Zärtliche Chaoten (D 1987)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Thomas Gottschalk
Produktion: Karl Spiehs / K.S. Film
Premiere: 20. August 1987

Ein weiterer Film aus der Spätphase der Lisa Film. 1987 war sowohl die Zeit von Thomas Gottschalk als auch der klassischen Lisa-Film-Komödie langsam ausgelaufen. „Zärtliche Chaoten“, unter der Regie vom soliden Handwerker Franz Josef Gottlieb entstanden (es ist sein vorletzter Kinofilm), zählt zu den etwas unbekannteren Werken mit Thomas Gottschalk. Streng genommen ist es kein „richtiger“ Lisa-Film, denn im Abspann ist als Produktionsfirma „K.S. Film“ genannt, was aber natürlich für Karl Spiehs steht. Hinter den Kulissen sind u. a. auch mit Erich Tomek und Otto Retzer zwei der üblichen Verdächtigen am Werk, also rechnen wir das der Einfachheit halber mal zum Lisa-Kanon. Zufällig ist mir gerade die DVD zugelaufen, dann wollen wir diese Lücke hier auch mal schließen.

Hier ist Gottschalk mal ohne Mike Krüger unterwegs, als weitere Hauptdarsteller sind hier Michael Winslow (* 1958) und Helmut Fischer (1926-1997) am Start. Michael Winslow war damals gerade populär aufgrund der „Police Academy“-Reihe und Helmut Fischer, ein bayrischer Volksschauspieler, war aufgrund seiner sehr erfolgreichen Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983) auch angesagt. So ist wohl diese – aus heutiger Sicht – etwas kuriose Zusammenstellung zu erklären. Wie so oft bei Spiehs – alles auf maximale Vermarktbarkeit getrimmt.

Aus dem Werberatschlag

Auch hier wird wieder ein Musikstück in die Charts gedrückt – oder es zumindest versucht, ganz in der Tradition der Schlagerfilme der 70er. Auf dem Filmplakat ist „Without You“ als Untertitel zu lesen, damit ist der gleichnamige Song in der Version von Harry Nilsson gemeint. Er war in der hier schon im Vorspann gespielten Version schon recht alt (1971), heute dürfte am ehesten die Cover-Version von Mariah Carey, die 1993 eine Nummer 1 war, bekannt sein. Er wird im Laufe des Films recht penetrant immer und immer wieder gespielt. Sonst werden tatsächlich einige Songs aus „2 Nasen tanken Super“ recycelt, typische Mitt-80er-Lala halt.

Die recht lange Pre-Opener-Sequenz vor dem Vorspann (gut 6 Minuten) hat einen netten Kniff – direkt im ersten Bild reitet Pierre Brice als Winnetou ins Bild. Schnell stellt sich heraus – man hat nicht die falsche DVD eingelegt, sondern es ist ein Film im Film, Brice spielt sich quasi selbst und beschwert sich über einen misslungenen Stunt. „Ich bin es gewöhnt, mit Profis zu arbeiten!“ Unsere drei Helden sind dort alle in der laufenden Produktion eingesetzt und verlieren prompt ihre Jobs wegen akuter Unfähigkeit.

So „Film im Film“-Ideen und Promis, die sich selbst spielen, finde ich immer interessant. Quasi „Curb Your Enthusiasm“ in der teutonischen Karl-May-Version. Und das schon 1987. Interessante Idee. Leider wird sie nach dem Vorspann auch fallengelassen. Ein pseudodokumentarischer Film über die Dreharbeiten zu Winnetou in dem Stil hätte echt interessant werden können, vielleicht mehr als der eigentliche Film, leider ist es hier mehr ein Vorspiel als Teil des Plots.

Dann fängt die eigentliche Geschichte an. Als Drehbuchautor ist hier tatsächlich Thomas Gottschalk persönlich verzeichnet, wobei er sich offensichtlich von der französischen Komödie „3 hommes et un couffin“ (Drei Männer und ein Baby) von Coline Serreau (erschienen 1985) hat inspirieren lassen.

Kurz zusammengefasst: Die drei Spießgesellen lernen durch eine Autopanne die junge Rosi kennen. Nach einer wilden Partynacht wachen sie alle mit Filmriss und ohne Beinkleid auf, und Rosi ist schwanger. Wer ist der Vater?

Jeder der drei glaubt, der Erzeuger zu sein, und versuchen die werdende Mutter zu unterstützen, was natürlich meist ob der komödiantischen Effekts in die Hose geht. Am Ende gebärt sie Drillinge, einer davon ist schwarz. Sie sind also alle drei beteiligt. (Was jeder biologischen Logik widerspricht, aber hey. Und suggeriert den wohl bizarrste Rudelbums in der Geschichte des Sex. Brrr. Weiche, Kopfkino. Die Szene wird im Film nur angedeutet, die Nacht wird übersprungen, und lustigerweise von einem Bild eines Regenbogens „illustriert“ – der Film war aus Versehen seiner Zeit voraus.)

Rudelbums – vorher
Rudelbums – nachher

Der zweite Akt beginnt – wie könnte es anders sein in einem Spiehs-Film – am Wörthersee. Dort hat Schmidhuber (Fischer) früher mal in einem Hotel seine Ausbildung gemacht, sie wollen dort wieder in Lohn und Brot kommen. Der Chef des Hotels ist Ludwig Haas (1933-2021 – der Doktor aus der Lindenstraße) und auch wenig begeistert. Dennoch lässt er sich überzeugen, die drei Pfeifen als Kellner und Küchenpersonal einzustellen. (Das Hotel ist übrigens genau das, in dem einige Jahre später die Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ entstand, das Falkensteiner Schlosshotel Velden.)

Ein paar Gags seien hier mal zur Veranschaulichung des humoristischen Niveaus dargeboten: Fischer als Kellner hat Stress mit dem Chefkoch, den er veräppelt. Dieser schwört Rache. Fischer soll als Kellner einer feinen älteren Dame das Frühstück servieren, mit Deckel. Er tut dies, und das Frühstück entpuppt sich, entdeckelt, als kunstvolle Reproduktion eines männlichen Genitals aus Wurst, Ei und Spinat.

Die Dame rauscht empört von dannen, wütend wirft Fischer die Zutaten in hohem Bogen aus dem Fenster. Im Garten sonnt sich nichtsahnend der Herr Direktor, und das passiert:

Nachdem man sich vor dieser Zwerchfellattacke erholt hat, bekommen wir Michael Winslow als eine Art dürre, schwarze Tina-Turner-Parodie auf die Linse gedrückt. Der Chefkoch kommt des Weges und baggert sie an („Hallo, schönes Fräulein. Ganz allein?“ Diese Dialoge sind einfach Shakespeare.)

Fake Tina Turner geht darauf ein, sie gehen ins Haus, dort wird Champagner und Kaviar kredenzt. Der wohlbeleibte Koch wird zwecks Koitus-Vorbereitungen nach nebenan zum Duschen geschickt, Winslow erweckt mit seinen Stimmkünsten den Eindruck, der eifersüchtige, Verbalinjurien brüllende Freund wäre erschienen und droht dem Koch den gewaltsamen Tod an, er offeriert verängstigt als Wiedergutmachung den Inhalt seines Vorratsschranks. So kommt Winslow zu einem großen Körbchen voller teurem Luxusfutter. (Was damit geschieht? Weiß weder der Drehbuchautor noch der Zuschauer.)

Nach diesem heiteren Stelldichein am Wörthersee geht die Story zurück nach München. Die drei erhalten einen Brief (nein, eine „message“, man war 1987 schon cool) von Rosi, dass sie schwanger ist. Wie schon erwähnt, kommt jeder der drei in Frage.

Auch mal wieder am Start: Herbert Fux

Um Geld zu verdienen, hecken Sie einen Plan mit einem Gerät gegen Mundgeruch aus, was zu einer Reihe bizarrer Szenen führt, von einer halbgaren Miami-Vice-Parodie bis hin zu Michael Winslow, schon wieder als Drag Queen. Männer von Frauenklamotten, haha, einfach soooo lustig.

„Die Bräunungscreme, die Sie mir empfohlen haben, ist wirklich fabelhaft! Schauen Sie mich an! Ist die Wirkung nicht toll?“

Danach versuchen sie sich als klischeehafte Mariachi-Band, zum Playback, weil: Rod Stewart kann ja auch nicht singen und bewegt nur den Mund, während „e Banderl“ läuft. Und so haben wir den Hattrick – innerhalb von nicht mal fünf Minuten: Transphobie, einen mehr oder weniger rassistischen Witz (siehe oben, wenn er wenigstens lustig wäre) und nun die gute alte kulturelle Aneignung. Lisa Film bleibt sich da echt treu (weitere Ausführungen dazu siehe „Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob“ – im Vergleich ist das hier noch relativ harmlos).

Um die Stunden-Marke spult der Film etwas vor, die Monate vergehen, mit den klassischen Kalenderblatt-Bildern, zwischendurch weitere Abenteuer der drei als Playback-Musiker, während Rosis Bauch wächst.

Michael Winslow darf noch mal seine Geräuschemacher-Künste in einer Szene im Kaufhaus zeigen. Er klaut aus Versehen Spielzeug und wird erwischt, worauf sich seine Flucht eine recht aufwändige Action-Sequenz aufbaut. Schließlich wird er doch gefasst, der „klauende Ausländer“ (da schmunzelt der anständige deutsche Kinogänger im Jahre 1987). Er wird zu Schadenersatz verdonnert. Die Geldnot ist wieder da. Gut, dass gerade völlig unmotiviert dieses dezente Schild in der Landschaft rumsteht. 10.000 Mark für die Ergreifung eines Exhibitionisten. Oha. Pimmelwitze im Anmarsch. Mal sehen, was der dritte Akt so an humoristischen Niederungen zu bieten hat.

Die drei beschließen also, dass Gottschalk den Exhibitionisten spielen soll, damit sie die Belohnung kassieren können. Sie schleppen ihn gefesselt zur Polizei, der skeptische Polizist will wissen, wie er es gemacht hat. Er öffnet den Mantel falsch und der Schwindel fliegt auf. Ein wilder Bikertyp (Hans-Georg Panczak) mit einer Art Wikinger-Helm, vom Bock gestürzt mit Aua-Arm, kommt ins Präsidium, erzählt von einem Bootrennen, Siegesprämie 10.000 DM. Welch passender Zufall, dass wir nun zum Wörthersee zurückkehren können für die nächste super-duper spannende Actionszene. Immerhin gibt es ein paar ganz nette Stunts, eine Jagd mit Motorrad und so einem Luftkissenfahrzeug durchs Kaff. Wie bei James Bond. (Fast.)

Sie haben es so eilig, weil die Geburt ansteht, also hopp ins Krankenhaus. Dort soll die bange Frage nach der Vaterschaft endlich geklärt werden, das Ergebnis ist … interessant.

Thomas Gottschalk muss ich wohl nicht noch mal vorstellen. Michael Winslow dürfte auch heute noch recht bekannt sein (bei den jüngeren vielleicht auch durch sein kürzlichen Auftritt bei LOL), er ist hier im Prinzip die gleiche Figur wie in „Police Academy“ (1984), der lustige, pfiffige Geräuschemacher. Er wird hier von Synchronlegende Randolf Kronberg (1942-2007) synchronisiert, einer der Standardstimmen der Zeit für „lustige Schwarze“, am prägendsten wohl Eddie Murphy. Wenn man den Film schaut, ohne hinzusehen, wähnt man sich mitunter in „Beverly Hills Cop“ aus einem seltsamen Paralleluniversum.

Dey Young (* 1955), die Rosi, dürfte heute kaum jemanden was sagen, ich kannte sie bislang auch nicht. Sie spielte über lange Zeit immer wieder mal in Filmen und Serien mit, meist aber eher kleine Rollen. Immerhin taucht sie in noch heute bekannten Filmen wie Running Man oder Pretty Woman auf.

Kleine Rollen haben noch Ulrich Beiger als Drogist in einer seiner letzten Kinorollen, wie schon erwähnt Ottfried Fischer als Chefkoch, Herbert Fux als Penner und auch Glatze-Schnorres-Man und Spiehs-Geselle Otto Retzer hat einen seiner Cameo-Auftritte als Müllmann.

Ulrich Beiger hat auch eine späte, kleine Rolle in der „Miami Vice“-Szene
Der ebenso erwartbare wie hirnschmelzende Schluss-Gag: „Drei Männer – drei Babys!“ Nimm das, Biologie!

Dieses mäßig unterhaltsame Trash-Komödien-Machwerk hat es zumindest auf DVD geschafft, es gibt eine recht leicht zu findende Veröffentlichung von Marketing Film. Kurioserweise ist dort eine deutsche und eine ungarische (?!) Sprachfassung zu finden. Wer hat warum eine ungarische Synchronfassung hiervon gemacht? Diese Frage finde ich fast interessanter als der Film.

Daneben gibt es auch eine DVD zusammen mit dem zweiten Teil. Ja, dieser Kappes hat damals 2-3 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt, also hat sich wohl eine Fortsetzung gelohnt. Mal sehen, ob ich mich da auch noch mal ran wage. Der hat inhaltlich null Komma nix mit diesem Film zu tun, hat aber das gleiche Trio als Hauptdarsteller.

Es gibt sicherlich furchtbarere und unerträglichere Filme im Spiehs-Kanon, dieser Film hat durchaus seine (nostalgischen) Fans. Immerhin hat er ein paar Szenen, die ganz unterhaltsam sind, einmal habe ich sogar gelacht (!). Und das Luftkissenboot war cool.

Lisa-Produktionsleiter Otto Retzer in seinem Cameo als Fachkraft für Müll und lahme Gags

Big Mäc (D 1985)

Regie: Sigi Rothemund
Buch: Siggi Götz, Franz Seitz, Werner Schlierf
Produktion: Franz Seitz
Premiere: 26. April 1985 / TV-Premiere: 4. Februar 1989

Franz Seitz junior war ein umtriebiger Mensch. 1921 geboren, studierte er nach militärischen Pflichten zunächst Medizin, war Kunstmaler – und, ach ja, nebenbei auch Sohn des damals sehr erfolgreichen Regisseurs Franz Seitz senior (1888-1952), der in den 20ern und 30ern bei der UFA viele Filme abdrehte, von der alpenländischen Komödie bis zum Propagandafilm.

Irgendwann begann er auch, Filmluft zu schnuppern, drehte ein Heimat- und Schlagerfilmchen nach dem nächsten und schließlich gründete er 1956 in München seine Firma „Franz Seitz Filmproduktion“, die bis heute existiert, geführt von seinen Kindern.

Vor allem die sieben Teile der „Die Lümmel von der ersten Bank„-Reihe waren ab 1968 große Erfolge an den Kinokassen. 1977 war er noch mal in den Schlagzeilen – Oscar für „Die Blechtrommel“ nach Günter Grass. Tatsächlich eine Seitz-Produktion. Zwei Literaturverfilmungen nach Thomas Mann folgten.

1985 aber, und wir kommen zum eigentlichen Thema, dachte er sich scheinbar – so hochliterarisch und künstlerisch wertvoll kann ich meine Karriere nicht beenden. Und produzierte: „Big Mäc“ mit Thomas Gottschalk in der Hauptrolle.

Seit 1989 nicht mehr im Fernsehen und nie auf DVD erschienen, ist das eine obskure Randnotiz im Filmschaffen von Gottschalk. Die Videothekenkassette erschien bei VMP, die sich heutzutage auch ziemlich rar macht. Immerhin war er zur Promo 1985 auf dem Cover der Cinema, die ich besitze und weswegen ich überhaupt von der Existenz dieser Zelluloid-Verschwendung weiß. Und eine gute Seele hat die seltene VHS digitalisiert und auf YouTube in ganz brauchbarer Qualität hochgeladen und den Film somit aus der Gnade des seligen Vergessens entrissen. Dankeschön, „Hampie18“.

„Easy Rider Thomas Gottschalk“. Bestes Outfit ever. Dem Mann war damals auch echt gar nichts peinlich. Man beachte den guten alten 80er-Jahre-Brustbeutel. Ein Traum in Kunstleder.

Also, Promo lief soweit. Gedreht wurde laut Wikipedia in Garmisch-Partenkirchen, Istanbul, Kairo und Nairobi. Das kostete richtig viereckig Geld, wie Horst Lichter immer so schön sagt.

Auf jeden Fall haben wir es mit einer „different kind of animal“ zu tun. Die wesentlich bekannteren Filme mit Gottschalk – wie die Supernasen oder die Einsteiger – waren alles Produktionen der Lisa Film GmbH aus München, also von Karl Spiehs und seinen Spießgesellen.

Tatsächlich gibt es hier ein kleines „Crossover“, wenn man so will: Der Star aus den von Seitz produzierten Lümmel-Filmen, Hansi Kraus (* 1952), spielt hier auch mit. Er hatte 1985 auch erst mal die besten Zeiten hinter sich (zumindest im Kino und Fernsehen), taucht aber bis heute immer wieder mal auf der Mattscheibe auf, von „Dr. Stefan Frank“ über „Forsthaus Falkenau“ bis „Um Himmels Willen“. Hier ziert ihn eine zeitgemäße Rotzbremse.

Bevor wir zu den Details kommen – worum geht es hier überhaupt? Bisschen klarer wird es, wenn man sich den späteren Titel der TV-Ausstrahlung anschaut: „Heiße Öfen in Afrika„. Nicht der Gipfel der Kreativität, aber allemal besser als das nichtssagende „Big Mäc“. Hoffentlich gab es dafür wenigstens gut Kohle von McDonald’s. Der ganze Film ist außerdem eigentlich nur ein überlanger Werbefilm für BMW.

Bernhard „Big Mäc“ Maurer (Gottschalk) ist weder Maurer noch Bratbulettentester, sondern Musiker. Im Vorspann lernen wir ihn als gestrengen Dirigenten eines klassischen Orchesters kennen. Doch, oh Schreck, plötzlich tauchen aus dem nichts Rockmusiker auf, die ganz böse ins Mikro lachen und irgendwas zusammen schrammeln, was in den Ohren von den alten Männern, die diesen Film verbrochen haben, wohl „harte Punkmusik“ sein soll. Das junge Publikum – wir befinden uns an einem Gymnasium – flippt aus, der Herr Rektor (Ludwig Haas) schaut, als hätte ihm jemand in die Weichteile geboxt.

„Schluss mit dem Unfug! Sofort Schluss! Sie sind entlassen!“

Und Musikgenie Maurer muss sich weiter als Klavierlehrer durchschlagen.

Derweil in der Redaktion der Zeitschrift „Motorrad“ – man sorgt sich um das Image des Motorradfahrers und will den „perfekten Fahrer“ finden. Seriös, solide, unfallfrei. Und der Computer (wie auch immer das 1985 funktioniert haben soll) spuckt eben – genau – unseren Klavierlehrer aus, weil der mal vor vielen Jahren eine Tour quer durch Spanien gemacht hat und darüber ein Artikel im Archiv war.

Eine Prämie von 50.000 Dollar winkt. Freudig bestellt er sich erst mal telefonisch einen Konzertflügel. Aber – er kriegt die Kohle nur, wenn er es schafft, in einer Abenteuerrallye von der Zugspitze zum Kilimandscharo zu bestehen, und das als Wettrennen mit einem japanischen Team.

Da er dafür einen Beifahrer braucht, engagiert er den Nachbarsjungen Max (Beate Finckh), der gerne und viel an allerlei Motoren schraubt und sich gut auskennt. Ihm wird auch von der örtlichen Werkstatt eine der begehrten Lehrstellen versprochen, falls sie gewinnen (was für ein seltsamer Deal ist das denn bitte?). Doch, oh weh, Max fällt vom Moped und bricht sich die Stelze. Seine Schwester Maxi (ebenfalls Beate Finckh) schneidet sich die Haare, bindet den Busen weg und fährt an seiner Stelle mit. Maurer ist der Meinung, Max mitgenommen zu haben, und braucht bis zum dritten Akt des Films, um zu merken, dass dem Max „von der Hitze ein Busen gewachsen ist“. Was natürlich zu allerlei Lustigkeiten führt. Zum Beispiel zu meinem Lieblingszitat aus dem Film:

„Bei jeder Pinkelpause gehst du kacken!“

Es sollte T-Shirts mit diesem Spruch geben.

Der Rest des Films sehen wir also primär diverse Motorräder durch diverse Wüsten fahren. Wer wird das spannende Rennen für sich entscheiden? Die anständigen Deutschen auf der BMW oder doch etwa die hinterlistigen, mit allen schmutzigen Tricks arbeitenden Japaner? (Um im Duktus des Films zu bleiben: „Was machen die Japsen?“)

Es bleibt spannend (gähn) bis zum Herzschlagfinale. Wird es etwa ein Happy-End geben? Mit freeze frame von grinsenden Leuten am Schluss? Wer weiß, wer weiß.

Wen haben wir denn hier so vor der Linse? Gut, ich denke, Thomas Gottschalk (* 1950) muss ich hier nicht großartig vorstellen, ich denke, selbst wenn man nie einen Film mit ihm gesehen hat, weiß man doch, wer er ist. Der mit den Haribo-Goldbären. Ach ja, dass er zusammen mit Mike Krüger in den 80ern auch mal Werbung für McDonald’s gemacht hat und einen Film namens „Big Mäc“ ist bestimmt nur Zufall.

Max und Maxi (!), eine gender-bending Doppelrolle, werden gespielt von Beate Finckh (* 1960), in ihrer ersten größeren Kinorolle. Mit ihren zarten 25 Jahren hatte sie schon einiges gedreht, der ganz große Durchbruch blieb ihr augenscheinlich verwehrt. Mehrere Auftritte in Tatort und – natürlich 4 Folgen „Derrick“. Sie hat diese durchaus anspruchsvolle androgyne Rolle hier gut gemeistert, war in diesem Gurkenfilm aber eigentlich verschenkt. Sie hätte Max/Maxi in einem ernsthaften Coming-of-age-Film mit Gender-Thematik spielen können. (Netflix-Remake von „Big Mäc“, wann?)

Ach ja, wer darf natürlich auch nicht fehlen? Trash-Ikone Herbert Fux (als „Franz Leitner“) hält auch mal das Knittergesicht in die Kamera für eine Handvoll Dollar.

Die neuste Folge von „Find den Fux“. Da isser!

Direkt in der ersten Szene hat Ludwig Haas (1933-2021) eine kleine Rolle als Rektor und Klassik-Fan. Bisschen verschenkt, aber immerhin fast die lustigste Szene im Film. Falls ihr euch gerade fragt, woher ihr ihn kennt – am bekanntesten ist er wohl als Dr. Ludwig Dressler in der Lindenstraße, wo er von 1985–2020 (!) mitspielte.

Immerhin blieb es Hans Terofal erspart, hier mitspielen zu müssen, da er bereits 1976 verstorben ist. Treue Leser*innen wissen: „Hans Terofal“ hieß eigentlich Hans Seitz – und ist niemand geringerer als der Bruder von Produzent Franz Seitz junior. Damit das alles nicht zu einfach wird, arbeitete dieser auch gerne mal unter dem Pseudonym „George Laforet“. Laforet ist der Mädchenname der Mutter, „Terofal“ das ganze einmal spiegelverkehrt.

Eins muss man den Produktionen der LISA-Film lassen – sie versuchen wenigstens, lustig zu sein. Dieser Film taugt als Comedy null, mit viel guten Willen gibt es ein paar Schmunzler. Als ernst gemeintes Roadmovie oder Abenteuerfilm ist es zu poplig. Nur weil ein paar Kamele oder Elefanten durchs Bild laufen, sitzt man nicht auf der Sesselkante vor Spannung. Die Dialoge sind so hölzern, dass man sich Splitter ins Ohr holt beim Anhören. Da ist selbst Gottschalk schauspielerisch unterfordert. Selbst die Musik kommt direkt aus der Mitt-80er-Weichspüldedudelhölle, wenn nicht gerade das penetrante Titelstück totgedudelt wird.

Und, werter Franz Seitz, wie kann man Filme wie „Die Blechtrommel“ produziert haben und danach solche Drehbücher lesen und sagen, „Jawoll, das klingt nach einem guten Film. Den mach ich mit dem Gottschalk und das wird der Knaller“? Was hat Sie da geritten? Moment, Drehbuch von Franz Seitz, Sigi Götz, Werner Schlierf. Ähm, okay. Ich hab nichts gesagt.

Reine Hypothese – das ganze ist so von Arbeitsverweigerung durchzogen, dass mir der Gedanke kam, dass wir es hier mit einem typischen Abschreibungsfilm zu tun haben, also ein Film, der mit Vorsatz Verlust einfahren soll, um steuerliche Vorteile zu kriegen.

Er ist schlicht nicht Fisch, nicht Fleisch, sondern nur – stinkepupslangweilig. Die Film-Todsünde Nummer 1. Keine Ahnung, was genau hier passiert ist. Regisseur Sigi Rothemund ist sicherlich kein zweiter Hitchcock und hat viel Schrott gemacht, aber es war wenigstens unterhaltsamer Schrott, wenn auch meist auf niedrigem Niveau. Det Dingen hier ist ne Einschlafhilfe. Dagegen ist selbst „Die Einsteiger“ (gleiches Jahr, gleicher Regisseur) fast richtig gut.

Als Fazit zitiere ich mal den Film selbst.

„Schluss mit dem Unfug! Sofort Schluss! Sie sind entlassen!“

„Hallo, hier Lümmel 1. Wer spricht denn da?“
Erst mal durch den Busch kacheln, bisschen die Wildtiere erschrecken. Ein Spaß!