Feuer, Eis & Dosenbier (D 2002)

Regie: Matthias Dinter
Buch: Matthias Dinter, Martin Ritzenhoff
Produktion: Philip VogesMischa Hofmann für Odeon Fiction, Goldkind Filmproduktion, Warner Bros.
Premiere: 21. Februar 2002

So, nun nehmen wir mal tief Luft und tauchen in die Niederungen der deutschen Komödie der 2000er ein. Dieses Werk ist mir über den Weg gelaufen, und tatsächlich machte mich ein Fakt aufmerksam: Wir können hier wieder mal „Find den Fux!“ spielen. Jawoll, unser Lieblings-Knittergesicht Herbert Fux, immer ein Garant für Kino vom Feinsten, hier mal in den 2000ern zu besichtigen, in einem seiner letzten Kinofilme.

Ansonsten bekommt man hier so ziemlich das, was man erwartet von einer Komödie mit Axel Stein aus der Zeit. Platt, platter, Comedy für die Zielgruppe „junge, doofgesoffene Männer“. Ich habe nicht viel erwartet, aber selbst dafür ist das hier schon starker Tobak. Aber der Reihe nach.

Es beginnt mit einer Parodie auf Heidi, wenn man das Parodie nennen will. Heidi und ihr Kumpel Peter finden „Spielsachen der Kinder aus der Stadt“, wie sie meinen, und „spielen“ mit allerlei Müll, unter anderem ein Kondom und eine Dose Bier, die sich Peter mal reinpfeift. Das knockt ihn direkt aus und er fällt in ein Körbchen am Fluss (das da warum genau steht?) und schwimmt davon.

16 Jahre später: Wir lernen den feisten Josch (Axel Stein) und einen kalkweißen Rasta-Man namens Türlich (Rick Kavanian) kennen, zwei junge Männer, die gerade ihren Zivildienst ableisten und sonst nur mit Kiffen, Saufen und Videospielen beschäftigt sind. Der Einzug in die Bundeswehr droht, die beiden fliehen nach Österreich und erleben Abenteuer. Sie landen beim Alm-Öhi (Herbert Fux) und der inzwischen auch erwachsenen Heidi (Eva Habermann) aus dem Prolog, es stellt sich heraus, dass „Türlich“ eigentlich der Geißen-Peter aus dem Körbchen ist (wer hätte es geahnt). Doch das alpine Idyll ist in Gefahr: Ein US-Magnat namens Tronald Dump (Christoph M. Ohrt) will das Gebiet aufkaufen und ein Skigebiet daraus machen.

Ziemliches Niveau-Limbo hier, gut, kommt jetzt nicht überraschend. Wenn man es als kulturelles Artefakt begutachtet, hat man hier natürlich einiges, was aus heutiger Sicht kurios ist. Natürlich ist der Antagonist namens Tronald Dump (mega witzig, ne) eine Anspielung auf Donald Trump, damals noch als skurriler harmloser reicher Typ mit Sockenschuss bekannt. Er manipuliert hier die tumben, grenzdebilen Burschen mit dummen Sprüchen, Geschenken, falschen Versprechungen und „heißen Babes“. Ähnlichkeiten zu gewissen Entwicklungen? Ach was.

Man könnte schon sagen, dass wir hier einen geistigen Nachfolger der Produktionen von Lisa Film haben. Hat als Genre – „infantile Comedy für infantile Jugendliche“ – vielleicht durchaus seine Daseinsberechtigung, geschenkt. Comedy darf auch mal platt sein – aber sie sollte dann wenigstens lustig sein. Das ist einfach nur stumpf, zusammengeklaut, krampfig, schlecht gespielt mit den schlechtesten Gags aus den Filmen der 60er bis 80er. Bei Lisa Film isses wenigstens ab und zu aus Versehen lustig, das hier ist einfach kaum zu ertragender Schwachsinn, der sich trotz nur 75 Minuten Laufzeit anfühlt wie eine Folter.

Paar Beispiele: Ein Typ lispelt und stottert, was eine Art Running Gag wird. Sprachfehler, einfach zum Totlachen. In einer Sequenz meint Josch, ein „Babe“ zu vernaschen, aber mit verbundenen Auto, und eine tatsächlich ist es eine Oma (die Mutter von Dump), haha, alte Frauen, die Sex haben, einfach zum Totlachen.

Tatsächlich spielen große Teile des Films im österreichischen Skiort Ischgl, das auch zum Lisa-Film-Feeling beiträgt (die drehten oft in Kitzbühel).

Herbert Fux als Alm-Öhi

Gegen Ende gibt es einen ganz hübschen Meta-Gag – in der finalen Verfolgungsjagd auf Skiern gibt es bewusst schlechte Rückprojektionseffekte. Ob das wirklich Absicht war oder ob das quasi ein Gag auf eigene Kosten war, sei dahingestellt. Sie tun so, als hätte der Agent des Verfolgten abgerufen, und nutzen die Verwirrung, um ihn zu überholen. Dazu gibt es eine kleine „Behind the scenes“-Szene. Hübsche Idee.

Für Regisseur und Co-Autor Matthias Dinter war es sein Regie-Debüt, seine Karriere als Regisseur von Kinofilmen nahm allerdings schon 2004 nach seinem zweiten Werk Die Nacht der lebenden Loser schon sein Ende. Seitdem war er vor allem als Drehbuchautor fürs Fernsehen und Comiczeichner aktiv.

Um Axel Stein (* 1982) führte in der ersten Hälfte der Nuller Jahre kaum ein Weg vorbei, sowohl im TV als auch im Kino. Beginnend mit der Rolle in Hausmeister Krause ab 1999 so bis 2006 war vielleicht der Gipfel seiner Karriere, mit unzähligen Fernseharbeiten und auch Kinofilmen wie dieser Mumpitz hier. Harte Jungs (2000) und Knallharte Jungs (2002) waren sehr erfolgreich. Eigentlich war das eine Art Reboot von Eis am Stiel, nun halt mit Axel Stein statt Zachy Noy. Diese Filme wären eigentlich auch mal eine Sichtung für die Seite hier wert. Mal sehen, wann ich mir das mal antue.

Rick Kavanian (* 1971) kennt man heute primär aus der Bullyparade (1997-2002) und den Filmen von Michael Herbig. Ja, er ist tatsächlich 11 Jahre älter als Stein, sollte man gar nicht meinen. Er war hier also schon 31 Jahre alt, deutlich älter als seine Rolle, und hatte vorher Politikwissenschaft, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe. Wie Stein geistert er bis heute durchs deutsche Unterhaltungsschaffen. 

Eva Habermann (* 1976) dürfte auch heute noch den meisten ein Begriff sein, auch sie hat viel seltsames Zeug gedreht in ihrem Leben, ich denke mal, ihre Performance hier dürfte sie heute eher als „Ich war jung und brauchte das Geld“ abhaken. Als blond bezopfte, tief ausgeschnittene Heidi spielt sie hier das heiße Dummchen. Scheinbar war das der Karriere-Plan zu der Zeit – sie hat auch mehrfach für einschlägige Magazine die Hüllen fallenlassen.

Christoph M. Ohrt als Tronald Dump
Eva Habermann als Heidi

Wenn die Zahlen bei imdb stimmen, hat dieses Machwerk nicht mal seine Kosten eingespielt. Das war wohl selbst angetrunkenen 15-jährigen Pubertätsgeplagten zu doof.

Den Film gibt es nur auf VHS und DVD, beide lange out of print. Die DVD ist sogar auf dem Gebrauchtmarkt im Netz vergleichsweise teuer, findet sich aber auch sicherlich in vielen 1-Euro-Grabbelkisten, falls man das dringende Bedürfnis verspürt, sich das hier mal reinzutun. Vielleicht ist es für den einen oder anderen ein Nostalgieflash, es sei gegönnt. Ein für alle Beteiligten peinlicher Kackfilm isses dennoch.

Zärtliche Chaoten (D 1987)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Thomas Gottschalk
Produktion: Karl Spiehs / K.S. Film
Premiere: 20. August 1987

Ein weiterer Film aus der Spätphase der Lisa Film. 1987 war sowohl die Zeit von Thomas Gottschalk als auch der klassischen Lisa-Film-Komödie langsam ausgelaufen. „Zärtliche Chaoten“, unter der Regie vom soliden Handwerker Franz Josef Gottlieb entstanden (es ist sein vorletzter Kinofilm), zählt zu den etwas unbekannteren Werken mit Thomas Gottschalk. Streng genommen ist es kein „richtiger“ Lisa-Film, denn im Abspann ist als Produktionsfirma „K.S. Film“ genannt, was aber natürlich für Karl Spiehs steht. Hinter den Kulissen sind u. a. auch mit Erich Tomek und Otto Retzer zwei der üblichen Verdächtigen am Werk, also rechnen wir das der Einfachheit halber mal zum Lisa-Kanon. Zufällig ist mir gerade die DVD zugelaufen, dann wollen wir diese Lücke hier auch mal schließen.

Hier ist Gottschalk mal ohne Mike Krüger unterwegs, als weitere Hauptdarsteller sind hier Michael Winslow (* 1958) und Helmut Fischer (1926-1997) am Start. Michael Winslow war damals gerade populär aufgrund der „Police Academy“-Reihe und Helmut Fischer, ein bayrischer Volksschauspieler, war aufgrund seiner sehr erfolgreichen Serie „Monaco Franze – Der ewige Stenz“ (1983) auch angesagt. So ist wohl diese – aus heutiger Sicht – etwas kuriose Zusammenstellung zu erklären. Wie so oft bei Spiehs – alles auf maximale Vermarktbarkeit getrimmt.

Aus dem Werberatschlag

Auch hier wird wieder ein Musikstück in die Charts gedrückt – oder es zumindest versucht, ganz in der Tradition der Schlagerfilme der 70er. Auf dem Filmplakat ist „Without You“ als Untertitel zu lesen, damit ist der gleichnamige Song in der Version von Harry Nilsson gemeint. Er war in der hier schon im Vorspann gespielten Version schon recht alt (1971), heute dürfte am ehesten die Cover-Version von Mariah Carey, die 1993 eine Nummer 1 war, bekannt sein. Er wird im Laufe des Films recht penetrant immer und immer wieder gespielt. Sonst werden tatsächlich einige Songs aus „2 Nasen tanken Super“ recycelt, typische Mitt-80er-Lala halt.

Die recht lange Pre-Opener-Sequenz vor dem Vorspann (gut 6 Minuten) hat einen netten Kniff – direkt im ersten Bild reitet Pierre Brice als Winnetou ins Bild. Schnell stellt sich heraus – man hat nicht die falsche DVD eingelegt, sondern es ist ein Film im Film, Brice spielt sich quasi selbst und beschwert sich über einen misslungenen Stunt. „Ich bin es gewöhnt, mit Profis zu arbeiten!“ Unsere drei Helden sind dort alle in der laufenden Produktion eingesetzt und verlieren prompt ihre Jobs wegen akuter Unfähigkeit.

So „Film im Film“-Ideen und Promis, die sich selbst spielen, finde ich immer interessant. Quasi „Curb Your Enthusiasm“ in der teutonischen Karl-May-Version. Und das schon 1987. Interessante Idee. Leider wird sie nach dem Vorspann auch fallengelassen. Ein pseudodokumentarischer Film über die Dreharbeiten zu Winnetou in dem Stil hätte echt interessant werden können, vielleicht mehr als der eigentliche Film, leider ist es hier mehr ein Vorspiel als Teil des Plots.

Dann fängt die eigentliche Geschichte an. Als Drehbuchautor ist hier tatsächlich Thomas Gottschalk persönlich verzeichnet, wobei er sich offensichtlich von der französischen Komödie „3 hommes et un couffin“ (Drei Männer und ein Baby) von Coline Serreau (erschienen 1985) hat inspirieren lassen.

Kurz zusammengefasst: Die drei Spießgesellen lernen durch eine Autopanne die junge Rosi kennen. Nach einer wilden Partynacht wachen sie alle mit Filmriss und ohne Beinkleid auf, und Rosi ist schwanger. Wer ist der Vater?

Jeder der drei glaubt, der Erzeuger zu sein, und versuchen die werdende Mutter zu unterstützen, was natürlich meist ob der komödiantischen Effekts in die Hose geht. Am Ende gebärt sie Drillinge, einer davon ist schwarz. Sie sind also alle drei beteiligt. (Was jeder biologischen Logik widerspricht, aber hey. Und suggeriert den wohl bizarrste Rudelbums in der Geschichte des Sex. Brrr. Weiche, Kopfkino. Die Szene wird im Film nur angedeutet, die Nacht wird übersprungen, und lustigerweise von einem Bild eines Regenbogens „illustriert“ – der Film war aus Versehen seiner Zeit voraus.)

Rudelbums – vorher
Rudelbums – nachher

Der zweite Akt beginnt – wie könnte es anders sein in einem Spiehs-Film – am Wörthersee. Dort hat Schmidhuber (Fischer) früher mal in einem Hotel seine Ausbildung gemacht, sie wollen dort wieder in Lohn und Brot kommen. Der Chef des Hotels ist Ludwig Haas (1933-2021 – der Doktor aus der Lindenstraße) und auch wenig begeistert. Dennoch lässt er sich überzeugen, die drei Pfeifen als Kellner und Küchenpersonal einzustellen. (Das Hotel ist übrigens genau das, in dem einige Jahre später die Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ entstand, das Falkensteiner Schlosshotel Velden.)

Ein paar Gags seien hier mal zur Veranschaulichung des humoristischen Niveaus dargeboten: Fischer als Kellner hat Stress mit dem Chefkoch, den er veräppelt. Dieser schwört Rache. Fischer soll als Kellner einer feinen älteren Dame das Frühstück servieren, mit Deckel. Er tut dies, und das Frühstück entpuppt sich, entdeckelt, als kunstvolle Reproduktion eines männlichen Genitals aus Wurst, Ei und Spinat.

Die Dame rauscht empört von dannen, wütend wirft Fischer die Zutaten in hohem Bogen aus dem Fenster. Im Garten sonnt sich nichtsahnend der Herr Direktor, und das passiert:

Nachdem man sich vor dieser Zwerchfellattacke erholt hat, bekommen wir Michael Winslow als eine Art dürre, schwarze Tina-Turner-Parodie auf die Linse gedrückt. Der Chefkoch kommt des Weges und baggert sie an („Hallo, schönes Fräulein. Ganz allein?“ Diese Dialoge sind einfach Shakespeare.)

Fake Tina Turner geht darauf ein, sie gehen ins Haus, dort wird Champagner und Kaviar kredenzt. Der wohlbeleibte Koch wird zwecks Koitus-Vorbereitungen nach nebenan zum Duschen geschickt, Winslow erweckt mit seinen Stimmkünsten den Eindruck, der eifersüchtige, Verbalinjurien brüllende Freund wäre erschienen und droht dem Koch den gewaltsamen Tod an, er offeriert verängstigt als Wiedergutmachung den Inhalt seines Vorratsschranks. So kommt Winslow zu einem großen Körbchen voller teurem Luxusfutter. (Was damit geschieht? Weiß weder der Drehbuchautor noch der Zuschauer.)

Nach diesem heiteren Stelldichein am Wörthersee geht die Story zurück nach München. Die drei erhalten einen Brief (nein, eine „message“, man war 1987 schon cool) von Rosi, dass sie schwanger ist. Wie schon erwähnt, kommt jeder der drei in Frage.

Auch mal wieder am Start: Herbert Fux

Um Geld zu verdienen, hecken Sie einen Plan mit einem Gerät gegen Mundgeruch aus, was zu einer Reihe bizarrer Szenen führt, von einer halbgaren Miami-Vice-Parodie bis hin zu Michael Winslow, schon wieder als Drag Queen. Männer von Frauenklamotten, haha, einfach soooo lustig.

„Die Bräunungscreme, die Sie mir empfohlen haben, ist wirklich fabelhaft! Schauen Sie mich an! Ist die Wirkung nicht toll?“

Danach versuchen sie sich als klischeehafte Mariachi-Band, zum Playback, weil: Rod Stewart kann ja auch nicht singen und bewegt nur den Mund, während „e Banderl“ läuft. Und so haben wir den Hattrick – innerhalb von nicht mal fünf Minuten: Transphobie, einen mehr oder weniger rassistischen Witz (siehe oben, wenn er wenigstens lustig wäre) und nun die gute alte kulturelle Aneignung. Lisa Film bleibt sich da echt treu (weitere Ausführungen dazu siehe „Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob“ – im Vergleich ist das hier noch relativ harmlos).

Um die Stunden-Marke spult der Film etwas vor, die Monate vergehen, mit den klassischen Kalenderblatt-Bildern, zwischendurch weitere Abenteuer der drei als Playback-Musiker, während Rosis Bauch wächst.

Michael Winslow darf noch mal seine Geräuschemacher-Künste in einer Szene im Kaufhaus zeigen. Er klaut aus Versehen Spielzeug und wird erwischt, worauf sich seine Flucht eine recht aufwändige Action-Sequenz aufbaut. Schließlich wird er doch gefasst, der „klauende Ausländer“ (da schmunzelt der anständige deutsche Kinogänger im Jahre 1987). Er wird zu Schadenersatz verdonnert. Die Geldnot ist wieder da. Gut, dass gerade völlig unmotiviert dieses dezente Schild in der Landschaft rumsteht. 10.000 Mark für die Ergreifung eines Exhibitionisten. Oha. Pimmelwitze im Anmarsch. Mal sehen, was der dritte Akt so an humoristischen Niederungen zu bieten hat.

Die drei beschließen also, dass Gottschalk den Exhibitionisten spielen soll, damit sie die Belohnung kassieren können. Sie schleppen ihn gefesselt zur Polizei, der skeptische Polizist will wissen, wie er es gemacht hat. Er öffnet den Mantel falsch und der Schwindel fliegt auf. Ein wilder Bikertyp (Hans-Georg Panczak) mit einer Art Wikinger-Helm, vom Bock gestürzt mit Aua-Arm, kommt ins Präsidium, erzählt von einem Bootrennen, Siegesprämie 10.000 DM. Welch passender Zufall, dass wir nun zum Wörthersee zurückkehren können für die nächste super-duper spannende Actionszene. Immerhin gibt es ein paar ganz nette Stunts, eine Jagd mit Motorrad und so einem Luftkissenfahrzeug durchs Kaff. Wie bei James Bond. (Fast.)

Sie haben es so eilig, weil die Geburt ansteht, also hopp ins Krankenhaus. Dort soll die bange Frage nach der Vaterschaft endlich geklärt werden, das Ergebnis ist … interessant.

Thomas Gottschalk muss ich wohl nicht noch mal vorstellen. Michael Winslow dürfte auch heute noch recht bekannt sein (bei den jüngeren vielleicht auch durch sein kürzlichen Auftritt bei LOL), er ist hier im Prinzip die gleiche Figur wie in „Police Academy“ (1984), der lustige, pfiffige Geräuschemacher. Er wird hier von Synchronlegende Randolf Kronberg (1942-2007) synchronisiert, einer der Standardstimmen der Zeit für „lustige Schwarze“, am prägendsten wohl Eddie Murphy. Wenn man den Film schaut, ohne hinzusehen, wähnt man sich mitunter in „Beverly Hills Cop“ aus einem seltsamen Paralleluniversum.

Dey Young (* 1955), die Rosi, dürfte heute kaum jemanden was sagen, ich kannte sie bislang auch nicht. Sie spielte über lange Zeit immer wieder mal in Filmen und Serien mit, meist aber eher kleine Rollen. Immerhin taucht sie in noch heute bekannten Filmen wie Running Man oder Pretty Woman auf.

Kleine Rollen haben noch Ulrich Beiger als Drogist in einer seiner letzten Kinorollen, wie schon erwähnt Ottfried Fischer als Chefkoch, Herbert Fux als Penner und auch Glatze-Schnorres-Man und Spiehs-Geselle Otto Retzer hat einen seiner Cameo-Auftritte als Müllmann.

Ulrich Beiger hat auch eine späte, kleine Rolle in der „Miami Vice“-Szene
Der ebenso erwartbare wie hirnschmelzende Schluss-Gag: „Drei Männer – drei Babys!“ Nimm das, Biologie!

Dieses mäßig unterhaltsame Trash-Komödien-Machwerk hat es zumindest auf DVD geschafft, es gibt eine recht leicht zu findende Veröffentlichung von Marketing Film. Kurioserweise ist dort eine deutsche und eine ungarische (?!) Sprachfassung zu finden. Wer hat warum eine ungarische Synchronfassung hiervon gemacht? Diese Frage finde ich fast interessanter als der Film.

Daneben gibt es auch eine DVD zusammen mit dem zweiten Teil. Ja, dieser Kappes hat damals 2-3 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt, also hat sich wohl eine Fortsetzung gelohnt. Mal sehen, ob ich mich da auch noch mal ran wage. Der hat inhaltlich null Komma nix mit diesem Film zu tun, hat aber das gleiche Trio als Hauptdarsteller.

Es gibt sicherlich furchtbarere und unerträglichere Filme im Spiehs-Kanon, dieser Film hat durchaus seine (nostalgischen) Fans. Immerhin hat er ein paar Szenen, die ganz unterhaltsam sind, einmal habe ich sogar gelacht (!). Und das Luftkissenboot war cool.

Lisa-Produktionsleiter Otto Retzer in seinem Cameo als Fachkraft für Müll und lahme Gags

Maskenball bei Scotland Yard (Ö/ITL 1963)

Regie: Domenico Paolella
Produktion: Franz Antel und Carl Szokoll 
Premiere: 23. August 1963

Lustig, wie sich der Algorithmus von Prime langsam, aber sicher an meine dortigen Sichtungen von komischen alten Filmen anpasst. Dieser Film ist dort nun ganz frisch drin und wird mir auch prompt als persönliche Empfehlung angezeigt. Mhm, ein von Franz Antel co-produzierter Film, der in Italien gedreht wurde und in dem Trude Herr und Bill Ramsey mitspielen? Oh, und Herbert Fux in einer Nebenrolle! OK, klingt schräg genug, um hier gewürdigt zu werden! Dann mal her damit.

Zunächst – der Titel ergibt überhaupt keinen Sinn und hat mit der Handlung nichts zu tun. Nada. Niente. Er dient lediglich dazu, den damals aktuellen Schlager von Bill Ramsey zu promoten. Als Untertitel (und vielleicht eigentlich geplanter „richtiger“ Titel?) wird „Die Geschichte einer unglaublichen Erfindung“ genannt, was der Sache schon näher kommt.

Single des titelgebenden Schlagers

Ich dachte zuerst, das sei vielleicht wegen „Scotland Yard“ eine Parodie auf die damals angesagten Edgar-Wallace-Filme, aber weit gefehlt. Das fängt schon damit an, dass der Film nicht in England spielt, wie man vielleicht meinen könnte, sondern in Italien, genauer: in Rom. Was tatsächlich eine der Stärken des Films ist. In schönen, grobkörnigen Schwarzweiß gedreht gelingen immer wieder wunderbare Bilder aus dem damaligen, noch kriegsgezeichneten Rom, sodass hier und da fast ein Hauch Neorealismus oder Novelle vague durch den Film weht.

Doch leider haben wir es hier mit einer ziemlich dürftigen Komödie zu tun, durchsetzt mit aktuellen Schlagern. Quasi ein „Schlagerlustspiel“, nur halt mal nicht am Wörthersee oder in Tirol, sondern in Bella Roma.

Agostino Celli (Ramsey), Klischee „verrückter Erfinder“, behauptet ein Gerät erfunden zu haben, mit dem er sich jederzeit ins laufende Fernsehprogramm einklinken kann. Beim Test wird er prompt von der Polizei eingefangen und landet im „Irrenhaus“ (um im Duktus des Films zu bleiben).

Bill Ramsey als Agostino Celli

Sein Freund Giorgio Bonetti (Stelvio Rosi) glaubt ihm und ist zufällig auch Werbespezialist. Er wittert das geschäftliche Potenzial dieses Geräts und will damit seinen Tanten helfen, die eine Kuchenfabrik besitzen, deren Kuchen zwar hochgelobt, aber zu wenig gekauft wird. Reklame können sie sich so nicht leisten, und nun soll „illegale“ Fernsehwerbung mit dem Zaubergerät die angeschlagene Fabrik retten.

Der „verrückte Erfinder“ bei der Arbeit
Komödienhandbuch, Seite 3: Kein Irrenhaus ist komplett ohne Napoleon

Natürlich sind weder die Fernsehsender noch die Konkurrenz davon entzückt, sodass ein Rennen um das Gerät beginnt. Als Maulwurf wird Brenda (France Anglade) eingeschleust, die als „Agentin“ dem Fernsehsender Hinweise gibt, wo und wann das Programm gestört werden soll. Natürlich verliebt sie sich in den schnieken Giorgio, Dilemma incoming. Und auch die Polizei ist ihnen als „Piratensender“ auf den Fersen. Und als wäre das nicht genug, treffen sie auch noch die resolute Maddalena (Trude Herr), die eine Hühnerfarm besitzt. Als dann die Kuchen-Tanten auch noch verhaftet werden, überschlagen sich die Geschehnisse.

Die Prämisse mit dem Wundergerät finde ich für eine Komödie durchaus interessant – technisch natürlich Quatsch mit Soße, aber durchaus humoristisches Potenzial. Um so erstaunlicher ist es, wie wenig der Film daraus macht. Generell ist hier viel „lustig gemeint“, aber so schlecht performt und/oder getimt, dass man sich die Haare raufen will ob der vertanen Chancen.

Bill Ramsey (1931-2021), der Amerikaner, der eigentlich den Jazz im Blut hatte und ab 1958 in Deutschland mit ironischen, amerikanisch klingenden Schlagern eine paar Jahre sehr erfolgreich war, ist ein sympathisches Kerlchen. Aber kein guter Schauspieler. OK, muss man als Musiker auch nicht sein. Durch seine Körperlichkeit und Mimik hat er hier doch durchaus ein paar der lustigeren Momente (auf niedrigem Gesamtniveau) zu verantworten.

Die obligatorischen Lieder zwischendurch sind zumindest alle im erträglichen Bereich. Im Gegensatz zu anderen Filmen, in denen wenigstens versucht wird, die Songs irgendwie sinnvoll in die Handlung einzubinden, kommen die hier einfach so ohne Sinn und Verstand. Oft dann als Fernsehübertragung „getarnt“.

Neben dem ganz netten Heut’ ist Maskenball bei Scotland Yard von Bill Ramsey kriegen wir hier noch einiges geboten. Selbst der blutjunge Rex Gildo (1936-1999) schaut mal vorbei und steht singend die Holde anflehend am Auto („Maddalena“).

Rex Gildo

Eine gewisse Hannelore Auer trällert „Eine Insel am Ende der Welt“. Mhm. Sagt mir so jetzt nichts. Siehe da: Das ist seit 1979 die Frau von Heino. Stimmt, Heino und Hannelore. Da war mal was. In der Zeit hatte sie ein paar kleine Erfolge als Sängerin und wurde gerade von Franz Antel gerne in seinen Filmen promotet.

Peppino di Capri ist auch im Fernsehen zu sehen, als italienischer Beitrag, mit dem Song „Let’s Twist Again„. Zuerst dachte ich, das sei Buddy Holly. Aber sowohl die Musik, ein relativ wilder Twist, noch die Zeit passten, er ist ja schon 1959 gestorben. Siehe da: di Capri wird auch als „italienischer Buddy Holly“ bezeichnet. Was so eine Brille doch ausmacht. Der Kollege brachte wohl den Twist nach Italien und war in der Zeit sehr erfolgreich. Immerhin spielte er mit seiner Band als Vorgruppe bei der Italien-Tournee der Beatles.

Das doppelte Lottchen (Kessler-Zwillinge)

Die Kessler-Zwillinge (Alice und Ellen) sind auch mit am Start. Auch so eine kuriose Showbiz-Erscheinung der Zeit. Sie waren hier schon eher am Ende ihrer Musikkarriere, die erste Single erschien 1958, die letzte 1963. Der Clou war natürlich, dass sie sich a) sehr ähnlich sahen und b) auch durchaus hübsch waren. Lange waren sie als „german girls“ auch international bekannt. Gerade in Italien waren sie wohl recht erfolgreich, wo sie auch gut 20 Jahre lebten, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe.

Und auch, dass sie sich 1975 für den italienischen Playboy naggisch gemacht haben. Aha. Auch Dinge, die ich eigentlich nie wissen wollte. Immer wieder spannend, was Recherchen zu obskuren Filmen so alles auftun.

Aber zurück zum Film. Herausragend ist sicherlich der Song „So ein Mann“ von Trude Herr, pfiffiger und durchaus frivoler Text für 1963. Komponiert und geschrieben von Werner Twardy (1926-1977) und Kurt Schwabach (1898-1966).

„So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Wenn er sexy ist, dann hat er Sex für sechs
Aber ist er temperamentlos
Ja, dann langweilt er mich endlos!
So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Ist er nett zu mir bekomm‘ ich ’nen Komplex
Wenn ich den Komplex nicht bald verdrängen kann
Komm‘ ich niemals, komm‘ ich niemals zu ’nem Mann
Und das wär‘ doch schade – bitte schau’n Sie mich mal an!“

Trude Herr, „So ein Mann“

Noch ein paar Worte zum Regisseur Domenico Paolella (1915-2002). Nach Anfängen im Experimental- und Dokumentarfilm war er primär in den 1960ern tätig und drehte allerlei Genrekost, wie die meisten italienischen Regisseure der Zeit. Alles dabei, von Sandalenfilm bis Italowestern. 1973 drehte er den Nunsploitation-Knaller „Der Nonnenspiegel“ (Storia di una monaca di clausura), den könnten Italo-Fans vielleicht noch kennen.

Ach ja, „Find den Fux“! Herbert Fux taucht hier in einer Szene auch auf, noch recht jung und unzerknittert, als Polizist bei der Szene mit der Flucht aus dem „Irrenhaus“. Leider ohne Foto, da man bei Prime leider Gottes keine Screenshots machen kann. Wer’s nachsehen will: Um Minute 23. Ich meine, er ist auch nachsynchronisiert, hab ihn bei der Erstsichtung gar nicht erkannt.

Was bleibt ist ein weiterer, weitgehend vergessener Schlagerfilm aus den frühen 60ern. Das Flair von Rom macht ihn etwas besonders, da gibt es doch immer wieder mal echt schöne Bilder. Humoristisch leider ne ziemliche Bauchlandung. Die Lieder sind ertragbar bis ganz nett.

Vor allem: Es gab bislang keine Rezensionen und kaum Infos zu diesem Film, imdb und ofdb sind da blank. Ich betrete also wieder mal filmisches Neuland. Für euch. Sagt bloß, das wär nichts.

Wer mal reinschauen will – wie gesagt, aktuell bei Prime zu besichtigten, ansonsten gibt es noch zwei ramschige alte DVD-Ausgaben und er ist auch mal bei UFA als VHS erschienen. Kurioserweise beginnt der Stream auch mit dem alten UFA-Vorspann („Deutschlands große Film-Profis“), wie er in den 80ern auf VHS zu sehen war. Ich vermute, die DVD basiert auf der VHS, und der Stream auf der DVD. Lustig.

Trubel um Trixie (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Fritz Eckhardt, Kurt Nachmann
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film
Premiere: 19. Oktober 1972

Franz Josef Gottlieb ist uns hier ja schon öfter begegnet als einer der fleißigsten Regisseure dieser Ära des deutschen Kinos, seine Filmographie ist ein Festmahl für Freunde schrägen Filmguts. Neben den zeittypischen Schlager- und/oder Mops-Filmen, viele davon auch heute noch relativ bekannt und auf DVD zu bekommen, gibt es einige Filme zwischendurch, die mehr oder weniger vergessen sind und auch damals schon eher mäßig erfolgreich waren.

Einer davon ist „Trubel um Trixie“ von 1972, der bis heute nicht auf DVD erschienen ist. Die Video-Ausgabe auf dem Label „VPH“ ist noch als VHS, Betamax und Video 2000 erschienen, also sehr früh und ist entsprechend selten. Da bleiben nur Fernsehmitschnitte, der läuft alle Jubeljahre mal, und ein netter Zeitgenosse hat eine ORF2-Ausstrahlung digitalisiert, die im Netz zu finden ist.

Der Film fällt tatsächlich etwas aus der Reihe – er spielt weder an einer Schule (die „Lümmel-Filme“ waren auch langsam durch), noch gibt es blanke Busen und der Film wird nicht durch Gesangseinlagen von Schlagersänger*innen „verschönert“. Stattdessen gibt es eine relativ sinnvolle Handlung und mehrere Action-Einlagen. Und Uschi Glas.

Klingt komisch? Ja, isses auch.

Natürlich ist es auch eine Produktion der Lisa Film, mit den üblichen Verdächtigen hinter den Kulissen. Otto Retzer und Erich Tomek haben die Finger im Spiel, es kann also nur gut werden, nech.

Die Hauptrollen sind – neben Uschi Glas – mit Peter Weck und Fritz Eckhardt (1907-1995) besetzt. Weck war in der Zeit in allerlei Lustspielen zu bewundern und führte auch mal selbst Regie, aber Fritz Eckhardt ist doch eher selten im Genre zu sehen. Der Österreicher dürfte vor allem Tatort-Fans noch als „Oberinspektor Marek“ ein Begriff sein. Vor seiner späten TV-Karriere spielte er in allerlei Heimat- und Unterhaltungsfilmen der 50er und 60er mit, das war eine seiner letzten Kinorollen.

Weck und Eckhardt hatten in der Zeit zusammen Erfolge in der Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1971), in der sie zusammen als Vater und Sohn eine Möbel-Fabrik leiten. Diese Grundidee wurde hier übernommen, nur dass sie hier eine Spielwaren-Fabrik haben.

Selbige wird nun Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Zu Beginn sehen wir ein Büro des internationalen Multi-Konzerns ITPC (dafür ist das ziemlich poplig), die haben sogar schon einer dieser neuen Computer, quasi eine Anbauschrankwand mit lustig blinkenden Knöpfchen, so wie man sich 1972 halt Computer vorgestellt hat.

Dieser hat nun für das kommende Weihnachtsgeschäft aus Meinungsforschung und bisherigen Produkten den neusten Spielzeug-Knüller errechnet: Mozartpuppen mit Maschinengewehr und Bonanza-Hut, die das Wolgalied spielen. (Was tatsächlich mit der klügste Gag des Films ist, wenn man das heutige Marketing bedenkt.)

Auf der Suche nach einer Fabrik, der diese Puppen herstellt, stoßen sie eben auf die besagte Fabrik von Wiesinger & Sohn. Es gibt aber auch eine Fabrik des Bruders, die ebenfalls für ein Angebot angefragt wird. Beide lehnen aufgrund der Menge von 2 Millionen Stück ab, weil die Produktionskapazität nicht da ist und die Erweiterung zig Millionen kosten würde. Aber hey, zeitlich passend stirbt gerade ein Onkel und vererbt ihnen einen Zug und ein Schiff (?). (Beides billige Ausreden, um mal aus dem Studio rauszukommen und ein paar, naja, „Action“-Szenen zu drehen.)

ITPC schickt derweil eine Mitarbeiterin nach Wien, um zu schauen, was da los ist. Diese „Spionin“ ist die titelgebende Trixie (Uschi Glas), die sich als „hässliches Entlein“ verkleidet als Sekretärin in die Firma mogelt. Natürlich gibt es „lustige“ Verwechslungen, denn Wiesinger jun. (Peter Weck) verknallt sich in die „hübsche“ Trixie, schnallt aber nicht, dass die „hässliche“ Trixie Sekretärin in seiner Firma ist. Sicha.

Nach allerlei Verwicklung, in der besagter Zug und besagtes Schiff zu Bruch gehen (wie bei James Bond, sach ich euch), stellt sich dann heraus – der Onkel ist gar nicht tot, sondern wollte die beiden Streithähne nur versöhnen. Wer hätte das kommen gesehen! Und Peter Weck kriegt die Uschi. Knutsch. Abspann.

„Hübsche“ Uschi
„Hässliche“ Uschi
Peter Weck, verwirrt
Peter weckt Uschis Glas! Äh: Peter Weck küsst Uschi Glas! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Action-Szene! Hui! Und all das ohne CGI!
Hans Terofal und Jochen Busse in einer Szene! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Ein seltsamer Film, der in einer Art Übergangszeit entstand. Wenn man sich die Produktionen der Lisa Film anschaut, war das eine der letzten „normalen“ Komödien, in denen es ohne Nuditäten ging. Danach setzen sie mehr auf Softerotik, immer weniger wurde gedreht, bis sie 1981 mit den „Supernasen“ und den folgenden Gottschalk-Filmen wieder größere Erfolge hatten.

Selbst ein paar entblößte Brüste hätten diesen Film nicht mehr gerettet. Peter Weck und Fritz Eckhardt haben eine ganz gute Chemie, ihre gemeinsamen Szenen sind ganz nett, aber viel zu wenige. Weniger klamaukig als andere Filme der Zeit ist er, nur dass er auch in allen anderen Humor-Disziplinen ziemlich Schiffbruch erleidet.

Als Drehbuchautoren werden Fritz Eckhardt, der „Vater“ im Film, sowie der Lustspiel-Spezi Kurt Nachmann genannt, der ja bei sehr vielen Produktionen der Lisa Film seine Fingerchen im Spiel hatte und uns hier auch schon einige Male über den Weg gelaufen ist. Es war einer seiner letzten Filme. Hier spielt er sogar mal als Schauspieler mit, als Otto Wiesinger, mit seinem lustigen Preußen-Bart. Die beiden Autoren haben eine Szene zusammen, als sie das Testament vorgelesen bekommen, aus irgendeinem Grund mitten in Weinbergen (?!). Whatever.

Ernst H. Hilbich (* 1931) spielt als Prokurist des Wiesingers die Rolle des „Trottels“, der hier und da auch etwas Slapstick ins Spiel bringt (zum Beispiel die obligatorische Fensterln-Szene), eine Rolle, die sonst auch gut zu Hans Terofal gepasst hätte. Hilbich ist eigentlich ein guter Schauspieler und Komiker, ich mag ihn in vielen seiner Rollen, hier ist er etwas verheizt. Es ist sehr kurios, dass er im gleichen Jahr in diesem Kasperkram und in dem harten Krimi „Blutiger Freitag“ von Rolf Olsen (der mit den Satansmädchen) mitgespielt hat. Terofal ist hier auch dabei, als Kapitän des geerbten Schiffs, eine ziemlich kleine Rolle. Ach ja, das Schiff ist – natürlich – am Wörthersee. Wo sonst?

Und ich erwähnte es schon einige Male – der gute Mann ist 4 Jahre später schon gestorben und hatte ein schweres Alkoholproblem. Gerade in seinen letzten Filmen ist er auch nur saufend zu sehen, was wohl lustig sein sollte. Auch hier ist er in seinen wenigen Szenen ordentlich am bechern. Ach ja – wieder mal Zeit für eine kleine Galerie: „Hans Terofal beim Saufen“. Na dann, Prost, Hans! Mögest du im Himmel bessere Rollenangebote bekommen.

Ein kleines Beispiel des Humor-Niveaus. Gespräch zwischen Kapitän Terofal und Kurt Nachmann als Erbe des Schiffes.

„Ich meine: Sie trinken!

Ich? Ja, selbstverständlich! Schließlich bin ich ja Seemann!

Ja. Wörthersee-Mann!

Na, ob die See oder der See – See ist See! Und der Wahlspruch der christlichen Seefahrt heißt: Steife Brise, steife Ho… äh, steifer Grog!

Bitte versteifen wir uns nicht noch weiter. Was ist dieses Schiff wert?

Nicht einmal einen kleinen Grog.

Das sieht Onkel Gustav ähnlich!

Der Grog?

Machen Sie keinen schlechten Witze.

Moment, also – ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“

„Ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“ ist vielleicht der beste Gag im ganzen Film.

Der Zausel, der da neben ihm am Tisch sitzt, ist übrigens niemand geringeres als – Jochen Busse. Ja, ich musste auch zweimal hinsehen. Erschwerend kommt hinzu, dass er statt seinem üblichen, markanten Organ das von Bernd Herzsprung hat, weswegen ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe mit seiner lustigen 70er-Friese. Hier wurde ordentlich nachsynchronisiert. Kurios: Claudia Butenuth, die die Sekretärin spielt, wird von Helga Trümper synchronisiert – für mich immer die Stimme von „Kate Tanner“ aus ALF, durch die Hörspiele in mein Gehirn eingebrannt.

Ach ja, und wer darf in keinem obskuren deutschen Kackfilm fehlen? Jawoll – unser Lieblingsknittergesicht Herbert Fux hat auch eine kleine Rolle als Straßenpolizist. Auch er spricht mit fremder Zunge, nämlich der von Klaus Löwitsch (der uns hier schon als Mörder bei Derrick begegnet ist), Ob die alle einfach keine Zeit beim Studiotermin hatten? Gut, sind auch jeweils nur ganz wenige Sätze. Dennoch seltsam. (Quelle: Deutsche Synchronkartei)

Neue Runde „Find den Fux“ – das ging schnell, schon in Minute 4

Kurioses Filmchen. Kein Witz, keine Nackedeis, nicht mal alberne Schlager. Mäßiger Unterhaltungswert. Ein Produkt drei alter Herren. Der Film hätte eigentlich genau so 1952 entstehen können.

Für Fans der jungen Uschi Glas vielleicht ganz nett. Oder halt so Komplettisten wie meinereiner, der gerne jeden Film vom deutschen Trash-Meister Franz Josef Gottlieb sehen möchte. Da kommen noch ein paar Perlen auf mich und euch zu! Stay tuned.

(Seine letzten Lebensjahre vor seinem Tod mit 75 verbrachte er übrigens damit, bei gefühlt tausend Folgen von „Unser Charly“ im ZDF Regie zu führen. Das tu ich mir dann aber nicht an. Alles hat Grenzen.)

Da staunt der Fux und der Fachmann wundert sich.

Die Engel von St. Pauli (D 1969)

Regie: Jürgen Roland
Buch: Werner Jörg Lüddecke, Karl Heinz Zeitler
Produktion: Ernst Steinlechner / Studio Hamburg
Premiere: 24. Oktober 1969

Eine Weile, so um 1970 rum, waren in Deutschland die „St.-Pauli-Filme“ im Trend, waren sie doch auch immer eine willkommene Ausrede, ein bisschen nackte Haut zu zeigen, meist mit einer Kriminalhandlung umgeben. Meiner Kenntnis nach hat Jürgen Roland das mehr oder weniger erfunden, und das ist einer der ersten neben Rolf Olsen.

Die Handlung von „Die Engel von St. Pauli“ bemüht einen der klassischen Gangsterfilm-Plots: ein Gangkrieg zwischen Konkurrenten. Die alteingesessenen Luden und die neue Konkurrenz aus Wien kämpfen um die Vorherrschaft auf dem Kiez. Dabei gibt es natürlich ordentlich aufs Maul und das eine oder andere Unterweltsgewächs muss auch dran glauben. Besonders eindringlich einem Herrn mit dem schönen Spitznamen „Schwuli“, der zwecks Meuchelung vor eine einfahrende U-Bahn geschubst wird.

Weil das auf die Dauer etwas öde wird, gibt es noch einen Plot. Eine der neuen Damen am Kiez ist gehörlos, wird dann auch prompt „die taube Lisa“ getauft. Ein Freier bekommt den Lümmel nicht hoch, sagt als Ausrede im Ernst: „Hatte die Tage zu viel Hasch gehabt“ (!), und macht aus der tauben Lisa eine tote Lisa. Derweil läuft im Hintergrund die schlechteste Coverversion von „House Of The Rising Sun“, die sich der Film leisten konnte. Die Jagd nach dem „Dirnenmörder“ beginnt – beide Gangs und die Polizei sind hinter ihm her.

Die Geschichte ist fast Nebensache. Der Film besticht neben der soliden Kriminalgeschichte vor allem durch Lokalkolorit und natürlich aus heutiger Sicht mit hohem Nostalgiefaktor. Ein Blick in eine vergangene Welt.

Wer die Reeperbahn von heute kennt, bekommt quasi direkt am Anfang des Films schöne Totalen zum Vergleich, wie das alles 1969 aussah. (Auch wenn früher bekanntlich ja alles besser war: die Nachkriegsbetonklötze wird wohl kaum jemand vermissen.)

Das Panoptikum (ein Wachsfigurenkabinett mit langer Geschichte) wird auch erwähnt, was wohl das einzige Gebäude dort ist außer der Davidwache, das noch fast wie damals aussieht. Würde mich nicht wundern, wenn das Reklame-Neonlicht noch das selbe ist.

An Menschen zu beäugen gibt es Horst Frank als gewohnt zwielichtiger Unterweltsboss, Herbert Fux (1927-2007) (hat der eigentlich in der Zeit eigentlich irgendwo NICHT mitgespielt?) und viele andere bekannte Hamburger Gesichter. Gernot Endemann (1942-2020) z. B. als junger Gauner Blinky (wieso heißt der wie der Cousin von ALF?), dem in einer Szene zwischen zwei Autos gespannt die Hammelbeine lang gezogen werden zwecks Verhör. Nicht nett.

Der Dirnenmörder wird von einem gewissen Werner Pochath gegeben. Der Name sagte mir spontan nichts, auch wenn er mir irgendwie bekannt vorkam. Der Kollege war in den 70ern und 80ern in allerlei Genrekost zu bewundern, mit am bekanntesten dürfte er aber wohl (mit markanter blonder Haartracht) als bad guy im Bud-Spencer-Vehikel „Plattfuß in Afrika“ (Piedone l’africano, ITL 1978, Stefano „Steno“ Vanzina) sein.

Ach ja, falls euch Horst Franks Stimme irgendwie bekannt vorkommt – in den frühen Folgen der Drei Fragezeichen spricht er den Hauptkommissar Reynolds. Auch Gernot Endemann war in den EUROPA-Studios in Hamburg gern und oft gesehener Gast, wie sicherlich noch andere aus dem Film, die ich übersehen oder nicht erkannt habe. Kurioserweise wird er hier von Andreas von der Meden (1943-2017) nachsynchronisiert („Skinny Norris“ und „Morton, der Chauffeur“ bei den Fragezeichen, deutsche Stimme von David Hasselhoff und Kermit).

Ein paar besondere Szenen sind noch zu erwähnen. Ab Minute 73 sehen wir ein Tätowierstudio der ganz alten Schule, als Tätowierungen noch was für halbseidene Seeleute und grimmige Knastbrüder waren. Und ab Minute 86 befinden wir uns für das große Finale auf dem Hamburger Fischmarkt mit ein paar schönen Einstellungen, die das rege Treiben dort dokumentieren.

Lohnt sich der Film? Ein im klassischem Sinne „guter“ Film ist es wohl eher nicht. Fühlt sich etwas an wie eine überlange Krimi-Serie, das Budget war sicher auch nicht überwältigend. Jürgen Rolands Wurzeln lagen auch mehr im TV-Krimi, „Stahlnetz“ (1953-1961), „Dem Täter auf der Spur“ (1967-1973) und eine ganze Reihe „Tatort“-Episoden gehen auf sein Konto. Schon 1953 schrieb er mit „Der Polizeibericht meldet …“ Fernsehgeschichte. In der Sendung wurden dokumentarisch echte Fälle dargeboten, im Prinzip also das Konzept von „Aktenzeichen XY“ erfunden, das bis heute läuft. Das ganze basierte auf der amerikanische Serie „Dragnet“.

Die Schauspieler gehen größtenteils in Ordnung, aber der heimliche Hauptdarsteller ist sicherlich das Hamburg des Jahres 1969. Für Hamburg-Fans und Nostalgiker ein Festmahl!

Lange schwer zu bekommen (es gibt laut ofdb nicht mal eine VHS-Auswertung), gibt es ihn seit einigen Jahren auf DVD oder Blu-ray vom Label Subkultur, top restauriert, in verschiedenen Versionen für jeden Geldbeutel. Ich schaute ihn im Stream beim schon öfter erwähnten Channel „Alles Kino“, der sich auf deutsche Kinofilme spezialisiert hat und da auch einige Obskuritäten wie diesen Film zu bieten hat.

Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald (D 1970)

Alternativtitel: „Lass uns knuspern, Mäuschen“

Regie, Buch: Franz Josef Gottlieb
Produktion: Hansjürgen Pohland / Pohland Produktion
Premiere: 20. Februar 1970

Seitdem ich mal einen alten Videokatalog von VMP sah, weiß ich von der Existenz dieses Films, hatte aber wenig Hoffnung, in jemals zu sehen. Denn es gibt ihn bislang nur auf einer seltenen und daher teuren alten VHS-Kassette aus den Anfangstagen der Videotheken.

Was mich stutzig machte: Das ist ein Werk von Franz Josef Gottlieb, der in den 70ern viele deutsche Komödien und Klamaukfilme drehte. Der nächste Film in seiner umfangreichen Filmografie ist „Wenn die tollen Tanten kommen“ mit Rudi Carrell und Ilja Richter. 1987 drehte er „Zärtliche Chaoten“ mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger. Nuff said.

Und als sei das nicht genug: Karl Dall in einer seiner ersten Filmrollen und Herbert „spielt auch bei jedem Scheiß mit“ Fux.

Knuspern im Wald

Alles spricht für eine Trashgranate. Und just stolpere ich bei youtube über ein VHS-Rip, das ein netter Mensch dort hochgeladen hat. Leider in recht schlechter Qualität, noch dazu die englische Synchro. Moment – Synchro? Dieser Scheiß wurde ernsthaft für den ausländischen Markt synchronisiert? Unfassbar.

OK, also finally – ein Blick auf dieses Kleinod deutschen Filmschaffens. Wie unschwer zu erraten, war hier eine Art „Erwachsenenversion“ des Grimm-Märchens angedacht. 1970, die sexuelle Revolution im vollen Gange, und die Filmproduzenten schieben tonnenweise Softsex-Filme in die Kinos, um den scheinbaren Nachholbedarf der Deutschen in Sachen nackte Haut zu befriedigen.

Im Film ist das auch sehr präsent – es wird auffallend oft monologisiert und mit aufklärerischem Duktus erzählt, dass Sex ja ganz natürlich sein und überhaupt. Gleich zu Beginn sehen wir Hänsel und Gretel im Badesee planschen, und Hänsel will Gretel an den Schlüppi, was sie verwehrt. Daraufhin wird er zickig und erzählt ihr, dass sie zwar eine gute Köchin sein, aber sie nun endlich mal begatten will. Äh ja. Aber Mutti will vor dem Koitus erst mal ordnungsgemäß heiraten.

Wenn ich die konfuse Handlung halbwegs korrekt interpretiert habe, ist im Verlauf des Films eine andere Frau im Spiel (die Hexe, quasi), und am Ende knattern sie doch mit ohne Schein und alle sind happy. Oder so.

Ja, das ist so ein „Was zur Hölle habe ich da gerade gesehen?“-Film. Es sind mehr einzelne Sequenzen denn eine fortlaufende Handlung, und holy moly, das muss man teilweise echt gesehen haben, um es zu glauben.

Wie wäre es mit einer psychedelischen Traumsequenz mit allerlei Oldschool-Optikeffekten und einen halbnackten Karl Dall als Folterknecht, der eine leicht bekleidete Dame auf einer Streckbank festschnallt und mit Peitsche und Messer rumwedelt?

Ohne Worte.

Oder einer romantischen Fummelszene im Wald inmitten von Herbstlaub, nur um innerhalb eines Schnitts Pferde beim Begatten präsentiert zu bekommen, während Herbert Fux als Knecht und zwei Damen sich das offenbar fasziniert ansehen? What. The. Fuck.

Die Rolle von Karl Dall habe ich nicht kapiert. Er stellt einen gnadenlos over-actenden Typen dar, der im Laufe des Films immer wieder auftaucht und – Leute bespannt. In einer Szene verführt er Hänsel zum Alkoholkonsum, in einer anderen lässt er geschnitzte Holzpuppen poppen und grimassiert, als wäre er kurz vor der Einweisung.

Ohne Worte. Immer noch.

Nach 79 Minuten ist der Kram dann auch schon vorbei. Ein unfassbarer Film, der meine kühnsten Erwartungen in Sachen Trashperle übertraf. Ich frage mich, warum das noch niemand als DVD veröffentlicht hat, das ist allemal interessanter als die drei Milliarden strunzlangweiliger Lederhosen- und Schulmädchenreport-Filme, die es digital zu haben gibt.

Denn eines muss man F. J. Gottlieb lassen – er versteht sein Handwerk. Immer wieder gibt es Szenen, die wirklich bemerkenswert sind und in anderen europäischen Filmen dieser Epoche mit einem gewissen „Kunstanspruch“ nicht negativ auffallen würden.

Ein Kuriosum der deutschen Filmgeschichte. Und meine Neugierde wurde nach vielen Jahren gestillt.

Update 2022: Kaum zu glauben, aber inzwischen hat sich wirklich jemand dieses Films erbarmt und ihn als DVD veröffentlicht! Ist wohl „nur“ ein VHS-Rip, aber sehr schön, dass es diese Granate nun offiziell in die digitale Welt geschaffen hat. Die Veröffentlichung liegt nach dem Tod von Karl Dall (23.11.2020), vielleicht gab es da einen juristischen Zusammenhang, weil ihm dieses Machwerk peinlich war (nicht ganz zu Unrecht)? Reine Spekulation. Na ja, so oder so musste er das nicht mehr miterleben. 😉

(Michas Filmkiste, 08.02.2017)

VHS: VMP 8049 (weißer Einleger), auch als Telerent und JVC Glasbox

DVD: Mr. Banker Films (MIG Film) / Cargo Records (2021)