Liebe in drei Dimensionen (D 1973)

Regie: Walter Boos

Buch: Gunter Otto, Franz Marischka (als Florian Vollmer)

Produktion: Wolf C. Hartwig / Rapid Film

Premiere: 26. Januar 1973

„Jetzt fallen den Besuchern im Kino die knackigen Busen direkt in den Schoß! „Liebe in drei Dimensionen“ heißt der Superstreifen von Walter Boos, der demnächst in Deutschlands Filmtheatern dem Publikum hautnahe Action-Szenen plastisch näherbringt.

Es gab zwar in den fünfziger Jahren schon Versuche mit 3-D-Filmen, doch bei dem neuentwickelnden TRIARAMA-Verfahren kommt der Zuschauer vermittels einer Spezialbrille zum erstenmal in den Genuß, perfekt plastisch „Kino zu erleben“.“

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Bei der Recherche zu „Four Dimensions Of Greta“ stolperte ich noch über dieses Machwerk, das auf dem Gipfel der deutschen „Sexwelle“ in den frühen 70ern vom Produzenten der berühmt-berüchtigten Schulmädchen-Report-Reihe, Wolf C. Hartwig (1919-2017), produziert wurde.

Auch wenn das im Prinzip der gleiche Quatsch ist wie immer, hat dieser Film als Gimmick auch 3-D zu bieten und ist daher „kinohistorisch“ einen Blick wert.

Die 17-jährige Petra (Ingrid Steeger), in der Provinz im Norden zuhause, besucht München-Schwabing. Sie wohnt in der Wohnung ihrer verreisten Schwester Dagmar, die im „tiefsten Afrika“ weilt, um Wohnung nebst Papagei, der Dinge wie „Ruhe im Puff“ spricht, zu hüten.

In Schwabing sind alle spitz wie der sprichwörtliche Dackel in einem Raum voller Tischbeine, es wird gefeiert, gelacht und gefummelt, bis die Schwarte kracht. Sogar Konstantin Wecker ist dabei. Wir folgen einer lose verbundenen Gruppe von Leuten bei ihren Abenteuern, meist libidinöser Art.

Regisseur Walter Boos (1928-1996) war sehr rege und kurbelte in den 70er Jahren nicht weniger als 21 Spielfilme runter, alle im komödiantischen bis pseudo-aufklärerischen Erotikbereich. Außerdem ist er für die deutsche Horror-Trashperle „Magdalena – vom Teufel besessen“ (1974) verantwortlich, einer teutonischen Billigversion von „Der Exorzist„.

Auch hier ist es recht naheliegend, dass der Erfolg der „Four Dimensions Of Greta“ diesen Film „inspiriert“ hat. Hier ist der ganze Film in 3-D, was er einem auch konstant unter die Nase reibt, weil viele Szenen auf Effekt getrimmt sind und alle Nase lang etwas Richtung Kamera fällt oder gehalten wird. Ich kann mir schon vorstellen, dass das im Kino echt ne Gaudi war, sie holen da eine Menge Gags raus. Vom fliegenden Geister-Schlüpper bis zu einer Monsterspinne wird einiges geboten. Ist halt mehr Kirmesattraktion als Film. Da passt es gut, dass eine ganze Sequenz auch genau dort spielt – mit Geisterbahn und Achterbahn wird da einiges an 3-D aufgefahren. Was es genau mit diesem „TRIARAMA-Verfahren“ auf sich hat, weiß ich nicht.

Direkt am Beginn darf Rosl Mayr (1896-1981), die knuffige bayrische Omi, die in der Zeit auch gefühlt in jedem lustig gemeinten Schmutzfilmchen als „schrullige Alte“ auftauchte, im Treppenhaus beim Putzen um ein Haar die Petra und das Publikum nass spritzen. „Sein’s feicht wonn?“ Da der ganze Kram auch in München spielt, ist natürlich auch viel bayrisches Gebabel im Film. Muss man mögen.

Natürlich darf auch Rinaldo Talamonti nicht fehlen, mal wieder als Karikatur eines notgeilen Italieners mit Dauerständer, der andauernd „Mamma mia!“ sagt und einem grotesken Helm aus Haaren trägt. Immerhin hat er hier so eine Art flotten Dreier auf einem Trampolin-Bett (?!).

Hey, cooler Plattenspieler. Aber echt, nur eine Single?

Im Vergleich zur britischen „Greta“ ist hier deutlich mehr nackte Haut zu sehen, natürlich immer „soft“ und meist auch durch Comedy-Einlagen entschärft. Vom keuschen Teenie über die exotische Inderin („Das ist ne Inderin! Aus Indien!“) bis zur drallen Dirndl-Maus, die beim Koitus jodelt (kein Witz), ist alles am Start. Naturgemäß ist das mehr eine Ansammlung einzelner Episoden als eine stringente Handlung.

Im Cast bemerkenswert sind noch die Schwedin Christina Lindberg (* 1950), die man durchaus auch als eine Erotik-Ikone der 70er bezeichnen kann, sowie Steegers „Klimbim“-Kollegin Elisabeth Volkmann (1936–2006), die in der Zeit auch oft in ähnlichen Produktionen zu bewundern war. Der jüngeren Generation dürfte sie vor allem als die „alte“ Synchron-Stimme von Marge Simpson bekannt sein. Die jodelnde Dirndl-Maus ist eine gewisse Dorothea Rau, wie mir das Internet verrät, die von 1972-1974 in allerlei bajuwarischen Juckel-Klassikern wie „Beim Jodeln juckt die Lederhose“ oder „Brummi – Sein Kolben läuft auch ohne Diesel“ die Dirndl mit ihren „Zuckerduddln“ ausfüllte. Naja, wieder etwas unnützes Wissen. Gern geschehen.

Am Ende als Highlight darf dann die keusche Ingrid Steeger auf dem Balkon mit ihrem flotten Manfred (Achim Neumann), der nur aus Haaren zu bestehen scheint, bisschen Nacktturnen veranstalten („Ich schwebe! Ich bin im siebten Himmel!“), was sicherlich schon damals ein guter „selling point“ war. Sie hatte schon einige Filme ähnlicher Machwerk auf dem Konto und war auch im Fernsehen im Kult-Klamauk „Klimbim“ zu sehen. Der Beginn einer Karriere, der über 2 Folgen „Derrick“ bis hin zu einem grandiosen Cameo-Auftritt bei „Familie Heinz Becker“ führte.

Sicherlich einer der erträglichsten Filmchen dieser Art. Nicht allzu albern, die 3-D-Effekte sind natürlich kompletter Selbstzweck, oft ohne Sinn und Verstand, aber immer wieder spaßig, und nette 70er-Damen mit wenig Sachen an. Als unterhaltsames Gaga-Filmchen für einen gepflegten 70er-Abend durchaus zu gebrauchen.

Ist 2007 auf DVD (Kinowelt, FSK 16, wohl geschnitten) erschienen, die scheint aber rar und teuer zu sein. Alternative wäre die Früh-80er-VHS von VPS Video, auch nicht gerade an jeder Straßenecke zu finden. Den Film findet man aber online, wenn man will.