Regie: Günter Hendel
Buch: Günter Hendel, Alois Brummer (als Sven Ole Larson)
Produktion: Alois Brummer
Premiere: 5. Dezember 1969
Alois Brummer (1926-1984) war ein lustiger Geselle. In den späten 1960er Jahre weht die Sexwelle durch die Bundesrepublik, vom aufklärerischen Geist der 68er beflügelt. Alle Welt rennt in pseudo-wissenschaftliche Aufklärungsfilmchen, Hauptsache, es gibt nackte Haut zu sehen. Da dachte der Alois sich wohl so etwas wie: „Joa mei, des kann i aach“ und fing an, bayrisch angehauchte Mischungen aus Softerotik und Lustspiel zu produzieren.
„Graf Porno und seine Mädchen“ von 1969 wurde ein großer Erfolg. Danach ging es flott weiter mit ähnlichen Machwerken.
Hier haben wir also das zweite Filmabenteuer rund um den Grafen Garibaldus Porno von Gailsberg. Ja, echt, kein Scherz. Der alte, etwas abgetakelte Graf will seinen Filius mit einer der sechs Töchter der wohlhabenden Amerikanerin mit dem hübschen Namen Susan Paleface verkuppeln. Und damit er sich auch die richtige aussucht, soll er alle sechs bitte einmal probe-beschlafen. Wie man das halt so macht in Bayern, scheinbar. Das ist der lose Rahmen für kleine Episödchen, die mehr oder weniger immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Der Sohn mit dem wunderbaren Namen Peter Porno lernt Uschi kennen, innerhalb von fünf Minuten knöpft sie sich ihre Polyester-Bluse auf und ran an den Speck. Natürlich für 1969 entsprechend keusch.
Am Schluss kommt natürlich alles ganz anders, als man denkt. Muaha. Aber ich will ja nicht spoilern, gelle.
Bisschen aus der Reihe fällt optisch eine Szene, die auf einer Go-Kart-Bahn spielt. Peter Porno gibt sich als Rennfahrer aus, weil die reiche Tochter auf selbige steht. Also gurken sie da durch die Gegend, und nach einem grandios gefilmten „Unfall“, wie man ihn sonst nur bei James Bond sieht, landen sie im Gras und schwupps, naja, Sie wissen schon. War mir jedenfalls gar nicht bewusst, dass es solche Bahnen schon in den 60ern in Deutschland gab.
Ansonsten sieht der Film genauso billig aus, wie er wohl war. Viel Innenaufnahmen in nichtssagenden Räumen, teilweise sieht es aus wie der Keller im Hause Brummer. Würde mich nicht wundern, wenn es so war.
In der Besetzung sind eigentlich nur zwei Namen erwähnenswert. OK, drei, denn der Regisseur Günter Hendel lässt es sich nicht nehmen, mit einer lächerlichen Perücke auf alt getrimmt den alten Grafen zu geben. Ansonsten haben wir noch den unvermeidbaren Rinaldo Talamonti in einer frühen Rolle, und Fans der Lindenstraße dürfen sich über eine junge Annemarie Wendl (wobei, sie war da auch schon 55) freuen, die des Grafen Köchin gibt, aber natürlich keusch den Pullover anbehält.
Wie die meisten Filme dieser Art ist das alles so erotisch wie eine Dose Hundefutter, ist aber historisch nicht uninteressant aufgrund des frühen Entstehens, in den ersten Zuckungen der Sexwelle, sozusagen. Eine Art lustig gemeinter Heimatfilm, nur mit blanken Brüsten und Go-Karts. Eine Episode spielt gar in Italien, mitsamt Peppone-Verschnitt, um den Wirtschaftswunder-Deutschen noch etwas Urlaubsfeeling aus bella Italia einzubimsen.
Wer mal ein Auge riskieren will, wird aktuell bei Amazon Prime fündig. Neben dem alten UFA-Tape gibt es diesen Quark tatsächlich auch als Silberscheibchen zu kaufen. Wird die gleiche Version wie auf Prime sein, die durch wirklich gutes Bild überrascht für so ein obskures 60er-Jahre-Filmchen. Keine Ahnung, wer sich so was kauft und ins Regal stellt.
VHS: UFA
DVD: WVG Medien