Auf der Alm da gibt’s koa Sünd (D 1974)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Hubert Frank
Produktion: Günther Eulau / Lisa Film
Premiere: 11. Oktober 1974

Unter weiter geht es – furchtlos und unaufhaltsam – durch das filmische Werk von Regie-Hansdampf-in-allen-Gassen F. J. Gottlieb. Und herrje, nicht schon wieder Lisa Film, und dann auch noch was – im weitesten Sinne – „Erotisches“. Ich gebrauche diesen Terminus hier nur widerwillig – im Kern ist es die übliche Blödel-Komödie im österreichisch-bayrischen Milieu, nur mit noch mehr Sexismus und Rassismus zum Fremdschämen und ein paar Nackerden. Hier sind noch Versatzstücke des Agentenfilms nachzuweisen.

Der Titel ist natürlich Gold und bis heute ein geflügeltes Wort, was besseres kann einem Film kaum passieren. Streng genommen ist es sogar ein Remake, denn bereits 1950 hat Franz Antel einen Film unter dem gleichen Namen gedreht, der inhaltlich wohl nichts gemein hat.

1974 war in gewisser Weise eine Zeit des Umbruchs, die „Sexwelle“ im bundesdeutschen Kino war eher am Abklingen, eine Sättigung trat ein. Gleichzeitig war absehbar, dass früher oder später auch „richtige“ Pornographie immer gesellschaftsfähiger wurde. Zur Erinnerung: 1974 war Pornographie in Deutschland immer noch per se illegal und wurde wie Drogen geschmuggelt, gerade über die dänische Grenze. 1975 sollte dann die Freigabe kommen. Tatsächlich sind viele der frühen deutschen „Juckelfilme“ inhaltlich und stilistisch gar nicht so weit von Produkten wie diesem hier entfernt, nur halt mit Genitalien.

Spion Heiner (Alexander Miller) bei der Arbeit

Wir beginnen mit einer Autoverfolgungsjagd mit einem Citroen DS und einem Porsche – ein Professor Solo (Walter Feuchtenberg), Erfinder einer Formel, mit der man aus Müll Benzin machen kann, wird von einem Agenten-Pärchen schließlich beim Halt an einer Tankstelle durch einen Schuss in den Allerwertsten vermeintlich getötet, er übergibt den Mikrofilm mit der Formel an den etwas tumben Tankstellenbetreiber Josef Sandler (Alexander Grill). Der vermeintlich tote Professor war aber nur betäubt und ist nun in den Fängen des Agenten-Paars. Deren weibliche Hälfte Sally geht gleich mal naggisch baden im See, damit wir auch endlich Möpse sehen, der Film läuft ja schon 6 Minuten.

„Probieren wir die Liiiebe?“ – „Das geht jetzt net, ich muss melken!“ – „Dann melken wir die Liiiebe, haaa!“

Josef Sandler sieht sich derweil schon als Millionär mit der Wunderformel. Zwischendurch befummelt ein gewisser Tino (Rinaldo Talamonti), der „notgeile Italiener“, der in keinem dieser Filme fehlen durfte, noch eine junge Frau (Elisabeth Felchner), die am Waldesrand Beeren pflückt.

Die aufgrund des augenscheinlichen Mords gerufene Polizei erscheint in Gestalt von Gendarm Xaver (Hans Terofal). Tino denkt, die schießwütigen Agenten sind hinter ihm her und haut ihm erst mal eine riesige Zange auf den bemützten Kopf. „Do legst di nieder!“ Zur Wiederbelebung übergießt er ihn mit Wasser. Auf den Schreck kriegt er erst mal einen Obstler. Hey, endlich wieder mal was für die Galerie „Hans Terofal beim Saufen“. Herrgott.

Nach ein bisschen Blabla zieht er weiter mit seinem Fahrrad, und erwischt den Tino und die holde Maid beim „Melken“. Auf der Alm gibt es also doch „e Sünd“, der Filmtitel lügt, wer hätte es geahnt.

Bayrisches Multitasking

Vom Gendarm aufgeschreckt läuft die Maid von dannen, und folgender Dialog entspinnt sich. Dieser Film ist – wie zu erwarten – eine Goldgrube für alle Arten von Ismen.

Gendarm: „Können Sie das nicht daheim machen?“

Tino: „Nein, denn ich komme aus bella Silicia – das ist zu weit.“

Gendarm: „Oh weh, e Itaker! Ein Gastarbeiter!“

Tino: „Nicht schimpfen, ohne uns könnt ihr eh nicht auskommen!“

Gendarm: „Ha-haa – das hier können wir bestimmt auch!“

Tino: „Aber nicht so gut wie wir!“

Gendarm: „Nicht frech werden, du Zwergl, sonst sperr ich dich ein!“

(…)

Tino: „Ich? Ich bin ein armer Italiener.“

Gendarm: „Jaja, ich weiß schon, Mafia und so!“

Deutsche Populärkultur 1974. Natürlich nur lustig gemeint, hahaha. Diese Gastarbeiter, hahaha. Lassen anständige blonde (!) deutsche Mädchen nicht mal in Ruhe eine Kuh melken. Ein echter Schenkelklopfer.

Aufgelöst wird dieser Disput natürlich dadurch, dass ein riesiger Mann namens Emil (Erhard Weller) zu Tinos Überstützung aus dem Nichts in Bild kommt und der Gendarm verängstigt von dannen rauscht. Wie sonst. Emil, offenbar ein Kumpel von Tino, erkundigt sich, wie denn das Mädel so war, aber mangels Abschluss kann Tino noch keine Auskunft geben, er müsse morgen weitermachen. Emil bietet an, den Job zu übernehmen, Tino lehnt dankend ab. Kein Kommentar.

Wir sind erst bei Minute 13 und ich liege mit dem Kopf auf der Tastatur.

Einmal tief Luft geholt und weiter. Wir befinden uns in einem Gasthaus, ein Gast lässt zu fröhlicher Blasmusik gegenüber der Bedienung folgende Dialogperle aus dem Kopf fallen:

„Mach mir doch schnell e Hupferl! (…) Aber wenn’s mir doch grad so juckt, ganz heiß und steif isser, ha!“

Worauf die Bedienung ihm hysterisch lachend zur Abkühlung das soeben servierte Maß Bier in die brünstige Lederhos’n kippt. „Jetzt ist die ganze Pracht beim Deifel!“ Sexuelle Belästigung als Kavaliersdelikt, eine zünftige Gaudi.

Nach diesem heiteren Intermezzo geht es mit dem Plot weiter – unser Tankstellentyp mit der Zauberformel trifft ein und erzählt dem dicken Wirt (Gerd Eichen), dass sie reich werden können. Seine Kinder hätten so ein Vergrößerungsgerät, mit dem man den Mikrofilm lesen kann. Sie werden dabei belauscht vom Agenten, der nun weiß, wo der Mikrofilm ist: Im Gürtel der Lederhose.

Tino hat nun als lustigen Sidekick den Riesen Emil. Ein beklaut einen Passanten, indem er ein 5-DM-Stück auf den Weg wirft, der Klischee-Bayern (nur echt mit Pfeife und Hut) bückt sich, zack, weg ist die Geldbörse. Merke, liebes Publikum: Diese Gastarbeiter vernaschen nicht nur unsere Frauen, sondern klauen auch wie die Raben. Der „Gag“: Die Börse ist leer. Also 5 DM Miese gemacht.

So macht man übrigens Benzin aus Müll. Falls mal jemand fragt.

Unsere beiden Dorfdeppen stehen währenddessen vor der Formel wie die sprichwörtliche Kuh vorm Protonenbeschleuniger.

Jetzt ist dem Drehbuchautor wohl eingefallen, dass das ja ein Sexfilm werden soll, es folgt eine komplett unmotivierte Sexszene der beiden Spione zu hirnerweichenden „lustigen“ Musik mit Gesang. Eine Frau spannt durchs Loch, hinzu kommt der notgeile Gast von eben und runter geht der Schlüpfer. Wie schön, dass er noch Verwendung für seine „Pracht“ gefunden hat. Dieser Film, ey.

Derweil wird weiter über der Formel gerätselt, u. a. wird der Dorfarzt hinzugezogen (Ulrich Beiger). Mehr als „Gibt mir noch e Bier!“ kommt dabei aber nicht heraus.

Zwischendurch gibt es noch die obligatorische „Fensterl“-Szene. Statt des erwarteten Beischlafpartners erscheint allerdings der Agent zum Koitus-Appell, was die Dame nicht stört. Allerdings taucht auch der erwartete Gast auf, und eine Schlägerei beginnt. Zufällig stößt das inzwischen gut angeheiterte Trio, genug vom Formeln haben, dazu, der Tankstellentyp Josef nutzt die Gelegenheit, mal zu sehen, ob er auch „was abstauben kann“. Doch, huch, es ist seine Nichte, und dann kommt auch noch seine Frau Gemahlin die Tür rein, er flieht aus dem Fenster und fällt in den Porsche der Agenten. (Wohin auch sonst?)

Am nächsten Morgen wird er dann dem Professor gegenübergestellt. Er ist immer noch strulle, der erste Satz am Morgen ist: „Huhuuuu … bumsen wir zwei einmal einen … hihihihi„. Er ist überrascht, dem totgeglaubten Professor gegenüberzustehen, er wird befragt, wo der Mikrofilm ist. Der sich ja in seiner Lederhose befindet, die er dann ausziehen soll. Was er auch prompt macht. Er kriegt einen dicken Ast auf die Omme, als er Frau Agentin an die Bluse will.

Tino verabschiedet sich von seiner Nachtbegleitung, und bekommt noch einen Laib Brot hinterhergeworfen als Wegzehrung, wie man das halt so macht nach dem One-Night-Stand.

Josef und der Professor sind am Baum gefesselt, doch sie können sich befreien. Als Dank für die Befreiung soll der Prof bei der Erzeugung des Benzins helfen. Josef, immer noch nackt, flieht, unser Gendarm Xaver erwischt ihn und will ihn verhaften. Und wieder gelingt ihm die Flucht (die natürlich das Klamottenpotenzial von einem Mann ohne Klamotten auskostet. Den Gendarm kriegt zum Beispiel ein Nudelholz auf den Kopf und fällt mit dem Arsch auf einen Kaktus. Brüller.)

Im Prinzip geht es immer so weiter – Gags aus der Comedy-Hölle, sexistische Kacke mit bayrischem Dialekt, Blasmusik, ab und zu werden Brüste in die Kamera gehalten. Mal ein „lustiges“ Episödchen, mal ein „erotisches“ Episödchen. Natürlich ist die Suche der Agenten nach dem Mikrofilm der dünne rote Faden.

Noch ein weltanschauliches Kleinod. Die Nichte von Josef wird beim engagierten Geschlechtsverkehr auf der Wiese erwischt und von Josef und seiner Frau anschließend zur Rede gestellt. Man lese und würge:

Frau: „Diese Schand! Diese Schand! Wie kannst du uns nur so was antun!“

Josef: „Hast du denn überhaupt kein Schamgefühl!“

Nichte: „Ich habe mal gelesen, wenn man vergewaltigt wird, soll man sich nicht wehren. Das ist gefährlich!“

Josef: „WAS?! … Mhmh, jaaa, da hab ich mal was gelesen, hehe.“

Frau schaut skeptisch.

Josef: „Is ja auch kein Wunder, so wie du immer herumrennst! Das ist geradezu eine Provo… vo… oder wie das heißt.“

Sprach’s und ging ins Wirtshaus, um „seinen Kummer herunterspülen.“ Ein Film, nach dessen Sichtung man eine Aspirin und eine Dusche braucht.

Der Professor macht nun gemeinsame Sache mit dem Vierergespann um Josef, baut wie ein übereifriger Chemie-Lehrer allerlei lustig blubbernde bunte Gläser in die Küche. Die Agentin verkleidet sich als Marktfrau mit frischen Eiern und schleicht sich in besagter Labor-Küche. Der Mikrofilm verbrennt durch Josefs Trotteligkeit, nur die fertige Flüssigkeit, anhand der mal die Formel rekonstruieren kann, bleibt und wird prompt von der Spionin gemopst. Die beiden fahren mit der Flasche von dannen, nur ist der Inhalt explosiv und der Porsche explodiert im Off. Beide sitzen nackt in den Überresten. Benzin hin oder her, sie gehen erst mal knattern, wo sie schon nackt sind. Ende.

Diese Sexszene bleibt uns (leider oder Gott sei Dank?) erspart

Auf der Habenseite – Regisseur F. J. Gottlieb macht handwerklich einen sauberen Job, effizient, aber effektiv (auf dem gegebenen niedrigen Niveau ohne große Experimente), dafür ist er einfach ein alter Hase im Geschäft mit viel Erfahrung. Das Drehbuch von Hubert Frank (* 1925) ist nur eines von vielen in der Zeit, er war wohl eine Art Spezialist für diese sehr (sagen wir es nett) bodenständige Art von Lustspiel. Er trat teilweise auch als Regisseur in Erscheinung, zum Beispiel beim Film mit dem hübschen Titel „Muschimaus mag’s grad heraus„, ebenfalls 1974 erschienen. Nach 1980 kam dann aber nicht mehr viel.

Alena Penz (* 1949), die die Spionin Sandy spielt und dabei mit ihren Reizen nicht geizt, stammt ursprünglich aus der damaligen Tschechoslowakei und wirkte ab 1969 in allerlei dieser Schabernack-und-nackte-Haut-Filmen mit. Hier ist sie uns schon in Franz Antels „Wenn Mädchen zum Manöver blasen“ begegnet. Der vielleicht beste Film ist wohl der damalige Skandalfilm „Salon Kitty“ (1975) von Tinto Brass, sie hat also auch hier und da mal in Italien gedreht. Nach 1980 war ihre Karriere vorbei, laut Wikipedia lebt sie seit 1990 wieder in der Tschechoslowakei. Ihr Filmspion-Kollege Alexander Miller hat außer hier kaum noch Filme gedreht. Hintergründe sind mir nicht bekannt.

Der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) ist uns auch bei den manöverblasenden Mädchen schon begegnet. Auch er ein Dauergast in solchen Filmen. Ebenso Rinaldo Talamonti (* 1947), der hier viel erleiden muss. Ob ihm das heute peinlich ist, in welchem offen fremdenfeindlichen, Klischees befeuerten Dreck er damals mitwirkte?

Erhard Weller (1926–1986) ist noch ein paar Worte wert, er war mit 2,36 m einer der größten Menschen der Welt. Kurioserweise gibt es in der englischen Wikipedia einen (kurzen) Artikel, in der deutschen gar keinen. International war wohl unter dem Spitznamen „Big Bimbo“ (?!) bekannt. Ein hat in einer Handvoll Filme mitgewirkt, dieser wohl der bekannteste, und war auch mal bei Rudi Carrell in „Am laufenden Band“ zu Gast.

Hans Terofal (1923-1976) ist selbst mit einem zusammengestoppelten Grottendrehbuch wie diesem hier immer ein bisschen lustig auf seine quirlig-zappelige Art. Er hat hier relativ viel Screentime und ein paar der besseren Gags, er beherrscht „physical comedy“ einfach im Vergleich zu den anderen Zappelphilippen. Er war hier schon fast am Ende seines zu kurzen Lebens, 1975 folgen noch zwei Filme, danach starb er.

Ach ja, weil es eine Lisa-Film-Produktion ist, gibt sich unser Otto Retzer auch die Ehre in einer Mini-Rolle, hier ist er kaum erkennbar und zudem von Norbert Gastell nachsynchronisiert recht am Anfang als Pferdekutscher zu sehen. Hier ist er eigentlich wie so oft als „Aufnahmeleitung“ tätig.

Ich bin ja durch dieses Projekt hier echt abgehärtet, was Schwachsinn angeht, aber das Teil ist schon eine ganz besondere Qualität. Schmerzhaft unlustig (auf Bierzeltniveau wäre noch geschmeichelt), weltanschaulich ganz finstere bayrisch-österreichische Holzköpfe, Gags aus der allerletzten Kintopp-Mottenkiste, furchtbare Musik und trotz nur 78 Minuten – trotz einer flotten Inszenierung – zäh und in gesamter Länge schwer am Stück zu ertragen, was für ganz Hartgesottene. Vielleicht das furchtbarste, was Lisa Film je verbrochen hat? Noch habe ich nicht alles gesehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch.

Der Film ist recht problemlos auf DVD zu bekommen, einzeln oder in einer „Dirndl-Box“. Obacht: Es gibt auch eine gekürzte FSK16-Version. Ja, der Quatsch hier ist immer noch FSK18. Fragt mich nicht, warum. Was genau da geschnitten ist, keine Ahnung. Das 1986 erschiene VHS-Band der UFA wurde damals sogar indiziert. Es gibt unter dem Titel „Bottoms Up“ sogar eine amerikanische Version, synchronisiert und laut schnittberichte.com um einige Sekunden Sex erleichtert, nicht dass die armen Amis noch verdorben werden.

Wenn Mädchen zum Manöver blasen (D/Ö 1974)

auch: „Mädchen – Stillgestanden“

Regie: Franz Antel (als Francois Legrand)
Buch: Florian Burg
Produktion: Neue Delta (Franz Antel) / Lisa Film (Karl Spiehs)
Premiere: 23. August 1974

Wenn selbst die österreichische Lustspiel-, Trash- und Mopsfilm-Ikone Franz Antel bei einem Film zu einem Pseudonym („Francois Legrand“) greift, weiß der Fachmann – hier ist ganz großes Kino zu erwarten. Und dann noch LISA-Film-Impressario Otto W. Retzer als Aufnahmeleitung. Riecht nach der allerletzten Mottenkiste von Opas Kintopp. Und dieser Film enttäuscht die hohen Erwartungen nicht.

Hier reichen sich die „Kaiserfilme“ der 50er und die „Sexfilme“ der 70er liebevoll, oder zumindest kassenträchtig, die Hände. Ein bunter Schabernack von einem Film, der schon 1974 im Kino wie aus der Zeit gefallen gewirkt haben musste. Antel machte auch 1974 noch alles so wie in 1954, nur in Farbe und mit mehr Möpsen.

Geschrieben wurde das alles von Erich Tomek (* 1930), der schon Blödelgut wie „Tante Trude aus Buxtehude“ (1971) mit Rudi Carrell und Ilja Richter, aber auch – ja, ich traute meinen Augen kaum – den hier schon besprochenen Italo-Horror-Schinken „Astaron – Brut des Schreckens“ (1980) der Welt geschenkt hat.

Hier ist er mit seinem Pseudonym „Florian Burg“ unterwegs, unter dem er eine ganze Reihe solcher lustig gemeinter Mopsfilme verbrochen hat, von „Geh, zieh dein Dirndl aus“ (1973) bis „Sunshine Reggae auf Ibiza“ (1983), der es immerhin schon zu SchleFaZ-Ehren gebracht hat.

Als Krone seiner Schöpfung hat er dann 1993 die RTL-Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ erdacht und geschrieben, in der sämtliche Knallchargen aus dieser Filmära noch mal ein heiteres Stelldichein hatten, der letzte große, lange Furz der LISA-Film. (Den es, wie ich gerade feststelle, inzwischen komplett als Blu-ray-Box zu kaufen gibt. Ernsthaft? Gut, fand damals sein Publikum, das das heute auch noch anschaut und „Ach wie schee, die gute alte Zeit“ sagt.)

Hans Terofal zappelt und säuft, Rinaldo Talamonti grimassiert und läuft sinnlos durch die Gegend – also eigentlich alles wie immer, nur dass der ganze Kappes hier als in Zeiten der kuk-Monarchie Österreichs spielt, alle also fancy Kostüme und Uniformen tragen.

Dazu die unlustigsten sight gags der 1910er und 1920er Jahre in schlecht, zotige „Dialoge“, debil-kichernde Damen mit wenig Sachen an, eine Story, die auf einen Bierdeckel passt – und fertig ist der nächste Klassiker, ab ins Kino damit. Und offenbar haben sich damals auch genug Leute den Kappes angeschaut, denn es scheint sich gerechnet zu haben.

Gipfeltreffen der Film-„Trottel“: Hans Terofal, Rinaldo Talamonti

Ach, Moment, Story, ganz vergessen. Also – Jahrhundertwende, Kaserne, in der Nachbarschaft ein Mädchenpensionat, ein Manöver steht an, koitale Verwicklungen, alles super lustig, aber mit ordentlich viel nackte Möpse, und am Schluss werden zwei Leute verwechselt (das muss einfach! Außerdem eine Gelegenheit für die so beliebte Doppelrolle), eine Kaskade von Gags, zwei Leute finden sich, Knutsch, finaler End-Gag, Abspann.

Ich muss echt sagen – je mehr Filme ich mit Hans Terofal sehe, desto mehr tut er mir leid. Ich hab es hier irgendwo schon mal erwähnt – er starb bereits 1976 mit nur 53 Jahren, auch an den Folgen seiner Alkoholkrankheit (neben einer Herzerkrankung und Asthma). Gerade in den späten Filmen (wie diesen) sieht man ihn auffallend oft on screen trinken, was die Frage aufwirft – war das immer so im Drehbuch oder war er schlicht die ganzen Dreharbeiten über hacke, um das irgendwie zu ertragen, nicht mehr wie früher Produktionsleitung zu machen, sondern immer den hinterletzten Volldepp zu spielen? Auf jeden Fall wird in diesem Film wahr, wovon alle Gurkenfilm-Fans geträumt haben: Er trifft in einer Szene auf den unvermeidlichen Rinaldo Talamonti. A match made in heaven. (Oder doch: in hell?)

Nomineller Hauptdarsteller ist der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) in einer Doppelrolle. Sagte mir so jetzt nichts, ein weiterer Mensch, der in vielen dieser 70er-Klamotten auftaucht. Sein Debüt gab er in „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, und in „Blau blüht der Enzian“ spielte er einen Kellner. In den 80ern wurde er auch im Fernseher relativ bekannt, als er im Ensemble der satirischen Nachrichtensendung „Rudis Tagesshow“ (1981-1987) von Rudi Carrell mitwirkte.

1974. Im gleichen Jahr wurden Filme gedreht wie:

  • Angst essen Seele auf
  • Texas Chainsaw Massacre
  • Der Pate II
  • Ein Mann sieht rot

Das ist kaum zu glauben. Ein Film aus einem Paralleluniversum.

Nicht mal unfreiwillig lustig, ist dieser Quark über die ganze Laufzeit nur was für Hartgesottene oder ausgewiesene Nackedeis-in-historischen-Settings-Fetischisten. Eine erotische Komödie, die weder lustig noch erotisch ist. Möööp. Selbst in diesem mit Schund überladenen Genre ist das hier unterdurchschnittlich. „Wir raten ab“.

Wer’s unbedingt sehen will – gibt es als alte VHS und sogar in gleich zwei verschiedenen DVD-Ausgaben, beide von so Grabbeltisch-Labeln für ein paar Euro. Die DVDs sind laut ofdb um gut 3 Minuten geschnitten, warum weiß der Himmel, da sie immer noch die uralte FSK-18-Freigabe tragen. Die ungeschnittene Fassung wurde am 28.07.1987 indiziert, 2012 aufgehoben. Hab nur die 74-minütige gekürzte Fassung gesichtet.

Die VHS-Erstauflage ist bei UFA erschienen, immerhin als schöne Hartbox. Später gab es noch eine Wiederveröffentlichung auf dem UFA-Billig-Rerelease-Label „Videophon“.

Ne Salami im Bett – wie nett. Und auf keinen Fall zu subtil.
Ein paar „Action-Szenen“ (hust) gibt es auch
Terofal ist wieder nur am Saufen, was ist da los?
Eigentlich müsste man da man eine ganze Galerie von machen. Unfassbar.
Einer geht noch!

Abschließend noch ein paar visuelle Eindrücke.

Na, Film von 1954 oder 1974? Wer weiß es?
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #1
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #2

P. S.: Und da wir so viel über den begnadeten Kasperkram-Autor Erich Tomek zu erzählen hatten – dem schlauen Internet entnahm ich, dass er mehrere kleine Cameo-Auftritte hatte. Unter anderem als Bankangestellter in „Geld oder Leber“, da isser:

Liebe in drei Dimensionen (D 1973)

Regie: Walter Boos

Buch: Gunter Otto, Franz Marischka (als Florian Vollmer)

Produktion: Wolf C. Hartwig / Rapid Film

Premiere: 26. Januar 1973

„Jetzt fallen den Besuchern im Kino die knackigen Busen direkt in den Schoß! „Liebe in drei Dimensionen“ heißt der Superstreifen von Walter Boos, der demnächst in Deutschlands Filmtheatern dem Publikum hautnahe Action-Szenen plastisch näherbringt.

Es gab zwar in den fünfziger Jahren schon Versuche mit 3-D-Filmen, doch bei dem neuentwickelnden TRIARAMA-Verfahren kommt der Zuschauer vermittels einer Spezialbrille zum erstenmal in den Genuß, perfekt plastisch „Kino zu erleben“.“

Zeitgenössische Werbung

Bei der Recherche zu „Four Dimensions Of Greta“ stolperte ich noch über dieses Machwerk, das auf dem Gipfel der deutschen „Sexwelle“ in den frühen 70ern vom Produzenten der berühmt-berüchtigten Schulmädchen-Report-Reihe, Wolf C. Hartwig (1919-2017), produziert wurde.

Auch wenn das im Prinzip der gleiche Quatsch ist wie immer, hat dieser Film als Gimmick auch 3-D zu bieten und ist daher „kinohistorisch“ einen Blick wert.

Die 17-jährige Petra (Ingrid Steeger), in der Provinz im Norden zuhause, besucht München-Schwabing. Sie wohnt in der Wohnung ihrer verreisten Schwester Dagmar, die im „tiefsten Afrika“ weilt, um Wohnung nebst Papagei, der Dinge wie „Ruhe im Puff“ spricht, zu hüten.

In Schwabing sind alle spitz wie der sprichwörtliche Dackel in einem Raum voller Tischbeine, es wird gefeiert, gelacht und gefummelt, bis die Schwarte kracht. Sogar Konstantin Wecker ist dabei. Wir folgen einer lose verbundenen Gruppe von Leuten bei ihren Abenteuern, meist libidinöser Art.

Regisseur Walter Boos (1928-1996) war sehr rege und kurbelte in den 70er Jahren nicht weniger als 21 Spielfilme runter, alle im komödiantischen bis pseudo-aufklärerischen Erotikbereich. Außerdem ist er für die deutsche Horror-Trashperle „Magdalena – vom Teufel besessen“ (1974) verantwortlich, einer teutonischen Billigversion von „Der Exorzist„.

Auch hier ist es recht naheliegend, dass der Erfolg der „Four Dimensions Of Greta“ diesen Film „inspiriert“ hat. Hier ist der ganze Film in 3-D, was er einem auch konstant unter die Nase reibt, weil viele Szenen auf Effekt getrimmt sind und alle Nase lang etwas Richtung Kamera fällt oder gehalten wird. Ich kann mir schon vorstellen, dass das im Kino echt ne Gaudi war, sie holen da eine Menge Gags raus. Vom fliegenden Geister-Schlüpper bis zu einer Monsterspinne wird einiges geboten. Ist halt mehr Kirmesattraktion als Film. Da passt es gut, dass eine ganze Sequenz auch genau dort spielt – mit Geisterbahn und Achterbahn wird da einiges an 3-D aufgefahren. Was es genau mit diesem „TRIARAMA-Verfahren“ auf sich hat, weiß ich nicht.

Direkt am Beginn darf Rosl Mayr (1896-1981), die knuffige bayrische Omi, die in der Zeit auch gefühlt in jedem lustig gemeinten Schmutzfilmchen als „schrullige Alte“ auftauchte, im Treppenhaus beim Putzen um ein Haar die Petra und das Publikum nass spritzen. „Sein’s feicht wonn?“ Da der ganze Kram auch in München spielt, ist natürlich auch viel bayrisches Gebabel im Film. Muss man mögen.

Natürlich darf auch Rinaldo Talamonti nicht fehlen, mal wieder als Karikatur eines notgeilen Italieners mit Dauerständer, der andauernd „Mamma mia!“ sagt und einem grotesken Helm aus Haaren trägt. Immerhin hat er hier so eine Art flotten Dreier auf einem Trampolin-Bett (?!).

Hey, cooler Plattenspieler. Aber echt, nur eine Single?

Im Vergleich zur britischen „Greta“ ist hier deutlich mehr nackte Haut zu sehen, natürlich immer „soft“ und meist auch durch Comedy-Einlagen entschärft. Vom keuschen Teenie über die exotische Inderin („Das ist ne Inderin! Aus Indien!“) bis zur drallen Dirndl-Maus, die beim Koitus jodelt (kein Witz), ist alles am Start. Naturgemäß ist das mehr eine Ansammlung einzelner Episoden als eine stringente Handlung.

Im Cast bemerkenswert sind noch die Schwedin Christina Lindberg (* 1950), die man durchaus auch als eine Erotik-Ikone der 70er bezeichnen kann, sowie Steegers „Klimbim“-Kollegin Elisabeth Volkmann (1936–2006), die in der Zeit auch oft in ähnlichen Produktionen zu bewundern war. Der jüngeren Generation dürfte sie vor allem als die „alte“ Synchron-Stimme von Marge Simpson bekannt sein. Die jodelnde Dirndl-Maus ist eine gewisse Dorothea Rau, wie mir das Internet verrät, die von 1972-1974 in allerlei bajuwarischen Juckel-Klassikern wie „Beim Jodeln juckt die Lederhose“ oder „Brummi – Sein Kolben läuft auch ohne Diesel“ die Dirndl mit ihren „Zuckerduddln“ ausfüllte. Naja, wieder etwas unnützes Wissen. Gern geschehen.

Am Ende als Highlight darf dann die keusche Ingrid Steeger auf dem Balkon mit ihrem flotten Manfred (Achim Neumann), der nur aus Haaren zu bestehen scheint, bisschen Nacktturnen veranstalten („Ich schwebe! Ich bin im siebten Himmel!“), was sicherlich schon damals ein guter „selling point“ war. Sie hatte schon einige Filme ähnlicher Machwerk auf dem Konto und war auch im Fernsehen im Kult-Klamauk „Klimbim“ zu sehen. Der Beginn einer Karriere, der über 2 Folgen „Derrick“ bis hin zu einem grandiosen Cameo-Auftritt bei „Familie Heinz Becker“ führte.

Sicherlich einer der erträglichsten Filmchen dieser Art. Nicht allzu albern, die 3-D-Effekte sind natürlich kompletter Selbstzweck, oft ohne Sinn und Verstand, aber immer wieder spaßig, und nette 70er-Damen mit wenig Sachen an. Als unterhaltsames Gaga-Filmchen für einen gepflegten 70er-Abend durchaus zu gebrauchen.

Ist 2007 auf DVD (Kinowelt, FSK 16, wohl geschnitten) erschienen, die scheint aber rar und teuer zu sein. Alternative wäre die Früh-80er-VHS von VPS Video, auch nicht gerade an jeder Straßenecke zu finden. Den Film findet man aber online, wenn man will.

Dr. Fummel und seine Gespielinnen (D 1970)

Regie: Atze Glanert
Buch: Walter Hämmerli (Sammelpseudonym für Alois Brummer und Pierre O. Pistek)
Produktion: Alois Brummer
Premiere: 14. April 1970

Ein weiteres Erotiklustspiel vom Brummer’schen Fließband. Wenn man das sieht, weiß man „Graf Porno und die liebesdurstigen Töchter“ direkt zu schätzen, der hat wenigstens den Hauch einer stringenten Geschichte.

Unser Held hier ist ein gewisser Herr Blümlein. Dieser hat es mit der Bandscheibe und wird zur Reha in die große Stadt (müsste München sein) geschickt und hat Ruhe von seinem Hausdrachen Rosa Blümlein (erneut Annemarie Wendl). Dort landet er (natürlich) in einem Massagesalon der etwas dubiosen Art und kriegt dort – sinnbildlich gesprochen – den Stock aus dem Hintern gezogen, und nebenbei auch das Geld aus der Brieftasche.

In diesem Bild hat unser Zeichner einen Penis versteckt. Na, wer findet ihn?

Es gibt einige Nebenhandlungen und „Zwischenspiele“, alles recht wirr, es ist schwer zu folgen, wer wann warum mit wem was macht. Interessierte offenbar 1970 auch niemand, Hauptsache Nackedeis. Davon gibt es natürlich einige.

Wieder ein Film, der einem glauben lässt, in den 70ern seien alle Menschen a) grenz-debil, b) dauerbreit und c) rollig wie Nachbars Lumpi gewesen. Dazu dudelt penetrant eine Fahrstuhlmusik-Variante von „Guantanamera“, die selbst James Last zu kitschig gewesen wäre.

Samstag ist bekanntlich Badetag.

Rinaldo Talamonti darf natürlich nicht fehlen und muss dauernd nackend durch die Pampa laufen und mit dem kleinen Piepmatz schwingen, was eine Gaudi. Gegen Ende lebt er dann seinen Maler-Fetisch (?!) aus und streicht eine Dame rot. Fragt mich nicht. Die Drogen in den 70ern knallten hart.

Ja, und dazu fällt mir nicht mal ein dummer Spruch ein.

Die einzelnen „Sketche“ sind derart unlustig, dass es fast schon eine Kunst ist. Kein Timing, keine Pointen, Sprüche aus der Steinzeit, charmant wie ein Stück Treibholz. Muss man auch erst mal hinkriegen.

Auf jeden Fall merkt man, dass 1970 in Sachen Sex schon mehr möglich war als noch 1969. Gerade gegen Ende wird es hier und da schon dezent pornös, gar zwei lesbische Damen in der Badewanne (natürlich kreischrot gefliest, wir sind ja in den 70ern) werden feilgeboten. Ist vielleicht für 1970 auch nicht selbstverständlich. Ach, apropos, natürlich darf auch der lustige Dicke nicht fehlen, der sich in trachtigen Frauenfummel wirft und fortan „Kunigunde“ genannt werden will und jedes Tuntenklischee auf 150 % spielt. Eieiei.

Ich glaub, der beste Gag des Films ist der Name des Hausdrachens: Rosa Blümlein.

Den ganzen Quark kann man sich tatsächlich als DVD in einer schicken Hartbox ins Regal stellen. Immer wieder faszinierend. Das ist echt was für ganz Hartgesottene. „Wir raten ab.“

VHS: UFA
DVD: X-Rated (Hartbox) / WGV Medien
Stream: Prime („Alles Kino“-Channel) (Stand 06/22)

(08.06.2022)

Graf Porno und die liebesdurstigen Töchter (D 1969)

Regie: Günter Hendel
Buch: Günter Hendel, Alois Brummer (als Sven Ole Larson)
Produktion: Alois Brummer
Premiere: 5. Dezember 1969

Alois Brummer (1926-1984) war ein lustiger Geselle. In den späten 1960er Jahre weht die Sexwelle durch die Bundesrepublik, vom aufklärerischen Geist der 68er beflügelt. Alle Welt rennt in pseudo-wissenschaftliche Aufklärungsfilmchen, Hauptsache, es gibt nackte Haut zu sehen. Da dachte der Alois sich wohl so etwas wie: „Joa mei, des kann i aach“ und fing an, bayrisch angehauchte Mischungen aus Softerotik und Lustspiel zu produzieren.

Graf Porno und seine Mädchen“ von 1969 wurde ein großer Erfolg. Danach ging es flott weiter mit ähnlichen Machwerken.

Hier haben wir also das zweite Filmabenteuer rund um den Grafen Garibaldus Porno von Gailsberg. Ja, echt, kein Scherz. Der alte, etwas abgetakelte Graf will seinen Filius mit einer der sechs Töchter der wohlhabenden Amerikanerin mit dem hübschen Namen Susan Paleface verkuppeln. Und damit er sich auch die richtige aussucht, soll er alle sechs bitte einmal probe-beschlafen. Wie man das halt so macht in Bayern, scheinbar. Das ist der lose Rahmen für kleine Episödchen, die mehr oder weniger immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Der Sohn mit dem wunderbaren Namen Peter Porno lernt Uschi kennen, innerhalb von fünf Minuten knöpft sie sich ihre Polyester-Bluse auf und ran an den Speck. Natürlich für 1969 entsprechend keusch.

Am Schluss kommt natürlich alles ganz anders, als man denkt. Muaha. Aber ich will ja nicht spoilern, gelle.

Bisschen aus der Reihe fällt optisch eine Szene, die auf einer Go-Kart-Bahn spielt. Peter Porno gibt sich als Rennfahrer aus, weil die reiche Tochter auf selbige steht. Also gurken sie da durch die Gegend, und nach einem grandios gefilmten „Unfall“, wie man ihn sonst nur bei James Bond sieht, landen sie im Gras und schwupps, naja, Sie wissen schon. War mir jedenfalls gar nicht bewusst, dass es solche Bahnen schon in den 60ern in Deutschland gab.

Ansonsten sieht der Film genauso billig aus, wie er wohl war. Viel Innenaufnahmen in nichtssagenden Räumen, teilweise sieht es aus wie der Keller im Hause Brummer. Würde mich nicht wundern, wenn es so war.

„Ja, geh, wir brauchen’s ka Studio, viel zu deier. Wir drehe aafach bei uns im Keller.“

In der Besetzung sind eigentlich nur zwei Namen erwähnenswert. OK, drei, denn der Regisseur Günter Hendel lässt es sich nicht nehmen, mit einer lächerlichen Perücke auf alt getrimmt den alten Grafen zu geben. Ansonsten haben wir noch den unvermeidbaren Rinaldo Talamonti in einer frühen Rolle, und Fans der Lindenstraße dürfen sich über eine junge Annemarie Wendl (wobei, sie war da auch schon 55) freuen, die des Grafen Köchin gibt, aber natürlich keusch den Pullover anbehält.

„Wenn ich mal groß bin, will ich in der Lindenstraße wohnen!“

Wie die meisten Filme dieser Art ist das alles so erotisch wie eine Dose Hundefutter, ist aber historisch nicht uninteressant aufgrund des frühen Entstehens, in den ersten Zuckungen der Sexwelle, sozusagen. Eine Art lustig gemeinter Heimatfilm, nur mit blanken Brüsten und Go-Karts. Eine Episode spielt gar in Italien, mitsamt Peppone-Verschnitt, um den Wirtschaftswunder-Deutschen noch etwas Urlaubsfeeling aus bella Italia einzubimsen.

Wer mal ein Auge riskieren will, wird aktuell bei Amazon Prime fündig. Neben dem alten UFA-Tape gibt es diesen Quark tatsächlich auch als Silberscheibchen zu kaufen. Wird die gleiche Version wie auf Prime sein, die durch wirklich gutes Bild überrascht für so ein obskures 60er-Jahre-Filmchen. Keine Ahnung, wer sich so was kauft und ins Regal stellt.

VHS: UFA
DVD: WVG Medien

Peter Porno – Blumenschenker, Rennfahrer und Weiberheld

Semmel, Wurst und Birkenwasser – Die liebestollen Handwerker (D 1972)

Alternativtitel: Die liebestollen Handwerker; Triebe und Gelüste, 2. Teil
Regie, Buch, Produktion: Hans D. Bornhauser
Produktion: Barny Bornhauser Productions
Premiere: 1. Dezember 1972


Es gibt Filme, die muss man gesehen haben, um sie zu glauben. Dies ist einer davon.

Anfang der 70er überschwemmte eine Welle von deutschen Erotikfilmchen wie diese die Kinos. Die Geschichte, aus dem Off erzählt: In einer braven schwäbischen Kleinstadt mit dem schönen Namen Bumshausen (ja, ernsthaft) wird zum ersten Mal im Kino ein „Sexfilm“ gezeigt, nämlich eben genau dieser (ein sehr kreativer Kniff, macht einem ein wenig schwindelig, wenn man drüber nachdenkt). Der Film zeigt nun die Auswirkungen dieses Kunstgenusses auf einen Bäcker, einen Friseur und einen Fleischer. Das ist oft zum Schreien komisch und natürlich so erotisch wie eine lange Baumwollunterhose mit Flecken.

Herr Bäckersmann hat ein groooßes Baguette für das Frollein.

Der Film kalauert sich mit vielen politisch inkorrekten Sprüchen durch die karge Laufzeit, die einzelnen Episödchen mühsam durch den Off-Erzähler zusammengehalten.

Harter Stoff für Trashfreunde, viel deutscher Lokalkolorit der schrägen Siebziger, Sprüche zum Fremdschämen und hier und da etwas nackte Haut. Spießig, kleinbürgerlich und doch versaut – das geht nur im Deutschland der frühen Siebziger.

Von den Darstellern sagt mir nur Rinaldo Talamonti (oben im Bild der Herr mit dem phallischen Backwerk) was, der als lustiger, notgeiler „Quoten-Italiener“ von 1970 bis 1978 durch gefühlte 100 Erotikfilmchen geisterte. Und dann 1975 in einer meiner Lieblingsfolgen von Derrick auftauchte – „Tod am Bahngleis“. Ich fand’s sehr amüsant. Von „Graf Porno und seine Mädchen“ zu „Derrick“, das ist doch mal eine Karriere. Und als wäre das noch nicht genug: 1996 kandidierte er bei den Münchner Kommunalwahlen für die FDP. Dem Mann ist offensichtlich nichts peinlich.

Der Regisseur hat übrigens noch ähnliche Filmchen auf Lager. Wie wäre es denn mit „Brummi, sein Kolben läuft auch ohne Diesel“? Oder mit „Sally – heiß wie ein Vulkan“? Der nächste Videoabend ist gesichert. Lustiger als vieles, was Hollywood so als Komödie verkauft.

In der Bettwäsche hat Koteletten-Willi keinen Bock. Verständlich.

VHS: Starlight (Video Palace)
DVD: e-m-s (wohl gekürzt)

(2013, erweitert)