Klassenkeile (D 1969)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Kurt Nachmann, Paul Hengge
Produzent: Horst Wendlandt / Rialto Film, Berlin
Premiere: 28. März 1969

1968 gelang der Franz Seitz Filmproduktion mit „Die Lümmel von der ersten Bank“ ein Überraschungserfolg. Neben den insgesamt sechs „offiziellen“ Fortsetzungen versuchten auch andere Produktionsstudios, ein Stück vom Kuchen abzuhaben. Lisa Film versuchte sein Glück mit dem hier bereits behandelten Immer Ärger mit den Paukern im Oktober 1968. Der immer geschäftstüchtige Horst Wendlandt (1922-2002) mit seiner Rialto Film erkannte die Chance, und warf nun seinerseits auch „Paukerfilme“ ins Rennen. Am 28. März 1969 feierte „Klassenkeile“ Premiere, nachdem er bereits am zweiten „offiziellen“ Teil beteiligt war.

Dies ist also einer der Filme der Reihe, mit denen Franz Seitz nichts zu tun hatte. Mit Uschi Glas gelang es, einen der damaligen Kassenmagneten zu verpflichten, und in kleinen Rollen sind hier einige der Schauspieler zu sehen, die auch bei der Konkurrenz mitwirkten, vor allem Rudolf Schündler und Hans Terofal, die uns hier ja schon zur Genüge vor die Linse gelaufen sind.

Das Drehbuch schrieb mal wieder die bewährte Kraft Kurt Nachmann zusammen mit einem gewissen Paul Hengge, der mir bis eben unbekannt war. Er war zu der Zeit fest bei Rialto Film angestellt und schrieb einiges an Skripten, von einzigen Edgar-Wallace-Filmen bis hin zu aufklärerischen Obskuritäten wie „Van de Velde: Das Leben zu zweit – Die Sexualität in der Ehe“ (1969).

Mal sehen, was die beiden sich da ausgedacht haben. Wir lernen Manuela (Anita Kupsch) kennen, die in der Schule vor allem durch Unwissen und Aufsässigkeit glänzt. Nach einem weiteren Streich fliegt sie von der Schule, sie hat eh keine Lust auf Abitur und will lieber ihren Freund, einen Obst- und Gemüsehändler, heiraten.

Derweil sitzt Katja (Uschi Glas) im Büro, sie ist Nachwuchsjournalistin und schreibt eine Reportage über die heutige Schule, basierend auf den Erlebnissen ihrer Freundin Manuela. Sie ist bekanntlich gerade geflogen, und Katja beschließt, sich selbst als Schülerin in eine 13. Klasse unter dem Namen von Manuela einzuschleusen und aus erster Hand zu recherchieren. Verwechslungskomödie incoming, die Dinger hat Kurt Nachmann echt im Akkord geschrieben.

Natürlich gibt es einen „coolen“ Lehrer, Dr. Wagner (Walter Giller), den unbeliebten Streber, ein komisch schiefgehendes Chemie-Experiment und generell viele der klassischen plot points des Genres werden aufgegriffen. Der „coole“ Lehrer wird natürlich vom alteingesessenen Lehrkörper scheel angekuckt, sie wollen ihn loswerden, die Schüler*innen wollen dies verhindern. Man könnte es etwas böse formulieren: Es ist eine billige Raubkopie der originalen „Lümmel“-Filme, gemischt mit einem guten Schluck „Feuerzangenbowle“. Die dünne Handlung wird episodenhaft durch mehr oder weniger originelle Streiche gestreckt.

Rudolf Schündler spielt hier auch einen Lehrer namens Dr. Krapp-Krapproth, einer der größeren Rollen, der direkt mit diesem wunderbar absurdem Monolog auffällt und einem noch heute daran erinnert, welches Geistes Kind der Lehrkörper dieser Zeit war. Diese Filme entstanden zu einer Zeit des Umbruchs, Stichwort „Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren“. Dr. Krapp-Krapproth trifft den Direktor auf dem Flur und beklagt sich:

„Schon wieder, es ist unerhört! Herr Direktor, ich unterrichte gerade deutsche Geschichte – was heißt deutsch – preußische Geschichte! Und ich versuche gerade bei den jungen Leuten, die uns ja nun mal eben anvertraut sind, die Andacht wachzurufen, die ja schließlich Preußens Gloria gebührt! Und was machen Dr. Wagner und seine Oberprima? Negermusik! Zack zack zack bumm bumm!“

Dr. Krapp-Krapproth
Rudolf Schündler als preußischer Oberlehrer Dr. Krapp-Krapproth

Schön auch, dass der Direktor nach „Negermusik“ auch direkt kleinlaut „Schwarze! Schwarze Musik …“ einwirft. Man darf ja nichts mehr sagen in Deutschland! Mensch, schon 1969 „woke“, da würden heute direkt wieder die Kommentarspalten glühen. Absurd, dass darüber 2023 allen Ernstes immer noch diskutiert wird.

Wenn du denkst, du spankst, dann denkst du nur du spankst. Uschi Glas kriegt Klassenkeile. Jeder darf mal.

Ein weiterer Lehrer wird von Ulrich Beiger (1918-1996) gegeben, der mir vor allem aus „Das verrückteste Auto der Welt“ (1975) bekannt ist, aber in jenen Jahren viel im Kino zu sehen war, und später auch im Fernsehen (und ja, natürlich auch in zwei Folgen von „Derrick“).

Walter Giller (1927-2011) hatten wir auch schon mehrfach – er spielt hier den sympathischen Junglehrer überzeugend. Näheres zu ihm habe ich bereits beim Film Liebe auf krummen Beinen (1959) geschrieben.

Walter Giller, Ulrich Beiger

Hans Terofal (1923-1976) hat hier nur eine kleine Rolle, er ist der Kapellmeister einer bayrischen Blaskapelle, die während einer Klassenarbeit im Schulfoyer zünftige Blasmusik spielt. Er hat sichtlich Spaß dran, zumindest muss er nicht saufen und albern rumzappeln.

Hans Terofal hat Gaudi – „Wir sind bezahlt worden, dass wir hier blasen, daher blasen wir hier!“

Herbert Weissbach (1901-1995) ist direkt in der ersten Szene der Lehrer. Zu ihm habe ich auch hier und da schon öfter was geschrieben, schön, dass er hier mal mehr als einen Satz sagen darf. Auch er ist uns schon mehrfach über den Weg gelaufen, z. B. in Der Partyphotograph.

Manuelas Vater ist noch prominent besetzt – das Kölner Urgestein Willy Millowitsch (1909-1999) gibt sich die Ehre, sein Film direkt vor dem noch absurderen, hier schon behandelten Charley’s Onkel. Hier jagt er keine Nutten, sondern spielt eine typische Millowitsch-Figur, der joviale, gutgelaunt-kieksende Sympath.

„Ein Kuss! Empööörend!“ – „Ich sag’s ja, der Sex … kommt auch auf uns zu … UNAUFHALTSAM!“ (Vielleicht der beste Gag des Films.) (Inge Wolffberg, Rudolf Schündler)

Ach ja, noch ein paar Worte zu den Damen. Uschi Glas dürfte auch heute noch geläufig sein, die andere weibliche Hauptrolle Manuela Schulz wird von Anita Kupsch gespielt. Der Name sagte mir zugegebenermaßen nichts. Ihre Filmographie ist auch recht lang, das meiste ist wohl eher dem Vergessen anheim gefallen. Serienfreunde könnten sie noch aus „Praxis Bülowbogen“ kennen, wo sie von 1987 bis 1996 mitspielte. Der Rest der jüngeren Damen sind mehr Deko. Gegen Ende des Films taucht noch Wilma (* 1957) auf, damals so was wie das Pendant zu Heintje, die irgendwas von Glück und Sonnenschein trällert. Das Lied kam als Single nicht mal in die Top 100, und womit? Mit Recht. Immerhin gibt es einen schönen Meta-Gag: Der Direktor (Werner Finck) direkt nach dem Lied:

„Nachdem wir nun unserem lieben Heintje, äh, Wilma – Heintje war ja im letzten Film – gehört haben, wollen wir nun zur Tagesordnung weitergehen…“

Eine Erwähnung wert ist noch die ältliche Lehrerin Dr. Sieglinde Boll, gespielt von Inge Wolffberg (1924-2010), die mir vage bekannt vorkam – Heinz-Erhardt-Fans könnten sie noch als „Fräulein Grauvogel“ aus „Was ist denn bloß mit Willi los?“ (1970) kennen. Hier hat sie einige schöne Szenen mit Rudolf Schündler, kleine Lichtpunkte in diesem Machwerk.

Insgesamt ein lauwarmer „Feuerzangenbowle“-Aufguss, trotz vieler bekannter Spaßnasen erstaunlich humorbefreit, vorhersehbar und abgekupfert und trotz nur 88 Minuten Lauflänge zäh. Dennoch war es kommerziell ein „mehr als zufriedenstellender“ Erfolg. Vielleicht wollten die auch alle nur sehen, wie Uschi Glas der Hintern versohlt wird. Wer weiß. Darauf ein zackiges „Zack zack zack bumm bumm“.

Wer’s sehen will: Ist sowohl auf einer ganz alten UFA-Videokassette (bei Taurus) zu haben als auch als DVD in einer „Uschi-Glas-Box“ bei Universum Film erschienen.

Ein Käfer gibt Vollgas (D/SW 1972)

Regie, Buch: Rudolf Zehetgruber
Produzent: Rudolf Zehetgruber / Barbara Film GmbH (München)
Premiere: 21. Dezember 1972

Während Teil 4 der Reihe, „Das verrückteste Auto der Welt“ [hier schon kurz besprochen] bei mir durch Kindheitsnostalgiebonus noch recht gut wegkommt, kenne ich die anderen 3 Teile der Dudu-Reihe nicht so gut. Bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob ich diesen hier jemals schon gesehen habe, und riskierte mal ein Auge.

Ist ja immer so eine Sache mit „Kindheitsfilmen“, wie oft denkt man beim Wiedersehen „ach du lieber Himmel“. Nüchtern betrachtet ist das schon starker Tobak, der hier einem geboten wird. Wüste Mischung aus den Herbie-Filmen aus dem Hause Disney, bisschen Eurospy-Versatzstücke aus dem Kindergarten und – hier besonders auffällig – eine Prise der damals sehr erfolgreichen Bud Spencer/Terence Hill. Und eine kleine Prise Schulmädchenreport musste auch rein. Ein durch und durch kalkuliertes Kommerzprodukt, dazu noch Dauerwerbesendung für VW und BMW.

Unser Held Jimmy Bondi ist unterwegs von Afrika nach Portugal, natürlich in seinem treuen High-Tech-Wunderauto DUDU über den Ozean, der selbstverständlich schwimmen kann. Er turnt auf dem Dach herum, macht sich schließlich halb naggisch, um zu duschen, DUDU hat natürlich auch eine Dusche und eine Rückenschrubbautomatik verbaut. Aus dem Befehlt „RÜCKEN SCHRUBBEN nicht fest“ macht der Schelm doch einfach „RÜCKEN SCHRUBBEN fest“. So ein Schlawiner!

Als nächstes lernen wir die bad guys des Films kennen. Ein Obergauner namens Marchese de la Sotta (Karl-Otto Alberty) will Druckplatten erwerben, mit denen man 5-Dollar-Noten drucken kann. Verkäufer ist ein gewisser Plato (Joachim Fuchsberger), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser hat aber nur eine Seite der Druckplatte, die andere ein Freund, dessen Schwester er nun trifft. Besagter Freund wurde bereits von den Strolchen „umgelegt“.

Die Schwester Tamara (Heidi Hansen), um die 20, macht sich gleich mal an den rund 50 Jahre alten Plato ran. „Meine kleine Tamara“, frohlockt er, als er sie sieht. Ein ziemlich befremdlicher Dialog folgt, sie erzählt, wie sie auf einen Fels geklettert ist als Kind, er sie gerettet hat und sie beide gestürzt sind – und er ihr dann den Hintern versohlt hat. Sie klettert wieder hoch, er: „Lass das lieber bleiben, Kleines, sonst muss ich noch mal.“ Während sie ihm quasi den engbehosten Hintern entgegenstreckt. Total normaler Dialog für einen Kinderfilm in den 70ern. „Sagen Sie nicht immer Kleines zu mir, ich bin kein Kind mehr.“ (Dass die Dame in ihrer allerersten Szene sehr offensichtlich keinen BH trägt, ist sicherlich auch nur Zufall.)

Er war über 2 Jahre im Gefängnis, erzählt er, sie: „So lange haben sie keine Frau geküsst? Dann dürfen Sie mich jetzt küssen. Na los! Sie sind nicht der erste!“ Immerhin lässt Plato Zunge und andere Körperteile eingefahren, aber dennoch – was? Klar, welcher 50-Jährige wünscht sich nicht, die Frau zu vernaschen, der er als Kind den Hintern versohlt hat? Ist doch ganz normal, liebe Kinder der 70er. Oft wird heute über versteckte Botschaften in Kinderfilmen gejammert, aber das war damals okay in den vielbesungenen „guten alten Zeit“. Schon klar.

Nach diesem Cringe-Fest kommt es zur ersten Action-Szene. Am Strand treffen der Marchese und seine Spießgesellen auf Plato, eine Schlägerei beginnt, Jimmy und DUDU stoßen zufällig dazu und mischen mit. Die ganze Sequenz ist deutlich bei Spencer/Hill-Filmen abgekupfert, inklusive Soundeffekten (BATSCH BATSCH) und dummen Sprüchen. Dass einer der prügelfreudigen Spießgesellen noch die Synchronstimme von Bud Spencer (Wolfgang Hess) hat, ist sicherlich auch nur Zufall.

Das Mädel versteckt sich in DUDU und lässt dort die Tasche liegen, samt einem belastenden Brief. Und so wird DUDU in die Gangsterstory verwickelt und eine Verfolgung beginnt. Nun ist der „Kleinen“, Tamara, klar, dass Plato nicht Plato ist. Der hat sich damals bei der Kletteraktion die Hand gebrochen und könne daher nicht so prügeln wie soeben gesehen. Er ist ein Polizist, und Tamara erpresst ihn mehr oder weniger, denn sie will dabei sein und sich die Belohnung verdienen. Die Antwort ist so herrlich 70er:

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie geldgieriges Frauenzimmer!“

Aber natürlich stimmt er dann zu. Und die wilde, teils absurde Hatz vor exotischer Kulisse beginnt. „Bedrohliche Situation – DUDU oder anderes absurdes technisches Wunderwerk kommt zur Rettung“, da capo.

In Lissabon treffen dann Nicht-Plato und „Kleines“-Tamara auf Magnolia (Kathrin Oginski), eine „verrückte Erfinderin“ mit etwas zwielichtiger Einstellung, die gleich mal Platos Brieftasche klaut. Sie stellt sich als eigentliche Erfinderin von DUDU heraus.

Kathrin Oginski als Daniel-Düsentrieb-Verschnitt

Im dritten Akt kommt dann natürlich die große Konfrontation, mit viel DUDU-Aktion und Klopperei. Am Ende wollen Jimmy und Plato mit DUDU durchbrennen, aber die beiden Damen holen sie mit dem Fernbedienungsgürtel zurück. Ob die eigentlich die ganze Zeit unterschwellig angedeutete Liaison zwischen Plato und Tamara nun vollzogen wird oder nicht, bleibt offen.

Nomineller Hauptdarsteller dieses Streifens ist Joachim Fuchsberger (1927-2014) als Plato. Der war damals hoch im Kurs nach allerlei sehr erfolgreichen Edgar-Wallace-Filmen in den 60ern, seine Verpflichtung hier muss für Zehetgruber ein echter Coup gewesen sein, auch wenn Fuchsberger hier schon ziemlich am Ende seiner Kino-Karriere war. Dieser Film ist eigentlich auch unter seinem Niveau. Seine spätere Karriere im Fernsehen festigte seinen Ruf, legendär und relevant bis heute z. B. „Heut‘ abend„, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen, die ganze 11 Jahre lief. Etwas in Vergessenheit geraten, feierte er 2007 in der Wallace-Parodie „Neues von Wixxer“ ein Kino-Comeback.

Rudolf Zehetgruber (1926-2023) als „Robert Mark“ spielt Jimmy Bondi. Er ist das eigentliche Mastermind der DUDU-Reihe, als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent (mit seiner BARBARA-Film) und Darsteller ist das schon sehr „sein Baby“. Sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber die Figur funktioniert ganz gut. Tatsächlich scheint er sich seiner schauspielerischen Limitierungen bewusst gewesen zu sein und lässt sich in allen Filmen von Klaus Kindler nachsynchronisieren – immerhin lange der Sprecher von Clint Eastwood. Er ist tatsächlich erst vor kurzem, am 2. Juli 2023, im gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.

Kathrin Oginski (1926-2009) hieß eigentlich Barbara Katharina Zehetgruber und war die Ehefrau von Rudolf Zehetgruber. Sie trat auch nur in seinen Filmen in Erscheinung, was eigentlich fast schade ist, ich finde, sie hat eine gute Ausstrahlung. Hier wird sie allerdings auch von der routinierten Helga Trümper (Kate bei ALF) synchronisiert. Nach ihrem bürgerlichen Vornamen ist auch Zehetgrubers Produktionsfirma BARBARA-Film benannt.

„Ihr denkt wohl, ich bin doof! Bin ich aber nicht.“

Karl-Otto Alberty (1933-2015) spielt Marchese de la Sotta, den bösen Strippenzieher im Hintergrund. Durch seine markante Erscheinung spielte er in vielen Filmen zwielichtige bis bösartige Charaktere, oft genug auch den fiesen Nazi, auch in auch heute noch bekannten amerikanischen Produktionen wie Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold) (1970) oder Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) (1972). Bud-Spencer-Fans könnten ihn noch aus „Plattfuß am Nil“ als „der Schwede“ kennen.

Das sind die bösen Bösewichte in diesem Film. Kein Scherz.

Heidi Hansen, eigentlich Gerti Heibl, die „kleine“ Tamara, hatte eine ziemlich kurze und kuriose Karriere. 1952 geboren, war sie vor allem in der ersten Hälfte der 70er präsent. Ihre ersten Rollen waren im damals blühenden Erotik-Film, vor allem 1971 in „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ und den heute geläufigeren „Schulmädchen-Report 2. Teil: Was Eltern den Schlaf raubt„. Danach wurde sie seriös (?) und verdingte sich als hübsches Mädel zur Deko in Schlagerfilmen wie „Außer Rand und Band am Wolfsgangsee“ oder „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ an der Seite von Roy Black. 1974 war ihre Kino-Karriere vorbei. Keine Ahnung, was danach aus ihr wurde, sie lebt aber (laut Wikipedia) noch.

Heidi Hansen als „Barbara“ in „Schulmädchen-Report 2“ (1971)

Ebenfalls nicht unterschlagen werden soll Heinz Reincke (1925-2011), der im Kino der Zeit ziemlich präsent war und hier einen etwas trotteligen Ganoven spielt, und dem dabei durchaus ein paar heitere Momente abgewinnen kann. Auch im Fernsehen der 1980er ein gern gesehener Gast.

Der Film ist eine ziemlich alberne Posse, selbst als Kinderfilm betrachtet. Er ist schamlos zusammengeklaut aus allen damals populären Genres, dazu seltsame erotische Untertöne. Halbwegs unterhaltsam auf niedrigem Niveau, für Kinder heute vielleicht eher fragwürdig, eher nostalgische Unterhaltung für damalige Fans. Ich gestehe Freunden dieses Films einen „Kindheitsbonus“ zu. Habe ich bei Teil 4 ja auch, der sicherlich auch nicht wirklich ein „besserer“ Film ist.

Wieder alles tutti in Dudu-Land

Schick deine Frau nicht nach Italien (D 1960)

Regie: Hans Grimm
Buch: Ilse Lotz-Dupont
Produzent: Franz Seitz Filmproduktion, München
Premiere: 22. September 1960

Dieses obskure Filmwerk habe ich mal wieder dem YouTube-Algorithmus zu verdanken, der ihn mir ins Bewusstsein spülte. Neugierde erregte hier die Tatsache, dass wir hier ein frühes Werk aus dem Hause Franz Seitz Filmproduktion haben, das uns hier schon des Öfteren über den Weg gelaufen ist. Heute am bekanntesten dürften wohl die „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe und später dann Literaturverfilmungen wie „Die Blechtrommel“ sein, mit dem hier schon behandelten Knaller „Big Mac“ (1985) mit Thomas Gottschalk als kuriose Nachgeburt der deutschen Nachkriegskomödie.

Die Produzentenkarriere von Seitz begann 1951, dies ist hier also noch seiner ersten „Schaffensperiode“ zuzurechnen. Wie üblich in diesen Jahren wurde auf Masse produziert, dies ist einer von drei (!) Filmen, die 1960 entstanden. Interessant ist hier auch, dass Hans Terofal aka Hans Seitz hier noch einen Credit als „Produktionsleitung“ hat, seinem eigentlichen Job für viele Jahre (neben einigen kleinen Schauspielrollen), bevor er unter seinem Pseudonym als Schauspieler bekannt wurde und immer den letzten Volldepp spielen musste und mit nur 53 Jahren schließlich Opfer seines Alkoholismus wurde.

Die Geschichte ist recht schnell erzählt. Drei Paare werden vorgestellt, die Herren sind arrogante Flitzpiepen, riechen nach fremden Parfüms und kümmern sich nicht um den Haushalt und die Kinder. Die Muddis werden sauer und wollen ihnen eine Lektion erteilen, und fahren kurzentschlossen zu dritt nach Italien (wohin sonst). Unterwegs bleiben sie mit dem Auto liegen und werden von zwei charmant-zwielichtigen Italienern „gerettet“ (irgendwie klingen die für mich, wenn sie mit Akzent Deutsch reden, mehr nach Holländern als nach Italienern, liegt vielleicht aber auch an mir). Natürlich wollen die süßholzraspelnd auch den keuschen Muddis an den Baumwollschlüpfer, Vorurteile wollen ja gepflegt sein.

Die Milch kocht über, der Wasserhahn spritzt – man hat es schon nicht leicht als Mann mit ohne Frau

Zuhause bricht derweil das Chaos aus, weil Männer sind ja so unfähig, die Küche sieht aus wie Sau (eieiei). Damit dieser emanzipatorische Akt nicht Schule macht, kehren sie natürlich wieder reumütig zurück und alles ist wieder im Lot. Zwischendurch wird gesungen.

Gefilmt in Eastman-Color sehen wir natürlich auch nebenbei ein Kaleidoskop von postkartenartigen Motiven aus Italien, von Pferderennen mitten in der Stadt bis einer Rom-Sightseeing-Tour mit der Kutsche und lustigem Gesinge („Auf allen Straßen“). Interessant zu sehen, wie Rom damals aussah, ich war dieses Jahr erst dort. Durchaus ein Punkt auf der „Habenseite“ des Films.

Rom anno 1960

Auf allen Straßen such‘ ich die Eine

Sie muss die Schönste und Liebste sein

Wenn ich sie finde, wird sie die meine

Find‘ ich sie nicht, dann bleib‘ ich lieber noch allein

Ich ziehe meine Straße immer weiter

Durch die schöne Welt

Und bleibe dabei immer froh und heiter

Weil mir das Leben so gefällt

Was man so Singt, während man mit der Kutsche durch Rom fährt

Die Lieder sind angenehm kurz und überwiegend von der dieser etwas südländisch-„exotisch“ angehauchter Machart, die damals angesagt war.

Geschrieben hat dieses nette kleine Schlager- und Schmunzelfilmchen eine der wenigen Frauen, die damals in diesem harten Geschäft einen Fuß an Land bekommen haben, eine gewisse Ilse Lotz-Dupont (1893-1968). In der Vorkriegszeit vor allem als Schauspielerin bekannt, schrieb sie in den 50ern und 60ern rund 25 verfilmte Drehbücher. Von „Moselfahrt aus Liebeskummer“ (1953) über „Wenn die Alpenrosen blüh’n“ (1955) bis „Das schwarz-weiß-rote Himmelbett“ (1962) klingt das doch eher nach solider Hausmannskost, was der Markt halt wollte. Das Himmelbett war wohl etwas erotisch angehaucht und sorgte 1962 für Aufsehen. (Dazu gehörte 1962 nun auch nicht viel. Wenn ich den mal finde, schau ich mal rein und berichte.)

Der Regisseur Hans Grimm (1905-1998) war mir bislang unbekannt. Er hat eine recht kuriose Karriere. Als gelernter Elektriker arbeitete er lange als Tontechniker, bevor er in den 30ern und 40ern zum Cheftonmeister der Tobis emporstieg und dort an zahllosen Filmen beteiligt war. Nach 1945 war er dann als Regisseur tätig für ein gutes Dutzend, überwiegend seichter Filme wie diesen hier. Hier kam ihm wohl zu gute, dass er – nach grober Sichtung – wohl überwiegend an unproblematischen, „leichten“ Filmen beteiligt war und es bei Massenproduktion an erfahrenen und zugleich politisch unbelasteten Regisseuren fehlte, die nicht emigriert sind.

Die Schauspieler*innen sind fast alle Kinder ihrer Zeit und hatten ihren Zenit in den 50ern und 60ern, danach wenn überhaupt noch etwas Fernsehen.

Spontan bekannt war mir tatsächlich nur Harald Juhnke (1929-2005), der hier noch recht jung in seiner sehr produktiven Zeit zu sehen ist, so grob 1957-1963 drehte er einen Film nach dem nächsten, 33 (!) Filme innerhalb von 6 Jahren.

Claus Biederstaedt (1928-2020) war ebenfalls in dieser Zeit sehr produktiv. Tatsächlich dürfte der Name vor allem Synchron-Nerds etwas sagen, war er doch lange im Geschäft und ist in vielen bedeutenden Filmen und Serien zu hören, als Stimme von u. a. Marlon Brando,  Peter O’Toole und Peter Falk. Die meisten Filme seiner Filmographie dürften außerhalb des Freundeskreises der seichten Schlagerfilmchen überwiegend vergessen sein, relativ spät war er noch mal im Roy-Black-Vehikel „Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer“ (1974) zu sehen. Und – natürlich – später dann auch in einigen Folgen von „Derrick“, daher war mir das Gesicht auch vertraut. Generell war er in vielen ZDF-Produktionen der Zeit zu sehen, von „Der Kommissar“ bis „Die Schwarzwaldklinik“. Kleine biographisch-geschichtliche Anekdote: Wie so viele seiner Generation musste auch er in den Krieg, mit 15 Jahren an die Ostfront. Seine Mutter war in der festen Überzeugung, er wäre wie alle (!) seiner Mitschüler gefallen, worauf sie sich mit einer Zyankali-Kapsel das Leben nahm und in irgendeinem Massengrab verscharrt wurde. Unglaublich, was diese Generation durchlitten hat.

Die weibliche Hauptrolle bestreitet Marianne Hold (1933-1994), einer der großen Stars der damaligen Zeit, hier schon gegen Ende ihrer recht kurzen Karriere. Nach den Kriegswirren landete sie als junge Frau in Rom und lebte dort bis zu ihrem Tod. Ihre Filmkarriere war nach 1965 beendet.

Die aus Jugoslawien stammende Elma Karlowa (1932-1994) war ebenfalls ein sehr gesehener Gast in diesen Filmen. Im Gegensatz zu Marianne Hold konnte sie auch später noch im Kino und Fernsehen Rollen ergattern, wenn auch ihre Blüte lange vorbei war. Neben Abstechern in die 70er-Softerotik („Junge Mädchen mögen’s heiß, Hausfrauen noch heißer“, „Was Schulmädchen verschweigen“, beide 1973) war sie sogar in den 90ern noch in einigen Folgen von „Tatort“ zu sehen. Der bedeutenste Film in ihrer Filmographie ist sicherlich „Angst essen Seele auf“ (1974) von Rainer Werner Fassbinder, in dem sie eine kleine, aber schöne Rolle hat als „Frau Kargus“, die schwarzhaarige, etwas pummelige Frau, die Brigitte Mira im Treppenhaus trifft.

Erwähnenswert ist noch eine kleine Rolle von Liesl Karlstadt (1892-1960), es war auch ihre letzte Rolle überhaupt. Zusammen mit Karl Valentin (1882-1948) bildete sie eines der großen Komiker-Duos Deutschlands. Dazu zu gegebener Zeit mehr. Hier spielt sie Tete, die resolute Hausangestellte von Harald Juhnke. Dass die beiden zusammen mal einen Film gedreht haben, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.

Harald Juhnke, Liesl Karlstadt

„Machen Sie eine typische Handbewegung bei Sichtung dieses Films.“

Typisches Fließband-Produkt seiner Zeit. Tut niemandem weh, unterhält auf niedrigem Niveau, handwerklich sauber. Musik meist im erträglichen Rahmen. Schnulzfaktor schon im roten Bereich, aber (im Rahmen des Genres) noch zu ertragen. Gibt sicherlich schlimmeres, das ist hier ist wohl aber nur für Chronisten und beinharte Juhnke-Fans von Interesse.

Der Film ist wohl weder auf VHS noch auf DVD erschienen, nur eine Ausstrahlung im „Heimatkanal“ bei Premiere anno 2005 ist dokumentiert. Es gibt ihn aber in überraschend guter Qualität auf YouTube.

Die Senkrechtstarter (D 1989)

Regie: Christian Rateuke
Buch: Paul Nicholas (Idee), Christian Rateuke, Christoph Treutwein
Produktion: Werner Mietzner, Wolf Bauer für UFA und SFB
Premiere: 26. Januar 1989

Eine der Komödien mit Mike Krüger, die immer etwas unter dem Radar fliegt. Während die Filme gemeinsam mit Thomas Gottschalk schon als „Kult“ gehandelt werden und auch als DVD bei Müller im Regal stehen, kennen diesen hier nur wirkliche Spezialisten – was wohl vor allem daran liegt, dass es ihn bis heute (Stand August 2023) nur als VHS-Kassette (nur für Verleih) gibt, er ist nie als DVD oder gar digital erschienen. Über die Gründe kann man nur spekulieren – ganz banales Rechteproblem oder ist der Film so grottig, dass er einfach dem Vergessen anheim gefallen ist? Finden wir es heraus. Die Kassette ist mir bislang nie zugelaufen, aber ein netter Mensch hat sich die Arbeit gemacht und einen digitalen Mitschnitt des Tapes auf YouTube hochgeladen.

Es ist auch sozusagen der letzte Ausläufer der „Mike-Krüger-Reihe“, wenn man so will, es sollte für lange Zeit sein letzter Kinofilm sein, und auch die letzte Hauptrolle. Die Zeit war abgelaufen.

Der Film spielt in der fiktiven Zukunft des Jahres 1999. Schon mal der erste (unfreiwillige) Lacher. Erste Szenen in einem Supermarkt, die ganze Welt ist auf schnellen Konsum ausgelegt, aber es gibt auch Eier vom Bauernhof, „wie früher“. Ja, Konsumkritik ist hier ein Hauptthema, wenn auch sehr mit dem Holzhammer.

Die Story kreist sich um Egon (Christina Plate), was trotz des Namens eine junge Frau ist. Diese wird beim Betrug mit Kreditkarten erwischt von einem halbseidenen Detektiv erwischt – und anschließend erpresst. Er benötigt Leute, die für ihn den „Rückholer“ machen. Der Off-Erzähler lässt uns wissen, dass das ein neuer Beruf ist, das sind die Leute, die auf Raten gekaufte Gegenstände, die im Zahlungsrückstand sind, wieder zurückholen. Aus der Not geboren lässt sie sich darauf ein. Ihre Zufallsbekanntschaft Mike (Mike Krüger) bittet sie um Hilfe, ohne ihm die Wahrheit zu sagen, und die heiter gemeinten Episoden beginnen. Zwischendurch schaut auch der Kumpel von Mike, ein gewisser Löffler (Karl Dall) vorbei, um ebenfalls Heiterkeit zu inspirieren. (Die Szenen mit Dall waren für mich kleine Highlights, denn selbst lahme Sprüche aus dem Drehbuch kann Dall immer noch den kleinen Kniff geben. Egal, was Dall sagt, es ist immer ein bisschen lustig, einfach, weil er er ist.)

Natürlich entsteht noch ein Liebes-Subplot zwischen Egon und Mike. Die Lage wird im zweiten Akt dramatisch, Mike will sich irgendwann sogar umbringen. Was vielleicht die schwarzhumorigsten und damit lustigsten Szenen des Films sind. Auch wenn er mit Metallrohr durch ein schweres Gewitter auf einem Brückengeländer balanciert, es sterben nur alle Menschen um ihn herum.

Drehbuch und Regie dieses Werks sind heute alle nahezu vergessen, immer schon ein schlechtes Zeichen, wenn die Links in Wikipedia rot sind. Als Regisseur zeichnet sich ein Christian Rateuke (* 1943) verantwortlich, der zuvor schon einige Filme mit Dieter Hallervorden gedreht hat (ein Jahr zuvor z. B. „Der Experte“), es war sein letzter Kinofilm. Er hat auch das Drehbuch zusammen mit Christoph Treutwein, der wohl primär als Autor von lustigen Büchern bekannt ist, geschrieben, nach einer Idee von Paul Nicholas.

Christina Plate (* 1965), als Egon eine der Hauptrollen, war mir nicht wirklich ein Begriff. Sie fand mehr in den zeitgenössischen Fernsehserien statt, fast zeitgleich zu diesem Film zum Beispiel in der „Schwarzwaldklinik“, vorher in einer größeren Rolle in „Praxis Bülowbogen“. Ansonsten die klassische Öffentlich-Rechtliches-Fernsehen-Karriere. Ein paar Derricks in den 90ern, und als Kirsche auf der Torte: Das Traumschiff. Random fact: 2004 war sie nackend im Playboy, wie Wikipedia vermeldet. Na denn.

Der Antagonist des Films, der schmierlappige Anzugträger, wird von András Fricsay (* 1942) gegeben. Der Name sagte mir nichts, aber seine markante „finstere“ Erscheinung ist wohlbekannt. Und tatsächlich, neben viel Theater und „richtigen“ Filmen spielte er z. B. auch in „Zwei Nasen tanken Super“ mit, und – natürlich – auch in einigen Derrick-Episoden. Kuriosum für alle Klassik-Freunde: Er ist tatsächlich ein Sohn des berühmten Dirigenten Ferenc Fricsay (1914-1963), wer hätte es gedacht.

In einer kleinen Ein-Zeilen-Rolle ist hier noch mal Herbert Weißbach (1901-1995) zu sehen, der uns hier schon öfter vor die Linse gelaufen ist, ein Urgestein des deutschen Nachkriegsfilms, heute wohl am bekanntesten in „Unser Willi ist der Beste“ als Ex-Kollege von Heinz Erhardt oder in der Altenheim-Szene in „Otto – Der Film“. Auch sonst tauchen immer wieder mal bekannte Gesichter aus Film und Fernsehen auf, aber meist so kurz, dass es kaum der Rede wert ist.

Wir sehen hier die letzten Zuckungen der BRD-Nachkriegskomödie, quasi das Gegenstück zu dem ähnlich obskuren, hier schon besprochenen Film „Big Mäc“ (1985) mit Gottschalk, oder auch sein Rohrkrepierer „Eine Frau namens Harry“ (1990).

Platte Gags, ein paar kraft- und saftlose Actionszenen, mit furchtbarer Spät-80er-Dudelmucke verziert. (Die Musik stammt von Jürgen Knieper, dazu ein Fun Fact: Er hat auch die Titelmelodie der Lindenstraße komponiert, wohl sein nachhaltigstes Werk.)

Hier und da gibt es kleine Science-Fiction-Elemente, die wohl am interessanten an dem ganzen Quark sind. So ist im Supermarkt keine Barzahlung mehr möglich. Mike versucht es, und wird prompt als verdächtige Person über die Durchsage gemeldet und die Polizei erscheint. Die Einkäufe laufen durch eine Schleuse und sind anschließend in einer Art großen Plastiksack verpackt und direkt bezahlt. Selbst der Backofen redet, eine frühe Ahnung von Alexa. Für eine richtige Dystopie ist gar alles jedoch nur halbgar, gut, sollte ja eine Komödie werden.

Muss man schon hartgesottener Fan von Mike Krüger oder Karl Dall sein, oder leidensfähiger Chronist, um sich das hier reinzutun. Gut, das gilt im Prinzip für alle seine Filme, so „kultig“ (ein heute sehr überstrapaziertes Wort) sie auch sind. Auch dieser wird sicherlich irgendwann als Blu-ray ausgewertet. Es ist allerdings auch keine Produktion der Lisa Film wie viele andere, z. B. auch der gut 2 Jahre zuvor entstandene „Geld oder Leber“, sondern eine Co-Produktion der UFA und dem Sender Freies Berlin (SFB), den es in der Form seit 2003 nicht mehr gibt (im RBB aufgegangen). Vielleicht liegt da ein Problem mit den Rechten? Reine Spekulation. Gut, viel hätte die Welt auch nicht verpasst, wenn es die Obskurität bleibt, die er heute ist.

Vielleicht sind ein paar Außenszenen noch für Berlin-Nostalgiker interessiert, denn er wird im damaligen Noch-West-Berlin gedreht worden sein. (Fürs Lichtequipment ist die „Berliner Union-Film“ im Abspann verzeichnet, da hat man doch direkt Dieter Thomas Heck im Ohr. In ihrem Zett Deh Eff.)

Physikalisch greifbar ist er nur als Verleih-Tape von 1989 (Nummer ST 22-387), erschienen bei Starlight. Ach ja, imdb-Score: 3,1/10. Das ist selbst für das Genre „Deutsche Komödie“ schon hart.

Wunschkonzert (D 1955)

Regie: Erik Ode
Buch: Gunther Philipp
Produzent: Aldo von Pinelli
Premiere: 8. September 1955

„Der Volltreffer des Frohsinns und der guten Laune!“ bewirbt das Filmplakat des Films mit dem Namen „Wunschkonzert“. Bereits 1940 gab es ein Film mit dem gleichen Titel, in der Hauptrolle „Durchhaltemieze“ Ilse Werner, der scheint etwas bekannter zu sein und hat es immerhin auf DVD und sogar auf Bluray geschafft. Er gilt als NS-Propagandafilm und hat kurioserweise bis heute die FSK-Freigabe ab 18. Inhaltlich sehe ich hier keine Parallelen außer dem Titel. Für diesen 1955er Film listet die OFDb nur die Kinoauswertung, Mir liegt eine TV-Ausstrahlung auf Sat1 vor, die man als digitalisierte VHS-Aufzeichnung in okayer Qualität im Netz finden kann.

Wir erleben einen quirligen, jungen, wie immer plappernden Georg Thomalla als Buchhalter, der eigentlich lieber Komponist sein will und nur dumme Sprüche erntet – ein sehr häufig im deutschen Nachkriegsfilm anzutreffendes Thema: Der brotlose Künstler, der lieber mal anständig und ordentlich-deutsch Buchhalter sein soll, schaffe, schaffe, Häusle baue.

Die Plotte ist schnell erzählt: Georg Thomalla besucht die von Frankenfeld moderierte Wunschkonzert-Show (die live vor Publikum in Hamburg aufgezeichnet wurde), und wird als Spielkandidat aus dem Publikum gefischt. Er bekommt die Aufgabe, ein kleines Orchester im Laufe der Sendung von 90 Minuten zusammenstellen und damit seinen selbst komponierten Hit zu performen. Was natürlich in der letzten Sekunde klappt und ein Riesenerfolg wird. (Auch wenn Harald Juhnke als Film-Schlagzeuger offensichtlich zum ersten Mal in seinem Leben an einem Schlagzeug sitzt, lustig.)

Zwischendurch wird er dann auch mal für geisteskrank gehalten und bekommt um ein Haar Elektroschocks gegen seine vermeintlichen Wahnvorstellungen (what the fuck?). Mitunter fand man in den 50er echt seltsame Sachen lustig.

Regisseur Erik Ode ist heute eher als „Der Kommissar“ in Erinnerung geblieben, hat aber locker ein Dutzend Filme als Regisseur zu verantworten. Sein Werk „An jedem Finger zehn“ (1954) kam hier bereits zu Ehren. Seine leichte Unterhaltungskost lief bis 1960 im Kino, ab dann wird es fast ausschließlich TV-Kost. Was diese Filme im Prinzip auch immer waren – leichte Unterhaltung für zwischendurch.

Auch hier gibt es viel Musik, wie der Titel schon andeutet, mit einer netten kleinen Rahmenhandlung notdürftig zusammengehalten. Zwei Gründe, hier mal reinzuschauen, sind definitiv Peter Frankenfeld und Georg Thomalla, die beide durchaus witzig sein können. Beide hier noch recht jung zu bestaunen.

Das frühe Fernsehen fand überwiegend live statt, es existieren kaum Aufzeichnungen. Daher ist es echt interessant, hier den jungen Frankenfeld konserviert zu haben, der auch hier auch sich selbst spielt und eine Show, oder einen „Bunten Abend“, wie man damals sagte, moderiert. Denn eigentlich ist die Sendung nichts anderes als „1:0 für Sie „, eine der ersten Spielshows im deutschen Fernsehen, damals immer live ausgestrahlt. Hier war er noch in der Frühphase seiner Karriere, noch mit dem auffälligen karierten Jackett, das er als Wiedererkennungsmerkmal trug.

Sein heute wohl bekanntester Ausflug ins Kino war der noch heute sehr populäre „Natürlich die Autofahrer“ (1959) mit Heinz Erhardt, in dem er als Nachbar Bierbaum mehr „richtiger“ Schauspieler in einer echten Rolle ist als hier, wo er sich nur selbst als Moderator spielt. Sogar Harald Juhnke, der „Musik ist Trumpf“ nach Frankenfeld moderierte, hat hier eine frühe kleine Rolle.

Die dargebotene Musik reicht von furchtbaren Operetten-Gejaule, bei dem sich einem die Fußnägel aufrollen, bis zu ganz netten Schlagerchen im zeittypischen Stil. Bully Buhlan (1924-1982) taucht hier öfter auf, ein in der Nachkriegszeit sehr erfolgreicher Sänger, der hier auch schon etwas über dem Zenit seiner Karriere war. Er hat einige lustige Songs im Angebot, alleine von den Titeln her. Wie wäre es mit „Gilli-Gilli-Oxenpfeffer-Katzenellenbogen in Tirol“? Oder doch lieber „Ich hab‘ dir aus Ägypten einen Kaktus mitgebracht“?

Als Beweis – ich denke mir so was nicht aus.

Walter Gross (1904-1989) sticht noch etwas heraus, als Gerichtsvollzieher, der als Klarinettist rekrutiert wird. In seiner etwas tapsigen, bebrillten Art und der recht hohen Stimme spielt er eigentlich eine klassische Heinz-Erhardt-Rolle. Fun fact: Er ist die deutsche Stimme von Porky Pig alias „Schweinchen Dick“ in der klassischen Serie. Da-da-da-das ist alles, Leute!

Die hier primär als Tänzerin und love interest agierende Germaine Damar (* 1929) ist vielleicht noch erwähnenswert. Siehe da, auf Wikipedia lernte ich, dass sie zeitweise mit Georg Thomalla liiert war. Na schau mal eher kuck. Die inzwischen sehr betagte Dame lebt laut Wikipedia heute in Fort Lauderdale in Florida.

Finde ich immer interessant: Kamera im Film. Hier als „Show im Film“ bei der Aufzeichnung des Wunschkonzertes.

Optisch sehenswert ist neben dem Studiokram eine kurze Autofahrt durch Hamburg. Sonst ist das alles eher biederes Handwerk ohne große künstlerische Ambitionen. Wie gesagt, Fernsehen als Kinofilm.

Am unterhaltsamsten fand ich wirklich die Szenen mit Frankenfeld, der Rest ist eher bemüht statt lustig. Als Dokument des frühen Frankenfeld zu gebrauchen, sonst eher uninteressante Dutzendware der 50er, trotz Thomalla.

Wackersdorf (D 2018)

Regie: Oliver Haffner
Buch: Gernot Krää, Oliver Haffner
Produktion: Ingo Fliess für if… Productions,  Bayerische Rundfunk, Arte
Premiere: 29. Juni 2018

Mitte der 1980er. Die kleine Gemeinde Wackersdorf in der Oberpfalz (Bayern) ist eine „strukturschwache Region“, die Bevölkerung wird von Arbeitslosigkeit und deren Folgen belastet. Da kommt die bayrische Landesregierung auf den Landrat zu – 3000 neue Arbeitsplätze werden nahegelegt. Es soll eine Wiederaufbereitungsanlage für Atommüll gebaut werden. Es regt sich Widerstand. Der Landrat leiht sich Bücher zum Thema in der Unibibliothek aus und wird nach und nach immer mehr zum Widerstandskämpfer gegen die Münchner Landesregierung. Als 1986 noch Tschernobyl passiert, eskaliert die Situation.

Inhaltlich wird hier einiges aufgefahren. Es ist auch ein Kampf eines SPD-Landrats gegen harten CSU-Klüngel unter Franz Josef Strauß. Wahrlich hartes Brot zu kauen. Sogar vor einer Gesetzesänderung wird nicht zurückgeschreckt im „System Strauß“. Gruselig. Und ja, basierend auf wahren Ereignissen. Dass es in der Bundesrepublik Deutschland in den Achtzigern möglich war, dass hunderte CS-Gas-Granaten (!) vom Polizei-Hubschrauber (!) aus gegen überwiegend friedliche Demonstrierende eingesetzt wird, ist schwer zu glauben. In Bayern geht das. Eine unglaubliche Eskalation auf beiden Seiten. Hier ist alles schön dokumentiert.

„Trotzdem wollen alle die Kernenergie. Warum? Es geht um Geld. Viel Geld.“

Es gelingt gut, die Atmosphäre der frühen 80er zu erzeugen, ohne es zu übertreiben und in eine Art plakativen „Museums-Look“ abzudriften, das viel zu oft passiert, wenn übereifrige Setdesigner am Werk sind.

Regisseur Oliver Haffner arbeitet mehr am Theater als im Film. Könnte ein Grund sein, weil die schauspielerischen Leistungen doch über dem Durchschnitt deutschen Förderungskinos liegt. Nichtsdestotrotz ist es auch filmisch und kein abgefilmtes Theater. Inszenatorisch bekommt man natürlich kein abgefahrenes Avantgarde-Kino, handwerklich aber sauber und im Sinne der Geschichte erzählt. Tatsächlich ist der Film über weite Strecken fast ein Kammerspiel, hier kommen die guten Schauspieler*innen sowie die Theatererfahrung des Regisseurs gut zum tragen.

Der Film hat heute im Jahr 2022 vielleicht sogar mehr Relevanz als 2018, als er in die Kinos kam. Gerade die Diskussion pro und contra Atomkraft hat aktuell viel mehr Schwung als damals, und wie die bayrische Staatsgewalt schon 1981 mit friedlichen Demonstrat*innen, sorry: „Störenfriede, Chaoten und Spinner“ in CSU-Sprech, umgeht, hat heute ein Echo in dem Umgang mit „Fridays for Future“ oder aktuell der „Letzten Generation“. Der Film war seiner Zeit ein wenig voraus. Und ja, auch 1981, ohne Facebook und Co, kann man Drohungen und Hatespeech von Nazis bekommen, noch oldschool auf Papier per Post.

Etwas unglücklich finde ich, dass dokumentarische Originalszenen eingestreut wurden. So was ist immer bisschen lahm und ruft „Sorry, dafür reichte das Budget nicht“, und reißt einem als „Fremdkörper“ etwas aus der Geschichte.

Ein unaufgeregter, aber tiefsinniger Film über Demokratie, über Moral und Macht und alles dazwischen. Sehenswertes Stück Zeitgeschichte!

Doktorspiele (D 2014)

Regie: Marco Petry
Buch: Marco Petry, Jan Ehlert nach dem Roman von Jaromir Konecny
Produktion: Philipp Budweg, Robert Marciniak / Lieblingsfilm, die Film GmbH, Fox International Productions
Premiere: 28. August 2014

So ab und zu muss man ja doch mal schauen, was das aktuelle deutsche Kino so zu bieten hat. Das zeitgenössische deutsche Kino hat keinen guten Ruf, oft zu Unrecht, noch öfter zu Recht. Da ist Streaming doch ganz schön, wenn man einfach mal in Filme reinklicken kann, ohne sich den ganzen Kram immer direkt als Scheibchen in die Bude zu holen.

So stieß ich nun auf „Doktorspiele“ von 2014. Regie und Ko-Drehbuchautor Marco Petry sagte mir tatsächlich was, sein 2000er Film „Schule“ fand ich durchaus sympathisch, und ein guter Coming-of-age-Film geht auch immer. Dieses Werk hier hat immer das Prädikat „besonders wertvoll“ von der Deutsche Film- und Medienbewertung Wiesbaden bekommen, so ganz scheiße kann der ja nicht sein. Oder doch?

Wir begleiten Andi (Merlin Rose) durch seine Sommerferien und durch erste Liebeswirren. Verunsichert durch die titelgebenden Doktorspiele als Kind, bei denen er ob der vermeintlichen Un-Größe seines primären Geschlechtsmerkmals traumatisiert wird, und durch seinen notgeilen Kumpel Harry, der regelmäßig mit Riesenpimmelpornos ums Eck kommt, muss er erst Vertrauen entwickeln. Wird er sich für die blonde Katja oder doch für die brünette Lilli entscheiden? Wird er sein Lümmeltrauma überwinden können?

Viel Pippi-Kacka-Ficki-Ficki-Humor. Ich bin sicherlich nicht prüde, frage mich aber schon, ob denn die viel zitierte „heutige Jugend“ wirklich so notgeil, stumpf und porno-verstrahlt ist wie es einem oft genug suggeriert wird. Ich meine, Testosteron gab es früher auch schon, geschenkt, wenn ich mir das so ansehe, bin ich dann aber doch ganz froh, dass ich heute nicht mehr in der Pubertät sein muss. Junge, Junge.

Schon interessant, was heute alles so als FSK 12 durchgewunken wird. Aber gut – wie es ja immer heißt, das sind keine pädagogischen Empfehlungen. Wenn man sich allerdings vergegenwärtigt, dass ein Film wie „Charley’s Onkel“ früher mal „ab 18“ freigegeben wurde … schon interessant, wie sich die Zeiten gewandelt haben. Absurderweise ist der Film, trotz allen Pornogelaber, Diskussionen über Intimfrisuren und riesigen schwarzen Dildos prüder als Filme der 60er und 70er, was nackte Haut angeht. Paar nackte Popos, aber die BHs bleiben schön zu. Schon absurd irgendwie, sagt mehr über unsere aktuelle Epoche aus als es dem Film bewusst sein dürfte. Irgendwo ist uns zwischen optimierten Porno-Hochleistungsgevögel und der prüden Ami-Mainstream-Moral bisschen die Erotik abhandengekommen. Hier gibt es kein Knistern, es gibt nur Knallen.

Regisseur Marco Petry (* 1975) scheint sich in dem Genre auch wohlzufühlen, nach dem Langfilmdebüt „Schule“ (2000) zeichnet er sich auch für mir unbekannte Filme wie „Die Klasse von ’99 – Schule war gestern, Leben ist jetzt“ (2003) oder „Machen wir’s auf Finnisch“ (2008), die offenkundig ins gleiche Horn tuten. Ach ja, und als Drehbuchautor für das furchtbare TKKG-Filmversuch-Shitfest „TKKG – Das Geheimnis um die rätselhafte Mind-Machine“ (2006) war er auch tätig.

Schauspielerisch ist hier alles solide. Besonders Hauptdarsteller „Andi“ Merlin Rose (* 1993) und „Lilli“ Lisa Vicari (* 1997) fand ich herausragend, beide haben seitdem auch solide Karrieren. Immer wieder spannend, was es so „Jungstars“ so wird.

Wirklich neu ist das ja allerdings auch nicht, man denke an „Knallharte Jungs“ (2000) oder „Mädchen, Mädchen“ (2001), in deren Nachfolge sich dieser Film gut einfügt. Quasi die deutsche Kartoffel-Antwort auf „American Pie“ (1999).

Auch wenn manches etwas drüber ist, hab ich doch öfter gelacht, der Humor funktioniert sehr oft. Tatsächlich fand ich auch Oliver Korittke (* 1968) und Christiane Paul (* 1974) als Andis Eltern in der Rolle als Ratgebende, Ermahnende und Erziehungsversuchende köstlich.

Auch die kleine Liebesgeschichte, das klassische Dreieck, funktioniert ganz gut, auch wenn es etwas sehr nach Lehrbuch ist und brav alle beats abarbeitet bis zum großen „Sie finden sich doch noch“-Finale am Frankfurter Hauptbahnhof. Ach ja, der Film spielt übrigens in Frankfurt, was man allerdings kaum merkt. Hier und da dürfen Kleinrollen auch mal hessisch babbele, aber bis zum Ende, in dem Andi einmal durch die halbe Stadt läuft ist es doch recht beliebig und könnte genauso gut Berlin, München oder Hamburg sein. Immerhin hat einer der Typen von Badesalz einen kleinen Cameo als Fußballtrainer.

Nette kleine Komödie für zwischendurch, die oft funktioniert, gut gespielt und charmant. Auf die obligatorischen Kotz- und Wichs-Gags hätte ich verzichten können, aber hey, das gehört wohl zum Genre. Für eine deutsche Teenie-Komödie überraschend erträglich.

Charley’s Onkel (D 1969)

Regie: Werner Jacobs

Buch: Kurt Nachmann

Produzent: Allianz Film Produktion GmbH, Berlin (Heinz Willeg),
Terra Filmkunst

Premiere: 18. April 1969

Ein Film wie ein Fiebertraum. Ein weiterer Baustein in meiner selbst gesteckten Challenge, alle Filme mit Beteiligung von Heinz Erhardt zu sichten, und das ist wohl das skurrilste Machwerk, in dem er je auftauchte. Er hat hier auch nur eine kleine Rolle, mehr ein Cameo. Aber was für ein Cast! Wer hätte beispielsweise gedacht, dass es wirklich einen Film gibt, in dem Heinz Erhardt und Karl fucking Dall mitwirken? Mindblowing. Leider sind sie nie in einer Szene, das hätte wohl einen Riss in der Humor-Matrix gegeben.

Hier wird allerlei aufgefahren an großen Namen des damaligen Komödienschaffens. Regisseur Werner Jacobs ist ein alter Haudegen im Gerne und kurbelte allerlei lustig gemeintes und sollte ein paar Jahre später noch drei der vier „Willi“-Filme mit Erhardt drehen. Autor Kurt Nachmann ist uns hier auch schon des Öfteren über den Weg gelaufen, später dazu mehr.

Was den Film etwas besonders macht – hier treffen Opas Pantoffelkino und 68er Anarcho-Humor aufeinander. Der Clou an dem Film ist „Insterburg & Co“, die Band um Ingo Insterburg, zu der eben auch Karl Dall gehörte. Ein Running-Gag ist, dass Insterburg sich konstant über alles „Scheiß-Bürgerliche“ echauffiert.

Sonst kommt hier echt eine beeindruckende Kollektion von deutschen Spaßnasen zusammen, viele alte Bekannte des Genres. Von den alten Haudegen wie Hubert von Meyerinck und Willy Millowitsch bis hin zur damals aktuellen Generation wie Gila von Weitershausen (die nominelle Hauptrolle) und besagte Insterburg & Co.

Willy Millowitsch und Heinz Erhardt

Quasi der Avengers des deutschen Lustspiels. Gustav Knuth in einer Doppelrolle! Erna Sellmer, die sich auch noch als Mann verkleidet! Gunther Philipp! Edith Hancke! Ralf Wolter! Hans Terofal! Herbert Weißbach! Ja, sogar der von mir bekanntlich sehr geschätzte Rudolf Schündler! Viele nur in kurzen Gastauftritten, aber dennoch schon beeindruckend. Sogar der spätere Komödien- und Exploitation-Regisseur Rolf Olsen hat einen Auftritt (ja, der mit den Satansmädchen). Das damalige Sexsternchen Andrea Rau zieht mal blank und als Sahnehäubchen auf diese Torte des Kartoffel-Wahnsinns schaut noch mal ein junger Karel Gott vorbei, in „seinem ersten deutschen Spielfilm“, wie der Trailer stolz verkündet.

Gila von Weitershausen, Hans Terofal

Als wäre das alles nicht schon bizarr genug: Wir schreiben das Jahr 1969. Erfolgreiche Filme müssen Brüste haben. Und wir haben hier allerlei Nuditäten zu bewundern, es geht um käufliche Liebe. Willy Millowitsch lüstern wie Nachbars Lumpi eine (vermeintliche) Nutte jagen zu sehen hat schon etwas von einem Fiebertraum nach einer Überdosis seltsamer Filme und Eierlikör. Aber: Ja, dieser Film existiert.

Nebenbei: Wer auf nackte Tatsachen von Gila von Weitershausen hofft, dürfte eher enttäuscht werden, es gibt eine Umkleideszene von hinten, wenn man blinzelt, verpasst man es. In „Der Bettenstudent“, wo sie ja auch mitwirkte, kann ich mich zumindest an keine Nackedei-Szene erinnern. Sie in der Zeit in vielen seltsamen Filmen der frühen Sex-Welle mitgewirkt, mal sehen, was uns in „Engelchen macht weiter – hoppe, hoppe Reiter“ oder „Köpfchen in das Wasser, Schwänzchen in die Höh„, beite auch von 1969, so für Abenteuer erwarten, sofern ich die in die Finger kriege. Abenteuer deutsches Nachkriegskino.

Willy Millowitsch will Gila von Weitershausen an die Wäsche
„Mensch, sei doch nicht so scheiß-bürgerlich!“
Ingo Insterburg und Loni Heuser

Ein Nachteil des extrem großen Casts ist, dass die Handlung für so ne olle Klamotte echt kompliziert ist. Dauert denkt man – Moment, wer war das noch, warum macht er/sie dies oder das, was sind die Beziehungen? Man lese die grotesk lange Inhaltsangabe auf Wikipedia. Alle Nase lang werden Leute verwechselt und Pläne geschmiedet. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier um die Gastauftritte „drumrum“ geschrieben wurde, neben der üblichen Verwechslungs-Blaupause.

Die Grundprämisse ist schon recht abstrus – Carla Werner, genannt Charley, ist Fahrlehrerin. Jung und hübsch, wird ihr vom Fahrschüler (Hans Terofal, of all people) ans Knie gefasst. Sie hat es satt und kündigt, nachdem ihr Chef (Hubsi) kein Verständnis für ihre Pein hat. Ihre Freundin Lilo ist Prostituierte, diese reist für 3 Wochen in Urlaub. Sie übernimmt ihre Wohnung und schließlich auch ihren Job. Ihr erster Freier ist – Rudolf Schündler. Der prompt den Hintern versohlt bekommen will. Alter. You can’t make that shit up.

Gila von Weitershausen, Rudolf Schündler

„Hey, ich kündige meinen Job, weil ich von Hans Terofal ans Knie gefasst werde, und arbeite dann als Callgirl!“ Ich mein: Hä?

„Ich bin’s, der Karel! Ich singe jetzt mal komplett unmotiviert zwei Songs, um den Film auf 90 Minuten zu kriegen!“

Wie bereits erwähnt taucht auch Karel Gott auf, dessen zwei Songs man absitzen muss. Lustigerweise wird er, sobald er spricht, synchronisiert, wenn mich mein Ohr nicht täuscht von Gerd Duwner. Komplett sinnfreie Szene für einen Scheck von der Plattenfirma.

Nach geschlagenen 50 Minuten kommt dann der Auftritt von Heinz Erhardt als Vertreter für eine Art Raumerfrischer. Erhardt macht das beste aus dem Material, rettet den Film aber auch nicht in den paar Minuten.

Ein weiterer dieser deutschen Filme der Zeit, die man gesehen haben muss, um sie zu glauben. Immer wieder gibt es Szenen, bei denen ich mich fragte: Welche Drogen haben die sich damals reingepfiffen, um auf so was zu kommen? Auf jeden Fall durchaus interessant, wie Kurt Nachmann hier versucht, auch „die jungen Leute“, sprich: damalige Studierende, anzusprechen durch Sponti-Sprüche und Frivolitäten. Das ist schon ziemlich weit entfernt von spießigen Fleischbeschaufilmchen wie z. B. die Werke von Franz Antel – die ja kurioserweise oft auch von Nachmann geschrieben wurden, beispielsweise „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“. Fun fact: Nachmann hat 1969 alleine 10 (!), in Worten: zehn, Drehbücher geschrieben.

Auch wenn das schon a different kind of animal ist wie die Frau-Wirtin-Filme, merkt man durchaus, dass das Weltbild genauso altbacken und reaktionär ist wie sonst, denn die von Ingo Insterburg darstellte Figur als „Klischee-68er“ ist an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Wenn er da in einer gemusterten 70er-Jahre-Unnerbüchs rumturnt ist das schon harte Fremdscham.

Nicht ganz so haarsträubend durchgeknallt wie „Der Bettelstudent“, aber schon ein ziemliches Brett. Hat aber mehr Brüste, Autostunts (!) und Heinz Erhardt auf der Habenseite. Immerhin.

Was man allerdings nicht erwarten darf: Einen „Heinz-Erhardt-Film“, auch wenn er groß auf dem Cover ist. Sowohl bei der alten Videoauswertung in den 80ern als auch auf der neuen DVD von Filmjuwelen, die das Originalmotiv übernommen haben. Das grenzt schon an irreführende Werbung.

Durch Dick und Dünn (D 1951)

Regie: Theo Lingen

Buch: Theo Lingen, Fritz Eckhardt

Produktion: Willie Hoffmann-Andersen / Apollo-Film GmbH

Premiere: 21. September 1951

Lingens nächstes Projekt direkt nach „Hilfe, ich bin unsichtbar!“ war dieser Film, der im September 1951 uraufgeführt wurde, gerade mal gut zwei Monate nach der letzten Premiere. Es handelt sich bereits um seine 16. Regiearbeit. Ja, Theo Lingen hat auch oft Regie geführt, das war mir bis vor kurzem auch nicht bewusst. Die meisten der Filme sind heute eher vergessen, wie so viele Werke der 40er und 50er. Dieser hier war lange auch nur auf einer obskuren VHS erschienen, bis sich erneut das Label „Filmjuwelen“ erbarmte und ihn auf DVD veröffentlichte, erst dieses Jahr.

Hat sich also das Ausgraben gelohnt? Natürlich befinden wir uns hier im allseits beliebten Genre „Heile-Welt-Komödie“, aber es ist auch fast eine Art Autorenfilm – Lingen führte nicht nur Regie und übernahm die Hauptrolle, sondern schrieb auch zusammen mit Fritz Eckhardt das Drehbuch. Wer Lingen nur als Direktor Taft kennt – der Mann konnte so viel mehr.

Thematisch ist der Film mit Disneys „Ein toller Käfer“ (1968) verwandt – nur 17 Jahre eher. Es geht hier nämlich um ein Auto mit „Eigensinn“, das eine Art Bewusstsein hat und eigene Entscheidungen trifft, die den Menschen helfen. Interessante Sache. Ob es zuvor schon mal diese Idee in einem Film gab? Ideendiebstahl halte ich für eher unwahrscheinlich, glaube kaum, dass die Drehbuchautoren von Herbie diesen Film kannten.

Es gibt was zu erben – Thessy Kuhls, Fita Benkhoff, Theo Lingen

Theo Lingen ist hier das Familienoberhaupt einer gut bürgerlichen deutschen Mittelstandsfamilie, Vaddi, Muddi und drei Kinder. Er heißt Theodor Müller (ernsthaft) und ist Juwelier. Der jugendliche Sohnemann liest den ganzen Tag und nervt mit „verrückten Ideen“ und erzählt von Buddha, die Tochter hat die Haare schön und möchte gerne zum Film und das kleine Nesthäkchen ist nur da, um hier und da ein paar naseweise Sprüche loszulassen. Der Film beginnt auch geradezu idealtypisch mit der familiären Morgenroutine, immer gerne genommen. Wer blockiert das Bad, Papi hat doch keine Zeit und muss sich während des Frühstücks rasieren, der Kaffee wird kalt et cetera. Ein Brief macht Aufsehen – es gibt eine Erbschaft, ein als schrullig bekannter Onkel ist gestorben. Doch die familiäre Vorfreude verglüht schnell – es gibt nur Schulden zu erben. Und ein Auto. Die Freude ist nur kurz, denn das Auto entpuppt sich als alte Rostmühle. Doch in dem alten Ford steckt mehr – nicht nur, dass der Tank nie leer wird, sondern es hat noch einige Clous auf Lager.

Erste Ausfahrt mit dem „neuen“ Auto

Derweil wird die blonde Tochter Marlene von einem älteren Herrn umworben, der sich als Filmproduzent ausgibt und sie zum Star machen will. Wie jeder anständige Bürger weiß, sind das alles Ganoven und natürlich will er ihr nur an die jungfräuliche Wäsche. Zum großen Finale kommt es, als das Auto für Dreharbeiten eines Westerns entdeckt wird und Theo Lingen, Entschuldigung: Theodor Müller, zum rauschebärtigen Stuntfahrer wird. In einer herrlich überdrehten Actionszene, die aus einer Hal-Roach-Komödie stammen könnte, wendet sich alles zum Guten. Es folgt das obligatorische Happy-End.

Immer offen für die verrückten Ideen der Jugend

Werfen wir zunächst einen Blick auf den Cast. Natürlich ist Theo Lingen hier Dreh- und Angelpunkt, der Rest dürfte nur ausdrücklichen Fans des Genres was sagen. Fita Benkhoff (1901-1967) spielt die Ehefrau, sie war damals eine vielbeschäftigte und gelobte Komikerin, die in vielen Filmen Nebenrollen wie diese begleitete. Auch ihre Kinokarriere endete wie so viele in den 60ern, bevor sie 1967 mit nur 66 Jahren starb.

Tochter Marlene wird von der 22-jährigen Thessy Kuhls gespielt. Sie hatte eine eigenwillige Karriere: Das war eine ihrer ersten Rollen, dann kam gaaaanz vereinzelt noch was, bis sie ab den 80ern wieder vermehrt im Fernsehen auftauchte, in augenscheinlich eher kleineren Rollen, sogar in einigen Tatort-Episoden.

Der ältere Sohn Rolf wird von einem gewissen Dietrich Kühnel gespielt, der nach allen gängigen Quellen auch nur in diesem einzigen Film mitwirkte. Nicht mal ein Geburtsjahr ist bekannt. Der jüngere Sohn ist auch eine Eintagsfliege: Kinderdarsteller Hannes Hübner spielte drei Jahre später noch in der 1954er Version von „Emil und die Detektive“ eine kleine Rolle und verschwand dann von der Leinwand.

Wolle Klunker kaufen? Grethe Weiser, Siegfried Breuer

Grethe Weiser schaut auch wieder kurz vorbei, in einer kleinen, aber ganz amüsanten Rolle als Gräfin Donnersberg, die Diamanten an den Juwelierladen Müller verkaufen will und sich als Hochstaplerin und Mitglied einer Diebesbande entpuppt.

Der Film ist genretypisch eher harmlos, bieder und nur selten wirklich lustig. Die heitere Grundstimmung, die Präsenz von Lingen sowie die ganz nette Grundidee reißen es etwas raus, zudem ist er mit flotter Hand inszeniert und langweilt nicht. Natürlich besteht der Plot aus Versatzstücken, die man schon x-mal gesehen hat, gerade aus der heutigen Perspektive. In der bereits erwähnten Biographie wird der Film als „bedeutungslos“ für das deutsche Kino benannt, was nicht für großen Publikumserfolg spricht.

Und Action! Der „Film im Film“

Was aber nicht heißt, dass der geneigte Zuschauer hier durchaus 79 unterhaltsame Minuten verleben kann. Gerade die kleine Stummfilmkomödien-Hommage am Ende, die Dreharbeiten zum „Film im Film“, fand ich durchaus originell und amüsant. Theo Lingen war ja bekanntlich ein Fan von Laurel & Hardy und hat mit seinen Einleitungen in der Serie „Lachen Sie mit Stan und Ollie“ ab 1975 viel für die „Rehabilitierung“ dieser Ausnahmekomiker getan, die so viel mehr sind als dick und doof.

Sicherlich keine Sternstunde des deutschen Kinos, aber, ja, nett. „Für Fans“, wie es oft so schön heißt.

Die Moral von der Geschicht

Hilfe, ich bin unsichtbar! (D 1951)

Regie: E. W. Emo

Buch: Herbert Tjadens, Erwin Kreker, Kurt Werner

Produktion: Rolf Meyer / Junge Film-Union

Premiere: 7. Juli 1951

Und weiter geht die wilde Fahrt durchs deutsche Nachkriegskino. Das habe ich lange unterschätzt und weiträumig umfahren, wobei ich aber immer wieder kleine Perlen entdecke. Zudem lese ich gerade die tolle Biographie über Theo Lingen, daher war ich hier gerade im Thema. Also: Ein Theo-Lingen-Vehikel von 1951.

Fritz Sperling (Theo Lingen) spielt einen Geldeintreiber für überfällige Raten, der von Haus zu Haus geht und von säumigen Hausfrauen die 30 DM für den auf Pump gekauften Eisschrank oder ähnliches kassiert oder dies jedenfalls versucht. Neben seinem Job betätigt er sich als Hobbyforscher mit allerlei hoch technischer Gerätschaft in seiner Küche, die auch mal in besten Komödienmanier fotogen explodiert. Er findet einen Apparat, der unsichtbar macht. So treibt er allerlei Schabernack. Aber ach: Als er unsichtbar ist, geht der Apparat kaputt. Muss er nun für immer unsichtbar bleiben? Nein: Der Genuss von hochprozentigem Alkohol macht ihn zumindest zeitweise wieder sichtbar. Was wird seine Frau sagen, wenn ihr Mann entweder unsichtbar ODER betrunken ist?

Groteske Story, jepp! Find ich aber gut, endlich mal nicht der übliche Verwechslungs-08/15-Plot. Der Film nennt sich selbst im Vorspann „Filmgroteske“. Das Metzler Literatur-Lexikon schreibt: „Die Groteske vermischt demonstrativ und sinnzerstörend die Grenzen zwischen Komik und Tragik, Menschlichem und Animalischem. […] Zu den typischen Darstellungstechniken gehören: Paradoxie, Stilbruch, Metaphorik, überzeichnende Satire, nur partielle Komik, Übertreibung, Monstrosität, Exotismus, Mythisierung, Metamorphose und Phantastik“. Puh. Ich würde jetzt nicht unterschreiben, dass all das hier zutrifft, aber soweit ist es sicherlich korrekt: Es ist keine alltägliche Geschichte im deutschen Film, gerade durch das leicht phantastische Element. Der phantastische Film fristete und fristet in Deutschland leider ein Nischendasein.

Man könnte auch sagen: Es ist eine humoristische Version des klassischen „Unsichtbarer Mann“-Topos, das auch gerne als Gruselfilm wie z. B. die Universal-Version von 1933 von James Whale verwurstet wurde, deren Grundstory auf eine Geschichte von H. G. Wells zurückgeht.

Grundsätzlich lebt der Film von Theo Lingen, dem die Rolle hier offensichtlich auf den Leib geschrieben wurde. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man ihn grundsätzlich mag und auch seine ganz eigene Art zu schätzen weiß. Er hat hier schon seine klassische „Theo Lingen“-Kunstfigur, das schlaksige, etwas arrogante, näselnde. Hier eher vom Typus „kleiner Mann von nebenan“ und nicht die üblichen Diener- und Lehrer-Figuren, die er oft spielte. Dazu kommt, dass er über weite Strecken des Films betrunken spielt, und das ist durchaus erheiternd. Er ist neben Heinz Erhardt auch bis heute mein Liebling unter den „klassischen“ deutschen Komikern. Seine Körperbeherrschung und das perfekte Timing sind immer wieder beeindruckend.

Inge Landgut (1922-1986) spielt die Ehefrau von Lingen. Sie war schon als Kind schauspielerisch aktiv und hat auch das Glück, in einem der wichtigsten frühen deutschen Filmen überhaupt mitzuwirken: Sie ist eines der Opfer in Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder„. Die richtig große Karriere blieb ihr verwehrt, aber sie war bis in die 80er immer wieder mal in Film und vor allem im Fernsehen zu sehen. Auch in der Synchronisation war sie sehr aktiv.

Grethe Weiser (1903-1970) hat wie so oft eine kleine, aber durchaus vergnügliche Nebenrolle als Jugendfreundin und Inkassokundin, die als weinselige Sängerin und Möchtegern-Diva ihre Kodderschnauze zum Besten gibt.

„Da schlag ich lang hin und steh kurz wieder auf!“

Grethe Weiser als Frau Mahlow

In einer kleinen Rolle als Prof. Orsini haben wir mal wieder „Hubsi“, Hubert von Meyerinck. Hier noch mit Haaren (denke mal, das ist ne Perücke). Wir begegnen ihm bereits zum dritten Mal auf dieser Seite, ich habe bereits bei „An jedem Finger zehn“ und „Der müde Theodor“ einiges zu ihm geschrieben. Er war tatsächlich ein alter Bekannter von Theo Lingen, die beiden lernten sich bereits in den 20er Jahren in der Berliner Theaterszene kennen und wurden Freunde. (Ich kann Freunden des „alten“ deutschen Kinos wirklich nur die Theo-Lingen-Biographie „Das Spiel mit der Maske“ empfehlen. Sehr aufschlussreich.)

Hubsi als „mad scientist“
Unsichtbar oder nur nackt?

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Regisseur. „E. W. Emo„, der eigentlich Emerich Josef Wojtek hieß und im damaligen Österreich-Ungarn geboren wurde, gehörte in den 30ern, 40ern und 50ern zu den produktivsten und erfolgreichsten Komödienregisseuren überhaupt. Alleine 21 (!) Filme mit Hans Moser gehen auf sein Konto, einige davon auch mit Lingen. Dieser Film hier ist schon seinem Spätwerk zuzurechnen. Seine letzte Kino-Arbeit ist von 1958, imdb listet insgesamt 80 Filme, beginnend noch in der Stummfilmära. Ein bisschen aus der Masse an Schlager- und Liebesfilmen herausstechend ist ein Film von 1929 mit dem Titel „Zwischen vierzehn und siebzehn – Sexualnot der Jugend„, der von einem Schwangerschaftsabbruch einer 15-jährigen handelt. Nicht gerade ein Thema, das man in einem deutschen Stummfilm von 1929 erwartet.

„Hilfe, ich bin unsichtbar!“ hat meine (zugegeben geringen) Erwartungen übertroffen. Straff und gut geschrieben mit pointierten Dialogen, dazu hübsche Unsichtbar-Spezialeffekte und ein Lingen in Höchstform. Sicherlich kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber: Schöner, im Kontext der Entstehungszeit leicht „schräger“ Unterhaltungsfilm. Kann man auch heute noch goutieren. Ich hatte Spaß. Fans von Theo Lingen sollten auf jeden Fall zugreifen.

Der Film erschien 2021 vom verdienstvollen Label Filmjuwelen auf DVD.