Wunschkonzert (D 1955)

Regie: Erik Ode
Buch: Gunther Philipp
Produzent: Aldo von Pinelli
Premiere: 8. September 1955

„Der Volltreffer des Frohsinns und der guten Laune!“ bewirbt das Filmplakat des Films mit dem Namen „Wunschkonzert“. Bereits 1940 gab es ein Film mit dem gleichen Titel, in der Hauptrolle „Durchhaltemieze“ Ilse Werner, der scheint etwas bekannter zu sein und hat es immerhin auf DVD und sogar auf Bluray geschafft. Er gilt als NS-Propagandafilm und hat kurioserweise bis heute die FSK-Freigabe ab 18. Inhaltlich sehe ich hier keine Parallelen außer dem Titel. Für diesen 1955er Film listet die OFDb nur die Kinoauswertung, Mir liegt eine TV-Ausstrahlung auf Sat1 vor, die man als digitalisierte VHS-Aufzeichnung in okayer Qualität im Netz finden kann.

Wir erleben einen quirligen, jungen, wie immer plappernden Georg Thomalla als Buchhalter, der eigentlich lieber Komponist sein will und nur dumme Sprüche erntet – ein sehr häufig im deutschen Nachkriegsfilm anzutreffendes Thema: Der brotlose Künstler, der lieber mal anständig und ordentlich-deutsch Buchhalter sein soll, schaffe, schaffe, Häusle baue.

Die Plotte ist schnell erzählt: Georg Thomalla besucht die von Frankenfeld moderierte Wunschkonzert-Show (die live vor Publikum in Hamburg aufgezeichnet wurde), und wird als Spielkandidat aus dem Publikum gefischt. Er bekommt die Aufgabe, ein kleines Orchester im Laufe der Sendung von 90 Minuten zusammenstellen und damit seinen selbst komponierten Hit zu performen. Was natürlich in der letzten Sekunde klappt und ein Riesenerfolg wird. (Auch wenn Harald Juhnke als Film-Schlagzeuger offensichtlich zum ersten Mal in seinem Leben an einem Schlagzeug sitzt, lustig.)

Zwischendurch wird er dann auch mal für geisteskrank gehalten und bekommt um ein Haar Elektroschocks gegen seine vermeintlichen Wahnvorstellungen (what the fuck?). Mitunter fand man in den 50er echt seltsame Sachen lustig.

Regisseur Erik Ode ist heute eher als „Der Kommissar“ in Erinnerung geblieben, hat aber locker ein Dutzend Filme als Regisseur zu verantworten. Sein Werk „An jedem Finger zehn“ (1954) kam hier bereits zu Ehren. Seine leichte Unterhaltungskost lief bis 1960 im Kino, ab dann wird es fast ausschließlich TV-Kost. Was diese Filme im Prinzip auch immer waren – leichte Unterhaltung für zwischendurch.

Auch hier gibt es viel Musik, wie der Titel schon andeutet, mit einer netten kleinen Rahmenhandlung notdürftig zusammengehalten. Zwei Gründe, hier mal reinzuschauen, sind definitiv Peter Frankenfeld und Georg Thomalla, die beide durchaus witzig sein können. Beide hier noch recht jung zu bestaunen.

Das frühe Fernsehen fand überwiegend live statt, es existieren kaum Aufzeichnungen. Daher ist es echt interessant, hier den jungen Frankenfeld konserviert zu haben, der auch hier auch sich selbst spielt und eine Show, oder einen „Bunten Abend“, wie man damals sagte, moderiert. Denn eigentlich ist die Sendung nichts anderes als „1:0 für Sie „, eine der ersten Spielshows im deutschen Fernsehen, damals immer live ausgestrahlt. Hier war er noch in der Frühphase seiner Karriere, noch mit dem auffälligen karierten Jackett, das er als Wiedererkennungsmerkmal trug.

Sein heute wohl bekanntester Ausflug ins Kino war der noch heute sehr populäre „Natürlich die Autofahrer“ (1959) mit Heinz Erhardt, in dem er als Nachbar Bierbaum mehr „richtiger“ Schauspieler in einer echten Rolle ist als hier, wo er sich nur selbst als Moderator spielt. Sogar Harald Juhnke, der „Musik ist Trumpf“ nach Frankenfeld moderierte, hat hier eine frühe kleine Rolle.

Die dargebotene Musik reicht von furchtbaren Operetten-Gejaule, bei dem sich einem die Fußnägel aufrollen, bis zu ganz netten Schlagerchen im zeittypischen Stil. Bully Buhlan (1924-1982) taucht hier öfter auf, ein in der Nachkriegszeit sehr erfolgreicher Sänger, der hier auch schon etwas über dem Zenit seiner Karriere war. Er hat einige lustige Songs im Angebot, alleine von den Titeln her. Wie wäre es mit „Gilli-Gilli-Oxenpfeffer-Katzenellenbogen in Tirol“? Oder doch lieber „Ich hab‘ dir aus Ägypten einen Kaktus mitgebracht“?

Als Beweis – ich denke mir so was nicht aus.

Walter Gross (1904-1989) sticht noch etwas heraus, als Gerichtsvollzieher, der als Klarinettist rekrutiert wird. In seiner etwas tapsigen, bebrillten Art und der recht hohen Stimme spielt er eigentlich eine klassische Heinz-Erhardt-Rolle. Fun fact: Er ist die deutsche Stimme von Porky Pig alias „Schweinchen Dick“ in der klassischen Serie. Da-da-da-das ist alles, Leute!

Die hier primär als Tänzerin und love interest agierende Germaine Damar (* 1929) ist vielleicht noch erwähnenswert. Siehe da, auf Wikipedia lernte ich, dass sie zeitweise mit Georg Thomalla liiert war. Na schau mal eher kuck. Die inzwischen sehr betagte Dame lebt laut Wikipedia heute in Fort Lauderdale in Florida.

Finde ich immer interessant: Kamera im Film. Hier als „Show im Film“ bei der Aufzeichnung des Wunschkonzertes.

Optisch sehenswert ist neben dem Studiokram eine kurze Autofahrt durch Hamburg. Sonst ist das alles eher biederes Handwerk ohne große künstlerische Ambitionen. Wie gesagt, Fernsehen als Kinofilm.

Am unterhaltsamsten fand ich wirklich die Szenen mit Frankenfeld, der Rest ist eher bemüht statt lustig. Als Dokument des frühen Frankenfeld zu gebrauchen, sonst eher uninteressante Dutzendware der 50er, trotz Thomalla.

Natürlich die Autofahrer (D 1959)

Regie: Erich Engels
Buch: Gustav Kampendonk
Produktion: Otto Meissner / Deutsche Film Hansa
Premiere: 20. August 1959

Um 1960 herum war Heinz Erhardt sehr fleißig. Dies war der zweite Film, den er 1959 drehte, der nächste war dann „Drillinge an Bord“. Dessen Klasse erreicht dieser Film leider nicht, aber er ist auch einer der besseren aus der Zeit, die sind doch sehr bieder und heile Welt. Auch hier ist zeittypisch „die Welt noch in Ordnung“.

Erhardt spielt einen Polizeihauptwachtmeister namens Eberhard Dobermann, Witwer mit 2 Kindern und frisch gebackener Eigentümer einer typischen 50er-Jahre-Neubau-Hütte. Sein Tagewerk besteht darin, auf einer Kreuzung den Verkehr zu regeln, mit Handzeichen und Pfeife, aus heutiger Zeit ein Kuriosum. Er ist freundschaftlich verbunden mit Jutta, einer Blumenhändlerin, gespielt von der gewohnt charmanten Ruth Stephan, die in vielen Erhardt-Filmen mitspielte. Auch hier lässt sich erahnen, dass die gesagte Freundschaft vielleicht zu mehr führen könnte. Wer weiß, wer weiß. Auf jeden Fall muss er im Verlauf des Films den Führerschein machen, was zu allerlei Gaudi führt.

Natürlich gibt es auch den typischen Sub-Plot, als die 19-jährige Tochter langsam flügge wird und einen flotten Hecht mit einem flotten Auto am Start hat, der aber keinen guten Stand beim Papa hat, weil er schon mehrfach als Verkehrssünder auffällig wurde. Sohnemann spielt in einer Art Jazz-Tanzband, die auch gerne mal zuhause in der Stube probt (inklusive dem schlechtester Fake-Schlagzeuger aller Zeiten, der Kollege hatte vorher sicherlich noch ne Drumsticks in der Hand).

Ansonsten haben wir noch den Nachbarn Bierbaum, der joviale und etwas großkotzigen Ingenieur, der Blumen-Jutta schöne Augen macht. Und versucht, sie mit seiner selbst erfundenen vollautomatischen Küche zu imponieren, wie man halt Frauen so in Kiste bekam in den 50ern. Und Trude Herr sei noch erwähnt, die als Fahrlehrerin in einer der bekanntesten Szenen des Films brilliert.

Natürlich muss man zeitgemäß auch einige Schlagerliedchen zwischendurch ertragen, was hier aber ganz gut geht. Immerhin kein Roy Black oder Rex Gildo.

Das ist alles unterhaltsam und größtenteils auch charmant, bleibt aber sehr brav, leider kommt auch der legendäre Wortwitz von Erhardt etwas zu kurz, er scheint sich sehr an das Drehbuch von Lustspiel-Routinier Gustav Kampendonk (1909-1966) gehalten zu haben. Wobei – dieser hat auch „Drillinge an Bord“ geschrieben, vielleicht hat Erhardt sich da mehr Freiheiten erlaubt. Er gehört aber auf jeden Fall trotz einiger Längen zu den besten Filmen mit Heinz.

Nebenbei erleben wir auch zwei legendäre Stimmen in kleinen Rollen: Hörspiel-Märchenonkel Hans Paetsch als Polizeipräsident und Martin Hirthe (Bud Spencer, Charles Bronson u. v. a.) als Baurat Welker.

Dieser Film war zusammen mit anderen aus der Zeit (wohl alle, die damals von der „Deutsche Film Hansa“ produziert wurden) lange Eigentum von „CD Film“, es gab sowohl VHS als auch DVD-Ausgaben unter dem Namen. Was ziemlich kurios ist, denn „CD Film“ ist eigentlich eine Firma, die sich primär mit pornografischen Kurzfilmchen in den 70ern einen Namen machten. Wie die Filme dort gelandet sind, wäre mal eine Recherche wert. Irgendwie sind die Lizenzen nun bei „Filmjuwelen“ gelandet, die sich immer wieder um hochwertige Neuauflagen vergriffener Klassiker und Raritäten verdient machen. Im Vorspann der Neuauflage erscheint ein Logo von „Dynasty Film“, vielleicht ist das der Rechtsnachfolger von CD Film?

Auf jeden Fall – endlich sind die alle wunderbar restauriert zu bekommen, entweder einzeln oder in einer Box mit dem etwas fantasielosen Namen „Noch ’ne Box“, die die rund 20 Euro allemal wert ist (6 Filme im Schuber und mit einem schönen Booklet). Finger weg von den alten DVDs, die sind ürkselig.