Mein Freund, der Lipizzaner (D 1994)

Regie: Franz Antel
Buch: Franz Antel, Eduard Ehrlich
Produktion: Karl Spiehs für Lisa-Film GmbH
Premiere: 15. April 1994, RTL

Wo wir gerade auf dem YouTube-Kanal von Lisa-Film sind – da gibt es auch noch diesen späten Ausläufer zu bekucken. Regie Franz Antel, Produktion Karl Spiehs und gesendet von RTL. Junge, Trashalarm auf 110 %.

Dieses Machwerk ist Teil einer Zusammenarbeit von Antel und Spiehs, in der einige Fernsehfilme entstanden. Antel war inzwischen 81, Spiehs 63. Für Antel war es offensichtlich schon gegen Ende seiner langen, langen Schaffensperiode.

Herausgekommen ist hier ein verlogen-verkitschtes Machwerk, das man gesehen haben muss, um es zu glauben. Dialoge wurden zusammenkopiert aus den schlechtesten Förster-Groschenheften, die je geschrieben wurden, dazu der billige Fernsehlook der 90er und Darsteller, die ihre banalen Sätzchen aufsagen wie sprechende Roboter. Quasi ein filmgewordener Fotoroman aus der Wendy. Uff.

Dreh- und Angelpunkt ist die Geschichte um Paul Scheibner (Alexander Wussow), einem jungen Typ, der Pferde ganz doll lieb hat und in der „Spanischen Reitschule“ eine Ausbildung macht. Dazu gibt es die obligatorische Liebesgeschichte mit der feschen Julia (Julia Biedermann), die den schönen Beruf Gestütssekretärin hat. Parallel gibt es noch ne Story über die Eltern von Paule, dem brummigen Urbayer Heinz Scheibner (Max Grießer), dessen Weingut in wirtschaftlicher Not ist. Dazu gibt es noch eine affektierte Boutique-Besitzerin und einen reichen, porschefahrenden Schnösel als Antagonisten aus dem Klischeehandbuch und einen Zirkus für die hübschen Bilder. Und ganz viele Pferde.

Ich habe ehrlich keine Ahnung, für welche Zielgruppe das gedreht wurde. 13jährige Mädchen, die Pferde toll finden? Die sind bestimmt nach 10 Minuten schon eingeschlafen oder haben auf RTL2 umgeschaltet. Mitgealterte Franz-Antel-Fans? Schalten die RTL ein? Und falls ja, denken die nicht: „Oh, das ist aber anders als früher. Ich geh heute mal zeitig ins Bett, ist ja schon halb neun“?

Wie auch immer – das Ding ist nahe an einer Selbstparodie. Wenn man es als solche begreift, ist es fast schon wieder lustig. Diese Dialoge sind unglaublich. Die zwei frisch getrennten Flitzpiepen Anton und Julia stehen im Wald und sagen solche Dinge, ohne lachen zu müssen:

Julia: „Ich bin keine Prinzessin, und das Leben (bedeutungsschwangere Pause) ist kein Märchen.“

Anton: „Das hab ich auch gemerkt. Vielleicht war ich zu egoistisch, vielleicht hab ich nur an mich selbst gedacht. ich glaube, es ist schon schwer, den Menschen fürs Leben zu finden.“

Julia: „Wahrscheinlich hast du recht. das ist das schwerste, was es gibt.“

Anton, nach kurzer Bedenkzeit: „Stimmt.“

Julia: „Deswegen will ich es erst gar nicht versuchen. Das bringt meistens nur Schmerzen.“

Anton, mit einem leisen Lachen: „Ja, das kenn ich.“

Julia. „Ich auch. Glaub mir. Man muss schnell abhauen, bevor es zu spät ist!“

Anton: „Ich fürchte, es ist schon zu spät.“

Ihre Köpfe nähern sich. Sie küssen sich zaghaft. Szenenwechsel mit Kreuzblende auf ein Bauernhäuschen.

Der nächste Morgen. Sie liegen postkoital in einem Holzbett, das mit Blumen bemalt ist. Sein Vater bereitet derweil das Frühstück, das vom Kaloriengehalt für eine 5-köpfige Familie reichen würde.

Minute 41

Herr im Himmel. Dagegen sind die Heimatfilmchen aus den 1950ern direkt Weltliteratur.

Gut, werfen wir noch einen kurzen Blick in den Cast. Diese Filmchen waren ja auch oft eine Art ABM-Maßnahme für verdiente Altstars. In der Rolle des Hengstliebhabers Paul haben wir Alexander Wussow (* 1964), ja, genau, der Sohn von „Professor Brinkmann“ Klausjürgen Wussow. Dessen Sippschaft ist irgendwie überall (seine Tochter spielte auch in der Schwarzwaldklinik mit). Er spielte sich durch einige der üblichen Heile-Welt-ZDF-Serien, seit einigen Jahren wurde es etwas ruhiger um ihn.

Der vielleicht größte Name im Cast ist Karin Dor (1938-2017), die zu den wichtigsten Schauspielerinnen der 1960er zählt. Ihre Karriere umspannte viele sehr populäre Franchises, von Karl May bis Edgar Wallace, ja sogar bis hin zu James Bond und auch bei Hitchcock spielte sie mal mit („Topas“). Dass man dann im Alter in so einem Schmonz mitspielen muss, ist schon bitter. Sie wird uns sicher hier noch öfters über den Weg laufen.

Hier spielt sie Zirkustante Louise und darf strahlend mit den Peitschen wedeln. Eine ziemlich kleine Rolle.

Ein relativ bekanntes Gesicht der 90er ist noch Max Grießer (1928-2000). Der bayrische Volksschauspieler war in der Zeit recht bekannt durch die Comedysendung „Wie bitte?!“ (1993-1997), die sehr erfolgreich auf RTL lief. Zuvor war er wohl vor allem durch seine Mitwirkung am „Komödienstadel“ dem einschlägigen Publikum bekannt, spielte aber auch schon in den 70ern in diversen Nackedei-Komödien mit, die wir sicher früher oder später hier beäugen werden. Leider fand der gute Mann ein trauriges Ende, er litt an Depressionen und nahm sich 2000 das Leben. Er ist hier tatsächlich ein kleiner Lichtblick zwischen den ganzen anderen Knallchargen, die hier „spielen“.

Julia Biedermann (* 1967) kennt man heute wohl noch primär wegen ihrer Teilnahme bei Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!, der Staffel von 2008 (mir wird eben erst bewusst, wie lange es diesen Quark schon gibt). Bekannt geworden ist sie als Tochter in dem ZDF-Serienklassiker Ich heirate eine Familie, später dann schon im Lisa-Film-Dunstkreis in der Roy-Black-Schmonzettenserie Ein Schloß am Wörthersee. (Nicht zu verwechseln mit Jeanette Biedermann (* 1980), der Sängerin und GZSZ-Tante. Auch nicht verwandt.)

Georg Marischka (1922-1999) sei noch der Vollständigkeit erwähnt, ein Mann mit sehr wechselhafter Karriere, er arbeitete als Drehbuchautor, Regieassistent und immer wieder auch als Darsteller in allerlei Film- und Fernsehschaffen. Sein Halbbruder Franz Marischka (1918-2009) war allerdings deutlich erfolgreicher und hat einiges an Filmen als Regisseur betreut. Er ist uns hier schon mal bei Die unglaublichen Abenteuer des Guru Jakob über den Weg gelaufen, er hat aber auch z. B. die berühmt-berüchtigte „Lass jucken, Kumpel“-Filme gedreht und viele ähnliche Machwerke, die wie geschaffen sind für dieses Gruselkabinett der deutschen Nachkriegskinokuriositäten.

Finde ich auf jeden Fall einen netten Zug von Lisa Film, dass die solche Archiv-Filmchen wie diesen hier kostenlos und in guter Qualität auf YouTube hochladen. Tatsächlich kam der Film auch 2016 von MCP auf DVD raus, so 5-Euro-Grabbeltischware.

Ooh … diese Ferien (Ö 1958)

Regie: Franz Antel

Buch: John Andersen

Produktion: Franz Hoffmann für Cosmos-Film

Premiere: 5. August 1958

Eine Welt, in der Leute noch Sätze wie „Der Herr Direktor lässt bitten“ sagen und kesse Teenager, Entschuldigung: Backfische, noch „Monika“ heißen. Ach ja, die Fünfziger. Wirtschaftswunder, dicke Autos, die Taschen quellen über vor Geld und alles macht den ganzen Tag nur Urlaub, bevorzugt in Italien. So wollen es viele Filme der Zeit zumindest darstellen.

Hier haben wir also ein Werk des österreichischen Vielfilmers Franz Antel, der uns hier ja schon öfter begegnet ist und der heute vielleicht eher noch für seine Sexklamotten der späten 60er und frühen 70er bekannt ist, weil die doch eher mal im Nachtprogramm von RTL plus liefen als solche Filme wie dieser. Wer könnte schon unsterbliche Filmtitel wie „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ vergessen?

„Familie fährt in Italienurlaub und erlebt Abenteuer“ war die Prämisse einiger Filme der Zeit. Hier hat Drehbuchautor John Andersen (seine einzige Filmarbeit, ist das vielleicht ein Pseudonym?) noch etwas Krimi eingebaut – eine Handvoll finstere Gesellen wollen nicht näher benannte Geheimpapiere über die Grenze schmuggeln und verstecken diese in einem Auto. Durch eine Verwechslung kauft Familie Petermann diesen Wagen und fährt direkt in den Urlaub, die Gesellen wollen natürlich die Papiere und verfolgen sie.

Besagte Prämisse lässt mich auch direkt an den Heinz-Erhardt-Film „Das kann doch unseren Willi nicht erschüttern“ von 1970 denken, Buch und Regie Rolf Olsen. Zufällig spielt der hier als Schauspieler mit in einer kleinen Rolle als etwas dümmlicher Ganove namens Otto Muffler, Zufälle gibt’s. Er fing in den 50ern primär als Darsteller an, hier und da etwas Drehbucharbeit, und wurde erst ab 1961 zum Regisseur einer wilden Filmographie, von Roy Black (Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer) bis Exploitation (Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen).

Wer also schon immer wissen wollte, wie Rolf Olsen aussah, here you go:

Der Film ist sicherlich mit „ganz nett“ gut beschrieben. Anspruchslose Unterhaltung, hier mal was zum Schmunzeln, hier mal etwas angedeutete Spannung, entspannte Menschen am Strand, ein gut aufgelegter Georg Thomalla, der wie immer sympathisch grandelnde Hans Moser, man muss nicht dauernd schleimende Schlagersänger ertragen – man kann es schlechter treffen im deutschen Nachkriegskino. Im zweiten Akt sind einige Längen zu verzeichnen. Natürlich darf auch ne kleine love story nicht fehlen, die fesche Monika, erwähntes Backfischmädel, verknallt sich im Hormonkoller natürlich postwendend in einen der Ganoven, der sich bei ihrer Familie bekannt macht, um sie auszuspionieren.

Zwischen den beiden gibt es diesen kleinen Dialog, der wunderbar das Frauenbild der Zeit auf den Punkt bringt. Liest das dusselige Mädchen doch tatsächlich ein Buch am Strand, ha! Frauen brauchen doch keine Bildung, die werden doch eh geheiratet:

Zu Georg Thomalla (1915-1999) hatte ich hier schon einiges geschrieben. Hier sehen wir ihn ziemlich in der Mitte seiner Filmographie in den für ihn sehr produktiven 50er Jahre. Alleine 1958 spielte er in vier (!) Filmen mit. Kleines unnützes Wissen nebenbei: Er war auch Synchronsprecher und hat u. a. Peter Sellers in den Pink-Panther-Filmen seine Stimme geliehen.

Die finsteren Ganoven

Heidi Brühl (1942-1991) war damals ein Publikumsmagnet, gerade durch die Immenhof-Reihe auch ein Schwarm aller Mädels. Immenhof war quasi das Bibi und Tina der 50er. Grinsende Mädels mit Pferden halt. Sie spielte in allerlei Unterhaltungsfilmgedöns wie hier mit und war auch als Sängerin erfolgreich. 1991 verstarb sie an Krebs. Kurios: In der 1. Staffel von der Mini Playback Show auf RTL plus bildete sie zusammen mit Roberto Blanco und „Lümmel“ Hansi Kraus die Jury. Noch etwas unnützes Wissen für den nächsten Party-Smalltalk. Gern geschehen.

Hans Moser und Filmenkelin

Der Österreicher Hans Moser (1880-1964), bürgerlich Johann Julier, hat auch eine von diesen fast unüberschaubaren Filmographien, die bis in die Stummfilmzeit zurück gehen. Neben diesem Film hier spielte er in dem Jahr noch in 5 anderen Filmen mit, wohl oft als etwas skurrile Nebenfigur wie hier. 1956 war sein Rekordjahr mit 8 Filmen. Unglaublich, was die damals in diesen Jahren so rausgeballert haben.

Die Frau von Georg Thomalla wird von einer gewissen Hannelore Bollmann (* 1925) gespielt. Sie hatte in den 50ern einige kleinere Rollen, oft in den Filmen von Franz Antel. Nicht ganz zufällig – denn sie war seine Ehefrau. Und ja, die lebt offenbar noch und geht stramm auf die 100 zu.

Bislang der erträglichste Film von Franz Antel, der mir vor die Augen gekommen ist. Kann man sich durchaus auch heute noch ohne Schmerzen ansehen.

Es gab mal eine DVD, die ist offenbar out of print, aber recht günstig zu bekommen. Eine Ausstrahlung des Hessischen Rundfunks findet man auch.

Hans Moser beim Angeln und zwei fesche Knaben

Maskenball bei Scotland Yard (Ö/ITL 1963)

Regie: Domenico Paolella
Produktion: Franz Antel und Carl Szokoll 
Premiere: 23. August 1963

Lustig, wie sich der Algorithmus von Prime langsam, aber sicher an meine dortigen Sichtungen von komischen alten Filmen anpasst. Dieser Film ist dort nun ganz frisch drin und wird mir auch prompt als persönliche Empfehlung angezeigt. Mhm, ein von Franz Antel co-produzierter Film, der in Italien gedreht wurde und in dem Trude Herr und Bill Ramsey mitspielen? Oh, und Herbert Fux in einer Nebenrolle! OK, klingt schräg genug, um hier gewürdigt zu werden! Dann mal her damit.

Zunächst – der Titel ergibt überhaupt keinen Sinn und hat mit der Handlung nichts zu tun. Nada. Niente. Er dient lediglich dazu, den damals aktuellen Schlager von Bill Ramsey zu promoten. Als Untertitel (und vielleicht eigentlich geplanter „richtiger“ Titel?) wird „Die Geschichte einer unglaublichen Erfindung“ genannt, was der Sache schon näher kommt.

Single des titelgebenden Schlagers

Ich dachte zuerst, das sei vielleicht wegen „Scotland Yard“ eine Parodie auf die damals angesagten Edgar-Wallace-Filme, aber weit gefehlt. Das fängt schon damit an, dass der Film nicht in England spielt, wie man vielleicht meinen könnte, sondern in Italien, genauer: in Rom. Was tatsächlich eine der Stärken des Films ist. In schönen, grobkörnigen Schwarzweiß gedreht gelingen immer wieder wunderbare Bilder aus dem damaligen, noch kriegsgezeichneten Rom, sodass hier und da fast ein Hauch Neorealismus oder Novelle vague durch den Film weht.

Doch leider haben wir es hier mit einer ziemlich dürftigen Komödie zu tun, durchsetzt mit aktuellen Schlagern. Quasi ein „Schlagerlustspiel“, nur halt mal nicht am Wörthersee oder in Tirol, sondern in Bella Roma.

Agostino Celli (Ramsey), Klischee „verrückter Erfinder“, behauptet ein Gerät erfunden zu haben, mit dem er sich jederzeit ins laufende Fernsehprogramm einklinken kann. Beim Test wird er prompt von der Polizei eingefangen und landet im „Irrenhaus“ (um im Duktus des Films zu bleiben).

Bill Ramsey als Agostino Celli

Sein Freund Giorgio Bonetti (Stelvio Rosi) glaubt ihm und ist zufällig auch Werbespezialist. Er wittert das geschäftliche Potenzial dieses Geräts und will damit seinen Tanten helfen, die eine Kuchenfabrik besitzen, deren Kuchen zwar hochgelobt, aber zu wenig gekauft wird. Reklame können sie sich so nicht leisten, und nun soll „illegale“ Fernsehwerbung mit dem Zaubergerät die angeschlagene Fabrik retten.

Der „verrückte Erfinder“ bei der Arbeit
Komödienhandbuch, Seite 3: Kein Irrenhaus ist komplett ohne Napoleon

Natürlich sind weder die Fernsehsender noch die Konkurrenz davon entzückt, sodass ein Rennen um das Gerät beginnt. Als Maulwurf wird Brenda (France Anglade) eingeschleust, die als „Agentin“ dem Fernsehsender Hinweise gibt, wo und wann das Programm gestört werden soll. Natürlich verliebt sie sich in den schnieken Giorgio, Dilemma incoming. Und auch die Polizei ist ihnen als „Piratensender“ auf den Fersen. Und als wäre das nicht genug, treffen sie auch noch die resolute Maddalena (Trude Herr), die eine Hühnerfarm besitzt. Als dann die Kuchen-Tanten auch noch verhaftet werden, überschlagen sich die Geschehnisse.

Die Prämisse mit dem Wundergerät finde ich für eine Komödie durchaus interessant – technisch natürlich Quatsch mit Soße, aber durchaus humoristisches Potenzial. Um so erstaunlicher ist es, wie wenig der Film daraus macht. Generell ist hier viel „lustig gemeint“, aber so schlecht performt und/oder getimt, dass man sich die Haare raufen will ob der vertanen Chancen.

Bill Ramsey (1931-2021), der Amerikaner, der eigentlich den Jazz im Blut hatte und ab 1958 in Deutschland mit ironischen, amerikanisch klingenden Schlagern eine paar Jahre sehr erfolgreich war, ist ein sympathisches Kerlchen. Aber kein guter Schauspieler. OK, muss man als Musiker auch nicht sein. Durch seine Körperlichkeit und Mimik hat er hier doch durchaus ein paar der lustigeren Momente (auf niedrigem Gesamtniveau) zu verantworten.

Die obligatorischen Lieder zwischendurch sind zumindest alle im erträglichen Bereich. Im Gegensatz zu anderen Filmen, in denen wenigstens versucht wird, die Songs irgendwie sinnvoll in die Handlung einzubinden, kommen die hier einfach so ohne Sinn und Verstand. Oft dann als Fernsehübertragung „getarnt“.

Neben dem ganz netten Heut’ ist Maskenball bei Scotland Yard von Bill Ramsey kriegen wir hier noch einiges geboten. Selbst der blutjunge Rex Gildo (1936-1999) schaut mal vorbei und steht singend die Holde anflehend am Auto („Maddalena“).

Rex Gildo

Eine gewisse Hannelore Auer trällert „Eine Insel am Ende der Welt“. Mhm. Sagt mir so jetzt nichts. Siehe da: Das ist seit 1979 die Frau von Heino. Stimmt, Heino und Hannelore. Da war mal was. In der Zeit hatte sie ein paar kleine Erfolge als Sängerin und wurde gerade von Franz Antel gerne in seinen Filmen promotet.

Peppino di Capri ist auch im Fernsehen zu sehen, als italienischer Beitrag, mit dem Song „Let’s Twist Again„. Zuerst dachte ich, das sei Buddy Holly. Aber sowohl die Musik, ein relativ wilder Twist, noch die Zeit passten, er ist ja schon 1959 gestorben. Siehe da: di Capri wird auch als „italienischer Buddy Holly“ bezeichnet. Was so eine Brille doch ausmacht. Der Kollege brachte wohl den Twist nach Italien und war in der Zeit sehr erfolgreich. Immerhin spielte er mit seiner Band als Vorgruppe bei der Italien-Tournee der Beatles.

Das doppelte Lottchen (Kessler-Zwillinge)

Die Kessler-Zwillinge (Alice und Ellen) sind auch mit am Start. Auch so eine kuriose Showbiz-Erscheinung der Zeit. Sie waren hier schon eher am Ende ihrer Musikkarriere, die erste Single erschien 1958, die letzte 1963. Der Clou war natürlich, dass sie sich a) sehr ähnlich sahen und b) auch durchaus hübsch waren. Lange waren sie als „german girls“ auch international bekannt. Gerade in Italien waren sie wohl recht erfolgreich, wo sie auch gut 20 Jahre lebten, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe.

Und auch, dass sie sich 1975 für den italienischen Playboy naggisch gemacht haben. Aha. Auch Dinge, die ich eigentlich nie wissen wollte. Immer wieder spannend, was Recherchen zu obskuren Filmen so alles auftun.

Aber zurück zum Film. Herausragend ist sicherlich der Song „So ein Mann“ von Trude Herr, pfiffiger und durchaus frivoler Text für 1963. Komponiert und geschrieben von Werner Twardy (1926-1977) und Kurt Schwabach (1898-1966).

„So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Wenn er sexy ist, dann hat er Sex für sechs
Aber ist er temperamentlos
Ja, dann langweilt er mich endlos!
So ein Mann ist ein komisches Gewächs
Ist er nett zu mir bekomm‘ ich ’nen Komplex
Wenn ich den Komplex nicht bald verdrängen kann
Komm‘ ich niemals, komm‘ ich niemals zu ’nem Mann
Und das wär‘ doch schade – bitte schau’n Sie mich mal an!“

Trude Herr, „So ein Mann“

Noch ein paar Worte zum Regisseur Domenico Paolella (1915-2002). Nach Anfängen im Experimental- und Dokumentarfilm war er primär in den 1960ern tätig und drehte allerlei Genrekost, wie die meisten italienischen Regisseure der Zeit. Alles dabei, von Sandalenfilm bis Italowestern. 1973 drehte er den Nunsploitation-Knaller „Der Nonnenspiegel“ (Storia di una monaca di clausura), den könnten Italo-Fans vielleicht noch kennen.

Ach ja, „Find den Fux“! Herbert Fux taucht hier in einer Szene auch auf, noch recht jung und unzerknittert, als Polizist bei der Szene mit der Flucht aus dem „Irrenhaus“. Leider ohne Foto, da man bei Prime leider Gottes keine Screenshots machen kann. Wer’s nachsehen will: Um Minute 23. Ich meine, er ist auch nachsynchronisiert, hab ihn bei der Erstsichtung gar nicht erkannt.

Was bleibt ist ein weiterer, weitgehend vergessener Schlagerfilm aus den frühen 60ern. Das Flair von Rom macht ihn etwas besonders, da gibt es doch immer wieder mal echt schöne Bilder. Humoristisch leider ne ziemliche Bauchlandung. Die Lieder sind ertragbar bis ganz nett.

Vor allem: Es gab bislang keine Rezensionen und kaum Infos zu diesem Film, imdb und ofdb sind da blank. Ich betrete also wieder mal filmisches Neuland. Für euch. Sagt bloß, das wär nichts.

Wer mal reinschauen will – wie gesagt, aktuell bei Prime zu besichtigten, ansonsten gibt es noch zwei ramschige alte DVD-Ausgaben und er ist auch mal bei UFA als VHS erschienen. Kurioserweise beginnt der Stream auch mit dem alten UFA-Vorspann („Deutschlands große Film-Profis“), wie er in den 80ern auf VHS zu sehen war. Ich vermute, die DVD basiert auf der VHS, und der Stream auf der DVD. Lustig.

Wenn Mädchen zum Manöver blasen (D/Ö 1974)

auch: „Mädchen – Stillgestanden“

Regie: Franz Antel (als Francois Legrand)
Buch: Florian Burg
Produktion: Neue Delta (Franz Antel) / Lisa Film (Karl Spiehs)
Premiere: 23. August 1974

Wenn selbst die österreichische Lustspiel-, Trash- und Mopsfilm-Ikone Franz Antel bei einem Film zu einem Pseudonym („Francois Legrand“) greift, weiß der Fachmann – hier ist ganz großes Kino zu erwarten. Und dann noch LISA-Film-Impressario Otto W. Retzer als Aufnahmeleitung. Riecht nach der allerletzten Mottenkiste von Opas Kintopp. Und dieser Film enttäuscht die hohen Erwartungen nicht.

Hier reichen sich die „Kaiserfilme“ der 50er und die „Sexfilme“ der 70er liebevoll, oder zumindest kassenträchtig, die Hände. Ein bunter Schabernack von einem Film, der schon 1974 im Kino wie aus der Zeit gefallen gewirkt haben musste. Antel machte auch 1974 noch alles so wie in 1954, nur in Farbe und mit mehr Möpsen.

Geschrieben wurde das alles von Erich Tomek (* 1930), der schon Blödelgut wie „Tante Trude aus Buxtehude“ (1971) mit Rudi Carrell und Ilja Richter, aber auch – ja, ich traute meinen Augen kaum – den hier schon besprochenen Italo-Horror-Schinken „Astaron – Brut des Schreckens“ (1980) der Welt geschenkt hat.

Hier ist er mit seinem Pseudonym „Florian Burg“ unterwegs, unter dem er eine ganze Reihe solcher lustig gemeinter Mopsfilme verbrochen hat, von „Geh, zieh dein Dirndl aus“ (1973) bis „Sunshine Reggae auf Ibiza“ (1983), der es immerhin schon zu SchleFaZ-Ehren gebracht hat.

Als Krone seiner Schöpfung hat er dann 1993 die RTL-Serie „Ein Schloß am Wörthersee“ erdacht und geschrieben, in der sämtliche Knallchargen aus dieser Filmära noch mal ein heiteres Stelldichein hatten, der letzte große, lange Furz der LISA-Film. (Den es, wie ich gerade feststelle, inzwischen komplett als Blu-ray-Box zu kaufen gibt. Ernsthaft? Gut, fand damals sein Publikum, das das heute auch noch anschaut und „Ach wie schee, die gute alte Zeit“ sagt.)

Hans Terofal zappelt und säuft, Rinaldo Talamonti grimassiert und läuft sinnlos durch die Gegend – also eigentlich alles wie immer, nur dass der ganze Kappes hier als in Zeiten der kuk-Monarchie Österreichs spielt, alle also fancy Kostüme und Uniformen tragen.

Dazu die unlustigsten sight gags der 1910er und 1920er Jahre in schlecht, zotige „Dialoge“, debil-kichernde Damen mit wenig Sachen an, eine Story, die auf einen Bierdeckel passt – und fertig ist der nächste Klassiker, ab ins Kino damit. Und offenbar haben sich damals auch genug Leute den Kappes angeschaut, denn es scheint sich gerechnet zu haben.

Gipfeltreffen der Film-„Trottel“: Hans Terofal, Rinaldo Talamonti

Ach, Moment, Story, ganz vergessen. Also – Jahrhundertwende, Kaserne, in der Nachbarschaft ein Mädchenpensionat, ein Manöver steht an, koitale Verwicklungen, alles super lustig, aber mit ordentlich viel nackte Möpse, und am Schluss werden zwei Leute verwechselt (das muss einfach! Außerdem eine Gelegenheit für die so beliebte Doppelrolle), eine Kaskade von Gags, zwei Leute finden sich, Knutsch, finaler End-Gag, Abspann.

Ich muss echt sagen – je mehr Filme ich mit Hans Terofal sehe, desto mehr tut er mir leid. Ich hab es hier irgendwo schon mal erwähnt – er starb bereits 1976 mit nur 53 Jahren, auch an den Folgen seiner Alkoholkrankheit (neben einer Herzerkrankung und Asthma). Gerade in den späten Filmen (wie diesen) sieht man ihn auffallend oft on screen trinken, was die Frage aufwirft – war das immer so im Drehbuch oder war er schlicht die ganzen Dreharbeiten über hacke, um das irgendwie zu ertragen, nicht mehr wie früher Produktionsleitung zu machen, sondern immer den hinterletzten Volldepp zu spielen? Auf jeden Fall wird in diesem Film wahr, wovon alle Gurkenfilm-Fans geträumt haben: Er trifft in einer Szene auf den unvermeidlichen Rinaldo Talamonti. A match made in heaven. (Oder doch: in hell?)

Nomineller Hauptdarsteller ist der Österreicher Alexander Grill (1938–2009) in einer Doppelrolle. Sagte mir so jetzt nichts, ein weiterer Mensch, der in vielen dieser 70er-Klamotten auftaucht. Sein Debüt gab er in „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, und in „Blau blüht der Enzian“ spielte er einen Kellner. In den 80ern wurde er auch im Fernseher relativ bekannt, als er im Ensemble der satirischen Nachrichtensendung „Rudis Tagesshow“ (1981-1987) von Rudi Carrell mitwirkte.

1974. Im gleichen Jahr wurden Filme gedreht wie:

  • Angst essen Seele auf
  • Texas Chainsaw Massacre
  • Der Pate II
  • Ein Mann sieht rot

Das ist kaum zu glauben. Ein Film aus einem Paralleluniversum.

Nicht mal unfreiwillig lustig, ist dieser Quark über die ganze Laufzeit nur was für Hartgesottene oder ausgewiesene Nackedeis-in-historischen-Settings-Fetischisten. Eine erotische Komödie, die weder lustig noch erotisch ist. Möööp. Selbst in diesem mit Schund überladenen Genre ist das hier unterdurchschnittlich. „Wir raten ab“.

Wer’s unbedingt sehen will – gibt es als alte VHS und sogar in gleich zwei verschiedenen DVD-Ausgaben, beide von so Grabbeltisch-Labeln für ein paar Euro. Die DVDs sind laut ofdb um gut 3 Minuten geschnitten, warum weiß der Himmel, da sie immer noch die uralte FSK-18-Freigabe tragen. Die ungeschnittene Fassung wurde am 28.07.1987 indiziert, 2012 aufgehoben. Hab nur die 74-minütige gekürzte Fassung gesichtet.

Die VHS-Erstauflage ist bei UFA erschienen, immerhin als schöne Hartbox. Später gab es noch eine Wiederveröffentlichung auf dem UFA-Billig-Rerelease-Label „Videophon“.

Ne Salami im Bett – wie nett. Und auf keinen Fall zu subtil.
Ein paar „Action-Szenen“ (hust) gibt es auch
Terofal ist wieder nur am Saufen, was ist da los?
Eigentlich müsste man da man eine ganze Galerie von machen. Unfassbar.
Einer geht noch!

Abschließend noch ein paar visuelle Eindrücke.

Na, Film von 1954 oder 1974? Wer weiß es?
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #1
Gags aus der Mottenkiste des Kinos #2

P. S.: Und da wir so viel über den begnadeten Kasperkram-Autor Erich Tomek zu erzählen hatten – dem schlauen Internet entnahm ich, dass er mehrere kleine Cameo-Auftritte hatte. Unter anderem als Bankangestellter in „Geld oder Leber“, da isser:

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett (D/Ö 1962)

Regie: Franz Antel
Buch: Johannes Kai, Hugo Wiener
Produktion: Carl Szokoll / Neue Delta Filmproduktion
Premiere: 19. Oktober 1962

Nudelfabrikant Keyser (Heinz Erhardt) wird von seiner Tochter zu einem Urlaub auf einer einsamen Insel verdonnert, um ihn dort auf Diät zu setzen. Wenig erbaut, will er zumindest seinen Mitarbeiter Dr. Steffen (Harald Juhnke) mitnehmen, und ihn vielleicht bei der Gelegenheit auch mit seiner Tochter verkuppeln. Auf der Insel angelangt treffen sie auf ein weiteres Paar (sie will heiraten, er lieber angeln, das übliche Drama). Gemeinsam stranden sie auf der kleinen Insel ohne Ausrüstung und sind auf ihre Survival-Skills angewiesen.

Die Filme des österreichischen Regisseurs Franz Antel (1913-2007) wirken irgendwie immer 10 Jahre älter als sie eigentlich sind. „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ von 1962 wirkt wie aus den tiefsten 50ern, von den knalligen Bonbon-Farben (Eastman-Color) bis zu dem schon damals angestaubten Humor. Er stammt aus der mittleren Schaffensphase von Antel, gut zehn Jahre vor dem Heinospoitation-Knaller „Blau blüht der Enzian„, der hier ja schon zu Ehren kam. Und auch noch einige Jahre, bevor er mit den berüchtigten „Frau Wirtin“-Filmen auch das Tittenfilmchen-Gerne beackerte.

Einen Pluspunkt hat der Film gegenüber vielen anderen: Heinz Erhardt spielt mit. Aber auch er kann dieses bemühte Lustspiel nicht wirklich retten. Im Gegensatz zu vielen späteren Filmen ist es kein „Heinz-Erhardt-Film“, in dem der Film quasi um ihn herum geschrieben wurde, sondern er ist mehr Teil des Ensembles. Die andere männliche Hauptrolle wird von niemand geringerem als einem noch recht jungen Harald Juhnke (1929-2005) gespielt, eine durchaus reizvolle Kombination, die leider nie wirklich ausgespielt wird.

Ein Grund, warum der Film so altbacken wirkt, ist wohl auch, dass es ein Remake des Films „Die Leute mit dem Sonnenstich“ von 1936 (!) ist. Er spielt nur nicht mehr an der Donau, sondern zeitgemäß in Italien, dem Sehnsuchtsort des Wirtschaftswunder-Deutschen. Aber nicht mal das ist echt – als Italien-Double musste aus Kostengründen Jugoslawien herhalten.

So können wir auch das rheinländische Urgestein Trude Herr hier einmal als pummelige italienische „Mamma“ mit Schürze bestaunen, die auch ein Liedchen namens „Tango d’Amore“ am Hafen trällern darf. Apropos – den Titel bekam der Film auf Wunsch des Verleihs verpasst, der damit den gleichnamigen Schlager von Bill Ramsey bewerben wollte. Mit diesem durchaus ganz originellen Liedchen beginnt auch der Film, das wirkt fast wie ein Videoclip. Der arme Kerl will einfach nur schlafen, aber die Olle will immer nur lesen und treibt ihn in den Alkoholismus. Wie das so geht.

Netter Kniff – besagte Mimi (Edith Hancke) liegt nebst Gaben (Ramsey) im Bett und liest einen Krimi, und liest uns auch quasi den Vorspann vor, als wäre der Film das Buch, das sie liest. Na, ich hoffe, der Krimi ist spannender als das laue Lüftchen von Komödie, das dann folgt.

Der Text des Liedes stammt von Hans Bradtke, der auch so nett wortspielig-launige Schlager wie „Zuckerpuppe (aus der Bauchtanz-Truppe)„, „Das kannst du mir nicht verbieten“ oder „Das bisschen Haushalt … sagt mein Mann“ textete. Schon nicht so übel im Vergleich zu den sonstigen Schlager-Plattitüden.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
Nie ins Bett, nie ins Bett
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol
Ja, that’s right
Mimi hat den Krimi und die Interpol
Und ich den Alkohol, Prost“

Hans Bradtke: „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“

Was bleibt? Ein ziemlich seichtes, erschreckend unlustiges Lustspiel aus Opas Kintopp, das mit Erhardt und Juhnke eigentlich zwei humoristische Schwergewichte aufführt, die aber Dialoge aufsagen müssen, die 1962 schon einen sehr langen Bart hatten. Immerhin ist das ganze mit 76 Minuten auch schnell vorbei. Selbst in der eher durchwachsenen Filmographie von Heinz Erhardt kein Highlight.

Eigentlich schade, dass es keinen richtig „definitiven“ Erhardt-Film gibt. Entweder sie sind bieder-spießig (50er-60er) oder sehr albern und Schlagerheini-verseucht (70er). Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass er 1971 mit seinem Schlaganfall so unvermittelt aus dem Berufsleben gerissen wurde. Er konnte danach nicht mehr sprechen und schreiben, was die Hölle gewesen sein muss für jemand, der Sprache so liebte. Am besten ist er immer noch alleine auf einer Bühne, im Idealfall mit einem Klavier.

Die Bildqualität ist überraschend gut, leider ist der Ton sehr spitz, vielleicht auch „totgefiltert“, Zischlaute sind oft unangenehm im Ohr. Aktuell (07/2022) in Prime erhalten, Scheibchen (Billig-DVD) gibt es auch.

Blau blüht der Enzian (D 1973)

Regie: Franz Antel
Buch: Kurt Nachmann
Produktion: Lisa Film
Premiere: 13. April 1973

Beim Wühlen in Prime stieß ich noch auf dieses Kleinod bundesdeutschen Filmschaffens, eine der unzähligen Schlagerkomödien, die in den Siebzigern entstanden. Mit Hansi Kraus, Ilja Richter und Hans Terofal gibt es auch gewisse Überschneidungen zu den damals extrem erfolgreichen „Die Lümmel von der ersten Bank“-Filmen, die es immerhin auf 7 (!) Teile brachte.

Der Österreicher Franz Antel zeichnet sich hierfür verantwortlich, den Kenner der Materie als Regisseur der „Frau Wirtin“-Filmreihe bekannt sein dürfte. Filmtitel wie „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ (1969) sind einfach unsterblich. Er war auch sehr produktiv: Von den 50ern bis Ende der 70ern entstanden rund 100 Filme mit seiner Beteiligung, in der Regel Komödien, den Moden angepasst. In den 50ern eher Heimatfilm mit Bergen, in den 70ern wurden aus den Bergen wackelnde Brüste im Dirndl. Sein Bruder im Geiste war Drehbuchautor Kurt Nachmann, der auch hier mit am Start ist.

In diesem Filmwerk bleiben die Blusen aber zu, denn es handelt sich um ein Exemplar des damals sehr modernen „Schlagerfilms“. Man nehme eine Verwechslungskomödie vom Reißbrett, immer die gleichen Darsteller und dazu eine Handvoll angesagter Schlagersänger*innen. Hier hat man den ganzen Film, der eigentlich „Der wilde Kaiser tobt“ heißen sollte, gleich werbewirksam in „Blau blüht der Enzian“, den damaligen Hit von Heino, umgetauft. Geschäftstüchtig!

„Hey, Baby. Willst du wissen, was hinter der Brille ist? Dann komm mit mir auf mein Zimmer. Knick-knack.“

Hazy Morgan, Ölmagnat und „der größte Stinkstiefel des 20. Jahrhunderts“, wird vom trotteligen Nachwuchskellner Ilja Richter derart verärgert, dass er das Hotel verlassen will. Leider sind in Kitzbühel, der „piekfeinen Tiefkühltruhe“, alle Hotels ausgebucht. So landet der Assistent von Morgan auf Schloss Thanberg, das eigentlich nur eine Hotelschule ist, wo Ilja Richter, Hansi Kraus und Konsorten gerade ihren Abschluss gemacht haben, als schlechtester Jahrgang aller Zeiten, wie der Schulleiter nicht müde wird zu betonen. Der reiche Sack zieht dort notgedrungen ein und das Unheil nimmt seinen Lauf. Da wir in Kitzbühel sind, darf natürlich auch das große, ultimative Gag-Finale auf Skier nicht fehlen, mit lustigen Soundeffekten und allem. Ich lag unterm Tisch.

Damit das alles nicht zu lustig wird, wird alle 10-15 Minuten ein Liedchen geträllert. Rein zufällig ist Bata Illic unter den Schülern, der auch einfach mal prompt und komplett unmotiviert „Michaela“ durch die Hallen trällert, nachdem irgendein Knirps mit Kochmütze ein Schlagzeugsolo spielte. Das ist das faszinierende an den Filmen aus dieser Zeit – der Wahnsinn kennt keine Grenzen.

Der Phil Collins von Kitzbühel

Direkt die erste Szene nach dem Vorspann (Berge, Wild, Heino-Musik) ist bemerkenswert: Hans Terofal trinkt einen Schnaps namens Enzian, zuerst aus einem Glas, schließlich aus der Flasche. Gut, vielleicht hört er den Song von Heino, nachvollziehbar. Das Makabre daran ist, dass Terofal gerade mal 3 Jahre später an seiner Alkoholsucht zu Grunde gehen sollte. Es wird erzählt, dass er nicht damit klar kam, immer und immer wieder den Obertrottel zu spielen. Ein frühes Opfer des type castings.

Alkoholkrankheit – einfach zum Totlachen!

Eigentlich müsste man da „Dauerwerbesendung“ in der Ecke einblenden. Natürlich singt Heino den Titelsong auch noch mal leibhaftig im Film. Chris Andrews gibt „Sugar Daddy“ zum Besten und Jürgen Marcus darf „Ein Festival der Liebe“ bewerben. Der Kinderstar Nicki (Heintje auf wish bestellt), der Schlagzeuger von vorhin, singt mit Piepsstimmchen ein Liedchen namens „Yuppididuh“ und bürstet dabei eine Kuh (kein Scherz). Und eine Gruppe namens „Wir“ (nie von gehört) singt „David und Goliath“, mit dabei: ein zauseliger Drafi Deutscher mit Hippie-Bart. Harter Stoff.

Ilja Richter ist wie immer so lustig wie ein Loch im Kopf, Hansi Kraus hat ein paar gute Oneliner, die er gewohnt trocken und flapsig liefert, Terofal kaspert sich einen ab – also, eigentlich ist alles wie immer in den gefühlt 425 deutschen Komödien der Jahre 1968-1975.

Gut, Chronistenpflicht erfüllt – eine weitere Produktion der Lisa-Film ist gesichtet. Ich hab ja durchaus einen Sinn für diese Filme und generell für diese Zeit, aber das ist schon echt ne harte Nummer. Kurt Nachmanns Humor ist wohl echt Geschmackssache. Vielleicht findet man das in Österreich lustig. Wobei – das Ding hat damals schon Zuschauer gefunden.

Die von Georg Laforet geschriebenen „Lümmel“-Filme sind in dem Genre immer noch das Nonplusultra, insbesondere die Teile 1 und 5 („Wir haun die Pauker in die Pfanne„), wobei Teil 5 vor allem auch mit dem großartigen Theo Lingen in einer Doppelrolle auftrumpfen kann. Gegen den fußlahmen Kappes hier sind das humoristische Glanzleistungen.

Nur für Mutige, Kitzbühel-Nostalgiker, 70er-Gaga-Schlager-Fans und verrückte Komplettisten wie mich. Oder wer unbedingt mal Heino bei einer Schneeballschlacht bewundern will. Holladijo!

VHS: UFA („Sterne“-Cover)
DVD: MCP Sound & Media (so ein 5-Euro-Grabbelkisten-Ding)
Stream: Amazon Prime inklusive (Stand 06/22)