Ein Käfer gibt Vollgas (D/SW 1972)

Regie, Buch: Rudolf Zehetgruber
Produzent: Rudolf Zehetgruber / Barbara Film GmbH (München)
Premiere: 21. Dezember 1972

Während Teil 4 der Reihe, „Das verrückteste Auto der Welt“ [hier schon kurz besprochen] bei mir durch Kindheitsnostalgiebonus noch recht gut wegkommt, kenne ich die anderen 3 Teile der Dudu-Reihe nicht so gut. Bin mir tatsächlich nicht mal sicher, ob ich diesen hier jemals schon gesehen habe, und riskierte mal ein Auge.

Ist ja immer so eine Sache mit „Kindheitsfilmen“, wie oft denkt man beim Wiedersehen „ach du lieber Himmel“. Nüchtern betrachtet ist das schon starker Tobak, der hier einem geboten wird. Wüste Mischung aus den Herbie-Filmen aus dem Hause Disney, bisschen Eurospy-Versatzstücke aus dem Kindergarten und – hier besonders auffällig – eine Prise der damals sehr erfolgreichen Bud Spencer/Terence Hill. Und eine kleine Prise Schulmädchenreport musste auch rein. Ein durch und durch kalkuliertes Kommerzprodukt, dazu noch Dauerwerbesendung für VW und BMW.

Unser Held Jimmy Bondi ist unterwegs von Afrika nach Portugal, natürlich in seinem treuen High-Tech-Wunderauto DUDU über den Ozean, der selbstverständlich schwimmen kann. Er turnt auf dem Dach herum, macht sich schließlich halb naggisch, um zu duschen, DUDU hat natürlich auch eine Dusche und eine Rückenschrubbautomatik verbaut. Aus dem Befehlt „RÜCKEN SCHRUBBEN nicht fest“ macht der Schelm doch einfach „RÜCKEN SCHRUBBEN fest“. So ein Schlawiner!

Als nächstes lernen wir die bad guys des Films kennen. Ein Obergauner namens Marchese de la Sotta (Karl-Otto Alberty) will Druckplatten erwerben, mit denen man 5-Dollar-Noten drucken kann. Verkäufer ist ein gewisser Plato (Joachim Fuchsberger), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dieser hat aber nur eine Seite der Druckplatte, die andere ein Freund, dessen Schwester er nun trifft. Besagter Freund wurde bereits von den Strolchen „umgelegt“.

Die Schwester Tamara (Heidi Hansen), um die 20, macht sich gleich mal an den rund 50 Jahre alten Plato ran. „Meine kleine Tamara“, frohlockt er, als er sie sieht. Ein ziemlich befremdlicher Dialog folgt, sie erzählt, wie sie auf einen Fels geklettert ist als Kind, er sie gerettet hat und sie beide gestürzt sind – und er ihr dann den Hintern versohlt hat. Sie klettert wieder hoch, er: „Lass das lieber bleiben, Kleines, sonst muss ich noch mal.“ Während sie ihm quasi den engbehosten Hintern entgegenstreckt. Total normaler Dialog für einen Kinderfilm in den 70ern. „Sagen Sie nicht immer Kleines zu mir, ich bin kein Kind mehr.“ (Dass die Dame in ihrer allerersten Szene sehr offensichtlich keinen BH trägt, ist sicherlich auch nur Zufall.)

Er war über 2 Jahre im Gefängnis, erzählt er, sie: „So lange haben sie keine Frau geküsst? Dann dürfen Sie mich jetzt küssen. Na los! Sie sind nicht der erste!“ Immerhin lässt Plato Zunge und andere Körperteile eingefahren, aber dennoch – was? Klar, welcher 50-Jährige wünscht sich nicht, die Frau zu vernaschen, der er als Kind den Hintern versohlt hat? Ist doch ganz normal, liebe Kinder der 70er. Oft wird heute über versteckte Botschaften in Kinderfilmen gejammert, aber das war damals okay in den vielbesungenen „guten alten Zeit“. Schon klar.

Nach diesem Cringe-Fest kommt es zur ersten Action-Szene. Am Strand treffen der Marchese und seine Spießgesellen auf Plato, eine Schlägerei beginnt, Jimmy und DUDU stoßen zufällig dazu und mischen mit. Die ganze Sequenz ist deutlich bei Spencer/Hill-Filmen abgekupfert, inklusive Soundeffekten (BATSCH BATSCH) und dummen Sprüchen. Dass einer der prügelfreudigen Spießgesellen noch die Synchronstimme von Bud Spencer (Wolfgang Hess) hat, ist sicherlich auch nur Zufall.

Das Mädel versteckt sich in DUDU und lässt dort die Tasche liegen, samt einem belastenden Brief. Und so wird DUDU in die Gangsterstory verwickelt und eine Verfolgung beginnt. Nun ist der „Kleinen“, Tamara, klar, dass Plato nicht Plato ist. Der hat sich damals bei der Kletteraktion die Hand gebrochen und könne daher nicht so prügeln wie soeben gesehen. Er ist ein Polizist, und Tamara erpresst ihn mehr oder weniger, denn sie will dabei sein und sich die Belohnung verdienen. Die Antwort ist so herrlich 70er:

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Sie geldgieriges Frauenzimmer!“

Aber natürlich stimmt er dann zu. Und die wilde, teils absurde Hatz vor exotischer Kulisse beginnt. „Bedrohliche Situation – DUDU oder anderes absurdes technisches Wunderwerk kommt zur Rettung“, da capo.

In Lissabon treffen dann Nicht-Plato und „Kleines“-Tamara auf Magnolia (Kathrin Oginski), eine „verrückte Erfinderin“ mit etwas zwielichtiger Einstellung, die gleich mal Platos Brieftasche klaut. Sie stellt sich als eigentliche Erfinderin von DUDU heraus.

Kathrin Oginski als Daniel-Düsentrieb-Verschnitt

Im dritten Akt kommt dann natürlich die große Konfrontation, mit viel DUDU-Aktion und Klopperei. Am Ende wollen Jimmy und Plato mit DUDU durchbrennen, aber die beiden Damen holen sie mit dem Fernbedienungsgürtel zurück. Ob die eigentlich die ganze Zeit unterschwellig angedeutete Liaison zwischen Plato und Tamara nun vollzogen wird oder nicht, bleibt offen.

Nomineller Hauptdarsteller dieses Streifens ist Joachim Fuchsberger (1927-2014) als Plato. Der war damals hoch im Kurs nach allerlei sehr erfolgreichen Edgar-Wallace-Filmen in den 60ern, seine Verpflichtung hier muss für Zehetgruber ein echter Coup gewesen sein, auch wenn Fuchsberger hier schon ziemlich am Ende seiner Kino-Karriere war. Dieser Film ist eigentlich auch unter seinem Niveau. Seine spätere Karriere im Fernsehen festigte seinen Ruf, legendär und relevant bis heute z. B. „Heut‘ abend„, einer der ersten Talkshows im deutschen Fernsehen, die ganze 11 Jahre lief. Etwas in Vergessenheit geraten, feierte er 2007 in der Wallace-Parodie „Neues von Wixxer“ ein Kino-Comeback.

Rudolf Zehetgruber (1926-2023) als „Robert Mark“ spielt Jimmy Bondi. Er ist das eigentliche Mastermind der DUDU-Reihe, als Regisseur, Drehbuchautor, Produzent (mit seiner BARBARA-Film) und Darsteller ist das schon sehr „sein Baby“. Sicherlich kein begnadeter Schauspieler, aber die Figur funktioniert ganz gut. Tatsächlich scheint er sich seiner schauspielerischen Limitierungen bewusst gewesen zu sein und lässt sich in allen Filmen von Klaus Kindler nachsynchronisieren – immerhin lange der Sprecher von Clint Eastwood. Er ist tatsächlich erst vor kurzem, am 2. Juli 2023, im gesegneten Alter von 97 Jahren verstorben.

Kathrin Oginski (1926-2009) hieß eigentlich Barbara Katharina Zehetgruber und war die Ehefrau von Rudolf Zehetgruber. Sie trat auch nur in seinen Filmen in Erscheinung, was eigentlich fast schade ist, ich finde, sie hat eine gute Ausstrahlung. Hier wird sie allerdings auch von der routinierten Helga Trümper (Kate bei ALF) synchronisiert. Nach ihrem bürgerlichen Vornamen ist auch Zehetgrubers Produktionsfirma BARBARA-Film benannt.

„Ihr denkt wohl, ich bin doof! Bin ich aber nicht.“

Karl-Otto Alberty (1933-2015) spielt Marchese de la Sotta, den bösen Strippenzieher im Hintergrund. Durch seine markante Erscheinung spielte er in vielen Filmen zwielichtige bis bösartige Charaktere, oft genug auch den fiesen Nazi, auch in auch heute noch bekannten amerikanischen Produktionen wie Kelly’s Heroes (Stoßtrupp Gold) (1970) oder Slaughterhouse-Five (Schlachthof 5) (1972). Bud-Spencer-Fans könnten ihn noch aus „Plattfuß am Nil“ als „der Schwede“ kennen.

Das sind die bösen Bösewichte in diesem Film. Kein Scherz.

Heidi Hansen, eigentlich Gerti Heibl, die „kleine“ Tamara, hatte eine ziemlich kurze und kuriose Karriere. 1952 geboren, war sie vor allem in der ersten Hälfte der 70er präsent. Ihre ersten Rollen waren im damals blühenden Erotik-Film, vor allem 1971 in „Erotik im Beruf – Was jeder Personalchef gern verschweigt“ und den heute geläufigeren „Schulmädchen-Report 2. Teil: Was Eltern den Schlaf raubt„. Danach wurde sie seriös (?) und verdingte sich als hübsches Mädel zur Deko in Schlagerfilmen wie „Außer Rand und Band am Wolfsgangsee“ oder „Kinderarzt Dr. Fröhlich“ an der Seite von Roy Black. 1974 war ihre Kino-Karriere vorbei. Keine Ahnung, was danach aus ihr wurde, sie lebt aber (laut Wikipedia) noch.

Heidi Hansen als „Barbara“ in „Schulmädchen-Report 2“ (1971)

Ebenfalls nicht unterschlagen werden soll Heinz Reincke (1925-2011), der im Kino der Zeit ziemlich präsent war und hier einen etwas trotteligen Ganoven spielt, und dem dabei durchaus ein paar heitere Momente abgewinnen kann. Auch im Fernsehen der 1980er ein gern gesehener Gast.

Der Film ist eine ziemlich alberne Posse, selbst als Kinderfilm betrachtet. Er ist schamlos zusammengeklaut aus allen damals populären Genres, dazu seltsame erotische Untertöne. Halbwegs unterhaltsam auf niedrigem Niveau, für Kinder heute vielleicht eher fragwürdig, eher nostalgische Unterhaltung für damalige Fans. Ich gestehe Freunden dieses Films einen „Kindheitsbonus“ zu. Habe ich bei Teil 4 ja auch, der sicherlich auch nicht wirklich ein „besserer“ Film ist.

Wieder alles tutti in Dudu-Land

Liebesspiele junger Mädchen (Der sturmfreie Buden-Report) (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Drehbuch: Franz Josef Gottlieb
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film, München
Premiere: 12. Mai 1972

So, hier haben wir ein „Doppel-Match“ – einmal ein Eintrag in der Filmographie von Vielfilmer F. J. Gottlieb, und dann auch noch eine Spiehs-Produktion, jawoll, ein frühes Werk aus dem Hause Lisa Film. Uff. Gottlieb ist heute ja eher für seine Heile-Welt-Komödien mit Roy Black, Rudi Carrell und Konsorten bekannt, zwischendurch hat er sich auch immer wieder mal im „erotischen“ Bereich versucht. Das Teil hier schwimmt natürlich auf der Sexwelle der frühen Siebziger mit, im Gefolge vom Schulmädchen-Report (Premiere: 23. Oktober 1970) und ähnlichen Erzeugnissen.

Tatsächlich beginnt der Film schon verwirrend, denn wir kriegen gleich drei Titeleinblendungen. Irgendwie konnten die sich wohl nicht so recht entscheiden. Nummer 1:

Nummer 2:

Nummer 3:

Der schlüpfrigste hat sich wohl durchgesetzt – Wikipedia listet ihn unter „Liebesspiele junger Mädchen“. Na denn. Eigentlich hätte das auch „Gottliebs putzige Pimmel-Parade“ heißen können. Dazu später mehr.

Um das Werk mal zu kontextualisieren – für Regisseur Gottlieb es ist der Film zwischen der Rudi-Carrell-Klamotte „Rudi, benimm dich!“ (1971) und „Betragen ungenügend!“ (1972), einer Fortsetzung der „Die Lümmel aus der ersten Bank“-Reihe. Offenbar war er also im Comedy-Modus, und das merkt man diesem Film auch an. Tatsächlich ist es einer der wenigen Filme, für die er auch selbst das Drehbuch geschrieben hat.

Inhaltlich dem „Report“-Film zuzuordnen, haben wir hier auch wieder einen Episodenfilm mit mehreren Begebenheiten.

Sequenz 1: Tochter wird von den Eltern beim Sex erwischt. Sie ist so erschrocken, dass sie einen Scheidenkrampf bekommt und der Liebhaber festklemmt. Die Eltern schmuggeln die beiden so aus dem Haus und fahren sie ins Krankenhaus. Slapstick pur.

Auf dem Weg – die beiden sind hinten im elterlichen Lieferwagen – löst sich der Krampf und die beiden machen weiter, derweil der Wagen einen Platten hat. Die pumpenden Stöße des Wagenhebers kommen gerade recht. Natürlich wird jede unlustige doppeldeutige Zote gerissen.

Was’n Krampf

„Ich hab ihn gerade erst reingesteckt, ich muss ihn noch heben!“

Dann finden wir uns auf einer Kegelbahn wieder. Ach, und wen haben wir denn da? Unser alter Bekannter Hans Terofal in einer kleinen Rolle als Kegelbruder. Wie üblich zappelig und grimassierend. Als Finale der Szene lässt ihm ein Typ eine Kegelkugel auf den Fuß fallen und er schüttet sich sein Bier ins Gesicht. Terofal quälen ging halt immer in den 70ern.

Hans Terofal schaut auch mal vorbei

Schwimmunterricht 12. Klasse, der Lehrer freut sich, dass er glücklich verheiratet ist, denn in seiner Klasse seien „ja richtige Brummer“ dabei. Okaaay. Tatsächlich bekommt der geneigte Zuschauer auch Szenen aus den Gruppenduschen dargeboten, Männlein und Weiblein.

Nach den vielen schwingenden Piephähnen bekommt die Story einen Twist – der Lehrer kriegt mit, dass einer der Schüler homosexuelle Neigungen hat und wird bei den Eltern vorstellig, um sie zu „warnen“.

Seine Mutter hat die rettende Idee – den schwulen Kurt einfach ne Prostituierte auf den Hals zu hetzen, die ihn „entschwulen“ soll. Ganz im Ernst. Diese Filme machen mich immer wieder sprachlos. (Der schwule Kumpel von Kurt heißt nebenbei natürlich auch Deeetlef – wie sonst.)

Die Dame (Christine Schuberth) gibt sich als Kollegin seiner Mutter aus (und hat die Stimme von Kate Tanner, kurios) und macht sich an den schüchternen Kurt ran.

Kurti muss nach einem tiefen Blick erst mal Mama anrufen. Sie soll im Gästezimmer schlafen. Sie fragt nach seinem Alter, er wird in zwei Wochen 17. Sie will ein Bad nehmen, Kurt soll ihr beim Öffnen der Kleides helfen, schwupps, Mopsalarm. Aber erst mal wird gebadet, was wird danach wohl passieren. Unzucht mit Minderjährigen, ein Spaß für die ganze Familie.

Frisches Obst ist gesund

Als der keusche Kurti sie dann im Nachthemd sieht, stellt sich heraus, dass er nur unter dem schlechten Einfluss vom bösen schwulen Detlef steht.

Kurt: „Detlef sagt, Frauen sind schrecklich und hässlich …“

Christin: „Frauen sind genauso unvollkommen wie ihr Männer. Nur vereint sind wir schön.“

Es folgt der rettende Koitus. Und unser Kurti ist dem Schwulsein gerade noch mal entronnen. Am nächsten Morgen kehren die Eltern heim und frohlocken, dass ihr Sohn wieder zu Vernunft gekommen ist. Das war doch die 300 DM wert.

Ohne Scheiß, mit solchem Schwachsinn sind viele Menschen der Jahrgänge 1950-1970 sozialisiert worden, mich wundert nichts mehr.

Die nächste Episode dreht sich um einen notgeilen Lehrer namens Hans, der sich mit einer Schülerin einlässt. Nein – er schnackselt zuerst ihre Mutter, dadurch lernt er die Tochter kennen, die heiße Heidi. „Lehrer sind halt auch nur Menschen.“ Alles natürlich auf superlustig gemacht, inklusive einem Strip im Zeitraffer (ob da jemand „A Clockwork Orange“ gesehen hat?).

Ob das am Set eines Lümmel-Films gedreht wurde? Die Vermutung liegt nahe.

Das große Finale dieses Werks dreht sich dann die Liebesromanze zwischen zwei Jungverliebten. Diese wird recht lange erzählt, mit viel „romantischer“, James-Last-mäßiger Klaviermusik und den beiden, die sich lachend im Wald tollen und händchenhaltend durch eine typisch-70er Innenstadt laufen.

Großen Unterhaltungswert hat hier eigentlich nur die Frisur des Herren. Allmächtiger.

Rolf hat die Haare schön. Er ist wohl für 50 % des Ozonlochs verantwortlich.

Weiß jemand, wo das ist? München?

Die Mutter von Blondie hat einen Puff, der als Massagesalon getarnt ist, um noch ein paar billige Gags einzustreuen. Das Etablissement hat übrigens den maximal abtörnenden Namen „Massagesalon Gisela“.

Es endet natürlich mit einer tatsächlich recht originell inszenierten Beischlafszene zwischen den beiden. Ein solider Handwerker war F. J. Gottlieb immer. Der Papa erwischt sie natürlich und es gibt das große Drama in drei Akten. Der gestrenge Herr Papa hat natürlich ein Problem mit dem beruflichen Hintergrund der Familie seiner Bald-Schwiegertochter. Die Nummer ist ziemlich träge und inhaltlich mehr Bravo-Foto-Lovestory. Am Ende wird der haarige Rolf vom Papa ins Internat geschickt, er fährt mit dem Zug von dannen und sein Schatz kann nur winken. Ein merkwürdig ernstes und trauriges Ende für einen Film, der als Klamotte mit Möpsen angefangen hat.

Vom Cast her gibt es hier nicht zu viel spannendes. Außer Hans Terofal haben wir hier fast nur unbekannte Darsteller*innen. Bisschen bekannter ist noch Christine Schuberth (* 1944), die einige Rollen in ähnlichen Filmen hatte. Spätgeborenen ist sie vielleicht noch als „Ledertasche“ Jeannette Bergdorfer aus dem RTL-Dauerbrenner „Hinter Gittern – Der Frauenknast“ (1997-2007) bekannt. (Ich stelle gerade mit Überraschung fest, dass die heute als Komikerin bekannte Annette Frier dort auch mitgespielt hat, schau mal einer an.)  Sie ist übrigens auch die Massage-Dame in der Folge „Massage“ von Ein Herz und eine Seele. Und natürlich auch in einigen Folgen von Derrick zu sehen.

Apropos Derrick – auch der dort oft zu sehende Bruno W. Pantel (1921-1995) ist hier als Herr Zwilling zu bewundern. Und ziemlich viel von ihm, mehr ich je sehen wollte. Ja, mitsamt Genital unter der Dusche. Uff. Sein Gesicht ist in unzähligen Filmen und Serien zu sehen. Bei Derrick war er 16 (!) mal zu sehen im Laufe der Jahre. (Ich denke beim Lesen des Namens immer, das ist doch der Opa aus den Loriot-Sketchen – nein, das ist Bruno W. Pannek. Der mit „Benötigen Sie einen Weihnachtsmann? Ich bin Student.“)

Bruno sticht der Hafer

Ansonsten so ziemlich das, was man von einem Report-Film der Ära erwartet, vielleicht mit etwas mehr Comedy-Einlagen als die Filme aus dem Hofbauer-Stall. Weltanschaulich überaus fragwürdig, aber das waren sie eigentlich alle. Wobei die Nummer „Wir entschwulen unseren Sohn durch eine Nutte“ durchaus neue hirnerweichende Maßstäbe setzt. Die wohl beste „Episode“ ist wohl die erste (Stichwort Scheidenkrampf), die eine gewisse Originalität und Komik auf niedrigem Niveau aufweist.

Laut ofdb lief der Schinken zuletzt am 14.04.1990 im Fernsehen, als wöchentlicher Samstagabendtittenfilm aus der Mottenkiste auf RTLplus. Scheinbar nie auf VHS erschienen, gibt es ihn heute tatsächlich als DVD zu kaufen, immer noch mit FSK 18. Tatsächlich ist der Film, gerade für 1972, schon relativ „zeigefreudig“, auch was Penisse angeht – unerigierte natürlich.

Wobei ich ehrlich nicht weiß, warum man sich das heute noch ansehen sollte, außer als popkulturelles und gesellschaftshistorisches Artefakt. Dieser Pflicht sei hiermit Genüge getan.

DVD: MCP (2004)

Trubel um Trixie (D 1972)

Regie: Franz Josef Gottlieb
Buch: Fritz Eckhardt, Kurt Nachmann
Produktion: Karl Spiehs / Lisa Film
Premiere: 19. Oktober 1972

Franz Josef Gottlieb ist uns hier ja schon öfter begegnet als einer der fleißigsten Regisseure dieser Ära des deutschen Kinos, seine Filmographie ist ein Festmahl für Freunde schrägen Filmguts. Neben den zeittypischen Schlager- und/oder Mops-Filmen, viele davon auch heute noch relativ bekannt und auf DVD zu bekommen, gibt es einige Filme zwischendurch, die mehr oder weniger vergessen sind und auch damals schon eher mäßig erfolgreich waren.

Einer davon ist „Trubel um Trixie“ von 1972, der bis heute nicht auf DVD erschienen ist. Die Video-Ausgabe auf dem Label „VPH“ ist noch als VHS, Betamax und Video 2000 erschienen, also sehr früh und ist entsprechend selten. Da bleiben nur Fernsehmitschnitte, der läuft alle Jubeljahre mal, und ein netter Zeitgenosse hat eine ORF2-Ausstrahlung digitalisiert, die im Netz zu finden ist.

Der Film fällt tatsächlich etwas aus der Reihe – er spielt weder an einer Schule (die „Lümmel-Filme“ waren auch langsam durch), noch gibt es blanke Busen und der Film wird nicht durch Gesangseinlagen von Schlagersänger*innen „verschönert“. Stattdessen gibt es eine relativ sinnvolle Handlung und mehrere Action-Einlagen. Und Uschi Glas.

Klingt komisch? Ja, isses auch.

Natürlich ist es auch eine Produktion der Lisa Film, mit den üblichen Verdächtigen hinter den Kulissen. Otto Retzer und Erich Tomek haben die Finger im Spiel, es kann also nur gut werden, nech.

Die Hauptrollen sind – neben Uschi Glas – mit Peter Weck und Fritz Eckhardt (1907-1995) besetzt. Weck war in der Zeit in allerlei Lustspielen zu bewundern und führte auch mal selbst Regie, aber Fritz Eckhardt ist doch eher selten im Genre zu sehen. Der Österreicher dürfte vor allem Tatort-Fans noch als „Oberinspektor Marek“ ein Begriff sein. Vor seiner späten TV-Karriere spielte er in allerlei Heimat- und Unterhaltungsfilmen der 50er und 60er mit, das war eine seiner letzten Kinorollen.

Weck und Eckhardt hatten in der Zeit zusammen Erfolge in der Serie „Wenn der Vater mit dem Sohne“ (1971), in der sie zusammen als Vater und Sohn eine Möbel-Fabrik leiten. Diese Grundidee wurde hier übernommen, nur dass sie hier eine Spielwaren-Fabrik haben.

Selbige wird nun Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Zu Beginn sehen wir ein Büro des internationalen Multi-Konzerns ITPC (dafür ist das ziemlich poplig), die haben sogar schon einer dieser neuen Computer, quasi eine Anbauschrankwand mit lustig blinkenden Knöpfchen, so wie man sich 1972 halt Computer vorgestellt hat.

Dieser hat nun für das kommende Weihnachtsgeschäft aus Meinungsforschung und bisherigen Produkten den neusten Spielzeug-Knüller errechnet: Mozartpuppen mit Maschinengewehr und Bonanza-Hut, die das Wolgalied spielen. (Was tatsächlich mit der klügste Gag des Films ist, wenn man das heutige Marketing bedenkt.)

Auf der Suche nach einer Fabrik, der diese Puppen herstellt, stoßen sie eben auf die besagte Fabrik von Wiesinger & Sohn. Es gibt aber auch eine Fabrik des Bruders, die ebenfalls für ein Angebot angefragt wird. Beide lehnen aufgrund der Menge von 2 Millionen Stück ab, weil die Produktionskapazität nicht da ist und die Erweiterung zig Millionen kosten würde. Aber hey, zeitlich passend stirbt gerade ein Onkel und vererbt ihnen einen Zug und ein Schiff (?). (Beides billige Ausreden, um mal aus dem Studio rauszukommen und ein paar, naja, „Action“-Szenen zu drehen.)

ITPC schickt derweil eine Mitarbeiterin nach Wien, um zu schauen, was da los ist. Diese „Spionin“ ist die titelgebende Trixie (Uschi Glas), die sich als „hässliches Entlein“ verkleidet als Sekretärin in die Firma mogelt. Natürlich gibt es „lustige“ Verwechslungen, denn Wiesinger jun. (Peter Weck) verknallt sich in die „hübsche“ Trixie, schnallt aber nicht, dass die „hässliche“ Trixie Sekretärin in seiner Firma ist. Sicha.

Nach allerlei Verwicklung, in der besagter Zug und besagtes Schiff zu Bruch gehen (wie bei James Bond, sach ich euch), stellt sich dann heraus – der Onkel ist gar nicht tot, sondern wollte die beiden Streithähne nur versöhnen. Wer hätte das kommen gesehen! Und Peter Weck kriegt die Uschi. Knutsch. Abspann.

„Hübsche“ Uschi
„Hässliche“ Uschi
Peter Weck, verwirrt
Peter weckt Uschis Glas! Äh: Peter Weck küsst Uschi Glas! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Action-Szene! Hui! Und all das ohne CGI!
Hans Terofal und Jochen Busse in einer Szene! Jetzt hab ich wirklich ALLES gesehen.

Ein seltsamer Film, der in einer Art Übergangszeit entstand. Wenn man sich die Produktionen der Lisa Film anschaut, war das eine der letzten „normalen“ Komödien, in denen es ohne Nuditäten ging. Danach setzen sie mehr auf Softerotik, immer weniger wurde gedreht, bis sie 1981 mit den „Supernasen“ und den folgenden Gottschalk-Filmen wieder größere Erfolge hatten.

Selbst ein paar entblößte Brüste hätten diesen Film nicht mehr gerettet. Peter Weck und Fritz Eckhardt haben eine ganz gute Chemie, ihre gemeinsamen Szenen sind ganz nett, aber viel zu wenige. Weniger klamaukig als andere Filme der Zeit ist er, nur dass er auch in allen anderen Humor-Disziplinen ziemlich Schiffbruch erleidet.

Als Drehbuchautoren werden Fritz Eckhardt, der „Vater“ im Film, sowie der Lustspiel-Spezi Kurt Nachmann genannt, der ja bei sehr vielen Produktionen der Lisa Film seine Fingerchen im Spiel hatte und uns hier auch schon einige Male über den Weg gelaufen ist. Es war einer seiner letzten Filme. Hier spielt er sogar mal als Schauspieler mit, als Otto Wiesinger, mit seinem lustigen Preußen-Bart. Die beiden Autoren haben eine Szene zusammen, als sie das Testament vorgelesen bekommen, aus irgendeinem Grund mitten in Weinbergen (?!). Whatever.

Ernst H. Hilbich (* 1931) spielt als Prokurist des Wiesingers die Rolle des „Trottels“, der hier und da auch etwas Slapstick ins Spiel bringt (zum Beispiel die obligatorische Fensterln-Szene), eine Rolle, die sonst auch gut zu Hans Terofal gepasst hätte. Hilbich ist eigentlich ein guter Schauspieler und Komiker, ich mag ihn in vielen seiner Rollen, hier ist er etwas verheizt. Es ist sehr kurios, dass er im gleichen Jahr in diesem Kasperkram und in dem harten Krimi „Blutiger Freitag“ von Rolf Olsen (der mit den Satansmädchen) mitgespielt hat. Terofal ist hier auch dabei, als Kapitän des geerbten Schiffs, eine ziemlich kleine Rolle. Ach ja, das Schiff ist – natürlich – am Wörthersee. Wo sonst?

Und ich erwähnte es schon einige Male – der gute Mann ist 4 Jahre später schon gestorben und hatte ein schweres Alkoholproblem. Gerade in seinen letzten Filmen ist er auch nur saufend zu sehen, was wohl lustig sein sollte. Auch hier ist er in seinen wenigen Szenen ordentlich am bechern. Ach ja – wieder mal Zeit für eine kleine Galerie: „Hans Terofal beim Saufen“. Na dann, Prost, Hans! Mögest du im Himmel bessere Rollenangebote bekommen.

Ein kleines Beispiel des Humor-Niveaus. Gespräch zwischen Kapitän Terofal und Kurt Nachmann als Erbe des Schiffes.

„Ich meine: Sie trinken!

Ich? Ja, selbstverständlich! Schließlich bin ich ja Seemann!

Ja. Wörthersee-Mann!

Na, ob die See oder der See – See ist See! Und der Wahlspruch der christlichen Seefahrt heißt: Steife Brise, steife Ho… äh, steifer Grog!

Bitte versteifen wir uns nicht noch weiter. Was ist dieses Schiff wert?

Nicht einmal einen kleinen Grog.

Das sieht Onkel Gustav ähnlich!

Der Grog?

Machen Sie keinen schlechten Witze.

Moment, also – ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“

„Ich hab mich nicht verpflichtet, gute Witze zu machen!“ ist vielleicht der beste Gag im ganzen Film.

Der Zausel, der da neben ihm am Tisch sitzt, ist übrigens niemand geringeres als – Jochen Busse. Ja, ich musste auch zweimal hinsehen. Erschwerend kommt hinzu, dass er statt seinem üblichen, markanten Organ das von Bernd Herzsprung hat, weswegen ich ihn zuerst gar nicht erkannt habe mit seiner lustigen 70er-Friese. Hier wurde ordentlich nachsynchronisiert. Kurios: Claudia Butenuth, die die Sekretärin spielt, wird von Helga Trümper synchronisiert – für mich immer die Stimme von „Kate Tanner“ aus ALF, durch die Hörspiele in mein Gehirn eingebrannt.

Ach ja, und wer darf in keinem obskuren deutschen Kackfilm fehlen? Jawoll – unser Lieblingsknittergesicht Herbert Fux hat auch eine kleine Rolle als Straßenpolizist. Auch er spricht mit fremder Zunge, nämlich der von Klaus Löwitsch (der uns hier schon als Mörder bei Derrick begegnet ist), Ob die alle einfach keine Zeit beim Studiotermin hatten? Gut, sind auch jeweils nur ganz wenige Sätze. Dennoch seltsam. (Quelle: Deutsche Synchronkartei)

Neue Runde „Find den Fux“ – das ging schnell, schon in Minute 4

Kurioses Filmchen. Kein Witz, keine Nackedeis, nicht mal alberne Schlager. Mäßiger Unterhaltungswert. Ein Produkt drei alter Herren. Der Film hätte eigentlich genau so 1952 entstehen können.

Für Fans der jungen Uschi Glas vielleicht ganz nett. Oder halt so Komplettisten wie meinereiner, der gerne jeden Film vom deutschen Trash-Meister Franz Josef Gottlieb sehen möchte. Da kommen noch ein paar Perlen auf mich und euch zu! Stay tuned.

(Seine letzten Lebensjahre vor seinem Tod mit 75 verbrachte er übrigens damit, bei gefühlt tausend Folgen von „Unser Charly“ im ZDF Regie zu führen. Das tu ich mir dann aber nicht an. Alles hat Grenzen.)

Da staunt der Fux und der Fachmann wundert sich.

Semmel, Wurst und Birkenwasser – Die liebestollen Handwerker (D 1972)

Alternativtitel: Die liebestollen Handwerker; Triebe und Gelüste, 2. Teil
Regie, Buch, Produktion: Hans D. Bornhauser
Produktion: Barny Bornhauser Productions
Premiere: 1. Dezember 1972


Es gibt Filme, die muss man gesehen haben, um sie zu glauben. Dies ist einer davon.

Anfang der 70er überschwemmte eine Welle von deutschen Erotikfilmchen wie diese die Kinos. Die Geschichte, aus dem Off erzählt: In einer braven schwäbischen Kleinstadt mit dem schönen Namen Bumshausen (ja, ernsthaft) wird zum ersten Mal im Kino ein „Sexfilm“ gezeigt, nämlich eben genau dieser (ein sehr kreativer Kniff, macht einem ein wenig schwindelig, wenn man drüber nachdenkt). Der Film zeigt nun die Auswirkungen dieses Kunstgenusses auf einen Bäcker, einen Friseur und einen Fleischer. Das ist oft zum Schreien komisch und natürlich so erotisch wie eine lange Baumwollunterhose mit Flecken.

Herr Bäckersmann hat ein groooßes Baguette für das Frollein.

Der Film kalauert sich mit vielen politisch inkorrekten Sprüchen durch die karge Laufzeit, die einzelnen Episödchen mühsam durch den Off-Erzähler zusammengehalten.

Harter Stoff für Trashfreunde, viel deutscher Lokalkolorit der schrägen Siebziger, Sprüche zum Fremdschämen und hier und da etwas nackte Haut. Spießig, kleinbürgerlich und doch versaut – das geht nur im Deutschland der frühen Siebziger.

Von den Darstellern sagt mir nur Rinaldo Talamonti (oben im Bild der Herr mit dem phallischen Backwerk) was, der als lustiger, notgeiler „Quoten-Italiener“ von 1970 bis 1978 durch gefühlte 100 Erotikfilmchen geisterte. Und dann 1975 in einer meiner Lieblingsfolgen von Derrick auftauchte – „Tod am Bahngleis“. Ich fand’s sehr amüsant. Von „Graf Porno und seine Mädchen“ zu „Derrick“, das ist doch mal eine Karriere. Und als wäre das noch nicht genug: 1996 kandidierte er bei den Münchner Kommunalwahlen für die FDP. Dem Mann ist offensichtlich nichts peinlich.

Der Regisseur hat übrigens noch ähnliche Filmchen auf Lager. Wie wäre es denn mit „Brummi, sein Kolben läuft auch ohne Diesel“? Oder mit „Sally – heiß wie ein Vulkan“? Der nächste Videoabend ist gesichert. Lustiger als vieles, was Hollywood so als Komödie verkauft.

In der Bettwäsche hat Koteletten-Willi keinen Bock. Verständlich.

VHS: Starlight (Video Palace)
DVD: e-m-s (wohl gekürzt)

(2013, erweitert)