Maskenball bei Scotland Yard (Ö/ITL 1963)

Regie: Domenico Paolella
Produktion: Franz Antel und Carl Szokoll 
Premiere: 23. August 1963

Lustig, wie sich der Algorithmus von Prime langsam, aber sicher an meine dortigen Sichtungen von komischen alten Filmen anpasst. Dieser Film ist dort nun ganz frisch drin und wird mir auch prompt als persönliche Empfehlung angezeigt. Mhm, ein von Franz Antel co-produzierter Film, der in Italien gedreht wurde und in dem Trude Herr und Bill Ramsey mitspielen? Oh, und Herbert Fux in einer Nebenrolle! OK, klingt schräg genug, um hier gewürdigt zu werden! Dann mal her damit.

Zunächst – der Titel ergibt überhaupt keinen Sinn und hat mit der Handlung nichts zu tun. Nada. Niente. Er dient lediglich dazu, den damals aktuellen Schlager von Bill Ramsey zu promoten. Als Untertitel (und vielleicht eigentlich geplanter „richtiger“ Titel?) wird „Die Geschichte einer unglaublichen Erfindung“ genannt, was der Sache schon näher kommt.

Single des titelgebenden Schlagers

Ich dachte zuerst, das sei vielleicht wegen „Scotland Yard“ eine Parodie auf die damals angesagten Edgar-Wallace-Filme, aber weit gefehlt. Das fängt schon damit an, dass der Film nicht in England spielt, wie man vielleicht meinen könnte, sondern in Italien, genauer: in Rom. Was tatsächlich eine der Stärken des Films ist. In schönen, grobkörnigen Schwarzweiß gedreht gelingen immer wieder wunderbare Bilder aus dem damaligen, noch kriegsgezeichneten Rom, sodass hier und da fast ein Hauch Neorealismus oder Novelle vague durch den Film weht.

Doch leider haben wir es hier mit einer ziemlich dürftigen Komödie zu tun, durchsetzt mit aktuellen Schlagern. Quasi ein „Schlagerlustspiel“, nur halt mal nicht am Wörthersee oder in Tirol, sondern in Bella Roma.

Agostino Celli (Ramsey), Klischee „verrückter Erfinder“, behauptet ein Gerät erfunden zu haben, mit dem er sich jederzeit ins laufende Fernsehprogramm einklinken kann. Beim Test wird er prompt von der Polizei eingefangen und landet im „Irrenhaus“ (um im Duktus des Films zu bleiben).

Bill Ramsey als Agostino Celli

Sein Freund Giorgio Bonetti (Stelvio Rosi) glaubt ihm und ist zufällig auch Werbespezialist. Er wittert das geschäftliche Potenzial dieses Geräts und will damit seinen Tanten helfen, die eine Kuchenfabrik besitzen, deren Kuchen zwar hochgelobt, aber zu wenig gekauft wird. Reklame können sie sich so nicht leisten, und nun soll „illegale“ Fernsehwerbung mit dem Zaubergerät die angeschlagene Fabrik retten.

Der „verrückte Erfinder“ bei der Arbeit
Komödienhandbuch, Seite 3: Kein Irrenhaus ist komplett ohne Napoleon

Natürlich sind weder die Fernsehsender noch die Konkurrenz davon entzückt, sodass ein Rennen um das Gerät beginnt. Als Maulwurf wird Brenda (France Anglade) eingeschleust, die als „Agentin“ dem Fernsehsender Hinweise gibt, wo und wann das Programm gestört werden soll. Natürlich verliebt sie sich in den schnieken Giorgio, Dilemma incoming. Und auch die Polizei ist ihnen als „Piratensender“ auf den Fersen. Und als wäre das nicht genug, treffen sie auch noch die resolute Maddalena (Trude Herr), die eine Hühnerfarm besitzt. Als dann die Kuchen-Tanten auch noch verhaftet werden, überschlagen sich die Geschehnisse.

Die Prämisse mit dem Wundergerät finde ich für eine Komödie durchaus interessant – technisch natürlich Quatsch mit Soße, aber durchaus humoristisches Potenzial. Um so erstaunlicher ist es, wie wenig der Film daraus macht. Generell ist hier viel „lustig gemeint“, aber so schlecht performt und/oder getimt, dass man sich die Haare raufen will ob der vertanen Chancen.

Bill Ramsey (1931-2021), der Amerikaner, der eigentlich den Jazz im Blut hatte und ab 1958 in Deutschland mit ironischen, amerikanisch klingenden Schlagern eine paar Jahre sehr erfolgreich war, ist ein sympathisches Kerlchen. Aber kein guter Schauspieler. OK, muss man als Musiker auch nicht sein. Durch seine Körperlichkeit und Mimik hat er hier doch durchaus ein paar der lustigeren Momente (auf niedrigem Gesamtniveau) zu verantworten.

Die obligatorischen Lieder zwischendurch sind zumindest alle im erträglichen Bereich. Im Gegensatz zu anderen Filmen, in denen wenigstens versucht wird, die Songs irgendwie sinnvoll in die Handlung einzubinden, kommen die hier einfach so ohne Sinn und Verstand. Oft dann als Fernsehübertragung „getarnt“.

Neben dem ganz netten Heut’ ist Maskenball bei Scotland Yard von Bill Ramsey kriegen wir hier noch einiges geboten. Selbst der blutjunge Rex Gildo (1936-1999) schaut mal vorbei und steht singend die Holde anflehend am Auto („Maddalena“).

Rex Gildo

Eine gewisse Hannelore Auer trällert „Eine Insel am Ende der Welt“. Mhm. Sagt mir so jetzt nichts. Siehe da: Das ist seit 1979 die Frau von Heino. Stimmt, Heino und Hannelore. Da war mal was. In der Zeit hatte sie ein paar kleine Erfolge als Sängerin und wurde gerade von Franz Antel gerne in seinen Filmen promotet.

Peppino di Capri ist auch im Fernsehen zu sehen, als italienischer Beitrag, mit dem Song „Let’s Twist Again„. Zuerst dachte ich, das sei Buddy Holly. Aber sowohl die Musik, ein relativ wilder Twist, noch die Zeit passten, er ist ja schon 1959 gestorben. Siehe da: di Capri wird auch als „italienischer Buddy Holly“ bezeichnet. Was so eine Brille doch ausmacht. Der Kollege brachte wohl den Twist nach Italien und war in der Zeit sehr erfolgreich. Immerhin spielte er mit seiner Band als Vorgruppe bei der Italien-Tournee der Beatles.

Das doppelte Lottchen (Kessler-Zwillinge)

Die Kessler-Zwillinge (Alice und Ellen) sind auch mit am Start. Auch so eine kuriose Showbiz-Erscheinung der Zeit. Sie waren hier schon eher am Ende ihrer Musikkarriere, die erste Single erschien 1958, die letzte 1963. Der Clou war natürlich, dass sie sich a) sehr ähnlich sahen und b) auch durchaus hübsch waren. Lange waren sie als „german girls“ auch international bekannt. Gerade in Italien waren sie wohl recht erfolgreich, wo sie auch gut 20 Jahre lebten, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe.

Und auch, dass sie sich 1975 für den italienischen Playboy naggisch gemacht haben. Aha. Auch Dinge, die ich eigentlich nie wissen wollte. Immer wieder spannend, was Recherchen zu obskuren Filmen so alles auftun.

Aber zurück zum Film. Herausragend ist sicherlich der Song „So ein Mann“ von Trude Herr, pfiffiger und durchaus frivoler Text für 1963. Komponiert und geschrieben von Werner Twardy (1926-1977) und Kurt Schwabach (1898-1966).

„So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Wenn er sexy ist, dann hat er Sex für sechs
Aber ist er temperamentlos
Ja, dann langweilt er mich endlos!
So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Ist er nett zu mir bekomm‘ ich ’nen Komplex
Wenn ich den Komplex nicht bald verdrängen kann
Komm‘ ich niemals, komm‘ ich niemals zu ’nem Mann
Und das wär‘ doch schade – bitte schau’n Sie mich mal an!“

Trude Herr, „So ein Mann“

Noch ein paar Worte zum Regisseur Domenico Paolella (1915-2002). Nach Anfängen im Experimental- und Dokumentarfilm war er primär in den 1960ern tätig und drehte allerlei Genrekost, wie die meisten italienischen Regisseure der Zeit. Alles dabei, von Sandalenfilm bis Italowestern. 1973 drehte er den Nunsploitation-Knaller „Der Nonnenspiegel“ (Storia di una monaca di clausura), den könnten Italo-Fans vielleicht noch kennen.

Ach ja, „Find den Fux“! Herbert Fux taucht hier in einer Szene auch auf, noch recht jung und unzerknittert, als Polizist bei der Szene mit der Flucht aus dem „Irrenhaus“. Leider ohne Foto, da man bei Prime leider Gottes keine Screenshots machen kann. Wer’s nachsehen will: Um Minute 23. Ich meine, er ist auch nachsynchronisiert, hab ihn bei der Erstsichtung gar nicht erkannt.

Was bleibt ist ein weiterer, weitgehend vergessener Schlagerfilm aus den frühen 60ern. Das Flair von Rom macht ihn etwas besonders, da gibt es doch immer wieder mal echt schöne Bilder. Humoristisch leider ne ziemliche Bauchlandung. Die Lieder sind ertragbar bis ganz nett.

Vor allem: Es gab bislang keine Rezensionen und kaum Infos zu diesem Film, imdb und ofdb sind da blank. Ich betrete also wieder mal filmisches Neuland. Für euch. Sagt bloß, das wär nichts.

Wer mal reinschauen will – wie gesagt, aktuell bei Prime zu besichtigten, ansonsten gibt es noch zwei ramschige alte DVD-Ausgaben und er ist auch mal bei UFA als VHS erschienen. Kurioserweise beginnt der Stream auch mit dem alten UFA-Vorspann („Deutschlands große Film-Profis“), wie er in den 80ern auf VHS zu sehen war. Ich vermute, die DVD basiert auf der VHS, und der Stream auf der DVD. Lustig.

Freddy und das Lied der Prärie (D 1964)

Regie: Sobey Martin
Buch: Gustav Kampendonk
Produktion: CCC Filmkunst GmbH (Arthur Brauner)
Premiere: 28. August 1964

Da hab ich mal wieder ganz was kurioses für euch, wertes Publikum. Zum einen – ein schönes Beispiel, was für seltsame Blüten das Kommerz-Denken des deutschen Nachkriegskino teilweise trieb: Karl-May-Western waren sehr erfolgreich, Schlagerfilme waren sehr erfolgreich – was macht der findige Produzent Arthur Brauner? Richtig, einfach beides zusammenrühren! Der große Freddy-Hype war allerdings auch schon am ausklingen, das war einer der letzten in der Phase.

Zum anderen – Spurensuche. Ich las gerade die Autobiographie von Karl Dall (mit dem herrlichen Titel „Auge zu und durch“), und er schreibt dort:

„(…) Dafür aber in „Freddy und das Lied der Prärie“. Hier machte ich den Fehler, mich für eine Großaufnahme begeistern zu lassen, und war damit als Komparse gestorben. Ich war einfach zu auffällig. Profi-Komparsen halten sich bewusst im Hintergrund, damit sie länger in der Produktion bleiben können. Ich aber wollte meine Fresse zeigen und war raus.“

(„Auge zu und durch“, Bastei Lübbe 2006, S. 150)

Jawoll, hier erleben wir einen blutjungen, noch komplett unbekannten Karl Bernhard Dall, der nach eigener Aussage die Rolle bekam, weil er einen Bart hatte und somit die Produktion sich das Ankleben eines falschen Barts sparen konnte. Jeder Pfennig zählte bei Arthur Brauner.

Für 3 Sekunden Dall reichte mir dann aber auch eine qualitativ leider ziemlich miese und zudem durch ein Wasserzeichen entstellte YouTube-Version. Er soll einen „Mann im Saloon“ darstellen, und siehe da, bei Minute 24 – während einer Performance beschwingter Hupfdohlen, die „Wir sind die Dixie-Girls“ singen, ist er als schwer begeisterter Zuschauer zu sehen:

Ja, lustig.

Sein späterer Kollege bei der von 1967 bis 1979 bestehenden Komiker-Gruppe Insterburg & Co., Peter Ehlebracht, ist ebenfalls in dem Film als Komparse zu sehen. Die beiden wohnten in der Zeit auch zusammen in Berlin.

Im ersten Winnetou-Film, ebenfalls 1964, Regie: Harald Reinl, ist er ebenfalls als menschliches Bildfüllmaterial zu sehen. Immerhin in einem Bild mit Mario Adorf, das ist doch ein netter Einstand, das war vor dem Freddy-Film. Dann haben wir das auch mal erwähnt:

Noch ein paar Worte zum Film selbst. Wie gesagt, es war ein seltsamer Hybrid aus Karl-May-Möchtegern und den damals üblichen Schlagerfilmchen. Freddy Quinn war in den späten 50ern sehr populär geworden und ihm wurden zahlreiche Filme auf den Leib geschrieben, wie „Freddy, die Gitarre und das Meer“ von 1959 oder Freddy und das Lied der Südsee von 1962. Innerhalb von 5 Jahren wurden ganze 10 Filme in die Kinos geballert. Dieser hier war der vorletzte, 1964 war die Luft dann raus, nur „Freddy, Tiere, Sensationen“ sollte noch folgen.

Freddy spielt hier einen geheimnisvollen Rächer namens Black Bill, der meist singend oder richtig evil kuckend durch die jugoslawische Prärie reitet und für Recht und Ordnung sorgt. Seine Eltern wurden einst von Wüstlingen ermordet. Sonst irgendwas mit einer Goldader, fiesen Banditen, Szenen im Saloon, der übliche Kram halt. Western aus der Klischeemottenkiste, alles wirkt eher wie Karneval. Gerade, wenn man bedenkt, was 1964 derweil in Italien so für Western produziert wurden.

Gut, es war sicherlich alles auch nicht so bierernst gemeint, ich meine, Freddy Quinn als knallharter Rächer im Batman-Style? Come on. Geschrieben wurde der ganze Kram von Lustspiel-Spezi Gustav Kampendonk (1909-1966), eine seiner letzten Arbeiten vor seinem frühen Tod. Der ist uns hier tatsächlich auch schon mehrfach begegnet – die fidele Ferkel-Story „Das fröhliche Dorf“ (1955) geht genauso auf seine Kappe wie die beiden Heinz-Erhardt-Klassiker „Natürlich die Autofahrer“ und „Drillinge an Bord“.

Trude Herr, Beba Lončar

Wie in letzteren Filmen spielt hier übrigens auch Trude Herr (1927-1991) mit, wie gewohnt als stämmige, resolute Dame, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. (1988 gab sie, gesundheitlich schon schwer gezeichnet, Günter Jauch in „Na siehste!“ ihr letztes TV-Interview. Hier zu sehen.)

Für weitere komödiantische Glanzpunkte (naja) sorgt zudem das Duo aus Klaus Dahlen (1938-2006) und einem Herrn namens Ulrich Hüls, der nur in diesem Film mitwirkte. Klaus Dahlen kennt man heute wohl noch am ehesten als Schwiegersohn Michael in der kurzlebigen zweiten Staffel von „Ein Herz und eine Seele“, Stichwort Speckbulle, als Ersatz für Diether Krebs.

Ulrich Hüls, Klaus Dahlen

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (D/Ö 1962)

Regie: Franz Antel
Buch: Johannes Kai, Hugo Wiener
Produktion: Carl Szokoll / Neue Delta Filmproduktion
Premiere: 19. Oktober 1962

Nudelfabrikant Keyser (Heinz Erhardt) wird von seiner Tochter zu einem Urlaub auf einer einsamen Insel verdonnert, um ihn dort auf Diät zu setzen. Wenig erbaut, will er zumindest seinen Mitarbeiter Dr. Steffen (Harald Juhnke) mitnehmen, und ihn vielleicht bei der Gelegenheit auch mit seiner Tochter verkuppeln. Auf der Insel angelangt treffen sie auf ein weiteres Paar (sie will heiraten, er lieber angeln, das übliche Drama). Gemeinsam stranden sie auf der kleinen Insel ohne Ausrüstung und sind auf ihre Survival-Skills angewiesen.

Die Filme des österreichischen Regisseurs Franz Antel (1913-2007) wirken irgendwie immer 10 Jahre älter als sie eigentlich sind. „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ von 1962 wirkt wie aus den tiefsten 50ern, von den knalligen Bonbon-Farben (Eastman-Color) bis zu dem schon damals angestaubten Humor. Er stammt aus der mittleren Schaffensphase von Antel, gut zehn Jahre vor dem Heinospoitation-Knaller „Blau blüht der Enzian„, der hier ja schon zu Ehren kam. Und auch noch einige Jahre, bevor er mit den berüchtigten „Frau Wirtin“-Filmen auch das Tittenfilmchen-Gerne beackerte.

Einen Pluspunkt hat der Film gegenüber vielen anderen: Heinz Erhardt spielt mit. Aber auch er kann dieses bemühte Lustspiel nicht wirklich retten. Im Gegensatz zu vielen späteren Filmen ist es kein „Heinz-Erhardt-Film“, in dem der Film quasi um ihn herum geschrieben wurde, sondern er ist mehr Teil des Ensembles. Die andere männliche Hauptrolle wird von niemand geringerem als einem noch recht jungen Harald Juhnke (1929-2005) gespielt, eine durchaus reizvolle Kombination, die leider nie wirklich ausgespielt wird.

Ein Grund, warum der Film so altbacken wirkt, ist wohl auch, dass es ein Remake des Films „Die Leute mit dem Sonnenstich“ von 1936 (!) ist. Er spielt nur nicht mehr an der Donau, sondern zeitgemäß in Italien, dem Sehnsuchtsort des Wirtschaftswunder-Deutschen. Aber nicht mal das ist echt – als Italien-Double musste aus Kostengründen Jugoslawien herhalten.

So können wir auch das rheinländische Urgestein Trude Herr hier einmal als pummelige italienische „Mamma“ mit Schürze bestaunen, die auch ein Liedchen namens „Tango d’Amore“ am Hafen trällern darf. Apropos – den Titel bekam der Film auf Wunsch des Verleihs verpasst, der damit den gleichnamigen Schlager von Bill Ramsey bewerben wollte. Mit diesem durchaus ganz originellen Liedchen beginnt auch der Film, das wirkt fast wie ein Videoclip. Der arme Kerl will einfach nur schlafen, aber die Olle will immer nur lesen und treibt ihn in den Alkoholismus. Wie das so geht.

Netter Kniff – besagte Mimi (Edith Hancke) liegt nebst Gaben (Ramsey) im Bett und liest einen Krimi, und liest uns auch quasi den Vorspann vor, als wäre der Film das Buch, das sie liest. Na, ich hoffe, der Krimi ist spannender als das laue Lüftchen von Komödie, das dann folgt.

Der Text des Liedes stammt von Hans Bradtke, der auch so nett wortspielig-launige Schlager wie „Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)„, „Das kannst du mir nicht verbieten“ oder „Das bisschen Haushalt … sagt mein Mann“ textete. Schon nicht so übel im Vergleich zu den sonstigen Schlager-Plattitüden.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Nie ins Bett, nie ins Bett
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol
Ja, that’s right
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol, Prost“

Hans Bradtke: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“

Was bleibt? Ein ziemlich seichtes, erschreckend unlustiges Lustspiel aus Opas Kintopp, das mit Erhardt und Juhnke eigentlich zwei humoristische Schwergewichte aufführt, die aber Dialoge aufsagen müssen, die 1962 schon einen sehr langen Bart hatten. Immerhin ist das ganze mit 76 Minuten auch schnell vorbei. Selbst in der eher durchwachsenen Filmographie von Heinz Erhardt kein Highlight.

Eigentlich schade, dass es keinen richtig „definitiven“ Erhardt-Film gibt. Entweder sie sind bieder-spießig (50er-60er) oder sehr albern und Schlagerheini-verseucht (70er). Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass er 1971 mit seinem Schlaganfall so unvermittelt aus dem Berufsleben gerissen wurde. Er konnte danach nicht mehr sprechen und schreiben, was die Hölle gewesen sein muss für jemand, der Sprache so liebte. Am besten ist er immer noch alleine auf einer Bühne, im Idealfall mit einem Klavier.

Die Bildqualität ist überraschend gut, leider ist der Ton sehr spitz, vielleicht auch „totgefiltert“, Zischlaute sind oft unangenehm im Ohr. Aktuell (07/2022) in Prime erhalten, Scheibchen (Billig-DVD) gibt es auch.

Natürlich die Autofahrer (D 1959)

Regie: Erich Engels
Buch: Gustav Kampendonk
Produktion: Otto Meissner / Deutsche Film Hansa
Premiere: 20. August 1959

Um 1960 herum war Heinz Erhardt sehr fleißig. Dies war der zweite Film, den er 1959 drehte, der nächste war dann „Drillinge an Bord“. Dessen Klasse erreicht dieser Film leider nicht, aber er ist auch einer der besseren aus der Zeit, die sind doch sehr bieder und heile Welt. Auch hier ist zeittypisch „die Welt noch in Ordnung“.

Erhardt spielt einen Polizeihauptwachtmeister namens Eberhard Dobermann, Witwer mit 2 Kindern und frisch gebackener Eigentümer einer typischen 50er-Jahre-Neubau-Hütte. Sein Tagewerk besteht darin, auf einer Kreuzung den Verkehr zu regeln, mit Handzeichen und Pfeife, aus heutiger Zeit ein Kuriosum. Er ist freundschaftlich verbunden mit Jutta, einer Blumenhändlerin, gespielt von der gewohnt charmanten Ruth Stephan, die in vielen Erhardt-Filmen mitspielte. Auch hier lässt sich erahnen, dass die gesagte Freundschaft vielleicht zu mehr führen könnte. Wer weiß, wer weiß. Auf jeden Fall muss er im Verlauf des Films den Führerschein machen, was zu allerlei Gaudi führt.

Natürlich gibt es auch den typischen Sub-Plot, als die 19-jährige Tochter langsam flügge wird und einen flotten Hecht mit einem flotten Auto am Start hat, der aber keinen guten Stand beim Papa hat, weil er schon mehrfach als Verkehrssünder auffällig wurde. Sohnemann spielt in einer Art Jazz-Tanzband, die auch gerne mal zuhause in der Stube probt (inklusive dem schlechtester Fake-Schlagzeuger aller Zeiten, der Kollege hatte vorher sicherlich noch ne Drumsticks in der Hand).

Ansonsten haben wir noch den Nachbarn Bierbaum, der joviale und etwas großkotzigen Ingenieur, der Blumen-Jutta schöne Augen macht. Und versucht, sie mit seiner selbst erfundenen vollautomatischen Küche zu imponieren, wie man halt Frauen so in Kiste bekam in den 50ern. Und Trude Herr sei noch erwähnt, die als Fahrlehrerin in einer der bekanntesten Szenen des Films brilliert.

Natürlich muss man zeitgemäß auch einige Schlagerliedchen zwischendurch ertragen, was hier aber ganz gut geht. Immerhin kein Roy Black oder Rex Gildo.

Das ist alles unterhaltsam und größtenteils auch charmant, bleibt aber sehr brav, leider kommt auch der legendäre Wortwitz von Erhardt etwas zu kurz, er scheint sich sehr an das Drehbuch von Lustspiel-Routinier Gustav Kampendonk (1909-1966) gehalten zu haben. Wobei – dieser hat auch „Drillinge an Bord“ geschrieben, vielleicht hat Erhardt sich da mehr Freiheiten erlaubt. Er gehört aber auf jeden Fall trotz einiger Längen zu den besten Filmen mit Heinz.

Nebenbei erleben wir auch zwei legendäre Stimmen in kleinen Rollen: Hörspiel-Märchenonkel Hans Paetsch als Polizeipräsident und Martin Hirthe (Bud Spencer, Charles Bronson u. v. a.) als Baurat Welker.

Dieser Film war zusammen mit anderen aus der Zeit (wohl alle, die damals von der „Deutsche Film Hansa“ produziert wurden) lange Eigentum von „CD Film“, es gab sowohl VHS als auch DVD-Ausgaben unter dem Namen. Was ziemlich kurios ist, denn „CD Film“ ist eigentlich eine Firma, die sich primär mit pornografischen Kurzfilmchen in den 70ern einen Namen machten. Wie die Filme dort gelandet sind, wäre mal eine Recherche wert. Irgendwie sind die Lizenzen nun bei „Filmjuwelen“ gelandet, die sich immer wieder um hochwertige Neuauflagen vergriffener Klassiker und Raritäten verdient machen. Im Vorspann der Neuauflage erscheint ein Logo von „Dynasty Film“, vielleicht ist das der Rechtsnachfolger von CD Film?

Auf jeden Fall – endlich sind die alle wunderbar restauriert zu bekommen, entweder einzeln oder in einer Box mit dem etwas fantasielosen Namen „Noch ’ne Box“, die die rund 20 Euro allemal wert ist (6 Filme im Schuber und mit einem schönen Booklet). Finger weg von den alten DVDs, die sind ürkselig.