auch: „Mädchen – Stillgestanden“
Regie: Franz Antel (als Francois Legrand)
Buch: Florian Burg
Produktion: Neue Delta (Franz Antel) / Lisa Film (Karl Spiehs)
Premiere: 23. August 1974
Wenn selbst die österreichische Lustspiel-, Trash- und Mopsfilm-Ikone Franz Antel bei einem Film zu einem Pseudonym („Francois Legrand“) greift, weiß der Fachmann – hier ist ganz großes Kino zu erwarten. Und dann noch LISA-Film-Impressario Otto W. Retzer als Aufnahmeleitung. Riecht nach der allerletzten Mottenkiste von Opas Kintopp. Und dieser Film enttäuscht die hohen Erwartungen nicht.
Hier reichen sich die „Kaiserfilme“ der 50er und die „Sexfilme“ der 70er liebevoll, oder zumindest kassenträchtig, die Hände. Ein bunter Schabernack von einem Film, der schon 1974 im Kino wie aus der Zeit gefallen gewirkt haben musste. Antel machte auch 1974 noch alles so wie in 1954, nur in Farbe und mit mehr Möpsen.

Geschrieben wurde das alles von Erich Tomek (* 1930), der schon Blödelgut wie „Tante Trude aus Buxtehude“ (1971) mit Rudi Carrell und Ilja Richter, aber auch – ja, ich traute meinen Augen kaum – den hier schon besprochenen Italo-Horror-Schinken „Astaron – Brut des Schreckens“ (1980) der Welt geschenkt hat.

Hier ist er mit seinem Pseudonym „Florian Burg“ unterwegs, unter dem er eine ganze Reihe solcher lustig gemeinter Mopsfilme verbrochen hat, von „Geh, zieh dein Dirndl aus“ (1973) bis „Sunshine Reggae auf Ibiza“ (1983), der es immerhin schon zu SchleFaZ-Ehren gebracht hat.
Als Krone seiner Schöpfung hat er dann 1993 die RTL-Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ erdacht und geschrieben, in der sämtliche Knallchargen aus dieser Filmära noch mal ein heiteres Stelldichein hatten, der letzte große, lange Furz der LISA-Film. (Den es, wie ich gerade feststelle, inzwischen komplett als Blu-ray-Box zu kaufen gibt. Ernsthaft? Gut, fand damals sein Publikum, das das heute auch noch anschaut und „Ach wie schee, die gute alte Zeit“ sagt.)
Hans Terofal zappelt und säuft, Rinaldo Talamonti grimassiert und läuft sinnlos durch die Gegend – also eigentlich alles wie immer, nur dass der ganze Kappes hier als in Zeiten der kuk-Monarchie Österreichs spielt, alle also fancy Kostüme und Uniformen tragen.
Dazu die unlustigsten sight gags der 1910er und 1920er Jahre in schlecht, zotige „Dialoge“, debil-kichernde Damen mit wenig Sachen an, eine Story, die auf einen Bierdeckel passt – und fertig ist der nächste Klassiker, ab ins Kino damit. Und offenbar haben sich damals auch genug Leute den Kappes angeschaut, denn es scheint sich gerechnet zu haben.
Ach, Moment, Story, ganz vergessen. Also – Jahrhundertwende, Kaserne, in der Nachbarschaft ein Mädchenpensionat, ein Manöver steht an, koitale Verwicklungen, alles super lustig, aber mit ordentlich viel nackte Möpse, und am Schluss werden zwei Leute verwechselt (das muss einfach! Außerdem eine Gelegenheit für die so beliebte Doppelrolle), eine Kaskade von Gags, zwei Leute finden sich, Knutsch, finaler End-Gag, Abspann.
Ich muss echt sagen – je mehr Filme ich mit Hans Terofal sehe, desto mehr tut er mir leid. Ich hab es hier irgendwo schon mal erwähnt – er starb bereits 1976 mit nur 53 Jahren, auch an den Folgen seiner Alkoholkrankheit (neben einer Herzerkrankung und Asthma). Gerade in den späten Filmen (wie diesen) sieht man ihn auffallend oft on screen trinken, was die Frage aufwirft – war das immer so im Drehbuch oder war er schlicht die ganzen Dreharbeiten über hacke, um das irgendwie zu ertragen, nicht mehr wie früher Produktionsleitung zu machen, sondern immer den hinterletzten Volldepp zu spielen? Auf jeden Fall wird in diesem Film wahr, wovon alle Gurkenfilm-Fans geträumt haben: Er trifft in einer Szene auf den unvermeidlichen Rinaldo Talamonti. A match made in heaven. (Oder doch: in hell?)
Nomineller Hauptdarsteller ist der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) in einer Doppelrolle. Sagte mir so jetzt nichts, ein weiterer Mensch, der in vielen dieser 70er-Klamotten auftaucht. Sein Debüt gab er in „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, und in „Blau blüht der Enzian“ spielte er einen Kellner. In den 80ern wurde er auch im Fernseher relativ bekannt, als er im Ensemble der satirischen Nachrichtensendung „Rudis Tagesshow“ (1981-1987) von Rudi Carrell mitwirkte.
1974. Im gleichen Jahr wurden Filme gedreht wie:
- Angst essen Seele auf
- Texas Chainsaw Massacre
- Der Pate II
- Ein Mann sieht rot
Das ist kaum zu glauben. Ein Film aus einem Paralleluniversum.
Nicht mal unfreiwillig lustig, ist dieser Quark über die ganze Laufzeit nur was für Hartgesottene oder ausgewiesene Nackedeis-in-historischen-Settings-Fetischisten. Eine erotische Komödie, die weder lustig noch erotisch ist. Möööp. Selbst in diesem mit Schund überladenen Genre ist das hier unterdurchschnittlich. „Wir raten ab“.
Wer’s unbedingt sehen will – gibt es als alte VHS und sogar in gleich zwei verschiedenen DVD-Ausgaben, beide von so Grabbeltisch-Labeln für ein paar Euro. Die DVDs sind laut ofdb um gut 3 Minuten geschnitten, warum weiß der Himmel, da sie immer noch die uralte FSK-18-Freigabe tragen. Die ungeschnittene Fassung wurde am 28.07.1987 indiziert, 2012 aufgehoben. Hab nur die 74-minütige gekürzte Fassung gesichtet.
Die VHS-Erstauflage ist bei UFA erschienen, immerhin als schöne Hartbox. Später gab es noch eine Wiederveröffentlichung auf dem UFA-Billig-Rerelease-Label „Videophon“.
Abschließend noch ein paar visuelle Eindrücke.
P. S.: Und da wir so viel über den begnadeten Kasperkram-Autor Erich Tomek zu erzählen hatten – dem schlauen Internet entnahm ich, dass er mehrere kleine Cameo-Auftritte hatte. Unter anderem als Bankangestellter in „Geld oder Leber“, da isser:
