Alternativ-Titel: Wenn’s juckt wird gejodelt
Regie: Quirin Steiner
Buch: August Rieger
Produktion: Horst Hächler / TV13 Filmproduktion
Premiere: 4. Oktober 1974
Auf meiner Reise durch die Untiefen des deutschen Kinoschaffens der 1970er stolperte ich über diesen Film. Er ist heute eher unter dem Titel „Wenn’s juckt wird gejodelt“ geläufig, was den Kenner des deutschen Kulturguts natürlich an Alois-Brummer-Schinken wie „Unterm Dirndl wird gejodelt“ denken lässt, was wohl auch die marketing-technische Absicht war. Das führt etwas auf eine falsche Fährte. Das Genre passt schon, allerdings spielt dieser Film nicht im krachtledernen Bayern, sondern im Mittelrheintal, was ihm eine gewisse Ausnahmestellung gibt.
Direkt die ersten Szenen zeigen dann auch das bekannte Rheinbild mit der klassischen Landschaft aus Weinbergen, Burgruinen und eng bebauten Dörfchen. Dazu trällert ein Chor den alten Volkslied-Gassenhauer „O du wunderschöner, deutscher Rhein„. Auch wenn ich in der Gegend aufgewachsen bin, bin ich mir nicht ganz sicher, wo genau das alles ist. Erkannt habe ich die Burg Pfalzgrafenstein bei Kaub, die mehrfach markant im Bild ist. Die restlichen Außenszenen sind schwer zu verorten, diese Ortschaften am Rhein sehen alle so gleich aus. Am Anfang und Ende des Films sind sie an der markanten Rheinkurve bei der Loreley (St. Goarshausen), die hier als echte nackerte, debil grinsende Uschi (Marie Luise Lusewitz zu Beginn ihrer, naja, Karriere) dargestellt wird. Die Handlung scheint sich zwischen Kaub und Köln abzuspielen. Die Ecke Bingen/Rüdesheim habe ich zumindest nicht gesehen. Einmal ist auch der Stromkilometer 560 im Bild, bei St. Goarshausen. Das Finale scheint auf Burg Gutenfels zu spielen.
Die Haupthandlung beginnt auf einem Schiff. Dort trifft der ehemalige Kapitän Sepp (Willy Harlander), in die Heimat zurückgekehrt, den Pfarrer Bollinger (Helmut Gauer), mit dem er ins Gespräch kommt. Der Pfarrer, ein alter Freund von ihm, berichtet von drei früheren Geliebten des umtriebigen Kapitäns, und dass diese alle Kinder haben, die wohl von ihm stammen. Er trifft die zwei Dorfdeppen Josef (Fritz Korn) und Conrad (Erich Kleiber) und bittet diese, sich auf die Suche nach seinen verschollenen Leibesfrüchten zu machen, und die zwei Spießgesellen machen sich auf den Weg. Später stoßen deren Söhne Jupp (Olli Maier) und Connie (Werner Singh) dazu, die in diesem Leben auch keine Nobelpreisträger mehr werden, und helfen bei der Suche nach dem Nachwuchs des spritzfreudigen Seebären. Schockschwerenot – am Ende entpuppen sich die erwarteten strammen Kapitäns-Söhne als nichtsnutzige Töchter. „Do legst di nieder!“ Nach dem ersten Schreck gewöhnt er sich daran. Immerhin sind es keine schwulen Söhne, noch mal Schwein gehabt! („Homophobie in der deutschen Sexkomödie der 1970er Jahre“ wäre mal ein interessantes wissenschaftliches Forschungsgebiet. Unglaublich teilweise.)
Der sich verantwortlich zeichnende Regisseur Quirin Steiner, der wohl mit Peter Steiner nichts zu tun hat, schrieb und drehte ein Jahr zuvor „Hausfrauen-Report 4“. Der und dieser Film sind seine einzigen Regie-Arbeiten geblieben. Hypothese: Es war kein großer Verlust für die deutsche Kinogeschichte. Denkbar wäre auch, dass das ein noch nicht geklärtes Pseudonym eines anderen Regisseurs ist. Autor ist der Österreicher August Rieger (1914-1984), der einige Drehbücher von 1951-1980 vorweisen kann und auch mit anderen Größen des Genres arbeitete. „Urlaubsgrüße aus dem Unterhöschen“ (1973) von Walter Boos z. B. schrieb er für die gleiche Produktionsgesellschaft wie hier, die „TV 13 Fernseh- und Filmgesellschaft mbH“ aus München, die oft und gerne mit Boos zusammenarbeitete. Quirin ist ein ziemlich seltener Vorname, der zudem wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt auch noch „Lanzenschwinger“ (!) heißt. Ist reine Spekulation, aber für mich das riecht nach Pseudonym. Zumal das ja damals auch gang und gäbe war. Wer kennt nicht die vielen Filme von Wolfgang Frank, Manfred Gregor, Michael Thomas und Fred Williams – alles Pseudonyme vom „Schweizer Roger Corman“ Erwin C. Dietrich. Aber ich schweife mal wieder ab. Zurück an die Loreley.
Was gibt es zu den Darsteller*innen zu sagen? Die omnipräsente Elisabeth Volkmann (1936-2006) schaut auch mal vorbei und kriegt vom Kapitän etwas an den sekundären Geschlechtsmerkmalen rumgeschraubt.
Der Rest des Casts sagte mir sonst nichts. Aber das Internet weiß ja alles, nech. Lustigerweise spielte Erich Kleiber (1929–1985), der „Conrad“, einen der Möbelpacker in „Unser Willi ist der Beste“ (1971), ebenfalls mit Heinz Erhardt, direkt am Anfang, als seine Schwester (Ruth Stephan) bei ihm einzieht. Sein schauspielerischer Einsatz (einige Sätze wie „Wo soll denn der Vogel hin?“) reichte leider nicht mal zur namentlichen Nennung im Abspann.
Der rothaarige „Josef“ Fritz Korn (1920–1994) hatte noch zwei kleinere Rollen bei Derrick – eine sogar in der hier schon besprochenen Folge „Tote Vögel singen nicht“. Schöner Zufall. Er hat allerdings in der imdb nicht mal einen Rollennamen, ist wohl einmal irgendwo im Bild.
Der „Sepp“ Willy Harlander (1931–2000) kam mir auch bekannt vor – seine heute wohl prägendste Rolle dürfte Josef Brettschneider sein, der Kriminalobermeister in den bayrischen Tatort-Folgen mit Gustl Bayrhammer als Kommissar Veigl von 1972 bis 1981.

Der „Jupp“ wird von einem Herrn namens Olli Maier gespielt. Der war – aufgepasst – der Ehemann von Helga Feddersen (damals mit ihrem markanten Äußeren als „Ulknudel“ recht populär, heute vielleicht am ehesten als Ehefrau von Ekel Alfred in der zweiten Staffel von „Ein Herz und eine Seele“ bekannt) und hat u. a. in der TKKG-Serie von 1985 den Magier Raimondo in der Folge „Der blinde Hellseher“ gespielt. Kann man nicht nicht ausdenken!
Die jungen Damen turnen größtenteils auch in anderen Nackedei-Filmen der Zeit rum, manche haben auch nur in diesem Machwerk mitgewirkt und hatten dann verständlicherweise keinen Bock mehr.
Was bleibt? Gags und Witze, die Mack Sennett schon 1914 als zu altbacken und unlustig abgelehnt hätte, grenzdebile Darsteller, die Figuren spielen, deren Stammbaum offenbar ein Kreis war, ein paar Nackedeis – das Ding ist selbst für Freunde des Genres und für abenteuerlustige Schabernack-Archäologen in gesamter Länge schwer zu ertragen. Lediglich die Schauplätze sorgen für etwas Kurzweil und 70er-Nostalgie.
VHS: Atlantis Video
DVD: „Erotik Classics“, WVG Medien, 2009