Alle Kätzchen naschen gern (D 1969)

Alternativtitel: Im Schloß der wilden Triebe 
Regie: Josef Zachar
Buch: Kurt Nachmann, Günther Heller
Produktion: Karl Spiehs für Lisa-Film (München)
Premiere:19. September 1969

Was tut man nicht alles für die Chronisten-Pflicht. Da ich über einen Channel bei Prime gerade Zugriff auf diverse frühe deutsche Nackedei-Filmchen habe, machen wir doch das Trio voll und werfen noch einen Blick auf dieses Machwerk. Immerhin ist es eine frühe Produktion der Lisa Film, die in 80ern ja die Welt unter anderem mit den legendären Filmen mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger beglückte.

Ein Graf und ein Offizier erheben beide Besitzansprüche auf ein Schloss, in dem sie auch beide wohnen, in der Mitte durch einen roten Strich getrennt. Im Zuge der Streitigkeiten geraten sie beide in ein Bordell, oder so. Egal, irgendeine wirre Story, um Brüste zu zeigen. Gedreht wurde in Österreich.

Als Heinz-Erhardt-Fan hat mich auch ein Kuriosum bewogen, mir dieses Machwerk zu Gemüte zu führen: Es spielen dort mit Ralf Wolter und Helen Vita zwei Leute mit, die nur ein Jahr später in „Was ist denn bloß mit Willi los?“ mit Heinz eine WG bildeten. Ralf Wolter spielt dort den Kollegen und Freund („Ich bin nicht Winzig, ich bin nur Klein!“) und Helen Vita gibt die resolute Hauswirtin Frau Stirnima. Hier als dralle Puffmutter zu bewundern.

Ein Grund für den einen oder anderen, mal ein Äuglein zu riskieren, könnte auch die gewohnt bezaubernde Edwige Fenech sein, die in diesem Gurkenfilm komplett deplatziert wirkt und vieles drehbuchgemäß im Evaskostüm zu spielen hatte. Naja, sie war wohl jung und brauchte das Geld.

Auch Sieghardt Rupp dürften zumindest Tatort-Fans kennen – als Zolloberinspektor Kressin spielte er in der Tatort-Frühzeit in 10 Folgen mit. Oder in einer kleinen Rolle in „Für eine Handvoll Dollar“. Ziemlich schräg, dass es eine personelle Überschneidung dieses Klassikers mit diesem Schmarrn hier gibt.

Offenbar wurden einige der Darsteller komplett synchronisiert. Viele vertraute Stimmen, z. B. Gerd Martienzen im bestem Louis-de-Funes-Modus (z. B. ab Minute 10). Ich meine, auch Arne Elsholtz in einer kleinen Sprechrolle erlauscht zu haben. Rainer Brandt hat da wohl die Finger im Spiel gehabt, jedenfalls spricht er einen Charakter, ob er am Synchrondrehbuch beteiligt war, konnte ich so spontan nicht ermitteln. Undenkbar ist es nicht, hier und da gibt es schon mal Sprüche, die in die Richtung gehen.

Ralf Wolter öffnet eine Tür: „Wann wird man wieder mal ein Schlosszimmer betreten können, ohne mit was Nacktes drin …“

Oder ab Minute 54 – dort können wir einen Striptease beäugen, allerdings trägt die Dame originellerweise eine Ritter-Rüstung. Spruch aus dem Off dazu: „Nun nimm mal die Kotflügel ab, Mädel!“

Ich frage mich oft – hat man so etwas damals wirklich lustig gefunden? Saßen Leute im Kino, haben sich das oder ähnliche Machwerke angesehen und wirklich gelacht? Laut? Mit Klopfen auf Schenkeln oder andere Körperteile? Wobei – das frage ich mich bei zeitgenössischen lustig gemeinten Filmen auch oft.

Dieses Werk lief wohl auch in der Frühzeit der Privatsender gerne mal Freitagsnachts, im Archiv des SPIEGEL ist zumindest der 11.02.1990, 23.00 Uhr auf RTLplus und der 21.04.1991 ebenda dokumentiert. Wohl als Rausschmeißer nach der neusten Folge von „Tutti Frutti“. Das war noch niveauvolles Fernsehen.

Eigentlich nur für Hardcore-Fans von Edwige Fenech zu ertragen (die soll es ja geben). Ansonsten verzichtbar. Ansonsten schaut lieber Graf Porno. Oder den neusten Marvel.

VHS: JVC
DVD: Grabbeltisch-Ware von MCP
Stream: „Alles Kino“-Channel bei Prime