Fröhliche Chaoten (D 1998)

Regie: Otto Retzer
Buch: Erich Tomek
Produktion: WTS Film (Wörthersee Filmproduktion GmbH)
Premiere: 8. Mai 1998, 20:15 Uhr, ARD

Ui, noch was Kurioses für die kleine Lisa-Film-Chronik. Diesen ursprünglich fürs Fernsehen gedrehten Film stellt Lisa Film auf dem hauseigenen YouTube-Kanal kostenlos zur Verfügung. Tatsächlich ist es kein „richtiger“ Lisa Film, das läuft unter der Firma WTS, was – Trommelwirbel – für Wörthersee Filmproduktion GmbH steht. Passender geht es nicht. Ob das ein Ableger für TV-Projekte war? Auf jeden Fall passend – denn der berühmt-berüchtigte Wörthersee darf natürlich auch hier nicht fehlen.

Unser inzwischen alter Bekannter Otto W. Retzer, der Typ mit Glatze und Schnorres, der in vielen der „klassischen“ Lisa-Filme als Produktionsleiter und Gelegenheits-Kleindarsteller wirkte und hier schon öfters zu bewundern war, begann in den 90ern als Fernsehregisseur für seichte Unterhaltungskost zu arbeiten, unter anderem für Ein Schloß am Wörthersee und später der legendär-grottigen Klinik unter Palmen, die sogar in Kalkofes Mattscheibe (im Radio) verewigt wurde (hier zu hören).

Dieses Filmchen nimmt im recht sinnfreien Titel direkt Bezug auf die beiden Zärtliche Chaoten-Filme aus den 80ern. Keine Ahnung, warum, inhaltlich ist das typische ARD-Fernsehfilmkost der späten Neunziger. Wer mit der Erwartung hier rangeht, fröhlich-bekloppte Comedy zu finden, dürfte enttäuscht werden. Eigentlich ist das eher eine romantische Komödie und sollte eher „Scheidung für drei“, „Scheiden tut weh“, „Ein Anwalt kommt selten allein“ oder „Auch Anwälte müssen lieben“ heißen.

Tatsächlich eine kleine Randnotiz hier wert, denn wir treffen außer Retzer noch einige bekannte Nasen aus den 50ern bis 70ern, die hier schon mehrfach aufgetaucht sind, betrachten wir das als eine Art „Was macht eigentlich…?“ Produktionsleitung und Drehbuch stammen von Erich Tomek (* 1930), der für viele Trashperlen der 60er bis 80er verantwortlich ist, von Fummelfilmchen wie Alle Kätzchen naschen gern (1969) bis hin zu „Die Supernasen“ (1983).

Vor der Kamera haben wir mit Uschi Glas (* 1944) und Harald Juhnke (1929-2005) auch einige „große“ Namen des deutschen Nachkriegskinos. Auch Christian Kohlund (* 1950) ist aus dem Fernsehschaffen der 80er bis heute kaum wegzudenken, vielleicht am bekanntesten als Professor Vollmers aus der Schwarzwaldklinik, aber auch aus insgesamt 7 Folgen von „Derrick„.

Uschi Glas, Christian Kohlund

Inhaltlich haben wir die übliche Verwechslungs-Sauce, frisch angerührt von inzwischen 67jährigen Tomek, der die Dinger inzwischen bestimmt im Autopilot geschrieben hat. Also: Kurt Weimar (Christian Kohlund) ist erfolgreicher Schnöselanwalt, mit Schlips und Mercedes und so, spezialisiert auf Scheidungen. Einer besonders ertragreichen Scheidung verdankt er eine Wochenende in einer Villa am Wörthersee (ja, wo auch sonst). Nebenbei wurstelt noch sein jovialer Vater Otto (Harald Juhnke) rum, der sich als sein Sohn abgibt, um eine heiße Schnitte namens Sandra (Gerit Kling) aufzureißen. Kurt will indes seiner Kollegin Bettina (Uschi Glas) an den Schlüppi und will sie zum Wörthersee einladen. Am Ende treffen sie alle aus unterschiedlichen Beweggründen in dieser Villa aufeinander und der wilde Verwechslungsspaß beginnt.

Opa Otto hat den Schalk im Nacken

Was den Film ein wenig rettet, ist die schon recht behäbige, aber dennoch charmante Performance von Juhnke, der hier schon ziemlich am Ende seiner langen Karriere war und mehr durch Boulevardschlagzeilen denn oscarwürdigen Schauspiels von sich reden machte. Natürlich ist er im Prinzip der gleiche Charakter wie immer, die Spitzbübigkeit ist auch trotz der Betagtheit noch spürbar.

Ansonsten ist das alles ziemlich nach Schema F zusammengedängelt. Sind die Lisa-Filme der 70er und 80er wenigstens noch hemmungslos bekloppt, ist das hier einfach nur furzlangweilig, von der einfallslosen 08/15-Regie bis hin zur furchtbaren Fahrstuhlmusik. Die Gags sind alle uralt und durch schlechtes Timing zur Sicherheit unschädlich gemacht, nicht, dass sich noch jemand totlacht. Immerhin ist der schlüpfrige, notgeile Altherrenhumor der 70er weitgehend verschwunden, anderen Humor konnte Tomek scheinbar nicht, so unfassbar unlustig wie das Gestümper hier ist.

Och nee, nicht schon wieder der fucking Wörthersee …

Für beinharte Fans von Juhnke und Glas vielleicht noch was für Zwischendurch. Oder wenn man mal partout nicht einschlafen kann. Nee, liebe Leute, det war nix. Das imdb-Rating übrigens: 1,7/10. Hart. Aber tatsächlich scheint er – den Kommentaren auf YouTube zufolge – durchaus seine Fans zu haben.

Ist tatsächlich mal auf DVD erschienen, gibt es für wenige Euro gebraucht bei den üblichen Verdächtigen. Wer mal reinschauen für umme möchte (warum auch immer): Lisa Film auf YouTube.

Schick deine Frau nicht nach Italien (D 1960)

Regie: Hans Grimm
Buch: Ilse Lotz-Dupont
Produzent: Franz Seitz Filmproduktion, München
Premiere: 22. September 1960

Dieses obskure Filmwerk habe ich mal wieder dem YouTube-Algorithmus zu verdanken, der ihn mir ins Bewusstsein spülte. Neugierde erregte hier die Tatsache, dass wir hier ein frühes Werk aus dem Hause Franz Seitz Filmproduktion haben, das uns hier schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Heute am bekanntesten dürften wohl die „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe und später dann Literaturverfilmungen wie „Die Blechtrommel“ sein, mit dem hier schon behandelten Knaller „Big Mac“ (1985) mit Thomas Gottschalk als kuriose Nachgeburt der deutschen Nachkriegskomödie.

Die Produzentenkarriere von Seitz begann 1951, dies ist hier also noch seiner ersten „Schaffensperiode“ zuzurechnen. Wie üblich in diesen Jahren wurde auf Masse produziert, dies ist einer von drei (!) Filmen, die 1960 entstanden. Interessant ist hier auch, dass Hans Terofal aka Hans Seitz hier noch einen Credit als „Produktionsleitung“ hat, seinem eigentlichen Job für viele Jahre (neben einigen kleinen Schauspielrollen), bevor er unter seinem Pseudonym als Schauspieler bekannt wurde und immer den letzten Volldepp spielen musste und mit nur 53 Jahren schließlich Opfer seines Alkoholismus wurde.

Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Drei Paare werden vorgestellt, die Herren sind arrogante Flitzpiepen, riechen nach fremden Parfüms und kümmern sich nicht um den Haushalt und die Kinder. Die Muddis werden sauer und wollen ihnen eine Lektion erteilen, und fahren kurzentschlossen zu dritt nach Italien (wohin sonst). Unterwegs bleiben sie mit dem Auto liegen und werden von zwei charmant-zwielichtigen Italienern „gerettet“ (irgendwie klingen die für mich, wenn sie mit Akzent Deutsch reden, mehr nach Holländern als nach Italienern, liegt vielleicht aber auch an mir). Natürlich wollen die süßholzraspelnd auch den keuschen Muddis an den Baumwollschlüpfer, Vorurteile wollen ja gepflegt sein.

Die Milch kocht über, der Wasserhahn spritzt – man hat es schon nicht leicht als Mann mit ohne Frau

Zuhause bricht derweil das Chaos aus, weil Männer sind ja so unfähig, die Küche sieht aus wie Sau (eieiei). Damit dieser emanzipatorische Akt nicht Schule macht, kehren sie natürlich wieder reumütig zurück und alles ist wieder im Lot. Zwischendurch wird gesungen.

Gefilmt in Eastman-Color sehen wir natürlich auch nebenbei ein Kaleidoskop von postkartenartigen Motiven aus Italien, von Pferderennen mitten in der Stadt bis einer Rom-Sightseeing-Tour mit der Kutsche und lustigem Gesinge („Auf allen Straßen“). Interessant zu sehen, wie Rom damals aussah, ich war dieses Jahr erst dort. Durchaus ein Punkt auf der „Habenseite“ des Films.

Rom anno 1960

Auf allen Straßen such‘ ich die Eine

Sie muss die Schönste und Liebste sein

Wenn ich sie finde, wird sie die meine

Find‘ ich sie nicht, dann bleib‘ ich lieber noch allein

Ich ziehe meine Straße immer weiter

Durch die schöne Welt

Und bleibe dabei immer froh und heiter

Weil mir das Leben so gefällt

Was man so Singt, während man mit der Kutsche durch Rom fährt

Die Lieder sind angenehm kurz und überwiegend von der dieser etwas südländisch-„exotisch“ angehauchter Machart, die damals angesagt war.

Geschrieben hat dieses nette kleine Schlager- und Schmunzelfilmchen eine der wenigen Frauen, die damals in diesem harten Geschäft einen Fuß an Land bekommen haben, eine gewisse Ilse Lotz-Dupont (1893-1968). In der Vorkriegszeit vor allem als Schauspielerin bekannt, schrieb sie in den 50ern und 60ern rund 25 verfilmte Drehbücher. Von „Moselfahrt aus Liebeskummer“ (1953) über „Wenn die Alpenrosen blüh’n“ (1955) bis „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) klingt das doch eher nach solider Hausmannskost, was der Markt halt wollte. Das Himmelbett war wohl etwas erotisch angehaucht und sorgte 1962 für Aufsehen. (Dazu gehörte 1962 nun auch nicht viel. Wenn ich den mal finde, schau ich mal rein und berichte.)

Der Regisseur Hans Grimm (1905-1998) war mir bislang unbekannt. Er hat eine recht kuriose Karriere. Als gelernter Elektriker arbeitete er lange als Tontechniker, bevor er in den 30ern und 40ern zum Cheftonmeister der Tobis emporstieg und dort an zahllosen Filmen beteiligt war. Nach 1945 war er dann als Regisseur tätig für ein gutes Dutzend, überwiegend seichter Filme wie diesen hier. Hier kam ihm wohl zu gute, dass er – nach grober Sichtung – wohl überwiegend an unproblematischen, „leichten“ Filmen beteiligt war und es bei Massenproduktion an erfahrenen und zugleich politisch unbelasteten Regisseuren fehlte, die nicht emigriert sind.

Die Schauspieler*innen sind fast alle Kinder ihrer Zeit und hatten ihren Zenit in den 50ern und 60ern, danach wenn überhaupt noch etwas Fernsehen.

Spontan bekannt war mir tatsächlich nur Harald Juhnke (1929-2005), der hier noch recht jung in seiner sehr produktiven Zeit zu sehen ist, so grob 1957-1963 drehte er einen Film nach dem nächsten, 33 (!) Filme innerhalb von 6 Jahren.

Claus Biederstaedt (1928-2020) war ebenfalls in dieser Zeit sehr produktiv. Tatsächlich dürfte der Name vor allem Synchron-Nerds etwas sagen, war er doch lange im Geschäft und ist in vielen bedeutenden Filmen und Serien zu hören, als Stimme von u. a. Marlon Brando,  Peter O’Toole und Peter Falk. Die meisten Filme seiner Filmographie dürften außerhalb des Freundeskreises der seichten Schlagerfilmchen überwiegend vergessen sein, relativ spät war er noch mal im Roy-Black-Vehikel „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ (1974) zu sehen. Und – natürlich – später dann auch in einigen Folgen von „Derrick“, daher war mir das Gesicht auch vertraut. Generell war er in vielen ZDF-Produktionen der Zeit zu sehen, von „Der Kommissar“ bis „Die Schwarzwaldklinik“. Kleine biographisch-geschichtliche Anekdote: Wie so viele seiner Generation musste auch er in den Krieg, mit 15 Jahren an die Ostfront. Seine Mutter war in der festen Überzeugung, er wäre wie alle (!) seiner Mitschüler gefallen, worauf sie sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben nahm und in irgendeinem Massengrab verscharrt wurde. Unglaublich, was diese Generation durchlitten hat.

Die weibliche Hauptrolle bestreitet Marianne Hold (1933-1994), einer der großen Stars der damaligen Zeit, hier schon gegen Ende ihrer recht kurzen Karriere. Nach den Kriegswirren landete sie als junge Frau in Rom und lebte dort bis zu ihrem Tod. Ihre Filmkarriere war nach 1965 beendet.

Die aus Jugoslawien stammende Elma Karlowa (1932-1994) war ebenfalls ein sehr gesehener Gast in diesen Filmen. Im Gegensatz zu Marianne Hold konnte sie auch später noch im Kino und Fernsehen Rollen ergattern, wenn auch ihre Blüte lange vorbei war. Neben Abstechern in die 70er-Softerotik („Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“, „Was Schulmädchen verschweigen“, beide 1973) war sie sogar in den 90ern noch in einigen Folgen von „Tatort“ zu sehen. Der bedeutenste Film in ihrer Filmographie ist sicherlich „Angst essen Seele auf“ (1974) von Rainer Werner Fassbinder, in dem sie eine kleine, aber schöne Rolle hat als „Frau Kargus“, die schwarzhaarige, etwas pummelige Frau, die Brigitte Mira im Treppenhaus trifft.

Erwähnenswert ist noch eine kleine Rolle von Liesl Karlstadt (1892-1960), es war auch ihre letzte Rolle überhaupt. Zusammen mit Karl Valentin (1882-1948) bildete sie eines der großen Komiker-Duos Deutschlands. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Hier spielt sie Tete, die resolute Hausangestellte von Harald Juhnke. Dass die beiden zusammen mal einen Film gedreht haben, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.

Harald Juhnke, Liesl Karlstadt

„Machen Sie eine typische Handbewegung bei Sichtung dieses Films.“

Typisches Fließband-Produkt seiner Zeit. Tut niemandem weh, unterhält auf niedrigem Niveau, handwerklich sauber. Musik meist im erträglichen Rahmen. Schnulzfaktor schon im roten Bereich, aber (im Rahmen des Genres) noch zu ertragen. Gibt sicherlich schlimmeres, das ist hier ist wohl aber nur für Chronisten und beinharte Juhnke-Fans von Interesse.

Der Film ist wohl weder auf VHS noch auf DVD erschienen, nur eine Ausstrahlung im „Heimatkanal“ bei Premiere anno 2005 ist dokumentiert. Es gibt ihn aber in überraschend guter Qualität auf YouTube.

Bühne frei für Marika (D 1958)

Regie: Georg Jacoby

Buch: Helmuth M. Backhaus

Produktion: Walter Koppel für Real-Film

Premiere: 14. August 1958

50er-Jahre-Revuefilm. Uff. Aber der Cast machte mich neugierig. Natürlich das primär ein Vehikel für den schon damals angestaubten Star Marika Rökk (1913-2004), die hier schon etwas ihre beste Zeit hinter sich hatte und zudem noch als begeisterte Mitläufern und Hitlerfangirl etwas politisch angezählt war. Dennoch hatte sie auch in den 50ern noch einige Erfolge, scheint viele Deutsche nicht gestört zu haben. Gut, das Schicksal teilt sie mit vielen Künstler*innen ihrer Generation, auch wenn sie sich nicht glaubwürdig mit „innerem Exil“ herausreden konnte, zu eindeutig waren doch ihre Aussagen (bei Interesse sei auf Wikipedia verwiesen).

Doch zu diesem Film. Unbedeutender Revuefilm in Technicolor-Bonbonfarben, wie immer: fadenscheinige Handlung, um eine Reihe von Sing- und Tanzeinlagen irgendwie grobmaschig zusammenzudengeln.

Die „Handlung“ dreht sich um eine kleine Künstleragentur, der die zugkräftigen Künstler fehlen. Marion Müller (Rökk) leitet diese Agentur, und sie kommen auf die Idee, sie als „Marika Karoly“ als ungarische Diva zu vermarkten. Verwechslungskomödie, Klappe die 3525te. Wird dann natürlich zuerst zum Erfolg, dann fliegt sie als Hochstaplerin auf („Was erlaubt sich dieses Frauenzimmer!“), alles schlimm, aber huch, es gibt doch ein Happy End. Zwischendurch wird getanzt und gesungen.

Aber es gibt hier doch einiges zu entdecken. Schaun wir doch mal.

Roberto Blanco

Jawoll: Roberto „Ein bisschen Spaß muss sein“ Blanco (* 1937), süße 20 Jahre jung, noch gaaaanz am Anfang seiner Karriere, singt einen Schmachtfetzen namens „Echo-Blues“. Er wird nur in einer Totalen vor einem grünen Hintergrund gezeigt, ganz lässig mit Händen in den Hosentaschen, dann bekommen wir für den Rest des Songs eine künstlerisch wertvolle Ballett-Einlage vor die Linse:

Tatsächlich vielleicht die interessantesten drei Minuten des Films.

Ebenfalls noch vor dem großen Durchbruch bekommen wir auch den jungen Harald Juhnke (1929-2005) geboten. Er spielt Frank Flemming, einen Klatschreporter des örtlichen Käseblatts. Und Johannes Heesters (1903-2011, nein, kein Tippfehler) ist der große Co-Star von Rökk. Hier ist er quasi in der „mittleren“ Phase seiner ewig dauernden Karriere, aber am Zenit der Kinokarriere, die hier langsam aber sicher ausläuft. Irgendwie spielt er hier sehr steif, reißt dauernd unnatürlich die Augen auf beim Reden und overactet wie Sau. Keine Ahnung, ob das so sein Stil oder ob er hier nen schlechten Tag hatte, dafür kenne ich zu wenig seiner Filme. (Bis jetzt. Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass er mir nicht zum letzten Mal vor die Flinte läuft.)

Einer der kuriosesten Szenen des Films. Ich frage mich echt, ob das damals total harmlos war, oder ob sie das bewusst so durch die Zensur gemogelt haben. Echt, jetzt Uschi Muschi-Musch?

Regisseur Georg Jacoby (1882-1964), gebürtiger Mainzer, war nicht nur ein routinierter Regisseur, sondern ab 1940 auch der Ehemann von Marika Rökk. Schon praktisch, wenn man Berufs- und Privatleben zu schön verbinden kann.

Seine Regie-Karriere umspannte die Jahre von 1913 (!) bis 1960. Er arbeitete 33-45 auch für die Nazi-UFA brav weiter und hatte, wie seine Ehefrau, auch nach dem Krieg wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft erst mal Betätigungsverbot. Aber schon 1950 drehte er munter weiter, als wäre nichts gewesen.

Die finale große Revue hat wohl 90 % des Budgets verschlungen, große Bühnen, Kostüme und sogar ne kleine Science-Fiction-Einlage. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ob deswegen der Rest des Films eher poplig aussieht?

Die „Raumfahrt“ ist sehenswert, da kann Kubricks 2001 echt einpacken:

Über die Klischee-„Buschmänner“ aus der Mottenkiste schweigen wir mal dezent.

Irgendwo auch ein typischer Vertreter der Zeit. Ansonsten historisch kaum von Belang und auch sonst von eher fragwürdigem Unterhaltungswert. Für alle Hardcore-Fans von Roberto Blanco natürlich Pflichtprogramm. Sollte es 2022 noch so etwas geben.

Der Film hat es in Deutschland offenbar weder auf VHS noch auf DVD geschafft (jepp, einer von denen) und auch sonst ist online kaum Information zu finden. Die letzte auf ofdb dokumentierte Fernsehausstrahlung war 2007, im Dritten um 13.00 Uhr weggesendet. Auf diversen Streaming-Portalen ist er aber zu finden, aber auch (mutmaßlich legal) auf YouTube zu finden in überraschend guter Qualität.

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (D/Ö 1962)

Regie: Franz Antel
Buch: Johannes Kai, Hugo Wiener
Produktion: Carl Szokoll / Neue Delta Filmproduktion
Premiere: 19. Oktober 1962

Nudelfabrikant Keyser (Heinz Erhardt) wird von seiner Tochter zu einem Urlaub auf einer einsamen Insel verdonnert, um ihn dort auf Diät zu setzen. Wenig erbaut, will er zumindest seinen Mitarbeiter Dr. Steffen (Harald Juhnke) mitnehmen, und ihn vielleicht bei der Gelegenheit auch mit seiner Tochter verkuppeln. Auf der Insel angelangt treffen sie auf ein weiteres Paar (sie will heiraten, er lieber angeln, das übliche Drama). Gemeinsam stranden sie auf der kleinen Insel ohne Ausrüstung und sind auf ihre Survival-Skills angewiesen.

Die Filme des österreichischen Regisseurs Franz Antel (1913-2007) wirken irgendwie immer 10 Jahre älter als sie eigentlich sind. „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ von 1962 wirkt wie aus den tiefsten 50ern, von den knalligen Bonbon-Farben (Eastman-Color) bis zu dem schon damals angestaubten Humor. Er stammt aus der mittleren Schaffensphase von Antel, gut zehn Jahre vor dem Heinospoitation-Knaller „Blau blüht der Enzian„, der hier ja schon zu Ehren kam. Und auch noch einige Jahre, bevor er mit den berüchtigten „Frau Wirtin“-Filmen auch das Tittenfilmchen-Gerne beackerte.

Einen Pluspunkt hat der Film gegenüber vielen anderen: Heinz Erhardt spielt mit. Aber auch er kann dieses bemühte Lustspiel nicht wirklich retten. Im Gegensatz zu vielen späteren Filmen ist es kein „Heinz-Erhardt-Film“, in dem der Film quasi um ihn herum geschrieben wurde, sondern er ist mehr Teil des Ensembles. Die andere männliche Hauptrolle wird von niemand geringerem als einem noch recht jungen Harald Juhnke (1929-2005) gespielt, eine durchaus reizvolle Kombination, die leider nie wirklich ausgespielt wird.

Ein Grund, warum der Film so altbacken wirkt, ist wohl auch, dass es ein Remake des Films „Die Leute mit dem Sonnenstich“ von 1936 (!) ist. Er spielt nur nicht mehr an der Donau, sondern zeitgemäß in Italien, dem Sehnsuchtsort des Wirtschaftswunder-Deutschen. Aber nicht mal das ist echt – als Italien-Double musste aus Kostengründen Jugoslawien herhalten.

So können wir auch das rheinländische Urgestein Trude Herr hier einmal als pummelige italienische „Mamma“ mit Schürze bestaunen, die auch ein Liedchen namens „Tango d’Amore“ am Hafen trällern darf. Apropos – den Titel bekam der Film auf Wunsch des Verleihs verpasst, der damit den gleichnamigen Schlager von Bill Ramsey bewerben wollte. Mit diesem durchaus ganz originellen Liedchen beginnt auch der Film, das wirkt fast wie ein Videoclip. Der arme Kerl will einfach nur schlafen, aber die Olle will immer nur lesen und treibt ihn in den Alkoholismus. Wie das so geht.

Netter Kniff – besagte Mimi (Edith Hancke) liegt nebst Gaben (Ramsey) im Bett und liest einen Krimi, und liest uns auch quasi den Vorspann vor, als wäre der Film das Buch, das sie liest. Na, ich hoffe, der Krimi ist spannender als das laue Lüftchen von Komödie, das dann folgt.

Der Text des Liedes stammt von Hans Bradtke, der auch so nett wortspielig-launige Schlager wie „Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)„, „Das kannst du mir nicht verbieten“ oder „Das bisschen Haushalt … sagt mein Mann“ textete. Schon nicht so übel im Vergleich zu den sonstigen Schlager-Plattitüden.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Nie ins Bett, nie ins Bett
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol
Ja, that’s right
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol, Prost“

Hans Bradtke: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“

Was bleibt? Ein ziemlich seichtes, erschreckend unlustiges Lustspiel aus Opas Kintopp, das mit Erhardt und Juhnke eigentlich zwei humoristische Schwergewichte aufführt, die aber Dialoge aufsagen müssen, die 1962 schon einen sehr langen Bart hatten. Immerhin ist das ganze mit 76 Minuten auch schnell vorbei. Selbst in der eher durchwachsenen Filmographie von Heinz Erhardt kein Highlight.

Eigentlich schade, dass es keinen richtig „definitiven“ Erhardt-Film gibt. Entweder sie sind bieder-spießig (50er-60er) oder sehr albern und Schlagerheini-verseucht (70er). Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass er 1971 mit seinem Schlaganfall so unvermittelt aus dem Berufsleben gerissen wurde. Er konnte danach nicht mehr sprechen und schreiben, was die Hölle gewesen sein muss für jemand, der Sprache so liebte. Am besten ist er immer noch alleine auf einer Bühne, im Idealfall mit einem Klavier.

Die Bildqualität ist überraschend gut, leider ist der Ton sehr spitz, vielleicht auch „totgefiltert“, Zischlaute sind oft unangenehm im Ohr. Aktuell (07/2022) in Prime erhalten, Scheibchen (Billig-DVD) gibt es auch.