Regie: Peter Dörre
Buch: Franz Arndt, Daniela Holl
Produktion: Wiener Stadthalle-Station Betriebs-und Produktionsgesellschaft / Karl Spiehs (ja, genau der)
Premiere: 13. August 1962
Ok, ich weiß, ich bin gerade echt auf komischen Pfaden durch die Kinogeschichte unterwegs. Aber hey, was tut man nicht alles für die Wissenschaft! Beim großen Rundumschlag durch das deutsche Filmschaffen kann man auch solche Werke nicht umgehen, schließlich waren das damals mit die erfolgreichsten Filme. (Ja, das ist ein österreichischer Film, rechne ich mal großzügig dazu.)
„Tanze mit mir in den Morgen“ ist quasi die „Bravo Hits“ von 1962. Ein dünner Plot um ein kleines Theater dient als Vorwand für ein Stelldichein der tollsten Hits des Jahres. Das Theater soll abgerissen werden, weil dort der Donaupark entstehen soll, der 1964 zur Internationalen Gartenschau gebaut wurde, auch in der echten Welt.
Der Theaterleiter des bedrohten Kulturtempels wird von dem 1930-1960 omnipräsenten Paul Hörbiger (1894-1981) gespielt. Am Ende fackelt der ganze Bums ab, er singt eine traurige Weise mit einer Träne im Knopfloch, bekommt dann aber eine „außerordentliche Genehmigung“ der Stadt Wien und kann eine Art Schlager-Club auf einem Donauschiff betreiben. Puh! Alle zusammen trällern „Ein Wiedersehen an der Donau“ oder so was und alles ist wieder gut. Abspann.
Ansonsten kann man hier einige bekannte Künstlerinnen und Künstler zu Beginn ihrer langen Karriere in bonbonfarbenem Eastman-Color bewundern. Rex Gildo (1936-1999) gibt den Schmachtfetzen „Wir beide sind allein“ zum Besten, und auch ein Udo Jürgens gibt mit 28 Jahren ein Duett namens „Die goldenen Jahre“ mit einer gewissen Evi Kent. Diese war um 1960 gut im Geschäft und in einigen Kinofilmen zu sehen, verschwand danach aber von der Bildfläche. 1973 spielte sie noch mal in dem durchgeknallten und hier schon besprochenen „Blau blüht der Enzian“ mit.
Chris Howland (1928-2013), der Radio-DJ, der zum Sänger und Filmstar wurde, schaut auch mal vorbei und kann seinen alten Gassenhauer „Hämmerchen-Polka“ performen. Auch das Stück hat einen verschmitzten Charme. Der Text stammt erneut von dem hier schon mal erwähnten Hans Bradtke, der auch „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“ dichtete.
„Alle müssen Steuer zahlen
Ich und du und er
Alle leiden Höllenqualen
Mir fällt das nicht schwer
Droht mir auch der Dalles
Ich bezahle alles
Und hol mit Humor
Mein Hämmerchen hervorUnd dann hau ich mit dem Hämmerchen mein Sparschwein
Mein Sparschwein kaputt
Mit dem Innenleben von dem kleinen Sparschwein
Geht’s mir dann wieder gut“
Noch etwas unnützes Wissen auf den Weg: 1962 coverte Heinz Erhardt den Song, leider musikalisch bisschen zu sehr geleckt. Der britische Akzent und die etwas kuriose Orchestration des Originals machen viel vom Charme aus.
Ansonsten bleibt ein kitschiges, langatmiges Revuefilmchen. Im Prinzip ist das alles so eine Art frühe Form der heutigen Musikvideos. Die überschwülstigen Beiträge von Gerhard Wendland sind nur schwer zu ertragen, der Schmalz läuft aus den Lautsprechern.
Für den österreichischen Regisseur Peter Dörre, der es nicht mal zu einem eigenen Wikipedia-Artikel geschafft hat, blieb das auch die einzige Kinoarbeit, sonst machte er nur Fernsehen. In Sachen Bildgestaltung ist das also Magerprogramm, er hält mehr oder weniger die Kamera drauf. Hier und da gibt es ein paar Tanzeinlagen, die für ein bisschen MGM-Musical-Flair sorgen sollen. Für Fans der beteiligten Künstler oder generell Schlagerfans der Zeit vielleicht sehenswert. Ansonsten gibt es selbst in dem Genre sicherlich interessantere Vertreter.
Zumindest weiß ich jetzt, wo Heinz Becker seinen Modegeschmack abgeschaut hat. Das KANN kein Zufall sein. 🙂