Auf der Alm da gibt’s koa Sünd (D 1974)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Hubert Frank
Produktion: Günther Eulau / Lisa Film
Premiere: 11. Oktober 1974

Unter weiter geht es – furchtlos und unaufhaltsam – durch das filmische Werk von Regie-Hansdampf-in-allen-Gassen F. J. Gottlieb. Und herrje, nicht schon wieder Lisa Film, und dann auch noch was – im weitesten Sinne – „Erotisches“. Ich gebrauche diesen Terminus hier nur widerwillig – im Kern ist es die übliche Blödel-Komödie im österreichisch-bayrischen Milieu, nur mit noch mehr Sexismus und Rassismus zum Fremdschämen und ein paar Nackerden. Hier sind noch Versatzstücke des Agentenfilms nachzuweisen.

Der Titel ist natürlich Gold und bis heute ein geflügeltes Wort, was besseres kann einem Film kaum passieren. Streng genommen ist es sogar ein Remake, denn bereits 1950 hat Franz Antel einen Film unter dem gleichen Namen gedreht, der inhaltlich wohl nichts gemein hat.

1974 war in gewisser Weise eine Zeit des Umbruchs, die „Sexwelle“ im bundesdeutschen Kino war eher am Abklingen, eine Sättigung trat ein. Gleichzeitig war absehbar, dass früher oder später auch „richtige“ Pornographie immer gesellschaftsfähiger wurde. Zur Erinnerung: 1974 war Pornographie in Deutschland immer noch per se illegal und wurde wie Drogen geschmuggelt, gerade über die dänische Grenze. 1975 sollte dann die Freigabe kommen. Tatsächlich sind viele der frühen deutschen „Juckelfilme“ inhaltlich und stilistisch gar nicht so weit von Produkten wie diesem hier entfernt, nur halt mit Genitalien.

Spion Heiner (Alexander Miller) bei der Arbeit

Wir beginnen mit einer Autoverfolgungsjagd mit einem Citroen DS und einem Porsche – ein Professor Solo (Walter Feuchtenberg), Erfinder einer Formel, mit der man aus Müll Benzin machen kann, wird von einem Agenten-Pärchen schließlich beim Halt an einer Tankstelle durch einen Schuss in den Allerwertsten vermeintlich getötet, er übergibt den Mikrofilm mit der Formel an den etwas tumben Tankstellenbetreiber Josef Sandler (Alexander Grill). Der vermeintlich tote Professor war aber nur betäubt und ist nun in den Fängen des Agenten-Paars. Deren weibliche Hälfte Sally geht gleich mal naggisch baden im See, damit wir auch endlich Möpse sehen, der Film läuft ja schon 6 Minuten.

„Probieren wir die Liiiebe?“ – „Das geht jetzt net, ich muss melken!“ – „Dann melken wir die Liiiebe, haaa!“

Josef Sandler sieht sich derweil schon als Millionär mit der Wunderformel. Zwischendurch befummelt ein gewisser Tino (Rinaldo Talamonti), der „notgeile Italiener“, der in keinem dieser Filme fehlen durfte, noch eine junge Frau (Elisabeth Felchner), die am Waldesrand Beeren pflückt.

Die aufgrund des augenscheinlichen Mords gerufene Polizei erscheint in Gestalt von Gendarm Xaver (Hans Terofal). Tino denkt, die schießwütigen Agenten sind hinter ihm her und haut ihm erst mal eine riesige Zange auf den bemützten Kopf. „Do legst di nieder!“ Zur Wiederbelebung übergießt er ihn mit Wasser. Auf den Schreck kriegt er erst mal einen Obstler. Hey, endlich wieder mal was für die Galerie „Hans Terofal beim Saufen“. Herrgott.

Nach ein bisschen Blabla zieht er weiter mit seinem Fahrrad, und erwischt den Tino und die holde Maid beim „Melken“. Auf der Alm gibt es also doch „e Sünd“, der Filmtitel lügt, wer hätte es geahnt.

Bayrisches Multitasking

Vom Gendarm aufgeschreckt läuft die Maid von dannen, und folgender Dialog entspinnt sich. Dieser Film ist – wie zu erwarten – eine Goldgrube für alle Arten von Ismen.

Gendarm: „Können Sie das nicht daheim machen?“

Tino: „Nein, denn ich komme aus bella Silicia – das ist zu weit.“

Gendarm: „Oh weh, e Itaker! Ein Gastarbeiter!“

Tino: „Nicht schimpfen, ohne uns könnt ihr eh nicht auskommen!“

Gendarm: „Ha-haa – das hier können wir bestimmt auch!“

Tino: „Aber nicht so gut wie wir!“

Gendarm: „Nicht frech werden, du Zwergl, sonst sperr ich dich ein!“

(…)

Tino: „Ich? Ich bin ein armer Italiener.“

Gendarm: „Jaja, ich weiß schon, Mafia und so!“

Deutsche Populärkultur 1974. Natürlich nur lustig gemeint, hahaha. Diese Gastarbeiter, hahaha. Lassen anständige blonde (!) deutsche Mädchen nicht mal in Ruhe eine Kuh melken. Ein echter Schenkelklopfer.

Aufgelöst wird dieser Disput natürlich dadurch, dass ein riesiger Mann namens Emil (Erhard Weller) zu Tinos Überstützung aus dem Nichts in Bild kommt und der Gendarm verängstigt von dannen rauscht. Wie sonst. Emil, offenbar ein Kumpel von Tino, erkundigt sich, wie denn das Mädel so war, aber mangels Abschluss kann Tino noch keine Auskunft geben, er müsse morgen weitermachen. Emil bietet an, den Job zu übernehmen, Tino lehnt dankend ab. Kein Kommentar.

Wir sind erst bei Minute 13 und ich liege mit dem Kopf auf der Tastatur.

Einmal tief Luft geholt und weiter. Wir befinden uns in einem Gasthaus, ein Gast lässt zu fröhlicher Blasmusik gegenüber der Bedienung folgende Dialogperle aus dem Kopf fallen:

„Mach mir doch schnell e Hupferl! (…) Aber wenn’s mir doch grad so juckt, ganz heiß und steif isser, ha!“

Worauf die Bedienung ihm hysterisch lachend zur Abkühlung das soeben servierte Maß Bier in die brünstige Lederhos’n kippt. „Jetzt ist die ganze Pracht beim Deifel!“ Sexuelle Belästigung als Kavaliersdelikt, eine zünftige Gaudi.

Nach diesem heiteren Intermezzo geht es mit dem Plot weiter – unser Tankstellentyp mit der Zauberformel trifft ein und erzählt dem dicken Wirt (Gerd Eichen), dass sie reich werden können. Seine Kinder hätten so ein Vergrößerungsgerät, mit dem man den Mikrofilm lesen kann. Sie werden dabei belauscht vom Agenten, der nun weiß, wo der Mikrofilm ist: Im Gürtel der Lederhose.

Tino hat nun als lustigen Sidekick den Riesen Emil. Ein beklaut einen Passanten, indem er ein 5-DM-Stück auf den Weg wirft, der Klischee-Bayern (nur echt mit Pfeife und Hut) bückt sich, zack, weg ist die Geldbörse. Merke, liebes Publikum: Diese Gastarbeiter vernaschen nicht nur unsere Frauen, sondern klauen auch wie die Raben. Der „Gag“: Die Börse ist leer. Also 5 DM Miese gemacht.

So macht man übrigens Benzin aus Müll. Falls mal jemand fragt.

Unsere beiden Dorfdeppen stehen währenddessen vor der Formel wie die sprichwörtliche Kuh vorm Protonenbeschleuniger.

Jetzt ist dem Drehbuchautor wohl eingefallen, dass das ja ein Sexfilm werden soll, es folgt eine komplett unmotivierte Sexszene der beiden Spione zu hirnerweichenden „lustigen“ Musik mit Gesang. Eine Frau spannt durchs Loch, hinzu kommt der notgeile Gast von eben und runter geht der Schlüpfer. Wie schön, dass er noch Verwendung für seine „Pracht“ gefunden hat. Dieser Film, ey.

Derweil wird weiter über der Formel gerätselt, u. a. wird der Dorfarzt hinzugezogen (Ulrich Beiger). Mehr als „Gibt mir noch e Bier!“ kommt dabei aber nicht heraus.

Zwischendurch gibt es noch die obligatorische „Fensterl“-Szene. Statt des erwarteten Beischlafpartners erscheint allerdings der Agent zum Koitus-Appell, was die Dame nicht stört. Allerdings taucht auch der erwartete Gast auf, und eine Schlägerei beginnt. Zufällig stößt das inzwischen gut angeheiterte Trio, genug vom Formeln haben, dazu, der Tankstellentyp Josef nutzt die Gelegenheit, mal zu sehen, ob er auch „was abstauben kann“. Doch, huch, es ist seine Nichte, und dann kommt auch noch seine Frau Gemahlin die Tür rein, er flieht aus dem Fenster und fällt in den Porsche der Agenten. (Wohin auch sonst?)

Am nächsten Morgen wird er dann dem Professor gegenübergestellt. Er ist immer noch strulle, der erste Satz am Morgen ist: „Huhuuuu … bumsen wir zwei einmal einen … hihihihi„. Er ist überrascht, dem totgeglaubten Professor gegenüberzustehen, er wird befragt, wo der Mikrofilm ist. Der sich ja in seiner Lederhose befindet, die er dann ausziehen soll. Was er auch prompt macht. Er kriegt einen dicken Ast auf die Omme, als er Frau Agentin an die Bluse will.

Tino verabschiedet sich von seiner Nachtbegleitung, und bekommt noch einen Laib Brot hinterhergeworfen als Wegzehrung, wie man das halt so macht nach dem One-Night-Stand.

Josef und der Professor sind am Baum gefesselt, doch sie können sich befreien. Als Dank für die Befreiung soll der Prof bei der Erzeugung des Benzins helfen. Josef, immer noch nackt, flieht, unser Gendarm Xaver erwischt ihn und will ihn verhaften. Und wieder gelingt ihm die Flucht (die natürlich das Klamottenpotenzial von einem Mann ohne Klamotten auskostet. Den Gendarm kriegt zum Beispiel ein Nudelholz auf den Kopf und fällt mit dem Arsch auf einen Kaktus. Brüller.)

Im Prinzip geht es immer so weiter – Gags aus der Comedy-Hölle, sexistische Kacke mit bayrischem Dialekt, Blasmusik, ab und zu werden Brüste in die Kamera gehalten. Mal ein „lustiges“ Episödchen, mal ein „erotisches“ Episödchen. Natürlich ist die Suche der Agenten nach dem Mikrofilm der dünne rote Faden.

Noch ein weltanschauliches Kleinod. Die Nichte von Josef wird beim engagierten Geschlechtsverkehr auf der Wiese erwischt und von Josef und seiner Frau anschließend zur Rede gestellt. Man lese und würge:

Frau: „Diese Schand! Diese Schand! Wie kannst du uns nur so was antun!“

Josef: „Hast du denn überhaupt kein Schamgefühl!“

Nichte: „Ich habe mal gelesen, wenn man vergewaltigt wird, soll man sich nicht wehren. Das ist gefährlich!“

Josef: „WAS?! … Mhmh, jaaa, da hab ich mal was gelesen, hehe.“

Frau schaut skeptisch.

Josef: „Is ja auch kein Wunder, so wie du immer herumrennst! Das ist geradezu eine Provo… vo… oder wie das heißt.“

Sprach’s und ging ins Wirtshaus, um „seinen Kummer herunterspülen.“ Ein Film, nach dessen Sichtung man eine Aspirin und eine Dusche braucht.

Der Professor macht nun gemeinsame Sache mit dem Vierergespann um Josef, baut wie ein übereifriger Chemie-Lehrer allerlei lustig blubbernde bunte Gläser in die Küche. Die Agentin verkleidet sich als Marktfrau mit frischen Eiern und schleicht sich in besagter Labor-Küche. Der Mikrofilm verbrennt durch Josefs Trotteligkeit, nur die fertige Flüssigkeit, anhand der mal die Formel rekonstruieren kann, bleibt und wird prompt von der Spionin gemopst. Die beiden fahren mit der Flasche von dannen, nur ist der Inhalt explosiv und der Porsche explodiert im Off. Beide sitzen nackt in den Überresten. Benzin hin oder her, sie gehen erst mal knattern, wo sie schon nackt sind. Ende.

Diese Sexszene bleibt uns (leider oder Gott sei Dank?) erspart

Auf der Habenseite – Regisseur F. J. Gottlieb macht handwerklich einen sauberen Job, effizient, aber effektiv (auf dem gegebenen niedrigen Niveau ohne große Experimente), dafür ist er einfach ein alter Hase im Geschäft mit viel Erfahrung. Das Drehbuch von Hubert Frank (* 1925) ist nur eines von vielen in der Zeit, er war wohl eine Art Spezialist für diese sehr (sagen wir es nett) bodenständige Art von Lustspiel. Er trat teilweise auch als Regisseur in Erscheinung, zum Beispiel beim Film mit dem hübschen Titel „Muschimaus mag’s grad heraus„, ebenfalls 1974 erschienen. Nach 1980 kam dann aber nicht mehr viel.

Alena Penz (* 1949), die die Spionin Sandy spielt und dabei mit ihren Reizen nicht geizt, stammt ursprünglich aus der damaligen Tschechoslowakei und wirkte ab 1969 in allerlei dieser Schabernack-und-nackte-Haut-Filmen mit. Hier ist sie uns schon in Franz Antels „Wenn Mädchen zum Manöver blasen“ begegnet. Der vielleicht beste Film ist wohl der damalige Skandalfilm „Salon Kitty“ (1975) von Tinto Brass, sie hat also auch hier und da mal in Italien gedreht. Nach 1980 war ihre Karriere vorbei, laut Wikipedia lebt sie seit 1990 wieder in der Tschechoslowakei. Ihr Filmspion-Kollege Alexander Miller hat außer hier kaum noch Filme gedreht. Hintergründe sind mir nicht bekannt.

Der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) ist uns auch bei den manöverblasenden Mädchen schon begegnet. Auch er ein Dauergast in solchen Filmen. Ebenso Rinaldo Talamonti (* 1947), der hier viel erleiden muss. Ob ihm das heute peinlich ist, in welchem offen fremdenfeindlichen, Klischees befeuerten Dreck er damals mitwirkte?

Erhard Weller (1926–1986) ist noch ein paar Worte wert, er war mit 2,36 m einer der größten Menschen der Welt. Kurioserweise gibt es in der englischen Wikipedia einen (kurzen) Artikel, in der deutschen gar keinen. International war wohl unter dem Spitznamen „Big Bimbo“ (?!) bekannt. Ein hat in einer Handvoll Filme mitgewirkt, dieser wohl der bekannteste, und war auch mal bei Rudi Carrell in „Am laufenden Band“ zu Gast.

Hans Terofal (1923-1976) ist selbst mit einem zusammengestoppelten Grottendrehbuch wie diesem hier immer ein bisschen lustig auf seine quirlig-zappelige Art. Er hat hier relativ viel Screentime und ein paar der besseren Gags, er beherrscht „physical comedy“ einfach im Vergleich zu den anderen Zappelphilippen. Er war hier schon fast am Ende seines zu kurzen Lebens, 1975 folgen noch zwei Filme, danach starb er.

Ach ja, weil es eine Lisa-Film-Produktion ist, gibt sich unser Otto Retzer auch die Ehre in einer Mini-Rolle, hier ist er kaum erkennbar und zudem von Norbert Gastell nachsynchronisiert recht am Anfang als Pferdekutscher zu sehen. Hier ist er eigentlich wie so oft als „Aufnahmeleitung“ tätig.

Ich bin ja durch dieses Projekt hier echt abgehärtet, was Schwachsinn angeht, aber das Teil ist schon eine ganz besondere Qualität. Schmerzhaft unlustig (auf Bierzeltniveau wäre noch geschmeichelt), weltanschaulich ganz finstere bayrisch-österreichische Holzköpfe, Gags aus der allerletzten Kintopp-Mottenkiste, furchtbare Musik und trotz nur 78 Minuten – trotz einer flotten Inszenierung – zäh und in gesamter Länge schwer am Stück zu ertragen, was für ganz Hartgesottene. Vielleicht das furchtbarste, was Lisa Film je verbrochen hat? Noch habe ich nicht alles gesehen, aber die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch.

Der Film ist recht problemlos auf DVD zu bekommen, einzeln oder in einer „Dirndl-Box“. Obacht: Es gibt auch eine gekürzte FSK16-Version. Ja, der Quatsch hier ist immer noch FSK18. Fragt mich nicht, warum. Was genau da geschnitten ist, keine Ahnung. Das 1986 erschiene VHS-Band der UFA wurde damals sogar indiziert. Es gibt unter dem Titel „Bottoms Up“ sogar eine amerikanische Version, synchronisiert und laut schnittberichte.com um einige Sekunden Sex erleichtert, nicht dass die armen Amis noch verdorben werden.

Klassenkeile (D 1969)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Kurt Nachmann, Paul Hengge
Produzent: Horst Wendlandt / Rialto Film, Berlin
Premiere: 28. März 1969

1968 gelang der Franz Seitz Filmproduktion mit „Die Lümmel von der ersten Bank“ ein Überraschungserfolg. Neben den insgesamt sechs „offiziellen“ Fortsetzungen versuchten auch andere Produktionsstudios, ein Stück vom Kuchen abzuhaben. Lisa Film versuchte sein Glück mit dem hier bereits behandelten Immer Ärger mit den Paukern im Oktober 1968. Der immer geschäftstüchtige Horst Wendlandt (1922-2002) mit seiner Rialto Film erkannte die Chance, und warf nun seinerseits auch „Paukerfilme“ ins Rennen. Am 28. März 1969 feierte „Klassenkeile“ Premiere, nachdem er bereits am zweiten „offiziellen“ Teil beteiligt war.

Dies ist also einer der Filme der Reihe, mit denen Franz Seitz nichts zu tun hatte. Mit Uschi Glas gelang es, einen der damaligen Kassenmagneten zu verpflichten, und in kleinen Rollen sind hier einige der Schauspieler zu sehen, die auch bei der Konkurrenz mitwirkten, vor allem Rudolf Schündler und Hans Terofal, die uns hier ja schon zur Genüge vor die Linse gelaufen sind.

Das Drehbuch schrieb mal wieder die bewährte Kraft Kurt Nachmann zusammen mit einem gewissen Paul Hengge, der mir bis eben unbekannt war. Er war zu der Zeit fest bei Rialto Film angestellt und schrieb einiges an Skripten, von einzigen Edgar-Wallace-Filmen bis hin zu aufklärerischen Obskuritäten wie „Van de Velde: Das Leben zu zweit – Die Sexualität in der Ehe“ (1969).

Mal sehen, was die beiden sich da ausgedacht haben. Wir lernen Manuela (Anita Kupsch) kennen, die in der Schule vor allem durch Unwissen und Aufsässigkeit glänzt. Nach einem weiteren Streich fliegt sie von der Schule, sie hat eh keine Lust auf Abitur und will lieber ihren Freund, einen Obst- und Gemüsehändler, heiraten.

Derweil sitzt Katja (Uschi Glas) im Büro, sie ist Nachwuchsjournalistin und schreibt eine Reportage über die heutige Schule, basierend auf den Erlebnissen ihrer Freundin Manuela. Sie ist bekanntlich gerade geflogen, und Katja beschließt, sich selbst als Schülerin in eine 13. Klasse unter dem Namen von Manuela einzuschleusen und aus erster Hand zu recherchieren. Verwechslungskomödie incoming, die Dinger hat Kurt Nachmann echt im Akkord geschrieben.

Natürlich gibt es einen „coolen“ Lehrer, Dr. Wagner (Walter Giller), den unbeliebten Streber, ein komisch schiefgehendes Chemie-Experiment und generell viele der klassischen plot points des Genres werden aufgegriffen. Der „coole“ Lehrer wird natürlich vom alteingesessenen Lehrkörper scheel angekuckt, sie wollen ihn loswerden, die Schüler*innen wollen dies verhindern. Man könnte es etwas böse formulieren: Es ist eine billige Raubkopie der originalen „Lümmel“-Filme, gemischt mit einem guten Schluck „Feuerzangenbowle“. Die dünne Handlung wird episodenhaft durch mehr oder weniger originelle Streiche gestreckt.

Rudolf Schündler spielt hier auch einen Lehrer namens Dr. Krapp-Krapproth, einer der größeren Rollen, der direkt mit diesem wunderbar absurdem Monolog auffällt und einem noch heute daran erinnert, welches Geistes Kind der Lehrkörper dieser Zeit war. Diese Filme entstanden zu einer Zeit des Umbruchs, Stichwort „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“. Dr. Krapp-Krapproth trifft den Direktor auf dem Flur und beklagt sich:

„Schon wieder, es ist unerhört! Herr Direktor, ich unterrichte gerade deutsche Geschichte – was heißt deutsch – preußische Geschichte! Und ich versuche gerade bei den jungen Leuten, die uns ja nun mal eben anvertraut sind, die Andacht wachzurufen, die ja schließlich Preußens Gloria gebührt! Und was machen Dr. Wagner und seine Oberprima? Negermusik! Zack zack zack bumm bumm!“

Dr. Krapp-Krapproth
Rudolf Schündler als preußischer Oberlehrer Dr. Krapp-Krapproth

Schön auch, dass der Direktor nach „Negermusik“ auch direkt kleinlaut „Schwarze! Schwarze Musik …“ einwirft. Man darf ja nichts mehr sagen in Deutschland! Mensch, schon 1969 „woke“, da würden heute direkt wieder die Kommentarspalten glühen. Absurd, dass darüber 2023 allen Ernstes immer noch diskutiert wird.

Wenn du denkst, du spankst, dann denkst du nur du spankst. Uschi Glas kriegt Klassenkeile. Jeder darf mal.

Ein weiterer Lehrer wird von Ulrich Beiger (1918-1996) gegeben, der mir vor allem aus „Das verrückteste Auto der Welt“ (1975) bekannt ist, aber in jenen Jahren viel im Kino zu sehen war, und später auch im Fernsehen (und ja, natürlich auch in zwei Folgen von „Derrick“).

Walter Giller (1927-2011) hatten wir auch schon mehrfach – er spielt hier den sympathischen Junglehrer überzeugend. Näheres zu ihm habe ich bereits beim Film Liebe auf krummen Beinen (1959) geschrieben.

Walter Giller, Ulrich Beiger

Hans Terofal (1923-1976) hat hier nur eine kleine Rolle, er ist der Kapellmeister einer bayrischen Blaskapelle, die während einer Klassenarbeit im Schulfoyer zünftige Blasmusik spielt. Er hat sichtlich Spaß dran, zumindest muss er nicht saufen und albern rumzappeln.

Hans Terofal hat Gaudi – „Wir sind bezahlt worden, dass wir hier blasen, daher blasen wir hier!“

Herbert Weissbach (1901-1995) ist direkt in der ersten Szene der Lehrer. Zu ihm habe ich auch hier und da schon öfter was geschrieben, schön, dass er hier mal mehr als einen Satz sagen darf. Auch er ist uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, z. B. in Der Partyphotograph.

Manuelas Vater ist noch prominent besetzt – das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999) gibt sich die Ehre, sein Film direkt vor dem noch absurderen, hier schon behandelten Charley’s Onkel. Hier jagt er keine Nutten, sondern spielt eine typische Millowitsch-Figur, der joviale, gutgelaunt-kieksende Sympath.

„Ein Kuss! Empööörend!“ – „Ich sag’s ja, der Sex … kommt auch auf uns zu … UNAUFHALTSAM!“ (Vielleicht der beste Gag des Films.) (Inge Wolffberg, Rudolf Schündler)

Ach ja, noch ein paar Worte zu den Damen. Uschi Glas dürfte auch heute noch geläufig sein, die andere weibliche Hauptrolle Manuela Schulz wird von Anita Kupsch gespielt. Der Name sagte mir zugegebenermaßen nichts. Ihre Filmographie ist auch recht lang, das meiste ist wohl eher dem Vergessen anheim gefallen. Serienfreunde könnten sie noch aus „Praxis Bülowbogen“ kennen, wo sie von 1987 bis 1996 mitspielte. Der Rest der jüngeren Damen sind mehr Deko. Gegen Ende des Films taucht noch Wilma (* 1957) auf, damals so was wie das Pendant zu Heintje, die irgendwas von Glück und Sonnenschein trällert. Das Lied kam als Single nicht mal in die Top 100, und womit? Mit Recht. Immerhin gibt es einen schönen Meta-Gag: Der Direktor (Werner Finck) direkt nach dem Lied:

„Nachdem wir nun unserem lieben Heintje, äh, Wilma – Heintje war ja im letzten Film – gehört haben, wollen wir nun zur Tagesordnung weitergehen…“

Eine Erwähnung wert ist noch die ältliche Lehrerin Dr. Sieglinde Boll, gespielt von Inge Wolffberg (1924-2010), die mir vage bekannt vorkam – Heinz-Erhardt-Fans könnten sie noch als „Fräulein Grauvogel“ aus „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) kennen. Hier hat sie einige schöne Szenen mit Rudolf Schündler, kleine Lichtpunkte in diesem Machwerk.

Insgesamt ein lauwarmer „Feuerzangenbowle“-Aufguss, trotz vieler bekannter Spaßnasen erstaunlich humorbefreit, vorhersehbar und abgekupfert und trotz nur 88 Minuten Lauflänge zäh. Dennoch war es kommerziell ein „mehr als zufriedenstellender“ Erfolg. Vielleicht wollten die auch alle nur sehen, wie Uschi Glas der Hintern versohlt wird. Wer weiß. Darauf ein zackiges „Zack zack zack bumm bumm“.

Wer’s sehen will: Ist sowohl auf einer ganz alten UFA-Videokassette (bei Taurus) zu haben als auch als DVD in einer „Uschi-Glas-Box“ bei Universum Film erschienen.

Schick deine Frau nicht nach Italien (D 1960)

Regie: Hans Grimm
Buch: Ilse Lotz-Dupont
Produzent: Franz Seitz Filmproduktion, München
Premiere: 22. September 1960

Dieses obskure Filmwerk habe ich mal wieder dem YouTube-Algorithmus zu verdanken, der ihn mir ins Bewusstsein spülte. Neugierde erregte hier die Tatsache, dass wir hier ein frühes Werk aus dem Hause Franz Seitz Filmproduktion haben, das uns hier schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Heute am bekanntesten dürften wohl die „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe und später dann Literaturverfilmungen wie „Die Blechtrommel“ sein, mit dem hier schon behandelten Knaller „Big Mac“ (1985) mit Thomas Gottschalk als kuriose Nachgeburt der deutschen Nachkriegskomödie.

Die Produzentenkarriere von Seitz begann 1951, dies ist hier also noch seiner ersten „Schaffensperiode“ zuzurechnen. Wie üblich in diesen Jahren wurde auf Masse produziert, dies ist einer von drei (!) Filmen, die 1960 entstanden. Interessant ist hier auch, dass Hans Terofal aka Hans Seitz hier noch einen Credit als „Produktionsleitung“ hat, seinem eigentlichen Job für viele Jahre (neben einigen kleinen Schauspielrollen), bevor er unter seinem Pseudonym als Schauspieler bekannt wurde und immer den letzten Volldepp spielen musste und mit nur 53 Jahren schließlich Opfer seines Alkoholismus wurde.

Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Drei Paare werden vorgestellt, die Herren sind arrogante Flitzpiepen, riechen nach fremden Parfüms und kümmern sich nicht um den Haushalt und die Kinder. Die Muddis werden sauer und wollen ihnen eine Lektion erteilen, und fahren kurzentschlossen zu dritt nach Italien (wohin sonst). Unterwegs bleiben sie mit dem Auto liegen und werden von zwei charmant-zwielichtigen Italienern „gerettet“ (irgendwie klingen die für mich, wenn sie mit Akzent Deutsch reden, mehr nach Holländern als nach Italienern, liegt vielleicht aber auch an mir). Natürlich wollen die süßholzraspelnd auch den keuschen Muddis an den Baumwollschlüpfer, Vorurteile wollen ja gepflegt sein.

Die Milch kocht über, der Wasserhahn spritzt – man hat es schon nicht leicht als Mann mit ohne Frau

Zuhause bricht derweil das Chaos aus, weil Männer sind ja so unfähig, die Küche sieht aus wie Sau (eieiei). Damit dieser emanzipatorische Akt nicht Schule macht, kehren sie natürlich wieder reumütig zurück und alles ist wieder im Lot. Zwischendurch wird gesungen.

Gefilmt in Eastman-Color sehen wir natürlich auch nebenbei ein Kaleidoskop von postkartenartigen Motiven aus Italien, von Pferderennen mitten in der Stadt bis einer Rom-Sightseeing-Tour mit der Kutsche und lustigem Gesinge („Auf allen Straßen“). Interessant zu sehen, wie Rom damals aussah, ich war dieses Jahr erst dort. Durchaus ein Punkt auf der „Habenseite“ des Films.

Rom anno 1960

Auf allen Straßen such‘ ich die Eine

Sie muss die Schönste und Liebste sein

Wenn ich sie finde, wird sie die meine

Find‘ ich sie nicht, dann bleib‘ ich lieber noch allein

Ich ziehe meine Straße immer weiter

Durch die schöne Welt

Und bleibe dabei immer froh und heiter

Weil mir das Leben so gefällt

Was man so Singt, während man mit der Kutsche durch Rom fährt

Die Lieder sind angenehm kurz und überwiegend von der dieser etwas südländisch-„exotisch“ angehauchter Machart, die damals angesagt war.

Geschrieben hat dieses nette kleine Schlager- und Schmunzelfilmchen eine der wenigen Frauen, die damals in diesem harten Geschäft einen Fuß an Land bekommen haben, eine gewisse Ilse Lotz-Dupont (1893-1968). In der Vorkriegszeit vor allem als Schauspielerin bekannt, schrieb sie in den 50ern und 60ern rund 25 verfilmte Drehbücher. Von „Moselfahrt aus Liebeskummer“ (1953) über „Wenn die Alpenrosen blüh’n“ (1955) bis „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) klingt das doch eher nach solider Hausmannskost, was der Markt halt wollte. Das Himmelbett war wohl etwas erotisch angehaucht und sorgte 1962 für Aufsehen. (Dazu gehörte 1962 nun auch nicht viel. Wenn ich den mal finde, schau ich mal rein und berichte.)

Der Regisseur Hans Grimm (1905-1998) war mir bislang unbekannt. Er hat eine recht kuriose Karriere. Als gelernter Elektriker arbeitete er lange als Tontechniker, bevor er in den 30ern und 40ern zum Cheftonmeister der Tobis emporstieg und dort an zahllosen Filmen beteiligt war. Nach 1945 war er dann als Regisseur tätig für ein gutes Dutzend, überwiegend seichter Filme wie diesen hier. Hier kam ihm wohl zu gute, dass er – nach grober Sichtung – wohl überwiegend an unproblematischen, „leichten“ Filmen beteiligt war und es bei Massenproduktion an erfahrenen und zugleich politisch unbelasteten Regisseuren fehlte, die nicht emigriert sind.

Die Schauspieler*innen sind fast alle Kinder ihrer Zeit und hatten ihren Zenit in den 50ern und 60ern, danach wenn überhaupt noch etwas Fernsehen.

Spontan bekannt war mir tatsächlich nur Harald Juhnke (1929-2005), der hier noch recht jung in seiner sehr produktiven Zeit zu sehen ist, so grob 1957-1963 drehte er einen Film nach dem nächsten, 33 (!) Filme innerhalb von 6 Jahren.

Claus Biederstaedt (1928-2020) war ebenfalls in dieser Zeit sehr produktiv. Tatsächlich dürfte der Name vor allem Synchron-Nerds etwas sagen, war er doch lange im Geschäft und ist in vielen bedeutenden Filmen und Serien zu hören, als Stimme von u. a. Marlon Brando,  Peter O’Toole und Peter Falk. Die meisten Filme seiner Filmographie dürften außerhalb des Freundeskreises der seichten Schlagerfilmchen überwiegend vergessen sein, relativ spät war er noch mal im Roy-Black-Vehikel „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ (1974) zu sehen. Und – natürlich – später dann auch in einigen Folgen von „Derrick“, daher war mir das Gesicht auch vertraut. Generell war er in vielen ZDF-Produktionen der Zeit zu sehen, von „Der Kommissar“ bis „Die Schwarzwaldklinik“. Kleine biographisch-geschichtliche Anekdote: Wie so viele seiner Generation musste auch er in den Krieg, mit 15 Jahren an die Ostfront. Seine Mutter war in der festen Überzeugung, er wäre wie alle (!) seiner Mitschüler gefallen, worauf sie sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben nahm und in irgendeinem Massengrab verscharrt wurde. Unglaublich, was diese Generation durchlitten hat.

Die weibliche Hauptrolle bestreitet Marianne Hold (1933-1994), einer der großen Stars der damaligen Zeit, hier schon gegen Ende ihrer recht kurzen Karriere. Nach den Kriegswirren landete sie als junge Frau in Rom und lebte dort bis zu ihrem Tod. Ihre Filmkarriere war nach 1965 beendet.

Die aus Jugoslawien stammende Elma Karlowa (1932-1994) war ebenfalls ein sehr gesehener Gast in diesen Filmen. Im Gegensatz zu Marianne Hold konnte sie auch später noch im Kino und Fernsehen Rollen ergattern, wenn auch ihre Blüte lange vorbei war. Neben Abstechern in die 70er-Softerotik („Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“, „Was Schulmädchen verschweigen“, beide 1973) war sie sogar in den 90ern noch in einigen Folgen von „Tatort“ zu sehen. Der bedeutenste Film in ihrer Filmographie ist sicherlich „Angst essen Seele auf“ (1974) von Rainer Werner Fassbinder, in dem sie eine kleine, aber schöne Rolle hat als „Frau Kargus“, die schwarzhaarige, etwas pummelige Frau, die Brigitte Mira im Treppenhaus trifft.

Erwähnenswert ist noch eine kleine Rolle von Liesl Karlstadt (1892-1960), es war auch ihre letzte Rolle überhaupt. Zusammen mit Karl Valentin (1882-1948) bildete sie eines der großen Komiker-Duos Deutschlands. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Hier spielt sie Tete, die resolute Hausangestellte von Harald Juhnke. Dass die beiden zusammen mal einen Film gedreht haben, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.

Harald Juhnke, Liesl Karlstadt

„Machen Sie eine typische Handbewegung bei Sichtung dieses Films.“

Typisches Fließband-Produkt seiner Zeit. Tut niemandem weh, unterhält auf niedrigem Niveau, handwerklich sauber. Musik meist im erträglichen Rahmen. Schnulzfaktor schon im roten Bereich, aber (im Rahmen des Genres) noch zu ertragen. Gibt sicherlich schlimmeres, das ist hier ist wohl aber nur für Chronisten und beinharte Juhnke-Fans von Interesse.

Der Film ist wohl weder auf VHS noch auf DVD erschienen, nur eine Ausstrahlung im „Heimatkanal“ bei Premiere anno 2005 ist dokumentiert. Es gibt ihn aber in überraschend guter Qualität auf YouTube.

Liebesspiele junger Mädchen (Der sturmfreie Buden-Report) (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Drehbuch: Franz Josef Gottlieb
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film, München
Premiere: 12. Mai 1972

So, hier haben wir ein „Doppel-Match“ – einmal ein Eintrag in der Filmographie von Vielfilmer F. J. Gottlieb, und dann auch noch eine Spiehs-Produktion, jawoll, ein frühes Werk aus dem Hause Lisa Film. Uff. Gottlieb ist heute ja eher für seine Heile-Welt-Komödien mit Roy Black, Rudi Carrell und Konsorten bekannt, zwischendurch hat er sich auch immer wieder mal im „erotischen“ Bereich versucht. Das Teil hier schwimmt natürlich auf der Sexwelle der frühen Siebziger mit, im Gefolge vom Schulmädchen-Report (Premiere: 23. Oktober 1970) und ähnlichen Erzeugnissen.

Tatsächlich beginnt der Film schon verwirrend, denn wir kriegen gleich drei Titeleinblendungen. Irgendwie konnten die sich wohl nicht so recht entscheiden. Nummer 1:

Nummer 2:

Nummer 3:

Der schlüpfrigste hat sich wohl durchgesetzt – Wikipedia listet ihn unter „Liebesspiele junger Mädchen“. Na denn. Eigentlich hätte das auch „Gottliebs putzige Pimmel-Parade“ heißen können. Dazu später mehr.

Um das Werk mal zu kontextualisieren – für Regisseur Gottlieb es ist der Film zwischen der Rudi-Carrell-Klamotte „Rudi, benimm dich!“ (1971) und „Betragen ungenügend!“ (1972), einer Fortsetzung der „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe. Offenbar war er also im Comedy-Modus, und das merkt man diesem Film auch an. Tatsächlich ist es einer der wenigen Filme, für die er auch selbst das Drehbuch geschrieben hat.

Inhaltlich dem „Report“-Film zuzuordnen, haben wir hier auch wieder einen Episodenfilm mit mehreren Begebenheiten.

Sequenz 1: Tochter wird von den Eltern beim Sex erwischt. Sie ist so erschrocken, dass sie einen Scheidenkrampf bekommt und der Liebhaber festklemmt. Die Eltern schmuggeln die beiden so aus dem Haus und fahren sie ins Krankenhaus. Slapstick pur.

Auf dem Weg – die beiden sind hinten im elterlichen Lieferwagen – löst sich der Krampf und die beiden machen weiter, derweil der Wagen einen Platten hat. Die pumpenden Stöße des Wagenhebers kommen gerade recht. Natürlich wird jede unlustige doppeldeutige Zote gerissen.

Was’n Krampf

„Ich hab ihn gerade erst reingesteckt, ich muss ihn noch heben!“

Dann finden wir uns auf einer Kegelbahn wieder. Ach, und wen haben wir denn da? Unser alter Bekannter Hans Terofal in einer kleinen Rolle als Kegelbruder. Wie üblich zappelig und grimassierend. Als Finale der Szene lässt ihm ein Typ eine Kegelkugel auf den Fuß fallen und er schüttet sich sein Bier ins Gesicht. Terofal quälen ging halt immer in den 70ern.

Hans Terofal schaut auch mal vorbei

Schwimmunterricht 12. Klasse, der Lehrer freut sich, dass er glücklich verheiratet ist, denn in seiner Klasse seien „ja richtige Brummer“ dabei. Okaaay. Tatsächlich bekommt der geneigte Zuschauer auch Szenen aus den Gruppenduschen dargeboten, Männlein und Weiblein.

Nach den vielen schwingenden Piephähnen bekommt die Story einen Twist – der Lehrer kriegt mit, dass einer der Schüler homosexuelle Neigungen hat und wird bei den Eltern vorstellig, um sie zu „warnen“.

Seine Mutter hat die rettende Idee – den schwulen Kurt einfach ne Prostituierte auf den Hals zu hetzen, die ihn „entschwulen“ soll. Ganz im Ernst. Diese Filme machen mich immer wieder sprachlos. (Der schwule Kumpel von Kurt heißt nebenbei natürlich auch Deeetlef – wie sonst.)

Die Dame (Christine Schuberth) gibt sich als Kollegin seiner Mutter aus (und hat die Stimme von Kate Tanner, kurios) und macht sich an den schüchternen Kurt ran.

Kurti muss nach einem tiefen Blick erst mal Mama anrufen. Sie soll im Gästezimmer schlafen. Sie fragt nach seinem Alter, er wird in zwei Wochen 17. Sie will ein Bad nehmen, Kurt soll ihr beim Öffnen der Kleides helfen, schwupps, Mopsalarm. Aber erst mal wird gebadet, was wird danach wohl passieren. Unzucht mit Minderjährigen, ein Spaß für die ganze Familie.

Frisches Obst ist gesund

Als der keusche Kurti sie dann im Nachthemd sieht, stellt sich heraus, dass er nur unter dem schlechten Einfluss vom bösen schwulen Detlef steht.

Kurt: „Detlef sagt, Frauen sind schrecklich und hässlich …“

Christin: „Frauen sind genauso unvollkommen wie ihr Männer. Nur vereint sind wir schön.“

Es folgt der rettende Koitus. Und unser Kurti ist dem Schwulsein gerade noch mal entronnen. Am nächsten Morgen kehren die Eltern heim und frohlocken, dass ihr Sohn wieder zu Vernunft gekommen ist. Das war doch die 300 DM wert.

Ohne Scheiß, mit solchem Schwachsinn sind viele Menschen der Jahrgänge 1950-1970 sozialisiert worden, mich wundert nichts mehr.

Die nächste Episode dreht sich um einen notgeilen Lehrer namens Hans, der sich mit einer Schülerin einlässt. Nein – er schnackselt zuerst ihre Mutter, dadurch lernt er die Tochter kennen, die heiße Heidi. „Lehrer sind halt auch nur Menschen.“ Alles natürlich auf superlustig gemacht, inklusive einem Strip im Zeitraffer (ob da jemand „A Clockwork Orange“ gesehen hat?).

Ob das am Set eines Lümmel-Films gedreht wurde? Die Vermutung liegt nahe.

Das große Finale dieses Werks dreht sich dann die Liebesromanze zwischen zwei Jungverliebten. Diese wird recht lange erzählt, mit viel „romantischer“, James-Last-mäßiger Klaviermusik und den beiden, die sich lachend im Wald tollen und händchenhaltend durch eine typisch-70er Innenstadt laufen.

Großen Unterhaltungswert hat hier eigentlich nur die Frisur des Herren. Allmächtiger.

Rolf hat die Haare schön. Er ist wohl für 50 % des Ozonlochs verantwortlich.

Weiß jemand, wo das ist? München?

Die Mutter von Blondie hat einen Puff, der als Massagesalon getarnt ist, um noch ein paar billige Gags einzustreuen. Das Etablissement hat übrigens den maximal abtörnenden Namen „Massagesalon Gisela“.

Es endet natürlich mit einer tatsächlich recht originell inszenierten Beischlafszene zwischen den beiden. Ein solider Handwerker war F. J. Gottlieb immer. Der Papa erwischt sie natürlich und es gibt das große Drama in drei Akten. Der gestrenge Herr Papa hat natürlich ein Problem mit dem beruflichen Hintergrund der Familie seiner Bald-Schwiegertochter. Die Nummer ist ziemlich träge und inhaltlich mehr Bravo-Foto-Lovestory. Am Ende wird der haarige Rolf vom Papa ins Internat geschickt, er fährt mit dem Zug von dannen und sein Schatz kann nur winken. Ein merkwürdig ernstes und trauriges Ende für einen Film, der als Klamotte mit Möpsen angefangen hat.

Vom Cast her gibt es hier nicht zu viel spannendes. Außer Hans Terofal haben wir hier fast nur unbekannte Darsteller*innen. Bisschen bekannter ist noch Christine Schuberth (* 1944), die einige Rollen in ähnlichen Filmen hatte. Spätgeborenen ist sie vielleicht noch als „Ledertasche“ Jeannette Bergdorfer aus dem RTL-Dauerbrenner „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ (1997-2007) bekannt. (Ich stelle gerade mit Überraschung fest, dass die heute als Komikerin bekannte Annette Frier dort auch mitgespielt hat, schau mal einer an.)  Sie ist übrigens auch die Massage-Dame in der Folge „Massage“ von Ein Herz und eine Seele. Und natürlich auch in einigen Folgen von Derrick zu sehen.

Apropos Derrick – auch der dort oft zu sehende Bruno W. Pantel (1921-1995) ist hier als Herr Zwilling zu bewundern. Und ziemlich viel von ihm, mehr ich je sehen wollte. Ja, mitsamt Genital unter der Dusche. Uff. Sein Gesicht ist in unzähligen Filmen und Serien zu sehen. Bei Derrick war er 16 (!) mal zu sehen im Laufe der Jahre. (Ich denke beim Lesen des Namens immer, das ist doch der Opa aus den Loriot-Sketchen – nein, das ist Bruno W. Pannek. Der mit „Benötigen Sie einen Weihnachtsmann? Ich bin Student.“)

Bruno sticht der Hafer

Ansonsten so ziemlich das, was man von einem Report-Film der Ära erwartet, vielleicht mit etwas mehr Comedy-Einlagen als die Filme aus dem Hofbauer-Stall. Weltanschaulich überaus fragwürdig, aber das waren sie eigentlich alle. Wobei die Nummer „Wir entschwulen unseren Sohn durch eine Nutte“ durchaus neue hirnerweichende Maßstäbe setzt. Die wohl beste „Episode“ ist wohl die erste (Stichwort Scheidenkrampf), die eine gewisse Originalität und Komik auf niedrigem Niveau aufweist.

Laut ofdb lief der Schinken zuletzt am 14.04.1990 im Fernsehen, als wöchentlicher Samstagabendtittenfilm aus der Mottenkiste auf RTLplus. Scheinbar nie auf VHS erschienen, gibt es ihn heute tatsächlich als DVD zu kaufen, immer noch mit FSK 18. Tatsächlich ist der Film, gerade für 1972, schon relativ „zeigefreudig“, auch was Penisse angeht – unerigierte natürlich.

Wobei ich ehrlich nicht weiß, warum man sich das heute noch ansehen sollte, außer als popkulturelles und gesellschaftshistorisches Artefakt. Dieser Pflicht sei hiermit Genüge getan.

DVD: MCP (2004)

Charley’s Onkel (D 1969)

Regie: Werner Jacobs

Buch: Kurt Nachmann

Produzent: Allianz Film Produktion GmbH, Berlin (Heinz Willeg),
Terra Filmkunst

Premiere: 18. April 1969

Ein Film wie ein Fiebertraum. Ein weiterer Baustein in meiner selbst gesteckten Challenge, alle Filme mit Beteiligung von Heinz Erhardt zu sichten, und das ist wohl das skurrilste Machwerk, in dem er je auftauchte. Er hat hier auch nur eine kleine Rolle, mehr ein Cameo. Aber was für ein Cast! Wer hätte beispielsweise gedacht, dass es wirklich einen Film gibt, in dem Heinz Erhardt und Karl fucking Dall mitwirken? Mindblowing. Leider sind sie nie in einer Szene, das hätte wohl einen Riss in der Humor-Matrix gegeben.

Hier wird allerlei aufgefahren an großen Namen des damaligen Komödienschaffens. Regisseur Werner Jacobs ist ein alter Haudegen im Gerne und kurbelte allerlei lustig gemeintes und sollte ein paar Jahre später noch drei der vier „Willi“-Filme mit Erhardt drehen. Autor Kurt Nachmann ist uns hier auch schon des Öfteren über den Weg gelaufen, später dazu mehr.

Was den Film etwas besonders macht – hier treffen Opas Pantoffelkino und 68er Anarcho-Humor aufeinander. Der Clou an dem Film ist „Insterburg & Co“, die Band um Ingo Insterburg, zu der eben auch Karl Dall gehörte. Ein Running-Gag ist, dass Insterburg sich konstant über alles „Scheiß-Bürgerliche“ echauffiert.

Sonst kommt hier echt eine beeindruckende Kollektion von deutschen Spaßnasen zusammen, viele alte Bekannte des Genres. Von den alten Haudegen wie Hubert von Meyerinck und Willy Millowitsch bis hin zur damals aktuellen Generation wie Gila von Weitershausen (die nominelle Hauptrolle) und besagte Insterburg & Co.

Willy Millowitsch und Heinz Erhardt

Quasi der Avengers des deutschen Lustspiels. Gustav Knuth in einer Doppelrolle! Erna Sellmer, die sich auch noch als Mann verkleidet! Gunther Philipp! Edith Hancke! Ralf Wolter! Hans Terofal! Herbert Weißbach! Ja, sogar der von mir bekanntlich sehr geschätzte Rudolf Schündler! Viele nur in kurzen Gastauftritten, aber dennoch schon beeindruckend. Sogar der spätere Komödien- und Exploitation-Regisseur Rolf Olsen hat einen Auftritt (ja, der mit den Satansmädchen). Das damalige Sexsternchen Andrea Rau zieht mal blank und als Sahnehäubchen auf diese Torte des Kartoffel-Wahnsinns schaut noch mal ein junger Karel Gott vorbei, in „seinem ersten deutschen Spielfilm“, wie der Trailer stolz verkündet.

Gila von Weitershausen, Hans Terofal

Als wäre das alles nicht schon bizarr genug: Wir schreiben das Jahr 1969. Erfolgreiche Filme müssen Brüste haben. Und wir haben hier allerlei Nuditäten zu bewundern, es geht um käufliche Liebe. Willy Millowitsch lüstern wie Nachbars Lumpi eine (vermeintliche) Nutte jagen zu sehen hat schon etwas von einem Fiebertraum nach einer Überdosis seltsamer Filme und Eierlikör. Aber: Ja, dieser Film existiert.

Nebenbei: Wer auf nackte Tatsachen von Gila von Weitershausen hofft, dürfte eher enttäuscht werden, es gibt eine Umkleideszene von hinten, wenn man blinzelt, verpasst man es. In „Der Bettenstudent“, wo sie ja auch mitwirkte, kann ich mich zumindest an keine Nackedei-Szene erinnern. Sie in der Zeit in vielen seltsamen Filmen der frühen Sex-Welle mitgewirkt, mal sehen, was uns in „Engelchen macht weiter – hoppe, hoppe Reiter“ oder „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh„, beite auch von 1969, so für Abenteuer erwarten, sofern ich die in die Finger kriege. Abenteuer deutsches Nachkriegskino.

Willy Millowitsch will Gila von Weitershausen an die Wäsche
„Mensch, sei doch nicht so scheiß-bürgerlich!“
Ingo Insterburg und Loni Heuser

Ein Nachteil des extrem großen Casts ist, dass die Handlung für so ne olle Klamotte echt kompliziert ist. Dauert denkt man – Moment, wer war das noch, warum macht er/sie dies oder das, was sind die Beziehungen? Man lese die grotesk lange Inhaltsangabe auf Wikipedia. Alle Nase lang werden Leute verwechselt und Pläne geschmiedet. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier um die Gastauftritte „drumrum“ geschrieben wurde, neben der üblichen Verwechslungs-Blaupause.

Die Grundprämisse ist schon recht abstrus – Carla Werner, genannt Charley, ist Fahrlehrerin. Jung und hübsch, wird ihr vom Fahrschüler (Hans Terofal, of all people) ans Knie gefasst. Sie hat es satt und kündigt, nachdem ihr Chef (Hubsi) kein Verständnis für ihre Pein hat. Ihre Freundin Lilo ist Prostituierte, diese reist für 3 Wochen in Urlaub. Sie übernimmt ihre Wohnung und schließlich auch ihren Job. Ihr erster Freier ist – Rudolf Schündler. Der prompt den Hintern versohlt bekommen will. Alter. You can’t make that shit up.

Gila von Weitershausen, Rudolf Schündler

„Hey, ich kündige meinen Job, weil ich von Hans Terofal ans Knie gefasst werde, und arbeite dann als Callgirl!“ Ich mein: Hä?

„Ich bin’s, der Karel! Ich singe jetzt mal komplett unmotiviert zwei Songs, um den Film auf 90 Minuten zu kriegen!“

Wie bereits erwähnt taucht auch Karel Gott auf, dessen zwei Songs man absitzen muss. Lustigerweise wird er, sobald er spricht, synchronisiert, wenn mich mein Ohr nicht täuscht von Gerd Duwner. Komplett sinnfreie Szene für einen Scheck von der Plattenfirma.

Nach geschlagenen 50 Minuten kommt dann der Auftritt von Heinz Erhardt als Vertreter für eine Art Raumerfrischer. Erhardt macht das beste aus dem Material, rettet den Film aber auch nicht in den paar Minuten.

Ein weiterer dieser deutschen Filme der Zeit, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben. Immer wieder gibt es Szenen, bei denen ich mich fragte: Welche Drogen haben die sich damals reingepfiffen, um auf so was zu kommen? Auf jeden Fall durchaus interessant, wie Kurt Nachmann hier versucht, auch „die jungen Leute“, sprich: damalige Studierende, anzusprechen durch Sponti-Sprüche und Frivolitäten. Das ist schon ziemlich weit entfernt von spießigen Fleischbeschaufilmchen wie z. B. die Werke von Franz Antel – die ja kurioserweise oft auch von Nachmann geschrieben wurden, beispielsweise „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“. Fun fact: Nachmann hat 1969 alleine 10 (!), in Worten: zehn, Drehbücher geschrieben.

Auch wenn das schon a different kind of animal ist wie die Frau-Wirtin-Filme, merkt man durchaus, dass das Weltbild genauso altbacken und reaktionär ist wie sonst, denn die von Ingo Insterburg darstellte Figur als „Klischee-68er“ ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Wenn er da in einer gemusterten 70er-Jahre-Unnerbüchs rumturnt ist das schon harte Fremdscham.

Nicht ganz so haarsträubend durchgeknallt wie „Der Bettelstudent“, aber schon ein ziemliches Brett. Hat aber mehr Brüste, Autostunts (!) und Heinz Erhardt auf der Habenseite. Immerhin.

Was man allerdings nicht erwarten darf: Einen „Heinz-Erhardt-Film“, auch wenn er groß auf dem Cover ist. Sowohl bei der alten Videoauswertung in den 80ern als auch auf der neuen DVD von Filmjuwelen, die das Originalmotiv übernommen haben. Das grenzt schon an irreführende Werbung.

Die Kompanie der Knallköppe (D 1971)

Regie und Buch: Rolf Olsen

Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film

Premiere: 3. Dezember 1971

Uff. Immer wenn ich denke, ich habe den Bodensatz der allseits beliebten deutschen Komödie erreicht, kommt etwas um Eck wie dieser Film und belehrt mich eines besseren.

Auch den gibt es aktuell im Stream bei Prime, wo er mir von der allmächtigen Algorithmus-Gottheit auch prompt ans cinephile Herz gelegt wurde. Ein Blick in den Cast machte mich neugierig. Obwohl es eine Produktion der – natürlich – Lisa Film GmbH ist, sind hier doch einige Schauspieler*innen am Start, die man primär aus der Lümmel aus der ersten Bank-Reihe der „Konkurrenz“ Seitz Filmproduktion kennt. Zudem hat Regisseur Rolf Olsen nur ein Jahr zuvor den durchaus unterhaltsamen Heinz-Erhardt-Film „Das kann doch unseren Willi nicht erschüttern“ (auch hier schon besprochen) gedreht, den ich im Großen und Ganzen ganz gerne mag. Ruth Stephan und Hans Terofal sind hier auch wieder dabei. Rolf Olsen – genau, treue Leser*innen dieser Seite kennen ihn auch schon als Regisseur des unglaublichen Trash-Exploitationfestes „Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen„.

Naja – wie der Titel vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine der damals relativ trendigen Militärklamotten, wie es sie in der Zeit zuhauf gab, oft auch aus Italien. Wer auf bairisch babbelnde Scherzbolde in Uniform steht, wird hier viel erbauliches Anschauungsmaterial finden. „Die Parole heißt Lachen!“, sagt das Filmplakat. Dann muss es ja auch stimmen.

Direkt im Vorspann dürfen wir schon Rudolf Schündler mit angeklebtem Kinnbart und mit einer Art Rennfahrer-Overall bekleidet als „verrückten Erfinder“ bewundern, der sein Labor in die Luft fliegen lässt und sich dann freut, dass er mit seiner Erfindung, ein Dutzend Luftballons, auch fliegen kann. Zu allem Übel ist er auch noch schlecht nachsynchronisiert. So ungefähr legt das schon mal das Niveau des Films fest. Der arme Mann, immerhin hat er Filme mit Fritz Lang und Dario Argento gemacht und muss hier nun den Suppenkasper mimen und kriegt noch eine fremde Stimme aufgedrückt. Dagegen war die Rolle des Studienrat Knörz direkt Shakespeare.

Ein anderer Handlungsstrang dreht sich um das Duo aus Eddi Arent und Ilja Richter, die als Staubsaugervertreter lustige Abenteuer erleben und Sprüche reißen, die selbst Fips Asmussen als zu platt abgelehnt hätte. Eddi Arent kann durchaus witzig sein (seine Sidekick-Einlagen in den Edgar-Wallace-Filmen sind legendär), er bekommt hier halt nichts vom dürftigen Drehbuch geboten. Ilja Richter ist schrill, zappelig und nervig wie immer und lustig wie ne Eiterbeule bei Mondenschein. Hansi Kraus alias „Pepe Nietnagel“ hat auch eine kleine Rolle ohne besondere Vorkommnisse. Und Kurt Nachmann, der uns hier auch als Drehbuchautor schon mehrfach begegnet ist (er hat viel mit Franz Antel gemacht), darf auch seinen Backenbart mal wieder Gassi führen.

Natürlich gibt es eine Verwechslung – besagter Erfinder soll ein neues Rettungssystem erfinden, den Automatischen Rettungs-SCHirm – abgekürzt A.R.SCH (ja, im Ernst). Das hat alles noch nicht so ganz geklappt. Daher bricht das große Zittern aus, als eine Besichtigung durch hochrangige Militärs angekündigt wird. Natürlich werden die beiden Vertreter für diese gehalten. Echt, super lustig. So was hat man noch nicht gesehen!

Hans Terofal ist zwar hier auch „trottelig“, muss sich aber zumindest nicht dauernd besaufen, sondern darf einen schnittigen Bundeswehr-Fummel auftragen und auch mal mit dem Jeep durchs bayerische Dorf kacheln. Mal was anderes. Er hat hier überhaupt eine ungewohnt große Rolle und darf auch mal schauspielerisch was anderes zeigen als den Depp vom Dienst, der von allen verachtet und gequält wird. Er ist hier durchaus ein Lichtblick. In einem Paralleluniversum hätte er vielleicht so etwas wie der neue Karl Valentin werden können.

Ein kleines Highlight ist eine Szene, in der Terofal den auf dem Bauch liegenden Gunter Philip mit heruntergezogener Hose verarztet. Dieser hat eine Ladung Schrot in den Allerwertesten bekommen, und Terofal entfernt die zahlreichen Kugeln mit einem riesigen Magneten, was so absurd-cartoonhaft ist, dass ich mir zumindest ein amüsiertes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. Tatsächlich das einzige im ganzen Film. Eine Szene wie aus einem Tex-Avery-Cartoon. (Leider lässt Prime keine Screenshots zu, daher müsst ihr euch dieses Bild leider vorstellen.)

Der ganze Kappes ist damals erstmals von VPS auf Video ausgewertet worden. Es gibt auch eine DVD von einem Ramschlabel. Aber ganz im Ernst, selbst als Freund der Zeit und Komödienfan – erspart es euch. Das grenzt an Körperverletzung.

Trubel um Trixie (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Fritz Eckhardt, Kurt Nachmann
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film
Premiere: 19. Oktober 1972

Franz Josef Gottlieb ist uns hier ja schon öfter begegnet als einer der fleißigsten Regisseure dieser Ära des deutschen Kinos, seine Filmographie ist ein Festmahl für Freunde schrägen Filmguts. Neben den zeittypischen Schlager- und/oder Mops-Filmen, viele davon auch heute noch relativ bekannt und auf DVD zu bekommen, gibt es einige Filme zwischendurch, die mehr oder weniger vergessen sind und auch damals schon eher mäßig erfolgreich waren.

Einer davon ist „Trubel um Trixie“ von 1972, der bis heute nicht auf DVD erschienen ist. Die Video-Ausgabe auf dem Label „VPH“ ist noch als VHS, Betamax und Video 2000 erschienen, also sehr früh und ist entsprechend selten. Da bleiben nur Fernsehmitschnitte, der läuft alle Jubeljahre mal, und ein netter Zeitgenosse hat eine ORF2-Ausstrahlung digitalisiert, die im Netz zu finden ist.

Der Film fällt tatsächlich etwas aus der Reihe – er spielt weder an einer Schule (die „Lümmel-Filme“ waren auch langsam durch), noch gibt es blanke Busen und der Film wird nicht durch Gesangseinlagen von Schlagersänger*innen „verschönert“. Stattdessen gibt es eine relativ sinnvolle Handlung und mehrere Action-Einlagen. Und Uschi Glas.

Klingt komisch? Ja, isses auch.

Natürlich ist es auch eine Produktion der Lisa Film, mit den üblichen Verdächtigen hinter den Kulissen. Otto Retzer und Erich Tomek haben die Finger im Spiel, es kann also nur gut werden, nech.

Die Hauptrollen sind – neben Uschi Glas – mit Peter Weck und Fritz Eckhardt (1907-1995) besetzt. Weck war in der Zeit in allerlei Lustspielen zu bewundern und führte auch mal selbst Regie, aber Fritz Eckhardt ist doch eher selten im Genre zu sehen. Der Österreicher dürfte vor allem Tatort-Fans noch als „Oberinspektor Marek“ ein Begriff sein. Vor seiner späten TV-Karriere spielte er in allerlei Heimat- und Unterhaltungsfilmen der 50er und 60er mit, das war eine seiner letzten Kinorollen.

Weck und Eckhardt hatten in der Zeit zusammen Erfolge in der Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1971), in der sie zusammen als Vater und Sohn eine Möbel-Fabrik leiten. Diese Grundidee wurde hier übernommen, nur dass sie hier eine Spielwaren-Fabrik haben.

Selbige wird nun Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Zu Beginn sehen wir ein Büro des internationalen Multi-Konzerns ITPC (dafür ist das ziemlich poplig), die haben sogar schon einer dieser neuen Computer, quasi eine Anbauschrankwand mit lustig blinkenden Knöpfchen, so wie man sich 1972 halt Computer vorgestellt hat.

Dieser hat nun für das kommende Weihnachtsgeschäft aus Meinungsforschung und bisherigen Produkten den neusten Spielzeug-Knüller errechnet: Mozartpuppen mit Maschinengewehr und Bonanza-Hut, die das Wolgalied spielen. (Was tatsächlich mit der klügste Gag des Films ist, wenn man das heutige Marketing bedenkt.)

Auf der Suche nach einer Fabrik, der diese Puppen herstellt, stoßen sie eben auf die besagte Fabrik von Wiesinger & Sohn. Es gibt aber auch eine Fabrik des Bruders, die ebenfalls für ein Angebot angefragt wird. Beide lehnen aufgrund der Menge von 2 Millionen Stück ab, weil die Produktionskapazität nicht da ist und die Erweiterung zig Millionen kosten würde. Aber hey, zeitlich passend stirbt gerade ein Onkel und vererbt ihnen einen Zug und ein Schiff (?). (Beides billige Ausreden, um mal aus dem Studio rauszukommen und ein paar, naja, „Action“-Szenen zu drehen.)

ITPC schickt derweil eine Mitarbeiterin nach Wien, um zu schauen, was da los ist. Diese „Spionin“ ist die titelgebende Trixie (Uschi Glas), die sich als „hässliches Entlein“ verkleidet als Sekretärin in die Firma mogelt. Natürlich gibt es „lustige“ Verwechslungen, denn Wiesinger jun. (Peter Weck) verknallt sich in die „hübsche“ Trixie, schnallt aber nicht, dass die „hässliche“ Trixie Sekretärin in seiner Firma ist. Sicha.

Nach allerlei Verwicklung, in der besagter Zug und besagtes Schiff zu Bruch gehen (wie bei James Bond, sach ich euch), stellt sich dann heraus – der Onkel ist gar nicht tot, sondern wollte die beiden Streithähne nur versöhnen. Wer hätte das kommen gesehen! Und Peter Weck kriegt die Uschi. Knutsch. Abspann.

„Hübsche“ Uschi
„Hässliche“ Uschi
Peter Weck, verwirrt
Peter weckt Uschis Glas! Äh: Peter Weck küsst Uschi Glas! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Action-Szene! Hui! Und all das ohne CGI!
Hans Terofal und Jochen Busse in einer Szene! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Ein seltsamer Film, der in einer Art Übergangszeit entstand. Wenn man sich die Produktionen der Lisa Film anschaut, war das eine der letzten „normalen“ Komödien, in denen es ohne Nuditäten ging. Danach setzen sie mehr auf Softerotik, immer weniger wurde gedreht, bis sie 1981 mit den „Supernasen“ und den folgenden Gottschalk-Filmen wieder größere Erfolge hatten.

Selbst ein paar entblößte Brüste hätten diesen Film nicht mehr gerettet. Peter Weck und Fritz Eckhardt haben eine ganz gute Chemie, ihre gemeinsamen Szenen sind ganz nett, aber viel zu wenige. Weniger klamaukig als andere Filme der Zeit ist er, nur dass er auch in allen anderen Humor-Disziplinen ziemlich Schiffbruch erleidet.

Als Drehbuchautoren werden Fritz Eckhardt, der „Vater“ im Film, sowie der Lustspiel-Spezi Kurt Nachmann genannt, der ja bei sehr vielen Produktionen der Lisa Film seine Fingerchen im Spiel hatte und uns hier auch schon einige Male über den Weg gelaufen ist. Es war einer seiner letzten Filme. Hier spielt er sogar mal als Schauspieler mit, als Otto Wiesinger, mit seinem lustigen Preußen-Bart. Die beiden Autoren haben eine Szene zusammen, als sie das Testament vorgelesen bekommen, aus irgendeinem Grund mitten in Weinbergen (?!). Whatever.

Ernst H. Hilbich (* 1931) spielt als Prokurist des Wiesingers die Rolle des „Trottels“, der hier und da auch etwas Slapstick ins Spiel bringt (zum Beispiel die obligatorische Fensterln-Szene), eine Rolle, die sonst auch gut zu Hans Terofal gepasst hätte. Hilbich ist eigentlich ein guter Schauspieler und Komiker, ich mag ihn in vielen seiner Rollen, hier ist er etwas verheizt. Es ist sehr kurios, dass er im gleichen Jahr in diesem Kasperkram und in dem harten Krimi „Blutiger Freitag“ von Rolf Olsen (der mit den Satansmädchen) mitgespielt hat. Terofal ist hier auch dabei, als Kapitän des geerbten Schiffs, eine ziemlich kleine Rolle. Ach ja, das Schiff ist – natürlich – am Wörthersee. Wo sonst?

Und ich erwähnte es schon einige Male – der gute Mann ist 4 Jahre später schon gestorben und hatte ein schweres Alkoholproblem. Gerade in seinen letzten Filmen ist er auch nur saufend zu sehen, was wohl lustig sein sollte. Auch hier ist er in seinen wenigen Szenen ordentlich am bechern. Ach ja – wieder mal Zeit für eine kleine Galerie: „Hans Terofal beim Saufen“. Na dann, Prost, Hans! Mögest du im Himmel bessere Rollenangebote bekommen.

Ein kleines Beispiel des Humor-Niveaus. Gespräch zwischen Kapitän Terofal und Kurt Nachmann als Erbe des Schiffes.

„Ich meine: Sie trinken!

Ich? Ja, selbstverständlich! Schließlich bin ich ja Seemann!

Ja. Wörthersee-Mann!

Na, ob die See oder der See – See ist See! Und der Wahlspruch der christlichen Seefahrt heißt: Steife Brise, steife Ho… äh, steifer Grog!

Bitte versteifen wir uns nicht noch weiter. Was ist dieses Schiff wert?

Nicht einmal einen kleinen Grog.

Das sieht Onkel Gustav ähnlich!

Der Grog?

Machen Sie keinen schlechten Witze.

Moment, also – ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“

„Ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“ ist vielleicht der beste Gag im ganzen Film.

Der Zausel, der da neben ihm am Tisch sitzt, ist übrigens niemand geringeres als – Jochen Busse. Ja, ich musste auch zweimal hinsehen. Erschwerend kommt hinzu, dass er statt seinem üblichen, markanten Organ das von Bernd Herzsprung hat, weswegen ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe mit seiner lustigen 70er-Friese. Hier wurde ordentlich nachsynchronisiert. Kurios: Claudia Butenuth, die die Sekretärin spielt, wird von Helga Trümper synchronisiert – für mich immer die Stimme von „Kate Tanner“ aus ALF, durch die Hörspiele in mein Gehirn eingebrannt.

Ach ja, und wer darf in keinem obskuren deutschen Kackfilm fehlen? Jawoll – unser Lieblingsknittergesicht Herbert Fux hat auch eine kleine Rolle als Straßenpolizist. Auch er spricht mit fremder Zunge, nämlich der von Klaus Löwitsch (der uns hier schon als Mörder bei Derrick begegnet ist), Ob die alle einfach keine Zeit beim Studiotermin hatten? Gut, sind auch jeweils nur ganz wenige Sätze. Dennoch seltsam. (Quelle: Deutsche Synchronkartei)

Neue Runde „Find den Fux“ – das ging schnell, schon in Minute 4

Kurioses Filmchen. Kein Witz, keine Nackedeis, nicht mal alberne Schlager. Mäßiger Unterhaltungswert. Ein Produkt drei alter Herren. Der Film hätte eigentlich genau so 1952 entstehen können.

Für Fans der jungen Uschi Glas vielleicht ganz nett. Oder halt so Komplettisten wie meinereiner, der gerne jeden Film vom deutschen Trash-Meister Franz Josef Gottlieb sehen möchte. Da kommen noch ein paar Perlen auf mich und euch zu! Stay tuned.

(Seine letzten Lebensjahre vor seinem Tod mit 75 verbrachte er übrigens damit, bei gefühlt tausend Folgen von „Unser Charly“ im ZDF Regie zu führen. Das tu ich mir dann aber nicht an. Alles hat Grenzen.)

Da staunt der Fux und der Fachmann wundert sich.

Wenn Mädchen zum Manöver blasen (D/Ö 1974)

auch: „Mädchen – Stillgestanden“

Regie: Franz Antel (als Francois Legrand)
Buch: Florian Burg
Produktion: Neue Delta (Franz Antel) / Lisa Film (Karl Spiehs)
Premiere: 23. August 1974

Wenn selbst die österreichische Lustspiel-, Trash- und Mopsfilm-Ikone Franz Antel bei einem Film zu einem Pseudonym („Francois Legrand“) greift, weiß der Fachmann – hier ist ganz großes Kino zu erwarten. Und dann noch LISA-Film-Impressario Otto W. Retzer als Aufnahmeleitung. Riecht nach der allerletzten Mottenkiste von Opas Kintopp. Und dieser Film enttäuscht die hohen Erwartungen nicht.

Hier reichen sich die „Kaiserfilme“ der 50er und die „Sexfilme“ der 70er liebevoll, oder zumindest kassenträchtig, die Hände. Ein bunter Schabernack von einem Film, der schon 1974 im Kino wie aus der Zeit gefallen gewirkt haben musste. Antel machte auch 1974 noch alles so wie in 1954, nur in Farbe und mit mehr Möpsen.

Geschrieben wurde das alles von Erich Tomek (* 1930), der schon Blödelgut wie „Tante Trude aus Buxtehude“ (1971) mit Rudi Carrell und Ilja Richter, aber auch – ja, ich traute meinen Augen kaum – den hier schon besprochenen Italo-Horror-Schinken „Astaron – Brut des Schreckens“ (1980) der Welt geschenkt hat.

Hier ist er mit seinem Pseudonym „Florian Burg“ unterwegs, unter dem er eine ganze Reihe solcher lustig gemeinter Mopsfilme verbrochen hat, von „Geh, zieh dein Dirndl aus“ (1973) bis „Sunshine Reggae auf Ibiza“ (1983), der es immerhin schon zu SchleFaZ-Ehren gebracht hat.

Als Krone seiner Schöpfung hat er dann 1993 die RTL-Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ erdacht und geschrieben, in der sämtliche Knallchargen aus dieser Filmära noch mal ein heiteres Stelldichein hatten, der letzte große, lange Furz der LISA-Film. (Den es, wie ich gerade feststelle, inzwischen komplett als Blu-ray-Box zu kaufen gibt. Ernsthaft? Gut, fand damals sein Publikum, das das heute auch noch anschaut und „Ach wie schee, die gute alte Zeit“ sagt.)

Hans Terofal zappelt und säuft, Rinaldo Talamonti grimassiert und läuft sinnlos durch die Gegend – also eigentlich alles wie immer, nur dass der ganze Kappes hier als in Zeiten der kuk-Monarchie Österreichs spielt, alle also fancy Kostüme und Uniformen tragen.

Dazu die unlustigsten sight gags der 1910er und 1920er Jahre in schlecht, zotige „Dialoge“, debil-kichernde Damen mit wenig Sachen an, eine Story, die auf einen Bierdeckel passt – und fertig ist der nächste Klassiker, ab ins Kino damit. Und offenbar haben sich damals auch genug Leute den Kappes angeschaut, denn es scheint sich gerechnet zu haben.

Gipfeltreffen der Film-„Trottel“: Hans Terofal, Rinaldo Talamonti

Ach, Moment, Story, ganz vergessen. Also – Jahrhundertwende, Kaserne, in der Nachbarschaft ein Mädchenpensionat, ein Manöver steht an, koitale Verwicklungen, alles super lustig, aber mit ordentlich viel nackte Möpse, und am Schluss werden zwei Leute verwechselt (das muss einfach! Außerdem eine Gelegenheit für die so beliebte Doppelrolle), eine Kaskade von Gags, zwei Leute finden sich, Knutsch, finaler End-Gag, Abspann.

Ich muss echt sagen – je mehr Filme ich mit Hans Terofal sehe, desto mehr tut er mir leid. Ich hab es hier irgendwo schon mal erwähnt – er starb bereits 1976 mit nur 53 Jahren, auch an den Folgen seiner Alkoholkrankheit (neben einer Herzerkrankung und Asthma). Gerade in den späten Filmen (wie diesen) sieht man ihn auffallend oft on screen trinken, was die Frage aufwirft – war das immer so im Drehbuch oder war er schlicht die ganzen Dreharbeiten über hacke, um das irgendwie zu ertragen, nicht mehr wie früher Produktionsleitung zu machen, sondern immer den hinterletzten Volldepp zu spielen? Auf jeden Fall wird in diesem Film wahr, wovon alle Gurkenfilm-Fans geträumt haben: Er trifft in einer Szene auf den unvermeidlichen Rinaldo Talamonti. A match made in heaven. (Oder doch: in hell?)

Nomineller Hauptdarsteller ist der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) in einer Doppelrolle. Sagte mir so jetzt nichts, ein weiterer Mensch, der in vielen dieser 70er-Klamotten auftaucht. Sein Debüt gab er in „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, und in „Blau blüht der Enzian“ spielte er einen Kellner. In den 80ern wurde er auch im Fernseher relativ bekannt, als er im Ensemble der satirischen Nachrichtensendung „Rudis Tagesshow“ (1981-1987) von Rudi Carrell mitwirkte.

1974. Im gleichen Jahr wurden Filme gedreht wie:

  • Angst essen Seele auf
  • Texas Chainsaw Massacre
  • Der Pate II
  • Ein Mann sieht rot

Das ist kaum zu glauben. Ein Film aus einem Paralleluniversum.

Nicht mal unfreiwillig lustig, ist dieser Quark über die ganze Laufzeit nur was für Hartgesottene oder ausgewiesene Nackedeis-in-historischen-Settings-Fetischisten. Eine erotische Komödie, die weder lustig noch erotisch ist. Möööp. Selbst in diesem mit Schund überladenen Genre ist das hier unterdurchschnittlich. „Wir raten ab“.

Wer’s unbedingt sehen will – gibt es als alte VHS und sogar in gleich zwei verschiedenen DVD-Ausgaben, beide von so Grabbeltisch-Labeln für ein paar Euro. Die DVDs sind laut ofdb um gut 3 Minuten geschnitten, warum weiß der Himmel, da sie immer noch die uralte FSK-18-Freigabe tragen. Die ungeschnittene Fassung wurde am 28.07.1987 indiziert, 2012 aufgehoben. Hab nur die 74-minütige gekürzte Fassung gesichtet.

Die VHS-Erstauflage ist bei UFA erschienen, immerhin als schöne Hartbox. Später gab es noch eine Wiederveröffentlichung auf dem UFA-Billig-Rerelease-Label „Videophon“.

Ne Salami im Bett – wie nett. Und auf keinen Fall zu subtil.
Ein paar „Action-Szenen“ (hust) gibt es auch
Terofal ist wieder nur am Saufen, was ist da los?
Eigentlich müsste man da man eine ganze Galerie von machen. Unfassbar.
Einer geht noch!

Abschließend noch ein paar visuelle Eindrücke.

Na, Film von 1954 oder 1974? Wer weiß es?
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #1
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #2

P. S.: Und da wir so viel über den begnadeten Kasperkram-Autor Erich Tomek zu erzählen hatten – dem schlauen Internet entnahm ich, dass er mehrere kleine Cameo-Auftritte hatte. Unter anderem als Bankangestellter in „Geld oder Leber“, da isser:

Blau blüht der Enzian (D 1973)

Regie: Franz Antel
Buch: Kurt Nachmann
Produktion: Lisa Film
Premiere: 13. April 1973

Beim Wühlen in Prime stieß ich noch auf dieses Kleinod bundesdeutschen Filmschaffens, eine der unzähligen Schlagerkomödien, die in den Siebzigern entstanden. Mit Hansi Kraus, Ilja Richter und Hans Terofal gibt es auch gewisse Überschneidungen zu den damals extrem erfolgreichen „Die Lümmel von der ersten Bank“-Filmen, die es immerhin auf 7 (!) Teile brachte.

Der Österreicher Franz Antel zeichnet sich hierfür verantwortlich, den Kenner der Materie als Regisseur der „Frau Wirtin“-Filmreihe bekannt sein dürfte. Filmtitel wie „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ (1969) sind einfach unsterblich. Er war auch sehr produktiv: Von den 50ern bis Ende der 70ern entstanden rund 100 Filme mit seiner Beteiligung, in der Regel Komödien, den Moden angepasst. In den 50ern eher Heimatfilm mit Bergen, in den 70ern wurden aus den Bergen wackelnde Brüste im Dirndl. Sein Bruder im Geiste war Drehbuchautor Kurt Nachmann, der auch hier mit am Start ist.

In diesem Filmwerk bleiben die Blusen aber zu, denn es handelt sich um ein Exemplar des damals sehr modernen „Schlagerfilms“. Man nehme eine Verwechslungskomödie vom Reißbrett, immer die gleichen Darsteller und dazu eine Handvoll angesagter Schlagersänger*innen. Hier hat man den ganzen Film, der eigentlich „Der wilde Kaiser tobt“ heißen sollte, gleich werbewirksam in „Blau blüht der Enzian“, den damaligen Hit von Heino, umgetauft. Geschäftstüchtig!

„Hey, Baby. Willst du wissen, was hinter der Brille ist? Dann komm mit mir auf mein Zimmer. Knick-knack.“

Hazy Morgan, Ölmagnat und „der größte Stinkstiefel des 20. Jahrhunderts“, wird vom trotteligen Nachwuchskellner Ilja Richter derart verärgert, dass er das Hotel verlassen will. Leider sind in Kitzbühel, der „piekfeinen Tiefkühltruhe“, alle Hotels ausgebucht. So landet der Assistent von Morgan auf Schloss Thanberg, das eigentlich nur eine Hotelschule ist, wo Ilja Richter, Hansi Kraus und Konsorten gerade ihren Abschluss gemacht haben, als schlechtester Jahrgang aller Zeiten, wie der Schulleiter nicht müde wird zu betonen. Der reiche Sack zieht dort notgedrungen ein und das Unheil nimmt seinen Lauf. Da wir in Kitzbühel sind, darf natürlich auch das große, ultimative Gag-Finale auf Skier nicht fehlen, mit lustigen Soundeffekten und allem. Ich lag unterm Tisch.

Damit das alles nicht zu lustig wird, wird alle 10-15 Minuten ein Liedchen geträllert. Rein zufällig ist Bata Illic unter den Schülern, der auch einfach mal prompt und komplett unmotiviert „Michaela“ durch die Hallen trällert, nachdem irgendein Knirps mit Kochmütze ein Schlagzeugsolo spielte. Das ist das faszinierende an den Filmen aus dieser Zeit – der Wahnsinn kennt keine Grenzen.

Der Phil Collins von Kitzbühel

Direkt die erste Szene nach dem Vorspann (Berge, Wild, Heino-Musik) ist bemerkenswert: Hans Terofal trinkt einen Schnaps namens Enzian, zuerst aus einem Glas, schließlich aus der Flasche. Gut, vielleicht hört er den Song von Heino, nachvollziehbar. Das Makabre daran ist, dass Terofal gerade mal 3 Jahre später an seiner Alkoholsucht zu Grunde gehen sollte. Es wird erzählt, dass er nicht damit klar kam, immer und immer wieder den Obertrottel zu spielen. Ein frühes Opfer des type castings.

Alkoholkrankheit – einfach zum Totlachen!

Eigentlich müsste man da „Dauerwerbesendung“ in der Ecke einblenden. Natürlich singt Heino den Titelsong auch noch mal leibhaftig im Film. Chris Andrews gibt „Sugar Daddy“ zum Besten und Jürgen Marcus darf „Ein Festival der Liebe“ bewerben. Der Kinderstar Nicki (Heintje auf wish bestellt), der Schlagzeuger von vorhin, singt mit Piepsstimmchen ein Liedchen namens „Yuppididuh“ und bürstet dabei eine Kuh (kein Scherz). Und eine Gruppe namens „Wir“ (nie von gehört) singt „David und Goliath“, mit dabei: ein zauseliger Drafi Deutscher mit Hippie-Bart. Harter Stoff.

Ilja Richter ist wie immer so lustig wie ein Loch im Kopf, Hansi Kraus hat ein paar gute Oneliner, die er gewohnt trocken und flapsig liefert, Terofal kaspert sich einen ab – also, eigentlich ist alles wie immer in den gefühlt 425 deutschen Komödien der Jahre 1968-1975.

Gut, Chronistenpflicht erfüllt – eine weitere Produktion der Lisa-Film ist gesichtet. Ich hab ja durchaus einen Sinn für diese Filme und generell für diese Zeit, aber das ist schon echt ne harte Nummer. Kurt Nachmanns Humor ist wohl echt Geschmackssache. Vielleicht findet man das in Österreich lustig. Wobei – das Ding hat damals schon Zuschauer gefunden.

Die von Georg Laforet geschriebenen „Lümmel“-Filme sind in dem Genre immer noch das Nonplusultra, insbesondere die Teile 1 und 5 („Wir haun die Pauker in die Pfanne„), wobei Teil 5 vor allem auch mit dem großartigen Theo Lingen in einer Doppelrolle auftrumpfen kann. Gegen den fußlahmen Kappes hier sind das humoristische Glanzleistungen.

Nur für Mutige, Kitzbühel-Nostalgiker, 70er-Gaga-Schlager-Fans und verrückte Komplettisten wie mich. Oder wer unbedingt mal Heino bei einer Schneeballschlacht bewundern will. Holladijo!

VHS: UFA („Sterne“-Cover)
DVD: MCP Sound & Media (so ein 5-Euro-Grabbelkisten-Ding)
Stream: Amazon Prime inklusive (Stand 06/22)

Das kann doch unsren Willi nicht erschüttern (D 1970)

Regie, Buch: Rolf Olsen
Produktion: Allianz Filmproduktion GmbH, Berlin (Heinz Willeg),
Terra Filmkunst GmbH
Premiere: 26. November 1970


Ich verehre Heinz Erhardt. Dies ist einer der schlechtesten Filme, in denen er je mitgewirkt hat, dennoch mag ich ihn irgendwie. Er wird im Allgemeinen zu den „Willi-Filmen“ gerechnet, was eigentlich ziemlicher Quatsch ist. Die Figur Willi Winzig stammt aus dem Theaterstück „Das hat man nun davon“, aus dem später der Film „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) wurde. Außer dem Vornamen ist davon in diesem Film nichts übrig.

Willi Hirsekorn (Erhardt) reist nebst Familie (u. a. die großartige Ruth Stephan als Ehefrau) nach Italien, um mit den spießig-angeberischen Nachbarn Familie Buntje mithalten zu können. Ein gerade klassisches Sujet im damaligen Wirtschaftswunder-Deutschland – das 1970 eher schon verblasste und in vielen Filmen auch ironisch bearbeitet wurde. So auch hier, allerdings auf ziemlich platte Art. Also eher Klamauk als feine Ironie.

Aber: Als Klamauk funktioniert der Film über weite Strecken erstaunlich gut. Erhardt und Stephan sind zusammen immer eine Bank. Hans Terofal (auch bekannt aus den „Lümmel aus der ersten Bank“-Filmen) spielt wie immer den Trottel, was mich aufgrund der tragischen Lebensgeschichte des Schauspielers immer ein wenig traurig macht. Er begann als mehr oder weniger ernsthafter Filmmensch, war aber durch die Lümmel-Filme derart auf „Trottelrollen“ festgelegt, dass er in den 70ern nur solche Rollen bekam. Der Gute hat sich 1976 schlicht totgesoffen. Auch in diesem Film muss er – bzw. seine Rolle – einiges an Schmach über sich ergehen lassen. Als Hans Seitz geboren, war er der Sohn des Regisseurs Franz Seitz senior, der von 1917 bis 1951 durchaus erfolgreich Komödien und Schwänke inszenierte, aber auch mit NS-Propagandafilmen wie „S.A. Mann Brand“ (1933) wenig rühmliches auf dem Zettel hatte. Seine Künstlername Terofal geht auf den Mädchennamen der Mutter zurück, deren Familie „Laforet“ hieß – Terofal ist das ganze nur einmal gedreht.

„Ich hab Kirschen gern!“ – „Ja, und ich hab saure Gurken gern. Steck ich sie mir deswegen an den Hut?“

Kurzweil mit viel 70er-Flair, einigen wirklich witzigen Szenen und klassischen „Heinzereien“. Übrigens gibt er am Ende das bekannte Lied „Immer wenn ich traurig bin“ zum Besten.

Lange gab es den Film nur auf einer sehr seltenen frühen UFA-Kassette. Mein Exemplar hat die historische Bestellnummer UFA 003, muss also der dritte Film gewesen sein, der damals auf Video rauskam. Inzwischen auf DVD in der „Willi-Box“ zu haben.

VHS: UFA
DVD: Universum Film („Die Willi-Box“), rund 25-30 Euro