Regie, Buch: Rudolf Zehetgruber
Produzent: Rudolf Zehetgruber / Barbara Film GmbH (München)
Premiere: 21. Dezember 1972
Während Teil 4 der Reihe, „Das verrückteste Auto der Welt“ [hier schon kurz besprochen] bei mir durch Kindheitsnostalgiebonus noch recht gut wegkommt, kenne ich die anderen 3 Teile der Dudu-Reihe nicht so gut. Bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob ich diesen hier jemals schon gesehen habe, und riskierte mal ein Auge.
Ist ja immer so eine Sache mit „Kindheitsfilmen“, wie oft denkt man beim Wiedersehen „ach du lieber Himmel“. Nüchtern betrachtet ist das schon starker Tobak, der hier einem geboten wird. Wüste Mischung aus den Herbie-Filmen aus dem Hause Disney, bisschen Eurospy-Versatzstücke aus dem Kindergarten und – hier besonders auffällig – eine Prise der damals sehr erfolgreichen Bud Spencer/Terence Hill. Und eine kleine Prise Schulmädchenreport musste auch rein. Ein durch und durch kalkuliertes Kommerzprodukt, dazu noch Dauerwerbesendung für VW und BMW.
Unser Held Jimmy Bondi ist unterwegs von Afrika nach Portugal, natürlich in seinem treuen High-Tech-Wunderauto DUDU über den Ozean, der selbstverständlich schwimmen kann. Er turnt auf dem Dach herum, macht sich schließlich halb naggisch, um zu duschen, DUDU hat natürlich auch eine Dusche und eine Rückenschrubbautomatik verbaut. Aus dem Befehlt „RÜCKEN SCHRUBBEN nicht fest“ macht der Schelm doch einfach „RÜCKEN SCHRUBBEN fest“. So ein Schlawiner!

Als nächstes lernen wir die bad guys des Films kennen. Ein Obergauner namens Marchese de la Sotta (Karl-Otto Alberty) will Druckplatten erwerben, mit denen man 5-Dollar-Noten drucken kann. Verkäufer ist ein gewisser Plato (Joachim Fuchsberger), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser hat aber nur eine Seite der Druckplatte, die andere ein Freund, dessen Schwester er nun trifft. Besagter Freund wurde bereits von den Strolchen „umgelegt“.

Die Schwester Tamara (Heidi Hansen), um die 20, macht sich gleich mal an den rund 50 Jahre alten Plato ran. „Meine kleine Tamara“, frohlockt er, als er sie sieht. Ein ziemlich befremdlicher Dialog folgt, sie erzählt, wie sie auf einen Fels geklettert ist als Kind, er sie gerettet hat und sie beide gestürzt sind – und er ihr dann den Hintern versohlt hat. Sie klettert wieder hoch, er: „Lass das lieber bleiben, Kleines, sonst muss ich noch mal.“ Während sie ihm quasi den engbehosten Hintern entgegenstreckt. Total normaler Dialog für einen Kinderfilm in den 70ern. „Sagen Sie nicht immer Kleines zu mir, ich bin kein Kind mehr.“ (Dass die Dame in ihrer allerersten Szene sehr offensichtlich keinen BH trägt, ist sicherlich auch nur Zufall.)
Er war über 2 Jahre im Gefängnis, erzählt er, sie: „So lange haben sie keine Frau geküsst? Dann dürfen Sie mich jetzt küssen. Na los! Sie sind nicht der erste!“ Immerhin lässt Plato Zunge und andere Körperteile eingefahren, aber dennoch – was? Klar, welcher 50-Jährige wünscht sich nicht, die Frau zu vernaschen, der er als Kind den Hintern versohlt hat? Ist doch ganz normal, liebe Kinder der 70er. Oft wird heute über versteckte Botschaften in Kinderfilmen gejammert, aber das war damals okay in den vielbesungenen „guten alten Zeit“. Schon klar.

Nach diesem Cringe-Fest kommt es zur ersten Action-Szene. Am Strand treffen der Marchese und seine Spießgesellen auf Plato, eine Schlägerei beginnt, Jimmy und DUDU stoßen zufällig dazu und mischen mit. Die ganze Sequenz ist deutlich bei Spencer/Hill-Filmen abgekupfert, inklusive Soundeffekten (BATSCH BATSCH) und dummen Sprüchen. Dass einer der prügelfreudigen Spießgesellen noch die Synchronstimme von Bud Spencer (Wolfgang Hess) hat, ist sicherlich auch nur Zufall.
Das Mädel versteckt sich in DUDU und lässt dort die Tasche liegen, samt einem belastenden Brief. Und so wird DUDU in die Gangsterstory verwickelt und eine Verfolgung beginnt. Nun ist der „Kleinen“, Tamara, klar, dass Plato nicht Plato ist. Der hat sich damals bei der Kletteraktion die Hand gebrochen und könne daher nicht so prügeln wie soeben gesehen. Er ist ein Polizist, und Tamara erpresst ihn mehr oder weniger, denn sie will dabei sein und sich die Belohnung verdienen. Die Antwort ist so herrlich 70er:
„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie geldgieriges Frauenzimmer!“
Aber natürlich stimmt er dann zu. Und die wilde, teils absurde Hatz vor exotischer Kulisse beginnt. „Bedrohliche Situation – DUDU oder anderes absurdes technisches Wunderwerk kommt zur Rettung“, da capo.

In Lissabon treffen dann Nicht-Plato und „Kleines“-Tamara auf Magnolia (Kathrin Oginski), eine „verrückte Erfinderin“ mit etwas zwielichtiger Einstellung, die gleich mal Platos Brieftasche klaut. Sie stellt sich als eigentliche Erfinderin von DUDU heraus.

Im dritten Akt kommt dann natürlich die große Konfrontation, mit viel DUDU-Aktion und Klopperei. Am Ende wollen Jimmy und Plato mit DUDU durchbrennen, aber die beiden Damen holen sie mit dem Fernbedienungsgürtel zurück. Ob die eigentlich die ganze Zeit unterschwellig angedeutete Liaison zwischen Plato und Tamara nun vollzogen wird oder nicht, bleibt offen.
Nomineller Hauptdarsteller dieses Streifens ist Joachim Fuchsberger (1927-2014) als Plato. Der war damals hoch im Kurs nach allerlei sehr erfolgreichen Edgar-Wallace-Filmen in den 60ern, seine Verpflichtung hier muss für Zehetgruber ein echter Coup gewesen sein, auch wenn Fuchsberger hier schon ziemlich am Ende seiner Kino-Karriere war. Dieser Film ist eigentlich auch unter seinem Niveau. Seine spätere Karriere im Fernsehen festigte seinen Ruf, legendär und relevant bis heute z. B. „Heut‘ abend„, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen, die ganze 11 Jahre lief. Etwas in Vergessenheit geraten, feierte er 2007 in der Wallace-Parodie „Neues von Wixxer“ ein Kino-Comeback.
Rudolf Zehetgruber (1926-2023) als „Robert Mark“ spielt Jimmy Bondi. Er ist das eigentliche Mastermind der DUDU-Reihe, als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent (mit seiner BARBARA-Film) und Darsteller ist das schon sehr „sein Baby“. Sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber die Figur funktioniert ganz gut. Tatsächlich scheint er sich seiner schauspielerischen Limitierungen bewusst gewesen zu sein und lässt sich in allen Filmen von Klaus Kindler nachsynchronisieren – immerhin lange der Sprecher von Clint Eastwood. Er ist tatsächlich erst vor kurzem, am 2. Juli 2023, im gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.
Kathrin Oginski (1926-2009) hieß eigentlich Barbara Katharina Zehetgruber und war die Ehefrau von Rudolf Zehetgruber. Sie trat auch nur in seinen Filmen in Erscheinung, was eigentlich fast schade ist, ich finde, sie hat eine gute Ausstrahlung. Hier wird sie allerdings auch von der routinierten Helga Trümper (Kate bei ALF) synchronisiert. Nach ihrem bürgerlichen Vornamen ist auch Zehetgrubers Produktionsfirma BARBARA-Film benannt.


Karl-Otto Alberty (1933-2015) spielt Marchese de la Sotta, den bösen Strippenzieher im Hintergrund. Durch seine markante Erscheinung spielte er in vielen Filmen zwielichtige bis bösartige Charaktere, oft genug auch den fiesen Nazi, auch in auch heute noch bekannten amerikanischen Produktionen wie Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold) (1970) oder Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) (1972). Bud-Spencer-Fans könnten ihn noch aus „Plattfuß am Nil“ als „der Schwede“ kennen.

Heidi Hansen, eigentlich Gerti Heibl, die „kleine“ Tamara, hatte eine ziemlich kurze und kuriose Karriere. 1952 geboren, war sie vor allem in der ersten Hälfte der 70er präsent. Ihre ersten Rollen waren im damals blühenden Erotik-Film, vor allem 1971 in „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ und den heute geläufigeren „Schulmädchen-Report 2. Teil: Was Eltern den Schlaf raubt„. Danach wurde sie seriös (?) und verdingte sich als hübsches Mädel zur Deko in Schlagerfilmen wie „Außer Rand und Band am Wolfsgangsee“ oder „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ an der Seite von Roy Black. 1974 war ihre Kino-Karriere vorbei. Keine Ahnung, was danach aus ihr wurde, sie lebt aber (laut Wikipedia) noch.

Ebenfalls nicht unterschlagen werden soll Heinz Reincke (1925-2011), der im Kino der Zeit ziemlich präsent war und hier einen etwas trotteligen Ganoven spielt, und dem dabei durchaus ein paar heitere Momente abgewinnen kann. Auch im Fernsehen der 1980er ein gern gesehener Gast.
Der Film ist eine ziemlich alberne Posse, selbst als Kinderfilm betrachtet. Er ist schamlos zusammengeklaut aus allen damals populären Genres, dazu seltsame erotische Untertöne. Halbwegs unterhaltsam auf niedrigem Niveau, für Kinder heute vielleicht eher fragwürdig, eher nostalgische Unterhaltung für damalige Fans. Ich gestehe Freunden dieses Films einen „Kindheitsbonus“ zu. Habe ich bei Teil 4 ja auch, der sicherlich auch nicht wirklich ein „besserer“ Film ist.
