Auf der Alm da gibt’s koa Sünd (D 1974)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Hubert Frank
Produktion: Günther Eulau / Lisa Film
Premiere: 11. Oktober 1974

Unter weiter geht es – furchtlos und unaufhaltsam – durch das filmische Werk von Regie-Hansdampf-in-allen-Gassen F. J. Gottlieb. Und herrje, nicht schon wieder Lisa Film, und dann auch noch was – im weitesten Sinne – „Erotisches“. Ich gebrauche diesen Terminus hier nur widerwillig – im Kern ist es die übliche Blödel-Komödie im österreichisch-bayrischen Milieu, nur mit noch mehr Sexismus und Rassismus zum Fremdschämen und ein paar Nackerden. Hier sind noch Versatzstücke des Agentenfilms nachzuweisen.

Der Titel ist natürlich Gold und bis heute ein geflügeltes Wort, was besseres kann einem Film kaum passieren. Streng genommen ist es sogar ein Remake, denn bereits 1950 hat Franz Antel einen Film unter dem gleichen Namen gedreht, der inhaltlich wohl nichts gemein hat.

1974 war in gewisser Weise eine Zeit des Umbruchs, die „Sexwelle“ im bundesdeutschen Kino war eher am Abklingen, eine Sättigung trat ein. Gleichzeitig war absehbar, dass früher oder später auch „richtige“ Pornographie immer gesellschaftsfähiger wurde. Zur Erinnerung: 1974 war Pornographie in Deutschland immer noch per se illegal und wurde wie Drogen geschmuggelt, gerade über die dänische Grenze. 1975 sollte dann die Freigabe kommen. Tatsächlich sind viele der frühen deutschen „Juckelfilme“ inhaltlich und stilistisch gar nicht so weit von Produkten wie diesem hier entfernt, nur halt mit Genitalien.

Spion Heiner (Alexander Miller) bei der Arbeit

Wir beginnen mit einer Autoverfolgungsjagd mit einem Citroen DS und einem Porsche – ein Professor Solo (Walter Feuchtenberg), Erfinder einer Formel, mit der man aus Müll Benzin machen kann, wird von einem Agenten-Pärchen schließlich beim Halt an einer Tankstelle durch einen Schuss in den Allerwertsten vermeintlich getötet, er übergibt den Mikrofilm mit der Formel an den etwas tumben Tankstellenbetreiber Josef Sandler (Alexander Grill). Der vermeintlich tote Professor war aber nur betäubt und ist nun in den Fängen des Agenten-Paars. Deren weibliche Hälfte Sally geht gleich mal naggisch baden im See, damit wir auch endlich Möpse sehen, der Film läuft ja schon 6 Minuten.

„Probieren wir die Liiiebe?“ – „Das geht jetzt net, ich muss melken!“ – „Dann melken wir die Liiiebe, haaa!“

Josef Sandler sieht sich derweil schon als Millionär mit der Wunderformel. Zwischendurch befummelt ein gewisser Tino (Rinaldo Talamonti), der „notgeile Italiener“, der in keinem dieser Filme fehlen durfte, noch eine junge Frau (Elisabeth Felchner), die am Waldesrand Beeren pflückt.

Die aufgrund des augenscheinlichen Mords gerufene Polizei erscheint in Gestalt von Gendarm Xaver (Hans Terofal). Tino denkt, die schießwütigen Agenten sind hinter ihm her und haut ihm erst mal eine riesige Zange auf den bemützten Kopf. „Do legst di nieder!“ Zur Wiederbelebung übergießt er ihn mit Wasser. Auf den Schreck kriegt er erst mal einen Obstler. Hey, endlich wieder mal was für die Galerie „Hans Terofal beim Saufen“. Herrgott.

Nach ein bisschen Blabla zieht er weiter mit seinem Fahrrad, und erwischt den Tino und die holde Maid beim „Melken“. Auf der Alm gibt es also doch „e Sünd“, der Filmtitel lügt, wer hätte es geahnt.

Bayrisches Multitasking

Vom Gendarm aufgeschreckt läuft die Maid von dannen, und folgender Dialog entspinnt sich. Dieser Film ist – wie zu erwarten – eine Goldgrube für alle Arten von Ismen.

Gendarm: „Können Sie das nicht daheim machen?“

Tino: „Nein, denn ich komme aus bella Silicia – das ist zu weit.“

Gendarm: „Oh weh, e Itaker! Ein Gastarbeiter!“

Tino: „Nicht schimpfen, ohne uns könnt ihr eh nicht auskommen!“

Gendarm: „Ha-haa – das hier können wir bestimmt auch!“

Tino: „Aber nicht so gut wie wir!“

Gendarm: „Nicht frech werden, du Zwergl, sonst sperr ich dich ein!“

(…)

Tino: „Ich? Ich bin ein armer Italiener.“

Gendarm: „Jaja, ich weiß schon, Mafia und so!“

Deutsche Populärkultur 1974. Natürlich nur lustig gemeint, hahaha. Diese Gastarbeiter, hahaha. Lassen anständige blonde (!) deutsche Mädchen nicht mal in Ruhe eine Kuh melken. Ein echter Schenkelklopfer.

Aufgelöst wird dieser Disput natürlich dadurch, dass ein riesiger Mann namens Emil (Erhard Weller) zu Tinos Überstützung aus dem Nichts in Bild kommt und der Gendarm verängstigt von dannen rauscht. Wie sonst. Emil, offenbar ein Kumpel von Tino, erkundigt sich, wie denn das Mädel so war, aber mangels Abschluss kann Tino noch keine Auskunft geben, er müsse morgen weitermachen. Emil bietet an, den Job zu übernehmen, Tino lehnt dankend ab. Kein Kommentar.

Wir sind erst bei Minute 13 und ich liege mit dem Kopf auf der Tastatur.

Einmal tief Luft geholt und weiter. Wir befinden uns in einem Gasthaus, ein Gast lässt zu fröhlicher Blasmusik gegenüber der Bedienung folgende Dialogperle aus dem Kopf fallen:

„Mach mir doch schnell e Hupferl! (…) Aber wenn’s mir doch grad so juckt, ganz heiß und steif isser, ha!“

Worauf die Bedienung ihm hysterisch lachend zur Abkühlung das soeben servierte Maß Bier in die brünstige Lederhos’n kippt. „Jetzt ist die ganze Pracht beim Deifel!“ Sexuelle Belästigung als Kavaliersdelikt, eine zünftige Gaudi.

Nach diesem heiteren Intermezzo geht es mit dem Plot weiter – unser Tankstellentyp mit der Zauberformel trifft ein und erzählt dem dicken Wirt (Gerd Eichen), dass sie reich werden können. Seine Kinder hätten so ein Vergrößerungsgerät, mit dem man den Mikrofilm lesen kann. Sie werden dabei belauscht vom Agenten, der nun weiß, wo der Mikrofilm ist: Im Gürtel der Lederhose.

Tino hat nun als lustigen Sidekick den Riesen Emil. Ein beklaut einen Passanten, indem er ein 5-DM-Stück auf den Weg wirft, der Klischee-Bayern (nur echt mit Pfeife und Hut) bückt sich, zack, weg ist die Geldbörse. Merke, liebes Publikum: Diese Gastarbeiter vernaschen nicht nur unsere Frauen, sondern klauen auch wie die Raben. Der „Gag“: Die Börse ist leer. Also 5 DM Miese gemacht.

So macht man übrigens Benzin aus Müll. Falls mal jemand fragt.

Unsere beiden Dorfdeppen stehen währenddessen vor der Formel wie die sprichwörtliche Kuh vorm Protonenbeschleuniger.

Jetzt ist dem Drehbuchautor wohl eingefallen, dass das ja ein Sexfilm werden soll, es folgt eine komplett unmotivierte Sexszene der beiden Spione zu hirnerweichenden „lustigen“ Musik mit Gesang. Eine Frau spannt durchs Loch, hinzu kommt der notgeile Gast von eben und runter geht der Schlüpfer. Wie schön, dass er noch Verwendung für seine „Pracht“ gefunden hat. Dieser Film, ey.

Derweil wird weiter über der Formel gerätselt, u. a. wird der Dorfarzt hinzugezogen (Ulrich Beiger). Mehr als „Gibt mir noch e Bier!“ kommt dabei aber nicht heraus.

Zwischendurch gibt es noch die obligatorische „Fensterl“-Szene. Statt des erwarteten Beischlafpartners erscheint allerdings der Agent zum Koitus-Appell, was die Dame nicht stört. Allerdings taucht auch der erwartete Gast auf, und eine Schlägerei beginnt. Zufällig stößt das inzwischen gut angeheiterte Trio, genug vom Formeln haben, dazu, der Tankstellentyp Josef nutzt die Gelegenheit, mal zu sehen, ob er auch „was abstauben kann“. Doch, huch, es ist seine Nichte, und dann kommt auch noch seine Frau Gemahlin die Tür rein, er flieht aus dem Fenster und fällt in den Porsche der Agenten. (Wohin auch sonst?)

Am nächsten Morgen wird er dann dem Professor gegenübergestellt. Er ist immer noch strulle, der erste Satz am Morgen ist: „Huhuuuu … bumsen wir zwei einmal einen … hihihihi„. Er ist überrascht, dem totgeglaubten Professor gegenüberzustehen, er wird befragt, wo der Mikrofilm ist. Der sich ja in seiner Lederhose befindet, die er dann ausziehen soll. Was er auch prompt macht. Er kriegt einen dicken Ast auf die Omme, als er Frau Agentin an die Bluse will.

Tino verabschiedet sich von seiner Nachtbegleitung, und bekommt noch einen Laib Brot hinterhergeworfen als Wegzehrung, wie man das halt so macht nach dem One-Night-Stand.

Josef und der Professor sind am Baum gefesselt, doch sie können sich befreien. Als Dank für die Befreiung soll der Prof bei der Erzeugung des Benzins helfen. Josef, immer noch nackt, flieht, unser Gendarm Xaver erwischt ihn und will ihn verhaften. Und wieder gelingt ihm die Flucht (die natürlich das Klamottenpotenzial von einem Mann ohne Klamotten auskostet. Den Gendarm kriegt zum Beispiel ein Nudelholz auf den Kopf und fällt mit dem Arsch auf einen Kaktus. Brüller.)

Im Prinzip geht es immer so weiter – Gags aus der Comedy-Hölle, sexistische Kacke mit bayrischem Dialekt, Blasmusik, ab und zu werden Brüste in die Kamera gehalten. Mal ein „lustiges“ Episödchen, mal ein „erotisches“ Episödchen. Natürlich ist die Suche der Agenten nach dem Mikrofilm der dünne rote Faden.

Noch ein weltanschauliches Kleinod. Die Nichte von Josef wird beim engagierten Geschlechtsverkehr auf der Wiese erwischt und von Josef und seiner Frau anschließend zur Rede gestellt. Man lese und würge:

Frau: „Diese Schand! Diese Schand! Wie kannst du uns nur so was antun!“

Josef: „Hast du denn überhaupt kein Schamgefühl!“

Nichte: „Ich habe mal gelesen, wenn man vergewaltigt wird, soll man sich nicht wehren. Das ist gefährlich!“

Josef: „WAS?! … Mhmh, jaaa, da hab ich mal was gelesen, hehe.“

Frau schaut skeptisch.

Josef: „Is ja auch kein Wunder, so wie du immer herumrennst! Das ist geradezu eine Provo… vo… oder wie das heißt.“

Sprach’s und ging ins Wirtshaus, um „seinen Kummer herunterspülen.“ Ein Film, nach dessen Sichtung man eine Aspirin und eine Dusche braucht.

Der Professor macht nun gemeinsame Sache mit dem Vierergespann um Josef, baut wie ein übereifriger Chemie-Lehrer allerlei lustig blubbernde bunte Gläser in die Küche. Die Agentin verkleidet sich als Marktfrau mit frischen Eiern und schleicht sich in besagter Labor-Küche. Der Mikrofilm verbrennt durch Josefs Trotteligkeit, nur die fertige Flüssigkeit, anhand der mal die Formel rekonstruieren kann, bleibt und wird prompt von der Spionin gemopst. Die beiden fahren mit der Flasche von dannen, nur ist der Inhalt explosiv und der Porsche explodiert im Off. Beide sitzen nackt in den Überresten. Benzin hin oder her, sie gehen erst mal knattern, wo sie schon nackt sind. Ende.

Diese Sexszene bleibt uns (leider oder Gott sei Dank?) erspart

Auf der Habenseite – Regisseur F. J. Gottlieb macht handwerklich einen sauberen Job, effizient, aber effektiv (auf dem gegebenen niedrigen Niveau ohne große Experimente), dafür ist er einfach ein alter Hase im Geschäft mit viel Erfahrung. Das Drehbuch von Hubert Frank (* 1925) ist nur eines von vielen in der Zeit, er war wohl eine Art Spezialist für diese sehr (sagen wir es nett) bodenständige Art von Lustspiel. Er trat teilweise auch als Regisseur in Erscheinung, zum Beispiel beim Film mit dem hübschen Titel „Muschimaus mag’s grad heraus„, ebenfalls 1974 erschienen. Nach 1980 kam dann aber nicht mehr viel.

Alena Penz (* 1949), die die Spionin Sandy spielt und dabei mit ihren Reizen nicht geizt, stammt ursprünglich aus der damaligen Tschechoslowakei und wirkte ab 1969 in allerlei dieser Schabernack-und-nackte-Haut-Filmen mit. Hier ist sie uns schon in Franz Antels „Wenn Mädchen zum Manöver blasen“ begegnet. Der vielleicht beste Film ist wohl der damalige Skandalfilm „Salon Kitty“ (1975) von Tinto Brass, sie hat also auch hier und da mal in Italien gedreht. Nach 1980 war ihre Karriere vorbei, laut Wikipedia lebt sie seit 1990 wieder in der Tschechoslowakei. Ihr Filmspion-Kollege Alexander Miller hat außer hier kaum noch Filme gedreht. Hintergründe sind mir nicht bekannt.

Der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) ist uns auch bei den manöverblasenden Mädchen schon begegnet. Auch er ein Dauergast in solchen Filmen. Ebenso Rinaldo Talamonti (* 1947), der hier viel erleiden muss. Ob ihm das heute peinlich ist, in welchem offen fremdenfeindlichen, Klischees befeuerten Dreck er damals mitwirkte?

Erhard Weller (1926–1986) ist noch ein paar Worte wert, er war mit 2,36 m einer der größten Menschen der Welt. Kurioserweise gibt es in der englischen Wikipedia einen (kurzen) Artikel, in der deutschen gar keinen. International war wohl unter dem Spitznamen „Big Bimbo“ (?!) bekannt. Ein hat in einer Handvoll Filme mitgewirkt, dieser wohl der bekannteste, und war auch mal bei Rudi Carrell in „Am laufenden Band“ zu Gast.

Hans Terofal (1923-1976) ist selbst mit einem zusammengestoppelten Grottendrehbuch wie diesem hier immer ein bisschen lustig auf seine quirlig-zappelige Art. Er hat hier relativ viel Screentime und ein paar der besseren Gags, er beherrscht „physical comedy“ einfach im Vergleich zu den anderen Zappelphilippen. Er war hier schon fast am Ende seines zu kurzen Lebens, 1975 folgen noch zwei Filme, danach starb er.

Ach ja, weil es eine Lisa-Film-Produktion ist, gibt sich unser Otto Retzer auch die Ehre in einer Mini-Rolle, hier ist er kaum erkennbar und zudem von Norbert Gastell nachsynchronisiert recht am Anfang als Pferdekutscher zu sehen. Hier ist er eigentlich wie so oft als „Aufnahmeleitung“ tätig.

Ich bin ja durch dieses Projekt hier echt abgehärtet, was Schwachsinn angeht, aber das Teil ist schon eine ganz besondere Qualität. Schmerzhaft unlustig (auf Bierzeltniveau wäre noch geschmeichelt), weltanschaulich ganz finstere bayrisch-österreichische Holzköpfe, Gags aus der allerletzten Kintopp-Mottenkiste, furchtbare Musik und trotz nur 78 Minuten – trotz einer flotten Inszenierung – zäh und in gesamter Länge schwer am Stück zu ertragen, was für ganz Hartgesottene. Vielleicht das furchtbarste, was Lisa Film je verbrochen hat? Noch habe ich nicht alles gesehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch.

Der Film ist recht problemlos auf DVD zu bekommen, einzeln oder in einer „Dirndl-Box“. Obacht: Es gibt auch eine gekürzte FSK16-Version. Ja, der Quatsch hier ist immer noch FSK18. Fragt mich nicht, warum. Was genau da geschnitten ist, keine Ahnung. Das 1986 erschiene VHS-Band der UFA wurde damals sogar indiziert. Es gibt unter dem Titel „Bottoms Up“ sogar eine amerikanische Version, synchronisiert und laut schnittberichte.com um einige Sekunden Sex erleichtert, nicht dass die armen Amis noch verdorben werden.

Zärtliche Chaoten (D 1987)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Thomas Gottschalk
Produktion: Karl Spiehs / K.S. Film
Premiere: 20. August 1987

Ein weiterer Film aus der Spätphase der Lisa Film. 1987 war sowohl die Zeit von Thomas Gottschalk als auch der klassischen Lisa-Film-Komödie langsam ausgelaufen. „Zärtliche Chaoten“, unter der Regie vom soliden Handwerker Franz Josef Gottlieb entstanden (es ist sein vorletzter Kinofilm), zählt zu den etwas unbekannteren Werken mit Thomas Gottschalk. Streng genommen ist es kein „richtiger“ Lisa-Film, denn im Abspann ist als Produktionsfirma „K.S. Film“ genannt, was aber natürlich für Karl Spiehs steht. Hinter den Kulissen sind u. a. auch mit Erich Tomek und Otto Retzer zwei der üblichen Verdächtigen am Werk, also rechnen wir das der Einfachheit halber mal zum Lisa-Kanon. Zufällig ist mir gerade die DVD zugelaufen, dann wollen wir diese Lücke hier auch mal schließen.

Hier ist Gottschalk mal ohne Mike Krüger unterwegs, als weitere Hauptdarsteller sind hier Michael Winslow (* 1958) und Helmut Fischer (1926-1997) am Start. Michael Winslow war damals gerade populär aufgrund der „Police Academy“-Reihe und Helmut Fischer, ein bayrischer Volksschauspieler, war aufgrund seiner sehr erfolgreichen Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983) auch angesagt. So ist wohl diese – aus heutiger Sicht – etwas kuriose Zusammenstellung zu erklären. Wie so oft bei Spiehs – alles auf maximale Vermarktbarkeit getrimmt.

Aus dem Werberatschlag

Auch hier wird wieder ein Musikstück in die Charts gedrückt – oder es zumindest versucht, ganz in der Tradition der Schlagerfilme der 70er. Auf dem Filmplakat ist „Without You“ als Untertitel zu lesen, damit ist der gleichnamige Song in der Version von Harry Nilsson gemeint. Er war in der hier schon im Vorspann gespielten Version schon recht alt (1971), heute dürfte am ehesten die Cover-Version von Mariah Carey, die 1993 eine Nummer 1 war, bekannt sein. Er wird im Laufe des Films recht penetrant immer und immer wieder gespielt. Sonst werden tatsächlich einige Songs aus „2 Nasen tanken Super“ recycelt, typische Mitt-80er-Lala halt.

Die recht lange Pre-Opener-Sequenz vor dem Vorspann (gut 6 Minuten) hat einen netten Kniff – direkt im ersten Bild reitet Pierre Brice als Winnetou ins Bild. Schnell stellt sich heraus – man hat nicht die falsche DVD eingelegt, sondern es ist ein Film im Film, Brice spielt sich quasi selbst und beschwert sich über einen misslungenen Stunt. „Ich bin es gewöhnt, mit Profis zu arbeiten!“ Unsere drei Helden sind dort alle in der laufenden Produktion eingesetzt und verlieren prompt ihre Jobs wegen akuter Unfähigkeit.

So „Film im Film“-Ideen und Promis, die sich selbst spielen, finde ich immer interessant. Quasi „Curb Your Enthusiasm“ in der teutonischen Karl-May-Version. Und das schon 1987. Interessante Idee. Leider wird sie nach dem Vorspann auch fallengelassen. Ein pseudodokumentarischer Film über die Dreharbeiten zu Winnetou in dem Stil hätte echt interessant werden können, vielleicht mehr als der eigentliche Film, leider ist es hier mehr ein Vorspiel als Teil des Plots.

Dann fängt die eigentliche Geschichte an. Als Drehbuchautor ist hier tatsächlich Thomas Gottschalk persönlich verzeichnet, wobei er sich offensichtlich von der französischen Komödie „3 hommes et un couffin“ (Drei Männer und ein Baby) von Coline Serreau (erschienen 1985) hat inspirieren lassen.

Kurz zusammengefasst: Die drei Spießgesellen lernen durch eine Autopanne die junge Rosi kennen. Nach einer wilden Partynacht wachen sie alle mit Filmriss und ohne Beinkleid auf, und Rosi ist schwanger. Wer ist der Vater?

Jeder der drei glaubt, der Erzeuger zu sein, und versuchen die werdende Mutter zu unterstützen, was natürlich meist ob der komödiantischen Effekts in die Hose geht. Am Ende gebärt sie Drillinge, einer davon ist schwarz. Sie sind also alle drei beteiligt. (Was jeder biologischen Logik widerspricht, aber hey. Und suggeriert den wohl bizarrste Rudelbums in der Geschichte des Sex. Brrr. Weiche, Kopfkino. Die Szene wird im Film nur angedeutet, die Nacht wird übersprungen, und lustigerweise von einem Bild eines Regenbogens „illustriert“ – der Film war aus Versehen seiner Zeit voraus.)

Rudelbums – vorher
Rudelbums – nachher

Der zweite Akt beginnt – wie könnte es anders sein in einem Spiehs-Film – am Wörthersee. Dort hat Schmidhuber (Fischer) früher mal in einem Hotel seine Ausbildung gemacht, sie wollen dort wieder in Lohn und Brot kommen. Der Chef des Hotels ist Ludwig Haas (1933-2021 – der Doktor aus der Lindenstraße) und auch wenig begeistert. Dennoch lässt er sich überzeugen, die drei Pfeifen als Kellner und Küchenpersonal einzustellen. (Das Hotel ist übrigens genau das, in dem einige Jahre später die Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ entstand, das Falkensteiner Schlosshotel Velden.)

Ein paar Gags seien hier mal zur Veranschaulichung des humoristischen Niveaus dargeboten: Fischer als Kellner hat Stress mit dem Chefkoch, den er veräppelt. Dieser schwört Rache. Fischer soll als Kellner einer feinen älteren Dame das Frühstück servieren, mit Deckel. Er tut dies, und das Frühstück entpuppt sich, entdeckelt, als kunstvolle Reproduktion eines männlichen Genitals aus Wurst, Ei und Spinat.

Die Dame rauscht empört von dannen, wütend wirft Fischer die Zutaten in hohem Bogen aus dem Fenster. Im Garten sonnt sich nichtsahnend der Herr Direktor, und das passiert:

Nachdem man sich vor dieser Zwerchfellattacke erholt hat, bekommen wir Michael Winslow als eine Art dürre, schwarze Tina-Turner-Parodie auf die Linse gedrückt. Der Chefkoch kommt des Weges und baggert sie an („Hallo, schönes Fräulein. Ganz allein?“ Diese Dialoge sind einfach Shakespeare.)

Fake Tina Turner geht darauf ein, sie gehen ins Haus, dort wird Champagner und Kaviar kredenzt. Der wohlbeleibte Koch wird zwecks Koitus-Vorbereitungen nach nebenan zum Duschen geschickt, Winslow erweckt mit seinen Stimmkünsten den Eindruck, der eifersüchtige, Verbalinjurien brüllende Freund wäre erschienen und droht dem Koch den gewaltsamen Tod an, er offeriert verängstigt als Wiedergutmachung den Inhalt seines Vorratsschranks. So kommt Winslow zu einem großen Körbchen voller teurem Luxusfutter. (Was damit geschieht? Weiß weder der Drehbuchautor noch der Zuschauer.)

Nach diesem heiteren Stelldichein am Wörthersee geht die Story zurück nach München. Die drei erhalten einen Brief (nein, eine „message“, man war 1987 schon cool) von Rosi, dass sie schwanger ist. Wie schon erwähnt, kommt jeder der drei in Frage.

Auch mal wieder am Start: Herbert Fux

Um Geld zu verdienen, hecken Sie einen Plan mit einem Gerät gegen Mundgeruch aus, was zu einer Reihe bizarrer Szenen führt, von einer halbgaren Miami-Vice-Parodie bis hin zu Michael Winslow, schon wieder als Drag Queen. Männer von Frauenklamotten, haha, einfach soooo lustig.

„Die Bräunungscreme, die Sie mir empfohlen haben, ist wirklich fabelhaft! Schauen Sie mich an! Ist die Wirkung nicht toll?“

Danach versuchen sie sich als klischeehafte Mariachi-Band, zum Playback, weil: Rod Stewart kann ja auch nicht singen und bewegt nur den Mund, während „e Banderl“ läuft. Und so haben wir den Hattrick – innerhalb von nicht mal fünf Minuten: Transphobie, einen mehr oder weniger rassistischen Witz (siehe oben, wenn er wenigstens lustig wäre) und nun die gute alte kulturelle Aneignung. Lisa Film bleibt sich da echt treu (weitere Ausführungen dazu siehe „Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob“ – im Vergleich ist das hier noch relativ harmlos).

Um die Stunden-Marke spult der Film etwas vor, die Monate vergehen, mit den klassischen Kalenderblatt-Bildern, zwischendurch weitere Abenteuer der drei als Playback-Musiker, während Rosis Bauch wächst.

Michael Winslow darf noch mal seine Geräuschemacher-Künste in einer Szene im Kaufhaus zeigen. Er klaut aus Versehen Spielzeug und wird erwischt, worauf sich seine Flucht eine recht aufwändige Action-Sequenz aufbaut. Schließlich wird er doch gefasst, der „klauende Ausländer“ (da schmunzelt der anständige deutsche Kinogänger im Jahre 1987). Er wird zu Schadenersatz verdonnert. Die Geldnot ist wieder da. Gut, dass gerade völlig unmotiviert dieses dezente Schild in der Landschaft rumsteht. 10.000 Mark für die Ergreifung eines Exhibitionisten. Oha. Pimmelwitze im Anmarsch. Mal sehen, was der dritte Akt so an humoristischen Niederungen zu bieten hat.

Die drei beschließen also, dass Gottschalk den Exhibitionisten spielen soll, damit sie die Belohnung kassieren können. Sie schleppen ihn gefesselt zur Polizei, der skeptische Polizist will wissen, wie er es gemacht hat. Er öffnet den Mantel falsch und der Schwindel fliegt auf. Ein wilder Bikertyp (Hans-Georg Panczak) mit einer Art Wikinger-Helm, vom Bock gestürzt mit Aua-Arm, kommt ins Präsidium, erzählt von einem Bootrennen, Siegesprämie 10.000 DM. Welch passender Zufall, dass wir nun zum Wörthersee zurückkehren können für die nächste super-duper spannende Actionszene. Immerhin gibt es ein paar ganz nette Stunts, eine Jagd mit Motorrad und so einem Luftkissenfahrzeug durchs Kaff. Wie bei James Bond. (Fast.)

Sie haben es so eilig, weil die Geburt ansteht, also hopp ins Krankenhaus. Dort soll die bange Frage nach der Vaterschaft endlich geklärt werden, das Ergebnis ist … interessant.

Thomas Gottschalk muss ich wohl nicht noch mal vorstellen. Michael Winslow dürfte auch heute noch recht bekannt sein (bei den jüngeren vielleicht auch durch sein kürzlichen Auftritt bei LOL), er ist hier im Prinzip die gleiche Figur wie in „Police Academy“ (1984), der lustige, pfiffige Geräuschemacher. Er wird hier von Synchronlegende Randolf Kronberg (1942-2007) synchronisiert, einer der Standardstimmen der Zeit für „lustige Schwarze“, am prägendsten wohl Eddie Murphy. Wenn man den Film schaut, ohne hinzusehen, wähnt man sich mitunter in „Beverly Hills Cop“ aus einem seltsamen Paralleluniversum.

Dey Young (* 1955), die Rosi, dürfte heute kaum jemanden was sagen, ich kannte sie bislang auch nicht. Sie spielte über lange Zeit immer wieder mal in Filmen und Serien mit, meist aber eher kleine Rollen. Immerhin taucht sie in noch heute bekannten Filmen wie Running Man oder Pretty Woman auf.

Kleine Rollen haben noch Ulrich Beiger als Drogist in einer seiner letzten Kinorollen, wie schon erwähnt Ottfried Fischer als Chefkoch, Herbert Fux als Penner und auch Glatze-Schnorres-Man und Spiehs-Geselle Otto Retzer hat einen seiner Cameo-Auftritte als Müllmann.

Ulrich Beiger hat auch eine späte, kleine Rolle in der „Miami Vice“-Szene
Der ebenso erwartbare wie hirnschmelzende Schluss-Gag: „Drei Männer – drei Babys!“ Nimm das, Biologie!

Dieses mäßig unterhaltsame Trash-Komödien-Machwerk hat es zumindest auf DVD geschafft, es gibt eine recht leicht zu findende Veröffentlichung von Marketing Film. Kurioserweise ist dort eine deutsche und eine ungarische (?!) Sprachfassung zu finden. Wer hat warum eine ungarische Synchronfassung hiervon gemacht? Diese Frage finde ich fast interessanter als der Film.

Daneben gibt es auch eine DVD zusammen mit dem zweiten Teil. Ja, dieser Kappes hat damals 2-3 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt, also hat sich wohl eine Fortsetzung gelohnt. Mal sehen, ob ich mich da auch noch mal ran wage. Der hat inhaltlich null Komma nix mit diesem Film zu tun, hat aber das gleiche Trio als Hauptdarsteller.

Es gibt sicherlich furchtbarere und unerträglichere Filme im Spiehs-Kanon, dieser Film hat durchaus seine (nostalgischen) Fans. Immerhin hat er ein paar Szenen, die ganz unterhaltsam sind, einmal habe ich sogar gelacht (!). Und das Luftkissenboot war cool.

Lisa-Produktionsleiter Otto Retzer in seinem Cameo als Fachkraft für Müll und lahme Gags

Klassenkeile (D 1969)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Kurt Nachmann, Paul Hengge
Produzent: Horst Wendlandt / Rialto Film, Berlin
Premiere: 28. März 1969

1968 gelang der Franz Seitz Filmproduktion mit „Die Lümmel von der ersten Bank“ ein Überraschungserfolg. Neben den insgesamt sechs „offiziellen“ Fortsetzungen versuchten auch andere Produktionsstudios, ein Stück vom Kuchen abzuhaben. Lisa Film versuchte sein Glück mit dem hier bereits behandelten Immer Ärger mit den Paukern im Oktober 1968. Der immer geschäftstüchtige Horst Wendlandt (1922-2002) mit seiner Rialto Film erkannte die Chance, und warf nun seinerseits auch „Paukerfilme“ ins Rennen. Am 28. März 1969 feierte „Klassenkeile“ Premiere, nachdem er bereits am zweiten „offiziellen“ Teil beteiligt war.

Dies ist also einer der Filme der Reihe, mit denen Franz Seitz nichts zu tun hatte. Mit Uschi Glas gelang es, einen der damaligen Kassenmagneten zu verpflichten, und in kleinen Rollen sind hier einige der Schauspieler zu sehen, die auch bei der Konkurrenz mitwirkten, vor allem Rudolf Schündler und Hans Terofal, die uns hier ja schon zur Genüge vor die Linse gelaufen sind.

Das Drehbuch schrieb mal wieder die bewährte Kraft Kurt Nachmann zusammen mit einem gewissen Paul Hengge, der mir bis eben unbekannt war. Er war zu der Zeit fest bei Rialto Film angestellt und schrieb einiges an Skripten, von einzigen Edgar-Wallace-Filmen bis hin zu aufklärerischen Obskuritäten wie „Van de Velde: Das Leben zu zweit – Die Sexualität in der Ehe“ (1969).

Mal sehen, was die beiden sich da ausgedacht haben. Wir lernen Manuela (Anita Kupsch) kennen, die in der Schule vor allem durch Unwissen und Aufsässigkeit glänzt. Nach einem weiteren Streich fliegt sie von der Schule, sie hat eh keine Lust auf Abitur und will lieber ihren Freund, einen Obst- und Gemüsehändler, heiraten.

Derweil sitzt Katja (Uschi Glas) im Büro, sie ist Nachwuchsjournalistin und schreibt eine Reportage über die heutige Schule, basierend auf den Erlebnissen ihrer Freundin Manuela. Sie ist bekanntlich gerade geflogen, und Katja beschließt, sich selbst als Schülerin in eine 13. Klasse unter dem Namen von Manuela einzuschleusen und aus erster Hand zu recherchieren. Verwechslungskomödie incoming, die Dinger hat Kurt Nachmann echt im Akkord geschrieben.

Natürlich gibt es einen „coolen“ Lehrer, Dr. Wagner (Walter Giller), den unbeliebten Streber, ein komisch schiefgehendes Chemie-Experiment und generell viele der klassischen plot points des Genres werden aufgegriffen. Der „coole“ Lehrer wird natürlich vom alteingesessenen Lehrkörper scheel angekuckt, sie wollen ihn loswerden, die Schüler*innen wollen dies verhindern. Man könnte es etwas böse formulieren: Es ist eine billige Raubkopie der originalen „Lümmel“-Filme, gemischt mit einem guten Schluck „Feuerzangenbowle“. Die dünne Handlung wird episodenhaft durch mehr oder weniger originelle Streiche gestreckt.

Rudolf Schündler spielt hier auch einen Lehrer namens Dr. Krapp-Krapproth, einer der größeren Rollen, der direkt mit diesem wunderbar absurdem Monolog auffällt und einem noch heute daran erinnert, welches Geistes Kind der Lehrkörper dieser Zeit war. Diese Filme entstanden zu einer Zeit des Umbruchs, Stichwort „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“. Dr. Krapp-Krapproth trifft den Direktor auf dem Flur und beklagt sich:

„Schon wieder, es ist unerhört! Herr Direktor, ich unterrichte gerade deutsche Geschichte – was heißt deutsch – preußische Geschichte! Und ich versuche gerade bei den jungen Leuten, die uns ja nun mal eben anvertraut sind, die Andacht wachzurufen, die ja schließlich Preußens Gloria gebührt! Und was machen Dr. Wagner und seine Oberprima? Negermusik! Zack zack zack bumm bumm!“

Dr. Krapp-Krapproth
Rudolf Schündler als preußischer Oberlehrer Dr. Krapp-Krapproth

Schön auch, dass der Direktor nach „Negermusik“ auch direkt kleinlaut „Schwarze! Schwarze Musik …“ einwirft. Man darf ja nichts mehr sagen in Deutschland! Mensch, schon 1969 „woke“, da würden heute direkt wieder die Kommentarspalten glühen. Absurd, dass darüber 2023 allen Ernstes immer noch diskutiert wird.

Wenn du denkst, du spankst, dann denkst du nur du spankst. Uschi Glas kriegt Klassenkeile. Jeder darf mal.

Ein weiterer Lehrer wird von Ulrich Beiger (1918-1996) gegeben, der mir vor allem aus „Das verrückteste Auto der Welt“ (1975) bekannt ist, aber in jenen Jahren viel im Kino zu sehen war, und später auch im Fernsehen (und ja, natürlich auch in zwei Folgen von „Derrick“).

Walter Giller (1927-2011) hatten wir auch schon mehrfach – er spielt hier den sympathischen Junglehrer überzeugend. Näheres zu ihm habe ich bereits beim Film Liebe auf krummen Beinen (1959) geschrieben.

Walter Giller, Ulrich Beiger

Hans Terofal (1923-1976) hat hier nur eine kleine Rolle, er ist der Kapellmeister einer bayrischen Blaskapelle, die während einer Klassenarbeit im Schulfoyer zünftige Blasmusik spielt. Er hat sichtlich Spaß dran, zumindest muss er nicht saufen und albern rumzappeln.

Hans Terofal hat Gaudi – „Wir sind bezahlt worden, dass wir hier blasen, daher blasen wir hier!“

Herbert Weissbach (1901-1995) ist direkt in der ersten Szene der Lehrer. Zu ihm habe ich auch hier und da schon öfter was geschrieben, schön, dass er hier mal mehr als einen Satz sagen darf. Auch er ist uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, z. B. in Der Partyphotograph.

Manuelas Vater ist noch prominent besetzt – das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999) gibt sich die Ehre, sein Film direkt vor dem noch absurderen, hier schon behandelten Charley’s Onkel. Hier jagt er keine Nutten, sondern spielt eine typische Millowitsch-Figur, der joviale, gutgelaunt-kieksende Sympath.

„Ein Kuss! Empööörend!“ – „Ich sag’s ja, der Sex … kommt auch auf uns zu … UNAUFHALTSAM!“ (Vielleicht der beste Gag des Films.) (Inge Wolffberg, Rudolf Schündler)

Ach ja, noch ein paar Worte zu den Damen. Uschi Glas dürfte auch heute noch geläufig sein, die andere weibliche Hauptrolle Manuela Schulz wird von Anita Kupsch gespielt. Der Name sagte mir zugegebenermaßen nichts. Ihre Filmographie ist auch recht lang, das meiste ist wohl eher dem Vergessen anheim gefallen. Serienfreunde könnten sie noch aus „Praxis Bülowbogen“ kennen, wo sie von 1987 bis 1996 mitspielte. Der Rest der jüngeren Damen sind mehr Deko. Gegen Ende des Films taucht noch Wilma (* 1957) auf, damals so was wie das Pendant zu Heintje, die irgendwas von Glück und Sonnenschein trällert. Das Lied kam als Single nicht mal in die Top 100, und womit? Mit Recht. Immerhin gibt es einen schönen Meta-Gag: Der Direktor (Werner Finck) direkt nach dem Lied:

„Nachdem wir nun unserem lieben Heintje, äh, Wilma – Heintje war ja im letzten Film – gehört haben, wollen wir nun zur Tagesordnung weitergehen…“

Eine Erwähnung wert ist noch die ältliche Lehrerin Dr. Sieglinde Boll, gespielt von Inge Wolffberg (1924-2010), die mir vage bekannt vorkam – Heinz-Erhardt-Fans könnten sie noch als „Fräulein Grauvogel“ aus „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) kennen. Hier hat sie einige schöne Szenen mit Rudolf Schündler, kleine Lichtpunkte in diesem Machwerk.

Insgesamt ein lauwarmer „Feuerzangenbowle“-Aufguss, trotz vieler bekannter Spaßnasen erstaunlich humorbefreit, vorhersehbar und abgekupfert und trotz nur 88 Minuten Lauflänge zäh. Dennoch war es kommerziell ein „mehr als zufriedenstellender“ Erfolg. Vielleicht wollten die auch alle nur sehen, wie Uschi Glas der Hintern versohlt wird. Wer weiß. Darauf ein zackiges „Zack zack zack bumm bumm“.

Wer’s sehen will: Ist sowohl auf einer ganz alten UFA-Videokassette (bei Taurus) zu haben als auch als DVD in einer „Uschi-Glas-Box“ bei Universum Film erschienen.

Ein Käfer gibt Vollgas (D/SW 1972)

Regie, Buch: Rudolf Zehetgruber
Produzent: Rudolf Zehetgruber / Barbara Film GmbH (München)
Premiere: 21. Dezember 1972

Während Teil 4 der Reihe, „Das verrückteste Auto der Welt“ [hier schon kurz besprochen] bei mir durch Kindheitsnostalgiebonus noch recht gut wegkommt, kenne ich die anderen 3 Teile der Dudu-Reihe nicht so gut. Bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob ich diesen hier jemals schon gesehen habe, und riskierte mal ein Auge.

Ist ja immer so eine Sache mit „Kindheitsfilmen“, wie oft denkt man beim Wiedersehen „ach du lieber Himmel“. Nüchtern betrachtet ist das schon starker Tobak, der hier einem geboten wird. Wüste Mischung aus den Herbie-Filmen aus dem Hause Disney, bisschen Eurospy-Versatzstücke aus dem Kindergarten und – hier besonders auffällig – eine Prise der damals sehr erfolgreichen Bud Spencer/Terence Hill. Und eine kleine Prise Schulmädchenreport musste auch rein. Ein durch und durch kalkuliertes Kommerzprodukt, dazu noch Dauerwerbesendung für VW und BMW.

Unser Held Jimmy Bondi ist unterwegs von Afrika nach Portugal, natürlich in seinem treuen High-Tech-Wunderauto DUDU über den Ozean, der selbstverständlich schwimmen kann. Er turnt auf dem Dach herum, macht sich schließlich halb naggisch, um zu duschen, DUDU hat natürlich auch eine Dusche und eine Rückenschrubbautomatik verbaut. Aus dem Befehlt „RÜCKEN SCHRUBBEN nicht fest“ macht der Schelm doch einfach „RÜCKEN SCHRUBBEN fest“. So ein Schlawiner!

Als nächstes lernen wir die bad guys des Films kennen. Ein Obergauner namens Marchese de la Sotta (Karl-Otto Alberty) will Druckplatten erwerben, mit denen man 5-Dollar-Noten drucken kann. Verkäufer ist ein gewisser Plato (Joachim Fuchsberger), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser hat aber nur eine Seite der Druckplatte, die andere ein Freund, dessen Schwester er nun trifft. Besagter Freund wurde bereits von den Strolchen „umgelegt“.

Die Schwester Tamara (Heidi Hansen), um die 20, macht sich gleich mal an den rund 50 Jahre alten Plato ran. „Meine kleine Tamara“, frohlockt er, als er sie sieht. Ein ziemlich befremdlicher Dialog folgt, sie erzählt, wie sie auf einen Fels geklettert ist als Kind, er sie gerettet hat und sie beide gestürzt sind – und er ihr dann den Hintern versohlt hat. Sie klettert wieder hoch, er: „Lass das lieber bleiben, Kleines, sonst muss ich noch mal.“ Während sie ihm quasi den engbehosten Hintern entgegenstreckt. Total normaler Dialog für einen Kinderfilm in den 70ern. „Sagen Sie nicht immer Kleines zu mir, ich bin kein Kind mehr.“ (Dass die Dame in ihrer allerersten Szene sehr offensichtlich keinen BH trägt, ist sicherlich auch nur Zufall.)

Er war über 2 Jahre im Gefängnis, erzählt er, sie: „So lange haben sie keine Frau geküsst? Dann dürfen Sie mich jetzt küssen. Na los! Sie sind nicht der erste!“ Immerhin lässt Plato Zunge und andere Körperteile eingefahren, aber dennoch – was? Klar, welcher 50-Jährige wünscht sich nicht, die Frau zu vernaschen, der er als Kind den Hintern versohlt hat? Ist doch ganz normal, liebe Kinder der 70er. Oft wird heute über versteckte Botschaften in Kinderfilmen gejammert, aber das war damals okay in den vielbesungenen „guten alten Zeit“. Schon klar.

Nach diesem Cringe-Fest kommt es zur ersten Action-Szene. Am Strand treffen der Marchese und seine Spießgesellen auf Plato, eine Schlägerei beginnt, Jimmy und DUDU stoßen zufällig dazu und mischen mit. Die ganze Sequenz ist deutlich bei Spencer/Hill-Filmen abgekupfert, inklusive Soundeffekten (BATSCH BATSCH) und dummen Sprüchen. Dass einer der prügelfreudigen Spießgesellen noch die Synchronstimme von Bud Spencer (Wolfgang Hess) hat, ist sicherlich auch nur Zufall.

Das Mädel versteckt sich in DUDU und lässt dort die Tasche liegen, samt einem belastenden Brief. Und so wird DUDU in die Gangsterstory verwickelt und eine Verfolgung beginnt. Nun ist der „Kleinen“, Tamara, klar, dass Plato nicht Plato ist. Der hat sich damals bei der Kletteraktion die Hand gebrochen und könne daher nicht so prügeln wie soeben gesehen. Er ist ein Polizist, und Tamara erpresst ihn mehr oder weniger, denn sie will dabei sein und sich die Belohnung verdienen. Die Antwort ist so herrlich 70er:

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie geldgieriges Frauenzimmer!“

Aber natürlich stimmt er dann zu. Und die wilde, teils absurde Hatz vor exotischer Kulisse beginnt. „Bedrohliche Situation – DUDU oder anderes absurdes technisches Wunderwerk kommt zur Rettung“, da capo.

In Lissabon treffen dann Nicht-Plato und „Kleines“-Tamara auf Magnolia (Kathrin Oginski), eine „verrückte Erfinderin“ mit etwas zwielichtiger Einstellung, die gleich mal Platos Brieftasche klaut. Sie stellt sich als eigentliche Erfinderin von DUDU heraus.

Kathrin Oginski als Daniel-Düsentrieb-Verschnitt

Im dritten Akt kommt dann natürlich die große Konfrontation, mit viel DUDU-Aktion und Klopperei. Am Ende wollen Jimmy und Plato mit DUDU durchbrennen, aber die beiden Damen holen sie mit dem Fernbedienungsgürtel zurück. Ob die eigentlich die ganze Zeit unterschwellig angedeutete Liaison zwischen Plato und Tamara nun vollzogen wird oder nicht, bleibt offen.

Nomineller Hauptdarsteller dieses Streifens ist Joachim Fuchsberger (1927-2014) als Plato. Der war damals hoch im Kurs nach allerlei sehr erfolgreichen Edgar-Wallace-Filmen in den 60ern, seine Verpflichtung hier muss für Zehetgruber ein echter Coup gewesen sein, auch wenn Fuchsberger hier schon ziemlich am Ende seiner Kino-Karriere war. Dieser Film ist eigentlich auch unter seinem Niveau. Seine spätere Karriere im Fernsehen festigte seinen Ruf, legendär und relevant bis heute z. B. „Heut‘ abend„, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen, die ganze 11 Jahre lief. Etwas in Vergessenheit geraten, feierte er 2007 in der Wallace-Parodie „Neues von Wixxer“ ein Kino-Comeback.

Rudolf Zehetgruber (1926-2023) als „Robert Mark“ spielt Jimmy Bondi. Er ist das eigentliche Mastermind der DUDU-Reihe, als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent (mit seiner BARBARA-Film) und Darsteller ist das schon sehr „sein Baby“. Sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber die Figur funktioniert ganz gut. Tatsächlich scheint er sich seiner schauspielerischen Limitierungen bewusst gewesen zu sein und lässt sich in allen Filmen von Klaus Kindler nachsynchronisieren – immerhin lange der Sprecher von Clint Eastwood. Er ist tatsächlich erst vor kurzem, am 2. Juli 2023, im gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.

Kathrin Oginski (1926-2009) hieß eigentlich Barbara Katharina Zehetgruber und war die Ehefrau von Rudolf Zehetgruber. Sie trat auch nur in seinen Filmen in Erscheinung, was eigentlich fast schade ist, ich finde, sie hat eine gute Ausstrahlung. Hier wird sie allerdings auch von der routinierten Helga Trümper (Kate bei ALF) synchronisiert. Nach ihrem bürgerlichen Vornamen ist auch Zehetgrubers Produktionsfirma BARBARA-Film benannt.

„Ihr denkt wohl, ich bin doof! Bin ich aber nicht.“

Karl-Otto Alberty (1933-2015) spielt Marchese de la Sotta, den bösen Strippenzieher im Hintergrund. Durch seine markante Erscheinung spielte er in vielen Filmen zwielichtige bis bösartige Charaktere, oft genug auch den fiesen Nazi, auch in auch heute noch bekannten amerikanischen Produktionen wie Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold) (1970) oder Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) (1972). Bud-Spencer-Fans könnten ihn noch aus „Plattfuß am Nil“ als „der Schwede“ kennen.

Das sind die bösen Bösewichte in diesem Film. Kein Scherz.

Heidi Hansen, eigentlich Gerti Heibl, die „kleine“ Tamara, hatte eine ziemlich kurze und kuriose Karriere. 1952 geboren, war sie vor allem in der ersten Hälfte der 70er präsent. Ihre ersten Rollen waren im damals blühenden Erotik-Film, vor allem 1971 in „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ und den heute geläufigeren „Schulmädchen-Report 2. Teil: Was Eltern den Schlaf raubt„. Danach wurde sie seriös (?) und verdingte sich als hübsches Mädel zur Deko in Schlagerfilmen wie „Außer Rand und Band am Wolfsgangsee“ oder „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ an der Seite von Roy Black. 1974 war ihre Kino-Karriere vorbei. Keine Ahnung, was danach aus ihr wurde, sie lebt aber (laut Wikipedia) noch.

Heidi Hansen als „Barbara“ in „Schulmädchen-Report 2“ (1971)

Ebenfalls nicht unterschlagen werden soll Heinz Reincke (1925-2011), der im Kino der Zeit ziemlich präsent war und hier einen etwas trotteligen Ganoven spielt, und dem dabei durchaus ein paar heitere Momente abgewinnen kann. Auch im Fernsehen der 1980er ein gern gesehener Gast.

Der Film ist eine ziemlich alberne Posse, selbst als Kinderfilm betrachtet. Er ist schamlos zusammengeklaut aus allen damals populären Genres, dazu seltsame erotische Untertöne. Halbwegs unterhaltsam auf niedrigem Niveau, für Kinder heute vielleicht eher fragwürdig, eher nostalgische Unterhaltung für damalige Fans. Ich gestehe Freunden dieses Films einen „Kindheitsbonus“ zu. Habe ich bei Teil 4 ja auch, der sicherlich auch nicht wirklich ein „besserer“ Film ist.

Wieder alles tutti in Dudu-Land

Schick deine Frau nicht nach Italien (D 1960)

Regie: Hans Grimm
Buch: Ilse Lotz-Dupont
Produzent: Franz Seitz Filmproduktion, München
Premiere: 22. September 1960

Dieses obskure Filmwerk habe ich mal wieder dem YouTube-Algorithmus zu verdanken, der ihn mir ins Bewusstsein spülte. Neugierde erregte hier die Tatsache, dass wir hier ein frühes Werk aus dem Hause Franz Seitz Filmproduktion haben, das uns hier schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Heute am bekanntesten dürften wohl die „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe und später dann Literaturverfilmungen wie „Die Blechtrommel“ sein, mit dem hier schon behandelten Knaller „Big Mac“ (1985) mit Thomas Gottschalk als kuriose Nachgeburt der deutschen Nachkriegskomödie.

Die Produzentenkarriere von Seitz begann 1951, dies ist hier also noch seiner ersten „Schaffensperiode“ zuzurechnen. Wie üblich in diesen Jahren wurde auf Masse produziert, dies ist einer von drei (!) Filmen, die 1960 entstanden. Interessant ist hier auch, dass Hans Terofal aka Hans Seitz hier noch einen Credit als „Produktionsleitung“ hat, seinem eigentlichen Job für viele Jahre (neben einigen kleinen Schauspielrollen), bevor er unter seinem Pseudonym als Schauspieler bekannt wurde und immer den letzten Volldepp spielen musste und mit nur 53 Jahren schließlich Opfer seines Alkoholismus wurde.

Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Drei Paare werden vorgestellt, die Herren sind arrogante Flitzpiepen, riechen nach fremden Parfüms und kümmern sich nicht um den Haushalt und die Kinder. Die Muddis werden sauer und wollen ihnen eine Lektion erteilen, und fahren kurzentschlossen zu dritt nach Italien (wohin sonst). Unterwegs bleiben sie mit dem Auto liegen und werden von zwei charmant-zwielichtigen Italienern „gerettet“ (irgendwie klingen die für mich, wenn sie mit Akzent Deutsch reden, mehr nach Holländern als nach Italienern, liegt vielleicht aber auch an mir). Natürlich wollen die süßholzraspelnd auch den keuschen Muddis an den Baumwollschlüpfer, Vorurteile wollen ja gepflegt sein.

Die Milch kocht über, der Wasserhahn spritzt – man hat es schon nicht leicht als Mann mit ohne Frau

Zuhause bricht derweil das Chaos aus, weil Männer sind ja so unfähig, die Küche sieht aus wie Sau (eieiei). Damit dieser emanzipatorische Akt nicht Schule macht, kehren sie natürlich wieder reumütig zurück und alles ist wieder im Lot. Zwischendurch wird gesungen.

Gefilmt in Eastman-Color sehen wir natürlich auch nebenbei ein Kaleidoskop von postkartenartigen Motiven aus Italien, von Pferderennen mitten in der Stadt bis einer Rom-Sightseeing-Tour mit der Kutsche und lustigem Gesinge („Auf allen Straßen“). Interessant zu sehen, wie Rom damals aussah, ich war dieses Jahr erst dort. Durchaus ein Punkt auf der „Habenseite“ des Films.

Rom anno 1960

Auf allen Straßen such‘ ich die Eine

Sie muss die Schönste und Liebste sein

Wenn ich sie finde, wird sie die meine

Find‘ ich sie nicht, dann bleib‘ ich lieber noch allein

Ich ziehe meine Straße immer weiter

Durch die schöne Welt

Und bleibe dabei immer froh und heiter

Weil mir das Leben so gefällt

Was man so Singt, während man mit der Kutsche durch Rom fährt

Die Lieder sind angenehm kurz und überwiegend von der dieser etwas südländisch-„exotisch“ angehauchter Machart, die damals angesagt war.

Geschrieben hat dieses nette kleine Schlager- und Schmunzelfilmchen eine der wenigen Frauen, die damals in diesem harten Geschäft einen Fuß an Land bekommen haben, eine gewisse Ilse Lotz-Dupont (1893-1968). In der Vorkriegszeit vor allem als Schauspielerin bekannt, schrieb sie in den 50ern und 60ern rund 25 verfilmte Drehbücher. Von „Moselfahrt aus Liebeskummer“ (1953) über „Wenn die Alpenrosen blüh’n“ (1955) bis „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) klingt das doch eher nach solider Hausmannskost, was der Markt halt wollte. Das Himmelbett war wohl etwas erotisch angehaucht und sorgte 1962 für Aufsehen. (Dazu gehörte 1962 nun auch nicht viel. Wenn ich den mal finde, schau ich mal rein und berichte.)

Der Regisseur Hans Grimm (1905-1998) war mir bislang unbekannt. Er hat eine recht kuriose Karriere. Als gelernter Elektriker arbeitete er lange als Tontechniker, bevor er in den 30ern und 40ern zum Cheftonmeister der Tobis emporstieg und dort an zahllosen Filmen beteiligt war. Nach 1945 war er dann als Regisseur tätig für ein gutes Dutzend, überwiegend seichter Filme wie diesen hier. Hier kam ihm wohl zu gute, dass er – nach grober Sichtung – wohl überwiegend an unproblematischen, „leichten“ Filmen beteiligt war und es bei Massenproduktion an erfahrenen und zugleich politisch unbelasteten Regisseuren fehlte, die nicht emigriert sind.

Die Schauspieler*innen sind fast alle Kinder ihrer Zeit und hatten ihren Zenit in den 50ern und 60ern, danach wenn überhaupt noch etwas Fernsehen.

Spontan bekannt war mir tatsächlich nur Harald Juhnke (1929-2005), der hier noch recht jung in seiner sehr produktiven Zeit zu sehen ist, so grob 1957-1963 drehte er einen Film nach dem nächsten, 33 (!) Filme innerhalb von 6 Jahren.

Claus Biederstaedt (1928-2020) war ebenfalls in dieser Zeit sehr produktiv. Tatsächlich dürfte der Name vor allem Synchron-Nerds etwas sagen, war er doch lange im Geschäft und ist in vielen bedeutenden Filmen und Serien zu hören, als Stimme von u. a. Marlon Brando,  Peter O’Toole und Peter Falk. Die meisten Filme seiner Filmographie dürften außerhalb des Freundeskreises der seichten Schlagerfilmchen überwiegend vergessen sein, relativ spät war er noch mal im Roy-Black-Vehikel „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ (1974) zu sehen. Und – natürlich – später dann auch in einigen Folgen von „Derrick“, daher war mir das Gesicht auch vertraut. Generell war er in vielen ZDF-Produktionen der Zeit zu sehen, von „Der Kommissar“ bis „Die Schwarzwaldklinik“. Kleine biographisch-geschichtliche Anekdote: Wie so viele seiner Generation musste auch er in den Krieg, mit 15 Jahren an die Ostfront. Seine Mutter war in der festen Überzeugung, er wäre wie alle (!) seiner Mitschüler gefallen, worauf sie sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben nahm und in irgendeinem Massengrab verscharrt wurde. Unglaublich, was diese Generation durchlitten hat.

Die weibliche Hauptrolle bestreitet Marianne Hold (1933-1994), einer der großen Stars der damaligen Zeit, hier schon gegen Ende ihrer recht kurzen Karriere. Nach den Kriegswirren landete sie als junge Frau in Rom und lebte dort bis zu ihrem Tod. Ihre Filmkarriere war nach 1965 beendet.

Die aus Jugoslawien stammende Elma Karlowa (1932-1994) war ebenfalls ein sehr gesehener Gast in diesen Filmen. Im Gegensatz zu Marianne Hold konnte sie auch später noch im Kino und Fernsehen Rollen ergattern, wenn auch ihre Blüte lange vorbei war. Neben Abstechern in die 70er-Softerotik („Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“, „Was Schulmädchen verschweigen“, beide 1973) war sie sogar in den 90ern noch in einigen Folgen von „Tatort“ zu sehen. Der bedeutenste Film in ihrer Filmographie ist sicherlich „Angst essen Seele auf“ (1974) von Rainer Werner Fassbinder, in dem sie eine kleine, aber schöne Rolle hat als „Frau Kargus“, die schwarzhaarige, etwas pummelige Frau, die Brigitte Mira im Treppenhaus trifft.

Erwähnenswert ist noch eine kleine Rolle von Liesl Karlstadt (1892-1960), es war auch ihre letzte Rolle überhaupt. Zusammen mit Karl Valentin (1882-1948) bildete sie eines der großen Komiker-Duos Deutschlands. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Hier spielt sie Tete, die resolute Hausangestellte von Harald Juhnke. Dass die beiden zusammen mal einen Film gedreht haben, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.

Harald Juhnke, Liesl Karlstadt

„Machen Sie eine typische Handbewegung bei Sichtung dieses Films.“

Typisches Fließband-Produkt seiner Zeit. Tut niemandem weh, unterhält auf niedrigem Niveau, handwerklich sauber. Musik meist im erträglichen Rahmen. Schnulzfaktor schon im roten Bereich, aber (im Rahmen des Genres) noch zu ertragen. Gibt sicherlich schlimmeres, das ist hier ist wohl aber nur für Chronisten und beinharte Juhnke-Fans von Interesse.

Der Film ist wohl weder auf VHS noch auf DVD erschienen, nur eine Ausstrahlung im „Heimatkanal“ bei Premiere anno 2005 ist dokumentiert. Es gibt ihn aber in überraschend guter Qualität auf YouTube.

Die Senkrechtstarter (D 1989)

Regie: Christian Rateuke
Buch: Paul Nicholas (Idee), Christian Rateuke, Christoph Treutwein
Produktion: Werner Mietzner, Wolf Bauer für UFA und SFB
Premiere: 26. Januar 1989

Eine der Komödien mit Mike Krüger, die immer etwas unter dem Radar fliegt. Während die Filme gemeinsam mit Thomas Gottschalk schon als „Kult“ gehandelt werden und auch als DVD bei Müller im Regal stehen, kennen diesen hier nur wirkliche Spezialisten – was wohl vor allem daran liegt, dass es ihn bis heute (Stand August 2023) nur als VHS-Kassette (nur für Verleih) gibt, er ist nie als DVD oder gar digital erschienen. Über die Gründe kann man nur spekulieren – ganz banales Rechteproblem oder ist der Film so grottig, dass er einfach dem Vergessen anheim gefallen ist? Finden wir es heraus. Die Kassette ist mir bislang nie zugelaufen, aber ein netter Mensch hat sich die Arbeit gemacht und einen digitalen Mitschnitt des Tapes auf YouTube hochgeladen.

Es ist auch sozusagen der letzte Ausläufer der „Mike-Krüger-Reihe“, wenn man so will, es sollte für lange Zeit sein letzter Kinofilm sein, und auch die letzte Hauptrolle. Die Zeit war abgelaufen.

Der Film spielt in der fiktiven Zukunft des Jahres 1999. Schon mal der erste (unfreiwillige) Lacher. Erste Szenen in einem Supermarkt, die ganze Welt ist auf schnellen Konsum ausgelegt, aber es gibt auch Eier vom Bauernhof, „wie früher“. Ja, Konsumkritik ist hier ein Hauptthema, wenn auch sehr mit dem Holzhammer.

Die Story kreist sich um Egon (Christina Plate), was trotz des Namens eine junge Frau ist. Diese wird beim Betrug mit Kreditkarten erwischt von einem halbseidenen Detektiv erwischt – und anschließend erpresst. Er benötigt Leute, die für ihn den „Rückholer“ machen. Der Off-Erzähler lässt uns wissen, dass das ein neuer Beruf ist, das sind die Leute, die auf Raten gekaufte Gegenstände, die im Zahlungsrückstand sind, wieder zurückholen. Aus der Not geboren lässt sie sich darauf ein. Ihre Zufallsbekanntschaft Mike (Mike Krüger) bittet sie um Hilfe, ohne ihm die Wahrheit zu sagen, und die heiter gemeinten Episoden beginnen. Zwischendurch schaut auch der Kumpel von Mike, ein gewisser Löffler (Karl Dall) vorbei, um ebenfalls Heiterkeit zu inspirieren. (Die Szenen mit Dall waren für mich kleine Highlights, denn selbst lahme Sprüche aus dem Drehbuch kann Dall immer noch den kleinen Kniff geben. Egal, was Dall sagt, es ist immer ein bisschen lustig, einfach, weil er er ist.)

Natürlich entsteht noch ein Liebes-Subplot zwischen Egon und Mike. Die Lage wird im zweiten Akt dramatisch, Mike will sich irgendwann sogar umbringen. Was vielleicht die schwarzhumorigsten und damit lustigsten Szenen des Films sind. Auch wenn er mit Metallrohr durch ein schweres Gewitter auf einem Brückengeländer balanciert, es sterben nur alle Menschen um ihn herum.

Drehbuch und Regie dieses Werks sind heute alle nahezu vergessen, immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn die Links in Wikipedia rot sind. Als Regisseur zeichnet sich ein Christian Rateuke (* 1943) verantwortlich, der zuvor schon einige Filme mit Dieter Hallervorden gedreht hat (ein Jahr zuvor z. B. „Der Experte“), es war sein letzter Kinofilm. Er hat auch das Drehbuch zusammen mit Christoph Treutwein, der wohl primär als Autor von lustigen Büchern bekannt ist, geschrieben, nach einer Idee von Paul Nicholas.

Christina Plate (* 1965), als Egon eine der Hauptrollen, war mir nicht wirklich ein Begriff. Sie fand mehr in den zeitgenössischen Fernsehserien statt, fast zeitgleich zu diesem Film zum Beispiel in der „Schwarzwaldklinik“, vorher in einer größeren Rolle in „Praxis Bülowbogen“. Ansonsten die klassische Öffentlich-Rechtliches-Fernsehen-Karriere. Ein paar Derricks in den 90ern, und als Kirsche auf der Torte: Das Traumschiff. Random fact: 2004 war sie nackend im Playboy, wie Wikipedia vermeldet. Na denn.

Der Antagonist des Films, der schmierlappige Anzugträger, wird von András Fricsay (* 1942) gegeben. Der Name sagte mir nichts, aber seine markante „finstere“ Erscheinung ist wohlbekannt. Und tatsächlich, neben viel Theater und „richtigen“ Filmen spielte er z. B. auch in „Zwei Nasen tanken Super“ mit, und – natürlich – auch in einigen Derrick-Episoden. Kuriosum für alle Klassik-Freunde: Er ist tatsächlich ein Sohn des berühmten Dirigenten Ferenc Fricsay (1914-1963), wer hätte es gedacht.

In einer kleinen Ein-Zeilen-Rolle ist hier noch mal Herbert Weißbach (1901-1995) zu sehen, der uns hier schon öfter vor die Linse gelaufen ist, ein Urgestein des deutschen Nachkriegsfilms, heute wohl am bekanntesten in „Unser Willi ist der Beste“ als Ex-Kollege von Heinz Erhardt oder in der Altenheim-Szene in „Otto – Der Film“. Auch sonst tauchen immer wieder mal bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen auf, aber meist so kurz, dass es kaum der Rede wert ist.

Wir sehen hier die letzten Zuckungen der BRD-Nachkriegskomödie, quasi das Gegenstück zu dem ähnlich obskuren, hier schon besprochenen Film „Big Mäc“ (1985) mit Gottschalk, oder auch sein Rohrkrepierer „Eine Frau namens Harry“ (1990).

Platte Gags, ein paar kraft- und saftlose Actionszenen, mit furchtbarer Spät-80er-Dudelmucke verziert. (Die Musik stammt von Jürgen Knieper, dazu ein Fun Fact: Er hat auch die Titelmelodie der Lindenstraße komponiert, wohl sein nachhaltigstes Werk.)

Hier und da gibt es kleine Science-Fiction-Elemente, die wohl am interessanten an dem ganzen Quark sind. So ist im Supermarkt keine Barzahlung mehr möglich. Mike versucht es, und wird prompt als verdächtige Person über die Durchsage gemeldet und die Polizei erscheint. Die Einkäufe laufen durch eine Schleuse und sind anschließend in einer Art großen Plastiksack verpackt und direkt bezahlt. Selbst der Backofen redet, eine frühe Ahnung von Alexa. Für eine richtige Dystopie ist gar alles jedoch nur halbgar, gut, sollte ja eine Komödie werden.

Muss man schon hartgesottener Fan von Mike Krüger oder Karl Dall sein, oder leidensfähiger Chronist, um sich das hier reinzutun. Gut, das gilt im Prinzip für alle seine Filme, so „kultig“ (ein heute sehr überstrapaziertes Wort) sie auch sind. Auch dieser wird sicherlich irgendwann als Blu-ray ausgewertet. Es ist allerdings auch keine Produktion der Lisa Film wie viele andere, z. B. auch der gut 2 Jahre zuvor entstandene „Geld oder Leber“, sondern eine Co-Produktion der UFA und dem Sender Freies Berlin (SFB), den es in der Form seit 2003 nicht mehr gibt (im RBB aufgegangen). Vielleicht liegt da ein Problem mit den Rechten? Reine Spekulation. Gut, viel hätte die Welt auch nicht verpasst, wenn es die Obskurität bleibt, die er heute ist.

Vielleicht sind ein paar Außenszenen noch für Berlin-Nostalgiker interessiert, denn er wird im damaligen Noch-West-Berlin gedreht worden sein. (Fürs Lichtequipment ist die „Berliner Union-Film“ im Abspann verzeichnet, da hat man doch direkt Dieter Thomas Heck im Ohr. In ihrem Zett Deh Eff.)

Physikalisch greifbar ist er nur als Verleih-Tape von 1989 (Nummer ST 22-387), erschienen bei Starlight. Ach ja, imdb-Score: 3,1/10. Das ist selbst für das Genre „Deutsche Komödie“ schon hart.

Liebesspiele junger Mädchen (Der sturmfreie Buden-Report) (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Drehbuch: Franz Josef Gottlieb
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film, München
Premiere: 12. Mai 1972

So, hier haben wir ein „Doppel-Match“ – einmal ein Eintrag in der Filmographie von Vielfilmer F. J. Gottlieb, und dann auch noch eine Spiehs-Produktion, jawoll, ein frühes Werk aus dem Hause Lisa Film. Uff. Gottlieb ist heute ja eher für seine Heile-Welt-Komödien mit Roy Black, Rudi Carrell und Konsorten bekannt, zwischendurch hat er sich auch immer wieder mal im „erotischen“ Bereich versucht. Das Teil hier schwimmt natürlich auf der Sexwelle der frühen Siebziger mit, im Gefolge vom Schulmädchen-Report (Premiere: 23. Oktober 1970) und ähnlichen Erzeugnissen.

Tatsächlich beginnt der Film schon verwirrend, denn wir kriegen gleich drei Titeleinblendungen. Irgendwie konnten die sich wohl nicht so recht entscheiden. Nummer 1:

Nummer 2:

Nummer 3:

Der schlüpfrigste hat sich wohl durchgesetzt – Wikipedia listet ihn unter „Liebesspiele junger Mädchen“. Na denn. Eigentlich hätte das auch „Gottliebs putzige Pimmel-Parade“ heißen können. Dazu später mehr.

Um das Werk mal zu kontextualisieren – für Regisseur Gottlieb es ist der Film zwischen der Rudi-Carrell-Klamotte „Rudi, benimm dich!“ (1971) und „Betragen ungenügend!“ (1972), einer Fortsetzung der „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe. Offenbar war er also im Comedy-Modus, und das merkt man diesem Film auch an. Tatsächlich ist es einer der wenigen Filme, für die er auch selbst das Drehbuch geschrieben hat.

Inhaltlich dem „Report“-Film zuzuordnen, haben wir hier auch wieder einen Episodenfilm mit mehreren Begebenheiten.

Sequenz 1: Tochter wird von den Eltern beim Sex erwischt. Sie ist so erschrocken, dass sie einen Scheidenkrampf bekommt und der Liebhaber festklemmt. Die Eltern schmuggeln die beiden so aus dem Haus und fahren sie ins Krankenhaus. Slapstick pur.

Auf dem Weg – die beiden sind hinten im elterlichen Lieferwagen – löst sich der Krampf und die beiden machen weiter, derweil der Wagen einen Platten hat. Die pumpenden Stöße des Wagenhebers kommen gerade recht. Natürlich wird jede unlustige doppeldeutige Zote gerissen.

Was’n Krampf

„Ich hab ihn gerade erst reingesteckt, ich muss ihn noch heben!“

Dann finden wir uns auf einer Kegelbahn wieder. Ach, und wen haben wir denn da? Unser alter Bekannter Hans Terofal in einer kleinen Rolle als Kegelbruder. Wie üblich zappelig und grimassierend. Als Finale der Szene lässt ihm ein Typ eine Kegelkugel auf den Fuß fallen und er schüttet sich sein Bier ins Gesicht. Terofal quälen ging halt immer in den 70ern.

Hans Terofal schaut auch mal vorbei

Schwimmunterricht 12. Klasse, der Lehrer freut sich, dass er glücklich verheiratet ist, denn in seiner Klasse seien „ja richtige Brummer“ dabei. Okaaay. Tatsächlich bekommt der geneigte Zuschauer auch Szenen aus den Gruppenduschen dargeboten, Männlein und Weiblein.

Nach den vielen schwingenden Piephähnen bekommt die Story einen Twist – der Lehrer kriegt mit, dass einer der Schüler homosexuelle Neigungen hat und wird bei den Eltern vorstellig, um sie zu „warnen“.

Seine Mutter hat die rettende Idee – den schwulen Kurt einfach ne Prostituierte auf den Hals zu hetzen, die ihn „entschwulen“ soll. Ganz im Ernst. Diese Filme machen mich immer wieder sprachlos. (Der schwule Kumpel von Kurt heißt nebenbei natürlich auch Deeetlef – wie sonst.)

Die Dame (Christine Schuberth) gibt sich als Kollegin seiner Mutter aus (und hat die Stimme von Kate Tanner, kurios) und macht sich an den schüchternen Kurt ran.

Kurti muss nach einem tiefen Blick erst mal Mama anrufen. Sie soll im Gästezimmer schlafen. Sie fragt nach seinem Alter, er wird in zwei Wochen 17. Sie will ein Bad nehmen, Kurt soll ihr beim Öffnen der Kleides helfen, schwupps, Mopsalarm. Aber erst mal wird gebadet, was wird danach wohl passieren. Unzucht mit Minderjährigen, ein Spaß für die ganze Familie.

Frisches Obst ist gesund

Als der keusche Kurti sie dann im Nachthemd sieht, stellt sich heraus, dass er nur unter dem schlechten Einfluss vom bösen schwulen Detlef steht.

Kurt: „Detlef sagt, Frauen sind schrecklich und hässlich …“

Christin: „Frauen sind genauso unvollkommen wie ihr Männer. Nur vereint sind wir schön.“

Es folgt der rettende Koitus. Und unser Kurti ist dem Schwulsein gerade noch mal entronnen. Am nächsten Morgen kehren die Eltern heim und frohlocken, dass ihr Sohn wieder zu Vernunft gekommen ist. Das war doch die 300 DM wert.

Ohne Scheiß, mit solchem Schwachsinn sind viele Menschen der Jahrgänge 1950-1970 sozialisiert worden, mich wundert nichts mehr.

Die nächste Episode dreht sich um einen notgeilen Lehrer namens Hans, der sich mit einer Schülerin einlässt. Nein – er schnackselt zuerst ihre Mutter, dadurch lernt er die Tochter kennen, die heiße Heidi. „Lehrer sind halt auch nur Menschen.“ Alles natürlich auf superlustig gemacht, inklusive einem Strip im Zeitraffer (ob da jemand „A Clockwork Orange“ gesehen hat?).

Ob das am Set eines Lümmel-Films gedreht wurde? Die Vermutung liegt nahe.

Das große Finale dieses Werks dreht sich dann die Liebesromanze zwischen zwei Jungverliebten. Diese wird recht lange erzählt, mit viel „romantischer“, James-Last-mäßiger Klaviermusik und den beiden, die sich lachend im Wald tollen und händchenhaltend durch eine typisch-70er Innenstadt laufen.

Großen Unterhaltungswert hat hier eigentlich nur die Frisur des Herren. Allmächtiger.

Rolf hat die Haare schön. Er ist wohl für 50 % des Ozonlochs verantwortlich.

Weiß jemand, wo das ist? München?

Die Mutter von Blondie hat einen Puff, der als Massagesalon getarnt ist, um noch ein paar billige Gags einzustreuen. Das Etablissement hat übrigens den maximal abtörnenden Namen „Massagesalon Gisela“.

Es endet natürlich mit einer tatsächlich recht originell inszenierten Beischlafszene zwischen den beiden. Ein solider Handwerker war F. J. Gottlieb immer. Der Papa erwischt sie natürlich und es gibt das große Drama in drei Akten. Der gestrenge Herr Papa hat natürlich ein Problem mit dem beruflichen Hintergrund der Familie seiner Bald-Schwiegertochter. Die Nummer ist ziemlich träge und inhaltlich mehr Bravo-Foto-Lovestory. Am Ende wird der haarige Rolf vom Papa ins Internat geschickt, er fährt mit dem Zug von dannen und sein Schatz kann nur winken. Ein merkwürdig ernstes und trauriges Ende für einen Film, der als Klamotte mit Möpsen angefangen hat.

Vom Cast her gibt es hier nicht zu viel spannendes. Außer Hans Terofal haben wir hier fast nur unbekannte Darsteller*innen. Bisschen bekannter ist noch Christine Schuberth (* 1944), die einige Rollen in ähnlichen Filmen hatte. Spätgeborenen ist sie vielleicht noch als „Ledertasche“ Jeannette Bergdorfer aus dem RTL-Dauerbrenner „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ (1997-2007) bekannt. (Ich stelle gerade mit Überraschung fest, dass die heute als Komikerin bekannte Annette Frier dort auch mitgespielt hat, schau mal einer an.)  Sie ist übrigens auch die Massage-Dame in der Folge „Massage“ von Ein Herz und eine Seele. Und natürlich auch in einigen Folgen von Derrick zu sehen.

Apropos Derrick – auch der dort oft zu sehende Bruno W. Pantel (1921-1995) ist hier als Herr Zwilling zu bewundern. Und ziemlich viel von ihm, mehr ich je sehen wollte. Ja, mitsamt Genital unter der Dusche. Uff. Sein Gesicht ist in unzähligen Filmen und Serien zu sehen. Bei Derrick war er 16 (!) mal zu sehen im Laufe der Jahre. (Ich denke beim Lesen des Namens immer, das ist doch der Opa aus den Loriot-Sketchen – nein, das ist Bruno W. Pannek. Der mit „Benötigen Sie einen Weihnachtsmann? Ich bin Student.“)

Bruno sticht der Hafer

Ansonsten so ziemlich das, was man von einem Report-Film der Ära erwartet, vielleicht mit etwas mehr Comedy-Einlagen als die Filme aus dem Hofbauer-Stall. Weltanschaulich überaus fragwürdig, aber das waren sie eigentlich alle. Wobei die Nummer „Wir entschwulen unseren Sohn durch eine Nutte“ durchaus neue hirnerweichende Maßstäbe setzt. Die wohl beste „Episode“ ist wohl die erste (Stichwort Scheidenkrampf), die eine gewisse Originalität und Komik auf niedrigem Niveau aufweist.

Laut ofdb lief der Schinken zuletzt am 14.04.1990 im Fernsehen, als wöchentlicher Samstagabendtittenfilm aus der Mottenkiste auf RTLplus. Scheinbar nie auf VHS erschienen, gibt es ihn heute tatsächlich als DVD zu kaufen, immer noch mit FSK 18. Tatsächlich ist der Film, gerade für 1972, schon relativ „zeigefreudig“, auch was Penisse angeht – unerigierte natürlich.

Wobei ich ehrlich nicht weiß, warum man sich das heute noch ansehen sollte, außer als popkulturelles und gesellschaftshistorisches Artefakt. Dieser Pflicht sei hiermit Genüge getan.

DVD: MCP (2004)

Wunschkonzert (D 1955)

Regie: Erik Ode
Buch: Gunther Philipp
Produzent: Aldo von Pinelli
Premiere: 8. September 1955

„Der Volltreffer des Frohsinns und der guten Laune!“ bewirbt das Filmplakat des Films mit dem Namen „Wunschkonzert“. Bereits 1940 gab es ein Film mit dem gleichen Titel, in der Hauptrolle „Durchhaltemieze“ Ilse Werner, der scheint etwas bekannter zu sein und hat es immerhin auf DVD und sogar auf Bluray geschafft. Er gilt als NS-Propagandafilm und hat kurioserweise bis heute die FSK-Freigabe ab 18. Inhaltlich sehe ich hier keine Parallelen außer dem Titel. Für diesen 1955er Film listet die OFDb nur die Kinoauswertung, Mir liegt eine TV-Ausstrahlung auf Sat1 vor, die man als digitalisierte VHS-Aufzeichnung in okayer Qualität im Netz finden kann.

Wir erleben einen quirligen, jungen, wie immer plappernden Georg Thomalla als Buchhalter, der eigentlich lieber Komponist sein will und nur dumme Sprüche erntet – ein sehr häufig im deutschen Nachkriegsfilm anzutreffendes Thema: Der brotlose Künstler, der lieber mal anständig und ordentlich-deutsch Buchhalter sein soll, schaffe, schaffe, Häusle baue.

Die Plotte ist schnell erzählt: Georg Thomalla besucht die von Frankenfeld moderierte Wunschkonzert-Show (die live vor Publikum in Hamburg aufgezeichnet wurde), und wird als Spielkandidat aus dem Publikum gefischt. Er bekommt die Aufgabe, ein kleines Orchester im Laufe der Sendung von 90 Minuten zusammenstellen und damit seinen selbst komponierten Hit zu performen. Was natürlich in der letzten Sekunde klappt und ein Riesenerfolg wird. (Auch wenn Harald Juhnke als Film-Schlagzeuger offensichtlich zum ersten Mal in seinem Leben an einem Schlagzeug sitzt, lustig.)

Zwischendurch wird er dann auch mal für geisteskrank gehalten und bekommt um ein Haar Elektroschocks gegen seine vermeintlichen Wahnvorstellungen (what the fuck?). Mitunter fand man in den 50er echt seltsame Sachen lustig.

Regisseur Erik Ode ist heute eher als „Der Kommissar“ in Erinnerung geblieben, hat aber locker ein Dutzend Filme als Regisseur zu verantworten. Sein Werk „An jedem Finger zehn“ (1954) kam hier bereits zu Ehren. Seine leichte Unterhaltungskost lief bis 1960 im Kino, ab dann wird es fast ausschließlich TV-Kost. Was diese Filme im Prinzip auch immer waren – leichte Unterhaltung für zwischendurch.

Auch hier gibt es viel Musik, wie der Titel schon andeutet, mit einer netten kleinen Rahmenhandlung notdürftig zusammengehalten. Zwei Gründe, hier mal reinzuschauen, sind definitiv Peter Frankenfeld und Georg Thomalla, die beide durchaus witzig sein können. Beide hier noch recht jung zu bestaunen.

Das frühe Fernsehen fand überwiegend live statt, es existieren kaum Aufzeichnungen. Daher ist es echt interessant, hier den jungen Frankenfeld konserviert zu haben, der auch hier auch sich selbst spielt und eine Show, oder einen „Bunten Abend“, wie man damals sagte, moderiert. Denn eigentlich ist die Sendung nichts anderes als „1:0 für Sie „, eine der ersten Spielshows im deutschen Fernsehen, damals immer live ausgestrahlt. Hier war er noch in der Frühphase seiner Karriere, noch mit dem auffälligen karierten Jackett, das er als Wiedererkennungsmerkmal trug.

Sein heute wohl bekanntester Ausflug ins Kino war der noch heute sehr populäre „Natürlich die Autofahrer“ (1959) mit Heinz Erhardt, in dem er als Nachbar Bierbaum mehr „richtiger“ Schauspieler in einer echten Rolle ist als hier, wo er sich nur selbst als Moderator spielt. Sogar Harald Juhnke, der „Musik ist Trumpf“ nach Frankenfeld moderierte, hat hier eine frühe kleine Rolle.

Die dargebotene Musik reicht von furchtbaren Operetten-Gejaule, bei dem sich einem die Fußnägel aufrollen, bis zu ganz netten Schlagerchen im zeittypischen Stil. Bully Buhlan (1924-1982) taucht hier öfter auf, ein in der Nachkriegszeit sehr erfolgreicher Sänger, der hier auch schon etwas über dem Zenit seiner Karriere war. Er hat einige lustige Songs im Angebot, alleine von den Titeln her. Wie wäre es mit „Gilli-Gilli-Oxenpfeffer-Katzenellenbogen in Tirol“? Oder doch lieber „Ich hab‘ dir aus Ägypten einen Kaktus mitgebracht“?

Als Beweis – ich denke mir so was nicht aus.

Walter Gross (1904-1989) sticht noch etwas heraus, als Gerichtsvollzieher, der als Klarinettist rekrutiert wird. In seiner etwas tapsigen, bebrillten Art und der recht hohen Stimme spielt er eigentlich eine klassische Heinz-Erhardt-Rolle. Fun fact: Er ist die deutsche Stimme von Porky Pig alias „Schweinchen Dick“ in der klassischen Serie. Da-da-da-das ist alles, Leute!

Die hier primär als Tänzerin und love interest agierende Germaine Damar (* 1929) ist vielleicht noch erwähnenswert. Siehe da, auf Wikipedia lernte ich, dass sie zeitweise mit Georg Thomalla liiert war. Na schau mal eher kuck. Die inzwischen sehr betagte Dame lebt laut Wikipedia heute in Fort Lauderdale in Florida.

Finde ich immer interessant: Kamera im Film. Hier als „Show im Film“ bei der Aufzeichnung des Wunschkonzertes.

Optisch sehenswert ist neben dem Studiokram eine kurze Autofahrt durch Hamburg. Sonst ist das alles eher biederes Handwerk ohne große künstlerische Ambitionen. Wie gesagt, Fernsehen als Kinofilm.

Am unterhaltsamsten fand ich wirklich die Szenen mit Frankenfeld, der Rest ist eher bemüht statt lustig. Als Dokument des frühen Frankenfeld zu gebrauchen, sonst eher uninteressante Dutzendware der 50er, trotz Thomalla.

Wackersdorf (D 2018)

Regie: Oliver Haffner
Buch: Gernot Krää, Oliver Haffner
Produktion: Ingo Fliess für if… Productions,  Bayerische Rundfunk, Arte
Premiere: 29. Juni 2018

Mitte der 1980er. Die kleine Gemeinde Wackersdorf in der Oberpfalz (Bayern) ist eine „strukturschwache Region“, die Bevölkerung wird von Arbeitslosigkeit und deren Folgen belastet. Da kommt die bayrische Landesregierung auf den Landrat zu – 3000 neue Arbeitsplätze werden nahegelegt. Es soll eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll gebaut werden. Es regt sich Widerstand. Der Landrat leiht sich Bücher zum Thema in der Unibibliothek aus und wird nach und nach immer mehr zum Widerstandskämpfer gegen die Münchner Landesregierung. Als 1986 noch Tschernobyl passiert, eskaliert die Situation.

Inhaltlich wird hier einiges aufgefahren. Es ist auch ein Kampf eines SPD-Landrats gegen harten CSU-Klüngel unter Franz Josef Strauß. Wahrlich hartes Brot zu kauen. Sogar vor einer Gesetzesänderung wird nicht zurückgeschreckt im „System Strauß“. Gruselig. Und ja, basierend auf wahren Ereignissen. Dass es in der Bundesrepublik Deutschland in den Achtzigern möglich war, dass hunderte CS-Gas-Granaten (!) vom Polizei-Hubschrauber (!) aus gegen überwiegend friedliche Demonstrierende eingesetzt wird, ist schwer zu glauben. In Bayern geht das. Eine unglaubliche Eskalation auf beiden Seiten. Hier ist alles schön dokumentiert.

„Trotzdem wollen alle die Kernenergie. Warum? Es geht um Geld. Viel Geld.“

Es gelingt gut, die Atmosphäre der frühen 80er zu erzeugen, ohne es zu übertreiben und in eine Art plakativen „Museums-Look“ abzudriften, das viel zu oft passiert, wenn übereifrige Setdesigner am Werk sind.

Regisseur Oliver Haffner arbeitet mehr am Theater als im Film. Könnte ein Grund sein, weil die schauspielerischen Leistungen doch über dem Durchschnitt deutschen Förderungskinos liegt. Nichtsdestotrotz ist es auch filmisch und kein abgefilmtes Theater. Inszenatorisch bekommt man natürlich kein abgefahrenes Avantgarde-Kino, handwerklich aber sauber und im Sinne der Geschichte erzählt. Tatsächlich ist der Film über weite Strecken fast ein Kammerspiel, hier kommen die guten Schauspieler*innen sowie die Theatererfahrung des Regisseurs gut zum tragen.

Der Film hat heute im Jahr 2022 vielleicht sogar mehr Relevanz als 2018, als er in die Kinos kam. Gerade die Diskussion pro und contra Atomkraft hat aktuell viel mehr Schwung als damals, und wie die bayrische Staatsgewalt schon 1981 mit friedlichen Demonstrat*innen, sorry: „Störenfriede, Chaoten und Spinner“ in CSU-Sprech, umgeht, hat heute ein Echo in dem Umgang mit „Fridays for Future“ oder aktuell der „Letzten Generation“. Der Film war seiner Zeit ein wenig voraus. Und ja, auch 1981, ohne Facebook und Co, kann man Drohungen und Hatespeech von Nazis bekommen, noch oldschool auf Papier per Post.

Etwas unglücklich finde ich, dass dokumentarische Originalszenen eingestreut wurden. So was ist immer bisschen lahm und ruft „Sorry, dafür reichte das Budget nicht“, und reißt einem als „Fremdkörper“ etwas aus der Geschichte.

Ein unaufgeregter, aber tiefsinniger Film über Demokratie, über Moral und Macht und alles dazwischen. Sehenswertes Stück Zeitgeschichte!

Doktorspiele (D 2014)

Regie: Marco Petry
Buch: Marco Petry, Jan Ehlert nach dem Roman von Jaromir Konecny
Produktion: Philipp Budweg, Robert Marciniak / Lieblingsfilm, die Film GmbH, Fox International Productions
Premiere: 28. August 2014

So ab und zu muss man ja doch mal schauen, was das aktuelle deutsche Kino so zu bieten hat. Das zeitgenössische deutsche Kino hat keinen guten Ruf, oft zu Unrecht, noch öfter zu Recht. Da ist Streaming doch ganz schön, wenn man einfach mal in Filme reinklicken kann, ohne sich den ganzen Kram immer direkt als Scheibchen in die Bude zu holen.

So stieß ich nun auf „Doktorspiele“ von 2014. Regie und Ko-Drehbuchautor Marco Petry sagte mir tatsächlich was, sein 2000er Film „Schule“ fand ich durchaus sympathisch, und ein guter Coming-of-age-Film geht auch immer. Dieses Werk hier hat immer das Prädikat „besonders wertvoll“ von der Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden bekommen, so ganz scheiße kann der ja nicht sein. Oder doch?

Wir begleiten Andi (Merlin Rose) durch seine Sommerferien und durch erste Liebeswirren. Verunsichert durch die titelgebenden Doktorspiele als Kind, bei denen er ob der vermeintlichen Un-Größe seines primären Geschlechtsmerkmals traumatisiert wird, und durch seinen notgeilen Kumpel Harry, der regelmäßig mit Riesenpimmelpornos ums Eck kommt, muss er erst Vertrauen entwickeln. Wird er sich für die blonde Katja oder doch für die brünette Lilli entscheiden? Wird er sein Lümmeltrauma überwinden können?

Viel Pippi-Kacka-Ficki-Ficki-Humor. Ich bin sicherlich nicht prüde, frage mich aber schon, ob denn die viel zitierte „heutige Jugend“ wirklich so notgeil, stumpf und porno-verstrahlt ist wie es einem oft genug suggeriert wird. Ich meine, Testosteron gab es früher auch schon, geschenkt, wenn ich mir das so ansehe, bin ich dann aber doch ganz froh, dass ich heute nicht mehr in der Pubertät sein muss. Junge, Junge.

Schon interessant, was heute alles so als FSK 12 durchgewunken wird. Aber gut – wie es ja immer heißt, das sind keine pädagogischen Empfehlungen. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass ein Film wie „Charley’s Onkel“ früher mal „ab 18“ freigegeben wurde … schon interessant, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Absurderweise ist der Film, trotz allen Pornogelaber, Diskussionen über Intimfrisuren und riesigen schwarzen Dildos prüder als Filme der 60er und 70er, was nackte Haut angeht. Paar nackte Popos, aber die BHs bleiben schön zu. Schon absurd irgendwie, sagt mehr über unsere aktuelle Epoche aus als es dem Film bewusst sein dürfte. Irgendwo ist uns zwischen optimierten Porno-Hochleistungsgevögel und der prüden Ami-Mainstream-Moral bisschen die Erotik abhandengekommen. Hier gibt es kein Knistern, es gibt nur Knallen.

Regisseur Marco Petry (* 1975) scheint sich in dem Genre auch wohlzufühlen, nach dem Langfilmdebüt „Schule“ (2000) zeichnet er sich auch für mir unbekannte Filme wie „Die Klasse von ’99 – Schule war gestern, Leben ist jetzt“ (2003) oder „Machen wir’s auf Finnisch“ (2008), die offenkundig ins gleiche Horn tuten. Ach ja, und als Drehbuchautor für das furchtbare TKKG-Filmversuch-Shitfest „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine“ (2006) war er auch tätig.

Schauspielerisch ist hier alles solide. Besonders Hauptdarsteller „Andi“ Merlin Rose (* 1993) und „Lilli“ Lisa Vicari (* 1997) fand ich herausragend, beide haben seitdem auch solide Karrieren. Immer wieder spannend, was es so „Jungstars“ so wird.

Wirklich neu ist das ja allerdings auch nicht, man denke an „Knallharte Jungs“ (2000) oder „Mädchen, Mädchen“ (2001), in deren Nachfolge sich dieser Film gut einfügt. Quasi die deutsche Kartoffel-Antwort auf „American Pie“ (1999).

Auch wenn manches etwas drüber ist, hab ich doch öfter gelacht, der Humor funktioniert sehr oft. Tatsächlich fand ich auch Oliver Korittke (* 1968) und Christiane Paul (* 1974) als Andis Eltern in der Rolle als Ratgebende, Ermahnende und Erziehungsversuchende köstlich.

Auch die kleine Liebesgeschichte, das klassische Dreieck, funktioniert ganz gut, auch wenn es etwas sehr nach Lehrbuch ist und brav alle beats abarbeitet bis zum großen „Sie finden sich doch noch“-Finale am Frankfurter Hauptbahnhof. Ach ja, der Film spielt übrigens in Frankfurt, was man allerdings kaum merkt. Hier und da dürfen Kleinrollen auch mal hessisch babbele, aber bis zum Ende, in dem Andi einmal durch die halbe Stadt läuft ist es doch recht beliebig und könnte genauso gut Berlin, München oder Hamburg sein. Immerhin hat einer der Typen von Badesalz einen kleinen Cameo als Fußballtrainer.

Nette kleine Komödie für zwischendurch, die oft funktioniert, gut gespielt und charmant. Auf die obligatorischen Kotz- und Wichs-Gags hätte ich verzichten können, aber hey, das gehört wohl zum Genre. Für eine deutsche Teenie-Komödie überraschend erträglich.