Freddy und das Lied der Prärie (D 1964)

Regie: Sobey Martin
Buch: Gustav Kampendonk
Produktion: CCC Filmkunst GmbH (Arthur Brauner)
Premiere: 28. August 1964

Da hab ich mal wieder ganz was kurioses für euch, wertes Publikum. Zum einen – ein schönes Beispiel, was für seltsame Blüten das Kommerz-Denken des deutschen Nachkriegskino teilweise trieb: Karl-May-Western waren sehr erfolgreich, Schlagerfilme waren sehr erfolgreich – was macht der findige Produzent Arthur Brauner? Richtig, einfach beides zusammenrühren! Der große Freddy-Hype war allerdings auch schon am ausklingen, das war einer der letzten in der Phase.

Zum anderen – Spurensuche. Ich las gerade die Autobiographie von Karl Dall (mit dem herrlichen Titel „Auge zu und durch“), und er schreibt dort:

„(…) Dafür aber in „Freddy und das Lied der Prärie“. Hier machte ich den Fehler, mich für eine Großaufnahme begeistern zu lassen, und war damit als Komparse gestorben. Ich war einfach zu auffällig. Profi-Komparsen halten sich bewusst im Hintergrund, damit sie länger in der Produktion bleiben können. Ich aber wollte meine Fresse zeigen und war raus.“

(„Auge zu und durch“, Bastei Lübbe 2006, S. 150)

Jawoll, hier erleben wir einen blutjungen, noch komplett unbekannten Karl Bernhard Dall, der nach eigener Aussage die Rolle bekam, weil er einen Bart hatte und somit die Produktion sich das Ankleben eines falschen Barts sparen konnte. Jeder Pfennig zählte bei Arthur Brauner.

Für 3 Sekunden Dall reichte mir dann aber auch eine qualitativ leider ziemlich miese und zudem durch ein Wasserzeichen entstellte YouTube-Version. Er soll einen „Mann im Saloon“ darstellen, und siehe da, bei Minute 24 – während einer Performance beschwingter Hupfdohlen, die „Wir sind die Dixie-Girls“ singen, ist er als schwer begeisterter Zuschauer zu sehen:

Ja, lustig.

Sein späterer Kollege bei der von 1967 bis 1979 bestehenden Komiker-Gruppe Insterburg & Co., Peter Ehlebracht, ist ebenfalls in dem Film als Komparse zu sehen. Die beiden wohnten in der Zeit auch zusammen in Berlin.

Im ersten Winnetou-Film, ebenfalls 1964, Regie: Harald Reinl, ist er ebenfalls als menschliches Bildfüllmaterial zu sehen. Immerhin in einem Bild mit Mario Adorf, das ist doch ein netter Einstand, das war vor dem Freddy-Film. Dann haben wir das auch mal erwähnt:

Noch ein paar Worte zum Film selbst. Wie gesagt, es war ein seltsamer Hybrid aus Karl-May-Möchtegern und den damals üblichen Schlagerfilmchen. Freddy Quinn war in den späten 50ern sehr populär geworden und ihm wurden zahlreiche Filme auf den Leib geschrieben, wie „Freddy, die Gitarre und das Meer“ von 1959 oder Freddy und das Lied der Südsee von 1962. Innerhalb von 5 Jahren wurden ganze 10 Filme in die Kinos geballert. Dieser hier war der vorletzte, 1964 war die Luft dann raus, nur „Freddy, Tiere, Sensationen“ sollte noch folgen.

Freddy spielt hier einen geheimnisvollen Rächer namens Black Bill, der meist singend oder richtig evil kuckend durch die jugoslawische Prärie reitet und für Recht und Ordnung sorgt. Seine Eltern wurden einst von Wüstlingen ermordet. Sonst irgendwas mit einer Goldader, fiesen Banditen, Szenen im Saloon, der übliche Kram halt. Western aus der Klischeemottenkiste, alles wirkt eher wie Karneval. Gerade, wenn man bedenkt, was 1964 derweil in Italien so für Western produziert wurden.

Gut, es war sicherlich alles auch nicht so bierernst gemeint, ich meine, Freddy Quinn als knallharter Rächer im Batman-Style? Come on. Geschrieben wurde der ganze Kram von Lustspiel-Spezi Gustav Kampendonk (1909-1966), eine seiner letzten Arbeiten vor seinem frühen Tod. Der ist uns hier tatsächlich auch schon mehrfach begegnet – die fidele Ferkel-Story „Das fröhliche Dorf“ (1955) geht genauso auf seine Kappe wie die beiden Heinz-Erhardt-Klassiker „Natürlich die Autofahrer“ und „Drillinge an Bord“.

Trude Herr, Beba Lončar

Wie in letzteren Filmen spielt hier übrigens auch Trude Herr (1927-1991) mit, wie gewohnt als stämmige, resolute Dame, die sich nicht die Butter vom Brot nehmen lässt. (1988 gab sie, gesundheitlich schon schwer gezeichnet, Günter Jauch in „Na siehste!“ ihr letztes TV-Interview. Hier zu sehen.)

Für weitere komödiantische Glanzpunkte (naja) sorgt zudem das Duo aus Klaus Dahlen (1938-2006) und einem Herrn namens Ulrich Hüls, der nur in diesem Film mitwirkte. Klaus Dahlen kennt man heute wohl noch am ehesten als Schwiegersohn Michael in der kurzlebigen zweiten Staffel von „Ein Herz und eine Seele“, Stichwort Speckbulle, als Ersatz für Diether Krebs.

Ulrich Hüls, Klaus Dahlen