weinbergen (?!). Whatever.
Ernst H. Hilbich (* 1931) spielt als Prokurist des Wiesingers die Rolle des „Trottels“, der hier und da auch etwas Slapstick ins Spiel bringt (zum Beispiel die obligatorische Fensterln-Szene), eine Rolle, die sonst auch gut zu Hans Terofal gepasst hätte. Hilbich ist eigentlich ein guter Schauspieler und Komiker, ich mag ihn in vielen seiner Rollen, hier ist er etwas verheizt. Es ist sehr kurios, dass er im gleichen Jahr in diesem Kasperkram und in dem harten Krimi „Blutiger Freitag“ von Rolf Olsen (der mit den Satansmädchen) mitgespielt hat. Terofal ist hier auch dabei, als Kapitän des geerbten Schiffs, eine ziemlich kleine Rolle. Ach ja, das Schiff ist – natürlich – am Wörthersee. Wo sonst?
Und ich erwähnte es schon einige Male – der gute Mann ist 4 Jahre später schon gestorben und hatte ein schweres Alkoholproblem. Gerade in seinen letzten Filmen ist er auch nur saufend zu sehen, was wohl lustig sein sollte. Auch hier ist er in seinen wenigen Szenen ordentlich am bechern. Ach ja – wieder mal Zeit für eine kleine Galerie: „Hans Terofal beim Saufen“. Na dann, Prost, Hans! Mögest du im Himmel bessere Rollenangebote bekommen.
Ein kleines Beispiel des Humor-Niveaus. Gespräch zwischen Kapitän Terofal und Kurt Nachmann als Erbe des Schiffes.
„Ich meine: Sie trinken!
Ich? Ja, selbstverständlich! Schließlich bin ich ja Seemann!
Ja. Wörthersee-Mann!
Na, ob die See oder der See – See ist See! Und der Wahlspruch der christlichen Seefahrt heißt: Steife Brise, steife Ho… äh, steifer Grog!
Bitte versteifen wir uns nicht noch weiter. Was ist dieses Schiff wert?
Nicht einmal einen kleinen Grog.
Das sieht Onkel Gustav ähnlich!
Der Grog?
Machen Sie keinen schlechten Witze.
Moment, also – ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“
„Ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“ ist vielleicht der beste Gag im ganzen Film.
Der Zausel, der da neben ihm am Tisch sitzt, ist übrigens niemand geringeres als – Jochen Busse. Ja, ich musste auch zweimal hinsehen. Erschwerend kommt hinzu, dass er statt seinem üblichen, markanten Organ das von Bernd Herzsprung hat, weswegen ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe mit seiner lustigen 70er-Friese. Hier wurde ordentlich nachsynchronisiert. Kurios: Claudia Butenuth, die die Sekretärin spielt, wird von Helga Trümper synchronisiert – für mich immer die Stimme von „Kate Tanner“ aus ALF, durch die Hörspiele in mein Gehirn eingebrannt.
Ach ja, und wer darf in keinem obskuren deutschen Kackfilm fehlen? Jawoll – unser Lieblingsknittergesicht Herbert Fux hat auch eine kleine Rolle als Straßenpolizist. Auch er spricht mit fremder Zunge, nämlich der von Klaus Löwitsch (der uns hier schon als Mörder bei Derrick begegnet ist), Ob die alle einfach keine Zeit beim Studiotermin hatten? Gut, sind auch jeweils nur ganz wenige Sätze. Dennoch seltsam. (Quelle: Deutsche Synchronkartei)
Neue Runde „Find den Fux“ – das ging schnell, schon in Minute 4
Kurioses Filmchen. Kein Witz, keine Nackedeis, nicht mal alberne Schlager. Mäßiger Unterhaltungswert. Ein Produkt drei alter Herren. Der Film hätte eigentlich genau so 1952 entstehen können.
Für Fans der jungen Uschi Glas vielleicht ganz nett. Oder halt so Komplettisten wie meinereiner, der gerne jeden Film vom deutschen Trash-Meister Franz Josef Gottlieb sehen möchte. Da kommen noch ein paar Perlen auf mich und euch zu! Stay tuned.
(Seine letzten Lebensjahre vor seinem Tod mit 75 verbrachte er übrigens damit, bei gefühlt tausend Folgen von „Unser Charly“ im ZDF Regie zu führen. Das tu ich mir dann aber nicht an. Alles hat Grenzen.)
Noch eine weitere der neuen „frechen Komödien“, die in den späten 60ern versuchten, dem Altherren-Kintopp der Lederhosen- und Wirtinnen-Filme Paroli zu bieten. Erotisch, aber nicht onkelhaft, lustig, aber nicht klamaukig, so sollte es wohl sein.
Regie führte die unbekannte Eintagsfliege Hans-Dieter Bove, aber der Autor dieses Films sollte noch zu einer prägenden Figur des deutschen Fernsehens werden: Wolfgang Menge (1924-2012). 1970 schrieb er den TV-Klassiker „Das Millionenspiel“, der für einen kleinen Skandal sorgte, und dann ab 1974 für die zu Recht noch heute beliebten ersten deutschen Sitcom – „Ein Herz und eine Seele„. Neben vielem anderen, von „Stahlnetz“ bis „Tatort“, von Edgar Wallace bis Nonstop Nonsens.
Doch zum Film. Anton Pauli (Rolf Zacher) arbeitet als Techniker in einem Fernsehstudio. Er fällt nicht durch übertriebenen Arbeitseifer auf und treibt auch gerne mal Schabernack, so stellt er sich in Verkleidung bei einem Probesingen vor, um seine Kollegen zu ärgern.
Nur keine übertriebene Hektik bei der Arbeit.
Sein Schicksal wendet sich, als im Studio Fotoaufnahmen gemacht werden. Ein gefeierter Starfotograf macht Modefotos von knackigen Burschen in engen Jeans (der Starfotograf ist natürlich angeschwult, na klar, einfach irre lustig). Anton soll ihm eine Mappe mit Fotos aus dem Auto holen. Diese fällt prompt runter, und eine Menge Fotos fallen raus, allerlei mehr oder weniger unbekleidete Damen. Eine Passantin spricht ihn darauf an, hält ihn für den Fotografen. Welch tolle Fotos er doch mache! Sie drängt sich ihm förmlich als Modell auf.
Er, nicht gerade ein Frauenheld, wittert eine gute Masche, um nette Damen kennenzulernen, und lässt sich darauf ein. Bass erstaunt ist er, als die Dame dann vor Ort auch prompt alle Hüllen fallen lässt. Bald kann er sich vor Anfragen kaum retten. Schließlich ist 1968 und alles reißt sich die Klamotten vom Leib. (Also, im Film zumindest.)
Die Fotos lässt er im lokalen Fachgeschäft entwickeln, und der findige Eigentümer Jacoby (Werner Finck) wittert ein Geschäft – er verkauft die harmlosen Nackedei-Fotos als heiße Ware unter dem Ladentisch (ja, das war 1968 noch so).
Bald hat er neben all dem unverhofften, aber zweifelhaften Ruhm auch noch die Polizei an der Backe. Der Leiter des Sitten-Dezernats, Kommissar Kerbler (Herbert Weissbach) und seine resolute Kollegin Frau Bütow (Brigitte Mira) ermitteln.
Das Sitten-Dezernat
Empöööörend!
Rolf Zacher (1941-2018) spielte in unzähligen Filmen und Serien mit, die ganz großen Hauptrollen blieben eher aus. Seine Karriere fand mit der Teilnahme an „Ich bin ein Star – holt mich hier raus“ 2016 kein besonders rühmliches Ende. Hier im Film wurde er von Arne Elsholtz nachsynchronisiert – was ich durchaus als Plus sehe. Für mich eine dieser „magischen“ Stimmen, die jeden Film aufwertet. (Wer ihn nicht zuordnen kann: Deutsche Stimme von Tom Hanks, Bill Murray und vielen vielen anderen.)
Das Leben von Werner Finck (1902-1978) kurz zusammenzufassen ist fast unmöglich. In der gebotenen Kürze: Ab 1929 gefeierter Kabarettist in Berlin, der sich mit politischer Satire schnell ab 1933 Feinde machte. Ab 1935 kurzzeitig im KZ, danach Arbeitsverbot. Ab 1948 neben dem Kabarett auch in einigen Komödien zu sehen, am bekanntesten heute wohl die mit Heinz Erhardt. (In „Der müde Theodor“ spielt auch mit.)
Brigitte Mira (1910-2005) kennt man sicherlich auch heute noch als „Berliner Original“. Ihre größten und nachhaltigsten Erfolge waren sicherlich ihre Filme mit Rainer Werner Fassbinder („Angst essen Seele auf“), aber auch nette Unterhaltung wie „Drei Damen vom Grill“ oder „Die Wicherts von nebenan„. (Und, ha, zwei Folgen „Derrick“!)
Herbert Weißbach (1901-1995) sagte mir vom Namen her erst mal nichts. Aber optisch und vor allem von der Stimme her war er mir doch vertraut, auch wenn ich ihn nicht konkret zuordnen konnte. Aber siehe da – er hat in zwei der erfolgreichsten Komödien Deutschlands kleine, aber markante Rollen. In „Unser Willi ist der Beste“ (1971) spielt er den alten Pförtner im Finanzamt, in dem Willi Winzig (Heinz Erhardt) Kaffeemaschinen verkaufen will, und in „Otto – Der Film“ (1985) ist er der Herr, der bei Ottos Auftritt im Seniorenheim die bissigen Kommentare los lässt.
Herbert Weißbach in diesem Film …
… in „Unser Willi ist der Beste“: „Ich bin der letzte von der alten Garde.“
… und in „Otto – Der Film“: „Also, mir gefällt so was. Aber mir hat auch der Erste Weltkrieg schon gefallen.“
Der Film ist sicherlich ein Kind seiner Zeit, was ja aber auch nichts schlechtes sein muss. Zeitgeisttypisch gibt es hier und da etwas nackte Haut, aber nichts, was einem heute noch aus den Socken haut, da ist jedes RTL2-Nachmittagsprogramm krasser. Die erste Hälfte fand ich deutlich lustiger als die zweite, auf jeden Fall gibt es genug gute Gags, um gute 90 Minuten recht unterhaltsam zu füllen. Auch die Szenen im alten Fernsehstudio und die ganze Fotothematik fand ich persönlich sehr ansprechend, die ganzen alten Kameras und so. Dazu später mehr.
In der zweiten Hälfte geht dem Drehbuch etwas die Puste aus und es gibt einige Längen. Genauer: Es wird etwas zu einer beliebigen Komödie, bisschen Verwechslung, bisschen Slapstick … die Tonalität ist irgendwie anders. Gerade diese ganze „Die Polizei ist auf den Fersen“-Nummer und die endlosen Partyszenen sind alle bisschen zu viel des guten, der rote Faden fehlt. Und das ziemlich spießige Happy-End gibt auch noch Abzüge in der B-Note.
Trotz allem: Ganz vergnüglich. Und im Vergleich zu den Ergüssen von Franz Antel, Alois Brummer und Co. aus der Zeit auch heute noch durchaus komplett am Stück genießbar. Kleiner Geheimtipp.
Mir ist der Film tatsächlich mal auf dem Flohmarkt als VHS zugelaufen, so eine Billig-Neuauflage im Pappschuber („Auch als Leerkassette verwendbar“). Ganz früh in der VHS-Steinzeit gab es auch mal eine Ausgabe auf „Inter-Pathe Video“, die dürfte aber so schwer aufzutreiben sein wie die blaue Mauritius. Aber es gibt auch eine DVD von „Starmedia“, die leider a) ein furchtbares Cover hat und b) (noch schlimmer) wohl auch bildtechnisch eine Vollkatastrophe ist. Wäre vielleicht doch mal eine würdevolle Veröffentlichung verdient. Wenn es sowas wie eine „Wolfgang-Menge-Box“ gäbe, ich täte sie kaufen. Eine echte Lücke auf dem Markt, aber Hauptsache, jeder popelige 80er-Jahre-Horrorschmonz erscheint im Mediabook, nech.
Übrigens ist hier auch das damals noch vollkommen unbekannte Fotomodell Ingrid Steeger mit zarten Alter von 21 Jahren kurz zu sehen, in einer ihrer allerersten Rollen als namenloses und nicht im Abspann aufgeführtes „Modell“.
Ingrid Steeger – Suchbild
Interessant sind in dem Film auch, wie schon erwähnt, die vielen verschiedenen Kameras – wie ein Gang durchs Museum. Für Technik-Interessierte sei es hier mal dokumentiert:
Fernsehkamera
Die gute alte Rolleiflex kommt oft zum Einsatz (Mittelformat)
Regie: Ulrich König (* 1949) Premiere: 9. März 1989
Pumuckl? Echt jetzt?
Ja, was tut man nicht alles für die Chronisten-Pflicht! Diese eher obskure späte Folge der zweiten Staffel (ausgestrahlt im März 1989) der damals sehr populären Kinderserie hat eine Besonderheit, die sie im Rahmen des Forschungsgebiets „Spurenelemente bundesdeutschen Komödienschaffens vor 1990“ erwähnenswert macht: Es spielen Helga Feddersen und Karl Dall mit!
Beide doch eher Norddeutschland verbunden, tauchen sie hier in dieser Produktion des Bayrischen Rundfunks auf und wirken daher neben dem ganzen bajuwarischen Gebabbel wie Fremdkörper.
Pumuckl mochte ich als Kind sehr, er zierte gar meine Schultüte bei der Einschulung. Aber ein Pumuckl-Karl-Dall-Crossover hätte ich mir selbst in kühnsten Träumen nicht erdacht. Gustl Bayrhammer und Insterburg & Co. existierten einfach nicht zeitgleich in einem Universum. Aber – scheinbar doch. Hier ist der Beweis.
Karl Dall spielt einen Kunden im Spielwarenladen, der von Helga Feddersen betrieben wird. Er scheint eine Art Geiger zu sein, komplett im Frack, mit Ölfrisur und mit Geigenkasten, und möchte ein Geschenk für seinen Sohnemann erwerben.
– „Den wievielten Geburtstag feiert Ihr Sohn?“
– „Warten Sie mal… Ich bin jetzt so gut wie fast ein Jahr verlobt …. mhmmm … er wird vier!“
„Naja, aber mein Sohn ist eigentlich kein Mützentyp!“
Nach einigem, eher mäßig komischen Hin und Her erwirbt er dann die titelgebende Plastikente. Pumuckl, der unsichtbar im Laden zugegen ist aus irgendeinem Grund, will dann auch so eine, geht damit dem armen Meister Eder so lange auf den Sack, bis er auch eine kauft. Damit erleben Sie dann einige Abenteuer.
Ente gut, alles gut. (Ja, komm, der musste einfach sein.)
Skurrile kleine Randnotiz im Schaffen von Karl Dall. Interessanterweise kreuzten sich bereits 1969 die Wege von Dall und Bayrhammer – beide spielten in „Der Bettenstudent oder: Was mach’ ich mit den Mädchen?“ mit. 1989 war Dall mit seiner Anarcho-Talkshow „Dall-As“ bei RTLplus gut im Geschäft, das war also vermutlich eher „just for fun“ und um mal wieder mit seiner Freundin Helga zu drehen.
Interessant ist natürlich auch die Kulisse, Kindern der 80er dürfte das Herz aufgeben. Von Lego und Playmobil bis Siku-Autos und Fischer Technik gibt es hier allerlei zu entdecken.
Für Helga Feddersen war es sogar bereits der zweite Auftritt in der Serie, in Folge 1 der 2. Staffel spielte sie auch bereits die Spielwarenverkäuferin, die Pumuckl ein Spielzeugauto verkauft. In exakt dem gleichen Outfit, diesem bizarren Micky-Maus-Pullover, und in der gleichen Deko.
Helga bläst …
… und Kalle staunt. „Hör’n Sie auf, mir wird jetzt schon ganz schlecht.“
„Was soll ich denn mit so einer Scheiß-Ente? Ich will Lego!“
Eine meiner aktuellen Herausforderungen: Die blinden Flecken in der Filmographie von Heinz Erhardt nachholen. Im Zuge dessen kam auch dieses Werk vor die Linse.
Wie schon „Der müde Theodor“ ist auch das eine Neuverfilmung – auch von Cziffra. Ich glaube, in den 50er und 60er fühlte man sich mitunter wie heute – nur Remakes im Kino. Alles nichts neues.
Regisseur Géza von Cziffra (1900-1989) drehte hier tatsächlich einfach seinen eigenen Film noch mal – 1943 hieß er noch „Der weiße Traum“ und war ein großer Erfolg, einer der wirtschaftlich erfolgreichstes des NS-Kinos. Cziffra arbeitete auch als „Ausländer“ (geboren im damaligen Österreich-Ungarn) noch eine ganze Weile im „Reich“, bevor er 1945 unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und zu 6 Monaten Haft verurteilt wurde. Theresienstadt blieb ihm nur durch Manipulation von Unterlagen erspart. Dass er danach sein bisheriges Werk mit anderen Augen sah, kann man durchaus nachvollziehen.
1961 beschloss nun Cziffra (oder seine Produzenten), dass der Stoff einfach zu gut war, um als „historisch vorbelasteter“ Film im Archiv zu versauern, und drehten den ganzen Bums einfach noch mal. Fröhlicher Eskapismus war auch 1961 noch angesagt. Da ein großer Erfolg absehbar war, haben sie hier augenscheinlich auch nicht gegeizt und ordentlich Kohle rausgeblasen. Auch vom Casting her wurden keine Kompromisse gemacht – die gesamte A-Liga der damaligen Comedystars ist am Start, herausstechend natürlich Erhardt auf der Höhe seines Erfolgs. (Was sich bis heute auszahlt – ich denke, 80 % schauen das nur wegen ihm.)
„Kauf dir einen bunten Luftballon, Nimm ihn fest in deine Hand, Stell dir vor, er fliegt mit dir davon In ein fernes Märchenland.“
Nominelle Hauptdarsteller sind Toni Sailer (1935-2009), Skirennläufer und Olympia-Gewinner, und Ina Bauer (1941-2014), Deutsche Meisterin im Eiskunstlauf – die beiden sind also offensichtlich primär wegen ihrer sportlichen Skills gecastet, denn das große Finale des Films besteht aus einer Eisrevue. Dafür, dass beide eigentlich keine „richtigen“ Schauspieler sind, schlagen die sich ganz gut.
Ach ja, die Geschichte – Theaterdirektor Knapp (Erhardt) hat Kummer, sein Theater läuft nicht gut. Und nun macht ihm auch der Besitzer des Theaters, Herr Miffke (Gunter Philipp), Druck – er will das Theater schließen und eine Reitschule daraus machen. Aber eine letzte Vorstellung soll es geben, mit einem besonderen Plan. Seine Ehefrau Mia Miffke (Ruth Stephan), komplett unmusikalisch, will unbedingt „zum Theater“ und nimmt bereits Gesangsunterricht. Miffke will ihr diese „Flausen“ austreiben und plant, einen kalkulierten Flop zu produzieren. Knapp hat keine Wahl.
„Ich bestehe sogar auf dem Skandal! […] Ich will nicht, dass meine Bekannte zum Theater geht! Verbieten kann ich es ihr nicht. Das gibt Krach, Szenen, Tränen – Das kostet Geld, Schmuck, Sie wissen ja wie die Frauen sind. Also soll sie ihren Willen haben, sie soll Theater spielen. Sie soll aber mit Pauken und Trompeten durchfallen, damit sei sich nie wieder einfallen lässt, zum Theater zu gehen. Das ist human und billig.“
Theaterbesitzer Miffke
Doch – durch eine Verwechslung wird statt besagter Ehefrau nun Inge König (Ina Bauer), die rothaarige Eiskunstläuferin, die gerne Sängerin sein will, engagiert. Ach ja, und der Eishockey-Spieler Hans Haller (Toni Sailer) ist noch scharf auf sie.
Die Geschichte ist aber wie so oft mehr Nebensache, hauptsächlich sind es hier die Schauwerte, die die Leute ins Kino zogen. Die zweite Hälfte des Streifens besteht überwiegend aus großen Sing- und Tanznummern, überwiegend auf Eis. Cziffra ist natürlich ein alter Hase und weiß, wie man so was effektvoll inszeniert, optisch ist das teils schon beeindruckend. Durch die Spiegelung auf der Eisfläche ergeben sich teils tolle Bilder. Tänzerisch sicherlich auch auf hohem Niveau, aber da bin ich nun wahrlich kein Experte. Teilweise werden in den Tanzchoreographien auch „exotische Länder“ wie Mexiko, Russland oder China musikalisch und optisch bereist. Natürlich sind hier angestaubte Klischees aus der Mottenkiste am Werk, besonders schäbig stachen mir die Chinesen ins Auge, die nach Meinung der Kostümgestalter also so aussehen:
Immerhin haben sie 1961 den gespielten Stierkampf und die Klischee-„Zigeuner“ weggelassen, die 1943 noch drin waren. (Das Finale von „Der weiße Traum“ gibt es, leider in sehr mäßiger Qualität, auf YouTube, hab da mal durchgezappt zum Vergleich.)
Die Komödienelemente sind mit „ganz nett“ wohl ganz gut umschrieben. Ein paar Schmunzler sind drin, sonst halt der übliche Verwechslungskram, den man schon tausendmal in anderen Filmen gesehen hat (auch 1961 schon). Erhardt hat natürlich immer ein paar treffsicherere Wortwitzpfeile im Köcher, Gunter Philipp muss eigentlich nur arschig und laut sein. Ich meine, dieser ganze Grundplan ist so perfide – hey, die Olle hat Träume, ich tue nun alles dafür, diese auf möglichst traumatische Weise zu zerstören und dann noch mal nachzutreten. Böse Emanzipation, pfui!
Heinz Erhardt, Ralf Wolter
Ansonsten haben wir die üblichen Verdächtigen – Ruth Stephan spielt sehr überdreht die schrille, unbegabte Ehefrau im Pelzmantel, und auch Ralf Wolter hat eine kleine Rolle. Urgestein Paul Hörbinger, schon gegen Ende seiner langen Karriere, hat einen kleinen Cameo-Auftritt als Gesangslehrer.
Walter Gross, Heinz Erhardt
Walter Gross (1904-1989) hatten wir bislang noch nicht, der ist auch ein paar Worte wert. Er spielt hier Josef, den Sekretär („Mädchen für alles“) vom Theaterdirektor, hat also viele Szenen mit Erhardt. Schön früh als Komiker und Kabarettist etabliert, wurde er 1935 nach einem zu forschen Auftritt im Tingel-Tangel-Theater in Berlin von den Nazis festgenommen und war eine Weile im KZ inhaftiert. Seiner Karriere tat das keinen Abbruch, bis 1965 war er gut im Geschäft, danach wurde es etwas ruhiger. Im Alter kamen dann einige Fernseharbeiten – und ja, natürlich auch eine Folge „Derrick“ („Ein unbegreiflicher Typ“, 1976).
Gut, ohne Heinz Erhardt hätte ich mir das sicherlich nicht angesehen. Aber ich muss sagen, das ist schon gut gemachte Unterhaltung – auch und gerade für die Entstehungszeit. Solides gutes Handwerk, schmissige Musik, humoristisch schon auf vergleichsweise hohem Niveau, üppige Ausstattung, flotte und oft optisch ansprechende Inszenierung. Wer auf Eiskunstlauf steht, hat noch einen Bonus.
Regie, Buch: Helmuth M. Backhaus Produktion: Piran-Film + Televisions GmbH (Egon Haebe) Premiere: 21. September 1962
Noch ein Film für den Heinz-Erhardt-Komplettisten. In diesem seichten Schlagerkomödchen spielt er allerdings nur eine Nebenrolle.
Ansonsten ist das ein typisches Produkt der Wirtschaftswunderzeit. Die Herren tragen Anzug, haben schicke Autos, und Italien ist der Sehnsuchtsort. Da muss man als anständiger Deutscher einfach hin im Urlaub.
Willy (Adrian Hoven) ist Trompeter in einer Bar-Band. Wir lernen ihn auf dem Weg zum Amtsgericht kennen, wo er eine Erbschaft antreten soll. Doch statt des erhofften Geldsegens erbt er von seinem verstorbenen Onkel einen schrottreifen Reisebus.
Willy aufm Amt
Die Erbschaft
Mit dem fahren sie, die Band und diverse Damen, dann nach Triest (warum eigentlich, ach, auch egal, irgendwas mit einem Schlagerwettbewerb), die Väter der Damen (einer davon ist Heinz Erhardt) fahren hinterher, um sie zu „beaugapfeln“. Ralf Wolter macht den Kasper, es wird gegrinst und gesungen, am Schluss finden sich alle vorhergesehenen Paare und die Welt besteht aus Zuckerwatte. Hach ja!
Eine sehr seichte Komödie aus der damaligen Massenproduktion, die ohne Erhardt wahrscheinlich schon lange vergessen wäre. Seine screen time ist hier allerdings auch sehr begrenzt, und er hat wenig Raum zum Improvisieren, sprich er sagt mehr oder weniger das auf, was im Drehbuch steht, was meist nur so mittel bis gar nicht witzig ist.
Für Autor und Regisseur Helmuth M. Backhaus (1920-1989) war es der erste Kinofilm als Regisseur, vorher hatte er schon einige Drehbücher (mit)verfasst, war aber primär Autor in Theater und Rundfunk.
Das Drehbuch basiert laut Vorspann auf „einer Idee von Hans Billian“. Das ist allerdings lustig. Hans Billian (1918-2007) wirkte in den 60ern in einigen solcher Schlagerfilmchen mit, bis er um 1968 langsam anfing, sich im Erotikbereich zu etablieren, mit Mopsfilm-Knallern wie „Die Jungfrauen von Bumshausen“ oder „Pudelnackt in Oberbayern„. Ab 1975 sollte er – nach der Legalisierung der Pornographie – als einer der ersten und professionellsten Pornofilmer Deutschlands in die Filmgeschichte eingehen. Mit „Josefine Mutzenbacher – Wie sie wirklich war“ (1975/76) ist er auch für den ersten deutschen Porno-Kinofilm überhaupt verantwortlich. Sprich: Ein größerer Kontrast zu diesem harmlosen Singsang-Lustspiel ist kaum denkbar.
Als weibliche Hauptrolle haben wir Vivi Bach (1939-2013) zu vermelden. Hier versuchte man noch, sie als Schlagersängerin zu etablieren. Philips hatte sie seit 1960 unter Vertrag und ballerte eine Single nach der anderen raus, die alle nicht mal die Hitparade kamen. Später sollte sie dann Dietmar Schönherr heiraten und zusammen eins der berühmtesten Paare der 70er werden, auch als Moderatorengespann in der legendären, damals skandalösen TV-Spielshow „Wünsch dir was“ (1969–1972). Sie war ja echte ne hübsche Maus, aber hier hört man wieder, warum ihre Karriere als Sängerin trotz mehreren Versuchen nie vom Boden abhob. Lahme, süßliche Schlagerchen aus der Retorte mit dünnem Stimmchen. Schlager-Legende Christian Bruhn hat die wohl komponiert, na, der hat auch schon besseres gemacht.
Adrian Hoven (1922-1981) als Trompeter Willy war in diesen Jahren in allerlei Filmen dieser Art als jugendlicher Strahlemann und Frauenschwarm zu sehen. Später schrieb er Drehbücher und führte auch mal Regie, teilweise in ganz kuriosen Filmen. Ich prognostiziere: Er wird uns hier auf der Seite in Zukunft noch öfter über den Weg laufen. Bitte Namen merken. 😉 Seinen Sohn Percy Hoven kennt man vielleicht noch als Moderator in der Anfangszeit von „Big Brother“. In der letzten Zeit ist er wohl mit rechten und fremdenfeindlichen Umtrieben auf YouTube aufgefallen.
Leider müssen wir auch gleich mehrere Gesangseinlagen von Schnulzschmalzer Gerhard Wendland (1919-1996) ertragen. Der hatte hier auch schon seine beste Zeit hinter sich und grinst sich hier durch Schnulzen der Güteklasse C. Ich denke, ich bin ja echt abgehärtet, was schlechte Schlager angeht, aber der Junge schafft mich. Man kriegt Diabetes vom Zuhören.
Ein gewisser Peter Fritsch turnt hier auch noch rum, ein Duett mit Vivi und ein Solosong. Dahinter verbirgt sich ein Österreicher, der unter dem Pseudonym Peter Fröhlich später bekannter wurde. Primär auf der Bühne zuhause, tauchte er in den 60ern hier und da mal in Filmen auf. Seine Gesangskarriere war wohl auch ein Flop, nur eine Handvoll Singles sind erschienen. „Ein kleines Zelt“ war immerhin auch von Christian Bruhn komponiert, allerdings mit einem klischeetriefenden Text von einem gewissen Günter Loose, der als einer der besten Schlagerdichter der Zeit gilt, hier aber wohl einen schlechten Tag hatte:
„Ein kleines Zelt ist unsere Welt, dort wohnt im Sommer das Glück für uns beide. Ein kleines Zelt im Sonnenschein, was kann für dich und für mich schöner sein?
Blauer Himmel, weiße Wolken, wir sind fröhlich tagein und tagaus. Heut und morgen keine Sorgen, denn bei uns ist die Liebe zu Haus.“
Jetzt mal ohne Quatsch, das klingt wie eine Parodie von Oliver Kalkofe.
In kleinen Rollen haben wir noch die üblichen Verdächtigen Ralf Wolter und Beppo Brehm zu vermelden.
Am Ende gibt es noch so eine Art Medley von allen Songs des Films, damit wir diese Granatensongs auch wie wieder vergessen und alle brav die Singles kaufen. Was wohl niemand tat. Und womit? Mit Recht.
Unlustige Komödie mit Schlagern aus der untersten Schublade. Hüllen wir den Mantel des Schweigens um dieses Machwerk. Kann auch ein Heinz Erhardt nicht mehr retten. Aber was sag ich – es gibt ganz aktuell eine Neuauflage auf DVD. Na denn! Wird seine Fans finden.
Schnulzschmalzer Gerhard Wendland
Beppo Brehm – „Ruhe, wenn die Obrigkeit spricht!“
Arbeitstitel des Films war „Niemand sündigt im Bikini„
Nichts schreit mehr „Wirtschaftswunder!“ als Heinz Erhardt auf einer Hollywood-Schaukel