Regie: Franz Marischka
Buch: Leon Pulwer, Franz Marischka
Produktion: KF-Kinofilm, München
Premiere: 14. Juli 1983
So, liebe Kinder, heute hat der Onkel eine ganz besondere Geschichte für euch. Es war einmal, vor langer, langer Zeit, ein Onkel mit dem lustigen Namen Franz. Der Franz hat früher ganz viel Geld verdient mit Filmen, in denen die Leute alle kein Geld hatten, um Kleidung zu kaufen, mit so ulkigen Namen wie „Lass jucken, Kumpel“ oder „Liebesgrüße aus der Lederhose“. Viele Jahre später war er alt und brauchte trotzdem noch Geld.
Da machte er einen Film mit einem lustigen Dicken und einem schlitzohrigen Dünnen, das war gerade voll angesagt. Der Dicke war recht bekannt aus ungefähr 100 Teilen eines Films namens „Eis am Stiel“, auch da hatten vor allem die Mädels wieder nichts im Kleiderschrank! Die armen. Da das 1983 aber langsam langweilig wurde und alle Leute außerdem viel mehr Geld hatten, sind in diesem Film alle schön angezogen. Fast jedenfalls.
Der Dünne war gerade voll der Frauenschwarm, er hatte im ZDF eine Serie namens „Timm Thaler„, die sehr erfolgreich war, und alle Backfische hatten ein Bravo-Poster in der Stube hängen. Ist er nicht süüüüüüss, die kleine Grinsebacke?

Dazu kam noch eine junge Frau namens Sonja Martin, die dafür bekannt war, dass sie sich gerne mit ohne Kleider an knipsen ließ für so Zeitschriften und so.
Wir befinden uns in einer Disco. Alle Leute haben viel, viel Haar auf dem Kopf, der alte Gassenhauer „Stumblin‘ In“ von Suzi Quatro und Chris Norman dudelt, und alle schwofen auf der duften Sause. Der Tommi schmachtet eine heiße Uschi an, und das erste, was wir in diesem Film hören, ist:
„So wie du aussiehst, stößt es doch jeden Eskimo aus dem Iglu.“
Über so was hat man sich in den 80ern echt totgelacht. Oder auch über so was:
„Ich werde heute die schärfste Braut aller Zeiten aus der Schale pulen!“
Sprach der Tommi zum lustigen Dicken, der hier den Namen – Achtung, zum Totlachen! – Jakob Feierabend trägt. Ha!
Wenn ihr fertig mit Lachen seid – einer seiner Versuche, einen Job zu finden, endet damit, dass die ganze Firma davonstürmt, nur weil der Chef ihn gerufen hat. „Feieraaaabend!“
Na, schon Seitenstechen vom Lachen? Nicht? Och.
Wie wäre es denn mit seinem Job als Aushilfskellner im China-Restaurant? („Du siehst aus wie ein Chinese, du riechst wie ein Chinese.“ – „Bei über ’ner Milliarde Gelbmännern kann so was schon vorkommen.“)
Selbst der nette Herr vom Arbeitsamt weiß nicht so recht weiter. Aber der ist ja eh fake, das ist nämlich der Regisseur höchstpersönlich, der lustige Franz:
Der Tommi macht derweil die nächste Ische klar, der alte Büchsenöffner mit dem Dauergrinsen, seine Sprüche sind einfach zu gut, und außerdem hat er inzwischen ein rotes Cabrio geklaut, damit gewinnt man doch einfach jedes Frauenherz.
Sie sind dann in besagtem China-Restaurant und werden vom „Aushilfs-Chinesen“ Jakob bedient, was in einer lustigen Schlägerei mündet. In der Zeit gab es nämlich auch so Filme mit einem lustigen Dicken und einem schlitzohrigen Dünnen, die megaerfolgreich waren, wisst ihr? Der lustige Franz wusste es auch.
Damit es aber nicht zu lustig wird, sind wir auf einmal irgendwo in der bayrischen Provinz in einer Gaststube, wo noch zünftige Zithermusik gespielt wird und selbst Beppo Brem (1906-1990) (in seiner letzten Kinorolle) mal kurz für einen Hunni und eine warme Mahlzeit vorbeischaut.
Und wer darf in keinem komischen Kackfilm der 70er und 80er fehlen? Na klar – Herbert Fux schaut auch mal vorbei.
Die gesammelte Bayern-Intelligenzija am Stammtisch liest in der Zeitung von einer „Liebessekte“ aus Indien, die in der Nähe ein Schloss kaufen will, und halten den lustigen Dicken für den dazugehörigen Guru. Den aus dem Filmtitel, ihr wisst schon.


Er ist nämlich als Vertreter unterwegs, und landet bei einer Gattin mit Hormonnotstand (Busenwunder Sibylle Rauch), die auch kein Geld für Klamotten hat und den armen Dicken ins Bett zehrt. Leider kommt der Gatte, Modell bayrisches Urvieh, dazwischen, und der Dicke muss sich mit Bettlaken und Lampenschirm tarnen und dergestalt von dannen schleichen. Und genauso stellt sich der gemeine Bayer einen indischen Sektenguru vor.
Der findige Tommi wittert gleich ein gutes Geschäft. Der „Herr Guru“ wird hofiert, da er mutmaßlich reich ist und das Schloss kaufen will, was die ortsansässigen Dorfnasen natürlich frohlocken lässt.
Nebenbei ist offenbar Marlboro ein Sponsor des Films, und der arme Tommi muss im Laufe des Films so ungefähr 10 Stangen Glimmstengel wegrauchen, so dass man schon vom Zusehen ein Lungenkarzinom entwickelt.
Das ist gerade mal die Hälfte dieses Wahnsinnsfilms.
Dieser Film ist auf jeden Fall das, was komische alte Onkels im Internet die „gute alte Zeit“ nennen. Mal sehen:
- Rassismus – check
- Sexismus – check
- Transphobie – check
- Homophobie – check
- Fatshaming – check
- penetrante Zigarettenwerbung – check
- dummer Spruch über die Grünen (ernsthaft) – check
Ach, was waren das für herrliche Zeiten! Also, wenn man ein heterosexueller, weißer, im optimalen Fall deutscher Mann war. Da hatte man noch ordentlich was zu lachen im Kino.
Nee, im Ernst: Jede Wurzelbehandlung beim Zahnarzt ist lustiger als dieses Werk.
Also seid schön brav, respektiert auch Minderheiten, sonst müsst ihr zur Strafe diesen Film fünfmal nacheinander anschauen und dazu eine Stange Marlboro rauchen. Das stößt jeden Eskimo aus dem Iglu.
Zachi Noy musste zur Strafe schon bei „Frauentausch“ und „Promi Big Brother“ mitmachen. Tommi Ohrner muss langweilige Schnarch-Sendungen im ZDF und SWR moderieren, und Sibylle Rauch war 2019 im Dschungel-Camp und muss nach eigener Aussage aus Geldmangel wieder als Prostituierte arbeiten.
Ende der Geschichte.
Ach ja – die imdb listet als Arbeitstitel: „Junge, bist du dämlich“. Ohne Worte.
Ach ja – und noch ein Wort zum Soundtrack. Der besteht aus allerlei zeitgenössischen Pop- und NDW-Liedchen und sorgt für passende Früh-80er-Atmosphäre, allemal besser als die Roy Blacks und Rex Gildos, die man in deutschen Komödien der 70er zu erleiden hat.
Als eine Art Titellied fungiert ein Song namens „Nochmal Schwein gehabt“, interpretiert von einem gewissen Tommi Ohrner. Bestimmt reiner Zufall.
VHS: Marketing Film VU-3048
DVD: Als Bonus-Feature in der „Eis am Stiel“-Komplettbox
Schwurbelt aktuell auch bei YouTube rum.