Trubel um Trixie (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Fritz Eckhardt, Kurt Nachmann
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film
Premiere: 19. Oktober 1972

Franz Josef Gottlieb ist uns hier ja schon öfter begegnet als einer der fleißigsten Regisseure dieser Ära des deutschen Kinos, seine Filmographie ist ein Festmahl für Freunde schrägen Filmguts. Neben den zeittypischen Schlager- und/oder Mops-Filmen, viele davon auch heute noch relativ bekannt und auf DVD zu bekommen, gibt es einige Filme zwischendurch, die mehr oder weniger vergessen sind und auch damals schon eher mäßig erfolgreich waren.

Einer davon ist „Trubel um Trixie“ von 1972, der bis heute nicht auf DVD erschienen ist. Die Video-Ausgabe auf dem Label „VPH“ ist noch als VHS, Betamax und Video 2000 erschienen, also sehr früh und ist entsprechend selten. Da bleiben nur Fernsehmitschnitte, der läuft alle Jubeljahre mal, und ein netter Zeitgenosse hat eine ORF2-Ausstrahlung digitalisiert, die im Netz zu finden ist.

Der Film fällt tatsächlich etwas aus der Reihe – er spielt weder an einer Schule (die „Lümmel-Filme“ waren auch langsam durch), noch gibt es blanke Busen und der Film wird nicht durch Gesangseinlagen von Schlagersänger*innen „verschönert“. Stattdessen gibt es eine relativ sinnvolle Handlung und mehrere Action-Einlagen. Und Uschi Glas.

Klingt komisch? Ja, isses auch.

Natürlich ist es auch eine Produktion der Lisa Film, mit den üblichen Verdächtigen hinter den Kulissen. Otto Retzer und Erich Tomek haben die Finger im Spiel, es kann also nur gut werden, nech.

Die Hauptrollen sind – neben Uschi Glas – mit Peter Weck und Fritz Eckhardt (1907-1995) besetzt. Weck war in der Zeit in allerlei Lustspielen zu bewundern und führte auch mal selbst Regie, aber Fritz Eckhardt ist doch eher selten im Genre zu sehen. Der Österreicher dürfte vor allem Tatort-Fans noch als „Oberinspektor Marek“ ein Begriff sein. Vor seiner späten TV-Karriere spielte er in allerlei Heimat- und Unterhaltungsfilmen der 50er und 60er mit, das war eine seiner letzten Kinorollen.

Weck und Eckhardt hatten in der Zeit zusammen Erfolge in der Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1971), in der sie zusammen als Vater und Sohn eine Möbel-Fabrik leiten. Diese Grundidee wurde hier übernommen, nur dass sie hier eine Spielwaren-Fabrik haben.

Selbige wird nun Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Zu Beginn sehen wir ein Büro des internationalen Multi-Konzerns ITPC (dafür ist das ziemlich poplig), die haben sogar schon einer dieser neuen Computer, quasi eine Anbauschrankwand mit lustig blinkenden Knöpfchen, so wie man sich 1972 halt Computer vorgestellt hat.

Dieser hat nun für das kommende Weihnachtsgeschäft aus Meinungsforschung und bisherigen Produkten den neusten Spielzeug-Knüller errechnet: Mozartpuppen mit Maschinengewehr und Bonanza-Hut, die das Wolgalied spielen. (Was tatsächlich mit der klügste Gag des Films ist, wenn man das heutige Marketing bedenkt.)

Auf der Suche nach einer Fabrik, der diese Puppen herstellt, stoßen sie eben auf die besagte Fabrik von Wiesinger & Sohn. Es gibt aber auch eine Fabrik des Bruders, die ebenfalls für ein Angebot angefragt wird. Beide lehnen aufgrund der Menge von 2 Millionen Stück ab, weil die Produktionskapazität nicht da ist und die Erweiterung zig Millionen kosten würde. Aber hey, zeitlich passend stirbt gerade ein Onkel und vererbt ihnen einen Zug und ein Schiff (?). (Beides billige Ausreden, um mal aus dem Studio rauszukommen und ein paar, naja, „Action“-Szenen zu drehen.)

ITPC schickt derweil eine Mitarbeiterin nach Wien, um zu schauen, was da los ist. Diese „Spionin“ ist die titelgebende Trixie (Uschi Glas), die sich als „hässliches Entlein“ verkleidet als Sekretärin in die Firma mogelt. Natürlich gibt es „lustige“ Verwechslungen, denn Wiesinger jun. (Peter Weck) verknallt sich in die „hübsche“ Trixie, schnallt aber nicht, dass die „hässliche“ Trixie Sekretärin in seiner Firma ist. Sicha.

Nach allerlei Verwicklung, in der besagter Zug und besagtes Schiff zu Bruch gehen (wie bei James Bond, sach ich euch), stellt sich dann heraus – der Onkel ist gar nicht tot, sondern wollte die beiden Streithähne nur versöhnen. Wer hätte das kommen gesehen! Und Peter Weck kriegt die Uschi. Knutsch. Abspann.

„Hübsche“ Uschi
„Hässliche“ Uschi
Peter Weck, verwirrt
Peter weckt Uschis Glas! Äh: Peter Weck küsst Uschi Glas! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Action-Szene! Hui! Und all das ohne CGI!
Hans Terofal und Jochen Busse in einer Szene! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Ein seltsamer Film, der in einer Art Übergangszeit entstand. Wenn man sich die Produktionen der Lisa Film anschaut, war das eine der letzten „normalen“ Komödien, in denen es ohne Nuditäten ging. Danach setzen sie mehr auf Softerotik, immer weniger wurde gedreht, bis sie 1981 mit den „Supernasen“ und den folgenden Gottschalk-Filmen wieder größere Erfolge hatten.

Selbst ein paar entblößte Brüste hätten diesen Film nicht mehr gerettet. Peter Weck und Fritz Eckhardt haben eine ganz gute Chemie, ihre gemeinsamen Szenen sind ganz nett, aber viel zu wenige. Weniger klamaukig als andere Filme der Zeit ist er, nur dass er auch in allen anderen Humor-Disziplinen ziemlich Schiffbruch erleidet.

Als Drehbuchautoren werden Fritz Eckhardt, der „Vater“ im Film, sowie der Lustspiel-Spezi Kurt Nachmann genannt, der ja bei sehr vielen Produktionen der Lisa Film seine Fingerchen im Spiel hatte und uns hier auch schon einige Male über den Weg gelaufen ist. Es war einer seiner letzten Filme. Hier spielt er sogar mal als Schauspieler mit, als Otto Wiesinger, mit seinem lustigen Preußen-Bart. Die beiden Autoren haben eine Szene zusammen, als sie das Testament vorgelesen bekommen, aus irgendeinem Grund mitten in Weinbergen (?!). Whatever.

Ernst H. Hilbich (* 1931) spielt als Prokurist des Wiesingers die Rolle des „Trottels“, der hier und da auch etwas Slapstick ins Spiel bringt (zum Beispiel die obligatorische Fensterln-Szene), eine Rolle, die sonst auch gut zu Hans Terofal gepasst hätte. Hilbich ist eigentlich ein guter Schauspieler und Komiker, ich mag ihn in vielen seiner Rollen, hier ist er etwas verheizt. Es ist sehr kurios, dass er im gleichen Jahr in diesem Kasperkram und in dem harten Krimi „Blutiger Freitag“ von Rolf Olsen (der mit den Satansmädchen) mitgespielt hat. Terofal ist hier auch dabei, als Kapitän des geerbten Schiffs, eine ziemlich kleine Rolle. Ach ja, das Schiff ist – natürlich – am Wörthersee. Wo sonst?

Und ich erwähnte es schon einige Male – der gute Mann ist 4 Jahre später schon gestorben und hatte ein schweres Alkoholproblem. Gerade in seinen letzten Filmen ist er auch nur saufend zu sehen, was wohl lustig sein sollte. Auch hier ist er in seinen wenigen Szenen ordentlich am bechern. Ach ja – wieder mal Zeit für eine kleine Galerie: „Hans Terofal beim Saufen“. Na dann, Prost, Hans! Mögest du im Himmel bessere Rollenangebote bekommen.

Ein kleines Beispiel des Humor-Niveaus. Gespräch zwischen Kapitän Terofal und Kurt Nachmann als Erbe des Schiffes.

„Ich meine: Sie trinken!

Ich? Ja, selbstverständlich! Schließlich bin ich ja Seemann!

Ja. Wörthersee-Mann!

Na, ob die See oder der See – See ist See! Und der Wahlspruch der christlichen Seefahrt heißt: Steife Brise, steife Ho… äh, steifer Grog!

Bitte versteifen wir uns nicht noch weiter. Was ist dieses Schiff wert?

Nicht einmal einen kleinen Grog.

Das sieht Onkel Gustav ähnlich!

Der Grog?

Machen Sie keinen schlechten Witze.

Moment, also – ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“

„Ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“ ist vielleicht der beste Gag im ganzen Film.

Der Zausel, der da neben ihm am Tisch sitzt, ist übrigens niemand geringeres als – Jochen Busse. Ja, ich musste auch zweimal hinsehen. Erschwerend kommt hinzu, dass er statt seinem üblichen, markanten Organ das von Bernd Herzsprung hat, weswegen ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe mit seiner lustigen 70er-Friese. Hier wurde ordentlich nachsynchronisiert. Kurios: Claudia Butenuth, die die Sekretärin spielt, wird von Helga Trümper synchronisiert – für mich immer die Stimme von „Kate Tanner“ aus ALF, durch die Hörspiele in mein Gehirn eingebrannt.

Ach ja, und wer darf in keinem obskuren deutschen Kackfilm fehlen? Jawoll – unser Lieblingsknittergesicht Herbert Fux hat auch eine kleine Rolle als Straßenpolizist. Auch er spricht mit fremder Zunge, nämlich der von Klaus Löwitsch (der uns hier schon als Mörder bei Derrick begegnet ist), Ob die alle einfach keine Zeit beim Studiotermin hatten? Gut, sind auch jeweils nur ganz wenige Sätze. Dennoch seltsam. (Quelle: Deutsche Synchronkartei)

Neue Runde „Find den Fux“ – das ging schnell, schon in Minute 4

Kurioses Filmchen. Kein Witz, keine Nackedeis, nicht mal alberne Schlager. Mäßiger Unterhaltungswert. Ein Produkt drei alter Herren. Der Film hätte eigentlich genau so 1952 entstehen können.

Für Fans der jungen Uschi Glas vielleicht ganz nett. Oder halt so Komplettisten wie meinereiner, der gerne jeden Film vom deutschen Trash-Meister Franz Josef Gottlieb sehen möchte. Da kommen noch ein paar Perlen auf mich und euch zu! Stay tuned.

(Seine letzten Lebensjahre vor seinem Tod mit 75 verbrachte er übrigens damit, bei gefühlt tausend Folgen von „Unser Charly“ im ZDF Regie zu führen. Das tu ich mir dann aber nicht an. Alles hat Grenzen.)

Da staunt der Fux und der Fachmann wundert sich.

Is was, Kanzler? (D 1984)

Regie: Gerhard Schmidt
Buch: Jochen Busse, Gerhard Schmidt
Produktion: Marius Müller-Westernhagen, Hans H. Kaden, Gerhard Schmidt
Premiere: 16. März 1984

Jochen Busse hat mal ein Drehbuch für einen Film geschrieben, in dem Tommi Piper, die Stimme von ALF, in einem Pornoladen abhängt, um dort mit seinem BKA-Chef inkognito zu sprechen, den er „mein Führer“ nennt.

Ein Satz, den man zweimal lesen muss, aber doch: Dieser Film existiert:

1984 gedreht, lief er auch im Kino, verschwand aber auch nach größtenteils miserablen Kritiken auch schnell wieder.

Tommi Piper als BKA-Mann Erwin Reinke

Er beschäftigt sich auf satirische Weise mit den Vorkommnissen anno 1982 – den Sturz von SPD-Kanzler Helmut Schmidt durch CDU/CSU und FDP, was den Weg freimachte für die schon damals belächelte „Birne“ Helmut Kohl, der dann 16 Jahre lang den Stuhl im Bundeskanzleramt warmhalten sollte.

Hier wird dieser historische Hintergrund genutzt für eine abstruse Spionagestory. Die Amerikaner wollen unter anderem den „echten“ Kohl durch einen ihnen gefügigen Doppelgänger ersetzen, und das BKA versucht es zu verhindern. Zwei Frauen geraten ins Visier, eine CDU-Sekretärin mit Standleitung in die USA, und eine Fremdsprachenkorrespondentin. Und als MacGuffin haben wir noch ein Videoband, das politisch brisantes Material enthalten soll.

Was ist bloß auf dem geheimnisvollen Band?
Erst mal aufs Klo, eine quarzen.

Schon die Grundprämisse finde ich reichlich seltsam – warum sollten die Amis ausgerechnet KOHL ersetzen? Weil er nicht amerikafreundlich und konservativ genug war? Höh. Die Story hätte mit einem SPD-Kanzler viel besser funktioniert. Generell ist mir da oft zu viel pauschale und ausgelutschte Politikerschelte am Start, manchmal klingt es doch arg nach Stammtisch (bzw. heute: Facebook-Gruppe mit Ü70-Meckeropas). „Die da oben“ sind doch eh alle korrupt, unfähig und denken nur an sich selbst und nicht an das VOLK ™, der übliche Kram halt.

Privat lässt er gerne einen fahren. Einen Zug natürlich.

Ab und zu gelingt doch ein guter Gag, wobei vieles auch auf damalige Verhältnisse und Vorkommnisse gemünzt ist, vieles dürfte dem heutigen Publikum, das nicht Politik und Geschichte als Hobby hat, unverständlich bleiben. Die Flick-Affäre wird z. B. thematisiert, die unter anderem FDP-Wirtschaftsminister Otto Graf Lambsdorff den Job kostete. Die Geschehnisse waren auch deutlich vor meiner Zeit, aber die allermeisten Leute kenne ich dann doch noch, wobei ich mich halt auch für Politik und Nachkriegsgeschichte interessiere.

Mitunter muss man doch schmunzeln, wie aktuell manche Gags noch (oder wieder) sind. Wie zum Beispiel der angetrunkene Stammtisch von alten, weißen Männern mit Krawatte, die bierselig folgendes zum Besten geben:

„Wir haben keine Sorgen
uns geht’s gut
wir denken nicht an Morgen […]
und wenn die Welt auch untergeht
wir wählen CDU!“

Hat da gerade jemand „Klimawandel“ gesagt? Nein? Gut, ich bestelle mir noch schnell einen Mercedes-SUV bei Amazon vorm nächsten Bier. Also, weiter im Text.

Tatsächlich entsteht (für mich zumindest) auch viel Humor durch die Besetzung von Tommi Piper. Als ALF-Fan kommt es hier immer wieder zu lustigen Szenen, weil diese vertraute Stimme Sachen sagt, die so gar nicht zu ALF passen, z. B. einem Herrn im Sexshop einen Vibrator „mit 3 Gängen“ zu verkaufen. Hiermit könnte man eigentlich mal ALF-Szenen nachsynchronisieren, könnte spaßig werden.

Beeindruckend ist hier tatsächlich der Cast, es gelang, einige gute Schauspieler*innen und auch Kabarett-Größen zu engagieren. Der ewige Bösewicht Gert Haucke (1929-2008), Krimi-Legende Günther Ungeheuer (1925-1989), Rainer Basedow (1938-2022), „Else Tetzlaff“ Elisabeth Wiedemann (1926-2015), Peer Augustinski (1940-2014), hier tummelt sich schon einiges an Deutschlands damaliger A-Liga.

Gert Haucke, Elisabeth Wiedemann

Das Kabarett-Urgestein Dieter Hildebrandt (1927-2013) hat einen kleinen Auftritt als Reporter, und auch Dieter „Didi“ Hallervorden darf ein wenig geistreiches „Spottlied“ zum Besten geben, was seinen Witz daraus bezieht, Kohl „Birne“ zu nennen. Ich bin kein Kohl-Fan, aber so auf Äußerlichkeiten rumzureiten ist halt schon bisserl billig. Was er als lebenslanger FDP-Fan in diesem doch eher „links geprägten“ Film macht, bleibt eh sein Geheimnis.

Konstantin Wecker taucht mehrfach als Straßenmusiker auf, der ein Lied namens „Für alles im Leben muss man bezahlen“ zum Besten gibt, das wohl eine Art Titelmelodie des Films sein soll.

„Für alles im Leben muss man bezahlen, 
Alles im Leben hat seinen Preis.
Der Mann auf der Straße hört erst bei Skandalen,
Was in Vorstandsetagen ein jeder längst weiß.“

Konstantin Wecker
Dieter Hildebrandt

Nette Kuriosität. Wenn man den Film zeitlich im Kontext betrachtet, steht er neben den Komödienversuchen von Lisa Film und den Didi-Filmen vielleicht gar nicht soooo schlecht da. Ist halt thematisch ziemlich schlecht gealtert, jemand unter 30 wird sich nur fragen, wer denn die ganzen Leute mit den komischen Brillen und den schlimmen Frisuren sind und worüber die eigentlich reden.

Für Mitautor Jochen Busse war es auch der erste und letzte Ausflug ins Kino. 1986 schrieb er noch die erste Staffel einer kurzlebigen Serie für die ARD, „Die Montagsfamilie“, nie von gehört. Regisseur war dort auch wie hier Gerhard Schmidt.

Kann man sich legal und kostenlos bei YouTube (mit ziemlich viel Nervwerbung) ansehen, gibt es aber auch auf DVD als Grabbeltischware. Damals bei Atlas als VHS erschienen.

Hallervorden: „Birne! Hahahahah!“

Hier und da sind auch ein paar Locations aus heutiger Sicht nicht uninteressant, wie die Pornoklitsche, die den BKA-Beamten als Tarnung dient. Solche Läden sind wohl auch schon seit mindestens 20 Jahren ausgestorben.

Und noch ein bisschen Achtziger-Jahre-Köln. (Köln? Ja, das politische Leben war damals noch in Bonn, nicht in Berlin.)