Zärtliche Chaoten (D 1987)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Thomas Gottschalk
Produktion: Karl Spiehs / K.S. Film
Premiere: 20. August 1987

Ein weiterer Film aus der Spätphase der Lisa Film. 1987 war sowohl die Zeit von Thomas Gottschalk als auch der klassischen Lisa-Film-Komödie langsam ausgelaufen. „Zärtliche Chaoten“, unter der Regie vom soliden Handwerker Franz Josef Gottlieb entstanden (es ist sein vorletzter Kinofilm), zählt zu den etwas unbekannteren Werken mit Thomas Gottschalk. Streng genommen ist es kein „richtiger“ Lisa-Film, denn im Abspann ist als Produktionsfirma „K.S. Film“ genannt, was aber natürlich für Karl Spiehs steht. Hinter den Kulissen sind u. a. auch mit Erich Tomek und Otto Retzer zwei der üblichen Verdächtigen am Werk, also rechnen wir das der Einfachheit halber mal zum Lisa-Kanon. Zufällig ist mir gerade die DVD zugelaufen, dann wollen wir diese Lücke hier auch mal schließen.

Hier ist Gottschalk mal ohne Mike Krüger unterwegs, als weitere Hauptdarsteller sind hier Michael Winslow (* 1958) und Helmut Fischer (1926-1997) am Start. Michael Winslow war damals gerade populär aufgrund der „Police Academy“-Reihe und Helmut Fischer, ein bayrischer Volksschauspieler, war aufgrund seiner sehr erfolgreichen Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983) auch angesagt. So ist wohl diese – aus heutiger Sicht – etwas kuriose Zusammenstellung zu erklären. Wie so oft bei Spiehs – alles auf maximale Vermarktbarkeit getrimmt.

Aus dem Werberatschlag

Auch hier wird wieder ein Musikstück in die Charts gedrückt – oder es zumindest versucht, ganz in der Tradition der Schlagerfilme der 70er. Auf dem Filmplakat ist „Without You“ als Untertitel zu lesen, damit ist der gleichnamige Song in der Version von Harry Nilsson gemeint. Er war in der hier schon im Vorspann gespielten Version schon recht alt (1971), heute dürfte am ehesten die Cover-Version von Mariah Carey, die 1993 eine Nummer 1 war, bekannt sein. Er wird im Laufe des Films recht penetrant immer und immer wieder gespielt. Sonst werden tatsächlich einige Songs aus „2 Nasen tanken Super“ recycelt, typische Mitt-80er-Lala halt.

Die recht lange Pre-Opener-Sequenz vor dem Vorspann (gut 6 Minuten) hat einen netten Kniff – direkt im ersten Bild reitet Pierre Brice als Winnetou ins Bild. Schnell stellt sich heraus – man hat nicht die falsche DVD eingelegt, sondern es ist ein Film im Film, Brice spielt sich quasi selbst und beschwert sich über einen misslungenen Stunt. „Ich bin es gewöhnt, mit Profis zu arbeiten!“ Unsere drei Helden sind dort alle in der laufenden Produktion eingesetzt und verlieren prompt ihre Jobs wegen akuter Unfähigkeit.

So „Film im Film“-Ideen und Promis, die sich selbst spielen, finde ich immer interessant. Quasi „Curb Your Enthusiasm“ in der teutonischen Karl-May-Version. Und das schon 1987. Interessante Idee. Leider wird sie nach dem Vorspann auch fallengelassen. Ein pseudodokumentarischer Film über die Dreharbeiten zu Winnetou in dem Stil hätte echt interessant werden können, vielleicht mehr als der eigentliche Film, leider ist es hier mehr ein Vorspiel als Teil des Plots.

Dann fängt die eigentliche Geschichte an. Als Drehbuchautor ist hier tatsächlich Thomas Gottschalk persönlich verzeichnet, wobei er sich offensichtlich von der französischen Komödie „3 hommes et un couffin“ (Drei Männer und ein Baby) von Coline Serreau (erschienen 1985) hat inspirieren lassen.

Kurz zusammengefasst: Die drei Spießgesellen lernen durch eine Autopanne die junge Rosi kennen. Nach einer wilden Partynacht wachen sie alle mit Filmriss und ohne Beinkleid auf, und Rosi ist schwanger. Wer ist der Vater?

Jeder der drei glaubt, der Erzeuger zu sein, und versuchen die werdende Mutter zu unterstützen, was natürlich meist ob der komödiantischen Effekts in die Hose geht. Am Ende gebärt sie Drillinge, einer davon ist schwarz. Sie sind also alle drei beteiligt. (Was jeder biologischen Logik widerspricht, aber hey. Und suggeriert den wohl bizarrste Rudelbums in der Geschichte des Sex. Brrr. Weiche, Kopfkino. Die Szene wird im Film nur angedeutet, die Nacht wird übersprungen, und lustigerweise von einem Bild eines Regenbogens „illustriert“ – der Film war aus Versehen seiner Zeit voraus.)

Rudelbums – vorher
Rudelbums – nachher

Der zweite Akt beginnt – wie könnte es anders sein in einem Spiehs-Film – am Wörthersee. Dort hat Schmidhuber (Fischer) früher mal in einem Hotel seine Ausbildung gemacht, sie wollen dort wieder in Lohn und Brot kommen. Der Chef des Hotels ist Ludwig Haas (1933-2021 – der Doktor aus der Lindenstraße) und auch wenig begeistert. Dennoch lässt er sich überzeugen, die drei Pfeifen als Kellner und Küchenpersonal einzustellen. (Das Hotel ist übrigens genau das, in dem einige Jahre später die Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ entstand, das Falkensteiner Schlosshotel Velden.)

Ein paar Gags seien hier mal zur Veranschaulichung des humoristischen Niveaus dargeboten: Fischer als Kellner hat Stress mit dem Chefkoch, den er veräppelt. Dieser schwört Rache. Fischer soll als Kellner einer feinen älteren Dame das Frühstück servieren, mit Deckel. Er tut dies, und das Frühstück entpuppt sich, entdeckelt, als kunstvolle Reproduktion eines männlichen Genitals aus Wurst, Ei und Spinat.

Die Dame rauscht empört von dannen, wütend wirft Fischer die Zutaten in hohem Bogen aus dem Fenster. Im Garten sonnt sich nichtsahnend der Herr Direktor, und das passiert:

Nachdem man sich vor dieser Zwerchfellattacke erholt hat, bekommen wir Michael Winslow als eine Art dürre, schwarze Tina-Turner-Parodie auf die Linse gedrückt. Der Chefkoch kommt des Weges und baggert sie an („Hallo, schönes Fräulein. Ganz allein?“ Diese Dialoge sind einfach Shakespeare.)

Fake Tina Turner geht darauf ein, sie gehen ins Haus, dort wird Champagner und Kaviar kredenzt. Der wohlbeleibte Koch wird zwecks Koitus-Vorbereitungen nach nebenan zum Duschen geschickt, Winslow erweckt mit seinen Stimmkünsten den Eindruck, der eifersüchtige, Verbalinjurien brüllende Freund wäre erschienen und droht dem Koch den gewaltsamen Tod an, er offeriert verängstigt als Wiedergutmachung den Inhalt seines Vorratsschranks. So kommt Winslow zu einem großen Körbchen voller teurem Luxusfutter. (Was damit geschieht? Weiß weder der Drehbuchautor noch der Zuschauer.)

Nach diesem heiteren Stelldichein am Wörthersee geht die Story zurück nach München. Die drei erhalten einen Brief (nein, eine „message“, man war 1987 schon cool) von Rosi, dass sie schwanger ist. Wie schon erwähnt, kommt jeder der drei in Frage.

Auch mal wieder am Start: Herbert Fux

Um Geld zu verdienen, hecken Sie einen Plan mit einem Gerät gegen Mundgeruch aus, was zu einer Reihe bizarrer Szenen führt, von einer halbgaren Miami-Vice-Parodie bis hin zu Michael Winslow, schon wieder als Drag Queen. Männer von Frauenklamotten, haha, einfach soooo lustig.

„Die Bräunungscreme, die Sie mir empfohlen haben, ist wirklich fabelhaft! Schauen Sie mich an! Ist die Wirkung nicht toll?“

Danach versuchen sie sich als klischeehafte Mariachi-Band, zum Playback, weil: Rod Stewart kann ja auch nicht singen und bewegt nur den Mund, während „e Banderl“ läuft. Und so haben wir den Hattrick – innerhalb von nicht mal fünf Minuten: Transphobie, einen mehr oder weniger rassistischen Witz (siehe oben, wenn er wenigstens lustig wäre) und nun die gute alte kulturelle Aneignung. Lisa Film bleibt sich da echt treu (weitere Ausführungen dazu siehe „Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob“ – im Vergleich ist das hier noch relativ harmlos).

Um die Stunden-Marke spult der Film etwas vor, die Monate vergehen, mit den klassischen Kalenderblatt-Bildern, zwischendurch weitere Abenteuer der drei als Playback-Musiker, während Rosis Bauch wächst.

Michael Winslow darf noch mal seine Geräuschemacher-Künste in einer Szene im Kaufhaus zeigen. Er klaut aus Versehen Spielzeug und wird erwischt, worauf sich seine Flucht eine recht aufwändige Action-Sequenz aufbaut. Schließlich wird er doch gefasst, der „klauende Ausländer“ (da schmunzelt der anständige deutsche Kinogänger im Jahre 1987). Er wird zu Schadenersatz verdonnert. Die Geldnot ist wieder da. Gut, dass gerade völlig unmotiviert dieses dezente Schild in der Landschaft rumsteht. 10.000 Mark für die Ergreifung eines Exhibitionisten. Oha. Pimmelwitze im Anmarsch. Mal sehen, was der dritte Akt so an humoristischen Niederungen zu bieten hat.

Die drei beschließen also, dass Gottschalk den Exhibitionisten spielen soll, damit sie die Belohnung kassieren können. Sie schleppen ihn gefesselt zur Polizei, der skeptische Polizist will wissen, wie er es gemacht hat. Er öffnet den Mantel falsch und der Schwindel fliegt auf. Ein wilder Bikertyp (Hans-Georg Panczak) mit einer Art Wikinger-Helm, vom Bock gestürzt mit Aua-Arm, kommt ins Präsidium, erzählt von einem Bootrennen, Siegesprämie 10.000 DM. Welch passender Zufall, dass wir nun zum Wörthersee zurückkehren können für die nächste super-duper spannende Actionszene. Immerhin gibt es ein paar ganz nette Stunts, eine Jagd mit Motorrad und so einem Luftkissenfahrzeug durchs Kaff. Wie bei James Bond. (Fast.)

Sie haben es so eilig, weil die Geburt ansteht, also hopp ins Krankenhaus. Dort soll die bange Frage nach der Vaterschaft endlich geklärt werden, das Ergebnis ist … interessant.

Thomas Gottschalk muss ich wohl nicht noch mal vorstellen. Michael Winslow dürfte auch heute noch recht bekannt sein (bei den jüngeren vielleicht auch durch sein kürzlichen Auftritt bei LOL), er ist hier im Prinzip die gleiche Figur wie in „Police Academy“ (1984), der lustige, pfiffige Geräuschemacher. Er wird hier von Synchronlegende Randolf Kronberg (1942-2007) synchronisiert, einer der Standardstimmen der Zeit für „lustige Schwarze“, am prägendsten wohl Eddie Murphy. Wenn man den Film schaut, ohne hinzusehen, wähnt man sich mitunter in „Beverly Hills Cop“ aus einem seltsamen Paralleluniversum.

Dey Young (* 1955), die Rosi, dürfte heute kaum jemanden was sagen, ich kannte sie bislang auch nicht. Sie spielte über lange Zeit immer wieder mal in Filmen und Serien mit, meist aber eher kleine Rollen. Immerhin taucht sie in noch heute bekannten Filmen wie Running Man oder Pretty Woman auf.

Kleine Rollen haben noch Ulrich Beiger als Drogist in einer seiner letzten Kinorollen, wie schon erwähnt Ottfried Fischer als Chefkoch, Herbert Fux als Penner und auch Glatze-Schnorres-Man und Spiehs-Geselle Otto Retzer hat einen seiner Cameo-Auftritte als Müllmann.

Ulrich Beiger hat auch eine späte, kleine Rolle in der „Miami Vice“-Szene
Der ebenso erwartbare wie hirnschmelzende Schluss-Gag: „Drei Männer – drei Babys!“ Nimm das, Biologie!

Dieses mäßig unterhaltsame Trash-Komödien-Machwerk hat es zumindest auf DVD geschafft, es gibt eine recht leicht zu findende Veröffentlichung von Marketing Film. Kurioserweise ist dort eine deutsche und eine ungarische (?!) Sprachfassung zu finden. Wer hat warum eine ungarische Synchronfassung hiervon gemacht? Diese Frage finde ich fast interessanter als der Film.

Daneben gibt es auch eine DVD zusammen mit dem zweiten Teil. Ja, dieser Kappes hat damals 2-3 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt, also hat sich wohl eine Fortsetzung gelohnt. Mal sehen, ob ich mich da auch noch mal ran wage. Der hat inhaltlich null Komma nix mit diesem Film zu tun, hat aber das gleiche Trio als Hauptdarsteller.

Es gibt sicherlich furchtbarere und unerträglichere Filme im Spiehs-Kanon, dieser Film hat durchaus seine (nostalgischen) Fans. Immerhin hat er ein paar Szenen, die ganz unterhaltsam sind, einmal habe ich sogar gelacht (!). Und das Luftkissenboot war cool.

Lisa-Produktionsleiter Otto Retzer in seinem Cameo als Fachkraft für Müll und lahme Gags

Klassenkeile (D 1969)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Kurt Nachmann, Paul Hengge
Produzent: Horst Wendlandt / Rialto Film, Berlin
Premiere: 28. März 1969

1968 gelang der Franz Seitz Filmproduktion mit „Die Lümmel von der ersten Bank“ ein Überraschungserfolg. Neben den insgesamt sechs „offiziellen“ Fortsetzungen versuchten auch andere Produktionsstudios, ein Stück vom Kuchen abzuhaben. Lisa Film versuchte sein Glück mit dem hier bereits behandelten Immer Ärger mit den Paukern im Oktober 1968. Der immer geschäftstüchtige Horst Wendlandt (1922-2002) mit seiner Rialto Film erkannte die Chance, und warf nun seinerseits auch „Paukerfilme“ ins Rennen. Am 28. März 1969 feierte „Klassenkeile“ Premiere, nachdem er bereits am zweiten „offiziellen“ Teil beteiligt war.

Dies ist also einer der Filme der Reihe, mit denen Franz Seitz nichts zu tun hatte. Mit Uschi Glas gelang es, einen der damaligen Kassenmagneten zu verpflichten, und in kleinen Rollen sind hier einige der Schauspieler zu sehen, die auch bei der Konkurrenz mitwirkten, vor allem Rudolf Schündler und Hans Terofal, die uns hier ja schon zur Genüge vor die Linse gelaufen sind.

Das Drehbuch schrieb mal wieder die bewährte Kraft Kurt Nachmann zusammen mit einem gewissen Paul Hengge, der mir bis eben unbekannt war. Er war zu der Zeit fest bei Rialto Film angestellt und schrieb einiges an Skripten, von einzigen Edgar-Wallace-Filmen bis hin zu aufklärerischen Obskuritäten wie „Van de Velde: Das Leben zu zweit – Die Sexualität in der Ehe“ (1969).

Mal sehen, was die beiden sich da ausgedacht haben. Wir lernen Manuela (Anita Kupsch) kennen, die in der Schule vor allem durch Unwissen und Aufsässigkeit glänzt. Nach einem weiteren Streich fliegt sie von der Schule, sie hat eh keine Lust auf Abitur und will lieber ihren Freund, einen Obst- und Gemüsehändler, heiraten.

Derweil sitzt Katja (Uschi Glas) im Büro, sie ist Nachwuchsjournalistin und schreibt eine Reportage über die heutige Schule, basierend auf den Erlebnissen ihrer Freundin Manuela. Sie ist bekanntlich gerade geflogen, und Katja beschließt, sich selbst als Schülerin in eine 13. Klasse unter dem Namen von Manuela einzuschleusen und aus erster Hand zu recherchieren. Verwechslungskomödie incoming, die Dinger hat Kurt Nachmann echt im Akkord geschrieben.

Natürlich gibt es einen „coolen“ Lehrer, Dr. Wagner (Walter Giller), den unbeliebten Streber, ein komisch schiefgehendes Chemie-Experiment und generell viele der klassischen plot points des Genres werden aufgegriffen. Der „coole“ Lehrer wird natürlich vom alteingesessenen Lehrkörper scheel angekuckt, sie wollen ihn loswerden, die Schüler*innen wollen dies verhindern. Man könnte es etwas böse formulieren: Es ist eine billige Raubkopie der originalen „Lümmel“-Filme, gemischt mit einem guten Schluck „Feuerzangenbowle“. Die dünne Handlung wird episodenhaft durch mehr oder weniger originelle Streiche gestreckt.

Rudolf Schündler spielt hier auch einen Lehrer namens Dr. Krapp-Krapproth, einer der größeren Rollen, der direkt mit diesem wunderbar absurdem Monolog auffällt und einem noch heute daran erinnert, welches Geistes Kind der Lehrkörper dieser Zeit war. Diese Filme entstanden zu einer Zeit des Umbruchs, Stichwort „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“. Dr. Krapp-Krapproth trifft den Direktor auf dem Flur und beklagt sich:

„Schon wieder, es ist unerhört! Herr Direktor, ich unterrichte gerade deutsche Geschichte – was heißt deutsch – preußische Geschichte! Und ich versuche gerade bei den jungen Leuten, die uns ja nun mal eben anvertraut sind, die Andacht wachzurufen, die ja schließlich Preußens Gloria gebührt! Und was machen Dr. Wagner und seine Oberprima? Negermusik! Zack zack zack bumm bumm!“

Dr. Krapp-Krapproth
Rudolf Schündler als preußischer Oberlehrer Dr. Krapp-Krapproth

Schön auch, dass der Direktor nach „Negermusik“ auch direkt kleinlaut „Schwarze! Schwarze Musik …“ einwirft. Man darf ja nichts mehr sagen in Deutschland! Mensch, schon 1969 „woke“, da würden heute direkt wieder die Kommentarspalten glühen. Absurd, dass darüber 2023 allen Ernstes immer noch diskutiert wird.

Wenn du denkst, du spankst, dann denkst du nur du spankst. Uschi Glas kriegt Klassenkeile. Jeder darf mal.

Ein weiterer Lehrer wird von Ulrich Beiger (1918-1996) gegeben, der mir vor allem aus „Das verrückteste Auto der Welt“ (1975) bekannt ist, aber in jenen Jahren viel im Kino zu sehen war, und später auch im Fernsehen (und ja, natürlich auch in zwei Folgen von „Derrick“).

Walter Giller (1927-2011) hatten wir auch schon mehrfach – er spielt hier den sympathischen Junglehrer überzeugend. Näheres zu ihm habe ich bereits beim Film Liebe auf krummen Beinen (1959) geschrieben.

Walter Giller, Ulrich Beiger

Hans Terofal (1923-1976) hat hier nur eine kleine Rolle, er ist der Kapellmeister einer bayrischen Blaskapelle, die während einer Klassenarbeit im Schulfoyer zünftige Blasmusik spielt. Er hat sichtlich Spaß dran, zumindest muss er nicht saufen und albern rumzappeln.

Hans Terofal hat Gaudi – „Wir sind bezahlt worden, dass wir hier blasen, daher blasen wir hier!“

Herbert Weissbach (1901-1995) ist direkt in der ersten Szene der Lehrer. Zu ihm habe ich auch hier und da schon öfter was geschrieben, schön, dass er hier mal mehr als einen Satz sagen darf. Auch er ist uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, z. B. in Der Partyphotograph.

Manuelas Vater ist noch prominent besetzt – das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999) gibt sich die Ehre, sein Film direkt vor dem noch absurderen, hier schon behandelten Charley’s Onkel. Hier jagt er keine Nutten, sondern spielt eine typische Millowitsch-Figur, der joviale, gutgelaunt-kieksende Sympath.

„Ein Kuss! Empööörend!“ – „Ich sag’s ja, der Sex … kommt auch auf uns zu … UNAUFHALTSAM!“ (Vielleicht der beste Gag des Films.) (Inge Wolffberg, Rudolf Schündler)

Ach ja, noch ein paar Worte zu den Damen. Uschi Glas dürfte auch heute noch geläufig sein, die andere weibliche Hauptrolle Manuela Schulz wird von Anita Kupsch gespielt. Der Name sagte mir zugegebenermaßen nichts. Ihre Filmographie ist auch recht lang, das meiste ist wohl eher dem Vergessen anheim gefallen. Serienfreunde könnten sie noch aus „Praxis Bülowbogen“ kennen, wo sie von 1987 bis 1996 mitspielte. Der Rest der jüngeren Damen sind mehr Deko. Gegen Ende des Films taucht noch Wilma (* 1957) auf, damals so was wie das Pendant zu Heintje, die irgendwas von Glück und Sonnenschein trällert. Das Lied kam als Single nicht mal in die Top 100, und womit? Mit Recht. Immerhin gibt es einen schönen Meta-Gag: Der Direktor (Werner Finck) direkt nach dem Lied:

„Nachdem wir nun unserem lieben Heintje, äh, Wilma – Heintje war ja im letzten Film – gehört haben, wollen wir nun zur Tagesordnung weitergehen…“

Eine Erwähnung wert ist noch die ältliche Lehrerin Dr. Sieglinde Boll, gespielt von Inge Wolffberg (1924-2010), die mir vage bekannt vorkam – Heinz-Erhardt-Fans könnten sie noch als „Fräulein Grauvogel“ aus „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) kennen. Hier hat sie einige schöne Szenen mit Rudolf Schündler, kleine Lichtpunkte in diesem Machwerk.

Insgesamt ein lauwarmer „Feuerzangenbowle“-Aufguss, trotz vieler bekannter Spaßnasen erstaunlich humorbefreit, vorhersehbar und abgekupfert und trotz nur 88 Minuten Lauflänge zäh. Dennoch war es kommerziell ein „mehr als zufriedenstellender“ Erfolg. Vielleicht wollten die auch alle nur sehen, wie Uschi Glas der Hintern versohlt wird. Wer weiß. Darauf ein zackiges „Zack zack zack bumm bumm“.

Wer’s sehen will: Ist sowohl auf einer ganz alten UFA-Videokassette (bei Taurus) zu haben als auch als DVD in einer „Uschi-Glas-Box“ bei Universum Film erschienen.

Das verrückteste Auto der Welt (D 1974)

Regie, Buch: Rudolf Zehetgruber
Produktion: Rudolf Zehetgruber, Otto Retzer
Premiere: 14. März 1975

OK – dieser Film hat definitiv einen Nostalgie-Bonus bei mir, absoluter Kindheits-Klassiker. Die erneute Sichtung nach vielen, vielen Jahren lüftet den Schleier der Verklärung etwas, dennoch hat der Film einige Qualitäten und war nicht so furchtbar, wie ich befürchtet hatte. Es ist der vierte Teil der Reihe.

Dudu, eine Mischung aus Herbie und Knight Rider, erlebt hier zusammen mit Erbauer Jimmi Bondi (dieser Name, muaha – gespielt von Regisseur und Autor Rudolf Zehetgruber unter dem Pseudonym Robert Mark) und „lustigem Sidekick“ Aldo (Sal Borgese – ein bekanntes Gesicht aus vielen europäischen 70er-Filmen) eine wilde Rallye durch die Schweiz, um das Preisgeld abzustauben. Wie es sich für einen guten Helden gehört natürlich vollkommen selbstlos, denn die Nonnen aus dem Kinderheim brauchen dringend Knete, um ihre Schulden zu begleichen.

Natürlich gibt es einen Gegenspieler, einen garstig Oberlippenbartträger namens Marchese de la Pozzi (Ulrich Beiger), der mit unfairen Mitteln versucht, das Rennen zu gewinnen. Dabei geht ihm die angeheuerte Brown & Brown Company (köstlich: Walter Feuchtenberg und Gerd Frickhöffer) zur Hand. In diesem Sinne: Afraskai kuku!

Upsi. Allerlei Blechschaden in diesem Film.

Ganz klassisch Komödie „für die ganze Familie“ tut der Film niemanden weh, unterhält und ist für den einen oder anderen Schmunzler gut. Von den insgesamt fünf Dudu-Filmen ist dieser sicherlich der „beste“, er hat eine recht runde Geschichte, ist flott erzählt, die Albernheiten halten sich in Grenzen und die Rallye-Szenen sind einfach nett anzusehen. Also – Hirn abschalten, zurücklehnen und 70-Jahre-Flair genießen. Für einen Sonntagnachmittag genau das richtige.

„Ich hab da so ein gelbes Auto, das lustig blinkt und (manchmal) sprechen kann. Damit will ich eine Rallye gewinnen. Kommste mit?“ – „Bei meinem Schnorres! Was für eine famose Idee!“


Etwas irritierend finde ich, dass es zwei Versionen des Films gibt – in einer kann Dudu sprechen, in der anderen nicht. Leider ist auf der DVD die „Sprachversion“ drauf, was den Film alberner macht als er eigentlich ist. Die „Stummversion“ ist mir vertrauter und soweit ich weiß auch die Originalversion, die Kinofassung. Da hat Kinowelt ein bisschen gepennt – wieso sind nicht beide Versionen auf der DVD?

VHS: VMP
VHS: UFA
VHS: Joy VIdeo
DVD: Kinowelt („Dudu-Box“)
Blu-ray: Filmjuwelen („Dudu-Box“)

Auch als Super8-Schnittfassung von UFA in drei Teilen a 120 Metern erschienen.