Regie: Matthias Dinter
Buch: Matthias Dinter, Martin Ritzenhoff
Produktion: Philip Voges, Mischa Hofmann für Odeon Fiction, Goldkind Filmproduktion, Warner Bros.
Premiere: 21. Februar 2002
So, nun nehmen wir mal tief Luft und tauchen in die Niederungen der deutschen Komödie der 2000er ein. Dieses Werk ist mir über den Weg gelaufen, und tatsächlich machte mich ein Fakt aufmerksam: Wir können hier wieder mal „Find den Fux!“ spielen. Jawoll, unser Lieblings-Knittergesicht Herbert Fux, immer ein Garant für Kino vom Feinsten, hier mal in den 2000ern zu besichtigen, in einem seiner letzten Kinofilme.
Ansonsten bekommt man hier so ziemlich das, was man erwartet von einer Komödie mit Axel Stein aus der Zeit. Platt, platter, Comedy für die Zielgruppe „junge, doofgesoffene Männer“. Ich habe nicht viel erwartet, aber selbst dafür ist das hier schon starker Tobak. Aber der Reihe nach.


Es beginnt mit einer Parodie auf Heidi, wenn man das Parodie nennen will. Heidi und ihr Kumpel Peter finden „Spielsachen der Kinder aus der Stadt“, wie sie meinen, und „spielen“ mit allerlei Müll, unter anderem ein Kondom und eine Dose Bier, die sich Peter mal reinpfeift. Das knockt ihn direkt aus und er fällt in ein Körbchen am Fluss (das da warum genau steht?) und schwimmt davon.

16 Jahre später: Wir lernen den feisten Josch (Axel Stein) und einen kalkweißen Rasta-Man namens Türlich (Rick Kavanian) kennen, zwei junge Männer, die gerade ihren Zivildienst ableisten und sonst nur mit Kiffen, Saufen und Videospielen beschäftigt sind. Der Einzug in die Bundeswehr droht, die beiden fliehen nach Österreich und erleben Abenteuer. Sie landen beim Alm-Öhi (Herbert Fux) und der inzwischen auch erwachsenen Heidi (Eva Habermann) aus dem Prolog, es stellt sich heraus, dass „Türlich“ eigentlich der Geißen-Peter aus dem Körbchen ist (wer hätte es geahnt). Doch das alpine Idyll ist in Gefahr: Ein US-Magnat namens Tronald Dump (Christoph M. Ohrt) will das Gebiet aufkaufen und ein Skigebiet daraus machen.
Ziemliches Niveau-Limbo hier, gut, kommt jetzt nicht überraschend. Wenn man es als kulturelles Artefakt begutachtet, hat man hier natürlich einiges, was aus heutiger Sicht kurios ist. Natürlich ist der Antagonist namens Tronald Dump (mega witzig, ne) eine Anspielung auf Donald Trump, damals noch als skurriler harmloser reicher Typ mit Sockenschuss bekannt. Er manipuliert hier die tumben, grenzdebilen Burschen mit dummen Sprüchen, Geschenken, falschen Versprechungen und „heißen Babes“. Ähnlichkeiten zu gewissen Entwicklungen? Ach was.
Man könnte schon sagen, dass wir hier einen geistigen Nachfolger der Produktionen von Lisa Film haben. Hat als Genre – „infantile Comedy für infantile Jugendliche“ – vielleicht durchaus seine Daseinsberechtigung, geschenkt. Comedy darf auch mal platt sein – aber sie sollte dann wenigstens lustig sein. Das ist einfach nur stumpf, zusammengeklaut, krampfig, schlecht gespielt mit den schlechtesten Gags aus den Filmen der 60er bis 80er. Bei Lisa Film isses wenigstens ab und zu aus Versehen lustig, das hier ist einfach kaum zu ertragender Schwachsinn, der sich trotz nur 75 Minuten Laufzeit anfühlt wie eine Folter.
Paar Beispiele: Ein Typ lispelt und stottert, was eine Art Running Gag wird. Sprachfehler, einfach zum Totlachen. In einer Sequenz meint Josch, ein „Babe“ zu vernaschen, aber mit verbundenen Auto, und eine tatsächlich ist es eine Oma (die Mutter von Dump), haha, alte Frauen, die Sex haben, einfach zum Totlachen.
Tatsächlich spielen große Teile des Films im österreichischen Skiort Ischgl, das auch zum Lisa-Film-Feeling beiträgt (die drehten oft in Kitzbühel).

Gegen Ende gibt es einen ganz hübschen Meta-Gag – in der finalen Verfolgungsjagd auf Skiern gibt es bewusst schlechte Rückprojektionseffekte. Ob das wirklich Absicht war oder ob das quasi ein Gag auf eigene Kosten war, sei dahingestellt. Sie tun so, als hätte der Agent des Verfolgten abgerufen, und nutzen die Verwirrung, um ihn zu überholen. Dazu gibt es eine kleine „Behind the scenes“-Szene. Hübsche Idee.


Für Regisseur und Co-Autor Matthias Dinter war es sein Regie-Debüt, seine Karriere als Regisseur von Kinofilmen nahm allerdings schon 2004 nach seinem zweiten Werk Die Nacht der lebenden Loser schon sein Ende. Seitdem war er vor allem als Drehbuchautor fürs Fernsehen und Comiczeichner aktiv.
Um Axel Stein (* 1982) führte in der ersten Hälfte der Nuller Jahre kaum ein Weg vorbei, sowohl im TV als auch im Kino. Beginnend mit der Rolle in Hausmeister Krause ab 1999 so bis 2006 war vielleicht der Gipfel seiner Karriere, mit unzähligen Fernseharbeiten und auch Kinofilmen wie dieser Mumpitz hier. Harte Jungs (2000) und Knallharte Jungs (2002) waren sehr erfolgreich. Eigentlich war das eine Art Reboot von Eis am Stiel, nun halt mit Axel Stein statt Zachy Noy. Diese Filme wären eigentlich auch mal eine Sichtung für die Seite hier wert. Mal sehen, wann ich mir das mal antue.
Rick Kavanian (* 1971) kennt man heute primär aus der Bullyparade (1997-2002) und den Filmen von Michael Herbig. Ja, er ist tatsächlich 11 Jahre älter als Stein, sollte man gar nicht meinen. Er war hier also schon 31 Jahre alt, deutlich älter als seine Rolle, und hatte vorher Politikwissenschaft, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie studiert, wie ich gerade auf Wikipedia gelernt habe. Wie Stein geistert er bis heute durchs deutsche Unterhaltungsschaffen.
Eva Habermann (* 1976) dürfte auch heute noch den meisten ein Begriff sein, auch sie hat viel seltsames Zeug gedreht in ihrem Leben, ich denke mal, ihre Performance hier dürfte sie heute eher als „Ich war jung und brauchte das Geld“ abhaken. Als blond bezopfte, tief ausgeschnittene Heidi spielt sie hier das heiße Dummchen. Scheinbar war das der Karriere-Plan zu der Zeit – sie hat auch mehrfach für einschlägige Magazine die Hüllen fallenlassen.


Wenn die Zahlen bei imdb stimmen, hat dieses Machwerk nicht mal seine Kosten eingespielt. Das war wohl selbst angetrunkenen 15-jährigen Pubertätsgeplagten zu doof.
Den Film gibt es nur auf VHS und DVD, beide lange out of print. Die DVD ist sogar auf dem Gebrauchtmarkt im Netz vergleichsweise teuer, findet sich aber auch sicherlich in vielen 1-Euro-Grabbelkisten, falls man das dringende Bedürfnis verspürt, sich das hier mal reinzutun. Vielleicht ist es für den einen oder anderen ein Nostalgieflash, es sei gegönnt. Ein für alle Beteiligten peinlicher Kackfilm isses dennoch.