Ooh … diese Ferien (Ö 1958)

Regie: Franz Antel

Buch: John Andersen

Produktion: Franz Hoffmann für Cosmos-Film

Premiere: 5. August 1958

Eine Welt, in der Leute noch Sätze wie „Der Herr Direktor lässt bitten“ sagen und kesse Teenager, Entschuldigung: Backfische, noch „Monika“ heißen. Ach ja, die Fünfziger. Wirtschaftswunder, dicke Autos, die Taschen quellen über vor Geld und alles macht den ganzen Tag nur Urlaub, bevorzugt in Italien. So wollen es viele Filme der Zeit zumindest darstellen.

Hier haben wir also ein Werk des österreichischen Vielfilmers Franz Antel, der uns hier ja schon öfter begegnet ist und der heute vielleicht eher noch für seine Sexklamotten der späten 60er und frühen 70er bekannt ist, weil die doch eher mal im Nachtprogramm von RTL plus liefen als solche Filme wie dieser. Wer könnte schon unsterbliche Filmtitel wie „Frau Wirtin bläst auch gern Trompete“ vergessen?

„Familie fährt in Italienurlaub und erlebt Abenteuer“ war die Prämisse einiger Filme der Zeit. Hier hat Drehbuchautor John Andersen (seine einzige Filmarbeit, ist das vielleicht ein Pseudonym?) noch etwas Krimi eingebaut – eine Handvoll finstere Gesellen wollen nicht näher benannte Geheimpapiere über die Grenze schmuggeln und verstecken diese in einem Auto. Durch eine Verwechslung kauft Familie Petermann diesen Wagen und fährt direkt in den Urlaub, die Gesellen wollen natürlich die Papiere und verfolgen sie.

Besagte Prämisse lässt mich auch direkt an den Heinz-Erhardt-Film „Das kann doch unseren Willi nicht erschüttern“ von 1970 denken, Buch und Regie Rolf Olsen. Zufällig spielt der hier als Schauspieler mit in einer kleinen Rolle als etwas dümmlicher Ganove namens Otto Muffler, Zufälle gibt’s. Er fing in den 50ern primär als Darsteller an, hier und da etwas Drehbucharbeit, und wurde erst ab 1961 zum Regisseur einer wilden Filmographie, von Roy Black (Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer) bis Exploitation (Ekstase – Der Prozeß gegen die Satansmädchen).

Wer also schon immer wissen wollte, wie Rolf Olsen aussah, here you go:

Der Film ist sicherlich mit „ganz nett“ gut beschrieben. Anspruchslose Unterhaltung, hier mal was zum Schmunzeln, hier mal etwas angedeutete Spannung, entspannte Menschen am Strand, ein gut aufgelegter Georg Thomalla, der wie immer sympathisch grandelnde Hans Moser, man muss nicht dauernd schleimende Schlagersänger ertragen – man kann es schlechter treffen im deutschen Nachkriegskino. Im zweiten Akt sind einige Längen zu verzeichnen. Natürlich darf auch ne kleine love story nicht fehlen, die fesche Monika, erwähntes Backfischmädel, verknallt sich im Hormonkoller natürlich postwendend in einen der Ganoven, der sich bei ihrer Familie bekannt macht, um sie auszuspionieren.

Zwischen den beiden gibt es diesen kleinen Dialog, der wunderbar das Frauenbild der Zeit auf den Punkt bringt. Liest das dusselige Mädchen doch tatsächlich ein Buch am Strand, ha! Frauen brauchen doch keine Bildung, die werden doch eh geheiratet:

Zu Georg Thomalla (1915-1999) hatte ich hier schon einiges geschrieben. Hier sehen wir ihn ziemlich in der Mitte seiner Filmographie in den für ihn sehr produktiven 50er Jahre. Alleine 1958 spielte er in vier (!) Filmen mit. Kleines unnützes Wissen nebenbei: Er war auch Synchronsprecher und hat u. a. Peter Sellers in den Pink-Panther-Filmen seine Stimme geliehen.

Die finsteren Ganoven

Heidi Brühl (1942-1991) war damals ein Publikumsmagnet, gerade durch die Immenhof-Reihe auch ein Schwarm aller Mädels. Immenhof war quasi das Bibi und Tina der 50er. Grinsende Mädels mit Pferden halt. Sie spielte in allerlei Unterhaltungsfilmgedöns wie hier mit und war auch als Sängerin erfolgreich. 1991 verstarb sie an Krebs. Kurios: In der 1. Staffel von der Mini Playback Show auf RTL plus bildete sie zusammen mit Roberto Blanco und „Lümmel“ Hansi Kraus die Jury. Noch etwas unnützes Wissen für den nächsten Party-Smalltalk. Gern geschehen.

Hans Moser und Filmenkelin

Der Österreicher Hans Moser (1880-1964), bürgerlich Johann Julier, hat auch eine von diesen fast unüberschaubaren Filmographien, die bis in die Stummfilmzeit zurück gehen. Neben diesem Film hier spielte er in dem Jahr noch in 5 anderen Filmen mit, wohl oft als etwas skurrile Nebenfigur wie hier. 1956 war sein Rekordjahr mit 8 Filmen. Unglaublich, was die damals in diesen Jahren so rausgeballert haben.

Die Frau von Georg Thomalla wird von einer gewissen Hannelore Bollmann (* 1925) gespielt. Sie hatte in den 50ern einige kleinere Rollen, oft in den Filmen von Franz Antel. Nicht ganz zufällig – denn sie war seine Ehefrau. Und ja, die lebt offenbar noch und geht stramm auf die 100 zu.

Bislang der erträglichste Film von Franz Antel, der mir vor die Augen gekommen ist. Kann man sich durchaus auch heute noch ohne Schmerzen ansehen.

Es gab mal eine DVD, die ist offenbar out of print, aber recht günstig zu bekommen. Eine Ausstrahlung des Hessischen Rundfunks findet man auch.

Hans Moser beim Angeln und zwei fesche Knaben

Bühne frei für Marika (D 1958)

Regie: Georg Jacoby

Buch: Helmuth M. Backhaus

Produktion: Walter Koppel für Real-Film

Premiere: 14. August 1958

50er-Jahre-Revuefilm. Uff. Aber der Cast machte mich neugierig. Natürlich das primär ein Vehikel für den schon damals angestaubten Star Marika Rökk (1913-2004), die hier schon etwas ihre beste Zeit hinter sich hatte und zudem noch als begeisterte Mitläufern und Hitlerfangirl etwas politisch angezählt war. Dennoch hatte sie auch in den 50ern noch einige Erfolge, scheint viele Deutsche nicht gestört zu haben. Gut, das Schicksal teilt sie mit vielen Künstler*innen ihrer Generation, auch wenn sie sich nicht glaubwürdig mit „innerem Exil“ herausreden konnte, zu eindeutig waren doch ihre Aussagen (bei Interesse sei auf Wikipedia verwiesen).

Doch zu diesem Film. Unbedeutender Revuefilm in Technicolor-Bonbonfarben, wie immer: fadenscheinige Handlung, um eine Reihe von Sing- und Tanzeinlagen irgendwie grobmaschig zusammenzudengeln.

Die „Handlung“ dreht sich um eine kleine Künstleragentur, der die zugkräftigen Künstler fehlen. Marion Müller (Rökk) leitet diese Agentur, und sie kommen auf die Idee, sie als „Marika Karoly“ als ungarische Diva zu vermarkten. Verwechslungskomödie, Klappe die 3525te. Wird dann natürlich zuerst zum Erfolg, dann fliegt sie als Hochstaplerin auf („Was erlaubt sich dieses Frauenzimmer!“), alles schlimm, aber huch, es gibt doch ein Happy End. Zwischendurch wird getanzt und gesungen.

Aber es gibt hier doch einiges zu entdecken. Schaun wir doch mal.

Roberto Blanco

Jawoll: Roberto „Ein bisschen Spaß muss sein“ Blanco (* 1937), süße 20 Jahre jung, noch gaaaanz am Anfang seiner Karriere, singt einen Schmachtfetzen namens „Echo-Blues“. Er wird nur in einer Totalen vor einem grünen Hintergrund gezeigt, ganz lässig mit Händen in den Hosentaschen, dann bekommen wir für den Rest des Songs eine künstlerisch wertvolle Ballett-Einlage vor die Linse:

Tatsächlich vielleicht die interessantesten drei Minuten des Films.

Ebenfalls noch vor dem großen Durchbruch bekommen wir auch den jungen Harald Juhnke (1929-2005) geboten. Er spielt Frank Flemming, einen Klatschreporter des örtlichen Käseblatts. Und Johannes Heesters (1903-2011, nein, kein Tippfehler) ist der große Co-Star von Rökk. Hier ist er quasi in der „mittleren“ Phase seiner ewig dauernden Karriere, aber am Zenit der Kinokarriere, die hier langsam aber sicher ausläuft. Irgendwie spielt er hier sehr steif, reißt dauernd unnatürlich die Augen auf beim Reden und overactet wie Sau. Keine Ahnung, ob das so sein Stil oder ob er hier nen schlechten Tag hatte, dafür kenne ich zu wenig seiner Filme. (Bis jetzt. Die Wahrscheinlichkeit ist recht hoch, dass er mir nicht zum letzten Mal vor die Flinte läuft.)

Einer der kuriosesten Szenen des Films. Ich frage mich echt, ob das damals total harmlos war, oder ob sie das bewusst so durch die Zensur gemogelt haben. Echt, jetzt Uschi Muschi-Musch?

Regisseur Georg Jacoby (1882-1964), gebürtiger Mainzer, war nicht nur ein routinierter Regisseur, sondern ab 1940 auch der Ehemann von Marika Rökk. Schon praktisch, wenn man Berufs- und Privatleben zu schön verbinden kann.

Seine Regie-Karriere umspannte die Jahre von 1913 (!) bis 1960. Er arbeitete 33-45 auch für die Nazi-UFA brav weiter und hatte, wie seine Ehefrau, auch nach dem Krieg wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft erst mal Betätigungsverbot. Aber schon 1950 drehte er munter weiter, als wäre nichts gewesen.

Die finale große Revue hat wohl 90 % des Budgets verschlungen, große Bühnen, Kostüme und sogar ne kleine Science-Fiction-Einlage. Hier wird geklotzt und nicht gekleckert. Ob deswegen der Rest des Films eher poplig aussieht?

Die „Raumfahrt“ ist sehenswert, da kann Kubricks 2001 echt einpacken:

Über die Klischee-„Buschmänner“ aus der Mottenkiste schweigen wir mal dezent.

Irgendwo auch ein typischer Vertreter der Zeit. Ansonsten historisch kaum von Belang und auch sonst von eher fragwürdigem Unterhaltungswert. Für alle Hardcore-Fans von Roberto Blanco natürlich Pflichtprogramm. Sollte es 2022 noch so etwas geben.

Der Film hat es in Deutschland offenbar weder auf VHS noch auf DVD geschafft (jepp, einer von denen) und auch sonst ist online kaum Information zu finden. Die letzte auf ofdb dokumentierte Fernsehausstrahlung war 2007, im Dritten um 13.00 Uhr weggesendet. Auf diversen Streaming-Portalen ist er aber zu finden, aber auch (mutmaßlich legal) auf YouTube zu finden in überraschend guter Qualität.