Charley’s Onkel (D 1969)

Regie: Werner Jacobs

Buch: Kurt Nachmann

Produzent: Allianz Film Produktion GmbH, Berlin (Heinz Willeg),
Terra Filmkunst

Premiere: 18. April 1969

Ein Film wie ein Fiebertraum. Ein weiterer Baustein in meiner selbst gesteckten Challenge, alle Filme mit Beteiligung von Heinz Erhardt zu sichten, und das ist wohl das skurrilste Machwerk, in dem er je auftauchte. Er hat hier auch nur eine kleine Rolle, mehr ein Cameo. Aber was für ein Cast! Wer hätte beispielsweise gedacht, dass es wirklich einen Film gibt, in dem Heinz Erhardt und Karl fucking Dall mitwirken? Mindblowing. Leider sind sie nie in einer Szene, das hätte wohl einen Riss in der Humor-Matrix gegeben.

Hier wird allerlei aufgefahren an großen Namen des damaligen Komödienschaffens. Regisseur Werner Jacobs ist ein alter Haudegen im Gerne und kurbelte allerlei lustig gemeintes und sollte ein paar Jahre später noch drei der vier „Willi“-Filme mit Erhardt drehen. Autor Kurt Nachmann ist uns hier auch schon des Öfteren über den Weg gelaufen, später dazu mehr.

Was den Film etwas besonders macht – hier treffen Opas Pantoffelkino und 68er Anarcho-Humor aufeinander. Der Clou an dem Film ist „Insterburg & Co“, die Band um Ingo Insterburg, zu der eben auch Karl Dall gehörte. Ein Running-Gag ist, dass Insterburg sich konstant über alles „Scheiß-Bürgerliche“ echauffiert.

Sonst kommt hier echt eine beeindruckende Kollektion von deutschen Spaßnasen zusammen, viele alte Bekannte des Genres. Von den alten Haudegen wie Hubert von Meyerinck und Willy Millowitsch bis hin zur damals aktuellen Generation wie Gila von Weitershausen (die nominelle Hauptrolle) und besagte Insterburg & Co.

Willy Millowitsch und Heinz Erhardt

Quasi der Avengers des deutschen Lustspiels. Gustav Knuth in einer Doppelrolle! Erna Sellmer, die sich auch noch als Mann verkleidet! Gunther Philipp! Edith Hancke! Ralf Wolter! Hans Terofal! Herbert Weißbach! Ja, sogar der von mir bekanntlich sehr geschätzte Rudolf Schündler! Viele nur in kurzen Gastauftritten, aber dennoch schon beeindruckend. Sogar der spätere Komödien- und Exploitation-Regisseur Rolf Olsen hat einen Auftritt (ja, der mit den Satansmädchen). Das damalige Sexsternchen Andrea Rau zieht mal blank und als Sahnehäubchen auf diese Torte des Kartoffel-Wahnsinns schaut noch mal ein junger Karel Gott vorbei, in „seinem ersten deutschen Spielfilm“, wie der Trailer stolz verkündet.

Gila von Weitershausen, Hans Terofal

Als wäre das alles nicht schon bizarr genug: Wir schreiben das Jahr 1969. Erfolgreiche Filme müssen Brüste haben. Und wir haben hier allerlei Nuditäten zu bewundern, es geht um käufliche Liebe. Willy Millowitsch lüstern wie Nachbars Lumpi eine (vermeintliche) Nutte jagen zu sehen hat schon etwas von einem Fiebertraum nach einer Überdosis seltsamer Filme und Eierlikör. Aber: Ja, dieser Film existiert.

Nebenbei: Wer auf nackte Tatsachen von Gila von Weitershausen hofft, dürfte eher enttäuscht werden, es gibt eine Umkleideszene von hinten, wenn man blinzelt, verpasst man es. In „Der Bettenstudent“, wo sie ja auch mitwirkte, kann ich mich zumindest an keine Nackedei-Szene erinnern. Sie in der Zeit in vielen seltsamen Filmen der frühen Sex-Welle mitgewirkt, mal sehen, was uns in „Engelchen macht weiter – hoppe, hoppe Reiter“ oder „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh„, beite auch von 1969, so für Abenteuer erwarten, sofern ich die in die Finger kriege. Abenteuer deutsches Nachkriegskino.

Willy Millowitsch will Gila von Weitershausen an die Wäsche
„Mensch, sei doch nicht so scheiß-bürgerlich!“
Ingo Insterburg und Loni Heuser

Ein Nachteil des extrem großen Casts ist, dass die Handlung für so ne olle Klamotte echt kompliziert ist. Dauert denkt man – Moment, wer war das noch, warum macht er/sie dies oder das, was sind die Beziehungen? Man lese die grotesk lange Inhaltsangabe auf Wikipedia. Alle Nase lang werden Leute verwechselt und Pläne geschmiedet. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier um die Gastauftritte „drumrum“ geschrieben wurde, neben der üblichen Verwechslungs-Blaupause.

Die Grundprämisse ist schon recht abstrus – Carla Werner, genannt Charley, ist Fahrlehrerin. Jung und hübsch, wird ihr vom Fahrschüler (Hans Terofal, of all people) ans Knie gefasst. Sie hat es satt und kündigt, nachdem ihr Chef (Hubsi) kein Verständnis für ihre Pein hat. Ihre Freundin Lilo ist Prostituierte, diese reist für 3 Wochen in Urlaub. Sie übernimmt ihre Wohnung und schließlich auch ihren Job. Ihr erster Freier ist – Rudolf Schündler. Der prompt den Hintern versohlt bekommen will. Alter. You can’t make that shit up.

Gila von Weitershausen, Rudolf Schündler

„Hey, ich kündige meinen Job, weil ich von Hans Terofal ans Knie gefasst werde, und arbeite dann als Callgirl!“ Ich mein: Hä?

„Ich bin’s, der Karel! Ich singe jetzt mal komplett unmotiviert zwei Songs, um den Film auf 90 Minuten zu kriegen!“

Wie bereits erwähnt taucht auch Karel Gott auf, dessen zwei Songs man absitzen muss. Lustigerweise wird er, sobald er spricht, synchronisiert, wenn mich mein Ohr nicht täuscht von Gerd Duwner. Komplett sinnfreie Szene für einen Scheck von der Plattenfirma.

Nach geschlagenen 50 Minuten kommt dann der Auftritt von Heinz Erhardt als Vertreter für eine Art Raumerfrischer. Erhardt macht das beste aus dem Material, rettet den Film aber auch nicht in den paar Minuten.

Ein weiterer dieser deutschen Filme der Zeit, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben. Immer wieder gibt es Szenen, bei denen ich mich fragte: Welche Drogen haben die sich damals reingepfiffen, um auf so was zu kommen? Auf jeden Fall durchaus interessant, wie Kurt Nachmann hier versucht, auch „die jungen Leute“, sprich: damalige Studierende, anzusprechen durch Sponti-Sprüche und Frivolitäten. Das ist schon ziemlich weit entfernt von spießigen Fleischbeschaufilmchen wie z. B. die Werke von Franz Antel – die ja kurioserweise oft auch von Nachmann geschrieben wurden, beispielsweise „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“. Fun fact: Nachmann hat 1969 alleine 10 (!), in Worten: zehn, Drehbücher geschrieben.

Auch wenn das schon a different kind of animal ist wie die Frau-Wirtin-Filme, merkt man durchaus, dass das Weltbild genauso altbacken und reaktionär ist wie sonst, denn die von Ingo Insterburg darstellte Figur als „Klischee-68er“ ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Wenn er da in einer gemusterten 70er-Jahre-Unnerbüchs rumturnt ist das schon harte Fremdscham.

Nicht ganz so haarsträubend durchgeknallt wie „Der Bettelstudent“, aber schon ein ziemliches Brett. Hat aber mehr Brüste, Autostunts (!) und Heinz Erhardt auf der Habenseite. Immerhin.

Was man allerdings nicht erwarten darf: Einen „Heinz-Erhardt-Film“, auch wenn er groß auf dem Cover ist. Sowohl bei der alten Videoauswertung in den 80ern als auch auf der neuen DVD von Filmjuwelen, die das Originalmotiv übernommen haben. Das grenzt schon an irreführende Werbung.

Kauf Dir einen bunten Luftballon (D/Ö 1961)

Regie, Buch: Géza von Cziffra

Produktion: Kurt-Ulrich-Film, Wiener Mundus-Film

Premiere: 19. Januar 1961

Eine meiner aktuellen Herausforderungen: Die blinden Flecken in der Filmographie von Heinz Erhardt nachholen. Im Zuge dessen kam auch dieses Werk vor die Linse.

Wie schon „Der müde Theodor“ ist auch das eine Neuverfilmung – auch von Cziffra. Ich glaube, in den 50er und 60er fühlte man sich mitunter wie heute – nur Remakes im Kino. Alles nichts neues.

Regisseur Géza von Cziffra (1900-1989) drehte hier tatsächlich einfach seinen eigenen Film noch mal – 1943 hieß er noch „Der weiße Traum“ und war ein großer Erfolg, einer der wirtschaftlich erfolgreichstes des NS-Kinos. Cziffra arbeitete auch als „Ausländer“ (geboren im damaligen Österreich-Ungarn) noch eine ganze Weile im „Reich“, bevor er 1945 unter fadenscheinigen Gründen verhaftet und zu 6 Monaten Haft verurteilt wurde. Theresienstadt blieb ihm nur durch Manipulation von Unterlagen erspart. Dass er danach sein bisheriges Werk mit anderen Augen sah, kann man durchaus nachvollziehen.

1961 beschloss nun Cziffra (oder seine Produzenten), dass der Stoff einfach zu gut war, um als „historisch vorbelasteter“ Film im Archiv zu versauern, und drehten den ganzen Bums einfach noch mal. Fröhlicher Eskapismus war auch 1961 noch angesagt. Da ein großer Erfolg absehbar war, haben sie hier augenscheinlich auch nicht gegeizt und ordentlich Kohle rausgeblasen. Auch vom Casting her wurden keine Kompromisse gemacht – die gesamte A-Liga der damaligen Comedystars ist am Start, herausstechend natürlich Erhardt auf der Höhe seines Erfolgs. (Was sich bis heute auszahlt – ich denke, 80 % schauen das nur wegen ihm.)

„Kauf dir einen bunten Luftballon,
Nimm ihn fest in deine Hand,
Stell dir vor, er fliegt mit dir davon
In ein fernes Märchenland.“

Nominelle Hauptdarsteller sind Toni Sailer (1935-2009), Skirennläufer und Olympia-Gewinner, und Ina Bauer (1941-2014), Deutsche Meisterin im Eiskunstlauf – die beiden sind also offensichtlich primär wegen ihrer sportlichen Skills gecastet, denn das große Finale des Films besteht aus einer Eisrevue. Dafür, dass beide eigentlich keine „richtigen“ Schauspieler sind, schlagen die sich ganz gut.

Ach ja, die Geschichte – Theaterdirektor Knapp (Erhardt) hat Kummer, sein Theater läuft nicht gut. Und nun macht ihm auch der Besitzer des Theaters, Herr Miffke (Gunter Philipp), Druck – er will das Theater schließen und eine Reitschule daraus machen. Aber eine letzte Vorstellung soll es geben, mit einem besonderen Plan. Seine Ehefrau Mia Miffke (Ruth Stephan), komplett unmusikalisch, will unbedingt „zum Theater“ und nimmt bereits Gesangsunterricht. Miffke will ihr diese „Flausen“ austreiben und plant, einen kalkulierten Flop zu produzieren. Knapp hat keine Wahl.

„Ich bestehe sogar auf dem Skandal! […] Ich will nicht, dass meine Bekannte zum Theater geht! Verbieten kann ich es ihr nicht. Das gibt Krach, Szenen, Tränen – Das kostet Geld, Schmuck, Sie wissen ja wie die Frauen sind. Also soll sie ihren Willen haben, sie soll Theater spielen. Sie soll aber mit Pauken und Trompeten durchfallen, damit sei sich nie wieder einfallen lässt, zum Theater zu gehen. Das ist human und billig.“

Theaterbesitzer Miffke

Doch – durch eine Verwechslung wird statt besagter Ehefrau nun Inge König (Ina Bauer), die rothaarige Eiskunstläuferin, die gerne Sängerin sein will, engagiert. Ach ja, und der Eishockey-Spieler Hans Haller (Toni Sailer) ist noch scharf auf sie.

Die Geschichte ist aber wie so oft mehr Nebensache, hauptsächlich sind es hier die Schauwerte, die die Leute ins Kino zogen. Die zweite Hälfte des Streifens besteht überwiegend aus großen Sing- und Tanznummern, überwiegend auf Eis. Cziffra ist natürlich ein alter Hase und weiß, wie man so was effektvoll inszeniert, optisch ist das teils schon beeindruckend. Durch die Spiegelung auf der Eisfläche ergeben sich teils tolle Bilder. Tänzerisch sicherlich auch auf hohem Niveau, aber da bin ich nun wahrlich kein Experte. Teilweise werden in den Tanzchoreographien auch „exotische Länder“ wie Mexiko, Russland oder China musikalisch und optisch bereist. Natürlich sind hier angestaubte Klischees aus der Mottenkiste am Werk, besonders schäbig stachen mir die Chinesen ins Auge, die nach Meinung der Kostümgestalter also so aussehen:

Immerhin haben sie 1961 den gespielten Stierkampf und die Klischee-„Zigeuner“ weggelassen, die 1943 noch drin waren. (Das Finale von „Der weiße Traum“ gibt es, leider in sehr mäßiger Qualität, auf YouTube, hab da mal durchgezappt zum Vergleich.)

Die Komödienelemente sind mit „ganz nett“ wohl ganz gut umschrieben. Ein paar Schmunzler sind drin, sonst halt der übliche Verwechslungskram, den man schon tausendmal in anderen Filmen gesehen hat (auch 1961 schon). Erhardt hat natürlich immer ein paar treffsicherere Wortwitzpfeile im Köcher, Gunter Philipp muss eigentlich nur arschig und laut sein. Ich meine, dieser ganze Grundplan ist so perfide – hey, die Olle hat Träume, ich tue nun alles dafür, diese auf möglichst traumatische Weise zu zerstören und dann noch mal nachzutreten. Böse Emanzipation, pfui!

Heinz Erhardt, Ralf Wolter

Ansonsten haben wir die üblichen Verdächtigen – Ruth Stephan spielt sehr überdreht die schrille, unbegabte Ehefrau im Pelzmantel, und auch Ralf Wolter hat eine kleine Rolle. Urgestein Paul Hörbinger, schon gegen Ende seiner langen Karriere, hat einen kleinen Cameo-Auftritt als Gesangslehrer.

Walter Gross, Heinz Erhardt

Walter Gross (1904-1989) hatten wir bislang noch nicht, der ist auch ein paar Worte wert. Er spielt hier Josef, den Sekretär („Mädchen für alles“) vom Theaterdirektor, hat also viele Szenen mit Erhardt. Schön früh als Komiker und Kabarettist etabliert, wurde er 1935 nach einem zu forschen Auftritt im Tingel-Tangel-Theater in Berlin von den Nazis festgenommen und war eine Weile im KZ inhaftiert. Seiner Karriere tat das keinen Abbruch, bis 1965 war er gut im Geschäft, danach wurde es etwas ruhiger. Im Alter kamen dann einige Fernseharbeiten – und ja, natürlich auch eine Folge „Derrick“ („Ein unbegreiflicher Typ“, 1976).

Gut, ohne Heinz Erhardt hätte ich mir das sicherlich nicht angesehen. Aber ich muss sagen, das ist schon gut gemachte Unterhaltung – auch und gerade für die Entstehungszeit. Solides gutes Handwerk, schmissige Musik, humoristisch schon auf vergleichsweise hohem Niveau, üppige Ausstattung, flotte und oft optisch ansprechende Inszenierung. Wer auf Eiskunstlauf steht, hat noch einen Bonus.

Gibt’s auf DVD vom Label „Filmjuwelen“.

Paul Hörbiger in einer Mini-Rolle, Ruth Stephan

Die Post geht ab (D 1962)

Regie, Buch: Helmuth M. Backhaus
Produktion: Piran-Film + Televisions GmbH (Egon Haebe)
Premiere: 21. September 1962

Noch ein Film für den Heinz-Erhardt-Komplettisten. In diesem seichten Schlagerkomödchen spielt er allerdings nur eine Nebenrolle.

Ansonsten ist das ein typisches Produkt der Wirtschaftswunderzeit. Die Herren tragen Anzug, haben schicke Autos, und Italien ist der Sehnsuchtsort. Da muss man als anständiger Deutscher einfach hin im Urlaub.

Willy (Adrian Hoven) ist Trompeter in einer Bar-Band. Wir lernen ihn auf dem Weg zum Amtsgericht kennen, wo er eine Erbschaft antreten soll. Doch statt des erhofften Geldsegens erbt er von seinem verstorbenen Onkel einen schrottreifen Reisebus.

Willy aufm Amt
Die Erbschaft

Mit dem fahren sie, die Band und diverse Damen, dann nach Triest (warum eigentlich, ach, auch egal, irgendwas mit einem Schlagerwettbewerb), die Väter der Damen (einer davon ist Heinz Erhardt) fahren hinterher, um sie zu „beaugapfeln“. Ralf Wolter macht den Kasper, es wird gegrinst und gesungen, am Schluss finden sich alle vorhergesehenen Paare und die Welt besteht aus Zuckerwatte. Hach ja!

Eine sehr seichte Komödie aus der damaligen Massenproduktion, die ohne Erhardt wahrscheinlich schon lange vergessen wäre. Seine screen time ist hier allerdings auch sehr begrenzt, und er hat wenig Raum zum Improvisieren, sprich er sagt mehr oder weniger das auf, was im Drehbuch steht, was meist nur so mittel bis gar nicht witzig ist.

Für Autor und Regisseur Helmuth M. Backhaus (1920-1989) war es der erste Kinofilm als Regisseur, vorher hatte er schon einige Drehbücher (mit)verfasst, war aber primär Autor in Theater und Rundfunk.

Das Drehbuch basiert laut Vorspann auf „einer Idee von Hans Billian“. Das ist allerdings lustig. Hans Billian (1918-2007) wirkte in den 60ern in einigen solcher Schlagerfilmchen mit, bis er um 1968 langsam anfing, sich im Erotikbereich zu etablieren, mit Mopsfilm-Knallern wie „Die Jungfrauen von Bumshausen“ oder „Pudelnackt in Oberbayern„. Ab 1975 sollte er – nach der Legalisierung der Pornographie – als einer der ersten und professionellsten Pornofilmer Deutschlands in die Filmgeschichte eingehen. Mit „Josefine Mutzenbacher – Wie sie wirklich war“ (1975/76) ist er auch für den ersten deutschen Porno-Kinofilm überhaupt verantwortlich. Sprich: Ein größerer Kontrast zu diesem harmlosen Singsang-Lustspiel ist kaum denkbar.

Als weibliche Hauptrolle haben wir Vivi Bach (1939-2013) zu vermelden. Hier versuchte man noch, sie als Schlagersängerin zu etablieren. Philips hatte sie seit 1960 unter Vertrag und ballerte eine Single nach der anderen raus, die alle nicht mal die Hitparade kamen. Später sollte sie dann Dietmar Schönherr heiraten und zusammen eins der berühmtesten Paare der 70er werden, auch als Moderatorengespann in der legendären, damals skandalösen TV-Spielshow „Wünsch dir was“ (1969–1972). Sie war ja echte ne hübsche Maus, aber hier hört man wieder, warum ihre Karriere als Sängerin trotz mehreren Versuchen nie vom Boden abhob. Lahme, süßliche Schlagerchen aus der Retorte mit dünnem Stimmchen. Schlager-Legende Christian Bruhn hat die wohl komponiert, na, der hat auch schon besseres gemacht.

Adrian Hoven (1922-1981) als Trompeter Willy war in diesen Jahren in allerlei Filmen dieser Art als jugendlicher Strahlemann und Frauenschwarm zu sehen. Später schrieb er Drehbücher und führte auch mal Regie, teilweise in ganz kuriosen Filmen. Ich prognostiziere: Er wird uns hier auf der Seite in Zukunft noch öfter über den Weg laufen. Bitte Namen merken. 😉 Seinen Sohn Percy Hoven kennt man vielleicht noch als Moderator in der Anfangszeit von „Big Brother“. In der letzten Zeit ist er wohl mit rechten und fremdenfeindlichen Umtrieben auf YouTube aufgefallen.

Leider müssen wir auch gleich mehrere Gesangseinlagen von Schnulzschmalzer Gerhard Wendland (1919-1996) ertragen. Der hatte hier auch schon seine beste Zeit hinter sich und grinst sich hier durch Schnulzen der Güteklasse C. Ich denke, ich bin ja echt abgehärtet, was schlechte Schlager angeht, aber der Junge schafft mich. Man kriegt Diabetes vom Zuhören.

Ein gewisser Peter Fritsch turnt hier auch noch rum, ein Duett mit Vivi und ein Solosong. Dahinter verbirgt sich ein Österreicher, der unter dem Pseudonym Peter Fröhlich später bekannter wurde. Primär auf der Bühne zuhause, tauchte er in den 60ern hier und da mal in Filmen auf. Seine Gesangskarriere war wohl auch ein Flop, nur eine Handvoll Singles sind erschienen. „Ein kleines Zelt“ war immerhin auch von Christian Bruhn komponiert, allerdings mit einem klischeetriefenden Text von einem gewissen Günter Loose, der als einer der besten Schlagerdichter der Zeit gilt, hier aber wohl einen schlechten Tag hatte:

„Ein kleines Zelt ist unsere Welt,
dort wohnt im Sommer das Glück für uns beide.
Ein kleines Zelt im Sonnenschein,
was kann für dich und für mich schöner sein?

Blauer Himmel, weiße Wolken,
wir sind fröhlich tagein und tagaus.
Heut und morgen keine Sorgen,
denn bei uns ist die Liebe zu Haus.“

Jetzt mal ohne Quatsch, das klingt wie eine Parodie von Oliver Kalkofe.

In kleinen Rollen haben wir noch die üblichen Verdächtigen Ralf Wolter und Beppo Brehm zu vermelden.

Am Ende gibt es noch so eine Art Medley von allen Songs des Films, damit wir diese Granatensongs auch wie wieder vergessen und alle brav die Singles kaufen. Was wohl niemand tat. Und womit? Mit Recht.

Unlustige Komödie mit Schlagern aus der untersten Schublade. Hüllen wir den Mantel des Schweigens um dieses Machwerk. Kann auch ein Heinz Erhardt nicht mehr retten. Aber was sag ich – es gibt ganz aktuell eine Neuauflage auf DVD. Na denn! Wird seine Fans finden.

Schnulzschmalzer Gerhard Wendland
Beppo Brehm – „Ruhe, wenn die Obrigkeit spricht!“
Arbeitstitel des Films war „Niemand sündigt im Bikini
Nichts schreit mehr „Wirtschaftswunder!“ als Heinz Erhardt auf einer Hollywood-Schaukel
Der Pretorska palača in Koper, Slowenien (20 km von Trieste)

Der müde Theodor (D 1957)

Regie: Géza von Cziffra
Buch: Franz Gribitz, Géza von Cziffra (als Peter Trenck)
Produktion: Deutsche Film Hansa
Premiere: 7. Juni 1957

Der gebürtige Ungar Géza von Cziffra (1900-1989) war in den 50ern und 60ern nicht aus dem deutschen Kino wegzudenken. Drei bis vier Filme pro Jahr produzierte er, meist im leichten Unterhaltungs-Genre, von der Komödie bis zu der damals so beliebten Schlager-Revue.

Dieser Film von ihm sticht etwas aus der Masse heraus, denn dies ist der erste Film, in dem der noch recht junge Heinz Erhardt (1909-1979) seine erste Hauptrolle in einem Spielfilm absolvierte. Endlich konnte ich auch diese Lücke mal schließen und den Film sehen. Besonders viel erwartet habe ich offen gesagt nicht, aber ich wurde positiv überrascht.

Loni Heuser und Heinz Erhardt

Lange war der Film schwer zu greifen, im Vergleich zu den anderen Erhardt-Filmen wurde er auch kaum im Fernsehen gezeigt. Erst 2013 gab es eine DVD, die leider schon lange vergriffen und teuer ist.

Erhardt spielt hier den etwas naiven, aber gutherzigen Marmeladen-Fabrikanten Theodor Hagemann, der gerne sein Geld für die Unterstützung notleidender Künstler unterschiedlicher Güte ausgibt. Seine herrische, kaufmännisch begabtere Ehefrau (die auch die Fabrik mit in die Ehe gebracht hat) macht ihm deswegen das Leben schwer. Nachdem er als Bürge eine Komplettauflage eines unverkäuflichen Gedichtbandes geschickt und in Rechnung gestellt bekommt, ist das Maß voll – Theodor wird entmündigt. (Das scheint damals erschreckend einfach gewesen zu sein.)

Um weiterhin seine eingegangenen Verpflichtungen bedienen und ein Pfand auslösen zu können, arbeitet er nachts heimlich als Kellner im Hotel „Schwarzer Adler“. Irgendwann fällt auf, dass er – wie es der Titel schon verrät – immer müde ist. Allerlei Verwicklung und Verwechslung später aber ist die heile Wirtschaftswunder-Welt wieder hergestellt, Paare finden sich, und auch der Theodor lässt endlich diesen ganzen komischen Kunstquatsch sein und wird mit ordentlichem Scheitel und Anzug zu einem richtig anständigen deutschen Fabrikanten. Da zieht sogar der Pförtner in der Fabrik ehrfürchtig den Hut. Happy End.

Renate Ewert und Ralf Wolter

Der Film gehört zu dem Schwung Remakes (damals sagte man wohl noch einfach „Neuverfilmung“), die in den 1950ern basierend auf alten Stoffen entstanden. Bereits 1936 gab es „Der müde Theodor“ im Kino, unter dem Regisseur Veit Harlan (1899-1964). Es war einer der frühen Filme von ihm, scheint auch kein besonderer Erfolg gewesen zu sein. Harlan drehte dann später u. a. den berühmt-berüchtigten NS-Propagandafilm „Jud Süß“, verständlich, dass man dann auch seine früheren Werke in der Nachkriegszeit eher mit Skepsis begegnete. Die Hauptrolle im Theodor spielte damals ein mir bis eben unbekannter Herr namens Weiß-Ferdl (1883–1949), ein heute wohl eher vergessener bayrischer Volkskomiker, der überzeugter Hitler-Fanboy der ersten Stunde war, was einer Nachkriegsvermarktung auch nicht unbedingt hilfreich war.

Der Grundstoff ist aber deutlich älter, das Autorengespann Max Ferner und Max Neal brachte das Stück schon 1913 auf die Bühnen. Beide waren erfolgreiche Autoren volkstümlicher Komödien und „Bauern-Schwänke“. Vier ihrer Werke wurden viele, viele Jahre später (ab 1992!) in Peter Steiners „Theaterstadl“ auf RTLplus zu Publikumsrennern. Verrückt. Siehe da – auf YouTube gibt es gar eine Aufzeichnung einer Theateraufführung von 1978, in der Titelrolle niemand geringeres als das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999).

Schon 1918 gab es eine stumme Verfilmung, die auf dem Theaterstück basierte. Regisseur war dort ein Leo Peukert (1885–1944), die Hauptrolle spielte ein gewisser Conrad Dreher (1859–1944), der nur von 1915 bis 1921 im Film tätig war (unter anderem in einem Film mit dem schönen Titel „Der Mann mit dem Affenkopf“ von 1920, was mag sich dahinter verbergen?). Über den Film ist kaum was zu finden, gehe mal davon aus, dass er verschollen ist. Die Deutsche Kinemathek hat noch ein Plakat des Films im Archiv. Peukert war ein vielbeschäftigter Herr, der schon zu Stummfilmzeiten ein populärer Komiker war und später als Komödien-Spezialist galt, bis er recht jung 1944 starb.

Kurz gesagt: Ganz schon angestaubte Mottenkiste also. Aber siehe da – der Film funktioniert trotzdem auch heute noch erstaunlich gut. Natürlich ist die Story altbacken, mit den üblichen Verwicklungen und Verwechslungen, und mit einer etwas fragwürdigen, aber wohl typisch deutschen Moral (Kunst bäh, Arbeit geil).

Er lebt eindeutig von der Performance von Erhardt, der hier schon seine übliche Filmpersona erstaunlich gut ausgebaut hat. Wortspielereien, Versprecher, Gestik und Mimik, eine Prise Slapstick, alles schon da. Selbst zwei Gesangseinlagen am Klavier sind dabei. Und der unverkäufliche Gedichtband, aus dem er direkt auch vorliest – ich würde wetten, dass er die Kostproben aus „Nachtnebel und Sonnenstäubchen“ selbst geschrieben hat. Ebenfalls 1957 erschien dann Witwer mit 5 Töchtern, danach ging es richtig los mit seiner Filmkarriere.

Einzelne Szenen lassen allerdings durchaus erkennen, dass wir uns tief im weltanschaulichen Mustopf befinden. Frau Hagemann will ihren spinnerten Ehemann einer Therapie entziehen und begibt sich zu einem Nervenarzt namens Link (Franz-Otto Krüger), der natürlich selbst irgendwie spinnert und „komisch“ gezeichnet wird. Er ferndiagnostiziert einen „abstrakten Komplex“. Es entwickelt sich folgender bemerkenswerter Dialog:

Arzt: „Also… ihr Herr Gemahl dürfte einen abstrakten Komplex haben. Den müssen wir natürlich seelenkundlich analysieren. Sagen Sie, gnädige Frau, glauben Sie, dass ihr Herr Gemahl irgendwelche verdrängten Komplexe hat, irgendwelche, ähm, unterdrückten Kindheitserlebnisse? Vielleicht auf sexuellem Gebiet?“

Frau Hagemann, entrüstet: „Sein einziges Erlebnis bin ich! Dafür garantiere ich Ihnen!“

Arzt: „Jaja, natürlich, selbstverständlich, das ist mir vollkommen klar, aber, äh, sie müssen schon verstehen, die Sprache der Psychoanalyse ist für einen Laien ein wenig unverständlich.“

Frau Hagemann, noch entrüsteter: „Das merke ich.“

Aber der „verrückte“ Theodor mit dem Kunstfimmel soll dennoch mal zu ihm. Als Vorwand soll Frau Hagemann sagen, der Arzt sei ebenfalls Kunstsammler, was er wohl auch ist. Denn aus irgendeinem Grund hat er im Nebenraum seiner Praxis, nur durch eine Schiebetür getrennt, moderne Kunst ausgestellt. Er öffnet die Tür, unheilvolle Musik erklingt (!), Frau Hagemann schaut sich um, als wäre es ein SM-Folterkeller, und sagt, mit entsetzter Stimme: „Danke – ich habe genug gesehen“, und rauscht von dannen.

Der Nervenarzt sammelt also „entartete Kunst“. Naja.

Der Film schafft es, in nur einer kurzen Szene sowohl die Psychoanalyse als auch „moderne“ Kunst als schlecht, gar abartig darzustellen, Respekt. Wenn die Szene anno 1936 so im Film und nicht im ursprünglichen Theaterstück war, hat das einen sehr unschönen Beigeschmack, Stichwort „entartete“ Kunst. Im besten Fall ist es urdeutsche Spießigkeit und Verklemmtheit.

Bisschen Xenophobie muss auch sein. Im Hotel ist auch ein Italiener zu Gast, der – natürlich – Spaghetti bestellt, die Erhardt als Kellner aufs Zimmer servieren soll. Natürlich ist er wie alle „Südländer“ ein alter Lustknabe und will der keuschen Lilo an die Wäsche.

„Nur Küssken. Nur kleine Küssken! Als Odövre für Spaghetti. Kleines Küssken.“

Notgeiler Italiener aus dem Grusel-Stereotyp-Baukasten

Als dem kleinen „Küssken“ wird schwupps eine übergriffige Begrapschung. Gut, dass der Kellner gerade ohne Anzuklopfen reinkommt, was den heißblütigen Italiener prompt zu einer Schimpfarie provoziert, er will sich telefonisch beim Hoteldirektor beschweren. Lilo kommt da die servierte Schüssel Pasta gerade recht. Drauf damit auf die Italiener-Rübe, ha! Immer diese notgeilen Ausländer, die keuschen deutschen Mädels an den Baumwoll-Schlüppi wollen. Was für ein feinsinniger Gag! Ich hab jetzt noch Seitenstechen vom Lachen. (Die bittere Wahrheit ist allerdings auch – das ist im Vergleich zu dem, was man teils in den 70ern oder 80ern, gerade in LISA-Film-Produktionen, an rassistischen oder fremdenfeindlichen Gags so sieht, recht harmlos.)

Schauen wir doch mal, wer hier so alles mitwirkt. Interessant, wie viele Größen der 70er-Jahre-Komödie hier schon auftauchen. Einige davon kamen hier auf der Seite auch schon zu Ehren. Also, schaun wir mal.

Peter Weck (* 1930) mit zarten 27 Jahren in einer größeren Rolle als „Felix“, dem love interest von Tochter Hagemann (Karin Baal). Er spielte in den 60ern und 70ern in allerlei Lustspiel- und Schlager-Gedöns mit und führte hier und da auch mal Regie. In den 80ern gewann er mit dem charmanten und heute noch populären ZDF-Serienklassiker „Ich heirate eine Familie“ eine neue Generation an Fans. Aktuell in der ZDF-Mediathek zu sehen.

Peter Weck, Karin Baal

Der damals omnipräsente Ralf Wolter (* 1926) spielt hier einen Gerichtsvollzieher – der Beginn einer fruchtbaren Kooperation mit Heinz Erhardt. Die beiden sollten sich noch in vielen weiteren Filmen begegnen, bis sie in „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) gar zu Kollegen und Mitbewohnern wurden.

Heinz und Hubsi

Den herrlich exaltierten Hubert von Meyerinck (1896- 1971) hatten wir ja neulich auch schon mal im Film „An jedem Finger zehn„. Hier haben wir das meines Wissens einzige Zusammentreffen von „Hubsi“ mit Erhardt, als Schulkamerad und Arbeitsvermittler. Was eigentlich schade ist – die beiden haben eine gute Chemie und einige sehr schöne Szenen zusammen. Er bildet ihn als Ober aus – ein echtes Highlight des Films. (In Franz Antels Komödiengurke „Otto ist auf Frauen scharf“ (1968) sollten sie beide noch mal in einem Film mitspielen, aber ich meine, nie in einer Szene. Meine Erinnerung ist allerdings dunkel.)

Selbst Balduin Baas (1922-2006) ist – kaum erkennbar mit mehr oder weniger vollem Haupthaar – in einer kleinen Rolle zu sehen. Hier noch ganz am Anfang seiner Karriere, sollte er in vielen Komödien kleine, meist skurril bis schrullig angelegt Rollen spielen. Am bekanntesten dürfte heute noch die Figur des „Studienrat Blaumeier“ in den Lümmel-Filmen der 70er sein. Aber auch in Loriots „Pappa Ante Portas“ (1991) ist er noch zu bewundern. (Und bei „Derrick“ selbstverständlich.)

Werner Finck, Balduin Baas

Fazit – ziemlich angestaubte, teilweise weltbildlich fragwürdige, aber auch streckenweise sehr witzige Lustspiel-Kuriosität. Für Heinz-Erhardt-Fans und Komödien-Archäologen schon aus historischen Gründen ein Muss – ansonsten eher auf der verzichtbaren Seite. Einmal sehen reicht.

Darf in keiner alter Komödie fehlen: Die ohnmächtige Dame und das Riechsalz
Mit ordentlicher Haarfrisur geht es stolz der bundesdeutschen Glückseligkeit entgegen. Schaffe, schaffe, Häusle baue! Kunst ist nur was für Gammler und Studenten.

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (D/Ö 1962)

Regie: Franz Antel
Buch: Johannes Kai, Hugo Wiener
Produktion: Carl Szokoll / Neue Delta Filmproduktion
Premiere: 19. Oktober 1962

Nudelfabrikant Keyser (Heinz Erhardt) wird von seiner Tochter zu einem Urlaub auf einer einsamen Insel verdonnert, um ihn dort auf Diät zu setzen. Wenig erbaut, will er zumindest seinen Mitarbeiter Dr. Steffen (Harald Juhnke) mitnehmen, und ihn vielleicht bei der Gelegenheit auch mit seiner Tochter verkuppeln. Auf der Insel angelangt treffen sie auf ein weiteres Paar (sie will heiraten, er lieber angeln, das übliche Drama). Gemeinsam stranden sie auf der kleinen Insel ohne Ausrüstung und sind auf ihre Survival-Skills angewiesen.

Die Filme des österreichischen Regisseurs Franz Antel (1913-2007) wirken irgendwie immer 10 Jahre älter als sie eigentlich sind. „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ von 1962 wirkt wie aus den tiefsten 50ern, von den knalligen Bonbon-Farben (Eastman-Color) bis zu dem schon damals angestaubten Humor. Er stammt aus der mittleren Schaffensphase von Antel, gut zehn Jahre vor dem Heinospoitation-Knaller „Blau blüht der Enzian„, der hier ja schon zu Ehren kam. Und auch noch einige Jahre, bevor er mit den berüchtigten „Frau Wirtin“-Filmen auch das Tittenfilmchen-Gerne beackerte.

Einen Pluspunkt hat der Film gegenüber vielen anderen: Heinz Erhardt spielt mit. Aber auch er kann dieses bemühte Lustspiel nicht wirklich retten. Im Gegensatz zu vielen späteren Filmen ist es kein „Heinz-Erhardt-Film“, in dem der Film quasi um ihn herum geschrieben wurde, sondern er ist mehr Teil des Ensembles. Die andere männliche Hauptrolle wird von niemand geringerem als einem noch recht jungen Harald Juhnke (1929-2005) gespielt, eine durchaus reizvolle Kombination, die leider nie wirklich ausgespielt wird.

Ein Grund, warum der Film so altbacken wirkt, ist wohl auch, dass es ein Remake des Films „Die Leute mit dem Sonnenstich“ von 1936 (!) ist. Er spielt nur nicht mehr an der Donau, sondern zeitgemäß in Italien, dem Sehnsuchtsort des Wirtschaftswunder-Deutschen. Aber nicht mal das ist echt – als Italien-Double musste aus Kostengründen Jugoslawien herhalten.

So können wir auch das rheinländische Urgestein Trude Herr hier einmal als pummelige italienische „Mamma“ mit Schürze bestaunen, die auch ein Liedchen namens „Tango d’Amore“ am Hafen trällern darf. Apropos – den Titel bekam der Film auf Wunsch des Verleihs verpasst, der damit den gleichnamigen Schlager von Bill Ramsey bewerben wollte. Mit diesem durchaus ganz originellen Liedchen beginnt auch der Film, das wirkt fast wie ein Videoclip. Der arme Kerl will einfach nur schlafen, aber die Olle will immer nur lesen und treibt ihn in den Alkoholismus. Wie das so geht.

Netter Kniff – besagte Mimi (Edith Hancke) liegt nebst Gaben (Ramsey) im Bett und liest einen Krimi, und liest uns auch quasi den Vorspann vor, als wäre der Film das Buch, das sie liest. Na, ich hoffe, der Krimi ist spannender als das laue Lüftchen von Komödie, das dann folgt.

Der Text des Liedes stammt von Hans Bradtke, der auch so nett wortspielig-launige Schlager wie „Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)„, „Das kannst du mir nicht verbieten“ oder „Das bisschen Haushalt … sagt mein Mann“ textete. Schon nicht so übel im Vergleich zu den sonstigen Schlager-Plattitüden.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Nie ins Bett, nie ins Bett
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol
Ja, that’s right
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol, Prost“

Hans Bradtke: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“

Was bleibt? Ein ziemlich seichtes, erschreckend unlustiges Lustspiel aus Opas Kintopp, das mit Erhardt und Juhnke eigentlich zwei humoristische Schwergewichte aufführt, die aber Dialoge aufsagen müssen, die 1962 schon einen sehr langen Bart hatten. Immerhin ist das ganze mit 76 Minuten auch schnell vorbei. Selbst in der eher durchwachsenen Filmographie von Heinz Erhardt kein Highlight.

Eigentlich schade, dass es keinen richtig „definitiven“ Erhardt-Film gibt. Entweder sie sind bieder-spießig (50er-60er) oder sehr albern und Schlagerheini-verseucht (70er). Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass er 1971 mit seinem Schlaganfall so unvermittelt aus dem Berufsleben gerissen wurde. Er konnte danach nicht mehr sprechen und schreiben, was die Hölle gewesen sein muss für jemand, der Sprache so liebte. Am besten ist er immer noch alleine auf einer Bühne, im Idealfall mit einem Klavier.

Die Bildqualität ist überraschend gut, leider ist der Ton sehr spitz, vielleicht auch „totgefiltert“, Zischlaute sind oft unangenehm im Ohr. Aktuell (07/2022) in Prime erhalten, Scheibchen (Billig-DVD) gibt es auch.

Natürlich die Autofahrer (D 1959)

Regie: Erich Engels
Buch: Gustav Kampendonk
Produktion: Otto Meissner / Deutsche Film Hansa
Premiere: 20. August 1959

Um 1960 herum war Heinz Erhardt sehr fleißig. Dies war der zweite Film, den er 1959 drehte, der nächste war dann „Drillinge an Bord“. Dessen Klasse erreicht dieser Film leider nicht, aber er ist auch einer der besseren aus der Zeit, die sind doch sehr bieder und heile Welt. Auch hier ist zeittypisch „die Welt noch in Ordnung“.

Erhardt spielt einen Polizeihauptwachtmeister namens Eberhard Dobermann, Witwer mit 2 Kindern und frisch gebackener Eigentümer einer typischen 50er-Jahre-Neubau-Hütte. Sein Tagewerk besteht darin, auf einer Kreuzung den Verkehr zu regeln, mit Handzeichen und Pfeife, aus heutiger Zeit ein Kuriosum. Er ist freundschaftlich verbunden mit Jutta, einer Blumenhändlerin, gespielt von der gewohnt charmanten Ruth Stephan, die in vielen Erhardt-Filmen mitspielte. Auch hier lässt sich erahnen, dass die gesagte Freundschaft vielleicht zu mehr führen könnte. Wer weiß, wer weiß. Auf jeden Fall muss er im Verlauf des Films den Führerschein machen, was zu allerlei Gaudi führt.

Natürlich gibt es auch den typischen Sub-Plot, als die 19-jährige Tochter langsam flügge wird und einen flotten Hecht mit einem flotten Auto am Start hat, der aber keinen guten Stand beim Papa hat, weil er schon mehrfach als Verkehrssünder auffällig wurde. Sohnemann spielt in einer Art Jazz-Tanzband, die auch gerne mal zuhause in der Stube probt (inklusive dem schlechtester Fake-Schlagzeuger aller Zeiten, der Kollege hatte vorher sicherlich noch ne Drumsticks in der Hand).

Ansonsten haben wir noch den Nachbarn Bierbaum, der joviale und etwas großkotzigen Ingenieur, der Blumen-Jutta schöne Augen macht. Und versucht, sie mit seiner selbst erfundenen vollautomatischen Küche zu imponieren, wie man halt Frauen so in Kiste bekam in den 50ern. Und Trude Herr sei noch erwähnt, die als Fahrlehrerin in einer der bekanntesten Szenen des Films brilliert.

Natürlich muss man zeitgemäß auch einige Schlagerliedchen zwischendurch ertragen, was hier aber ganz gut geht. Immerhin kein Roy Black oder Rex Gildo.

Das ist alles unterhaltsam und größtenteils auch charmant, bleibt aber sehr brav, leider kommt auch der legendäre Wortwitz von Erhardt etwas zu kurz, er scheint sich sehr an das Drehbuch von Lustspiel-Routinier Gustav Kampendonk (1909-1966) gehalten zu haben. Wobei – dieser hat auch „Drillinge an Bord“ geschrieben, vielleicht hat Erhardt sich da mehr Freiheiten erlaubt. Er gehört aber auf jeden Fall trotz einiger Längen zu den besten Filmen mit Heinz.

Nebenbei erleben wir auch zwei legendäre Stimmen in kleinen Rollen: Hörspiel-Märchenonkel Hans Paetsch als Polizeipräsident und Martin Hirthe (Bud Spencer, Charles Bronson u. v. a.) als Baurat Welker.

Dieser Film war zusammen mit anderen aus der Zeit (wohl alle, die damals von der „Deutsche Film Hansa“ produziert wurden) lange Eigentum von „CD Film“, es gab sowohl VHS als auch DVD-Ausgaben unter dem Namen. Was ziemlich kurios ist, denn „CD Film“ ist eigentlich eine Firma, die sich primär mit pornografischen Kurzfilmchen in den 70ern einen Namen machten. Wie die Filme dort gelandet sind, wäre mal eine Recherche wert. Irgendwie sind die Lizenzen nun bei „Filmjuwelen“ gelandet, die sich immer wieder um hochwertige Neuauflagen vergriffener Klassiker und Raritäten verdient machen. Im Vorspann der Neuauflage erscheint ein Logo von „Dynasty Film“, vielleicht ist das der Rechtsnachfolger von CD Film?

Auf jeden Fall – endlich sind die alle wunderbar restauriert zu bekommen, entweder einzeln oder in einer Box mit dem etwas fantasielosen Namen „Noch ’ne Box“, die die rund 20 Euro allemal wert ist (6 Filme im Schuber und mit einem schönen Booklet). Finger weg von den alten DVDs, die sind ürkselig.

Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern (D 1970)

Regie, Buch: Rolf Olsen
Produktion: Allianz Filmproduktion GmbH, Berlin (Heinz Willeg),
Terra Filmkunst GmbH
Premiere: 26. November 1970


Ich verehre Heinz Erhardt. Dies ist einer der schlechtesten Filme, in denen er je mitgewirkt hat, dennoch mag ich ihn irgendwie. Er wird im Allgemeinen zu den „Willi-Filmen“ gerechnet, was eigentlich ziemlicher Quatsch ist. Die Figur Willi Winzig stammt aus dem Theaterstück „Das hat man nun davon“, aus dem später der Film „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) wurde. Außer dem Vornamen ist davon in diesem Film nichts übrig.

Willi Hirsekorn (Erhardt) reist nebst Familie (u. a. die großartige Ruth Stephan als Ehefrau) nach Italien, um mit den spießig-angeberischen Nachbarn Familie Buntje mithalten zu können. Ein gerade klassisches Sujet im damaligen Wirtschaftswunder-Deutschland – das 1970 eher schon verblasste und in vielen Filmen auch ironisch bearbeitet wurde. So auch hier, allerdings auf ziemlich platte Art. Also eher Klamauk als feine Ironie.

Aber: Als Klamauk funktioniert der Film über weite Strecken erstaunlich gut. Erhardt und Stephan sind zusammen immer eine Bank. Hans Terofal (auch bekannt aus den „Lümmel aus der ersten Bank“-Filmen) spielt wie immer den Trottel, was mich aufgrund der tragischen Lebensgeschichte des Schauspielers immer ein wenig traurig macht. Er begann als mehr oder weniger ernsthafter Filmmensch, war aber durch die Lümmel-Filme derart auf „Trottelrollen“ festgelegt, dass er in den 70ern nur solche Rollen bekam. Der Gute hat sich 1976 schlicht totgesoffen. Auch in diesem Film muss er – bzw. seine Rolle – einiges an Schmach über sich ergehen lassen. Als Hans Seitz geboren, war er der Sohn des Regisseurs Franz Seitz senior, der von 1917 bis 1951 durchaus erfolgreich Komödien und Schwänke inszenierte, aber auch mit NS-Propagandafilmen wie „S.A. Mann Brand“ (1933) wenig rühmliches auf dem Zettel hatte. Seine Künstlername Terofal geht auf den Mädchennamen der Mutter zurück, deren Familie „Laforet“ hieß – Terofal ist das ganze nur einmal gedreht.

„Ich hab Kirschen gern!“ – „Ja, und ich hab saure Gurken gern. Steck ich sie mir deswegen an den Hut?“

Kurzweil mit viel 70er-Flair, einigen wirklich witzigen Szenen und klassischen „Heinzereien“. Übrigens gibt er am Ende das bekannte Lied „Immer wenn ich traurig bin“ zum Besten.

Lange gab es den Film nur auf einer sehr seltenen frühen UFA-Kassette. Mein Exemplar hat die historische Bestellnummer UFA 003, muss also der dritte Film gewesen sein, der damals auf Video rauskam. Inzwischen auf DVD in der „Willi-Box“ zu haben.

VHS: UFA
DVD: Universum Film („Die Willi-Box“), rund 25-30 Euro