Derrick: Zeichen der Gewalt (D 1975)

Regie: Theodor Grädler
Buch: Herbert Reinecker
Produktion: ZDF/ORF, Helmut Ringelmann
Erstsendung: 04.05.1975, ZDF

Ein Anwalt bekommt einen Anruf. Verbrecher sind in sein Haus eingedrungen, er wird erpresst, als Anwalt einem Gefangenen eine Pistole in den Knast zu schmuggeln, sonst wird seine Frau ermordet, die sie als Geißel halten. Notgedrungen folgt er den Einweisungen, er nimmt jedoch die Patronen raus. Jedoch – er hat eine vergessen, die im Lauf. Ein Gefängniswärter wird auf der Flucht erschossen. Derrick ermittelt. Der Anwalt begeht aus Gram Suizid. Der Oberstrolch ist auf der Flucht und bereitet der Polizei einiges Kopfzerbrechen. Er ist gut bewaffnet und echter Psycho. Voller Körpereinsatz ist gefragt.

Derrick zu seinen Kollegen: „Ihr solltet auf keinen Fall vergessen, dass der Mann sofort schießt – ohne Zögern schießt!“

Die 8. Folge der noch jungen Serie „Derrick“, ausgestrahlt im Mai 1975, ist in gewisser Hinsicht ein Novum. Von Anfang an gibt es hier Sex & Crime, man könnte im Kontext fast von einem „Action-Feuerwerk“ sprechen. Noch dazu gibt es im Cast einige interessante Leute, alles Grund genug, um hier dazu ein paar Worte zu verlieren.

Im letzten Akt geht es hier ganz schön rund. Zu funky Rockmusik mit Fuzz-Gitarre gibt es wilde Schießereien und Verfolgungsjagden. Ist jetzt kein John Wick, natürlich.

Tatsächlich hat sich Horst Tappert hier bei einem kleinen Stunt den Fuß verletzt, danach war es vorbei mit „mach ich eben“.

Über den Dächern von Nizza, äh, München

Herausstechend ist hier sicherlich Raimund Harmstorf (1939-1993) in seinem ersten Derrick-Auftritt (von dreien). Er spielt hier einen eiskalten Killer, er ist der Strolch Hausmann, der aus dem Gefängnis freigepresst worden ist. Er spielt hier den gewissenlosen, von keinerlei Moral eingeschränkten Gangster wirklich großartig.

Raimund Harmstorf als Oberstrolch Günter Hausmann

Heute wahrscheinlich am ehesten als Gegenspieler aus diversen Bud-Spencer-Schinken in Erinnerung („Sie nannten ihn Mücke“), spielte er damals des Öfteren solche zwielichtigen Gestalten (z. B. in dem Actionknaller Blutiger Freitag (1972), den ich hier auch mal würdigen müsste).

Die damals hauptsächlich in Erotikfilmchen stattfindende Sybil Danning (* 1947) ist hier als die Ehefrau von Harmstorf zu sehen – kurios: beide haben sich schon mal in dem schon besprochenen Siegfried-Fummelfilm bereits kennengelernt. Vielleicht wurde sie auf Empfehlung von Harmstorf gecastet, wer weiß das schon. Es war auch ihre einzige Derrick-„Erscheinung“.

Tatsächlich war sie wohl auch drehbuchgemäß als „Macht sich gerne naggisch“ gecastet, denn ihre Figur arbeitet in einem Nachtlokal und ab Minute 18 sehen wir dann erst mal einen Strip von ihr. Grundsätzlich gibt es hier aus heutiger Sicht überraschend viel nackte Haut zu sehen. Immer dran, denken, wir sprechen von einer Abendserie im eher spießigen ZDF.

Sybil Danning lässt die Hüllen fallen

Tatsächlich treffen wir auch noch einen alten Bekannten auf dieser Seite – der bekanntlich von mir sehr geschätzte Rudolf Schündler (1906-1988) ist hier in einer kleineren Rolle zu sehen, als Kellner im besagten Nachtlokal, der sich vor Schiss fast einnässt, als Derrick ihn verhört. Während er in seiner kleinen Küche sitzt und seine Briefmarkensammlung sortiert – auch ein Bild, das man heute nicht mehr so sieht.

Gaby Dohm (* 1943) könnte vom Namen her eher Fragezeichen hervorrufen, aber das Gesicht sehr bekannt – auch sie ist bis heute aus dem deutschen Serienschaffen nicht wegzudenken. Sie ist hier noch eher am Anfang der Karriere, ihre bekannteste Rolle sollte erst 1985 in der Schwarzwaldklinik kommen. Sie spielt hier die Ehefrau des erpressten Anwalts, sie hilft dann bei den Ermittlungen. Sie soll die Stimmen ihrer Geißelnehmer auf dem Tonband wiedererkennen.

Viele tolle Schauspieler, bis zum Ende spannend, nette Actionszenen – da soll noch mal jemand sagen, Derrick sei langweilig. Dieses Klischee kommt eher aus den späten Jahren und den vielen Parodien. Die ersten Jahre bieten einige echte Knallerfolgen.

Die Serie gibt es als DVD-Boxen, seit einiger Zeit aber auch in guter Qualität und legal vom ZDF lizenziert auf dem YouTube-Kanal „KultKrimi“. Hier wird man fündig.

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