Big Mäc (D 1985)

Regie: Sigi Rothemund
Buch: Siggi Götz, Franz Seitz, Werner Schlierf
Produktion: Franz Seitz
Premiere: 26. April 1985 / TV-Premiere: 4. Februar 1989

Franz Seitz junior war ein umtriebiger Mensch. 1921 geboren, studierte er nach militärischen Pflichten zunächst Medizin, war Kunstmaler – und, ach ja, nebenbei auch Sohn des damals sehr erfolgreichen Regisseurs Franz Seitz senior (1888-1952), der in den 20ern und 30ern bei der UFA viele Filme abdrehte, von der alpenländischen Komödie bis zum Propagandafilm.

Irgendwann begann er auch, Filmluft zu schnuppern, drehte ein Heimat- und Schlagerfilmchen nach dem nächsten und schließlich gründete er 1956 in München seine Firma „Franz Seitz Filmproduktion“, die bis heute existiert, geführt von seinen Kindern.

Vor allem die sieben Teile der „Die Lümmel von der ersten Bank„-Reihe waren ab 1968 große Erfolge an den Kinokassen. 1977 war er noch mal in den Schlagzeilen – Oscar für „Die Blechtrommel“ nach Günter Grass. Tatsächlich eine Seitz-Produktion. Zwei Literaturverfilmungen nach Thomas Mann folgten.

1985 aber, und wir kommen zum eigentlichen Thema, dachte er sich scheinbar – so hochliterarisch und künstlerisch wertvoll kann ich meine Karriere nicht beenden. Und produzierte: „Big Mäc“ mit Thomas Gottschalk in der Hauptrolle.

Seit 1989 nicht mehr im Fernsehen und nie auf DVD erschienen, ist das eine obskure Randnotiz im Filmschaffen von Gottschalk. Die Videothekenkassette erschien bei VMP, die sich heutzutage auch ziemlich rar macht. Immerhin war er zur Promo 1985 auf dem Cover der Cinema, die ich besitze und weswegen ich überhaupt von der Existenz dieser Zelluloid-Verschwendung weiß. Und eine gute Seele hat die seltene VHS digitalisiert und auf YouTube in ganz brauchbarer Qualität hochgeladen und den Film somit aus der Gnade des seligen Vergessens entrissen. Dankeschön, „Hampie18“.

„Easy Rider Thomas Gottschalk“. Bestes Outfit ever. Dem Mann war damals auch echt gar nichts peinlich. Man beachte den guten alten 80er-Jahre-Brustbeutel. Ein Traum in Kunstleder.

Also, Promo lief soweit. Gedreht wurde laut Wikipedia in Garmisch-Partenkirchen, Istanbul, Kairo und Nairobi. Das kostete richtig viereckig Geld, wie Horst Lichter immer so schön sagt.

Auf jeden Fall haben wir es mit einer „different kind of animal“ zu tun. Die wesentlich bekannteren Filme mit Gottschalk – wie die Supernasen oder die Einsteiger – waren alles Produktionen der Lisa Film GmbH aus München, also von Karl Spiehs und seinen Spießgesellen.

Tatsächlich gibt es hier ein kleines „Crossover“, wenn man so will: Der Star aus den von Seitz produzierten Lümmel-Filmen, Hansi Kraus (* 1952), spielt hier auch mit. Er hatte 1985 auch erst mal die besten Zeiten hinter sich (zumindest im Kino und Fernsehen), taucht aber bis heute immer wieder mal auf der Mattscheibe auf, von „Dr. Stefan Frank“ über „Forsthaus Falkenau“ bis „Um Himmels Willen“. Hier ziert ihn eine zeitgemäße Rotzbremse.

Bevor wir zu den Details kommen – worum geht es hier überhaupt? Bisschen klarer wird es, wenn man sich den späteren Titel der TV-Ausstrahlung anschaut: „Heiße Öfen in Afrika„. Nicht der Gipfel der Kreativität, aber allemal besser als das nichtssagende „Big Mäc“. Hoffentlich gab es dafür wenigstens gut Kohle von McDonald’s. Der ganze Film ist außerdem eigentlich nur ein überlanger Werbefilm für BMW.

Bernhard „Big Mäc“ Maurer (Gottschalk) ist weder Maurer noch Bratbulettentester, sondern Musiker. Im Vorspann lernen wir ihn als gestrengen Dirigenten eines klassischen Orchesters kennen. Doch, oh Schreck, plötzlich tauchen aus dem nichts Rockmusiker auf, die ganz böse ins Mikro lachen und irgendwas zusammen schrammeln, was in den Ohren von den alten Männern, die diesen Film verbrochen haben, wohl „harte Punkmusik“ sein soll. Das junge Publikum – wir befinden uns an einem Gymnasium – flippt aus, der Herr Rektor (Ludwig Haas) schaut, als hätte ihm jemand in die Weichteile geboxt.

„Schluss mit dem Unfug! Sofort Schluss! Sie sind entlassen!“

Und Musikgenie Maurer muss sich weiter als Klavierlehrer durchschlagen.

Derweil in der Redaktion der Zeitschrift „Motorrad“ – man sorgt sich um das Image des Motorradfahrers und will den „perfekten Fahrer“ finden. Seriös, solide, unfallfrei. Und der Computer (wie auch immer das 1985 funktioniert haben soll) spuckt eben – genau – unseren Klavierlehrer aus, weil der mal vor vielen Jahren eine Tour quer durch Spanien gemacht hat und darüber ein Artikel im Archiv war.

Eine Prämie von 50.000 Dollar winkt. Freudig bestellt er sich erst mal telefonisch einen Konzertflügel. Aber – er kriegt die Kohle nur, wenn er es schafft, in einer Abenteuerrallye von der Zugspitze zum Kilimandscharo zu bestehen, und das als Wettrennen mit einem japanischen Team.

Da er dafür einen Beifahrer braucht, engagiert er den Nachbarsjungen Max (Beate Finckh), der gerne und viel an allerlei Motoren schraubt und sich gut auskennt. Ihm wird auch von der örtlichen Werkstatt eine der begehrten Lehrstellen versprochen, falls sie gewinnen (was für ein seltsamer Deal ist das denn bitte?). Doch, oh weh, Max fällt vom Moped und bricht sich die Stelze. Seine Schwester Maxi (ebenfalls Beate Finckh) schneidet sich die Haare, bindet den Busen weg und fährt an seiner Stelle mit. Maurer ist der Meinung, Max mitgenommen zu haben, und braucht bis zum dritten Akt des Films, um zu merken, dass dem Max „von der Hitze ein Busen gewachsen ist“. Was natürlich zu allerlei Lustigkeiten führt. Zum Beispiel zu meinem Lieblingszitat aus dem Film:

„Bei jeder Pinkelpause gehst du kacken!“

Es sollte T-Shirts mit diesem Spruch geben.

Der Rest des Films sehen wir also primär diverse Motorräder durch diverse Wüsten fahren. Wer wird das spannende Rennen für sich entscheiden? Die anständigen Deutschen auf der BMW oder doch etwa die hinterlistigen, mit allen schmutzigen Tricks arbeitenden Japaner? (Um im Duktus des Films zu bleiben: „Was machen die Japsen?“)

Es bleibt spannend (gähn) bis zum Herzschlagfinale. Wird es etwa ein Happy-End geben? Mit freeze frame von grinsenden Leuten am Schluss? Wer weiß, wer weiß.

Wen haben wir denn hier so vor der Linse? Gut, ich denke, Thomas Gottschalk (* 1950) muss ich hier nicht großartig vorstellen, ich denke, selbst wenn man nie einen Film mit ihm gesehen hat, weiß man doch, wer er ist. Der mit den Haribo-Goldbären. Ach ja, dass er zusammen mit Mike Krüger in den 80ern auch mal Werbung für McDonald’s gemacht hat und einen Film namens „Big Mäc“ ist bestimmt nur Zufall.

Max und Maxi (!), eine gender-bending Doppelrolle, werden gespielt von Beate Finckh (* 1960), in ihrer ersten größeren Kinorolle. Mit ihren zarten 25 Jahren hatte sie schon einiges gedreht, der ganz große Durchbruch blieb ihr augenscheinlich verwehrt. Mehrere Auftritte in Tatort und – natürlich 4 Folgen „Derrick“. Sie hat diese durchaus anspruchsvolle androgyne Rolle hier gut gemeistert, war in diesem Gurkenfilm aber eigentlich verschenkt. Sie hätte Max/Maxi in einem ernsthaften Coming-of-age-Film mit Gender-Thematik spielen können. (Netflix-Remake von „Big Mäc“, wann?)

Ach ja, wer darf natürlich auch nicht fehlen? Trash-Ikone Herbert Fux (als „Franz Leitner“) hält auch mal das Knittergesicht in die Kamera für eine Handvoll Dollar.

Die neuste Folge von „Find den Fux“. Da isser!

Direkt in der ersten Szene hat Ludwig Haas (1933-2021) eine kleine Rolle als Rektor und Klassik-Fan. Bisschen verschenkt, aber immerhin fast die lustigste Szene im Film. Falls ihr euch gerade fragt, woher ihr ihn kennt – am bekanntesten ist er wohl als Dr. Ludwig Dressler in der Lindenstraße, wo er von 1985–2020 (!) mitspielte.

Immerhin blieb es Hans Terofal erspart, hier mitspielen zu müssen, da er bereits 1976 verstorben ist. Treue Leser*innen wissen: „Hans Terofal“ hieß eigentlich Hans Seitz – und ist niemand geringerer als der Bruder von Produzent Franz Seitz junior. Damit das alles nicht zu einfach wird, arbeitete dieser auch gerne mal unter dem Pseudonym „George Laforet“. Laforet ist der Mädchenname der Mutter, „Terofal“ das ganze einmal spiegelverkehrt.

Eins muss man den Produktionen der LISA-Film lassen – sie versuchen wenigstens, lustig zu sein. Dieser Film taugt als Comedy null, mit viel guten Willen gibt es ein paar Schmunzler. Als ernst gemeintes Roadmovie oder Abenteuerfilm ist es zu poplig. Nur weil ein paar Kamele oder Elefanten durchs Bild laufen, sitzt man nicht auf der Sesselkante vor Spannung. Die Dialoge sind so hölzern, dass man sich Splitter ins Ohr holt beim Anhören. Da ist selbst Gottschalk schauspielerisch unterfordert. Selbst die Musik kommt direkt aus der Mitt-80er-Weichspüldedudelhölle, wenn nicht gerade das penetrante Titelstück totgedudelt wird.

Und, werter Franz Seitz, wie kann man Filme wie „Die Blechtrommel“ produziert haben und danach solche Drehbücher lesen und sagen, „Jawoll, das klingt nach einem guten Film. Den mach ich mit dem Gottschalk und das wird der Knaller“? Was hat Sie da geritten? Moment, Drehbuch von Franz Seitz, Sigi Götz, Werner Schlierf. Ähm, okay. Ich hab nichts gesagt.

Reine Hypothese – das ganze ist so von Arbeitsverweigerung durchzogen, dass mir der Gedanke kam, dass wir es hier mit einem typischen Abschreibungsfilm zu tun haben, also ein Film, der mit Vorsatz Verlust einfahren soll, um steuerliche Vorteile zu kriegen.

Er ist schlicht nicht Fisch, nicht Fleisch, sondern nur – stinkepupslangweilig. Die Film-Todsünde Nummer 1. Keine Ahnung, was genau hier passiert ist. Regisseur Sigi Rothemund ist sicherlich kein zweiter Hitchcock und hat viel Schrott gemacht, aber es war wenigstens unterhaltsamer Schrott, wenn auch meist auf niedrigem Niveau. Det Dingen hier ist ne Einschlafhilfe. Dagegen ist selbst „Die Einsteiger“ (gleiches Jahr, gleicher Regisseur) fast richtig gut.

Als Fazit zitiere ich mal den Film selbst.

„Schluss mit dem Unfug! Sofort Schluss! Sie sind entlassen!“

„Hallo, hier Lümmel 1. Wer spricht denn da?“
Erst mal durch den Busch kacheln, bisschen die Wildtiere erschrecken. Ein Spaß!

Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen (D 1979)

Regie, Buch: Rolf Olsen (als „Emerson Fox“ im internationalen Vertrieb)

Produktion: Rudolf Kalmowicz

Premiere: 14. April 1979

Auf Video als „Ekstase – Horrortrip der Satanssekte“ erschienen.

„Ein Horrorfilm der Gegenwart! Dieser Film, den das Fernsehen nie zeigen darf, wurde nach authenischen Berichten über das Unwesen und die gefährlichen Folgen des Treibens der Satans-Sekten gedreht. Junge Menschen, die sich einem teuflischen Ritus verschreiben, die sich in Wahnvorstellungen steigern und das Grauen zur Religion machen, bis der Horror, den sie sich wünschen, sie selbst vernichtet.“

Klappentext der VHS-Ausgabe

„Der Film den das Fernsehen nicht zeigen darf!“ schreit das Videocover dieses obskuren Filmchens, das 1979 ins Kino kam und 1983 noch ein Stelldichein in Deutschlands Videotheken hatte, um danach bis heute vom Bildschirm zu verschwinden.

Aufmerksam wurde ich darauf wegen des Regisseurs Rolf Olsen, der hier, wohl zu Recht um seinen guten Ruf besorgt, unter dem Pseudonym „Emerson Fox“ tätig war. Den gebürtigen Österreicher kenne ich primär als Schöpfer nett-harmloser Komödien wie „Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern“ (1970) mit Heinz Erhardt. Allerdings hat er 1982 mit dem großartigen Krimi „Blutiger Freitag“ mit Raimund Harmstorf auch harte Genrekost geliefert, er scheint sich wohl in vielen Genres ausgetobt zu haben.

Produziert wurde dieser Reißer von einem Herrn namens Rudolf Kalmowicz (1915-2007), der auch vorher schon mehrfach mit Olsen zusammenarbeitete und 1975 den Film „Reise ins Jenseits – Die Welt des Übernatürlichen“ auf die Menschheit losließ, der dem Mondo-Genre zugerechnet wird. Und der – man staune – gar auf DVD zu haben ist.

Wer gerade mit dem Ausdruck „Mondo“ nichts anfangen kann, soll geholfen werden. Ich zitiere der Einfachheit halber Wikipedia:

Mondo (italienisch für „Welt“) oder Mondo-Film bezeichnet ein Filmgenre, dessen Filme im pseudodokumentarischen Stil angeblich wahre Sitten und Gebräuche von Menschen aus aller Welt und scheinbar authentische Darstellungen von Sexualität und Gewalt zeigen. Auf diese Weise sollten die Filme anklagend und aufrüttelnd wirken und Ausdruck einer Zivilisationskritik sein. Die Filme wurden hauptsächlich in den 1960er und 1970er Jahren in Italien produziert.“

Hier haben wir also augenscheinlich so eine Art Gerichtsdrama mit Exploitation- und Mondo-Elementen. Wild! Zudem hat der Cast mit der Dänin Anne Magle, Britt Corvin und Sylvia Engelmann einige junge Damen an Bord, die sonst primär im Nackedei-Film und auch im Hardcore-Porno der 70er zu Hause sind. Gedreht wurde in München und laut Wikipedia auch in diversen afrikanischen Ländern.

Kurz: Größer könnte der Kontrast zu „Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern“ nicht sein. Ich bin gespannt, was uns hier erwartet.

Worum geht es hier also? Vier Damen mit den wunderschönen Namen Lotte Senkiewicz, Mandy Lockwood, Dagmar Richard und Rosemary Schefferson stehen vor Gericht. Sie werden als Mitglieder einer Satans-Sekte betitelt und sollen gar fürchterbare Rituale durchgeführt haben. Bei Sexspielen in einem Sommercamp sollen sie einen Knaben namens Kurt getötet haben und sind nun des Mordes angeklagt.

Wir hören nun also den Damen zu, was sie so erzählen. Satan wäre ja im Trend gewesen, „jedes Käseblatt war voll davon“, die Sharon-Tate-Morde, der Film „Exorzist“ – man konnte ja nur Satanistin werden!

Zwischendurch bekommen wir fingierte Dokumentaraufnahmen mit Off-Erzählern präsentiert, die uns den Erklärbär machen sollen. Der Verteidiger der Mädels will die Verhandlung versachlichen und das Gericht (und nebenbei uns) aufklären, wie es zu all dem kommen konnte. Die Gerichtsverhandlung dient als roter Faden und Rahmenhandlung. Die Gerichtsszenen sind übrigens extrem öde gefilmt, pupslangweilige Schuss-Gegenschuss-Szenen von sprechenden Köpfen vor weißem Hintergrund. Als hätten die das in ein paar Stunden eben schnell abgekurbelt. Für einen so erfahrenen Filmmenschen wie Olsen kein Ruhmesblatt.

Nach 6 Minuten bereits steht Anne Magle als Rosemary Schefferson (sic!) mit Nickelbrille auf und ruft folgendes in den Gerichtssaal, schlecht mit amerikanischen Akzent synchronisiert:

„Satan ist der Herr der Welt! Höchste Macht, Natur und Gott und ihr seit alles Sklaven, ihr verlogenen Arschlöcher!“

Okaaaay. Beste Comedy! Später wird dann auch klar, warum hier erotik-erprobte Damen gecastet wurden, denn sie müssen sich auch im Evaskostüm auf einem überdimensionierten weißen Flokati räkeln und an schlecht gebauten Joints nuckeln, umgeben von Kerzen und Schädeln, während im Hintergrund psychedelische Mucke und „Oh Satan, nimm mich“-Chöre laufen. Alter Falter. Ein Poster mit einem Typ mit nem Ziegenkopp gibt es auch noch, in Lebensgröße, vielleicht war das mal ein Starschnitt in der Satanisten-Bravo. Später im Film wird dann in diesem Setting ein Typ von den Damen mit Ketchup-Flaschen totgestreichelt, oder so. Ich glaube, das sollte ein brutaler Ritualmord werden, der aber so grandios geschauspielert und gefilmt ist, dass er wie eine Parodie wirkt.

Anne Magle langweilt sich

In den Doku-Teilen sieht man dann irgendwelche nackerten Zausel, die mit Pimmelchen und Messer wedeln, was wohl eine Teufelsbeschwörung darstellen soll. Ab Minute 22 gibt es nach etwas weiterem Gerichtsgeplänkel dann einen weiteren Einspieler, der die Flokati-Orgie vor Gericht runterspielen soll, denn: Die böse sexuelle Befreiung habe uns alle verdorben – was ausgiebig mit Szenen aus Sexshops und Beispielen erotischer Literatur illustriert wird. „Schmutz, Schund und Schamlosigkeit!“ Hier mogelt sich das eine oder andere Bild rein, was der FSK wohl nicht schmecken dürfte. Sehr lustig, gar ein Potpourri von (soften) Szenen aus Filmen wird gezeigt, natürlich mit einem empörten Kommentar. Irgendwie will man ja noch ne FSK-Freigabe kriegen, nech. Ein ebenso billiger wie durchschaubarer Trick.

„Und seit Jahren bietet auch eine bestimmte Sorte von Kino- und TV-Filmen eifrig das Thema Geschlechtsverkehr in allen möglichen und unmöglichen Variationen als Volksvergnügen an. Der hier gezeigte Zusammenschnitt einiger Originalszenen aus solchen Kunstwerken bedarf keines Kommentars.“

Moralisch empörte Off-Stimme

In bester Mondo-Tradition gibt es auch solche pseudodokumentarische Einschübe, in denen es um Gebräuche und Sitten afrikanischer Stämme geht, die natürlich maximal auf Sensationsgeilheit und Schockwirkung ausgespielt werden, Exploitation halt. Ob die wirklich für diesen Film gedreht oder aus anderen Machwerken ähnlicher Art geliehen wurden, ist schwer zu sagen, für mich jedenfalls, bin kein Freund des Genres. Auch hier sind einige, sagen wir: fragwürdige Szenen dabei. Ungefähr in der Mitte des Films gibt es auch einen Abschnitt über die „Natur des Menschen“ (oder so), in dem auch mal Elefanten, Nilpferde oder Haie gemeuchelt werden. Was zur Hölle? Das ist wirklich nur reiner Selbstzweck, was gerade in der zweiten Hälfte des Films immer mehr wird. Das hat alles auch beim besten Willen nichts mit der eigentlichen Story zu tun, soll nur schockieren. Und naja, wohl auch die karge Laufzeit strecken.

„Ja, ich bin Arzt. Das sieht man doch an meiner Krawatte.“

Ein weiterer Einschub behandelt das Thema Drogen, natürlich sehr seriös und objektiv (haha). Sogar eine Szene gibt es, die in einer echten Psychiatrie spielen soll, mit irgendwelchen grandios over-actenden Pappnasen in weißen Kitteln, die das Thema „Drogenentzug“ so spielen, wie sich das Kindergartenkinder wohl vorstellen. Und mit einem sehr ernstzunehmenden Arzt, der ein weißes Hemd mit schwarzen Punkten nebst passender Krawatte trägt und sehr, sehr betroffen in die Kamera kuckt, während er ein „Interview“ gibt.

Nach einer guten Stunde Laufzeit bekommt Anne Magle dann einen Anfall vor Gericht, zappelt etwas rum, um dann mit einer Männerstimme zu verkünden, dass der Geist des berühmten Satanisten Aleister Crowley (1875-1947) in sie gefahren sei und dieser nun aus ihr spreche. Was von den Anwesenden erstaunlich regungslos wahrgenommen wird, bis der Richter schließlich mit seinem Glöckchen bimmelt und die Sitzung vertagt. Was direkt zum Thema „Besessenheit und Exorzismus“ führt, dass mit Aufnahmen von vor Priestern knieenden Jugendlichen, „Experteninterviews“ und irgendwelchen tanzenden Muttis in weißen Wallahalla-Kleidchen, in die der Heilige Geist oder ähnliches gefahren ist, bebildert wird.

Sylvia Engelmann, hier zu sehen, als ihr bewusst wurde, in was für einem seltsamen Film sie hier partizipierte

Später geht es um einen Jesuitenpater, der über paranormale Begabungen verfügt, und sich lange Stecknadeln in den Körper stecken kann, ohne zu bluten. Ach ja, und natürlich Operationen mit bloßen Händen durchführt, und irgendeiner Else sehr blutig in den Eingeweiden wühlt. (Der Verdacht liegt nahe, dass hier Material von „Reise ins Jenseits“ zweitverwertet wurde.)

Eine Absurdität jagt die nächste. Unfassbares Trashfest. Krude Mischung aus Gerichtsdrama, Softporno, Satanisten-Thriller und Pseudodokumentation. Wundert mich echt, dass es das Machwerk noch nicht auf DVD oder Blu-ray geschafft hat, gerade auch in Anbetracht der nicht gerade unbekannten mitwirkenden Damen.

Sylvia Engelmann war das ganze wohl offenbar peinlich genug, dass sie nur unter dem Pseudonym „Sylvia Angel“ im Abspann auftaucht. Und die hat immerhin in „Filmklassikern“ wie „Doppelt geschleckt hält besser“ oder „Internatsnutten“ unter echtem Namen mitgewirkt.

Das VHS-Band von 1983 ist natürlich kaum zu bekommen, es geistert aber eine (leider ziemlich schlechte) Digitalisierung davon durchs Netz.

VHS: Toppic (1983)

Weiße Männer vor weißer Wand. Ein echter optischer Leckerbissen.
Mann mit Hut schaut empört, als er unter Zwang (!) einen Sexshop aufsucht
Liebe Kinder, aufgepasst – einmal am Joint gezogen, zack, liegt man mit blitzsauberen weißen Klamotten tot in der Telefonzelle.