Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…? (D 1966)

Regie: Kurt Hoffmann

Buch: Eberhard Keindorff, Johanna Sibelius nach Curt Goetz

Produktion: Hans Domnick, Heinz Angermeyer

Premiere: 3. März 1966

Die Reise durch die Niederungen des deutschen Nachkriegskinos hält immer wieder Überraschungen parat. Wie diesen Film. Basierend auf dem Theaterstück von Curt Goetz (1888-1960), das 1926 erstmals erschien, haben wir es hier mit einem weiteren Remake zu tun. Der Stoff wurde bereits 1930 und 1953 verfilmt, hier also schon Version Nummer 3. Was den Film allerdings durchaus bemerkenswert macht, ist die Ausstattung und Kameraarbeit. Diese sind, gerade für 1966, verblüffend. Der Film verleugnet nicht die Theaterbühne, die Sets sind abstrakt, sehr modern und hier und da fast Avantgarde. Viel weiß, viel monochrom, wenn Farben, dann satte Primärfarben. Auch Kameraeinstellungen und Kamerafahrten weichen oft vom Üblichen ab. Visuell ein hochinteressanter Film.

Agda Kjerulf (Liselotte Pulver) betrauert ihren Mann, den begabten, aber erfolglosen Maler Hilmar Kjerulf (Heinz Rühmann). Zuerst heißt es, er wäre bei einem Unfall ertrunken, nun ist die Frage: War es Mord? Agda wird angeklagt. Doch nichts ist so wie es scheint.

Publikumswirksam mit Liselotte Pulver und Heinz Rühmann besetzt, überzeugt der Film auch mit geschliffenen, geistreichen Dialogen und einer wilden Story mit einigen Twists, die mit dem Begriff „Krimi-Farce“ wohl gut beschrieben ist. Der Autor Curt Goetz galt damals auch als einer der besten Komödienschreiber im deutschsprachigen Raum. Von den 1950ern bis in die 1970er hinein wurden viele seiner Bühnenstücke verfilmt. In der 1953-Version dieses Stückes spielte er auch die Rolle des Hilmar Kjerulf.

Ein paar Eindrücke über den visuellen Stil des Films:

Der zweite Teil des Films spielt hauptsächlich im Gerichtssaal, der ebenfalls lichtdurchflutet und modernistisch ausgestattet ist (oben zu sehen).

Regisseur Kurt Hoffmann (1910-2001) war in den 50ern und 60ern einer der Topregisseure fürs leichte Unterhaltungsfach. Heute am bekanntesten ist wohl die 53er Version von „Das fliegende Klassenzimmer“ (die mit Paul Dahlke), „Ich denke oft an Piroschka“ (ebenfalls mit Pulver) oder die Thomas-Mann-Verfilmung „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull„. Er hat

Im Cast ragen natürlich die damals sehr populären Heinz Rühmann und Liselotte Pulver heraus, gerade Rühmann trägt den Film. Die restlichen Rollen sind alle solide besetzt, viele erfahrene und vielbeschäftigte Darsteller*innen, die man damals oft in Film und Fernsehen sah, viele darunter alte Hasen vom Theater. So richtig herausstechend fand ich nur den jungen Gert Haucke (1929-2008), der hier schon seinen patentierten bösen Blick zeigt. Seine Performance als abgrundtief böser, eiskalter, schmierlappiger und gewissenloser Ganove in der Derrick-Folge „Alarm auf Revier 12“ (1975) bleibt mir unvergessen.

Ein junger Gert Haucke als Polizist

Heinz Rühmann und Lieselotte Pulver dürften auch heute noch den meisten ein Begriff sein. Rühmann (1902-1994), gerne als „größter deutscher Schauspieler des Jahrhunderts“ bezeichnet, war hier schon eher im Herbst seiner Karriere. Von den 30ern bis in die 60ern war der „Heinz-Rühmann-Film“ fast ein eigenes Genre. Hier jetzt sein Leben darzulegen würde den Rahmen sprengen. Er wird uns hier sicherlich nicht zum letzten Mal begegnen.

Pulver, Rühmann

Lieselotte Pulver (* 1929 – ja, sie lebt tatsächlich noch, ich war auch erstaunt), gebürtige Schweizerin, war in den 50ern und 60ern einer DER Topstars und hatte einen Leinwandhit nach dem nächsten. Heute doch eher für deutsche leichte Muße wie „Das Spukschloss im Spessart“ oder für ihre langjährige Rolle in der deutschen „Sesamstraße“ bekannt, drehte sie auch in Amerika und Frankreich viele interessante Filme, mit Leuten wie Douglas Sirk, Billy Wilder oder Jean Gabin.

Leichtfüßige, aber nicht dumme Unterhaltung. Der Stoff war halt auch 1966 schon etwas angestaubt, wie gesagt, die Bühnenfassung stammt wie gesagt aus den 1920ern. Humoristisch jetzt nichts, was einem grölend unter den Tisch schickt, aber weder klamaukig-zappelig-albern noch übertrieben schmalzig. Immerhin. Visuell nicht uninteressant. Eine kleine Perle im viel gescholtenen deutschen Kino. Wie sich der Film im Vergleich mit den beiden älteren Fassung schlägt, vermag ich mangels Sichtung nicht zu beurteilen.

Auf DVD vom Label „Filmjuwelen“ in einem schicken Schuber zu haben, wie viele Filme mit Rühmann.

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